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Schweizerisches Bundesblatt.

43. Jahrgang. II.

Nr. 20.

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16. Mai 1891.

Bericht des

Bundesrathes an die Bundesversammlung über

seine Geschäftsführung im Jahre 189O.

VII. Geschäftskreis des Militärdepartements.

I. Durchführung der Militärorganisation.

1. Erlaß von Gesetzen, Verordnungen, Instruktionen und Reglementen a. Von der Bundesversammlung.

Bundesbeschluß betreffend die Vornahme einer Untersuchung über die militärische Diensttauglichkei des schweizerischen Pferdebestandes, vom 18. Juni 1890.

Bundesbeschluss betreffend die Zahl der Instruktoren der Infanterie, vom 29. September 1890.

b. Vom Bundesrathe.

Beschluß betreffend Abgabe der Revolver an Landsturm-Offiziere vom 7. Februar 1890.

Verordnung über das Rechnungswesen der Militärjustiz, vom 12. Februar 1890.

Beschluß betreffend Zutheilung der Justizoffiziere und der Feldpostfunktionäre zu den Divisionsstäben, vom 25. März 1890.

Beschluß betreffend Taggelder und Reisentschädigungen, vom 25. März 1890.

Bandesblatt. 43. Jahrg. Bd. II. .

44

678

Beschluß betreffeud die Organisation der Festungsartillerie, vom 11. April 1890.

Beschluß betreffend Abänderung der Verordnung vom 7. Februar 1876 über den Betrieb der eidgenössischen Waffenfabrik io Bern, vom 6. Mai 1890.

Kreisschreiben an sämmtliche eidgenössische Stände betreffend Fälschung von Dienstbüchlein, vom 13. Mai 1890.

Kreisschreiben an sämmtliche eidgenössische Stände betreffend die Optionsanzeigen der Söhne von in der Schweiz naturalisirten Franzosen, vom 5. Juni 1890.

Reglement über die Bedienung und Kenntniß des Materials der 8 cm. Feldbatterien, vom 26. Juli 1890.

Entscheid betreffend Ausrüstung unvermöglicher Rekruten, vom 15. August 1890.

Instruktion für die Untersuchung über die militärische Diensttauglichkeit des schweizerischen Pferdebestandes, vom 29. August 1890.

Reglement über den Sanitätsdienst, Abschnitt I--III, vom 2. September 1890.

Beschluß betreffend Militärpflichtersatz der Feldprediger, der Feldpost- und Feldtelegraphenbeamten, vom 29. September 1890.

Beschluß betreffend Nichtverwendung von Bivouac-Decken für festliche Anlässe, vom 20. September 1890.

Beschluß betreffend Organisation des Generalstabsbüreau, vom, 14. Oktober 1890.

Beschluß betreffend Interpretation von Art. l, Ziff. 5, der Militärstrafgerichtsordnung, vom 4. November 1890.

Beschluß betreffend Einführung einea Soldatenmessers, vom 6. Dezember 1890.

Beschluß betreffend Tambouren-Ordonnanz für die schweizerische Infanterie.

Beschluß betreffend Einführung des neuen Exerzirreglements für die schweizerische Infanterie, vom 23. Dezember 1890.

c. Vom Departement.

Vorschrift über Pferdestellung durch Offiziere der Artillerie, vom 4. Januar 1890.

Regulativ über die Verabfolgung von Reglementen und Ordonnanzen, vom 6. Januar 1890.

679 Vorschriften betreffend L'erittenmachung der Aevzte, Pferdeärzte und Quartiermeister iu den Unterrichtskursen, vom 21. Januar 1890.

Kreisschreiben über die Equipementsentschädigungen für das Instruktionspersonal und die Waffenkontroleure, vom 11. Mära 1890.

Vorschriften betreffend das Ordinäre, vom 15. April 1890.

Reglement über den Dienst der 12 cm. und 8,4 cm. Geschütze der Positionsartillerie, vom 11. Juni 1890.

Anleitung für den optischen Feldsignaldienst, vom 19. Juli 1890.

Instruktion betreffend Eintragung der Dienstleistungen in die Dienstbüchlein, vom 23. Juli 1890.

Schießanleitung für die schweizerische Feldartillerie, vom 28. Juli 1890.

Kreisschreiben an die Regierungen der Kantone betreffend Brieftauben, vom 14. August 1890.

Vorschrift betreffend Modell einer Armbinde für Packer der Feldpost, vom 21. August 1890.

Vorschrift über dea Modus der Auswahl, der Abgabe und des Unterhaltes der Exerzirkapüte, vom 11. September 1890.

Kreissehreiben an die Kantone betreffend Rückgabe der Militäreffekten im Falle von Auswanderung, vom 12. September 1890.

In Vorbereitung: Neues Bekleidungsreglement.

Verordnung betreffend die Festsetzung und Verabfolgung der Kompetenzen für Besoldung, Zulagen, Reise- und Pferdeentsehädigungen, sowie Equipements Vergütungen etc. des ständigen und außerordentlichen Instruktionspersonals.

Instruktion für die patentirten Munitionsverkäufer.

2. Personelles.

Im Berichtsjahr ist wieder ein schwerer Verlust zu verzeichnen.

Am 12. Januar verschied nach schmerzhafter Krankheit der Kommandant der VIII. Armeedivisiou, Herr Oberst Alphons Pfyffer, von Altishofen, in welchen die Armee und die obersten Landesbehörden ihr ganzes Vertrauen gesetzt hatten. Die Reorganisation des Stabsbüreau, dessen Chef er war, die Heranbildung eines tüchtigen Generalstabskorps und die Einführung vieler Neuerungen

680 in der Kriegsbereitschaft waren meistens das Werk dieses patriotischen Mannes und die Befestigung des Gotthardmassivs sein Gedanke. Auch im Auslande fnnd seine hohe Befähigimg volle Anerkennung. Als Chef des Stabsbüreau und des Generalstabskorps wurde er ersetzt durch Herrn Oberst Arnold Keller von Aarau, und als Kommandant der VIII. Division durch Herrn Oberst Heinrich Wieland von Basel.

An die Stelle des auf eigenes Begehren, unter Verdankung der geleisteten guten Dienste, entlassenen Herrn Major Schmid, Wilhelm, von Ber.n, wurde zum Sekretär des Waffenchefs der Artillerie Herr Hauptmaun Brack, Eugen, von Elfingen, ernannt.

Bei der Centralpulververwaltung wurde als Techniker für das rauchlose Pulver ernannt: Herr Amsler von Schaff hausen.

Die vorbereitete Reorganisation des Generalstabsbüreau konnte im Berichtsjahre durchgeführt werden. Nach derselben besteht diese Dienstabtheilung aus dein Chef mit folgenden sechs Unterabtheilungen, jede mit einem Vorstande und zwar : a. die Kanzlei; b. die Nachrichtenabtheilung; c. die Generalstabsabtheilung ; d. die taktische Abtheilung; e. die technische Abtheilung; /. die Eisenbahnabtheilung.

Die Wahl der Vorstände fällt in das Jahr 1891.

Die Entwicklung unseres Heerwesens und die stets zunehmende Ausdehnung der Geschäfte der Militärkarizlei sowie der verschiedenen Dienstabtheilungen rücken den Zeitpunkt immer näher, wo eine allgemeine Reorganisation unseres Militärdepartementes zu verwirklichen sein wird.

Die bevorstehende, durch den Bau des zweiten Bundesrathhauses angestrebte Centralisation der gesammten Verwaltung, sowie der in Aussicht siehende Erlaß eines neuen Besoldungsgesetzes für
II. Wehrpflicht.

Die im Herbst 1889 ausgehobene Rekrutenmannschaft trat mit 1. Januar 1890 in das dienstpflichtige Alter. Nach Maßgabe des Bundesgesetzes vom 4. Dezember 1886 und desjenigen vom 22. März 1888 fanden folgende Anordnungen statt.

681

Am 31. Dezember des Berichtsjahres traten in die Landwehr: 0. die Hauptleute des Jahrganges 1852; b. die Oberlieutenants und Lieutenants des Jahrganges 1856; c. die Unteroffiziere aller Grade und Soldaten der Infanterie, der Artillerie, des Genie, der Sanitäts- und Verwaltungstruppen des Jahrganges 1858; d. die Unteroffiziere, Trompeter (inkl. Stabstrompeter) und Soldaten der Kavallerie, welche zehn effektive Dienstjahre zählten ;.

ferner diejenigen, welche im Jahre 1858 geboren sind, auch wenn sie den gesetzlich vorgeschriebenen Dienst nicht durchwegs geleistet und sofern sie anläßlich ihres spätem Eintritt» zur Waffe sich nicht zu längerem Anszügerdienst verpflichtet hatten ; e. Hufschmiede, Sattler und Krankenwärter der Kavallerie des Jahrganges 1858.

Auf 31. Dezember 1890 traten in den Landsturm: 1. die Hauptleute, Oberlieutenants und Lieutenants des Jahrganges 1842; 2. die Stabsoffiziere (Majore, Oberstlieuteuants und Obersten), welche das 48." Altersjahr vollendet hatten und sofern von denselben ein Entlassungsgesuch bis Ende Februar 1890 gestellt worden war; 3. die Unteroffiziere und Soldaten aller Waffen und Grade des Jahrganges 1846.

Aus dem Landsturm und somit aus der Wehrpflicht traten mit 31. Dezember 1890: a. die Offiziere des Jahrganges 1835, insofern sie sich auf erfolgte Anfrage seitens der Wahlbehörde nicht zu längerer Dienstleistung bereit erklärt hatten ; b. alle Unteroffiziere und Soldaten des Jahrganges 1840.

III. Sanitarische Untersuchung und pädagogische Prüfung der Wehrpflichtigen.

Gegenüber 1889 gestaltet sich das Ergebaiß der sanitarischen Untersuchungen folgendermaßen :

682 Diensttauglich.

1SQA / Rekruten · · . 15,46*4.

iayu 1,661 \ Eingetheilfe . .

Zurückgestellt.

5,840 792

tauglich.

8,957 3,757

Total.

30,261 6,210

17,125

6,632

12,714

36,471

14,837 1,640

6.157 818

8,525 3,311

29,519 5,769

16,477

6,975

11,836

35,288

iqcq \ Rekruten . . .

\ Eingetheilte . .

Un-

Es wurden somit diensttauglich erklärt :

1890.

Ton den Rekruten . . .

Von den Eingetheilten . .

1889.

50,3 »/o 28,4 %

51,1 »/o 26,7 %

Prozentsatz der diensttauglich erklärten Rekruten.

Divisionskreis I.

67,6 67,0 58,6 56,8 53,2 54,2 54,1 55,1 54,1 53,5 54,7 59,3 60,5 55,9 57,3 56,0 Differenz

1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890

II. III. IV.

52,6 50,6 52,9 48,5 52,0 61,0 44,8> 49,1 44,7 41,2 43,5 49,4 40,6 34,8 41,1 40,2 34,1 42,0 48,7 39,7 50,6 50,5 42,8 51,0 50,4 48,2 50,1 41,9 42,8 50,9 46,0 44,4 49,6 57,7 47,0 47,0 53,8 52,7 48,8 60,5 50,2 52,0 54,6 46,8 55,0 55,5 51,1 58,8 1889/90: 0,6i°/o.

Y.

53,7 56,6 44,9 44,3 40,1 32,2 40,0 41,2 39,5 42,3 44,4 40,2 44,1.

44,5 44,6 42,3

Jjurcn-

VI. VII. VIII. schnitt.

49,5 52,2 45,2 55,0 45,5 54,9 52,3 55,5 56,0 54,3 53,5 52,8 57,1 54,1 47,3 48,2

52,4 62,2 48,3 53,6 44,6 49,8 47,8 48,4 45,5 52,7 49,3 45,7 47,8 49,8 48,7 48,7

69,9 58,9 49,3 47,0 42,7 49,1 50,9 54,9 53,6 50,0 48,9 53,4 52,5 52,3 47,3 49,0

55,1 51,0 48,2 48,9 42,9 44,5 47,8 49,7 49,5 48,4 48,8 50,3 52,1 52,3 50,3 51,1

683

Die Gesammtzahl der im Jahre 1890 untersuchten Stellungspflichtigen ist gegenüber 1889 um 742 gestiegen. In Bezug auf die übrigen Ergebnisse der Untersuchung verweisen wir auf die vom statistischen Bureau besorgte Bearbeitung der Ergebnisse.

Zwischenuntersuchungen sind im Berichtsjahr 150 vorgenommen worden; Rekurse wurden 194 erledigt.

Pädagogische Prlifung. Die Experten-Konferenz, zu welcher nebst den eidgenössischen Experten auch die kantonalen Gehülfen zugezogen wurden, fand am 5. und 6. Juli in Zug statt. Sie befaßte sich vorerst mit der Berathung des Prüfungsstoffes, speziell mit der Weglassung der schriftlichen Prüfung in der Vaterlandskimde und sodann wieder mit der Beibehaltung der pädagogischen Noten im Dienstbüchlein. Die bezüglichen Vorschläge wurden ·unserm Militärdepartement unterbreitet und erhielten die definitive Genehmigung.

Im Prüfungsstoff selbst sind gegenüber früher die Anforderungen weder erhöht noch herabgesetzt worden. Durch Inspektionen wurde konstatirt, daß sämmtliche Experten die Bestimmungen des Regulativs, die ertheilten Weisungen und die in der Konferenz getroffenen Vereinbarungen, soweit solche die Genehmigung erhalten hatten, gewissenhaft befolgten.

Die Prüfungen verliefen überall in durchaus geordneter Weise imd ohne besondere Schwierigkeiten. Die Stellungspflichtigen zeigten mit seltenen Ausnahmen gute Disziplin und strengten sich an, möglichst gute Noten zu erhalten. Die Prüfungslokalitäten entsprachen in den meisten Aushebungsorten allen wünschbaren Anforderungen.

Zu Bemerkungen gaben noch Anlaß einige Ortschaften im Tessin, im Oberwallis und Berner Oberland und Seeland.

In manchem Rekrutirungskreis findet die Eintragung der Normalien in die Dienstbüchlein erst am Tage der Aushebung statt, was Störungen in den Prüfungen zur Folge hat, indem die Rekruten sowohl als die Examinatoren in der Arbeit unterbrochen werden.

Die schriftlichen Arbeiten der geprüften Leute wurden nach vorausgegangener Sichtung der permanenten schweizerischen Schulausstellung übermittelt.

IV. ßekrutirnng.

Wie dies seit mehreren Jahren der Fall ist, hat die Rekrutirung auch im Berichtsjahre wieder ihren geordneten Verlauf genommen.

Mit wenigen Ausnahmen war der Verkehr zwischen den kantonalen

634 und eidgenössischen Organen zufriedenstellend. Das Betragen der Mannschaft gab zu keinen besondern Klagen Anlaß, Verstöße gegen die Disziplin kamen nur vereinzelt vor und wurden geahndet.

Bezüglich der Aushebung der verschiedenen Waffen ist zu erwähnen, daß gesucht wurde, den diesbezüglichen Wünschen und Begehren der Chefs derselben möglichst Rechnung zu tragen.

Die Aushebung der Kavallerie ist sich annähernd gleich geblieben und reicht selbstverständlich zur Kompletirung der Einheiten nicht aus. Wir können daher nur auf das im letzten Jahresbericht Gesagte hinweisen.

In einigen Kreisen hat bei der Foldartillerie und den Parkkolonnen die Qualität der Rekruten sich gebessert, in andern dagegen sich eher noch verschlechtert; beim Train ließ die Rekrutirung auffälligerweise im Kanton Bern sehr zu wünschen übrig, ebenso in Solothurn und Luzern, besser war dieselbe in Waadt, Genf und St. Gallen.

Die physische Beschaffenheit der Verwaltungsrekruten war gegenüber früher im Allgemeinen günstiger.

Fast in allen Schulberichten wird über mangelhafte Aushebung der Artillerie und des Train geklagt und auf Abhülfe gedrungen, was durch schärfere Weisungen zu erreichen sein dürfte.

Die Zahl der Infanterierekruten hat im Berichtsjahr wesentlich zugenommen. Von den Rekruten der I. und II. Prüfungsklassen mit den besten pädagogischen Ergebnissen sind im Verhältuiß der Rekrutirung innerhalb der verschiedenen Waffengattungen zugetheilt worden : 1890.

der der der des der der

Infanterie . . . . 58,5 °/o Kavallerie . . . . 78,7 °/o Artillerie 60,4 °/o Genie 61,4 % Sanität 64,9 °/o Verwaltung . . . . 63,8 °/o

1889.

53,6 °/o 77,1 °/o 61,1 °/o 60,7 °/o 63,2 °/o 70,0 °/o

Das Verhältniß hat sich für die Infanterie nicht wesentlich gebessert und wird aus Gründen, die wir im letzten Bericht betont haben, stets ungünstiger sein als für die andern Waffen.

Die Vorschriften für möglichste Berücksichtigung der Infanterie bestehen fort.

Ueber das Ergebniß der Aushebung nach Jahrgängen und nach Waffengattungen geben folgende Tabellen Auskunft:

Ergebniß der Rekrutirung vom Herbst 1890 für das Jahr 1891.

I. Nach Jahrgängen.

Divisionskreis.

1871.

1870.

1869.

1868.

1867.

1866.

1865.

1864.

1863.

Aeltere.

Total.

I.

1,829

254

121

42

15

12

13

7

3

2

2,298

II.

1,737

153

65

18

16

6

8

3

1

6

2,013

III.

1,419

354

135

58

23

8

5

1

1

4

2,008

3 1 -- -- --

1

26

2,041 1,821 1,837 1,886 1,562

9

49

15,466

IV.

1,595

253

116

V.

1,384

282

107

41 32

VI.

1,583

131

77

VII.

1,592

193

VIII.

1,152 12,291

Total

19

7

4

2

3

1

1

26

4 6

7

5

73

20

4

--

2

167

121

°47

25

15

9

1.787

815

284

112

58

47

'

-- -- --

14

6 2 2

IÎ. Nach Waffengattungen.

Kavallerie.

jd2 <2 §

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«

I II III

IV

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VI

VIII

P 03 ~S

:& EU

1,699 1,646 1,517 1,484 1,297 1,280 1,370 1,167

Total 11,460

1889: 11,046

p S :p -S OQ

2

.

