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Schweizerisches Bundesblatt.

XVIII. Jahrgang. l.

Nr. 12.

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24. März 1866.

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Kommission des Nationalrathes in Aachen des Mietvertrag es zwischen der Schweiz, Belgien, Frankreich und Italien.

(Vom 21/22. Februar 1866.)

.

Tit. l Der vorliegende Vertrag, das Münzwesen betretend, d. d. Paris, 23. Dezember l865, wie er vom Bundesrathe laut seiner Botschaft vom 2. Februar 1866 *) zur Annahme empfohlen wird, ist das Ergebniss von sechs Eonserenzverhandlnngen der im Vertrage bezeichneten Delegirten von Belgien, Frankreich, Jtalie.. nnd der Schweiz, welche vom 2l). November bis 23. Dezember 1865 andauerten. Dnrch denselben eo..ftitui..en si..h diese genannten Staaten zu einem Gebiete von eirea 65 Millionen Einwohnern und mit einer Masse von eirea 42..) Millionen Silberscheidemünzen (monnaie d'appoint) , welche Eonstituirung den Hauptinhalt gegenwartigen Vertrages bildet, und wobei der M ü n z s u s s (étalon) für die C o u r a n t münze, welche dieser ....... i lb er s eh eidemünze entgegengeht ist, in dem Art. 2 des Vertrages nach Qualität nnd .....Quantität sür die Gold- nnd Silberwährung unverändert beibehalten wird, wie er in den Bundesgesezen über das Münzwesen vom 7. Mai 1850 nnd 3l. Janner 1860 fixirt erscheint.

Die prinzipiellere Regnlirnng des Münzfnsses durch Verlassen des bisherigen , der Wirklichkeit nicht immer gleichkommenden Verhältnisses *) Siehe B..nde...blatt von 1866, Band I., S. 133-154.

Bundesblatt. Jahrg. XVIII. Bd.I.

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3.^ des Goldwerthes zum Silberwerth in der proportion v.on 15^ . 1 -, oder ein Uebergehen ^u nur e i n e m Münzfusse , sei es in Gold- oder Silberwährung, wurde nicht beliebt, indem namentlich in Frankreich darüber noch keine vorherrschende Meinung besteht, im Gegentheile sich noch drei verschiedene Systeme in den kompetenten Kreisen bekämpfen. Merkwürdig bleibt immerhin, dass selbst Belgien. die Einführung des ausschliessliehen .Goldstandards in Vorschlag brachte, indem es troz seines Beharrens beim Silberstandard die gleiche Erfahrung machte, wie die Selweiz, und nun Zugeben muss , dass der Goldmünzfuss sich falsch geltend gemaeht hat, und die Silbermünze nicht in dem Masse beiges^afst werden konnte, um

dem Bedarfe an Zahlungsmitteln zu genügen. Es bleibt sonaeh die

formelle Regnlirnng des Münzwesens durch Ausstellung nur eines Münzfusses, und wie man voraussehen kann, durch exklusive Einführung des Goldstandards, der Zukunft vorbehalten, und es ist die Formirung eines Vereins von v i e r Staaten für e i n h e i t l i c h e s Vorgehen im Münz^wesen immerhin ein F o r t schr i t t , weleher an Bedeutsamkeit ^unel^men wird, je mehr Staaten von dem in Art. 12 des Vertrags eröffneten Beitrittsrechte Gebrauch^ machen werden , wie diess nach der Ratur der Sachlage mit Sicherheit zu erwarten steht.

Es beschränkte sich der Vertrag hauptsächlich auf die gleichheitliche Regulirung der S i l b e r f eh e i d e m i. n z e .mon.^.e d^ppoint), und die Schweiz hat die Satisfaction , ihr bezügliches Verfahren laut dem Abänderungsgeseze über das Münzwesen vom 31. Januar 1860 zu ausgedehnterer und expressiver Anerkennung gebracht zu fehen, während dieses System einige Zeit von unfern Rachbarstaaten selbst bekämpft wurde.

Art. 4 und 5 des Vertrages ordnen nun ebenfalls die Bräguug v.on S i l b e r s e h e i d e m ü n z e n u n t e r ^ F r a n k e n , nämlich zu Fr. 2, 1 , 0.50 und 0.20 zu geringerem Gehalt, als zu ^ fein laut Bundes.gese^ vom 7. Mai l 850 , an; Art. 6 bis 11 des Verlrages sind blosse nähere Ausführungen dieses Grm.dsa^es , und dürfen als aus die waltenden saetischen Verhältnisse wohl begründet erachtet werden.

Als A b w e i c h u n g e n von den bestehenden Vorsehristen ko.men im ..^pe^ielle.. hervorgehoben werden : a. ...^ie ^ e st s e z u n g der Fehlergrenze sür ^ie Goldmünzen zu ^.^ und der Grenze für Verminderung des Gewichts durch Abuuzung aus 1 .^ u n t e r obige Toleranee, laut Art. 2 des Vertrags, während

Art. 1 des Abänderungsgesezes vom 31. Jänner 1860 diese Vunite

osseu beliess.

b. ^ie Festsezung der Fehlergrenze für 5-Frankenstüke, nach Art. 2 des Vertrages, zu 1 ^ Gewichtsverminderung dnrch Abnuzung unter die Tolerauee von -/^^, statt naeh Art. 6 de^ Gesezes vont 7. Mai

1850 ^u ^^^.

319 c.

