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Bericht und Anträge der

Artilleriekommission fur gezogene Geschüze.

(Vom 21. Juni 1861.)

Au den Vorstand des eidg. Militärdepartements.

Herr Bundesrath.

Seitdem in den europäischen Staaten mit fieberhafter ......hatigkeit die Einführung gezogener Gesehüze betrieben wurde, um ihrer ausserordentlichen, durch Gebrauch festgestellten und anerkannte Vortheilen theilhaftig zu werden bei allen moglichen künstigen Begebenheiten, fand sich anch die schweizerische Eidgenossenschaft veranlagt, vorerst in dieser Richtung Untersuchungen und endlich praktische Versuche vornehmen zu lassen.

Ein

rasches Vorgehen in dieser Richtung ist man unserer Armee,

dem einzigen Bollwerk unserer Freiheit und Unabhängigkeit, schuldig, um derselben in Stunden der Gefahr eine Waffe bieten zu konnen, die geeignet ist, ihre Zuversicht und ihren Muth zu heben. Wenn auch unsere intern staatliehen Verhältnisse ein methodisches, umsichtiges und genau prüfendes Vorgehen verlangen , so wird es nicht fehlen an energischem Vorgehen nach entscheidendem Schlösse.

Die sehweizerisehen Versuche begannen schon im Februar 1860, nnd wurden in den Monaten April und Juni fortgesezt, mit dem rein franzosisehen und einem von Herrn Oberst Müller in Aaran, dem frantosisehen nachgebildeten System, das schon damals günstige Resultate zeigte.

Jm Dezember gleichen Jahres wurden die Versuche von Reuem mit Verbesserungen ausgenommen, wobei sich wesentlich günstigere Resultate, als beim rein sranzosischeu System herausstellten.

Es wurden nun die Vorbereitungen zu entscheidenden Sehlussversuchen, abzuhalten im Februar und März 1861, gemacht, als das System des belgischen Generals Timmerhans auftauchte, das schon dnrch die Einfachheit feiner Grundfäze, wie durch mitgetheilte günstige Resultate für unsere Verhältnisse zu passen schien. Die Vorbereitungen erstrekten sich daher aueh aus die. Vrüsung dieses Systems.

263 ^.e im Februar und März 1861 stattgesnudenen Versuche mit gezogenen Geschü^en konstatirten nach allen Richtungen das^ System Müller al^ ein vollkommen brauchbares, nachdem einige Zustande über die ^ündung der Granaten durch einfache technische Vorkehren gehoben waren.

^ie Resultate mit dem System Tiu.merhans waren bezüglich der Tresffähigkeit mit ^ollges.chossen vortrefflich, die Frage der Zündung, die vou den zu gebrauchenden Bapierspiegeln abhängig ist, so wie Resultate mit allfällig weniger gnt angefertigten Spiegeln von verschiedener Konsisten^ und von ftrapa^irteu, blieb unaufgeklärt, so dass neue Versuche für den Monat Juni angeordnet wurden.

^.ese Versuche umsassten laut Brogramm eine Konkurrenz der beiden Systeme im Granat- und .^artätsehgranatfeuer , in der Schnelligkeit des Feuers und im Batailleseuer ; Versuche mit Granatwürsen , nebst andern nicht zur Konknrren^ gehörenden Ermittlungen.

Es ist durch diese beiden Versuchsreihen ein hinlängliches Material vorhanden, um ^..r vorläufigen Vergleiehung der beiden Systeme zu schreiten.

^ ^ie Vergleichung wird in folgender Reihenfolge stattfinden :

a. Leichtigkeit, Ausrüstung, Beweglichkeit.

b. Munitionsanfertigung.

c. Transportfähigkeit der Munition.

d. Bedienung.

e. Tressfähigkeit.

t. ^chu^arten.

^. Anwendung auf Rundgeschosse.

h. ^lugbahn.

i.

Verkussion.

a. Leichti^eit, ^nsrustun^ Beweglichkeit.

Gesehüzrohre, Cassette und Vroze konnen bei beiden Systemen gleich stark und s^wer gemacht werden, da die Einflüsse des Rükstosses ungefähr

die gleichen sind.

Wird nun angenommen , dass ^ede Vroze bei beiden Systemen mit 40 Schüssen ausgerüstet werde. so wird das Gewicht beim System Müller um 53 .^ hoher sein. Rüstet man aber das ^ftem Müller zu 32 Schüssen, wie bei der französischen Artillerie aus, so kömmt demselben ein Mindergewicht vou 23 .^ zu Gunsten.