L* P

so

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P

O> O3

0

Fahrende a Batterien. ,
.

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öS CG

SI

OJ
OT

50 4 91 107 34 28 16 40 58 -- -- 59 3 56 78 -- -- 63 6 82 97 -- 35 -- 42 6 103 125 -- 73 40 4 59 79 -- 41 6 88 81 -- -- 2 8 17 22 53 --

67 20 21 4 38 33 33 --

Genie.

Parkkolonnen.

a 3

Parksolda

OQ ·M

Artillerie.

Kanonie

Infanterie.

17

16 15 12 14 12 15 23

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49 29 72 59 27 67 77 50

17 17 12 21 17 28 11 21


53

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1 1

H

59 51 53 69 52 58 53 56

17 13 17 11 15 23 16 26

2,298 2,013 2,008 2,041 1,821 1,837 1,886 1,562

·sä

-1

30 40 28 39 24 16 40 22 7 47 25 14 35 25 3 38 30 7 43 26 -- 66

17 12 25 22 11 15 15 23

2 325 53 536 647 87 108 216 124 210 47 348 430 144 140 451 138 15,466 378 336

2323 2228

714 686

422 119 14,837

687

Das Verhältniß der jungem zu den altern Jahrgängen gestaltet sich bei den letzten Rekrutirungen wie folgt: Jahrgang.

1891.

1890.

1889.

Jüngster . . 12,291 (1871) 11,934 (1870) 11,875 (1869) Z weitj ängster 1,787 (1870) 1,647 (1869) 1,731 (1868) Drittjüngster 963 (1867) 815 (1869) 761 (1868) Viertjüngster 284 (1868) 254(1867) 338 (1866) Eünftjüngster 112 (1867) 122 (1866) 107 11865) Aeltere Jahrgänge . .

119 158 177 15,466

14,837

15,172

1891. 1890. 1889.

°/o

%

>

79,47

80,«

78,27

11,55

11,10

11,41

5,26

5,13

6,35

1,83

1,71

2,23

0,72

0,82

0,70

1,1t

0,80

1,04

100

100

100

Die Zahl der ausexerzirten Rekruten -- solche früherer Jahrgänge Inbegriffen -- zu derjenigen der Ausgehobenen beziffert sich wie folgt : Eekrutirt. Ansexerzirt.

1889.

1890.

10,087 Infanterie 11,046 388 Kavallerie 336 2,199 Artillerie 2,228 668 Genie 686 421 Sanitätstruppen 422 114 Verwaltungstruppen . . .

119 Im Durchschnitt sind daher 93,5 °/o der Rekruten ausexerzirt worden.

Im Jahre 1880 betrugt-t der Prozentsatz 91 92 1881 T) v> n T) T) 92 1882 ·n T) ·n T) T) 90 1883 ·n ·n T) T> T) 90 n n 1884 ·n T> T) 91,65 1885 V) T) Tl n Tl 91,50 1S86 ·n n it Tl T) 95,10 n 11 1887 n T) T) 92,9 1888 T) T) Tl T) T) 94 1889 T) T) T) Tl T)

T. Bestand des Bundesheeres.

Die Organisation der Festungsartillerie gelangte im Berichtsjahre zu einem vorläufigen Abschluß. Laut unserm Beschluß vomii. April 1890 ist dieselbe als Truppeneinheit des Bundes eingereiht worden

688

und wird demgemäß von letzterm gebildet und unterhalten. Zur Rekrutirung und Instruktion ist sie der Artillerie zugewiesen. Sie besteht vorläufig aus 4 Kompagnien Nr. I bis IV und zwar: 1 Kompagnie für Airolo (Fondo del Bosco) 2 Kompagnien für Andermatt (Bühl und Bäzberg) l Kompagnie für Oberalp, Furka und Gotfhard jede in der Stärke von 200 bis 250 Mann, Pionnier-Détachement und Offiziere Inbegriffen.

Die bis und mit 1890 rekrutirten und ausexerzirten Festungsartilleristen bilden die Kompagnie I ; die übrigen Kompagnien werden aus den nachfolgenden Rekruten-Jahrgängen formirt.

Die Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der Mannschaft ist diejenige der Parkkanoniere, jedoch mit Repetirgewehren, bis die neue Handfeuerwaffe verabfolgt werden kann. Für den Dienst in den Forts erhält die Truppe Arbeitskleider besonderer Ari.

Wir beabsichtigen nun, diese vorläufige Organisation durch ein Bundesgesetz sanktioniren zu lassen, in welchem auch die Kommandoverhältnisse, die Bewachung, Verproviantirung und Munitionirung, sowie der bauliehe Unterhalt der Forts definitiv geordnet werden sollen.

Eioe bezügliche Vorlage kann für 1891 in Aussicht gestellt werden.

Auf 1. Januar 1891 ist der Kontrolbestand des Heeres folgender: A. Im Auszug.

1. Nach. Divisionen.

Effektiver Bestand.

I. Division II.

,, III.

,, IV.

,, V.

VI.

,, VII.

,, VIII.

,, Nicht im Divisionsverband stehende Offiziere und Truppen Offiziere und etabssekretäre nach Artikel 58 der Militärorganisation

189t.

1890.

16,260 16,709 15,168 14,728 15,960 16,700 15,926 13,337

16,239 16,497 14,793 14,090 15,751 16,581 16,187 13,298

2,771

2,592

414 127,973

416 126,444

689 2. Nach Waffengattungen.

Effektiver Bestand.

Generalstab und Eisenbahnabtheilung Infanterie. . .

Kavallerie Artillerie Genie Sanitätstruppen Verwaltungstruppen Justizoffiziere

. . .

1891.

1890.

81 92,685 2,877 18,734 7,402 4,669 1,492 33

79 91,394 2,792 18,369 7,448 4,877 1,442 43

127,973

126,444

6. In der Landwehr.

Effektiver Bestand.

Generalstab Infanterie Kavallerie Artillerie Genie Sanitätstruppen Verwaltungstruppen

1891.

1890.

13 60,185 2,775 11,509 2,924 2,429 437

13 61,877 2,721 11,143 2,565 2,064 413

80,272

80,796

^"TM^TM^^^

C. Im Landsturm.

Offiziere Unteroffiziere Mannschaft

o . . . .

Total

1891.

1890.

2,954 8,434 260,736

3,117 8,785 256,653

272,124

268,555

I. Kontroistärke des Auszuges auf 1. Januar 1891.

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15

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632 621 597 600 672 642 632 566

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38 16,260 16,709 15,168 14,728 15,960 16,700 15,926 13,337

2,733 29

69

89

17

18,085 4991

1897

1286

18

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414

51

127,973

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II. Kontroistärke der Landwehr auf 1. Januar 1891.

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997 423 398 1,269 242 §85 259 837 301 941 392 1,085 359 990 362 885 144 2,997 -- --

272 230 274 248 299 310 247 225 -- --

88 102 89 83 81 112 · 87 90 272 --

33 38 36 40 36 43 37 -- 14

10,918 9,714 7,750 7,889 9,917 10,432 10,754 9,471 3,413 14

62,830

2880 10,886

2105

1004

319

80,272

9,060 7,650 6,194 6,395 8,224 8,468 8,997 7,842

III. Kontroistärke des Landsturmes auf 1. Januar 1891.

Bewaffneter Landsturm.

Füsiliere.

Divisionskreis.


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332 834 192 697 219 799 190 775 244 702 278 786 292 1116 196 874

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9,231 6,609 7,854 7,764 7,434 8,179 8,110 7,395

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1943 6583 62,576 161 654 6999

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85 118 7,575 2,400 1399 146 69 13,963 1,141 884 62 24 10,801 952 871 47 16 15,817 1,262 932 99 90 12,870 2,017 811 88 25 11,552 4,273 1915 131 24 13,413 1,920 1557 74 290 10,742 1,478 952

1438 565 360 971 896 2445 1675 919

118 541 2961

732 656 102733 15,443 9321

9269 12,223 39,211 272,124

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1,627 1,321 840 1,521 1,795 1,825 2,075 1,219

4,747 5,064 3,446 1,955 5,499 6,827 7,622 4,051

31,656 32,008 33,558 32,531 34,005 39,547 39,547 29,016

VI. Unterricht.

Instruktionspersonal, Der Bestand des Instruktionspersonals aller Waffen ist folgender : Bestand nach Gesetz auf Ende 1890 Infanterie . . . . 128 Mann 111 Mann 15 ,, Kavallerie . . . . 1 6 ,, 38 ,, Artillerie . . . . 3 7 ,, Genie . . . 10 ,, 9 ,, Sanität .

. . . 10 ,, 8 , Verwaltung . . .

3 ,, 3 ,, Total

204 Mann

184 Mann

In Folge Bundesbeschluß vom 29. September 1890 ist die Zahl der Instruktoren der Infanterie um 16 Instruktoren I. Klasse vermehrt worden. Die Wahl dieses Personals fand im Berichtsjahre nicht statt und wurde auf den Zeitpunkt der allgemeinen Erneuerungswahlen der Militärbeamten und Angestellten, welche im Frühjahr 1891 stattzufinden hat, verschoben. Aus diesem Grunde ist im Effektiv bestände für die Infanterie noch keine wesentliche Aenderung zu verneigen.

Die Vermehrung der Instruktoren der Artillerie und des Genie, welche in Folge Einführung neuer Spezialitäten und Kurse immer dringlicher wird, dürfte kaum lange mehr hinauszuschieben sein.

Sie ist um so nothwendiger, als besonders bei der Artillerie sich Instruktoren befinden, welche ihres Alters und ihrer Gebrechlichkeiten wegen nicht mehr als vollkommen diensttauglich qualifizirt werden können. Bis jetzt behalf man sich mit Einstellung von Aushülfspersonal, indessen wird man dazu kommen müssen, die Stellung dieses seit Jahren auf definitive Anstellung harrenden Personals, welches man in der Instruktion nicht mehr entbehren kann und wofür übrigens jeweilen ein Kreditposten in's Budget aufgenommen wird, zu reguliren. Wir behalten uns vor den h. Käthen eine auf Vermehrungo dieser Instruktoren zielende Vorlage zu machen.

· o Zum Instruktor 1. Klasse der Infanterie wurde Herr von Wattenwyl, bisheriger Instruktor II. Klasse, befördert.

Aus Gesundheitsrücksichten nahm der Instruktor 1. Klasse der Kavallerie, Herr Oberstlieutnant 0. v. Sury seine Entlassung, welche ihm unter Verdankung der geleisteten guten Dienste erthei wurde.

Bundesblatt. 43. Jahrg. Bd. II.

45

694 Auf Anfang des Berichtsjahres wurde auf gestelltes Begehren und unter Verdankung der geleisteten guten Dienste Herr Major Fröhlich als Instruktor I. Klasse der Sanitätstruppen entlassen.

Im übrigen Instruktionspersonal mußten wieder einige durch Tod und Austritt vakant gewordene Stellen neu besetzt werden.

Vonmterricht, Die Berichterstattung der Kantone über den Stand des Vorunterrichts im Schuljahre 1889/1890 zeigt im Allgemeinen keine wesentlichen Verschiedenheiten von derjenigen des Vorjahres.

Es darf gesagt werden, daß die große Mehrzahl der Kantone es sich angelegen sein läßt, sowohl dio ihnen jährlich vorgelegten Berichtsformulare mögliehst genau und zuverläßig zu beantworten, weßhalb die statistischen Ausweise von Jahr zu Jahr vollständiger werden, als namentlich auch durch fortgesetzte Weisungen, Erlasse und Mahnungen die Gemeinde- und Schulbehörden zur Durchführung und steter Verbesserung des Turnunterrichtes und seiner Einrichtungen gemäß den von uns erlassenen Vorschriften zu verhalten. Die fortschrittliche Entwicklung ist freilich eine sehr allmälige und langsame und nur in größeren Zeiträumen als denjenigen eines Jahres augenscheinlich wahrnehmbar. Oft tritt ein längerer Stillstand ein und Selbstgehenlassen und Rückschritte sind in diesem oder jenem Kanton zu konstatiren oder werden selbst gemeldet.

So berichtet Appenzell I. Rh. : Die Ortsschulbehörden haben den Turnunterricht sehr vernachläßigt und hat die kantonale Erziehungsdirektion hierüber bei der Landschulkotnmissiou Beschwerde erhoben, welche diesbezüglich nächstens Beschlüsse fassen wird.

Graubünden theilt mit: Die von den Schulgemeinden eingereichten Berichte sind nach einigen Richtungen von den letztjährigen so verschieden, daß deren Unrichtigkeit sofort in die Augen springt. Auf Grund einer im ganzen Kanton im Frühling 1891 vorzunehmenden Inspektion, die bei den Schulräthen und Gemeindevorständen darauf zu dringen hat, daß dem Turnunterrichte größere Aufmerksamkeit zugewendet werde, werden inskünftig zuverläßigere Angaben möglich sein.

Im Uebrigen wurden von mehr als der Hälfte der Kantone besondere Aufforderungen zu regelmäßiger Abhaltung des Turnunterrichts, Herstellung und Verbesserung der Turnplätze, Anschaffung und Vervollständigung der Turngeräthe erlassen. Beson-

695 ders nachdrücklich gingen diesfalls die Kantone Solothuru und Waadt vor. In letzterem Kantone wurde durch das neue Unterrichtsgesetz vom 9. Mai 1889 der Turnunterricht in den Primarschulen, dessen Betreibung noch fakultativ war, als obligatorisches Lehrfach erklärt. Glnrua hielt die Schulräthe an, den Turnunterricht iu der Primarschule überall mit dem vierten Schaljahre beginnen zu lassen. Schaff hausen empfahl auch den Elementarschulgemeinden dringend die Erstellung von Turnlokalen oder verlangte wenigstens vorläufige provisorische Einrichtung von solchen und gab denjenigen Gemeinden, welche die Schulpflicht auf sechs ganze und drei theilweise Schuljahre normirt haben, auf, den Knaben zweiter Stufe im Sommer mindestens eine wöchentliche Turnstunde geben zu lassen.

Obwalden wies die Schulräthe an, auch die Wiederholungsschüler zum Turnunterrichte heranzuziehen, welcher Einladung auch von zwei Gemeinden Folge geleistet wurde, lieber regelmäßige Inspektionen des Turnunterrichtes der Primarschulen berichten zwölf Kantone. In Zürich, Solothurn, Baselland, Schaffhausen, Aargau und Genf werden sie durch Fachexperten vorgenommen. Solothurn erließ eine Verordnung, wonach für die Beaufsichtigung des Turnunterrichtes an den Primarschulen für jeden Bezirk auf eine Amtsdauer von zwei Jahren l--2 Fachmänner als Turninspektoren gewählt werden.

An der Lehrerbildungsanstalt des Kantons Waadt wurde der Turnunterricht vermehrt. In zwei Lehrerwiederholungskursen des Kantons Bern und in dreien des Kantons St. Gallen wurde auch Turnunterricht ertheilt. Schaffhausen theilte probeweise den Turnstoff der eidgenössischen Turnschule in zwei Jahresprogramme.

Neue Turnhallen, theils ganz auf Staatskosten, theiL« mit Unterstützung von Staatsbeiträgen, wurden erstellt: je zwei in Baselstadt, Aargau und Neuenburg und eine in St. Gallen. Uri errichtete in der Kaserne Altdorf ein zweckmäßiges Turnlokal. Außerdem wurden in verschiedenen Kantonen einer Anzahl Gemeinden für Verbesserung von Turnplätzen und Anschaffung von Geräthen Subsidien verabfolgt und wurde die Theilnahme von Lehrern an dem eidgenössischen Turnlehrerbildungskurse in Winterthur oder an kantonalen Turnkursen durch Staatsbeiträge erleichtert. Neuenburg bemerkt, daß viele Gemeinden, welche noch keine geschlossene Turnlokale haben, dafür gedeckte Plätze besitzen.

Den Tabellen über den Sland des Turnunterrichts im Schuljahre 1889/1890 lassen sich folgende allgemeine Resultate entnehmen :

696

«. Von 3876 Primarschulgemeiuden aller Kantone (Tabelle I) besitzen : genugende Turnplätze. . 2736 = 70,6 °/o (18s9 = 71 %) ungenügende ,, . . 629 = 16,2 ,, (1889 = 16,5 ,, ) noch keine . . _511_=13,2,, (1889 = 12,5 ,, ) fl 3876

alle vorgeschriebenen Geräthe 1616 = 41,7 % (1889 = 42,3 °/o) nur einen Theil der Geräthe 1422 = 36,7 ,, (1889 = 37,3 ,, ) noch keine Geräthe . . . 838 = 21,6 ,, (1889 = 20,4 ,, ) 3876 ein Turnlokal kein ,,

595 = 15,3 °/o (1889 = 16'%) 3281 == 84,7 ,, (1889 = 84 ,, ) 3876

Die Zahl der Primarschulgemeinden hat sich gegenüber dem Vorjahre um 81 vermehrt, damit aber auch die Zahl der Gemeinden, welche noch keine Turnplätze und kein Turnlokal haben, um je 0,7 %, derjenigen, welche noch keine Geräthe besitzen, um l,2%.