Die Verbindlichkeit zu Annahme dieser Silberscheidemünze bis zum Betrage von Fr. 5 0 , gemäss Art. 6 des Vertrages, anstatt der

Bestimmungen von Art. 10 des Münzgesezes vom 7. Mai 1850 und Art. 4 des Abändernngsgesezes vom 3l. Jänner l860, wonach ......iemand gehalten ist, mehr als Fr. 2 0 a n W e r t h in ,, ^ i l b e r s eh e i d e m ü n z e anzunehmen..^ d. Die Festsezung des Feingehaltes für die Silberseheidemünzen zu ^....^ nach^Art. 4 des Vertrages, anstatt zn ^..^. .^ ^

laut Art. 2 des Abäuderuugsgesezes vom 31. Jänner l.^0.

e. Die Brägung von 20-Eenti.nesstüken in den übrigen Konferenz län-

dern, laut Art. 4 des Vertrages, jedoch ohne Verpflichtung zu

gleicher V r ä g u n g für die Schweiz, während nach Art. 2 des Gesezes vom 31. Jänner 1860 diese 20-Eentimesstüke hierorts nur in ^illon bestehen sollen. Es enthält obiger Art. 4 des Vertrages also nur die Bfl.i^t zu A n n a h m e der als Silberscheidemünze geprägten 20^Eentimesstüke der übrigeu Eonserenzslaaten, während

laut Art. 1 des Vertrages in der Gesezgebung , betresse^.d die Villon-

münzen , vorderhand von keinem Staate et.vas geändert wird.

Von obigen Differenzen vom ..^tns quo kann allein die Steigerung des Feingehaltes für die Silberscheidemünze von ^^ aus ^.^, als n a eh t h e i l i g sür die Schweiz betrachtet werden, indem dadurch eine U m p r ä g u ng der hierorts laut Gesez vom 31. Jänner 1860 geprägten Silberseheidemünzen erforderlieh wird.

Durch. die in Art. 5 des Vertrags hiesür der Schweiz eingeräumte Einwe.hslungssrist bis 1. Jänner 1878 wird jedoeh das pekuniäre Opfer bedeutend gemildert.

Es kanu von näherem Eintreteu auf eine B e r e c h n u n g des w i r k l i c h e n S c h a d e n s sür^den Fiskus, wie die bundesräthliehe Botschast vom 2. Februar 1866 denselben bespricht, um so eher abstral..irt werden, als dieses Moment unter waltenden Verhältnissen nieht von eutscheidendem Gewichte ist, sondern mit Recht angeführt werden kann, dass die Schweiz mit einer Zirkulation von 17 Millionen ^ranken .Silberscheidemünze unn^oglieh zu fordern berechtigt sein kbune , ^ass Frankreich mit seiner derartigen Zirkulation von 239 Millionen ^ranken und Jtalien mit gleicher Eirenlation von 141 Millionen ^ranken sieh zu dem sd.weiz.

Feingehalt von ^.^...^ be.^uen^.n sollen, während sie ihre Brägung bereits zu ^^^^.^.^ vollzogen haben.

Rach Art. ^l0 des Vertrags ist die Jahreszahl ^le millesime) aus den Gold- und ^.ilbermünzen anzumerken, eine Vorschrift, welcher Jlalien bis jezt nieht nachgekommen ist, iudem es die Bräguug uach der J a h r e s z a h l d e s d e r s e l b e n z u G r u n d e l i e g e n d e n G e s e z e s bezeichnete.

320 Es wird diese Vorschrift als ein Mittel zu besserer Kontrolle gegen Falschmünzerei gefordert.

Die übrigen Bestimmungen, wie die V e r t r a g s d a u e r bis 1880, laut Art. 14 des Vertrages, u. dgl., bedürfen keiner nähern Erörterung und sprechen für sieh selbst.

Die Eommisston gelangt bei Würdigung der Sachlage zu dem Sehlusse , es entspreche der vorliegende Münzvertrag dem hierseitigen Verkehrsinteresse vollkommen, und es bilde die daherige si s k a l i s c h e Einbusse , welche übrigens lediglich dem bereits bestehenden Münzreservesonde zur Last sällt , kein Hinderniss gegen die Annahme des Vertrages.

Jn der Voraussetzung , dass unter dem Art. 2 des bundesräthliehen Beschlussesantrages^ vom 2. Februar 1866 auch verstanden sei, dass der Bundesrath die Gesezesvorlagen an die Bundesversammlung Amache, welche notwendig sind, um die aus dem Vertrage sieh ergebenden Veränderuugen der bisherigen geseze formell ^u regeln, - empfiehlt die kommission die u n v e r ä n d e r t e A n n a h m e v o r l i e g e n d e n B es e h l u s s e s v o r s c h l . a g e s v o m 2. F e b r u a r 1866.

B e r n , den 21. Februar 1866.

Samens der kommission , Der Berichterstatter:

.^. ..^ma.nt.

^.ote. Die Commission bestand aus den Herren AIIet, .^ossmann, philippin, V a l s e r (Solol.hurn) und v. G r a f f e n r i e d .

Die ..^atistkatlon des ^ünzvertrages erfolgte vom Nationalrath am 2^. und vom Standerathe am 24. Februar 18.^.

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Bericht der Kommission des Nationalrathes in Sachen des Münzvertrages zwischen der Schweiz, Belgien, Frankreich und Italien. (Vom 21/22. Februar 1866.).

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