Auf die Beweglichkeit des Gesehüzes werden diese 53 .^ und 23 ^ keinen fühlbaren Einfluss ausüben, dagegen verdreifachen sieh diese Unterschiede bei den Eaissons.

264 b. .^uuiti^a^ert.^u.^.

Mit Ausnahme der Vol.lgesehofse des Systems Timmerhans wird naeh den gemachten Ersahrungen voraussichtlich die Ze.t der Anfertigung bei beiden Systemen gleich sein, was beim System Müller die Berfektionnirung des Geschosses mehr ^eit wegnimmt, kommt beim System Timmerhans auf Anfertigung, Troknen ...... des Spiegels.

^. Trau.^or.^i.^eit der ...^umtio..^ Die Versuche konnten wegen Mangel an Zeit nicht in so umfassen..

der Weise vorgenommen werden, dass man hierüber ein Urtheil abgeben könnte , die Untersuchungen geigten übrigens keine. Veränderungen.

^.. Bedienung Jn dieser Richtung sind im März und Juni Versuche angestellt worden: Das .^artätsehseuer mit knrz tempirten Kartätschgranaten ergab den 9. März nach daheriger Tabelle mit dem System Müller , 4 ^ Kanone, eine Zeit von 3... 12^ für 5 Schüsse, oder sür den ^ehnss 38 Sekunden. Rach dem Tableau vom 14.^15. Juni brauchten beide Systeme beim ...^esehwindfeuer je die gleiche ^eit für die nämliehen Distanzen,

d. h. 43, 34 und 35 Sekunden für den Schus, , bei dem Bataillefener

n.it Lokalveränderung hielten beide Systeme die gleiche Zeit inne, uämiich ini ganzen 40.^ oder 1 Minute per Sehuss.

Diese Resultate sind im Ganzen sehr günstig, zeigen aber kemen Unterschied der beiden Systeme. Wahrscheinlich wird sich aber ein Ansfall zu Gunsten des Systems Timmerhans ergeben, sobald Patronen, Spiegel und Geschoss ^u einem Schuss verbunden sind.

o. Tre^hi^eit.

Die gezogenen 4^-Kanone, System Müller, .^eigt ans verschiedene

.Dist....n^en nachfolgende Resultate.

265 Distanz.

Schuss-

Grösste

Mittlere

Sehritte.

differenz.

disserenz.

800 1,200 1,600 2,400 4,500 5 Distanzen

Mittel

^

176 11..)

78 .

182 282

Schuss-

56 38,5 33, l 56,2 68

837 ^ 5^

251,8 5

167

50,4

Mittlere

Grosste

Abweichung. Abweichung.

7 15,8 2l 42,5 -

2,9 5,3 6,7 13,4 58,4

86,3

86,7 5

.

.

.

.

^

.

.

21,6

17,3

Die gezogene 4.^-Kauone, System T i m m e x h a n s .

Distanz.

Schriee.

800 1,200 1,600 2,400 4,500 5 Distanzen

Mittel

Gxosste

Mittlere Schuss^

differì.

difserenz.

158 181 120 154 239

33,6 36,6 30 42,6 51,4

852 5

194,2 5

59,4 4

104,7 5

170

39

15

20,9

Schuss-

Grosste

Mittlere

Abweichung. .Abweichung.

5,7 11,3 20 22,4 -

1,7 6,4 4,6 34 58

266 Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass in Bezng ans Laugen^ abweichung die beiden Systeme sieh ziemlich gleich stehen . bei den Seitenabweiehuugen stellte sich das ^..vstem Müller ein wenig besser. Ausfallend beim System Timmerhans ist das abnorme Resultat für die Distanz von

2400.^

Bei den Versuchen von. 14. nnd l5. Jnni ist das System Timmer.^ hans mit 6 Treffern gegen 2 Treffer vom System Müller im Vortheil , dabei kommt aber der sehr wichtige Umstand vor, dass 12 Timmerhans^ gesehosse falsch rolirend das ^iel nicht erreichten, also total verloren giengen, während alle Schüsse vom System Müller gleichsormig in der Rahe

des Zieles einschlugen.

Das Batailleseuer zeigte in Be^.g auf Treffer ein entgegeugeseztes Resultat, nämlich 13 Treffer nach Müller und 7 Treffer nach Timmerhans, von welch^ leztern wieder 3 Schüsse das Ziel nicht erreichten.

Jm Allgemeinen ist die Tresssahigteit zu Gunsten vom System Müller, jedoeh in bescheidenem Masse.

^ Sparten.

V ollgeschosse.

