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Schweizerisches Bundesblatt.

XVIII. Jahrgang. 1l.

Nr. 42.

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22. September 1866.

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der

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nationalräthlichen .kommission, betreffend die Ausschmükung des Bundespalastes. ) (Vom 9. Juli 1866.)

Tit..

Die von Jhnen mit Vrüfuug der Projekte betreffend Ausschmükung des Bundespalastes betraute kommission ist bis zur Stunde nicht dazu kommen, Jhnen hierüber Bericht zu erstatten. Jn der vorhergehenden ) Vergleiche. 1) Botschaft des Bundesraths vom 11. Okober 1885: Bundesblatt von 1865, Bd. lll, S. 699. ..-. 2) Bericht der Mehrheit der ständeräth

tichen commission ...om 28. Oktober 1865; ibid. Bd. IV, S. 79. - 3) Bericht der Minderheit, , ibid. S. 103. -- 4) Beschluß des Stander..lhs vom 28. Ok-

tober 1865. Derselbe lautet wie folgt .

Die

B u n d e s v e r s a m m l u n g dex s c h w e i z e r i s c h e n E i d g e n o s s e n s c h a f t nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrathes vom 1I. Oktober 1865,

b e schl i e ß t .

1. Es sollen für die nächsten zehn Jahre alljährlich 15,000 Franken zur künstfrischen Ausschmükung (namentlich durch historische Bilder) des Nationalrathsund des Stänverathssales sammt .Empfangszimmer auf das Jahresbüdget gekommen, und der im betreffenden Jahre nicht verwendete Theil der genannten Summe in einen zu diesem Zweke zu gründenden Spezialfond gelegt werden.

2. Der Bundesrath wird mit der weitern Vollziehung dieses Beschlusses beauftragt.

Bundesblatt. Jahrg. YVIII. Bd. ll.

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716 Session waren Sie , Tit. , vorzugsweise mit der Frage der Bundes versassnngsrevision beschäftigt . anderseits fand Jhre kommission für nothig , sich verschiedene .Ausschlüsse zu verschaffen , um sich über di^ Wirkung zu orientiren, die man sich von den projektirten Werken versprechen darf. Und auch heute noch musste die kommission , welche in Folge Abwesenheit eines ihrer Mitglieder (im Militärdienst) unvollzählig ist, sich von vornherein fragen, ob diess der geeignete Moment sei, uni über die Verzierungen unseres Bundespalastes zu tagen. Sowol über diese Vorfrage, als in Bezug ans das Vrojekt selbst, machten sich im Schoosse der Kommission verschiedene Standpunkte geltend. Eine Fra ktiou derselben , von der Ansicht ausgehend , es dürste die Bundesversammlung zu einer Zeit , wo die draussen sich entrollenden Ereignisse alle Gemüther beschäftigen , kaum ausgelegt sein , sich mit der Losung ästhetischer Probleme abzugeben, will diese Angelegenheit vertagen, dabei jedoch dieselbe intakt belassen. Eine andere Fraktion hinwieder wär.^

mit Rüksicht darauf, dass dieses Vrojekt der gegenwärtigen, ihrem Ende

entgegengehenden Legislatur angehort, und namentlich auch darauf, daß bereits ein ständeräthlicher Beschluß vorliegt, - bereit, auf die Sache einzutreten. ^ Dieselbe will indess nicht sormlich daraus abstellen, indem

sie in dem Verschub keiuen erhebliehen Uebelstand erblikt. dagegen hält sie daraus, an diesem Orte ihre Anschauungsweise zu eutwikeln, sowol über die Mitwirkung, welche die Eidgenossenschaft der Bflege der schonen Künste im Allgemeinen soll angedeihen lassen , als über den innern Gehalt der Jhnen unterbreiteten Vorschläge. Dieser leztgedachte Standpuukt ist es . dessen Darlegung im Raehsolgendeu versucht werden soll.

Soll der Bundespalast durch Kunstwerk geziert werden^ Worin haben diese Ausschmükungen zu bestehen ^ Diess sind die beiden Hauptseiten der Frage.