In folgenden 7 Kantonen fehlen die Turnplätze noch in über 10 °/o der Gemeinden: 1. Bern . . . . 11 °/o (1889 = 8%) 2. St. Gallen . . 13,5 .,, (1889 =-. 11 ,, ) 3. Luzern . . . 25 .,, (18S9 = 31 ,, ) 4. Appenzell I. Bh. 33 .,, (1889 = 33 ,, ) 5. Nidwaiden . . 44 ,, (1889 = 50 ,, ) 6. Graubünden . 53 ,, (1889 = 39 ,, ) 7. Tessin . . . 62 ,, (1889 = 63 ,, ) Zehn Kantone sind es noch, in welchen mehr als 10% der Gemeinden gar keine Turngeräthe besitzen : 1. Genf . . . . 12 % (1889 = 12%) 2. St. Gallen . . 13,5 ,, (1889 = 12 ,, ) 3. Schwyz . . . 20 ,, (1889 = li) ,, ) 4. Bern . . . . 27 ,, (1889 = 24 ,, ) 5. Appenzell I. Rh. 33 ,, (1889 = 33 ,, ) 6. Freiburg . . . 34 ,, (1889 = 30 ,, ) 7. Nidwaiden . . 37 ,, (1889 = 37 .,, ) 8. Graubünden. . 60 ,, (1889 = 50 fl ) 9. Luzern . . . 70 r (1889 = 75 ,, ) 10. Tessin . . . 73 ,, (18S9 = 75 fl )

697 Daa Geräthe, das meistens fehlt, ist der Stemmbalken, oft auch das Sprunggeräth. Fünf Kantone führen auch das Klettergerüst, dessen Anschaffung als eine fakultative erklärt wurde, als fehlend auf. Es dürfte hieraus geschlossen werden, daß in den betreifenden Kantonen die Zahl der Gemeinden, welche im Besitze aller vorgeschriebenen Geräthe sind, größer ist als angegeben. Zürich bemerkt, daß die ßezirksturninspektoren in ihren Berichten einen verschiedenen Standpunkt betreffend die genügenden und ungenügenden Geräthe einzunehmen scheinen, indem die vorjährigen Angaben bedeutend mehr Schulen mit den vorgeschriebenen &eräthen aufweisen und nicht anzunehmen sei, daß vorhandene Geräthe abgeschafft werden. Das wird allerdings kaum der Fall sein, wohl aber werden durch die Witterung zu Grunde gegangene und durch den Gebrauch abgenutzte Geräthe nicht rechtzeitig, oft gar nicht mehr ersetzt. Hieraus erklären sich die bisweilen ganz erheblichen Schwankungen von einem Jahr zum andern, weßhalb die Kantone mit allem Nachdruck darauf bestehen sollten, daß die Gemeinden unverzüglich zum Ersatz der in Abgang gekommenen Geräthe schreiten.

b. In 5327 Primarschulen wird Turnunterricht belle I): das ganze Jahr in . 1 1 7 3 Schulen = 22 % (1889 nur einen Theil des Jahres in ...

3484 ,, = 65,4 ,, (1889 noch gar nicht in . 670 ,, = 12,6 ,, (1889

ertheilt (Ta= 21,8 %) = 65,1 ,, ) = 13,1 ,, )

5327 Schulen.

Trotz der eingetretenen Vermehrung von 140 Primarschulen hat sich die Zahl der Schulen, in welchen Turnunterricht ertheilt wird, um 0,5 % erhöht.

Ueber 5 % der Schulen, in welchen noch nicht geturnt wird, nahen folgende Kantone : 1. G e n f . . . .

6 % (1889 = 4 °/o) 2. Bern . . . . 12 ^ (1889 = 12,5 ,, ) 3. Wallis . . . 13 ,, (1889 = 14 ,, ) 4. St. Gallen . . 14 ,, (1889 = 17 ,, ) 5. Uri . . . . 15 n (1889 = 5 ,, ) 6. Sehwyz . . . 23 ^ (1889 = 19 ,, ) 7. Luzero . . . 29 ^ (1889 = 38,5 ,, ) 8. Graubünden . 52,5 ,, (1889 = 3 6 ,, ) 9. Nidwaiden . . 69 ,, (1889 = 69 ,, ) 10. Tessin . . . 73 ,, (1889 = 75 ,, )

698

Es kommt mehrfach vor, daß in Schulen, in welchen früher geturnt wurde, der Turnunterricht wegen Altersschwäche oder Entlassung der Lehrer, oder aus Mangel an Schülern in kleinen Gemeinden eingestellt werden mußte.

c. Das gesetzliche Minimum von 60 Turnstunden per Jahr wird (Tabelle 1): innegehalten . . in 1432 Schulen = 26,9 °/o (1889 = 27,6 °/o) noch nicht innegehalten . . ,, 3895 ,, = 73,1 ,, (1889 = 72,4 ,, ) Die schon oben unter b erwähnte Vermehrung der Schulen wird eine Abnahme der Zahl derjenigen Schulen, in welchen die vorgeschriebene Zahl von Turnstunden ertheilt wird, um 0,7 °/o zur Folge gehabt haben. Wie letztes Jahr ist Baselstadt der einzige Kanton, dessen Schulen die volle Stundenzahl erhalten. Ihm folgen in absteigender Reihenfolge: Neuenburg mit 80 °/o der Schulen, in welchen das gesetzliche Minimum ertheilt wird, Schaffhausen mit 76 °/o, Waadt mit 58 °/o, Baselland mit 39 °/o, St. Gallen mit 36 °/o, Appenzell I. Rh. mit 35 °/o, Zürich mit 33 %, Aargau mit 32 °/o und Genf mit 30 °/o. Die Kantone Uri, Ob- und Nidwaiden und Appenzell A. Rh. sind die einzigen, die noch keine Schulen mit voller Stundenzahl haben.

Die durchschnittliche Stundenzahl der Schulen, in welchen das vorgeschriebene Minimum nicht ertheilt wird, beträgt in der größeren Hälfte der Kantone circa 40, in den übrigen meistentheils 30, die kleinste Zahl Stunden erhalten die Schulen von Appenzell I.-Rh., 10 bis 20.

d. Bezüglich des Turnunterrichtes der Ergänzungsschulen sind die Verhältnisse völlig unverändert geblieben, weßhalb wir auf unseren letztjährigen Bericht verweisen können.

e. Von 443 höhern Volksschulen (2 mehr als im Vorjahre) sämtntlicher Kantone haben (Tabelle II) : 19 Schulen = 4,3 °/o noch keinen Turnplatz (1889 = 4,1 °/o) 32 ,, = 7,4 ,, ,, keine Turngeräthe (1889 = 6,6 ,, ) 105 ,, = 23,7 ,, nur einen Theil der Turngeräthe . . . (1889 = 22,7 ,, ) 2l ,, = 4,7 ,, noch keinen Turnunterricht . . . . (1889 = 4,5 ,, ) 158 ,, = 35,4 ^ noch nicht das vorgeschriebene Minimum von 60 Turnstunden (1889 = 31,3 ,, ) Die Verhältnisse sind etwas ungünstiger, als im letzten Jahr.

699

f. In der Tabelle III ist der Turnbesuch von 153,952 im 10. bis 15. Altersjahr stehenden Knaben aller Schulen und Stufen (114 weniger als im Vorjahre) ausgewiesen. Nehmen wir in Eigänzung der einzig im Berichte des Kantons Tessin bestehenden Lücke an, daß die Zahl der nicht turnenden Schüler dieses Knntons circa 3200 betragen dürfte, so erhalten wir folgendes Gesammtergebniß: 53,157 Schüler = 33,8 °/o (1889 = 32,5 °/o), welchen das ganze Jahr Turnunterricht ertheilt wird, 84,464 ,, = 53,8 ,, (1889 = 54,4 °/o), welchen nur während eines Theils des Jahres Turnunterricht ertheilt wird, 19,531 ,, = 12,4 ,, (1889 = 13,1 °/o), welchen noch kein Turnunterricht ertheilt wird.

Hier ist der markanteste Fortschritt im Berichtsjahre zu verzeigen. Die Zahl der Schüler, welchen das ganze Jahr Turnunterricht ertheilt wird, hat sich seit 1889 um 1,3 °/o vermehrt und die Zahl der Schüler, welche noch keinen Turnunterricht erhalten, um 0,7 °/o vermindert. Es sind zwar nur 4 Kantone : Baselstadt, Baselland, Freiburg und Zug, in welchen alle Schüler des 10. bis 15. Alterajahres Turnunterricht erhalten, in 7 weitern Kantonen sind indessen nur noch 0,4 bis 2,5 % der Knaben, welche nicht turnen. Die Kantone, in welchen ein Theil der Knaben den Turnunterricht noch nicht besucht, kommen in nachstehender Reihenfolge : Schüler ohne Turnunterricht.

1. Neuenburg . .

2. Thurgau . . .

3. Appenzell A.Rh.

4. Schaff hausen .

5. Aargau . . .

6. Solothurn . . .

7. Waadt . . .

8. Genf . . . .

9. Bern . . . .

10. Uri 11. Obwalden . .

12. Schwyz . . .

13. Appenzell I. Rh.

14. St. Gallen . .

0,4 % 0,6 ,, 0,8 ,, 1,0 ,, 1,3 ,, 2,0 ,, 2,5 ,, 5,7 ,, 8,9 ,, 9,5 ,, 11,0 ,, 12,0 ,, 14,0 ,, 18,0 ,,

(1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889

= = = = = = = = = = = = = =

1,7 °/o) 0 ,,) 0 ,,) 3,0 ,, ) 0,6 ,, ) 1,6 ,, ) 3,5 ,, ) 7,0 ,, ) 9,1 ,, ) 8,0 ,, ) 0 ,,) 5,5 ,, ) 14,0 ,, ) 19,0 ,, )

700 Schüler ohne Turnunterricht.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

Zürich . .

Graubünden.

Glarus . .

Wallis . .

Nidwaiden .

Luzern . .

Tessin . .

.

, .

.

.

.

.

21,5% 23,8 ,, 25,5 ,, 26,6 ,, 29,6 ,, 33,2 ,, 64 ,,

(1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889 (1889

= 21,6%) -- 21,7 ,, ) = 26,8 ,, ) = 25,7 ,, ) = 57,8 ,, ) = 41,3 ,, ) = 66,0 ,, )

In 11 Kantonen hat sich die Zahl der Schüler, welche noch, keinen Turnunterricht erhalten, iu größerem oder geringerem Maße,, am erheblichsten in Luzern und Nidwalden, verringert, in den übrigen ist sie gegenüber dem Vorjahre entweder gleich geblieben oder hat sich mehr oder minder aus Ursachen, die unter lit. b erwähnt wurden, vergrößert. In Engelberg in Obwalclen fiel der Turnunterricht im Schuljahr 1889/1890 wegen baulicher Inanspruchnahme des Turnplatzes aus.

Der freiwillige militärische Vorunterricht III. Stufe wurde im.

Berichtsjahre in 6 frühem Kursorten fortgesetzt und in 5 weitem Kursen neu eingeführt. Die Betheiliguog und die an jedem Kursorte ertheilte Stundenzahl war folgende : Schülerzahl am Anfang am Ende des Kurses.

Stunden.

1. Zürich und 15 Nachbargemeinden VII. Kurs 2. Winterthur und 16 Nachbargemeinden VI. ,, 3. Winterthur und 37 Nachbargemeinden VII. ,, 4. Männedorf III. ,, 5. Uster I. ,, 6. Wetzikon I. ,, 7. Bern III. ,, 8. Luzern II. ,, 9. Zug II. ,, 10. Basel I. ,, 11. Einsiedeln I. ,, 12. Chur I. ,, Total

196

193

35

176

143

42

353 63 83 45 290 35 46 392 40 70

336 59 75 45 199 22 30 346 32 55

48 40 60 40 74 ?

63 32 46 50

1789

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Der Unterricht gelangt nach und nach infolge der jeweilen von unserem Militärdepartemente geprüften und genehmigten Uriterrichtsprogramme zu einer einheitlichen Gestaltung und weist nach den Berichten der Inspektoren der Kurse immer erfreulichere Ergebnisse auf. Besonders günstig sind meistenteils die erreichten Schießresultate, die mancherorts sich denjenigen der Rekrutenschulen an die Seite stellen lassen. Die Jungmannschaft bringt aber auch dem Schießunterrichte das größte Interesse entgegen.

Von nicht zu unterschätzendem Werthe ist der Unterricht für die weitere militärische und turnerische Ausbildung der an den Kursen wirkenden Offiziere, Unteroffiziere und Lehrer. Um die Weiterführung des einmal begonnenen Unterrichtes nicht in Frage zu stellen, sahen wir uns veranlaßt, nicht nur die Kosten des eigentlichen Schießunterrichtes auf Rechnung des Bundes zu nehmen, sondern in der Regel auch dem Lehrpersonal bescheidene Entschädigungen für seine, mit vielen Opfern an Zeit und Geld verbundenen, von Erfolg begleiteten Bemühungen auszurichten.

Seit 1884 ist in Nachahmung des von Zürich gegebenen Beispiels der militärische Vorunterricht III. Stufe in 11 Kantonen an 34 Kursorten, theils, wie in Zürich, Winterthur, Männedorf und Bern, von Jahr zu Jahr fortgesetzt, theib nach einer Unterbrechung wieder neu aufgenommen, theils vorläufig versuchsweise während eines Jahres betrieben worden und es haben an demselben bis jetzt circa 6500 Jünglinge theilgenommen. Das für die allmälige obligatorische Einführung dieses Unterrichtes erforderliche Material ist nunmehr in reichhaltiger Weise vorhanden, wiederholt geprüft und gesichtet, so daß wir demnächst in der Lage sein werden, die bezügliche Vollziehungsverordnung zu erlassen und einen entsprechenden Mehrkredit in das Budget 1892 einzustellen. Der Ansicht aber erlauben wir uns jetzt schon Ausdruck zu geben,, daß eine über das ganze Land sich. erstreckende, rationelle und Erfolg verheißende Durchführung des militärischen Unterrichtes der aus der Schule entlassenen männlichen Jugend nur mit Uebernahme des weitaus größten Theiles der Kosten durch den Bund gesichert sein wird.

In Lausanne fand ein zweiter, schweizerischer Turnlehrerbildungskurs, von 17 Lehrern und Oberturnern aus fünf Kantonen besucht, statt, der mit den gleich günstigen Erfolgen, wie der im Jahr 1889 in Winterthur abgehaltene, abschloß.

I. Primarschulen.

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8. Glariis 9. Zug 10. Freibnrg . . . .

11. Solothurn . . .

12. Basel-Stadt . . .

13. Basel-Landschaft .

14. Schaffhansen . .

15. Appenzell A. Rh. .

16. Appenzell 1. Rh. .

17. St Gallen . . .

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12 343 376 17 736 1312 7 156 273 11 6 20 2 25 30 7 7 -- 15 16 --3 22 30 1 9 11 224 248 122 200 -- 1 4 67 72 --6 22 34 10 93 35 15 15 -- 24 175 347

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Vermehrung pro 1889/1890 Verminderung pro 1 889/1 890



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Uebertrag 18. Graubünden . . .

1 9 . Aargau . . . .

20. Thurgan . . . .

21. Tessin 2 2 . Waadt . . . .

23. Wallis . . . .

24. Neuenbnrg . . .

25. Genf: a. öffentl. Schulen fe. Privatanstalten

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In den Primarschulen wird

592 2496 17 193 150 317 37 149 '68 182 332 246 21 230 47 183 15 17

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34

II. Höhere Volksschulen.

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6. Obwaiden . . .

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11. Solothurn . . .

12. Basel-Stadt . . .

13. Basel-Landschaft .

14. Schaffhausen . .

15. Appenzell A. E.h. .

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27 29 17, Graubunden . . .

6 18 1 8 . Aargau . . . . 25 24 23 1 9 . Thnrgan . . . . 23 2 0 . Tessin . . .

332 25 21. Waadt 20 20 2 2 . Wallis. . . . .

4 4 9 Sei. Neuenburg . . .

9 11 24. Genf . .

7 Total uro 1889/1890 .

Total pro 1 888/1089 .

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III. Ausweis über den Turnbesuch der Knaben vom 10. bis 15. Altersjahr aller Schulen und Stufen.

Von den Knaben des 10. bis 15. Altersjahres besuchen den Turnunterricht Kanton.

1. Zürich . . . . . . .

2 Bern 3. Luzern 4 Uri 6 Obwalden 7 . Nidwaiden . . . .

8 Glarus .

. . .

9. Zue 10 Freiburg . . .

1 1 . Solothnrn . . . .

12. Basel-Stadt . . . .

13. Basel-Landschaft . .

1 4 . Schaffhausen . . . .

15. Appenzell A. Rh. . .

16. Appenzell I. Eh. . .

17. St. Gallen . . . .

1 8 . Graubünden . . . .

19. Aargau 20. Thurgau 21. Tessin 22 Waadt . .

23. Wallis . . .

2 4 . Neuenburg . . . .

25. Genf: a. öffentliche Schalen .

6. Privataostalten . .

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d.

einen Qas ganze Nur Theil des Janr.

Jahres.

Noch gar nicht.

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ca. 4,000 3,099 2,794 70 200 45 115 428

298 434 507 958 3,229 777 1,830 635

2,661 219 4,240 1,019 797 9,000 5,000

b.

ca. 8,400 21,512 4,136 558 1,195 363 274 957 545 4,673 3,862

2,813 363 2.380 392 5,674 2,006 7,531 4,165 975 5,500 5,500 690

2,766 398

Total pro 1889/90 . . .

Total pro 1888/89 . . .

53,157 51,101

Vermehrung pro 1889/90 .

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1,119

114

' Unter den den Turnunterricht nicht besuchenderi Knaben sind 1384 FortMldi] ngsschUler.

1 Die Schüler ohne Turnunterricht sind meistens '.lalbtagsechUlei ' Meistens Bepetirschlller sind ohne Turnnnterricht.

4 Nur Schuler von 5 Kepetirschulen turnen noch ilicht ' Die 25 nicht turnenden Schüler gehören der Ergänzungs&chnle an.

' 1449 ErgSnznngBschUler sind in den nicht turnen den Schalem nbegriflen.

1 Zahl der nicht turnenden Schuler fehlt.

707

Unterrichtskurse.

A. Generalstab.

1. Schulen.

Es fanden drei Generalstabsschulen statt: Die e r s t e S c h u l e war bestimmt für Hauptleute und Oberlieutenants der verschiedenen Waffengattungen, welche in das Generalstabskorps eintreten wollten. · Leider blieb die Theilnehmerzahl weit unter der im Budget vorgesehenen, indem der Kurs nur von 14 Offizieren besucht wurde. Von denselben waren 4 Infanterie-Hauptleute, l Kavallerie-Hauptmann, 4 Oberlieutenants der Infanterie, 2 der Kavallerie, 2 der Artillerie und l des Genie. Dem achtwöchigen theoretischen Kurse folgte die gesetzliche Uebungsreise von 14 Tagen, die von Freiburg durch den Berner- und Solothurner-Jura nach Basel ging. Von den Kurstheilnehmern wurden noch gleichen Jahres zwei Offiziere in das Generalstabskorps aufgenommen und einige weitere Offiziere zur eventuellen spätem Aufnahme vorgemerkt.