Das System Müller hat kein eigentliches Vollgeschoss, wie alle S.^ steme gezogener Kanonen, mit Ausnahme von Whitworth und Timmerhaus , doch ist diesem Umstande weniger Gewicht beizulegen^ weil die ueuesten Versuche in Jülich dargethan haben, dass die Breschelegnng in Mauern auch mit Grauateu leicht moglich ist.

Granatfeuer.

^ie bei den Versuchen im Februar und Mär^ noch unklare Frage der Zünduug beim ^ftem .^imm..rhaus ist so ^iemlieh gelost. weuu au^ die Grenzen von Gelingen und Richtgelingen sehr nahe liegen, und geübte Behandlung erfordern.

^ie Versuche laut Tabe.le vom 13. Jnni zeigeu auf die Distanz

von 1000.^ von 15 Schüssen bei Müller, 15 gesprungene, bei Timmerhaus 9 gesprungene. uud 6 blinde Granaten ; also ein Resultat .^u Gun^ sten von ersterem System. Dagegen kommen bei Timmerhans per Schuss 8 und bei Müller 4 Treffer von Spr.^ngstüken. Das materielle Resultat ist daher zu Gunsten von Timmerhans, wenn der moralische Eindruk des häufigen Sprengens ausser Acht gelassen wird. ^lus die Distanz von 1600.^ dagegen ist das Resultat, sowol in der ^ahl der gespruugenen Granaten, als in den Treffern ^u Gunsten von. System Müller.

Werden die beidseitigeu Wirkungen im Ganzen beurtheilt, nach den Versuehsresultaten , so stehen sich dieselben ungesähr gleich ; gan^ anders wür.^e stch diess aber bei feldmässigen. Gebrauche gestalten und entschieden ...u Gunsten von Müller ausfallen, weil die Masse der Müller'sehen Granaten um ^ schwerer ist, als diejenige von Timmerhans.

2^7 ^artätschgranate.^.

Die Resultate vom 13. Juni Beigen in dieser Richtung sowol auf

Sprengung- als Trefse^ah.. ein Uebergewicht des Systems Müller, bei gleicher Füllung.

Granatwerseu.

Das Werfen der Granaten aus verdekten Stellungen gegen feindliehe Werke ist eine Ausgabe von hohem Belang. Wie die Versuche vom

11. Juni zeigen, ist diess mit einer Ladung von 8 Loth durch das S.^stem Müller mit grosser Genauigkeit möglieh, und liesse sich noch auf ^ grössere als die angenommenen Distanzen anwenden.

Das System Timmerhans erlaubt das Granatwerfen kaum, jeden-

falls mit grosser Unsicherheit, da die schwache Ladung laut belgischen Ver^ suchen nicht genügt, den Spiegel zwischen Geschoss und Züge zur richtigen Führung einzupressen.

Büchsenkartatschen.

Diese Art Geschosse können wol aus Rohren beider Systeme unter gleichen Umstanden und Wirkungen geseuert werden, sofern man vom Ruin der Züge absehen will und nicht den .^arläsehgrauatsehuss auf kur^e Distanz vorzieht. Der Form der Züge gemäss ist jedoch anzunehmen, dass das Rohr Timmerhans weniger bal.^ beschädigt werde.

^. Aumeudul^ auf .^..n^eschosse.

Ein aussagendes Resultat ergaben die Versuche mit Ruudkugelu uud Bapierspiegeln aus glatten Rohren gegenüber gezogener nach dem System Timmerhans. Wir wollen die Versuche vom 1l). Juui, wobei neu sabri^irte Bapierspiegel verwendet wurden uud schlechte Resultate lieferten^ ausser Acht lassen, uud bloss diejenigen vom 12. Juni in Betracht ^ehen,

uud man findet, dass aus die Distanze.. von 800^ und 1000.^ der glatte Berner 4^ mit Vapierspiegeln weit bessere Resultate geigte, als die ge^ogene Timmerhanskanone ; ein Beweis , dass ^die Rotation den Rund-

kugeln nicht oder nur leicht beigebracht ....ird, und ^die grossere Tressfähig^

keit nur dem ^lusheben des Spielraums zu verdanken ist. Mit diesem sällt die Annahme dahin, dass mit dem System Timmerhans Rundgeschosse aus weitere Entfernungen mit grossem Erfolg geschossen werden konnen ; dagegen bleibt es sicher, dass das System Timmerhaus den Gebrauch von Rundkugeln. wenn au.h mit geringerem Erfolg, gestattet, wäh^ rend das ^stem Müller die Rundkugeln ausschliesst.

h. .^lu^ahn.