Jndem wir dieselben hiemit näher in's Auge fassen , konnen wir nieht umhin, den Gesinnuugen , welche den ^Bundesrath bei Anhaudnahme dieser ^rage leiteten, unsere Anerkennung zu zollen. Anf einen nationalen Standpunkt sieh stellend , hat er dieselbe in einen so weiten Rahmen gesasst, wie ihn der Motionssteller, von dem die erste Anregung ausging , nur immer wünschen konnte. Ja , es handelt sich hier nicht mehr darum, ob der Bundespalast mit einigen Bildern, einigen Statuen, vielleicht selbst mit eiuigen äussern symbolischen .Verzierungen ausgestattet werden soll , das vorgestekte ^iel lautet vielmehr in weit umsasseuderem Sinne dahin. Soll die Ei.^genossenschast die Malerei, die Bildhauerei.

fordern , soll sie die schonen , erhebenden Züge unserer vaterläudisehen Geschichte verewigen helfen , und aus diesem Wege die Grnudlagen eines nationalen Kunstmouuments zu schassen suchen ^ Dieser inhaltschwere Gedanke scheint uns der Motion des Hrn. .^runholzer zu Grunde ^u liegen.

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Die Bflege der schonen Künste von Seite der Eidgenossenschaft erscheint ganz am Blaze. gegenüber der Thatsaehe, dass sie bereits zur Forderung der eckten Wissenschaften mitwirkt ; dass sie ihre Fürsorge für den Jugendunte.ericht durch die Gründung einer taglich wichtiger werdenden Anstalt bethatigt hat, - kann sie nicht wohl , ^ ohne den Erfolg ihrer

Ausgabe zu gefährden, gleichgültig bleiben bei den Fortschritten aus dem .Gebiete der Werke des Gesehmakes.

Ein Volk, das die positiven Wissenschaften kultiviren ,^ Landwirthschaff Jndustrie und Handel großziehen würde, ohne sich sedoch um das Gebiet der Aesthetik zu bekümmern , würde zwar seine Goldsäke sich füllen sehen, würde sich manche Genüsse untergeordneter ^lrt verschaffen konneu : abe..^ ihm würde das Jdeale fehlen, das deu^Geist der Rationen erhebt , bald gen^g würde es einer Entnervnng anheimfallen , wie sie

der Vorläufer des Ruins ^u sein pflegt. .

Die Wissenschaft wägt Alles ab und bringt es in Formeln ; weit

entfernt, die Kunft^ans^uschliessen, welche ihre Urbilder in. menschlichen Herzen und in der Ratur aufsucht , bedarf sie vielmehr derselben , um sich einen Halt zu geben ; - gleichwie der Geist des Heraus bedarf, um von fruchtbaren Jdeen erfüllt zu werden.

Sodann fordert die Kunst .überhaupt die Zivilisation ; sie mildert die Sitten , ohne den Charakter ^u entnerven ,. sie bewirkt eine Annaherung der gesellschaftlichen Abstände , ohne ihren Verehrern einen Zwang aufzuerlegen.

Es wollen ^war Manche finden, dass unsere mehr skeptische als gläubige Epoche der Vflege des Schonen nicht günstig sei. Wir stimmen ihnen darin bei, dass der Jnd^ferentismus kein ersprießlicher Boden für die ästhetische Geistesrichtung ist ; allein wenn unser Zeitalter einerseits sieh den. ^weifet und der Kritik zuneigt, so ist dessen Stromung and..rseits auch den ernsten Studien Angewendet. Reben scharfer Kritik ^..n wir ein reges Gefühl für das Schone einhergehen , und es hatten ^ie Künstler überhaupt wohl nie vou gesellschaftlichen Zuständen etwas zu fürchten, die von der Arbeit des Denkens getragen sind.

Andere wieder meinen, dass das lezte Wort der Kunst schon laugst gesprochen sei, dass gegenüber den Meisterwerken des alten Griechen^ lands und der Renaissance nichts mehr zu thun bleibe, als sich auf die Kopie des auf uns Ueberkommeneu zu verlegen, oder so zu sagen eine Nachahmung unnachahmlicher Leistungen zu versuchen.

