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Schweizerisches Bundesblatt.

5l. Jahrgang. III.

Nr. 21.

24. Mai 1899.

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Druck und Expedition der Buchdruckerei Stämpfli & de. in Bern.

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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend die Anlage einer Filiale des- Kavalleriemontendepots im ,,Sand".

(Vom 18. Mai 1899.)

Tit.

Die eidgenössischen Räte entsprachen einem lange gehegten Wunsche der Kavallerie und einem immer unabweisbarer gewordenen Bedürfnisse, als sie 1888, bei Anlaß der damals wegen der drohenden Kriegsgefahr als notwendig erachteten großen Pferdeankäufe, gemäß des Postulates 4 zum Geschäftsbericht für 1888 und den Beschlüssen vom 27./28. Juni 1889, das Centralremontendepot der Kavallerie gründeten und in der Dezembersession 1889, bei Beratung des Budgets für 1890, dem Bundesrat zustimmten, als er dieser Anstalt eine definitive Organisation gab. Durch die Verordnung vom 19. April 1898, betreffend die Kavalleriepferde, haben wir der Anstalt den passenderen Namen ,,Kavallerieremontendepot" gegeben, welcher daher in nachstehendem ausschließlich gebraucht wird.

In der Thatsache, daß diese Anstalt nur allmählich und schrittweise organisiert wurde, liegt der Grund, daß man sich derjenigen Räumlichkeiten bediente, die damals gerade verfügbar waren, ohne zu untersuchen, ob Art und Anlage wirklich für den gewollten Zweck sich gut eigneten. Man brachte daher die Anstalt in den Bundesblatt. 51.. Jahrg. Bd. III.

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für Truppenzwecke erstellten Kasernenstallungen in Bern unter und vergrößerte später diese Anlage durch den Bau einer Krankenstallung. Ferner mietete man in Hofwyl in einer nicht gerade gunstigen Lage Stallungen, die dort zum Teil nur provisorisch für diesen Zweck eingerichtet wurden. All diesen Anlagen haften die Nachteile der Improvisation an, denn für die Acclimatisation und die erste Arbeitsgewöhnung junger Pferde, sowie für die Redressur von älteren Dienstpferden braucht es andere Einrichtungen als für die Unterbringung und den Dienstbetrieb von Militärkursen.

Vor allem braucht eine solche Anstalt große L a u f p l ä t z e in unmittelbarer Nähe der Stallungen, in denen sich die Renionten tummeln können und in denen sie an das Nehmen von Hindernissen, Graben, Hecken etc. gewöhnt werden müssen. Sodann sind g e r ä u m i g e Stallungen notwendig. Das regelmäßige Auftreten von Jugendkrankheiten, die oftmals in Seuchen ausarten, verbietet, die jungen Pferde enge zusammenzustellen, so wie es in Militärkursen geschieht.

Wegen P l a t z m a n g e l in den Kasernenstallungen auf dem Beundenfelde waren wir schon seit längerer Zeit vielfach genötigt, Privatstallungen in der Umgegend der Kaserne Bern zu mieten.

Und wenn dieser Fall früher regelmäßig nur zur Zeit der Frühjahrs- und Herbstankäufe und bei Anlaß von Militärkursen auf dem Waffenplatze Bern eintrat, so sind seit mehr als zwei Jahren, diese Privatstallungen infolge der größeren Rekrutierung der Kavallerie, beständig mit Pferden belegt. Im Sommer letzten Jahres war man sogar genötigt, 55 Pferde in der Papiermühle, cirka 20 Minuten von den Militärstallungen entfernt, unterzubringen, und zwar die größere Anzahl in einer Kegelbahn, welche mit Pferdedecken leidlich verhängt werden mußte, um die Pferde vor der Unbill der Witterung so gut als möglich zu schützen. Diesen Spätherbst schließlich mußte wegen Platzmangel die alte städtische Reitbahn (Jahreszins Fr. 1000) gemietet und für die Unterbringung von 60 Pferden mit einem Kostenaufwand von Fr. 960 eingerichtet werden. Muß nun dieses Gebäude einem Theaterneubau Platz machen, so sind wir neuerdings in Verlegenheit.