Eine Vergleichuug der Flugbahnen beider .^stem... von gleichem .Kaliber,

^immerhans Vollkugeln, aus die Distan^ von 2700^ zeigte uns, dass beim ^stem Tim^nerhans ^mit grosserer ...lufangsgeschwindigkeit, eine im ausstei^

268 genden Ast flachere Bahn erzielt wird, die sich aber beim niedersteigenden Ast stark abbiegt. Das System Müller verfolgt bei wenig kleinerem

Richtungswinkel und geringerer Anfangsgeschwindigkeit eine viel xegel-

massigere gestrektere Bahn, und langt mit kleinerm Einfallwinkel an. Die Flugbahn der Timmerhansgranate ist bis aus 900.^ etwas rasanter, als diejenige vom System Müller; aus weitere Distanzen findet das umgekehrte Verhältniss statt ; ebenso ist das Timmerhans-Vollgesehoss in Bezug auf bestrieheneu Raum bloss bis 800^ im Vortheil por der Müller^sehen Granate. - Gro^erer Luftwiderstand durch unregelmässige Rotation oder Konstruktionsfehler des Geschosses Timmerhans find die Ursachen dieser ungünstigen Flugbahn. (Vide Beilagen Nr. l. und H.^ .

.. ..^.^ion.

Die Anfangsgeschwindigkeit zum Geschossgewieht ergibt beim 4.^ Sp-

stem Müller eine Ansangsperkusfionskraft von 10,753 Fusspfund, beim 4.^ T.mmerhans eine solche von .)246 Fusspsund. Es ist daher die Berkusfionskrast des Systems Timmerhans nm l..).^ geringer, und wird sieh aus grossere Distanzen, nach der Form der Flughahn beurtheilt, noch geringer herausstellen.

E i n w i r k u n g a u s G e s c h ü z und K a s s e t t e n . Hat fi.h bis jezt bei beiden Systemen kein wesentlicher Unterschied gezeigt.

.^e.^leichnn^ beider ^st.eme uach den stattgehabten ^ersuchen.

^

a. Leichtigkeit, Ausrüstung, ^ Beweglichkeit . . . ^ h. Muuitionsausertigung .

c. Transportsähigkeit der Munition . . . .

e. Tresfsähigkeit .

.

.

gleich gleich

d . Bedienung . . . .

k. Sehussarten .

System Füller.

^ System Timmerhans.

unbedeutend leichter bei gleicher ..^chu^ahl

gleich gleich

^

kein wesentlicher Un- kein wesentlicher Unterschied terschied ein wenig besser . ^günstiger für Kartätsch^ gleich für Granat^ granaten, ausschliessschienen

lich günstiger für

^ Granatwersen.

^. Anwendung aus Rundgeschosse.

.

.

.

. ^

^-

anwendbar mit geringem Erfolg

h. ^lugbahu .

günstiger von .)l)0^ an günstiger bis 8^00.^ i. Verkussi.^n . . grosser um 10 ..^.

k. Einwirkung auf ^e-^ sehüze und Laffetten .

unbemerkbar ^ unbemerkbar.

^ .

.

269 ^e^me.

.Das Gesammtresultat, wie solches aus den Versuchen in obiger Zusammenstellung hervorgeht., ist offenbar dem System ^Müller günstiger, wobei aber zu bemerken ist, dass beim System Timmexhans einzelne Bartien, wie Trefsfähigkeit , Granat- und ^artätschgranatfeuer , entweder durch schlechte Qualität der Spiegel, oder durch unrichtige flüchtige Behandlnng derselben beim Laden ungünstig beeinflußt wurden.

Das System Müller ist offenbar ein durchgeführtes und . zum ^.lbschluss gebrachtes System , das in allen Anforderungen sehr günstiges leistet und im System selbst wenig Verbesserungen zulasst.

W^nn auch das Geschoss an und für sich selbst komplizirt ist, so wird solches in Werkstatten angesertigt und gelangt in die . Hände der ^anonire als Geschoss, an dem sie gar keine weitern Manipulationen als das Einschieben in die Züge zu besorgen haben, das weitere Laden ist ebenso einfach und rein mechanisch. Diese Eigenschaften des rein Mechanischen, wo der Bedienungsmannschaft keine weitere Aufmerksamkeit zugemuthet wird und vor dem Feinde, in der Aufregung in diesen Graden auch so wenig als moglieh vorkommen soll, machen das System f e h r

feld tüchtig.