Die z w e i t e S c h u l e hatte eine Dauer von drei Wochen und bestund in einer Generalstabsreise mit taktischen, technischen und militärgeographischen Aufgaben im Gebiete des östlichen Theiles von Graubünden.

Es nahmen daran Theil: l Oberstlieutenant, 11 Majore und 3 Hauptloute des Generalstabes nebst l Verwaltungsoffizier und l Pferdearzt.

Der Kurs begann in Chur und wurde daselbst geschlossen.

Die d r i t t e S c h u l e in der Dauer von 4 Wochen war unberitten und beschäftigte sich mit Strategie und den höhern Kriegswissenschaften, verbunden mit praktischen Uebungen. 4 Oberstlieutenants, 8 Majore und l Hauptmann des Generalstabes besuchten diese Schule.

Außer diesen drei Generalstabsschulen wurden noch d r e i S p e z i a l k u rse abgehalten: Ein Kurs von drei Wochen für Stabssekretär-Aspiranten. Es nahmen an demselben Theil: l Offizier, 10 Unteroffiziere und 11 Soldaten und zwar 17 von der Infanterie und 5 von der Artillerie. Von diesen Kurstheilnehmern konnte» nach Schluß des Kurses 19 brevetirt werden. Sodann fand ein Kursfür Territorial- und Etappendienst statt in der Dauer von 18 Tagen.

Derselbe war nur von Offizieren der Westschweiz besucht, und zwar in der Zahl von 24, nämlich 2 Obersten, 13 Oberstlieutenants, 5 Majoren und 4 Hauptleuten.

708

Hievon gehörten 2 Offiziere der Eisenbahnabteilung des Generalstabes, 9 der Infanterie, 1 dei- Kavallerie, 5 der Artillerie, l dem Genie, 3 den Sanitätstruppen und 3 den Verwaltungstruppen an.

Endlich wurde noch ein Kurs für Offiziere der Eisenbahnabtheilung abgehalten, der ausschließlich applikatorischer Natur war. Es nahmen an demselben l Oberst, l Oberstlieutenant 4 Majore und 5 Hauptleute des Generalstabes Theil.

Die drei Generalstabsschulen waren vom Chef des eidgenössischen Stabsbüreau geleitet, der Territorial- und Stabssekretärkur von Oberstlieutenants des Generalstabskorps.

Das Lehrpersonal besland aus Offizieren des Generalstabes und zwar in der ersten Generalstabsschule aus l Oberst, l Oberstlieutenant und 3 Majoren; in der zweiten Generalstabsschule aus 2 Oberstlieutenants und l Major, und in der dritten Schule aus 1 Oberst, 2 Oberstlieutenants und 2 Majoren. An dieser letztem Schule nahm außerdem auch ein Oberst der Militärjustiz als Instruktor Theil.

Im Kurs für Stabssekretäre bestand das Lehrpersonal aus l Oberstlieutnant und l Hauptmann des Generalstabes und im Territorial- und Etappenkurs aus 2 Oberstlieutenants und l Major des Generalstabes.

Der größere Theil dieser Instruktoren gehörte dem ständigen Personal des Generalstabsbüreau an und wurdejeweilenu nur für einen Theil des Kurses verwendet.

2. Abtheilungsarbeiten.

In Abtheilungsarbeiten des Generalstabsbüreau waren auf kürzer oder längere Zeit beschäftigt: 6 Oberstlieutenants 9 Majore und 9 Hauptleute des Generalstabes, sowie l Major der Artillerie und l Hauptmann der Infanterie mit zusammen 1993 Diensttagen Von der Eisenbahnabteilung wurden l Oberstlieutenant, 6 Majore und 3 Hauptleute zu Abtheilungsarbeiten einberufen mit zusamm 68 Diensttilgen.

3. Spezialdienste.

An den Herbstmanövern leisteten den Dienst hei den Stäben gemäß ihrer Eintheilung 2 Oberstlieutenants 4 Majore und 2 Hauptleute des Generalstabes; 2 Oberstlieutenants l Major und 2 Hauptleute folgten den Manövern als historische Sektion dos Genuralstabes; l Oberst und 1 Major waren der Mano Verleitung zugetheilt, 2 Majore funktionirten als Adjutanten von Schiedsrichtern und l Hauptmann als Führer der fremdländischen Offiziere.

709 Zu Rekrutenschulen und Wiederholungskursen der vier Waffen wurden kommandirt 8 Offiziere zu der Infanterie, 4 zu der Kavallerie, 3 zur Artillerie und l zum Genie: 5 Offiziere waren mit Spezialrekognoaszirungen beauftragt; l Offizier funktionirte als Lehrer in einem Operationskurs für Hauptleute der Sanitätstruppen und l als solcher in Verwaltungsschulen.

B. Infanterie.

1. Instruktorenschule.

An der Instruktorenschule, die unter der Leitung des Waffenchefs und des Oberinstruktors der Infanterie vom 16.--27. September 1890 in Wallenstadt stattfand und die zum Zwecke hatte, das Instruktionskorps theils mit dem neuen Infanteriegewehr, Modell 1889, vertraut zu machen, theils den Entwurf eines neuen Exerzierreglementes der Infanterie durch die Instruktoren praktisch erproben zu lassen, nahmen Theil : die 8 Kreisinstruktoren, der Schießinstruktor, 18 Instruktoren I. und 56 II. Klasse, zusammen 83 Instruktoren der Infanterie, \ Instruktor II. Klasse der Kavallerie, je l Instruktor I. und II. Klasse der Artillerie, l Instruktor II. Klasse des Genie, der Waffenkontroleur der IV. Division als Kommandant der Büchsenmacherschulen, nebst 9 Instruktionsaspiranten der Infanterie und l der Verwaltung; im Ganzen 100 Instruktionsoffiziere.

2. Rekrutenschulen Mit Ausnahme des VII. und VIII. Divisionskreises, in welchen nur je zwei Rekrutenschulen stattfanden, hatte jeder Kreis drei Schulen; die dem IV. Divisionskreise angehörenden Rekruten wurden jedoch auf bloß zwei Schulen vertheilt, die dritte Schule dieses Kreises bestand aus den Lehrerrekruten und zählte 200 Mann. Die Büchsenmacher-Rekrutenschule wurde wie gewohnt in Zofingen abgehalten und hatte einen Bestand von 48 Mann.

Von 10,472 eingerückten Rekruten wurden 10,087 ausexerziert, 389 weniger als im.Jahre 1889. 725 Mann wurden zu den Schützen ausgezogen, 1853 Mann = 18,4 °/o (1809 = 12,3 %) sämmtlicher Rekruten erhielten für gute Leistungen im Schießen Anerkennungskarten , 786 = 8,4 °/o (1889 = 7,7 °/o) der Füsilierrekruten Schützenabzeichen, die Nachschule hatten 114 Rekruten = 1,1 °/o (1889 = 1,9%) zu bestehen.

Die durchschnittliche Stärke einer Rekrutenschule betrug in den Divisionskreisen mit zwei Schulen 606 (1889: 608), in denjenigen mit drei Schulen 414 (1889: 447) Rekruten.

Bundesblatt. 43. Jahrg. Bd. II.

.

46

710

Von den Kreisen mit zwei Schulen hatte den größten Bestand die erste Rekrutenschule in Luzern mit 837 Rekruten (es war dies von allen bisherigen Schulen die stärkste), den schwächsten die Rekrutenschule in Chur mit 488 Rekruten ; von denjenigen mit drei Schulen die erste Rekrutenschule in Colombier mit 501 den stärksten, die zweite Schule in Zürich mit 331 Rekruten den kleinsten Bestand. Die Differenz zwischen der größten und der kleinsten Schule betrug demnach 506 (1889: 350) Mann.

Der Unterrichtsplan gelangte in allen Schulen zur vollen Durchführung, obwohl in der ersten Schule des IV. Divisionskreises, ihres starken Bestandes wegen, alle Anstrengungen vom Instruktionspersonal, vom Cadre wie von den Rekruten gefordert werden mußten, um einen befriedigenden Abschluß zu erreichen. Die Ausbildung der Rekruten in allen Disziplinen, wie auch der Dienstbetrieb im Allgemeinen, wurde wesentlich durch den erhöhten Bestand an Unteroffizieren gefördert. Ganz unverkennbar zeigt sich dieser Fortschritt in den Ergebnissen des Schießunterrichts, sowohl was die Feuerleitung und die Feuerdisziplin betrifft, als namentlich in den Resultaten des Einzelfeuers. In allen Uebungen ohne Ausnahme wurden erheblich mehr Trefferprozente als früher erzielt; auf den Uebungen der Scheibe I beträgt der Unterschied durchschnittlich 4 %, auf den Figurenscheiben durchschnittlich nahezu 5 °/o Mehrtreffer gegenüber 1889. Es ist daher auf das Ueberzeugendste der Beweis geliefert, wie sehr durch ein vermehrtes Cadre, das die Bildung kleiner Unterrichtsabtheilungen und damit eine gründliche Ausbildung der Rekruten ermöglicht, die Instruktion gewinnt und sich noch zu heben vermag. Immerhin geht aus allen Rekrutenschulen eine Anzahl nicht genügend ausgebildeter Rekruten hervor, deren Betreffnisse zwischen l bis 15 und noch mehr Prozenten in den Beständen der kantonalen Rekruten-Detaschemente wechseln.

Es erklären daher, da eine allseitig befriedigende Auswahl der Infanterierekruten nach geistiger Fähigkeit wie körperlicher Beschaffenheit sich nicht erreichen läßt, die Schul- und Inspektionsberichte immer dringlicher die Nothwendigkeit einer etwelchen Verlängerung, der Unterrichtszeit der Rekrutenschulen.

3. Wiederholungskurse.

a. AwsKug-, Die Kurse fanden im Berichtsjahre gemäß der 1885 aufgestellten Stufenfolge nach Einheiten folgendermaßen statt: IV. Division bataillonsweise, VIII.

,, regimentsweise, I.

,, brigadeweise, II.

,, im Divisionsverbande.

711 Bataillonskurse.

Das Schultableau sah die Abhaltung der Wiederholungskurse der vier bernischen Füsilierbataillone der IV. Division in Bern, des aargauischen Bataillons Nr. 46 in Aarau und aller übrigen Füsilierbataillone, sowie des Schützenbataillons Nr. 4 in Luzern vor.

Infolge der am 11. September im Kanton Tessin ausgebrochenen Revolution, welche die bestehende Regierung stürzte, sahen wir uns veranlaßt, die am 9. September zu ihrem Wiederholungskurse in Bern eingerückten Füsilierbataillone Nr. 38 und 39 mit dem Regimentsstabe am 12. September nach dem Kanton Tessin zu disloziren und unter den Befehl des Bundeskommissärs Herrn Oberstdivisionär Künzli zu stellen. Die beiden Bataillone verblieben im Tessin bis zum 8. Oktober und wurden am 9. in Bern entlassen. Zunächst zu ihrer Verstärkung und hernach zu ihrer Ablösung beorderten wir arn 4. Oktober das Füsilierbataillon Nr. 40 (Bern) und das Bataillon Nr. 42 (Luzern) mit ihrem Regimentsstabe ebenfalls nach dem Tessin, deren Entlassung am 30. Oktober verfügt werden konnte. Auf das Begehren des Herrn Bundeskommissärs ordneten wir am 10. Oktober die Piquet-Stellung des Infanterie-Regiments Nr. 10 der III. Division an und sahen uns dann wegen der fortwährenden Gährung im Tessin veranlaßt, die Bataillone Nr. 28 und 29 mit dem Regimentsstabe den 27. Oktober nach Bern aufzubieten und am 28. nach dem Tessin zu beordern.

Die Entlassung des Bataillons Nr. 28 erfolgte am 25. November, diejenige des Bataillons Nr. 29 am 27. November, nachdem zur Ablösung derselben Bataillon Nr. 30 am 26. November in Bellinzona eingerückt war, dessen Okkupationsdienst bis zum 19. Dezember dauerte. Es hatten demnach mit den Einrückungs- und Entlassungstagen : die Bataillone Nr. 38 und 39 je 31 Diensttage.

,, 40 ,, 42 ,, 28 das Bataillon ,, 28 .

29 ,, ·n

-n

n 29 » 30

31 27

,,

Zu den Bataillonswiederholungskursen ist auch derjenige des Schützenbataillons Nr. 8 zu rechnen, der in Chur stattfand.

Die Unterrichtsergebnisse derjenigen Bataillone, welche ihre ordentlichen Wiederholungskurse bestunden, werden im Allgemeinen als befriedigende erklärt, namentlich wird die meistens ruhige und gemessene dienstliche Haltung der Mannschaft gelobt, in disziplinarischer Hinsieht waren sehr wenige Aussetzungen zu machen.

Auch die Felddienstübungen hatten im Ganzen lohnende Resultate,

712 mehrfach wurden nächtliche Gefechtsübungen, bisweilen zweimal ia einem Kurse, ausgeführt.

Bewaffnung und Ausrüstung befand sich bei der überwiegenden Zahl der Bataillone in vollkommen gutem Zustande, bei einzelneu Bataillonen rückte jedoch ein ziemlich großer Theil der Mannschaft mit sehr abgenutzten und vernachlässigten Ausrüstungsgegenständen ein. Es darf indessen nicht übersehen werden, daß es Bataillone gab, die seit 10 Jahren nicht mehr in einer Kaserne untergebracht waren. Im Verlauf der Kurse ließ sich durch Reparatur und Austausch defekter Stücke jeweilen die Ausrüstung wieder diensttüchtig herstellen.

Die Bataillone stehen meistens unter guter Leitung, die Qualität der Subaltern-Offiziere ist dagegen eine äußerst verschiedene, einem nicht geringen Theil der Offiziere fehlt es noch sehr am nöthigen dienstlichen Ernste, an der vollen Hingabe zum Dienste, namentlich macht sich eine Geringachtung ihrer Obliegenheiten im innern Dienst bemerkbar, bei altern Offizieren ist oft wenig Verständniß für die Feuerleitung und die Feuertaktik vorhanden.

Aus diesen Gründen, wie aus andern Erscheinungen, die übrigens mehr oder minder bei allen Divisionen vorkommen, hat sich die Instruktionsleitung entschieden gegen die in den letzten Jahren wiederholt von höhern Offizieren vertretene Ansicht, daß man auf die Bataillonswiederholungskurse zu Gunsten der Kurse im höhern Verbände mit vorwiegend taktischen Uebungen verzichten könnte, ausgesprochen. Die Truppe muß von Zeit zu Zeit wieder möglichs in den Elementarfächern unterrichtet, das Werkzeug muß ab und zu wieder sehr geschärft werden. Es liegt dies im wohlverstandenen Interesse der höhern Truppenführung selbst, die sehr gebunden wäre, wenn die Truppe nicht in allen Dienstzweigen genügend ausgebildet und hinsichtlich Appell und Disziplin nicht völlig bestehen würde. Zur gründlichen Ausbildung der Truppe u ad besonders der untern Einheiten eignen sich aber nur die Wiederholungskurse im Bataillonsverbande, in welchen die Instruktion eine intensivere sein kann.

Für alle Bataillone waren am Schlüsse der Kurse drei bis fünftägige Märsche mit Felddienstübungen vorgesehen. Besonders erwähnenswerth ist der fünftägige Marsch der Bataillone Nr. 44 und 45 von Brunnen über Pfäffikon-Wollerau nach Glarus und über den Pragel nach Luzern zurück, wobei der Uebergang
über diesen Paß unter strömendem Regen stattfand. Beabsichtigt war ferner ein Marsch von fünf Tagen der Bataillone Nr. 47 und 48, des einen in der Richtung Reußthal-Furka, Grimsel-Brünig, des andern

713 in umgekehrter Richtung, wobei es beim Zusammentreffen der beiden Bataillone zu einer Gefechtsübung um einen der Pässe Furka oder Grirnsel hätte kommen sollen. Der Ende August eingetretene starke Schneefall im Gebirge verhinderte jedoch die Ausführung dieses Projektes, und es fand dafür ein Marsch, verbunden mit Felddieüstübungen, von Luzern nach der Schindellegi und dem Etzel und zurück nach Brunnen bezw. Zug statt.

Der Dienst und der Unterricht der sieben Bataillone, welche im Kanton Tessin sich befanden, unterschied sieh wesentlich sowohl vom gewohnten Instruktionsdienste, als auch bei den betreffenden Bataillonen unter sich. Die Natur des Okkupationsdienstes brachte es mit sich, daß der Wacht- und Patrouillendienst die Truppen besonders in Anspruch nahm. Infolge der vielfachen Dislokationen und der Belegung der Ortschaften mit einzelnen oder Halbkompagnien konnte bei den Bataillonen der IV. Division von einer normalen Durchführung des Unterrichtsplanes keine Rede sein. Am meisten litten unter diesen Verhältnissen der Schießunterricht und die Uebüngen im vereinigten Bataillon. Dafür wurde häufig der Sicherheitsdienst und das Gefecht im Kornpagnieverbande betrieben; die öftern Dislokationen förderten aber sehr die Marschtüchtigkeit und die Marschdisziplin der Truppen, und es trugen überhaupt die außergewöhnlichen Aufgaben des Okkupationsdienstes viel dazu bei, die Selbstständigkeit der Cadres, insbesondere der Kompagniechefs, zu erhöhen. Als ein besonderer Gewinn für die Bataillone wird es erklärt, daß sie dazu gelangten, in dem vielfach schwierigen, unübersichtlichen, mühsam passirbaren Gelände des Tessin nach den verschiedensten Richtungen sich zu bewegen, sich zu üben und zu fechten, so daß sie zuletzt recht beweglieh und befähigt waren, die Hindernisse des Terrains jeder Art mit Leichtigkeit zu überwinden. Die Bataillone des 10. Infanterieregiments konnten, da, infolge der ruhigeren Stimmung der Bevölkerung im Verlaufe der Okkupation die Batuillonsverbände seltener zerrissen werden mußten, ihren Unterricht programmgemäß betreiben. Hervorgehoben wird, daß die längere Dienstzeit hauptsächlich auch der Detailausbildung der Mannschaft zu Gute kam; die Fortschritte hierin waren um so ersichtlicher, als die Bataillone nach Unterbrechung nur eines Jahres wieder zum Dienste gelangten. Don
felddienstlichen Uebüngen im Bataillonsverbande wurde indessen auf den öftern ein- und mehrtägigen Ausmärschen alle erforderliche Berücksichtigung zu Theil. Mit Ausnahme des bekannten Vorfalles am 27. Oktober in Lugano geriethen die Truppen nie in ernstlichen Konflikt mit der Bevölkerung. Die öffentliche Ruhe und Ordnung konnte durch das besonnene und zugleich energische

714 Auftreten der Führer und Truppen imrae,- aufrecht erhalten werden.

Durch ihre disziplinarische Haltung hinterließen die Truppen überall den besten Eindruck.