Wir halten diesen Standpunkt für einen durchaus irrigen. Wie viele grosse Dichter sehen wir nieht seit Homer ihren ^la^ behaupten^ Und war etwa die Stellung nicht ehrenvoll genug, welche ^hidias und Vra^iteles dem spätern Michel Augelo gelassen habeu^

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Wenn die Knust, im weitesten Sinne des Wortes ausgefasst , dazu berufen ist, von Jahrhundert zu Jahrhundert die erblichen Leidenschaften der Menschheit in eine universelle Sprache zu kleiden , wenn sich um die grossen künstlerischen ^..enie's das Band einer geheimnissvollen Verschwisterun^ schlingt. wenn .^aute und Ossian uns zu Homer führen, .oie Shake..

speare uns seinerseits zu Sophokles und Michel Angelo zu Bhidias fuhrt ;

wenu diese Seite der Kunst allen Reiten und Volkern eigen ist und somit ein allgemeines Attribut der Menschheit bildet: so ist ans der andern^ Seite doch anch nicht zu verkennen , dass die Kunst Vieles von der Umgebung annimmt, in die sie sich verpflanzt sieht. Jn der That könneu Ort, .^eit und die jeweilige ^ivilisationsstuse nicht verfehlen , den Künstlern mehr oder weniger ihr Gepräge anszudrüken , indem jedes dieser Elemente einen entschiedenen Einfluss aus die Originalität ihres Geistes ausübt. So sehen wir denn die aus dem Schoosse eines in^ telligenten Volkes hervorgegangenen Künstler,^ von seinem individuellen Genins durchtränkt , ihren Werken bald ein nationales Gepräge verleihen.

Es lässt sich ahnen, zu welchem .^lnfschwnuge die K..nst iu einem freien Lande wie die Schweiz sähig wäre, wenn sie sich de.s wohlwollen.^ den Beistandes des Staates zu ^ersreuen hätte . es lässt sich diess, sagen wir^, ahuen, wenu man steht, wie viele verdienstliche Künstler unser .Laud im La..se dieses . Jahrhunderts bereits hervorgebracht hat. Sie mogeu sich übrigens , meine Herren , nur die .^allerien , die Museen, welche verschiedene Kautoue aufzuweisen ^haben ; dann die im .obern Stoke unseres Buudesp.^lastes angelegte Sammlung , sowie die von.

schweizerischen Kunstverein seit einigen Wochen ^vorübergehend veranstaltete, nur wenige Schritte von hier entfernte Ausstellung besehen, und ^ie werden sich überzeugen, dass wir eine vielversprechende Zukunft vor uns haben.

Schon seit einigen Jahren haben denn auch die Vertretendes . Schwei^ervolkes geglaubt, in dieser Richtung etwas thnu zn sollen , iu-

dem im eidg. Büdget jeweilen ein jährlicher Beitrag von Fr. 2000 zu Gunsten des fehweizerisehen Knustvereins ausgesät wurde.

Grbssere Proportionen nimmt nun aber Autrag an: man verlaugt ^.r Ausschmüknng ches Unternehmen zugleich die Malerei und heben soll, eine Summe von Fr. 300,000,

der heute uns vorliegende des Bundespalastes, welBildhauerei fordern und welche aus .15 Jahre ver-

theilt, d. h. iu Rateu von je Fr. 20,000 auf das Budget getragen würde.

Eiue Kommissiou, besteheud aus hervorragenden Künstlern, hat sorgsältig geprüft, welche Theile des Valastes ausgeschmükt werden konnten, und .hren di^sallig.... Befund in zwei Berichten niedergelegt. ^iese

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Gutachten bezeichnen nun wohl die Stellen , wo Kunstwerke passend anzubringen wären , .. allein mit der allgemeinern Frage besassen sie sich nicht, ob überhaupt der Balast selbst sich zu solchen Verzierungen eigne, ob er dadurch an Schönheit, an Eleganz gewinne.

Sehen wir, wie. die Herren Experten sich die Sache denken: 1) ^en Hauptsacaden des Gebäudes, der nordlichen und der sud-

liehen, sind Basreliefs zugedacht.

Hier trat den Experten der llebelstand entgegen , dass der Kunstgegeustaud den. Auge des Beschauenden sehr entfernt läge . mit Rüksicht hierauf schlagen dieselben unter dem Ramen Basrelief allegorische Figuren vor, ^welche aus je zwei ^leeren Feldern in der Hohe des zweiten ^Stokwerk... in der Weise anzubringen wären , dass z. B. die Felder der nordliehen Façade die ., Freiheit ^ aus der einen und die ^Einiguug^ auf der andern Seite , und die Felder der südlichen ^Fa.^ade die ,,Wissenschaff und die ,,Jndustrie^, aufnehmen würden.