Das System T i m n. e r h a n .^

hat bi.^ je^t al^ Versnchsgeschüz

fehr Günstiges geleistet. Das Geschoss selbst ist einfach und in der Form noch Veränderungen fähig, sosern diess wünschbar ist. Das Gesch^ss aber ist nicht der Hauptfaktor des Systems, sondern der Spiegel von Rapier, über dessen ^abri^ion, dessen zum Schien günstige Eigenschaften, dessen Verhalten während der Zeit der Aufbewahrung und des Transportes, so wie Behandlung beim Schiessen selbst, noch viel unaufgeklärt ist.

Die aus Belgien bezogenen Bapierspiegel waren weich und geschmeidig aus sehr gut geleimtem Bapier, lose gebunden und frisch gefettet, so dass sie alle theoretischen Eigenschaften besassen, die dem System gemäss an dieselben gestellt werden konnten, sie entsprachen dah^.r als frisch laborirt und wenig strapa^irt den Anfordernngen, sosern dieselben stark oder massig, je nach .^lrt des^ ^euerus mit Voll- oder Hohlgeschoss angesät wurden, immerhin mit wenigen Ausnahmen.

Die in Bern, genau ..ach Instruktion vou General .^immerhans,

..ugefertigten Spiegel, weniger weich und geschmeidig, befriedigten lauf Tabelle vom 1l). Juni in keiner Weise, so dass auzu.^ehmeu ist, dass nur günstige Resultate mit weichen elastischen Spiegeln erhalten werben konnen.

Immerhin sind diese günstigen Eigenschaften noch nicht kouftatirt, sollen es aber durchaus werden.

Eine weitere Frage ist offenbar die, ob das Fetten der Spiegel unerlässlich ift, wie lange sieh beim Aufbewahren d^.se Fettung halten lasst, und schliesslieh, ob bei längerer Maga^inirung , so wie bei längerem Trans^ .

.

.

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d .

^ ^ .

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^ .

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^ .

^ .

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Bd.^.

2^

270 port die Spiegel dureh Austxokn^., ^rmveränderung nicht solche Eigenschasten annehmen, die sie als die Träger des Brinzips untauglich machen.

^chliesslieh haben die Versuche gezeigt, dass bei schwachem Ansehen

des ..^chosses in die Spiegel die Trefsfähigkeit vermindert, dass dagegen

.^u zu starkes ^Ansezen bei Hohl^..schossen die Zündung verunmoglicht, dass also ^nur eine gewisse ^ren^e von Verbindung zwischen Spiegel ....nd Geschoss ex,istirt, die vollkommene Resultate ^erheisst. Diese Grenze ist sehr gering , und ausser derselben sind Schüsse von unregelmässiger Rotation.

Diese ^r^.nze .konnte schon bei ausgezeichnet eingeübter Bedienungsmannschast (Jnstrnktoren) im März nicht inne gehalten werden, noch weniger bei gut eingeübter ^edienungsmannschast im Juni: wie soll sieh diese^ Fehlergrenze nun vor dem Feiude, bei Aufregung , bei ungeübter Mannschast einhalten lassen^ E^ ist diess eine Frage von hochster Bedeutung, die Hauptsrage, ob das System Timmerhans sur den Dienst vor dem Feinde geeignet sei oder nicht. E^ sollen daher in dieser Richtung noch erschöpfende, prak^ tische Versuche angestellt werden.

...l n w e n d u n g.

Was die Anwendung und Einführung der beiden Systeme, bei Vor^ug des einen oder andern aus unsere Artillerie betrifst , so wird sieh dieselbe gestalten wie folgt : Das System Müller erheischt eine unverzügliche , namhafte, nene Anschaffung von Batterien 4 ^-Kanonen. Umändern der tauglichen 6 .^Kanonen, als ^eld.^ und ^ositionsgesehüz, und Belassen der grossern .^aliber als ^Vositionsgesehüz , so wie ganz neue .^lnschassnngen der entspreehenden Eisenmunition, und schließlich allgemeine, sahrweise ^iusührung des g l e i c h e n K a l i b e r s als ^eldgesehüz.

Das ....^..stem T immerhaus brauchte i u. Rothsall weniger neue ^lns^hasfnugen , und konnte schnell mit Ziehen uusers iezigen kleinen Kalibers und Mnnitionsansertigung hiersür eingeführt werde.n. Es ware diess jedoch nur ein Uebergangsmittel mit allen Mängeln einer Artillerie ^on verschiedenartigen Kalibern.