Regimentskurse.

Die Regimenter Nr. 31 und 32 hatten ihren Wiederholungskurs im Monat März, das cratere in Chur, das letztere in Bellinzona, zu bestehen und waren dabei vom Wetter meistens sehr begünstigt.

Der Wiederholungskurs der Regimenter Nr. 29 und 30 war auf den Spätsommer, für Regiment Nr. 29 im Urserenthale, für Regiment Nr. 30 in Sitten, angesetzt und fiel für die erste Hälfte der Kurszeit in eine ausnahmsweise sehr ungünstige Witterung, so daß der Ende August eingetretene starke Schneefall, welcher die Durchführung der für das Regiment Nr. 29 a.uf dem Gotthard in Aussicht genommenen Felddienstübungen unmöglich, d. h. nur mit den größten Nachtheilen für die Gesundheit der Truppen durchführbar erscheinen ließ, uns am l. September zur Dislokation des Regiments veranlaßte, indem Bataillon Nr. 85 nach Chur, Bataillon Nr. 86 mit dem Regimentsstabe nach Zug und Bataillon Nr. 87 nach Altdorf verlegt wurde. Bis zum 4. September übten dann die Bataillone einzeln, am 5. September wurden die Bataillone Nr. 86 und 87 wieder unter dem Regimentskommandanten vereinigt und führten am 6. September unter der Leitung des Herrn Oberstdivisionär Kilnzli Felddienstübuugen gegen das in Luzern befindliche Schützenbataillon Nr. 4 bei Roth kreuz aus.

Regiment Nr. 30 führte mit der Gebirgsbatterie Nr. 62 unter Leitung des Stabschefs der VIII. Division die vorgesehenen Gefechtsübungen zwischen Sitten und Brieg aus. Für die Regimenter Nr. 31 und 32 waren keine größeren Märsche projektirt, immerhin fanden im Regimentsverbande verschiedene Pelddienstübungen von der Dauer je eines Tages bei Regiment Nr. 32, einmal auch von 2 Tagen während seiner Inspektion durch den Brigadekommandanten statt, an welchen Uebungen bei beiden Regimentern auch die Guidenkompagnie Nr. 8 theilnahm, die zu dem Zwecke einen sehr beschwerlichen Marsch von Bellinzona über den Bernhai'din nach Chur auszuführen hatte.

Alle 4 Regimenter stehen unter geschickter und fester Leitung.

Die Bataillonskommandanten sind ihrer Aufgabe in ihrer großen Mehrheit gut gewachsen. Die Leistungen der Subalternoffiziere sind, wie übrigens in allen andern Divisionen, sehr verschieden. Vielfach wird bemerkt, daß, während ein Theil pflichteifrig, gewissenhaft, mit vollem Ernste dem Dienste sich widme und daher die

715 ihnen unterstellten Truppen gut au instruiren und zu führen verstehe, ein anderer, nicht geringer Theil der Offiziere wenig oder ungenügend vorbereitet in den Dienst einrücke, zur strengen Beachtung seiner Obliegenheiten geradezu genöthigt werden müsse.

Gleichgültigkeit, Gehenlassen, mangelhafte eigene Pflichterfüllung, was Alles am meisten auf dem Marsche und im Kantonnementsdienste sich zeige, werden nicht selten gerügt. Es läßt daher bei verschiedenen Bataillonen die Marschdisziplin am meisten zu wünschen.

Die Mannschaft ist fast durchweg von vorzüglicher körperlicher Beschaffenheit, ausdauernd, willig, genügsam, zur Ertragung der Strapazen des Gebirgskriegs besonders geeignet. Am meisten Schwierigkeit verursacht es der Instruktion, der Gebirgsmannschaft der VIII. Division den wünschbaren Sinn für Reinlichkeit anzugewöhnen.

Nirgends so viel wie bei dieser Division kommt es vor, daß ßekleidungs- und Ausrüstungsstücke außer Dienst gebraucht und dann in defektem und vernachläßigtem Zustand in denselben gebracht werden.

In der Ausbildung der Cadres und Truppen sind Fortschritte unverkennbar, sie sind nicht am wenigsten in der Feuerdisziplin ersichtlich. Nach dem Inspektionsberichte des Kommandanten der XVI. Infanteriebrigade befindet sich auch das Regiment Nr. 32 in einer fortschrittlichen Entwicklung. -In seinen Leistungen im Exerziren und Manövriren bestehe kein erheblicher Unterschied gegenüber andern Regimentern; eine besonders erfreuliche Besserung sei in der Feuerdisziplin eingetreten und auch die Marschdisziplin hebe sich. Noch immer aber liege der wunde Punkt in der Handhabung der Disziplin im Allgemeinen, in der ungenügenden Ausführung des innern Dienstes, in dem vielerorts mangelnden Pflichtgefühl bei Cadres und Mannschaft. Der innere Halt der Truppe sei daher immer noch ein lockerer und biete für den Kriegsfall noch nicht die wünschbare Garantie. Den bei den andern Regimentern der Division festgefügten Halt und damit auch den gleichen Anspruch auf Zuverläßigkeit hat das Regiment Nr. 32 mit allen Mitteln noch anzustreben und zu erreichen.

Brigadekurse.

Für die Brigadekurse der I. Division, zu welchen, wie im letzten Jahre, das Uivisionskommando mit seinem Stabe schon auf den Beginn des Wiederholungskurses einberufen wurde, nahm die Infanterie während der Vorkurse folgende Dislokation ein:

716 Divisionsstab in Romont, Schützenbataillon Nr. l in Lausanne, Stab der I. Infanteriebrigade mit Regiment Nr. 2 in Cbâtel-St. Denis und Umgebung, Stab der II. Infanterie'arigade in Palezieux-Gare, Regiment Nr. 3 in Moudon und Lucens, Regiment Nr. 4 in Oron, Palézieux und Rue. Die Regimen tsübungen funden für die I. Infanteriebrigade zwischen Bulle und Châtel-St. Denis, für die II. Brigade in der Gegend von Rue statt. Für die ßrigadeübungen, mit Zuzug von Speziaiwaffen, war der Terrainabschnitt zwischen Bulle und Romont gewählt.

Die Bataillone waren in guter Ordnung in die Kantonnemente eingerückt und hatten sich mit Leichtigkeit und Verständnis in denselben eingerichtet. Gegen die Bevölkerung betrugen sich die Truppen in durchaus lobenswerther Weise. Das Unteroffizierskorps hat, wie in allen Divisionen, sehr merkliche Fortschritte gemacht und es besitzen die Bataillone eine bereits ziemlich große Zahl von Unteroffizieren, die sich durch ihre Dienstkenntnisse, durch ihre Befähigung zur Stellung als Vorgesetzter, wie durch ihre Haltung und ihren Eifer hervorthun.

Das Offizierskorps, seiner großen Zahl nach intelligent und gebildet, unterscheidet sich in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit und seine Pflichterfüllung nicht von demjenigen anderer Divisionen.

Die gleichen lobenden wie tadelnden Bemerkungen, wie wir sie oben unter ,,Bataillons- und Regimentekuree" erwähnt, werden auch in den Berichten über die I. Division gemacht. Als ein besonders fühlbarer Uebelstand für die Geltendmachung der Autorilät der Offiziere und die Befestigung ihrer Stellung wird es bezeichnet, daß sie meistens im bürgerlichen Leben in zu engen Beziehungen mit ihren Untergebenen, mit der Mannschaft, die sie zu führen und zu kommandiren haben, stehen. Die Bataillons- und höheren Kommandos befinden sich durchweg in guter Hand, doch auch gegen verschiedene wird der Vorwurf erhoben, daß sie es oft an der erforderlichen Strenge für die strikte, sinngemäße Ausführung der von ihnen ertheilten Befehle und Weisungen fehlen lassen, daß sie aus Mangel an eigener Energie manchmal viel zu nachsichtig gegen von ihren Untergebenen begangene Fehler und Nachläßigkeiten sind.

Der Unterricht wurde durch anhaltend regnerische und kalte Witterung erheblich beeinträchtigt, so daß die Truppen wiederholt, statt mit Uebungen im Gelände, mit
theoretischem Unterricht und mit Dienst in den Kantonnementen beschäftigt werden mußten.

Hieraus erklärt sich hauptsächlich, daß viele Kursberichte die allerdings für die Ausbildung der Untereinheiten beschränkte Dauer der Vorkurse als eine ungenügende finden, um Cadres und Truppen angemessen auf die Felddienstubungen der höheren Verbände vor-

717

zubereiten und rechtfertigt sieh das Begehren, das für Einführung von Cadreskursen, die den Wiederholungskursen vorangehen, immer eindringlicher wiederholt wird. Deßhalb wohl sah sich auch dasKommando der I. Division, gestützt auf seine eigenen Wahrnehmungen über den Gang des Dienstes und der Instruktion, am Ende der Vorkurse veranlaßt, eine große Reihe von Vorschriften,.

Bestimmungen und Weisungen über den Dienst in allen Verhältnissen und besonders über die Gefechtsführung an seine Truppenkommandanten zu erlassen, in Erinnerung z\i bringen und zur nachdrücklichen Beachtung zu empfehlen.

Der Verlauf der Kurse und des Dienstes deckte gleichwohl allerlei Fehler und Uebelstände auf. Die Offiziere, noch allzu sehr von der Form beherrscht und an die gleichmäßigen Uebungen dea Exerzirplatzes gewöhnt, vermögen sich nicht immer leicht in den verschiedenartigen Verhältnissen und in den wechselvollen Aufgaben, .wie der Dienst im Felde sie stellt, zurecht zu finden. Vor Allem aus wird über mangelndes Verständniß in der Feuerleitung und über eine wenig bewußte Betreibung des Sicherheitsdienstes geklagt.

Trotz aller Fehler aber, die vorgekommen sind und mehr oder weniger überall bei Felddienstübungen sich zeigen, sind wahrnehmbare Fortschritte in Haltung und Führung der Truppen vorhanden und hat sich besonders deren Marschtüchtigkeit gehoben ; sie ist um so mehr anzuerkennen, als die Witterung, die Beschaffenheit des vielfach bewegten und oft schwer gangbaren Terrains und die Uebungen an die Truppen nicht geringe Anforderungen stellten, denen sie auch völlig gewachsen waren und die sie trotz der oft sehr spät möglich werdenden Verpflegung willig und ruhig ertrugen.

Divisionsübung.

Die Divisionsübung hatte die II. Armeedivision zu bestehen.

Sie fand statt, nachdem die Korps dieser Division ihren Vorkurs vom 25. August bis 3. September durchgemacht hatten. Die Feldübungen fanden in der Umgegend der Eisenbahnlinie Oron-RomontFreiburg statt. An denselben nahmen, gestützt auf die in unserm letzten Geschäftsbericht angebrachten Gründe, auch noch die Stäbe und Korps der I. Division, mit Ausnahme der Parkkolonnen und des Geniebataillons, Theil.

Der Gesammtbestand der Truppen beim Einrücken in die Linie war folgender:

718 I. Division .

II.

,, Total

11,004 12,106

Total.

11,483 12,617

Pferde.

1492 1674

23,110

24,100

3166

Offiziere.

Mannschaft.

479 511 990

Zu den Uebungen wurden die Infanterie-Landwehrregimenter Nr. 11 und 17 beigezogen, nachdem dieselben den Vorkurs in Bern und Solothurn bestanden hatten.

Als Leitenden der Manöver hatte unser Militärdepartement vorerst Herrn Oberstdivisionär Pfyffer in Aussicht genommen. Sein Tod veranlaßte uns, ihn durch Herrn Oberstdivisionär Wieland zu ersetzen, welchem nebst dem erforderlichen Stabspersonal noch 5 Schiedsrichter mit Adjutanten zugetheilt wurden.

Die bei diesen Hauptübungen angeordnete Verlängerung derselben um einen Tag hat sich so bewährt, daß wir die Absicht haben, die eigentlichen Divisionsmanövertage zu vermehren, um so den höhern, nicht eingeteilten Offizieren und den Offizieren des Generalstabes Gelegenheit zur Führung kombinirter Truppenkorps zu geben und hiedurch eine Lücke in ihrer Ausbildung zu beseitigen.

Den Manövern lag folgende Generalidee zu Grunde: ,,Eine Südarmee ist in's Wallis eingedrungen mit der Absicht, ^nach Bern zu marschiren. Alle Pässe, welche vom Rhonethal in's ,,Aarethal führen, sind durch Detaschemeiite dieser Armee über,,schritten worden. Eine Division (I. Division), den linken Flügel ,,bildend, hat Befehl, über Vivis nach Freiburg zu marschiren.

^Eine Nordarmee ist in der Umgegend von Bern zum Schutz fl der Bundesstadt gegen einen Angriff von Süden her zusammengezogen worden.

,,Sämmtliche nach dem Rhonethal führenden Pässe sind durch ,,Landsturmdetaschemente besetzt. Eine Division (II. Division) wird ,,über Freiburg beordert mit der Weisung, den Gegner gegen den tt -Genfersee zurückzudrängen.

71 O Nach dieser Genevalidee war es möglich, die Truppen bei jedem Uebungstage auf ein neues und für sie unbekanntes Terrain zu führen und nach den Verhältnissen Abänderungen in dem vorbereiteten Programm vorzunehmen, ohne den Korps dadurch übertriebene Marschleistungen zuzumuthen, was bei dem durch anhaltenden Regen aufgeweichten Terrain kaum ausgeblieben wäre.

719 Die Spezialideen wurden den Divisionären Nachts für den folgenden Tag zugestellt, da eine frühere Mittheilung durch häufig verspätetes Eintreffen der Divisionsbefehle im Hauptquartier des Leitenden nicht möglich war.

Die Inspektion sämmtlicher Korps fand durch den Chef unseres Militärdepartementes am 11. September statt, worauf die Truppen sofort den Heimmarsch antraten.

Während der Uebungen erkrankte der Kommandant der II. Division, und zwar in einer Weise, welche ihn nöthigte, das Kommando der Division während drei Uebungstagen dem altern Infanterie-Brigadier abzugeben.

Aus den über die Manöver eingelaufenen Berichten geht hervor, daß die mit der Führung der Divisionen betrauten höhern Offiziere ihrer Aufgabe vollkommen gewachsen, daß die von ihnen ertheilten Befehle der jeweiligen Lage entsprechend und ebenso korrekt als bestimmt waren.

Auch bei der Führung der Brigaden sind gegenüber dem Jahre 1886 entschiedene Fortschritte zu verzeichnen. Die Befehlertheilung war auch hier klar, kurz und deutlieh.

Bei der untern Truppenführung muß hervorgehoben werden, ·daß dieselbe wesentliche Fortschritte gegenüber früher aufweist, immerhin scheint noch nicht dasjenige erreicht zu sein, was von unsern Subalternoffizieren verlangt werden darf.

Bezüglich der Landwehrregimenter wird betont, daß sie zu viel in Reserve gehalten und sehr selten und dann noch auf ganz kurze Zeit zur thätigen Verwendung kamen.

Es liegt dieses Zurückhalten der Landwehrregimenter nicht im Willen der Behörden, welche gegentheils möglichste Ausbildung und demnach häufigere Verwendung dieser Regimenter verlangen müssen. Die Dienstleistung der Regimenter, insbesondere diejenige des Regiments Nr. 17, wird besonders anerkannt und als höchst befriedigend qualifizirt.

Das Verhalten und die Leistungen der Truppen hat im Vergleich" mit denjenigen im Truppenzusammenzug von 1886 bedeutend gewonnen, namentlich bei der II. Division.

Ueber die Qualifikation der verschiedenen Waffengattungen spricht sich der Leitende folgendermaßen aus : I n f a n t e r i e . Diese Waffe kann in beiden Divisionen als gut ausgebildet und leistungsfähig betrachtet werden. Wenn die Subalternoffiziere zuweilen mehr mit ihren Leuten sprachen, statt

720

sie zu kommandiren, und ein all/u vertraulicher Ton zwischen Vorgesetzten und Untergebenen zu herrschen schien, so waren dies aber Ausnahmen. Im Allgemeinen waren die Kompagnien und Sektionen gut und sicher geführt. Wenn man die weitläufigen Kantonnemente, durch welche den Trjppen starke Märsche zur täglichen Besammlung zugemuthet werden mußten, und dann das schwierige, stark coupirte und aufgeweichte Terrain, auf welchem die Hebungen abzuhalten waren, in Betracht zieht, so darf man sieh über die Leistungen der Infanteriekorps nicht beklagen.

M a r s e h - u n d G e f e c h t s d i s z i p l i n . A n zwei Uebungstagen mußte die Marschdisziplin bei der I. Division getadelt werden.

Am ersten Tag betraf die Rüge erstens den zu kurzen Schritt und deßhalb das langsame Vorgehen bei der Infanterie und zweitens das Austreten der Spielleute, Tambouren und Trompeter, aus dea Marschkolonnen und deren Zurückbleiben, wenn die Bataillone und Kompagnien in Gefechtstbrmation übergingen. Am zweiten Tage erstreckte sich der Tadel auf die rechte Flügel-Brigade der I. Division, welche die Umfassung des linken Flügels der II. Division versuchte. Das Terrain, auf welchem diese Truppe zu marschiren hatte, war ungemein coupirt, und da die Teten sich bestrebten, baldmöglichst in's Feuer zu kommen, verlängerten sich die Kolonnen.

Bei der Kritik wurden diese Fehler scharf gerügt.