Bei der Besichtigung dieser Fanden konnten wir uus keine klare Vorstellung davon machen, wie sich diese Allegorien ausnehmeu ^würden.

Ob dieselben mit dem .^t.^le des Gebäudes harmoniren würden, wagen wir nicht zu entscheiden ; können uns jedoch einiger ^weifel nicht eutsehlagen. Jndess stehen ja dem Knnstgenie so grosse Effektmittel zu Gebote, dass dasselbe vielleicht auch ans diese Fladen etwas Gelungenes hinzuzaubern weiss.

2) Auf die beiden Granitsäze neben der Treppe des Hauptportals sollen grosse .Löwen, in Bronze ausgesührt, oder geschmakvolle Kandelaber zu stehen kommen.

Es ist allerdings nicht schwer, die aus diesen Granitvorsprüngen aufgepflanzten Reverberes durch etwas Besseres zu erfezen; dagegen will uus nicht einleuchten, was diese grosseu Metall-Lowen hinter der schonen Statue zu thun hätten. welche bereits den Hof des Palastes ziert.

Was hier dem Auge wohl thut , ist das parterre von Blumen und Gesträuchen, das, am ^usse des imposanten Gebäudes, so aumuthig von diesem absticht.

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3) Jn den drei Vortikus sind Maru.orbüsten berühmter Schwerer aufzustellen.

Gewiß hat dieser Gedanke Vieles für sich ; nur ist zu bemerken, dass der betreffend.. Bl.^ eng ist und nur sehr wenige Büsten - wohl höchstens acht bis zehn Statuetten - ^ z u fasseu vermochte.

4) ^ie Wände der drei Haupttreppen sind mit Oelgemäldeu, theils

Landschaftsgemäiden, theils historischen Bildern, zu versehen.

720 ^ Jn diesem Bnnkte konuen wir der Expertenkommission nicht folgen.

Wir begreisen ni.^ht, welche Voesie darin liegen soll, grossen Gemälden in einem Treppenhaus Bl.az anzuweisen.

Sind es Gemalde ersten Ranges , so gehoren sie wohl nicht dorthin ; handelt es stch aber nur um etwas Untergeordnetes, so dürste man es besser bei der jezigen Dekoration der Mauern belassen. Zudem gelangt das Licht in horizontaler Richtung zu diesen Treppen , so dass schone Gemälde daselbst wohl niemals ihren wahren Effekt entfalten konnten.

5) Jm obern Vestibüle, im Mittelbau (ersten Stokwerk) , würden vier Marmorstatuen plaeirt.

Dieses Vestibüle dient gleichzeitig als Durchgang von einem Flügel . des Balastes zum andern, als Zugang zum Bnndesrathssal, zum Empsangs^, zum Lesezimmer, und zu den W.ubelzimmern. S^.iue Dime..sionen eignen sich jedoch nicht zur .^...snahme von Statuen ; zudem hat dasselbe kein anderes Licht als dasjenige, welches es von den Fenstern der leztgenannteu Zimmer aus empsängt.

Die Werke eines Bhidias konnten st^.h in dieser Art Barthenon unmoglich heimisch fühlen. Eine gelungene Statne verlangt ein entsprechendes Biedestal, Raum und .Licht.

6 .... 7) Für den Buudesrathssal und das Empsangszimmer sind Oelgeu.älde bestimmt.

Diesem speziellen Vorschlag zollen wir uusern Beifall, ja wir mochten den Bundesrath veranlassen , sofort für seinen kleinen Sal durch eiuen Künstler ersten Ranges einige jener ^üjeis ausführen zu l.asseu, wie sie den republikanischen Magistraten ansprechen. So konnten wir z. B. als antuen Vorwurf ein Bild empsehlen, welches Epaminondas und seinen Ruhmesgenossen Velopidas vorstellt , wie sie , nachdem sie ihr Vaterland gerettet, nach Theben zurükgekehrt sind und dort vor den Richtern zu erscheinen haben , weil sie den Heeresl.esehl über die gesezliche Frist hinaus beibehielten.