Jm ^alle definitiven Einsührens brauchte das System Timmerhans genau die gleichen Auslassungen an Materiel und Munition, da es stch gezeigt, dass mit den Rundgesehossen unerheblich bessere Resultate, als ans glatten Geschüzen ohne Bapierspiegel erzwekt wurden. Ob sieh das ^vsten.

in Bezug auf gr.ossern Kaliber als ^ositi^nsgesehüz zur Einführnug taug-

lieh ^ig^, solt noch untersucht werden.

System Müller.

K o st e n d e r ^ i n s ü h r a n g.

.^eue A n s c h a f f u n g e n an l2,4.^ B a t t e r i e n .

Material: 72 Stk. gezog. 4 ^ Kan. Rohr a Fr. 1800 Fr. 12.),600.

9.^ ,, ausgerüstete Laffetten a ^, 1900 ,, l 82,400. 144 ,, Baissons a ,. 1650^,,^ 237,600^Total des Materials ^r.^54.),600. ^

271

Munition: 17,280 Stük fertige Schüsse à Fx. 7. -^ Fr. 120,960. -11 ,520 Stük fertige Kartätsch. aranatschüsse a 7. 50 86,400. ^.

Total. der Munition K o n t r o l l e : Spesen und Allerlei

Fr. 207,360. -,, 13,040. -

Total der neuen Anschaffungen Fr. 770,000. -System T.mmerhans.

^Gleiches Material veranschlagt zu ^ ,, 549,600.-Munition: 17,280 Stük fertige Schüsse a 6. 15 Fr. 106,272. --11 ,520 Stük fertige .^artatschgranats...hüssea6.65 ,, 76,608.Total der Munition ,, 182,880. --Kontrolle: Spesen und Allerlei .

,, 13,520.--Total der neuen Anschaffungen Fr. 746,000. --D i f f e r e n z zu Gunsten des Timm.^rhanss.^stems bloss

Fr. 24,000. -

Vorlausig bemerken wir, dass eine Umänderung der tauglichen ^ .^Kanonen nach ....^.stem Müller, nebst entsprechender Munition, auf ^ranken 240,000 zu stehen käme.

Was die allfälligen Dosten einer Umänderung der glatten .^ .^-Kanonen nach System Timmerhans anbetrifft, konnen wir nieht eintreten, da noch nicht bestimmt ist. ob die jezigen 6 ^Kanonen sieh überhaupt zur Umänderung eignen oder solche ertragen.

Die Kostenberechnung basirt sich auf ..^ronze-Gesehüz , deren .^lnsertigung bereits mehr al.^ zur Hälfte ausgeführt ist. Bei ^lnweudung von

Gussstahl belausen sich die Kosten aus Fr. 24l)..) per Gesehüz, also Fr. 43,200 Mehrerforderniss. Jst auch Gussstahl in Bezug auf ^lusdauex der Bronze überlegeu , so dars anderseits nicht ausser A.cht gelassen werden die schwierige Unterhaltung der Gussstahlgesehü^e, die Abhäugigkeit vom Ausland und damit verbundene ..Verspätung der Anschaffung, so wie der Umstand, dass ein untauglich gewordenes Gussstahlgeseh^ gar keinen Werth mehr hat, während das Bron^egeschüz stets den Metallwerth beibehält.

Magazine.

Für Magaziniren der neuen Anschaffungen au Material und Munition, so wie zur Anfertigung und Reparatur des Materiellen , würden sogleich Reubauten notwendig, um solche gehorig bei Zeit und ohne Anstände versorgen zu konnen.

272 ^..a die neuen Auslassungen 240 Fuhrwerke Vlaz für Unvorhergesehenes gazine für 300 Fuhrwerke zu erstellen, Bserdgeschirre, Schan^eräthschasten ^e.

Fuhrwerke betragen und sür ^0 ^u berechnen ist, so wären Main deren obern Räumen Vlaz für genügend vorhanden ist.

Rechnet man ein Magazin für 100 Fuhrwerke, so sind deren drei zu erbauen, wovon eines für die Westsehweiz in T hu n, das zweite sur die Zen.ralsehweiz m Luzern o d e r Stanz, das dritte für die Ost^ sehweiz in Rapperschw^l, mit je einem Munitionsmagazin. Ein viertes in einigen Jahren notwendiges Magazin sollte in Luzern erstellt werden, um das Zentrum zu verstärken.

^ .^ ^..em Maga^m in Thun, als dem Hauptwaffenpl.az unserer Uebungen, wäre serner eine meehanische Werkstätte ^ mit Laboratorium beizufügen .

1) für Ausstellung der ^iehmasehme sür ^..eschüze., 2) ,, mechanische Vollendung der ....^e^l.osse , 3) ,, Reparatur des Materiellen;

4) ,. vollständige Anfertigung der Munition.