Beim Gefecht wurde das Herumschlendern der Spielleute kritisirt. Es ist eine allgemeine Klage bei unsern Manövern, daß die Spielleute sich von ihren Abtheilungen entfernen und nicht bei der Hand sind, wenn man ihrer bedarf. Diesem Uebelstande könnte nur durch Kreirung einer Stelle bei jedem Infanterieregiment abgeholfen werden, deren Amt die Aufsicht über die Spielleute wäre.

Während dem Gefecht selbst wnr die Führung der Bataillone und der Kompagnien gut und sicher. Bei den Sektionen in der vordersten Linie hätte etwas mehr Energie seitens der Subalternoffiziere entwickelt werden können. Man muß aber hier wieder das schwierige Gelände in Betracht ziehen, welches die Leute mehr ermüdete und vorübergehend außer Athem brachte, als wenn die Uebungen auf flachem, gangbarem Terrain abgehalten worden wären.

Der Anmarsch der Bataillone fand in Ordnung statt, Nachzügler wurden keine zurückgelassen.

Die K a v a l l e r i e hatte keine Gelegenheit,
sich am Gefechle zu betheiligen, ihre ganze Thätigkeit war auf den Aufklärungsund Nachrichtendienst gerichtet, welchen sie auch mit Sachkenntniß und Eifer verrichtet hat. Die Divisionskommandanten waren immer genau von den Bewegungen des Gegners unterrichtet.

721

Die A r t i l l e r i e hatte in dem unübersichtlichen, wenig wegsamen Gelände eine schwierige Aufgabe zu lösen; sie war aber derselben gewachsen und besonders bei der I. Division und dann bei der II. Division, als in den letzten Tagen dem Brigadekommandanten auch der gebührende Einfluß auf seine Batterien eingeräumt worden war, konnte der Verwendung dieser Waffe nur Lob gespendet werden.

Die G e n i e w ä f f e hatte das ihrige zur Befestigung von einigen Stellungen mit Geschick beigetragen. Ihre Hauptaufgabe lag aber in der Befestigung von alten baufälligen und in der Erstellung von neuen Brücken über die vielen Wasserläufe, welche das Manöverterrain durchschneiden. Die Bevvegungsfähigkeit war durch diese gut ausgeführten Arbeiten bedeutend gehoben worden.

S a n i t ä t s t r u p p e n . Das Medizinalpersonal aller Grade hat den Dienst mit gewohnter Gewissenhaftigkeit gemacht. Der Gesundheitszustand der Truppen war kein anormaler, immerhin war derselbe während der Vorkurse sohlechter, als während der Manöver selbst, was dem feuchten Wetter zugeschrieben werden muß.

V e r w a l t u n g s t r u p p e n . Obschon die Kompagnien ihren Dienst in regulärer Weise besorgten, kam es doch zu wiederholten Malen vor, daß nach den Manövern die Korps ihre Verpflegung sehr spät erhielten. Der Grund lag in der Ausdehnung der Kantonnemente, welche zudem erst nach der Kritik bekannt gegeben wurden, und in der Beschaffenheit der Wege, deren Zustand ein rasohes Fortkommen der Verproviantirungskolounen verunmöglichte.

Die Lieferungen waren von guter Qualität und sind darüber keine Klagen laut geworden.

Die F e l d p o s t wurde zum ersten Male den definitiven Vorschriften gemäß bei beiden Divisionen eingerichtet. Das Personal war so in Anspruch genommen, daß es bei einem längern Dienste nicht ausgereicht haben würde. Es muß in Zukunft dieser Dienst.branche mehr Aufmerksamkeit geschenkt und getrachtet werden, den im Spezialbericht über die Verrichtungen der Feldpost verzeigten Uebelständen, namentlich riieksiehtlich der Ausnützung der Portofreiheit, Schranken zu setzen.

Die R a d f a h r e r beitet. Dieser Dienst Nutzen sein und selbst Die feste Organisation .ist bevorstehend.

haben in sehr befriedigender Weise gearwird für die Armee von immer größerem in coupirtestem Gelände durchführbar bleiben.

dieses Dienstes bei Divisionen und Stäben

722

Der L a n d s c h a d e n hat sich gegenüber dem vorjährigen etwas vermindert, obschon das regnerische Wetter in den Vorkursen eher das Gegentheil hätte erwarten lassen.

Zwischen den Truppen und der Bevölkerung war im Allgemeinen ein freundlicher Verkehr wahrzunehmen. Die Behörden suchten den an die Ortschaften gestellten Anforderungen bereitwilligst zu entsprechen. Ausschreitungen einzelner Militärs wurden nach dem Dienst scharf bestraft.

Dev nach Schluß der Manöver o.n die Truppen gerichtete Tagesbefehl des Inspektors lautet folgendermaßen: Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten!

Der Truppenzusammenzug pro 1890 geht seinem Ende entgegen. So sehr anhaltendes Regenwetter die Vorkurse beeinträchtigt, ebenso sehr hat schönes Wetter die Divisionsübungen begünstigt..

Ihr kehrt nun zu euern bürgerliehen Beschäftigungen zurück. DeiChef des schweizerischen Militärdepartements, welcher euern Uebungen gefolgt ist, erachtet es als seine Pflicht, in dem Augenblicke, wo er sich von euch verabschiedet, es auszusprechen, daß der Truppenzusammenzug von 1890 wesentliche Fortschritte in der Entwickelung unserer Armee und in der Vorbereitung auf den Ernstfall hat erkennen lassen. Ich schätze mich glücklich, euch dieses Zeugniß geben zu können, wenn auch nicht gerade Alles untadelhaft ausgefallen ist, und ich betrachte es als meine Pflicht, der klaren und präzisen Dispositionen der Uebungsleitung, der durchweg ernsten und energischen Ausführung der erhaltenen Befehle Seitens der Divisionskommandanten und der Truppeneinheiten anerkennend zu gedenken, sowie der von Seiten der Mannschaften auf dem Marsche und während der Gefechtsübungen ac. den Tag gelegten Ausdauer und Disziplin lobend zu erwähnen.

Möge der Augenblick noch recht ferne sein, wo ihr berufen sein werdet, das, was ihr gelernt, für die Erhaltung der Freiheit und Unabhängigkeit unseres theuren Vaterlandes zu ve'rwerthen.

Wenn aber dieser Tag kommt, dann, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der I. und II. Division, dann kann das Vaterland auf euch zählen, dessen bin ich sicher, dann wird euere Liebe und Hingabe an das Vaterland die größten Opfer nicht scheuen, dann wird auch die Landwehr, von welcher zwei Regimenter am Truppenzusammenzug theilgenommen haben, hinter dem Auszuge nicht zurückbleiben !

Kehret nun zurück zu euern heimischen Herden und behaltet mit mir den Truppenzusammenzug von 1890 in gutem Angedenken!

723 Schießübungen der Wiederholungskurse des Auszuges.

Die Schießresultate im Einzelfeuer der Füsilierbataillone der IV. Division kommen auf der Scheibe I den letztjährigen Durchschnittsergebnissen gleich, auf den Figurenscheiben sind sie um durchschnittlich 3 °/o besser. Die Resultate der Füsilierbataillone der VIII. Division sind auf den Figurenscheiben denjenigen der IV. Division nahezu gleich, auf Scheibe I dagegen um 10 °/o unter denjenigen der IV. Division. Die Resultate der Bataillone sowohl der IV., als der III. Division, welche im Kanton Tessin sich befanden, sind im Allgemeinen gleich günstig, wie diejenigen der Bataillone der IV. Division, welche ihren ordentlichen Wiederholungskurs bestanden hatten.

Die Resultate des Schützenbataillons Nr. 4 übertreffen diejenigen des Schützenbataillons Nr. 8 auf der Scheibe I um durchschnittlich 8 °/o, auf den Figurenscheiben um durchschnittlich 6 °/o.

Die Resultate beider Bataillone zusammen stehen urn durchschnittlich 5 °/o unter den letztjährigen Gesammtergebnissen der Schützenbataillone.

l>. Lancl^velir.

Nach dem im Jahre 1885 aufgestellten Turnus hatten den Wiederholungskurs zu bestehen : III. Divisionskreis. Brigade VI.

V.

,, ,, IX und Schützen bataillon Nr. 5.

VI.

,, XII ,, ,, ,, 6.

VII.

,, ·,, XIII.

Um den Regimentskommandanten der Landwehr die für ihr© eigene Ausbildung durchaus unerläßliche Gelegenheit zu geben, nicht nur ihre Bataillone bei der Instruktion zu sehen und kennen zu lernen, sondern sie auch selbst zu führen, und um den Brigadekommandanten es zu ermöglichen, ihre Regimenter besichtigen und deren größere Felddienstübungen persönlich leiten zu können, wurde zum ersten Mal die Anordnung getroffen, daß in allen oben genannten Divisionskreisen theils Regimentskurse zu zwei Bataillonen, theils noch einzelne Bataillonskurse abgehalten wurden. Zu dieserKombination war man gezwungen, weil einerseits es nicht möglieh wäre, in der kurzen Unterrichtszeit von fünf Tagen mit drei Bataillonen auf dem gleichen Waffenplatze die Schießübungen vorzunehmen und weil nach Bundesgesetz vom 3. Juni 1881 die Wiederholungskurse der Landwehr so viel thunlich in den betreffenden, Bataillonskreisen stattfinden sollen.

724

Außerdem wurden die Regimenter Nr. 11 (Bern) und 17 (Solothurn) zur Theilnahme an den Manövern der I. und II. Division bestimmt und auf Grund der bisherigen Erfahrungen, daß eine Vorkurszeit von nur zwei Tagen für die Mannschaft völlig unzureichend war, um die Regimenter auch nur einigermaßen auf die großen Felddienstübungen vorzubereiten, wurde die Dienstzeit derselben um fünf Tage verlängert; gleichwohl mußte von Abhaltung von Schießübungen bei diesen beiden Regimentern abgesehen werden.

Es fanden demnach im Berichtsjahre statt: 8 Bataillonskurse (6 für Füsilier- und 2 für Schützenbataillone).

6 Regimentskurse zu 2 Bataillonen.

2 Regimentskurse zu 3 Bataillonen.

Ueber die Anordnung regimentsweiser Kurse haben die Brigade- und Regimentskommandanten, welche zum Dienste gelangten, in den Inspektions- und Kursberichten ihre große Befriedigung ausgesprochen.

Das Unterrichtsprogramm wurde dadurch allerdings, da l Va Tag den Uebungen im Regimentsverbande gewidmet werden mußte, noch erheblich mehr als früher belastet, die Ausbildung der Mannschaft der Kompagnie und des Bataillons demzufolge mehr, als gerade zulässig, eingeschränkt. Von Seite des Instruktionspersonals und der Kurskommandos wurde aber Alles gethan, um möglichst befriedigende Resultate zu erreichen, und dazu halfen die in allen Kursberichten übereinstimmend gerühmte, vom besten Geiste getragene, disziplinirte Haltung der Mannschaft, ihr Pflichteifer und guter Wille. Es haben daher die Landwehrtruppen auf alle Inspektoren, von denen verschiedene noch vor kurzer Zeit Auszügerbataillone oder Regimenter kommandirten, einen günstigen Bindruck gemacht. Aller vielfachen Mängel ungeachtet, die sich in der nur jedes vierte Jahr wiederkehrenden Uebungszeit und namentlich so lange die Landwehrbataillone nicht ein möglichst vollzähliges und hinlänglich ausgebildetes Cadre besitzen, nie beseitigen lassen, sind dennoch von Kurs zu Kurs befriedigendere Unterrichtsergebnisse .wahrnehmbar. Sie zeigen sich ganz besonders beim Schießunterrichte; im Einzelfeuer stehen die Durchschnittsresultate der Füsilierbataillone auf Seheibe I um 8 % höher als 1889, bei den Schützenbataillonen die übrigens schon im letzten Jahr der Schießfertigkeit der Schützenbataillone des Auszuges sich vollkommen ebenbürtig .erwiesen haben, sind die Resultate gleich geblieben.
Die Verlängerung der Unterrichtszeit der zu den Manövern des Truppenzusammenzuges gezogenen Regimenter hat den gehegten Erwartungen entsprochen und sehr dazu beigetragen, die Feldtüchtigkeit der beiden Regimenter zu erhöhen.

725 Präsenzstand der Bataillone des Auszugs und der Landwehr in den Wiederholungskursen.

Auszug.

I. Division.

Sehützenbataillon Füsilierbataillon

1.

1.

2.

3.

4.

5 .

6.

7 .

8.

9.

10.

11 .

12.

Nachdienstpflichtige .

Zur Uebung eingerückt.

1888.

1890.

. .

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. 688 . 580 . 569 . 696 . 763 . 814 .796 .630 . 628 .645 .689 . 605 .605 . --

Total

. .

. .

. .

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. .

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.

.

.

9599

. 597 . 575 . 568 . 571 . 481 . 587 .686 . 727 . 733 . 764 . 615 .699 .665 .

--

Total Bundesblatt. 43. Jahrg. Bd. IL

8708

Zur Uebung eingerückt 1888.

1890.

11. Division.

Schutzenbataillon 2 .

Füsilierbataillon 13 .

14 .

15.

16 .

17 .

18 .

19 .

20 .

21 .

22.

23.

24.

Nachdienstpflichtige .

793 685 698 712 782 763 780 762 730 765 641 772 688 28

8268

709 651 710 709 594 768 861 833 831 924 793 852 749 24 10,008 47

726 Zur Uebung eingerückt.

1888.

1890.

IV. Division.

Schützenbataillon 4 . .

Füsilierbataillon 3 7 . .

38. .

39 ..

40. .

41 . .

42 . .

43 . .

44 . .

45 . .

46 ..

47 . .

48. .

Nachdienstpflichtige .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

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.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

. 607 . 662 . 618 . 617 . 573 . 587 . 579 . 499 .464 . 473 . 637 . 665 . 544 . --

Total

,,

9339

Zur Uebung eingerückt.

1888.

1890.

VIII. Division.

Sehützenbataillon 8 .

Füsilierbataillon 85 .

7525

726 716 732 727 724 786 742 672 611 606 821 784 659 33

.

86 . .

87 . .

88. .

89. .

90 . ..

91 ..

92. .

93 . .

94 . .

95 . .

96. .

Nachdienstpflichtige .

. . . . 522 . . . . 739 487 . . . . 450 . . . . 647 . . . . 470 . . . . 537 . . . . 505 . . . . 459 . . . . 463 . . . . 607 . . . . 422 . . . .428 . . . .

-- Total

6736

585 907 604 557 795 563 856 645530 571 683 503 581 40

8220

727 Landwehr.

'S Zur Uebung eingerückt.

III. Division.

Füsilierbataillon

,, ,, ,, ,, ,,

1886.

1890.

31

272

294

32 33 34 . . . . . .

35 36

332 278 259 385 411

265 271 273 300 350

--

59

1937

1812

Nachdienstpflichtige Total

Zur Uebung eingerückt.

V. Division.

1886.

Schützenbataillon 5 Füsilierbataillon 49

1890.

522 492

427 387

,, ,,

50 51

397 426

368 376

,,

52 . . · . - . . .

539

507

,,

53

507

516

,,

54

567

468

3450

3049

Total

VI. Division.

Schützenbataillon 6 . . . . . .

Füsilierbataillon 67

,, , ,, ,, ,, ,,

68 . . ' . . . .

69 . . . . . .

70 71 72

Nachdienstpflichtige Total

Zur Uebung eingerückt.

1886.

1890.

397 403 509 503

391 390 472 409 456

386 368 394 399 374

--

27

3024

2854

728 Zur Uebung eingerückt.

VII. Division.

Füsilierbataillon

73 74 75 76 77 78 Nachdienstpflichtige Total

1886.

1890.

497 474 554 481 473 588 --

457 437 435 420 375 557 7

3067

2688

Wiederholüngskurse NachdieDstpflichtiger in Offiziersschießschulen 690.

Von andern Divisionen haben an den Wiederholungskursen obiger Divisionen Theil genommen: Auszug 168 Landwehr 34 4. Offlzierbildungsschulen.

Der Bestand der Schulen und deren Resultate hinsichtlich des Erfolges sind aus nachstehender Tabelle ersichtlich: Zur Brevetlrung Offlzierbildungsschulen.

I.

II.

III.

IV.

v.

VI.

VIT VTTT

Schüler.

25 32 30 26

24 19 24 35 24 28 30 26

220 244

210 235

24 21 27

Division . .

35

n n

Total 1890 Total 1889

nicht empfohlen, empfohlen.

2 3 1 4

10 9

729

Die Dauer der Offizierbildungsschule von 6 Wochen reicht nicht hin, um weder das reichhaltige Unterrichtsprogramm, das trotz .aller angestellten Versuche sich nicht weiter einschränken läßt, zu bewältigen, noch überhaupt die "Schüler in einigermaßen entsprechender Weise für die Stellung eines Infanterieoffiziers auszubilden. Seit Jahren ist daher das Begehren der Divisionäre, des Waffenchefs und des Oberinstruktors der Infanterie ein allgemeines, die Schule um mindestens zwei Wochen zu verlängern. Es ist dies das dringendste Bedürfniß, das sich bei der Infanterieinstruktion geltend macht. Man darf sich dieser so sehr begründeten Forderung nicht länger verschließen, angesichts der fortwährenden Klagen, welche mit allem Recht in den Kursberichten über die unvollständige Ausbildung und die ungenügende Qualität der Subalternoffiziere der Infanterie erhoben werden. Sie würden vielfach verstummen, wenn es möglich wäre, die jungen Offiziere nicht so oberflächlich ausgebildet, als es jetzt .geschehen muß, in die Bataillone einzureihen.

5. Schiessschulen.

a.

Offiziere.

Es wurden fünf Schulen, sämmtliche in Wallenstadt, abgehalten. Ihre Zusammensetzung war folgende:

Schule

Nr.

Thellnehmer.

Infan- Artilterie. lerie. Total.

55 n 51 III 46 - IV 36 V 52 I

1890 1889

240 218

-- 1 -- --

Die Infanterieoffiziere verthellen sich nach Divisionen :

I.

II.

55 51

27

19

47 36 52

--

--

14 --

241 41 1 219 31 1

III. IV.

1 9 -- 1 13 8 -- 12 -- 28 35 28 40

6 6 -- 10

22 33

V.