Ein anderes ^bjeki. bote die Geschichte Venedig's in der Verson des Dog.^n ^r. ^oseari, ^ausgesasst in dem Momente, wie er dahinstirbt im Sehmerze über die ungerechte Verurteilung, we^he seiue feinde über seinen unschuldigen Sohn verhängten, und wie er denen, die ihm helsen wollen, sich zu se^en, antwortet: nein, einem Dogen ge^emt es, aufrecht zu sterben.

^.lber aneh unsere eigene Schweizergeschichte bietet viel der erhebendsten

Züge bürgerlichen Mnthes, der Würde und Selbstverleugnung, Zü.^e, welche eine passende Stelle fänden .neben jenen ^eenen , die unser Rationalleben von der gemütlichen und sreunds.hastliche.. ^..ite zeigen und

die so geeignet sind , die Rnhe und Heiterkeit in die ^eele des Besehauers zur^kznsühren, der das Verständniss sür sie mitbringt.

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8) Jm Ständerathssal sollen grosse Oelgemälde angebracht werden.

Hier bietet si.h die schwierige Frage , wie sich diese Gemälde den Wechselnden , durch die reichbemalten^ Scheiben dieses Sale.^ hervorge^nfenen Lichtwirk^.ngen anbequemen werden. Jedensalls dürste man dies.falls zuerst eine Vrobe mit einigen Gemälden anstellen, um hierüber in's .^lare zu kommen.

9) Dem Sale des Nationalraths sind zwei Aenderungen zugedacht : Vorerst wür^n an der grossen Hinterwand die allegorischen Figuren durch eine Freske oder durch Oelgemälde ersezt , oder es würden diegelben nnr verbessert werden.

Wir geben gerne ^u, dass diese Zeichnungen viel zu wünschen übrig tassen. Jn derartigen Sälen vermeidet man sonst Verzierungen, welche .bloss in architektonischer Nachahmung bestehen. Allein die Ausstasfirung dieser Wand durch ein historisches Oelgemälde stosst aus einen erheblichen Uebelstand : das Licht gelangt nur in horizontaler Richtung dorthin. Unter solchen Umstanden kann ein Oelgemälde nicht wohl Effekt machen. ^ ^ie zweite Aenderung hätte den Vlasond zum Gegenstand. Es .vird ganz treffend von den Herren Künstlern bemerkt, dass derselbe den Sal allzusehr drükt. Ungleich misslicher sind aber in unsern Augen zwe^i andere fehler . Wer den Fenstern zugekehrt sizt , ist auf unerträgliche Weise dem blendenden Licht ausgesät, und sodann ist auch die Akustik sehr maugelhast. Wäre es nicht am Vlaze , vor Allem ^ sehen , ound wie diesen zwei Uebelftänden abgeholfen werden konnte^ .^ie

erste Bedingung eiues Rathssales ist doch gewiss die, dass die Sprechen-

den von ihren Kollegen gehort werden und^dass die Schreibenden nicht ^m ihr Gesicht kommen. Wir empfehlen diese , freilich mehr praktis.^he Frage dem Bundesrathe. zur Beachtung.

Beiläufig sei noch bemerkt , dass die allegorischen Figuren des Vlafond allerdings viel zu wünschen lasseu. Sollten hier oder ander..värts neue angebracht werden wollen, so wäre darauf zu sehen, dass ihren ^üssen keine so unnatürlichen und erzwungenen Stellungen angewieseu werden; die Ratnr hat von der Schonheit der menschlichen formen bessere Begrisse als die Bemaler dieses Vlafoud.

10) Endlich soll im Vor^mm^.r des Rationalrathssales eine Galterie ^von Vortraits der Bnndespräsidenten , von 1848 an , angelegt werden.

Gewiss perdienen es diese würdigen Magistrate , dass das Vaterland ein sprechendes Andenken ihrer Versonlichkeit bewahre. Wir wären auch nicht die erste Republik , welche das Bild ihrer hervorragenden.

..Männer der Rachwelt überlieferte. Jm Sale des Grossen Rathes von

722 Venedig findet sich noch jezt die Sammlung der portraits der Dogen,.

mit Ausnahme eines einzigen, an dessen Stelle die Juschrist stellt : .