Daß eine derartige Unterbringung der jungen Pferde den Dienstbetrieb im Kavalleneremontendepot rücksiehtlich der Verteilung der Wärter und der Fourage, der Überwachung des Stalldienstes
und der Pferdepflege, der Acclimatisation, bezw. Dressur und Abrichtung der Remonten sehr erschwert, ja eine rationelle Verwaltung desselben fast zur Unmöglichkeit macht, ist einleuchtend.

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Zur Zeit können in Bern und Hofwyl im ganzen 650 Pferde untergebracht werden. Nun schwankt aber der jährliche Pferdebestand im Remontendepot zwischen 600 und 1000 Stück. Der letztere Bestand wird anfangs September infolge des Ende August stattfindenden Ankaufes der zweiten Hälfte des jährlichen Remontenbedarfs erreicht ; doch vermindert sich derselbe bereits Mitte September wieder um 300 Stück, die an die Remontenkurse I und II des folgenden Jahres abgegeben werden. Der durchschnittliche Jahrespferdebestand im Remontendepot beläuft sich sonach auf cirka 850 Pferde, während der Verwaltung, wie angeführt, nur Platz für 650 Pferde zur. Verfügung steht. Für die Unterbringung des Restes müssen dann eben jene Privatstallungen in der Nähe der Kaserne Bern gemietet oder sogar auf ändern Plätzen, wie z. B. in Luzern und Aarau, noch Depotfilialen errichtet werden, ein Notbehelf, der zudem mit bedeutenden Kosten und ändern Inkonvenienzen verbunden ist.

Seit Jahren hat man denn auch nach Mitteln und Wegen gesucht, um aus diesen unhaltbaren Zuständen herauszukommen.

Über den Verlauf der daherigen Verhandlungen und die verschiedenen in Betracht fallenden Projekte mögen die folgenden Angaben kurzen Aufschluß erteilen.

Anfänglich wurde von verschiedenen Seiten der Gedanke geäußert, das Kavallerieremontendepot auf die W e i d e n d e r F r e i b e r g e zu verlegen. Dieses Gelände ist aber so weit von den großen Verkehrslinien abgelegen und zudem im Kriegsfalle so exponiert, daß von dieser Idee abgegangen werden mußte.

Das Kavallerieremontendepot sollte, weil dort aus allen Teilen der Schweiz fortwährend Beobachtungs- und Redressurpferde eingeliefert und abgeholt werden und aus demselben auch die Remontierung älterer Kavalleristen stattfindet, von allen Landesteilen aus leicht und mit möglichst wenig Kosten erreicht werden können.

Mit Eingabe vom 3. November 1894 hat sich dann die G e m e i n d e A v e n c h e s anerboten, der eidgenössischen Militärverwaltung ein für die Errichtung der Anstalt geeignetes Terrain zu vermieten oder nach Konvenienz zu verkaufen.

Während die Verhandlungen über dieses Anerbieten noch fortdauerten, wurde von der Eidgenossenschaft im ,, S a n d " 1 bei Schönbühl ein ausgedehntes Areal behufs Einrichtung eines Schießplatzes für die Infanterie der III. Division erworben und in der bezüglichen bundesrätlichen Botschaft vom 14. Juni 1895 darauf

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hingewiesen, daß die Möglichkeit gegeben wäre, auf dem östlich der Straße gelegenen Teil eine Zweiganstalt des Kavallerieremontendepots zu errichten.

Als weiterer Bewerber um eine solche Depotanlage trat dann im Laufe der Jahre 1896/97 noch der K a n t o n B e r n auf. Dieser anerbot sich, in der Nähe der jetzigen Krankenstalhmgen auf dem Beundenfelde, die notwendigen Gebäude zu erstellen und dieselben dem Bunde mietweise zu überlassen.

Fast gleichzeitig mit dem Kanton Bern offerierten endlich d i e B e s i t z e r d e s L a n d g u t e s ,, E m m e n h o l z a b e i So l o t h u r n ein Grundstück für die Anlage eines Depots.

