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Schweizerisches Bundesblatt.

^lll. Jahrgang. l.

Nr. ^.

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^. Januar 18^1.

Botschaft des

Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend Bewilligung einer Subvention zum Zweke einer wissenschaftlichen Reise in's

Innere von Afrika.

(Vom 3. Dezember 1860.)

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Mit der hier abgeschlossenen Anschrift vom 14^ v. Mts.

hat die schweizerische ..aturforschende Gesellsehast das Gesuch an uns gerichtet, für den seit mehreren Jahren ... K er en (Ostafrika) sich abhaltenden Landsmann, Herrn W e r n e r Munzinger, ans Sotothurn, zum Zweke eu.er wifsenschaftlid.e.. Reise in das Junere Afrika's bei der hohen Bundesverfammlnng Deinen angemessenen Beitrag auszuwirken. Die Motive, warum Herr Munzinger gegenwartig diese Reise unternehmen will, und warum die gelehrte vaterläudische Gesellschaft die fragliche Subvention ihrerseits glanbt befürworten zu sollen, sinken Sie in der nachstehenden Auseinandersezung naher entwikelt.

Der berühmte und .uu. die Wissenschaft vielfach verdiente Reisende Eduard. V o g e l ist seit bald fünf Jahren gänzlich verschollen.

Jm Jahr 1853 betrat derselbe, in der Absicht, das noch in so mancher Beziehung unbekannte Afrika näh..... zu erforschen, bei Tripoli den Boden des afrikanischen Kontinentes. Am 1. Januar 1 856 verliess er Kuka, um naeh Europa zurükzukehren., indem er versuchen wollte, über W a d a i , Darfur und Cordosan den Ril zu erreichen. Von da an wurde von B u n d e s b l a t t .

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dem unglüklichen Reisenden nichts mehr gehort. Jndessen gehen übereinstimmende Aussagen dahin , dass Vogel bis Wadai vorgedrungen sei und dessen Hauptstadt W a r a erreicht habe. Was nun aber weiter mit ihm vorgegangen, ob er von den dortigen Einwohnern getodtet worden sei oder ob er, wie man im besten Falle glaubt annehmen zu dürfen, nur in Gefangenschaft ^ehalten werde, das hat bis ^ezt nicht ermittelt werden konnen. Die deutsche Ration ist nachgerade aber zu der Einsicht gelangt, das.. sie eine Ehrenschuld abzutragen habe, indem sie die legten Spuren des Verschollenen verfolge und das dunkle Schiksal, welches über dem ganzen Vorgange waltet, aufzuhellen trachtet.

Unter dem Vorsize des Herzogs Ernst von K o b u r g - G o t h a hat sich zn jenem Zweke ein durch ganz Deutschland verzweigtes domite gebildet, welches sich das weitere verdienstliehe Endziel gestekt hat, die von Vogel und Genossen begonnene Erforschung des afrikanischen Festlandes aus eine der Wissenschaft entsprechende Weise fortzusein. Ramhaste Gelehrte haben sich bereit erklärt, die Expedition mitzumachen. So namentlich T h e o d o r v o n H e u g l i n , dann der Botaniker und Geognost S te u du er und der Bh^fiker .^nnz e l b a c h . Das Unternehmen scheint auch finanziell gesichert zu sein durch namhafte Beiträge von Seite des Bubliknms , wie der Regierungen , und zwar in der Weise, dass die Reise auf drei bis vier Jahre ausgedehnt werden kann. Das Komite hat nun unterm 25. Rovember dieses Jahres die für unsern Landsmann höchst ...hrenwerthe Ansicht in sein Protokoll niedergelegt : ,,es werde als wünsehenswerth anerkannt, dass sich Herr W e r n e r M u n z in g er in Keren der Expedition ansehliesse..^ Wie bereits bemerkt, lebt Herr Munzinger schon seit einer Reihe von Jahren in Asrika im .Lande der B o g o s . er hat .Land und Leute vielfach kennen gelernt, ist akklimatisirt, nnd besizt .^ennlniss mehrerer asrikaniseher Sprachen. ...^eine Tüchtigkeit als ^orseher und Beobachter hat er dureh verschiedene literarische Arbeiten, die in Europa viele Anerkennung gesundeu haben, bethätigt, so namentlich sein Werk über die Sitten und Rechte der^Bogos. Herr Weruer Muu^inger ist seinerseits bereit, dem an ihn ergangenen Rufe des Gothaerkomite's Folge zu leisten , besonders wenn ihn. von Seite seines Vaterlandes eine selbftfläudige
^tellung verschafft wird, was natürlich nur durch eine verhältnissmässige finauzielle Betheiligung geschehen kann.

Er wurde sich sodann anheischig machen, für das eidge.. ossisehe .^o^techniknm naturwissenschaftliche .^ammlungen anzulegen und diese demselben unentgeltlich abzutreten.

Herr Munzinger konnte dieses um so eher thun, als nach einen. Beschlusse des erwähnten Komitees vom 25. Rovember alle ^amn.lungen den Reisenden selbst zufallen , und überdies^ in Beziehung auf unsern Landsmann noch besonders beschlossen wurde, dass er über seine Sammlungen nach eigenem Wunsehe im Einvernehmen mit Herrn v o n H eu g li n versügen konne.

111 Reuern Berichten zufolge würden die deutsehen Reisenden die Rilländer zur Grundlage des Unternehmens machen, und sie würden auf der Reise nach dem nächsten Zielpunkte, nach W ara, Herrn Munzinger in Keren sich beigesellen.

Jm Hinblike darauf, dass es der Schweiz nur zur Ehre gereichen kann, an diesem bedeutsamen und für die Wissenschaft viel versprechenden Unternehmen mitzuwirken, und dass^in der^Berson des Herrn Munger allen Berichten nach eine hinlängliche Bürgschaft liegt für eine angemessene und zwekentsprechende Verwendung der zu gewährenden Subvention, nehmen wir keinen Anstand, Jhnen zu dem mehrerwähnten Zweke

die Bewilligung eines Kredites von 5000 Franken anf das Jahr 1861 zu

empfehlen und diese Summe der schweiz. natursorschenden Gesellschaft zur Unterstüzung des Herrn Werner Munzinger zur Versügung zu stellen. --Die Bundesversammlung hat zwar allerdings der erwähnten Gesellschaft für das Jahr 1861 einen Beitrag von Fr. 3000 zuerkannt; allein diese Summe ist für die Anfertigung einer grossen geologischen Karte der Schweiz bestimmt, für ein Unternehmen, das ohnehin den Gesellschaftsmitgliedern noch grosse Opfer kosten wird, so dass es der Gesellschaft unmoglich wäre, von jenem Beitrage an die projektirte ^Forschungsreise, die zudem ein selbstständiges Unternehmen ausmacht, eine grossere oder kleinere Summe abzugeben.

Jndem wir die Ehre haben, obigen Antrag Jhrer Würdigung bestens ^u empfehlen, benuzen wir diesen Anlass, Sie, Tit., unserer vollkommensten Hochachtung zu ^versichern.

B e r n , den 3. Dezember 1860.

Jm Ramen des schweiz. Bundesrathes,

Der Bundespräsident: F. Fre.^.^erosee.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : ^^.

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Botschaft des Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend Bewilligung einer Subvention zum Zweke einer wissenschaftlichen Reise in's Innere von Afrika. (Vom 3.

Dezember 1860.)

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Jahr

1861

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Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

26.01.1861

Date Data Seite

109-111

Page Pagina Ref. No

10 003 282

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