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Marino Falieri hatte seinem Vaterland ausgezeichnete leistet, die ihn jedoch ^nicht vor dem Schiksale bewahrten, der Zehn ^ als der Verschwörung angeklagt - enthauptet Ob er seine Mitbürger befreien oder aber sich der Gewalt wollte, darüber lautet die Geschichte widersprechend. ^

Dienste ge^aus Befehl zu werden.

bemächtige..

Jn unserer Zeit kouspiriren die Magistrate nicht mehr und werden dieselben nicht mehr enthauptet^ ist es aber Sache der Eidgenossenschaft, eine gallerie ihrer Präsidenten^ anzulegen , wie diess einst Venedig mit seinen Dogen thai^ Es ist diess ein delikater Bunkt. Der Ständerath hat den Gedanken abgelehnt, und auch wir dürsten füglich ein Gleiche^

thun ; zeigt uns doch die Geschichte, dass die Rachwelt gar oft Mensche^

und Dinge ganz anders beurtheilt, als ihre Zeitgenossen. Weiset de^ Bildern eurer hervorragenden Magistrate einen ^laz an , wohin kein...

politischen Leidenschaften dringen . haltet sie fern ^ von der Arena de.^ Parteien, welche nicht selten den Ruhm ihrer Führer mehr hinaufschrauben,.

als es sich mit der Wahrheit verträgt. welche das Kleine zu etwa^ Grossem aufblähen und das Grosse verkleinern, sobald diese Grossa ihr....

^Eifersucht wachruft.

Wie viele verehrte, unvergesslich geglaubte Büsten find nicht durch de...

Zahn der politischen Wandelungen ^rnagt. Diess schwebte auch Béranger vor , als er in seinen étoiles fd.^nt.^ (Steruschuuppeu) ^ie stoische^ Worte saug.

,,^s enlan^s^ qnel eclau. ^ini^t.^e ^ ,,Ce ^ut I.ast^e d.nn ta^o^l . ,,^..u .^e e...o^.^i^ un ^aud ^Iini^^e , .^ ...

.,.^..and.^ d e . n o s ^nan^^ il avai.^ ^i.

,,Cen^ qui se^^aien.^ ce I^leu l^a^ile .^ ,,.^nl^ d.^ c.^cl^é ^ou po^rai^ ,,I^nco^e une étoile qui ^le,

,,^ile, lile el. dis^.^ra^.^

Wir mochteu daher ratheu, aus die portraits der Buudespräsideute^ .^u verzichten.

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Die vorausgesagten Betrachtungen führen nns zu dem Schlusse,..

dass die Verschonerung des Bundespalastes nicht wohl dadurch zu erDielen sein wird, dass u.au denselben irgendwie mit Gemälden, Büsten und Statuen anfüllt. Dieser .^alast ist an sich ein schoues arehitektouisehes Monument , bei dessen .Anlage man au keine derartigen .......ergerungen dachte. Die Jdee seiner Erbauer, so weit sie wenigsten.^ aus .^em Anblik dieses Baues ^uns entgegentritt, ging dahin, die Schön-

723 heit mit Kraft und ^Einfachheit - drei Dinge, welche unse... republikanische.^ Leben s^mbolisiren - ^u paaren. Daher finden wir denn auch nichts von Mischen für Statuen, keine Felder ^ur Aufnahme von Reliefs oder Gemälden. wohl aber jenen Schu.uk, der in der Harmouie aller Theil...

des Gebäudes liegt.

Und gerade diess ist es, was jeden Besucher, der einigen Geschmak mitbringt, so anspricht. Es gibt sogar Leute, welche finden, das Gebäude sei prächtig genug für einen demokratischen Staat , dessen beseheidenes Büdget den Magistraten und Angestellten nur schwache Be^ soldungen bietet.

.Leicht konnten die projektirten Kunstwerke, ohue das Jmposante seines Anbliks zu erhöhen, einen mit dem allgemeinen Baustil schlecht harmonirenden Effekt hervorbringen.

Allerdings, meine Herren, sollen wir die Förderung der schönen ^ Künste uus angelegen sein lassen , allein auf diesem Wege werden wir nicht zum Ziele gelangen.

., Wie viele Schlachtfelder, auf deuen heldenmütiges Schweizerbl...t floss, warteu uoch auf ein Zeichen der Huldigung der Fachwelt und entbehren bis ^ur ^tuude selbst des einfachsten Denksteines.