Jndem wir die Erstellung dieser Bauten vorschlagen, berechnen wir die kosten ^u.

Magazin i.. Thun. 320^ lang, 50^ breit für l 00 Fuhrwerke sammt Expropriation Fr. 65,000. --Mechanische Werkstätte und L.aboratorinm ,, 58,000. ^-

Munitiousmagazin .

,, 12,000. Fr. 135,000. ^

^aga^u in Ludern oder St...uz sür 100 ^.uhrwerke

Muuitionsma^in

Fr. 60,000. ...

,, 12,000. ^--

Magazin in Rapperschw^l wie iu Stan^ ^

^r. 72,000. ^ 207,000. ^^ ,, 72,000.

Total Fr. 27^,000.. ^-

Wenn wir uach obiger ^useinanders^uug noch zu keinem definitiven

Schlussantrage in Betreff der absoluten Vor^ügli^keit des ...^..stems Müller

oder Timmerhans gelangen tonnen, so findet diess seine Begründung darin, dass wir die gemachten Versuche noch nicht in allen Beziehungen für massgebend genng erachten, und zwar sowol deswegen, weil d^e Versuche nicht iu hinlänglich grossem Massstabe vorgenommen werden konnten , dass uieht der ^usall bei den ^ Resultaten hätte hie uud da einwirken tonnen . als auch deswegen, weil iu Betresf des ....^stems Timmerhaus zum Theil die Spiegel, welche gebraucht wurden , nicht die erwünschte Vollkommenheit besassen. Wir beschränken uns daher nach gegenseitiger Auszählung der Vor- und Rachtheile beider Systeme für einstweilen folgende .^lnträ^e Jhrem Entscheide zu unterbreiten .

273

1) Mit Rüksicht auf molliche Kriegsgefahr und in Anbetracht des ausserordentlich ungünstigen Eindrukes, den der Riehtbesiz von gezogenen ^eschüzen auf unsere Truppen macht und machen müsste, erscheint der sofortige Beginn der Einführung gezogener .^..eschüze

als absolutes Bedürsniss.

2) ^as System Müller entspricht im Wesentlichen den Anforderungen,

welche bezüglich der .Leistungen gezogener Feldgeschüze gestellt werden,

und ist zu sosortiger Einführung reif.

3) Jn Betreff des Systems Timmerhans sind die Versuche, namentlich über Anfertigung der Vapi.erspiegel, deren Leistungen in.^ weichem und härterm Zustande, bei unregelmäßiger Stauung beim .Laden, schnellstens vorzunehmen und . über diese noch nicht genugsam aufgeklarten Vunkte ..^ewissheit zu erhalten.

4) Sosortiger Beginn mit Anschaffung einer Anzahl von gezogenen 4 .^.^anoneu nach System Müller und entsprechender Munition.

..Durchführung der Anschaffung der .Laffetten und Eaifsous für 72 ^eschü^e, dagegen keine Umänderung an unseru ^eschüzen bis zur definitiven ^ Annahme des einen oder andern Systems.

genehmigen Sie hiermit den Ausdruk unserer hochachtungsvollen

Ergebenheit.

^

O l te n, den 2l. Juni 1861.

^aus ^er^^... Oberst.^ArtillerieJnspektor.

.^urstember^er, Oberst.

.^. Jammer, Oberstlieutenant.

.^. Burnier,. Lieut.-Eolonel.

.......iadlimaun,. Artillerie-Major, Berichterstatter.

^274

^esezentwnrf..

.

betreffend

die Eisenbahn ^ nnd .^onzessionirten ^rivattelegra^hen.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, in näherer Erläuterung und Ausführung von Art. 5 des Eisenbahn-

gesezes vom 28. Juli 1852, so wie von Art. 1 des Telegraphengesezes vom 20. Ehristmonat 1854, in der Absieht besonders, die Telegraphen der Eisenbahnverwaltungen

auch dem Bubl.ikum zugänglich ^u machen ; nach Einsicht eines Berichtes und Antrages des Bundesrathes, b e schl i esst :

Art. 1. Als Dienstdepesehen, welche im ^inne von Art. 5 des Eisenbahngesezes auf den Telegraphenlinien einer Eisenbahngesellsehast unentgeldlich befordert werden dürfen, werden nur solche angesehen, welche an die ordentlichen Organe der Bahnverwaltung gerichtet sind und deren

Jnhalt die Organisation der Verwaltung, die Sicherheit und Regel-

mässigkeit des Betriebes, die ^usammensezung und den Gang der Bahn^üge , den Dienst der Bahn und des personellen , die Bewegung des Materiellen und der Waaren betrifst. Alle andern Depesehen, die einen solchen Jnhalt nicht haben, namentlich diejenigen, die aus Verlangen oder im Jnteresse von Drittpersonen erlassen werden, oder deren Jnhalt zur Mittheilung au Drittpersonen bestimmt ist, werden als Brivatdepeschen betrachtet.