VI. VIL VIII.

1 1 4 2 6 7 14 9 5 12 1 8 1 13 -- -- 2 8 12 8

22 24

32 23

24 24

36 15

730

In den drei ersten Schießschulen hatten die Offiziere sowohl mit dem Ordonnanzgewehr Modell 1881, als mit dem Versuchsgewehre Modell 1889 zu schießen. In den beiden letzten Schulen fanden die Schießübungen ausschließlich mit dem kleinkalibrigen Gewehre statt. Es entstund hieraus eine Komplikation, welche eine genaue Untersuchung und Vergleichung der Schießresultate schwierig macht und die nicht zu hinlänglich maßgebenden Schlüssen über die im Jahre 1890 erreichten Ergebnisse berechtigt. Immerhin unterscheiden sich die Resultate mit dem alten Gewehre trotz verschiedener Schwankungen nicht wesentlich von denjenigen der letzten Jahre.

Die in die Schießschule einberufenen Mannschaftsdetaschemente, aus Nachdienstpflichtigen aller Divisionen bestehend, sind im Stande ihrer Ausbildung, in körperlicher wie geistiger Beschaffenheit, äußerst verschieden, bieten aber gerade wegen dieser Zusammensetzung den angehenden Offizieren ein sehr geeignetes Material zur Instruktion und für ihre eigene Ausbildung. In disziplinarischer Hinsicht gab die Mannschaft zu keinen Klagen Anlaß.

Im Uebrigen haben sich alle Inspektionsberichte lobend über die Ergebnisse der Schießschulen ausgesprochen.

b.

Unteroffiziere.

Der Bestand und Erfolg der Schulen war folgender:

731

03

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V

5 5 5 5 5

VI

5

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5 6

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1890

41

2

1889

41

3

I II III

IV

-- --

2

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£ïï m CfH ff) "-" «

nicht vorgeschlagen.

Divisionskreis.

Von den Soldaten 1» zu Korporalen Wfp vorgeschlagen.

Bestand der Schule am letzten Diensttage.

170 212 214 299 181 201 217 140

175 217 219 304 188 206 222 146

165 204 t 190 288 173 201 217 138

5 8 24 11 8 -- -- 2

-- -- -- -- 1 1

1634 1627

1677 1671

1576 1581

58 47

5 7

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Der Bestand der Schulen war ziemlich verschieden; diejenige der IV. Division, welche in die Sommerferien fiel und daher von einer großen Zahl Studirender besucht wurde, war mehr als doppelt so stark als diejenige der VIII. Division. Die Mehrzahl der Kantone dieser Division scheint nicht im Stande gewesen zu sein, die verlangte Zahl von-Schülern zu stellen, so rückten aus dem Kanton Uri statt 16 nur 2 Mann ein.

Ueber die Qualität der Schüler wird mehrfach geklagt. Wenn gleichwohl alle Schulen mit befriedigenden Durchschnittsergebnissen abschlössen, so ist es nur dem Umstände zuzuschreiben, daß Ertheilung wie Ueberwachung des Unterrichtes der Unteroffizierschulen ausschließlich in die Hand des Instruktionspersonals gelegt ist.

6. Obligatorische Schiessübungen.

Laut Schießtabellen haben sich an diesen Uebungen betheiligt:

732 1887.

Auszug: Füsiliere .

Schützen .

Landwehr: Füsiliere Schützen

.

.

.

.

.

.

.

.

. 3287 . 144 . 1669 .

53

Total

5153

1888.

1889.

1890.

2293 116 1711 61

2042 77 1289 49

1491 53 1112 40

4181

3457

2696

Die Betheiligung sinkt von Jahr zu Jahr infolge größerer Frequenz der freiwilligen Schießübungen, beim Auszuge in noch größerem Maße durch Einberufung säromtlicher Jahrgänge zu den Wiederholungskuraen. Die Schießresultate zeigen mit Ausnahme derjenigen der Schützen des Auszuges eine erhebliche Verbesserung.

7. Freiwillige Schiessvereine.

Die summarischen Ergebnisse, deren nähere Detaillirung sich im Verordnungsblatte findet, sind folgende: 1890.

1889.

Anzahl Vereine, welche behufs Bezug einer Subvention Schießtabellen eingereicht haben . .

2,943

2,946

Berechtigte Mitglieder : a. zu Fr. 3. -- mit 50 Schüssen b. ,, ,, 1.80 ,, 30 ,,

63,762 24,530

60,686 29,176

Total berechtigte Mitglieder

88,292

89,862

Die Mitgliederzahl der konkurrirenden Vereine beträgt . .

128,146

134,767

Auf den Staatsbeitrag haben demnach verzichtet oder sind nicht berechtigt

39,854

44,905

An Bundesbeiträgen wurden den Vereinen bezahlt Fr. 235,341. 60 Fr. 234,574. 80 An 2432 Kadetten (1889t 1623) von 28 verschiedenen Korps (1889: 27) wurden entrichtet für je 30 bis 40 Schüsse . . ,, 3,999.60 ,, 3,309.60 Total Bundessubvention Fr. 239,341.20 Fr. 237,884. 40

733

Die Zahl der Schießvereine, welche sich gemäß Art. 5 der Verordnung über die Förderung des freiwilligen Schießwesens um eine Prämie beworben hatten, beträgt 56.

Das Bedingungsschießen haben ferner 29 Kadettenkorps nach Maßgabe der diesbezüglichen besondern Bestimmung durchgeschossen.

8. Centralschulen.

Es wurden abgehalten: Drei Centralschulen I in Thun, eine Centralschule II, welche nach vierwöchentlichem Aufenthalte in Thun mittelst einer Uebungs reise ihren abschließenden Unterricht nach Aarau verlegte und eine Centralschule III in Bellinzona, die außer der nähern und weitern Umgebung dieses Waffenplatzes auch das Sottocenere- und das Livinenthal rekognoszirte. In diese Schule wurden, auf Antrag der Divisionär- und Waffenchefkonferenz, in die Centralschulen auch Offiziere der Sanität und Verwaltung einzuberufen, vorläufig versuchsweise einige Majore dieser beiden Truppengattungen aufgenommen. Der Versuch konstatirte die Zweckmäßigkeit dieser Anordnung, nicht nur allein, zum Vortheile und Nutzen der Offiziere der Hülfswaffen, sondern aller Theilnehmer überhaupt. Sämmtliche Schulen hatten recht befriedigende Erfolge.

Die Betheiligung war folgende: Nach Divisionen.

Theilnehmer.

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2

6

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1890 173 15 31 11 2 3 235 214 21 18 35 25 25 34 33 27 33

5

8 11 17

3

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28 2

1«89 95 5 17

7

7

3

4

4

8

1 2

2

5

4

7

8 4

2

9 -- -- 126 108 18 17 16 26 13 15

734

9. Missionen iu's Ausland.

Für den Besuch ausländischer Truppenübungen wurden bezeichnet : Ì Oberst der Infanterie, l Oberst der Artillerie, l Oberstlieutenant des Generalstabes, 4 Oberstlieutenants der Infanterie, 1 Oberstlieutenant der Kavallerie, 2 Majore des Generalstabes, l Major der Infanterie, 3 Majore der Artillerie.

Zu Dienstleistungen bei fremden Armeen, Deutschland und Frankreich, wurden beordert: 2 Offiziere der Infanterie, l Offizier der Kavallerie.

Letzterer mußte jedoch Familienverhältnisse halber dispensirt werden.

10. Unterricht am Polytechnikum.

Die Zahl der eingeschriebenen Schüler und Zuhörer, welche an dem militärwissenschaftlichen Unterrichte Theil genommen haben, war folgender : a. Wintersemester 4889190.

Taktik in Verbindung mit Kriegsgeschichte . . . . 24 Mann.

Innere Ballistik 25 ^ Allgemeine Wafienlehre 20 ,, Permanente Befestigung 33 ,, Schießtheorie, I. Theil 23 ,, Schießübungen 35 ,, Militärtopographie 30 ,, b. Sommersemester 4890.

Feldbefestigung Militärisch-topographisches Zeichnen Aeußere Ballistik Geschütz- und Geschoßfabrikation Schießübungen Schießtheorie, II. Theil

19 Mann.

11 ,, 8 ,, 30 ,, 20 ,, 24 ,,

735 c. Wintersemester '1890191.

Taktik in Verbindung mit Kriegsgeschichte . . . .

Innere Ballistik Allgemeine Waffenlehre Permanente Befestigung Schießtheorie, L Theil Schießübungen Rekognoszir.cn mit Hebungen

23 Mann.

17 ,, '22 ,.

28 ,, 30 ,, 29 ,, 21 ,,

In Stellvertretung des in Urlaub befindlichen Herrn Professor Affollar übernahmen im Sommersemester 1890 den Unterricht über Feldbefestigung Herr Professor F. Becker, und die Vorlesungen über Schießtheorie, II. Theil, sowie die Schießübungen Herr Professor Dr. Ernst Fiedler.

In Stellvertretung des im Urlaub befindlichen Herrn Professor Rothpletz übernahm im Wintersemester 1890/91 Herr Professor F. Becker den Unterricht über Taktik und Kriegsgeschichte.

Prüfungen legten ab : Ende Wintersemester 1890/91 11 Schüler.

Ende Sommerseraester 1890 11 ,, Gesammtnoten erhielten: Sommersemester 1890 4 Schüler.

C. Kavallerie.

1. Beschaffung der Kavalleriepferde.

Von 1875 bis 1889 sind angekauft worden: Im Inland . . . . . . . 939, und im Ausland 6304 Pferde.

Im Berichtsjahr: Im Inland . 73, ,, ,, ,, 600 ,, Total: Im Inland . . . . 1012, und im Ausland 6904 Pferde.

Von den 73 im Inland aufgekauften Pferden waren : 32 selbstgestellte Pferde und 13 aus dem Fohlenhof Thun übernommene Pferde.

Von den pro 1890 total gekauften 673 Pferden wurden: 361 an Rekruten abgegeben, 70 an remontirungspflichtige Kavalleristen abgegeben, * 9 an Offiziere verkauft, ;J-S9 ausrangirt, 47 sind umgestanden und 177 blieben auf Depot für das Jahr 1891.

736

Von den im Ausland aufgekauften 600 Pferden waren 510' Pferde aus Norddeutschland in Qualität und Preis gleich wie in frühern Jahren ; 90 Pferde waren aus Irland bezogen und stellten sich im Preis etwas höher, als die norddeutschen Pferde. Der Versuch mit diesen Irländer Pferden kann nicht als ein sehr gelungener bezeichnet werden. Wohl war im Allgemeinen das Knochengerüst aller Pferde ein sehr gutes und solides, und ein ziemlicher Prozentsatz der Pferde hat sich auch in den Händen der Mannschaft als vorzüglich bewährt, dagegen war doch der größte Theil der Pferde entweder zu fein und leicht für das gewöhnliche Truppenpferd oder dann als Reitpferd zu schwerfällig und langsam in den GängenEs ist aber wahrscheinlich, daß man bei Ankauf an Ort und Stelle ein besser sich eignendes Truppenpferd doch finden kann.

2. Central-Remontondepot.

Im Berichtsjahr wurde das von den hohen Käthen gewünschte Central-Remontendepot in Bern eröffnet mit dem Zweck, vorerst für die jung angekauften Pferde eine längere Zeit der Eingewöhnung und der Kräftigung zu erhalten und sodann für den Ernstfall eine Reitpferd-Reserve zu besitzen, um den nächsten RekrutenJahrgang beritten machen zu können oder nöthigenfalls um einen Stock Pferde für die Berittenmachung von Offizieren zur Hand z« haben. Es wurden daher für das Jahr 1890 größere RemontenAnkäufe angeordnet, immerhin nicht in dem erforderlichen Umfange, weil die Lokalitäten zur Unterbringung des vollen Pferdebedarfes fehlten. Es lag deßhalb in der Aufgabe der Verwaltung, diese Lokalitäten zu beschaffen, was durch Errichtung einer Filialein Hofwyl und Erstellung eines großen Krankenstalles in unmittelbarer Nähe des Kasernen-Areals in Bern erreicht wurde. Die für die Filiale in Hofwyl daselbst vom Eigenthümer dieses Gutes erstellten und der Militärverwaltung vermietheten Stallungen sind so angelegt, daß dieselben leicht erweitert und so eingerichtet werden können, daß der Pferdebestand des Central-Remontendepots,.

wenn einmal vollständig, in den Militärstallungen und derjenigen der Filiale unterzubringen sein wird.

Dem zeitweiligen Platzmangel wurde im Berichtsjahr dadurch abgeholfen, daß ein Theil der Remonten vorübergehend auf andere Waffenplätze dislozirt wurden, die zwar in hygienischer Beziehung nicht die Vortheile der Berner Stallungen boten und zudem wesentliche
Mehrkosten an Stallmiethe verursachten.

Was die Remonten selbst anbetrifft, so konnten alle beständig bearbeitet werden, während in früheren Jahren jeweilen mindestens

737

10 °/o derselben auf dem Krankenrapport stunden und viele Thiere nur schonend geritten werden konnten. Dem Umstände, daß sie
In's Centraldepot wurden im Berichtsjahr auch noch 180 Pferde von eingeteilten Kavalleristen eingeliefert entweder zur Redressur oder um auf ihre Diensttauglichkeit beobachtet zu werden.

Auf Ende Jahres trat der 7. Jahrgang der mit Bundespferden berittenen Kavalleristen in die Landwehr, und zwar mit 207 Pferden, davon gingen 137 Pferde nach Art. 196 der Militär-Organisation und 33 ,, ^ Maßgabe der Verordnung vom 25. November 1884, zusammen 170 Pferde, in's Eigenthum der Reiter über.

Von den Uebrigen gelangien 20 Pferde zur Wiederabgabe, 3 ,, zur Beobachtung, 8 ,, zum Verkauf, weil ausgedient, 3 ,, zur Ausrangirung, weil untauglich, und 3 ,, sind umgestanden.

207 Pferde.

Ueberdies wurden im Berichtsjahre 18 Pferde an ärztlich entlassene Mannschaft gegen Verpflichtungsschein entsprechend der Verordnung vom 25. November 1884 verkauft, so daß im Ganzen 188 Pferde in's Eigenthum der Mannschaft übergingen (206 im Vorjahre).

3. Bemontenkurse.

Die 3 Remontenkurse auf den Waffenplätzen Aarau, Zürich, Bern hatten in diesem Jahr den gleichen Verlauf, wie in den frühem. Erst bei dem dritten dieser Kurse konnte sich die längere Akklimatisirung der Pferde etwas fühlbar machen, und war es daher in diesem möglich, ein gleichmäßiges Resultat der Remontenabrichtung zu erzielen.

738

4. Vorkurse und Rekrutenschulen.

Im Berichtsjahr wurde die schon früher hei einzelnen Schulen vorgekommene Vereinigung von Rekrutenschule und Vorkurs Oberall durchgeführt. In der Gründlichkeit der militärischen Erziehung und Ausbildung rauchte sieh dies auf das Vortheilhaftest fühlbar.

In der Durchführung der Rekrutenausbildung wurde auf dem schon im vorigen Jahr begonnenen Wege weiter geschritten, indem die Zeit für die rein formelle Ausbildung nach allen Richtungen hin immer weiter noch beschränkt wurde, um mehr Zeit für die feldmäßige Ausbildung zu gewinnen.

Zu ihrer eigenen Weiterbildung und für die Ausbildung der Rekruten wurden in die Vorkurse kommandirt : 3 Oberlieutenants und 12 Lieutenants; 14 Korporale wurden in den Vorkursen zu Wachtmeistern ausgebildet.

3 20 4 5

In den eigentlichen Rekrutenschulen wurden ausgebildet : Oberlieutenants zu Hauptleuten (Schwadronskommandanten);' Lieutenants erhielten ihre vorschriftsgemäße, die Offizierbildungsschule ergänzende praktische Ausbildung; Fouriere ebenso; Dragonerwachtmeister und l Guidenwachtmeister wurden zu Feld weibein ausgebildet, und 5 Guidenwachtmeister und 47 Dragonerkorporale erhielten ihre die Cadresschule ergänzende praktische Ausbildung.

Die in die Rekrutenschulen beorderten Oberlieutenants konnten zu Hauptleuten ernannt werden.

Die jungen Offiziere befriedigten durchweg durch ihren Eifer und durch ihr Interesse an der Sache. Einzelne, die schon in der Offizierbilduugsschule ziemlich schwach gewesen waren, zeigten sich ihrer Stellung kaum gewachsen und andern fehlte die richtige, ruhige Entschiedenheit im Auftreten. Die große Mehrzahl aber befriedigte in vollem Umfange und zeigte sowohl in der Rekrutenausbildung, wie auch vor der Front und im Felddienst sich auf d'er Höhe ihrer Aufgabe.

Mit sehr geringen Ausnahmen waren die Unteroffiziere in ihrem Dienst sicher und ihrer Aufgabe gewachsen. Bei den Aufgaben des Felddienstes waren sie, Dank dem vermehrten Unterricht in diesem Dienstzweig, in den Cadresschulen freier und selbstständiger als früher und daher auch in diesem Dienst sicherer. In die drei Vorkurse und Rekrutenschulen des Jahres 1890 rückten 430 Rekruten ein.

73£ Ausexerzii't wurden : In der Schule I Aarau 100 Dragoner und 4L Guiden, 4 ,, ,, ,, II Zürich 131 ,, -n v> ,, ,, ,, III Bern 111 ,, l ,, n 342 Dragoner und 46 Guiden oder total 388 Mann.

Es wurden somit 40 Dragoner und 16 Guiden mehr ausgebildet als im Vorjahre. Die Dragoner-Rekruten gehörten den nachstehenden Schwadronen und Kantonen an :

K a n ton.

Waadt . . .

Freiburg . . .

Bern Solothurn . .

Aargau . . .

Schaffhausen .

Zürich . . .

Thurgau . . .

St. Gallen . .

Luzern . . .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Schwadron.

1--4 5 und 6 7--13 14 15 und 23 16 17, 18 und 24 19 20 und 21 22

'Soldaten. '.trompeter. Arbeiter.