Wie viele aus den Altar des Vaterlandes gelegte Dienste weist nicht unsere Geschichte aus. wie viele ^üge einer persönlichen Hinge.^ung, welehe - anfanglich verkannt - leider erst zu spät gewürdigt wurde und die ein sühnendes Monument verdient.

Jn mehreren Kantonen sind Gemäldesammlungen angelegt worden, die aber ans Mangel an Hülfsmitte.n in Stokung geratheu sind.

Hier fänden die schweizerischen Künstler ein sehones ^eld befrnchtender Jnspirationen.

Ja, ans dem Gesammtgebiete der Ration, weit mehr als in dem Gebände , .oo ihre Gesezgeber weilen , soll die Eidgenossenschast der Kunst und den Künstlern ern.nthigend zur ^eite stehen. Dann wird sie im Volke den Sinn für poesie , sowie das Verständniss der edlen Eharaktere und dessen, was sie dem Vaterland waren, anfachen.

Die Fraktion Jhrer Kommission , welche sieh dem Projekte des Bundesrathes nicht ausschlössen vermag, mochte, dass der Bund jährlich zum Zweke der Förderung der schönen Künste eine Summe pou Fr.

15--^20,000 im Budget ausse^eu würde.

Da sie übrigens gegen eine erneuerte Brüsuug des Vrojektes der ...lussehmükung des Bundesxathhauses, falls eine solche gewünscht werden sollte, nichtseinzuwenden hat, so erklärt sie sich nach den angebrachten ..^useinandersezungen mit

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der von den übrigen Kollegen beantragte.. Vertagung dieses .Gegenstandes einverstanden.

Demnach schlagt Jhnen, . Tit. , Jhre Kommission einstimmig por, die Behandlung des Be^schluss..sentwurfs betreffend die Ausschmükung des Bundespalastes einer andern Legislatur zu überlassen.

B e r n , den 9. Juli 1866.

^ Ramens der Kommission , Der Berichterstatter:

^ ^^tel.

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^ o t e . Der Antrag aus ^erschub wurde vom Nationalrath an. 9. ^uli zum Beschluß erhoben.

Mitglieder der nationalräthlichen .kommission .

.Herren .

^ules ^...lel, in Lausanne.

.^. Grunholzer, in Uster.

G. v. Salls. in .^hur.

1^^. A. ^r. Zürcher, in ^erisau.

.^. ^IrnoId, in Altdors.

725

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I .

Bericht und Antrag der

nationalräthlichen kommission, betreffend den Rekurs der Kinder Guex gegen die Binder Schellenberg in Cossonay).

(Vom 12. Juli 1866.)

Tit..

Mit Zuschrift vom 15,16. Februar 1866 übermittelten die Herren Advokaten Dr. Locher in Zürich und Dr. Eh. Eonod in Lausanne nameus der Kinder Guer gegen die Kinder Schellenberg in Eossonah einen Rekurs an das Präsidium der Bundesversammlung zu Hauden derselben in deutscher Sprache mit einer sranzofis.hen Ueberstzung.

Beide Exemplare sind gedruckt und tragen das Datnm vom 10. Mai 1862.

Die Rekursschrift schliesst mit dem Gesuche: die Bundesversammluug mochte die züreherscheu Urtheile ausheben und dasjenige von Waadt als exekutionsfähig erkläreu, sowie diesen Rekurs endlich erledigen.

Diese Angelegenheit kam mit einer ebensal.ls .gedruckten Rekurs-

schrist, vom 1. Dezember 1860, schon Anfangs 1861 an die BundesVersammlung. Die Art und Weise ihrer Behaudlung und Entwickluug hat bereits ein ungewöhnliches Aufsehen erregt. Dieses Aussehen, so-

wie der Umstaud, dass seit dem 1.). Juli 1862, wo der Ratioualrath dieselbe das letzte Mal behandelt hat , viele neue Mitglieder in die ) Vergleiche den bundesräthlichen Bericht ...om 26. Februar 1866, Bundes-

blall 1866, Band Il, Seite 184, nebst den daselbst ei.irlen weitern Berichten.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht der nationalräthlichen Kommission, betreffend die Ausschmükung des Bundespalastes.*) (Vom 9. Juli 1866.)

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22.09.1866

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