Art. 2. Wenn Eisenbahngesellschaften auf ihren Telegraphen Vrivatdepeschen besordern wollen, so kann der Bundesrath dieselben, mit Bezeiehnung der Stationen und unter Festsezung der Bedingungen , hiezu .ermaehtigen.

27.^ Diese Ermächtigung kann pom Bundesrathe aue.h ...uf solche privatdepesche^ ausgedehnt werden, di^ vom Auslands kommen ode.^ d^hin abgehen.

Art. 3. Die Telegraphenlinien der Eisenbalmgesellschaften find nach Anordnung und auf kosten der eidg. Te.le^phen...exwaltung in das .^ez der eidgenössischen Telegraphenlinien einzuführen.

Art. 4. Für jede Brivatdepesche , die auf einer Eisenbahnstation aufgegeben, oder an eine solche gerichtet wird, ist die ordentliche Telegraphenta^e (Art. 1 des Bundesbeschlußes , betreffend die internen Tele^ graphenta^.en , vom 22. Januar 1859). zu berechnen. Von dieser Tax^e

bezieht die Eisenbahngesellschaft, ohne Rükficht aus die Wortzahl, 50

Rappen , und wenn die Depesche von einer Eisenbahnstation auf eine Station einer andern Eisenbahngesellscha.st abgegeben wird, so h..t jede

derselben 25 Rappen zu beziehen. Der Rest fällt der eidgenössischen Verwaltung zu.

Art. 5. Die Bestellung der Brivatdepeschen an den Adressaten hat die Station des Bestimmungsortes nach den ^ allgemeinen , sur die eidgenössische Verwaltung festgesezten Anordnungen und Gebühren (Art. 2 des Bundesbeschlusses, betreffend die internen Telegraphentax^en , vom 22.

Januar 1859) ^u besorgen.

Art. 6. Der Bundesrath wird die Ta^en, die auf internationalen Depeschen von der Eisenbahnverwaltung erhoben werden dürsen , mit Rükficht auf die bestehenden Verträge feststen.

Art. 7.

Den Jnspektions- und Kontrolbeamten der eidgenössischen

Telegraphenverwaltung liegt die Aufsicht über die Beforgung des Dienstes und die Führung der Kontrolen auf den Stationen der Eisenbahnverwaltungen ob, zu welchem Zweke ihnen der freie Zutritt in die Stationen jederzeit offen steht.

^

Art. 8. Die Stationen der Eisenbahngesellschaften , denen die Beforderung von Brivatdepefehen gestattet wird, haben über alle ein- und ausgehenden Dienst- und Brivatdepeschen, nach .Anleitung der eidg. Telegraphenverwaltung , genaue Register zu führen und Rechnung zu stellen.

Die Druksachen , die zur richtigen Beförderung und Taxirung dex Brivatdepeschen, so wie zur Registrirung derselben erforderlich find, werden den Eisenbahnstationen von der Telegraphenverwaltung unentgeltich geliefert.

Art. ..). Für die Erstellung anderer Telegraphen, ausser den nach Art. 5 des Eisenbahngesezes bewilligten .Linien, kann der Bundesrath die .Konzession ertheilen und die Bedingungen hiefür feststen.

276

^Art. 10. Jede Widerhandlung gegen die Vorschriften de.. gegen^ wältigen Gesezes unterliegt einer Busse von Fr. 1 bi... 500 ; im Widerholungssalle kann die Busse bis auf Fr. 1000 erhoht werden.

Die Busse wird vom Bostdepartement ausgesprochen.

Art. 1l. Der Bundesrath ist mit der Vollziehung dieses gesezes und mit Erlassung der weitern, für dessen Ausführung erforderlichen Vorschriften beauftragt.

^llso den gesezgebenden Rathen der Eidgenossenschaft vorzulegen be^ sehlossen.

Bern, den 28. Juni l 861.

Jm Ramen des fehweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident.

^. M. Knnsel.

Der Kanzler der ^Eidgenossenschaft: ^^i^.

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Bericht und Anträge der Artilleriekommission für gezogene Geschüze. (Vom 21. Juni 1861.)

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1861

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09.07.1861

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262-276

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