Dieser Wettbewerb und die mit der Angelegenheit zusammenhängenden verschiedenen Interessen gaben unserem Militärdepartement Veranlassung, zur Prüfung der Frage der Unterbringung des Kavallerieremontendepots, eine Expertenkommission einzusetzen, bestehend aus den Herren : Oberst Markwalder, Waffenchef der Kavallerie, als Vorsitzender ; Oberstdivisionär Techtermann, Ständerat Müller, Oberst Vigier, Direktor der Regieanstalt, Oberst Potterat, eidgenössischer Oberpferdearzt, Oberst Flückiger, Direktor der eidgenössischen Bauten, OberstH. Bernard, Kommandant des Kavallerieremontendepots, als Mitglieder.

Nach Besichtigung der in Frage kommenden Grundstücke und Lokalitäten gab diese Kommission im August 1897 ihr Gutachten im wesentlichen dahin ab : ». Die Art und Weise, wie gegenwärtig die Pferde des Remontendepots untergebracht sind, ist eine durchaus unzweckmäßigo und auf die Dauer unhaltbare. Insbesondere entspricht die Anlage in Hofwyl den Anforderungen in keiner Weise.

b. Die gänzliche Verlegung des Depots von Bern weg empfiehlt sich nicht, wohl aber eine teilweise als Ersatz für die Anlage in Hofwyl.

c. Die Anlage in Bern bedarf einer Erweiterung, namentlich um dem Übelstand der fortwährenden Besetzung der Kasernenstallungen durch Pferde des Kavallerieremontendepots abzuhelfen.

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Die Kommission gelangte deshalb zu dem Schlüsse, es sei d i e O f f e r t e d e s K a n t o n s B e r n a n z u n e h m e n u n d überd i e s im ,, S a n d a e i n e F i l i a l e des R e m o n t e n d e p o t s zu e r r i c h t e n.

Von den vorerwähnten Projekten für eine Depotfiliale mußte ,,Emmenholz bei Solothurna, weil zu teuer, außer Betracht fallen und es konnte sieh daher nur um Avenches und ,,Sand11 handeln.

Die Expertenkommission hielt dafür, daß dem Projekte ,,Sand"1 vor Avenches der Vorrang gebühre. Die centrale Lage des ,,Sand"1, die günstigen Eisenbahnverbindungen von Schönbühl aus nach allen Richtungen des Landes, die Möglichkeit der Anlage großer Tummelplätze für die Remonten, die günstige Beschaffenheit des Bodens etc. seien Vorzüge, welche in Avenches nicht in gleich hohem Maße wie im ,,Sand" geboten werden können.

Da nun Avenches ungefähr zu derselben Zeit für das Hengstendepot und den Fohlenhof in Aussicht genommen wurde, so glaubte unser Militärdepartement die Angelegenheit in der von der Expertenkommission vorgeschlagenen Richtung weiter verfolgen zu sollen.

Anfänglich glaubte das Departement, ein vollständiges Projekt vorlegen zu können, bestehend aus einem Hauptdepot, auf den Aufschlägen von Bern fußend, und einer Filiale im ,,Sand"1. Da aber die Regierung von Bern im letzten Augenblick ihre ursprünglichen Vorschläge bedeutend modifiziert hatte und im Hinblick auf die absolute Dringlichkeit, für die Unterbringung von wenigstens 350 Pferden zu sorgen, haben wir unsere Vorlage auf die Errichtung einer Filiale im ,,Sand" beschränkt. Wir werden deshalb, wenigstens für die nächste Zeit, unsere Einrichtungen auf dem Beundenfeld weiter benützen. Der Bau der Filiale im ,,Sand" wird dem gegenwärtigen unerträglichen Zustand ein Ende machen. Wenn die Notwendigkeit eintritt, können wir dann später mit aller Ruhe alle möglichen Lösungen für das Hauptdepot prüfen.

Die Erstellung der Filiale im ,,Sand a ist von der eidgenössischen Baudirektion geprüft und ein Projekt mit Detailplänen und Kostenberechnungen ausgearbeitet worden.

Nach demselben sind folgende Bauten in Aussicht genommen : 1. "Stauungen für 360 Pferde.

2. Ein Verwaltungs- und Wohngebäude für 56 Mann, 8 Offiziere und eine Wohnung des Stallmeisters.

3. Eine Reitbahn von 40 m. innerer Länge und 20 m. innerer Breite.

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4. Quellenfassungen, Wasserleitungen, Hydrantenanlagen, zwei große laufende Doppelbrunnen, Abwasserleitungen und ein Feuerweiher, welcher gleichzeitig als Pferdeschwemme dienen soll.

o. Die Verlegung der Straße Bern-Hindelbank auf dem Gebiete der Eidgenossenschaft nach dem Projekte des Bezirksingenieurs I des Kantons Bern.

Die Gebäude sind durchweg mit einfachster Ausstattung, aber in solider Bauart projektiert. Das Mauerwerk besteht überall, mit Ausnahme der in Beton gedachten Fundamente, aus Backstein.

Die Stallungen sollen mit Holzcement, die übrigen Gebäude aber mit Ziegeln eingedeckt werden.

Die ganze Anlage im ,,Sand" soll auf das Areal zu stehen kommen, das sich auf der Seite des Grauholzdenkmals, südöstlich der Straße Bern-Schönbühl und südwestlich der Wirtschaftsgebäulichkeiten befindet. So wäre das Remontendepot ganz für sich, die Übungen der Infanterie auf dem Schießplatz würden in keiner Weise gestört und die Tiere durch das Schießen in keiner Hinsicht gefährdet.

Nach Errichtung der Filiale im ,,Sanda würden die gegen?

wärtig benutzten, ganz unzulänglichen Stallungen in Hofwyl aufgegeben werden, was auf 1. A p r i l 1901 möglich werden sollte, da auf diesen Zeitpunkt hin der bestehende Pachtvertrag abläuft.

Die Baukosten sind auf Fr. 715,000 berechnet, unter der Voraussetzung, daß sich bei den Fundationen keine außergewöhnlichen Schwierigkeiten ergeben. Dagegen käme der jährliche Pachtzins von Fr. 5262, welchen die Eidgenossenschaft gegenwärtig für die Anlage in Hofwyl bezahlen muß, fortan in Wegfall, ebenso die Mietzinse, welche wir an andere Privatbesitzer zahlen und welche sich auf ungefähr Fr. 2500 belaufen.

Ohne Zweifel ·wird dem Bunde durch diese Anlage eine Mehrausgabe erwachsen, aber es darf nicht vergessen werden, daß die rationellere Unterbringung der wertvollen jungen Pferde dem Bunde manchen Verlust ersparen wird, den er unter den jetzigen Verhältnissen Jahr für Jahr durch Krankheiten und Abgang von Remonten erleidet. Es wird dann vermieden werden können, daß ein in keinem Verhältnis zum jeweiligen Präsenzstand der Pferde stehender A b g a n g v o n 9 2 R e r n o n t e n , w o r u n t e r n u r i m J a h r e 1892 2 9 S t ü c k ! w i e e r s e i t 1891 b i s h e u t e i n der F i l i a l e H o f w y l zu v e r z e i c h n e n ist, stattfindet.

5l Wir beehren uns daher, Ihnen die Annahme des nachfolgenden Bundesbeschlusses zu empfehlen und benutzen den Anlaß, Sie, Tit., unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 18. Mai 1899.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident: Müller.

Der I. Vizekanzler: Schiit/mann.

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Bundesbeschluß betreffend

die Errichtung einer Filiale des Kavallerieremontendépôts im Sand.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 18. Mai 1899, beschließt: Art. 1. Auf der Besitzung im ,,Sand" bei Schönbühl soll vom Bunde eine Filiale des Kavallerieremontendepots mit Stallungen für 360 Pferde nebst den erforderlichen Dependenzgebäuden und Laufplätzen errichtet werden. Dem Bundesrate wird hierfür ein Kredit von Fr. 715,000 eröffnet.

Art. 2. Dieser Beschluß tritt sofort in Kraft. Der Bundesrat wird mit der Vollziehung desselben beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend die Anlage einer Filiale des Kavallerieremontendepots im ,,Sand". (Vom 18. Mai 1899.)

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24.05.1899

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