51 6 2 1 1 23 2 93 3 1 15 1 31 --

15 31 6 25 22

2 3 -- 3 3

-- -- -- 2 --

312

20

10

Die Zahl der Ausexerzirten der vorhergehenden 4 Jahre betrug im Durchschnitt 329 Mann. Für das Jahr 1891 sind ausgehoben 378 Mann. Es ist somit im Jahr 1890 eine wesentliche Vermehrung der Rekruten eingetreten, welche voraussichtlich auch für 1891 anhalten wird. Immerhin ist diese Rekrutenzahl noch nicht genügend, um die Waffe auf ihren Sollbeständen zu erhalten und um die großen Lücken im Mannschaftsbestand vieler Einheiten zu ergänzen, so daß Maßregeln hiefür in der Zukunft nothwendig sind. In qualitativer Beziehung darf gesagt werden, daß die Rekrutirung im Ganzen eine gute war. Natürlich war es auch dieses Jahr nicht zu vermeiden, daß eine ziemlich bedeutende Anzahl schwächlicher Leute bei der Rekrutirung angenommen wurden, welche dann im Lauf der Schulen zur Entlassung kamen.

740

5. Wiederholungskurse.

Die Stärkeverhältnisse, mit welchen die Einheiten ihre Wiederholungskurse gemacht haben, sind aus nachstehender Tabelle ersichtlich : Von den NichtelngerUckten sind

Eingerückt

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Dragoner . 2681

2377

141

163

160

377

325

12

40

40

3058

2702

153

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200

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Zu den Wiederholungskursen der Guiden sind überdies 20 Stabstrompeter eingerückt, da die Infanteriestäbe, denen sie angehören, nicht in Dienst traten.

Im Berichtsjahre machte ein Regiment, Nr. V, den Wiederholungskurs auf der untersten Stufe, d. h. es wurde in diesem Wiederholungskurs hauptsächlich die individuelle Ausbildung des einzelnen Mannes wieder befestigt und vorwiegend die Einheiten formell zusammenexerzirt.

Regiment III machte den Uebungsmarsch, Regiment IV hatte für sich allein Uebungen im Felddienst und im taktischen Manövriren.

Die Regimenter VI, VII und VIII hatten gemeinsam etwas größere kavalleristische Manöver, vorwiegend in Aufgaben des strategischen Aufklärungsdienstes.

Die Regimenter Nr. I und II nahmen an den Divisionsmanövern Theil.

Von den Guiden nahmen die Kompagnien Nr. l, 2 und 9 an den Divisionsmanövern Theil, Nr. 3 markirte den Feind bei der Marschübung des III. Regiments, Nr. 4, 5, 10 und 11 machten

741 ihre WiederholuQgskurse während der Offizierbildungsschule in Zürich, wo sie zum Theil zum Einexerziren der Offizierbildungsschüler verwendet wurden und die übrige Zeit sich im Aufklärungsund Rekognoszirungsdienst übten. Die Kompagnien 6 und 7 wurden zu den größeren kavalleristischen Manövern der 3 Regimenter VI, VII und VIII beordert; die Kompagnie Nr. 8 nahm an den Infanterie-Regimentsübungen der Regimenter Nr. 31 und 32 Theil, zwischen welchen hinein sie im März einen sehr bemerkenswerthen Marsch über den Bernhardin machte.

Die Kompagnie Nr. 12, die ursprünglich bestimmt war, an dea Infanterieregimentsübuagen im Urserenthale und in Sitten theilzunehmen, und einen Marsch über die Furka machen sollte, kam infolge der Abstellung dieser RegimentsUbungen nach Winterthur, von wo aus sie während des Wiederholuugskurses Uebungen im strategischen Aufklärungsdienste ausführte.

Mit Ausnahme des Wiederholungskurses von Regiment V, der wirklich als Wiederholungskurs aufgefaßt und durchgeführt wurde, indem er dazu diente, bei der Mannschaft und den Cadres dasjenige frisch zu befestigen, was in den Rekrutenschulen gelernt worden war, waren die übrigen Regimentskurse keine Wiederholungskurse, sondern sie wurden vom ersten Tag an ausschließlich für die taktische Weiterbildung bestimmt. Es wurde keine einzige Stunde der Wiederauffrischung der elementaren Kenntnisse gewidmet, sondern vom ersten Tag an mit den Einheiten als fertigen, geschlossenen Einheiten taktisch manövrirt, gerade wie solches im Ernstfall auch sein müßte. Die hiebei gemachten Erfahrungen waren im höchsten Grade erfreulich und bewiesen, daß, sofern das Cadre auf der Höhe seiner Aufgabe steht, die innere Solidität der Truppe es nicht nothwendig macht, in jedem Unterrichtskurs wieder von vorne kursorisch repetirend anzufangen. Die Disziplin deiTruppe, die Pferdepflege, der Unterhalt der Kleider und Waffen, das formelle Bxerziren in den geschlossenen Abtheilungen war in diesen Wiederholungskursen auf keinen Fall geringer als in früheren, wo man zuerst einige Zeit der Auffrischung des Elementaren widmete. Dagegen aber herrschte in denselben ein ungleich frischerer Geist, sowohl in Truppe, wie in Cadres, als in jenen andern; und vor Allem, und dies ist die Hauptsache,1^ war es möglich, der taktischen Weiterbildung ungleich mehr Zeit zu widmen,
als es sonst der Fall war ; dadurch erlangten Offiziere wie Truppe größere Gewohnheit in diesem eigentlichen Dienst, größere Routine und damit Sicherheit und Selbstvertrauen. Die Aengstlichkeit, mit welcher sonst unsere Offiziere bei ihrer geringen Uebung an die Innehaltung der formellen Korrektheit sieh klammern müssen, um Bundesblatt. 43. Jahrg. Bd. II.

48

742 die Gefahr zu vermeiden, daß ihnen ihre Truppen aus der Hand fallen, begann zu verschwinden und ebenso vermehrte sich die Natürlichkeit in der Auffassung der Aufgaben und begann das Gezwungene, das Künstliche in der Lösung der Aufgaben zu verschwinden. Es darf mit Sicherheit angeaommen werden, daß, wenn in dieser Auffassung und Durchführung der Wiederholungskurse in den nächsten Jahren auf gleiche Art fortgeschritten wird, die feldmäßige Tüchtigkeit der Waffe große Forlschritte machen muß.

Es kann dies geschehen ohne jede Gefahr, daß die innere Festigkeit und die Disziplin der Truppe verloren geht, weil in den Einheiten jetzt eine gute Disziplin und irn Großen und Ganzen auch ein tüchtiges und selbstbewußtes Cadre vorhanden ist.

Der Marsch des III. Dragonerregiments wurde, wie solches übrigens in früheren Jahren geschehen, sofort am Mobilisirungstag angetreten. Dieser Marsch war' ein Kriegsmarsch, gerade wie derjenige des IV. Regiments im Jahre 1889, wobei die Guidenkompagnie Nr. 3 deu Feind bildete und, vom Marsch des Regimentes genau unterrichtet, zu trachten hatte, sowohl während des Marsches, wie im Kantonnement oder Bivouak, das Regiment zu überfallen, ihm Hinterhalte zu legen oder dasselbe im geeigneten Terrain aufzuhalten. Die Ausführung des Sicherungsdienstes beim Regiment war in der Hauptsache recht befriedigend. Von großem Werth waren die Uebungen der Regimenter VI, VII und VIII bei Bulach für unsere Kavallerieoffiziere, denen der strategische Aufklärungsdienst noch ziemlich neu war. In der Auffassung der Aufgaben, in der Gewohnheit der Terrainbenutaung wurden von Tag zu Tag sichtbare Fortschritte gemacht. Der Nutzen und die Bedeutung dieser Uebungen wurden für Jedermann klar, und es zeigte sich, wie nothwendig es war. solche in den Ausbildungsgang unserer Einheiten einzufügen.

Nach den Beobachtungen der Schiedsrichter und dem Urtheil der Divisionskommandanten haben die Kavallerieregimenter beim Truppenausammenzug, sowohl im A.ufklärungsdienst, wie auch im Verständniß ihrer taktischen Aufgaben während des Gefechts, im vollsten Umfange befriedigt.

Die Leistungen der Guidenkompagnicn in ihren verschiedenen Wiederholungskursen waren recht gut. Ganz besonders zu erwähnen ist der Marsch der Guidenkompagnie über den Bernhardin, welcher in Anbetracht der Schwierigkeiten des Weges und
des guten Zustaudes, in welchem Mann und Pferd diese Schwierigkeiten überwunden haben, als sehr bemerkenswerthe Leistung bezeichnet werden darf. Das Einzige, was bei vielen Guidenkompagnien noch vermehrt werden muß, ist die wirkliche Autorität

743

des Vorgesetzten. Dieser entschieden noch etwas vorhandene Mangel macht sich nur in geringem Grade fühlbar infolge der Vorzüglichkeit der Truppe.

Nach Absolvirung seines Wiederholungskurses wurde dann das VIII. Dragonerregiment noch für einige Wochen als Okkupationstruppe nach dem Tessin beordert. Das Pferdematerial muß bei dem anstrengenden Dienst der Wiederholungskurse im Allgemeinen als für unsere Zwecke gut geeignet bezeichnet werden und ganz speziell am Schluß des Wiederholungskurses der 3 Regimenter mußte es auffallen, wie die Pferde sich noch frisch zeigten.

6. Offizierbildungsschule.

In die Offizierbildungsschule rückten 20 Schüler ein. Von diesen konnten 18 arn Schluß der Schule bedingungslos zur Brevetirung vorgeschlagen werden, von 2 mußte verlangt werden, daß sie vorerst noch in einer Cadresschule ihre praktische Befähigung dokumehtiren. Mit dem Fleiß, dem Betragen und der Vorbildung der Schüler war das Lehrerpersonal sehr zufrieden.

7. Cadresschule.

An der Cadresschule nahmen Theil 5 Offiziere, 47 Dragoner und 5 Guiden. Die Cadresschule war somit wieder unter dem durch Budget bewilligten Bestand. Die zu Unteroffizieren bestimmten Guideu und Dragoner waren von ihren Kompagnie- und Schwadronschefs gut ausgewählt und befriedigten auch durch ihre Leistungen, als sie später als Unteroffiziere in Rekrutenschulen kamen. Die 5 Oberlieutenants zeigten sieh im Allgemeinen recht tüchtig. Wie schon anläßlich der Rekrutenschulen erwähnt worden ist, so wurde im Lehrplan der diesjährigen Cadresschule ohne jeden Nachtheil für die für den Unteroffizier so nothwendige Detailausbildung viel mehr Zeit als früher auf die Hebungen im Terrain verwendet und dadurch die Unteroffiziere in diesem Dienst sicherer gemacht.

8. Taktische Kurse.

Es fanden im Berichtsjahr 2 taktische Kurse statt. Der erste taktische Kurs für Stabsoffiziere und solche Hauptleute, die schon früher einen taktischen Kurs mitgemacht haben, beschäftigte sich hauptsächlich mit den strategischen Aufgaben der Kavallerie. Er bestand in einer Kavallerie-Uebungsreise von Morges aus durch die Jurapässe hinauf gegen die Grenze und nachher durch die Kantone Waadt und Freiburg zurück gegen Bern.

744

Der zweite taktische Kurs für Hauptleute und Kompagniechefs der Guiden, welche noch keinen solchen Kurs mitgemacht hatten, beschäftigte sich vorwiegend mit den taktischen Aufgaben und nur in kleineren Verhältnissen mit strategischen. Die Hälfte der Zeit wurden vom Waffenplatze Zürich aus Uebungen vorgenommen und während der andern Hälfte der Zeit eine Uebungsreise längs des Rheines abgehalten.

Im Allgemeinen befriedigten die Arbeiten beider Kurse, einzelne derselben zeigten sehr viel Verständniß und taktische Befähigung.

D. Artillerie.

1. Rekrutenschulen.

Im Berichtsjahr wurden abgehalten : a. für Feldartillerie: 5 Schulen für fahrende Batterien: l in Bière, 2 in Thun, 2 in Frauenfeld, l Schule für fahrende Batterien und Parkkolonnen in Bière, l Schule für Parkkoloanen in Frauen feld ; b. für Positions- und Festungsartillerie: l Schule deutscher Zunge in Thun und l Schule französischer Zunge in Bière (Jahrgänge 1888 und 1889), 2 Schulen in Airolo, die eine für die Aushebung 1888, II. Hälfte, die andere für die Aushebung 1889 ; c. für technische Artillerie: 1 Schule für Feuerwerker in Thuu; d. für Armeetrain : 3 Schulen, je in Genf, Thun und Frauenfeld ; e. für Trompeter: 2 Schulen, eine Hälfte gleichzeitig mit den Unteroffiziersschulen in Thun und Frauenfeld, nach Sprachen getrennt, insgesammt 46 Schüler.

In diesen Schulen wurden ausexerzirfc : 531 Kanoniere für fahrende Batterien, 599 Train, 128 Kanoniere für Parkkolonnen, Uebertrag 1258 Rekruten.

745

Uebertrag 1258 186 36 30 208 6 7 126 52 281 4 5

Rekruten.

Train für Parkkolonnen, Arbeiter für fahrende Batterien und Parkkolonnen, Trompeter, Kanoniere für Positionskompagnien, Arbeiter, Trompeter, Kanoniere für Festungsartillerie, Feuerwerker, Train für das Fuhrwesen, Arbeiter, Trompeter,

Zusammen 2199 Rekruten.

IDI Ganzen rückten in die Schulen ein 2296 Rekruten, davon gingen aus verschiedenen Ursachen 97 Mann ab, während von frühem Jahrgängen 31 unvollständig ausexerzirte Leute hinzukamen.

Der mittlere Bestand einer Rekrutenschule für Feldartillerie beträgt 226 Rekruten, der niedrigste 172 Rekruten, der höchste 296. Der höchste Bestand fällt auf die Rubrik der Trainrekruten und trifft die Schule, welche in die akademischen Ferien fällt. Für die folgenden Jahre muß eine andere Vertheilung in Aussicht genommen werden, um ein so starkes Mißverhältniß zwischen Kanonieren und Trainsoldaten zu vermeiden. Es wird sich auch empfehlen, die Schulen auf den Waffenplätzen Thun und Bière um die Hälfte stärker zu machen, weil dadurch ein großer Theil Administrationsauslagen erspart wird, und weil diese Plätze den nothwendigen Raum bieten ; für Frauenfeld muß wegen Mangel an Raum auf den Exerzierplätzen der bisherige Bestand beibehalten werden, obschon die Kaserne selbst groß genug ist, um mehr als zweimal so viel Mannschaft unterzubringen; es besteht dort eben ein starkes Mißverhältniß zwischen dem freien Exerzierraum und dem Raum für Unterkunft.

Ueber die Qualität der Rekruten verweisen wir auf den Abschnitt IV, Rekrutirung.

Die B e k l e i d u n g u n d A u s r ü s t u n g hat zu wenig Bemerkungen Anlaß gegeben; die Qualität der Stoffe ist gut; im Anpassen könnte dagegen sorgfältiger verfahren werden.

Sehr praktisch und beliebt ist die Arbeitskleidung der Featungsartillerie. Die Notwendigkeit eines Richter-Abzeichens tritt stets von Neuem hervor und dürfte ein solches eingeführt werden.

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An Cadres wurden in die Schulen beordert : a. 7 Majore der Artillerie, welche je die zweite Hälfte einer Feldartillerie- oder Positionflartillerieschule mitmachten.

b. 100 Subalternoffiziere der Artillerie und des Armeetraiu.

Von diesen 100 dienten 17 Oberlieutenants, 13 von der Feldartillerie, l von der Positionsartillerie, l von der Festungsartillerie, l von den Feuerwerkern und l vom A.rmeetrain, auf Beförderung zum Hauptmann; es konnten 16 zur Beförderung empfohlen werden, einer jedoch unter Vorbehalt.

Die übrigen 83 Offiziere umfassen auch 14 Offiziere der Feldartillerie, welche behufs spezieller Ausbildung in den traindienstlichen Fächern eine Armeetrainrekrutenschule besuchten ; von diesen waren 13 in Frauenfeld und l in Genf.

c. 217 Unteroffiziere aller Grade, von welchen 40 auf Beförderung zu höhern Unteroffiziersstellen dienten ; es kommen dazu noch 8 Gefreite, welche erst in der Rekrutenschule das Zeugniß der Beförderung erreichen konnten.

o!. 91 Gefreite, Arbeiter und Trompeter. Die Erstem machten jeweilen die erste, Letztere die zweite Hälfte der Schulen mit.

Der Bestand der Cadres entspricht den Bedürfnissen nicht und muß in Zukunft nach dem wirklichen Bedarf in den Batterien und Kompagnien bestellt werden.

Von den Arbeitern werden nur noch die Sattler während der Schulen ganz ausgebildet, Schmiede, Schlosser und Wagner bestehen Speziaikurse. Die Sattler und Wagner sind meist für ihren Beruf vorgeschult, was weder bei den Schlossern, noch bei den Schmieden der Fall ist.

Die Ausbildung der Arbeiter ist von größerer Tragweite, als es leichthin scheinen mag: Kanoniere und Trainsoldaten lassen sich ersetzen, Arbeiter aber selten, da nur einzelne in den Truppenkörpern vorhanden sind. Die Arbeit der Hufschmiede ist hinwieder eine so wichtige und folgenschwere, daß diese Arbeiter ganz besonderer Beachtung vverth sind.

Ueber das P f e r d e m a t e r i a l der Schulen spricht sich die Artillerie folgendermaßen aus : Dasselbe zeigte im Berichtsjahre eine plötzlich eintretende Verschiedenheit gegenüber andern Jahren. Die Eidgenossenschaft hatte größere Pferdekäufe gemacht und wollte nicht fremde Pferde miethen, während die eigenen unbenutzt im Stalle standen. Statt der gewohnten Lieferantenpferde erhielten die Schulen alle Pferde erster und theilweise der zweiten Annahme

747

von der eidgenössischen Pferderegieanstalt. Dadurch wurde allerdings der Zweck erreicht, die Regiepferde möglichst ausgiebig zu verwerthen, dagegen kamen die von Lieferanten gestellten Pferde theurer zu stehen.

Die neuen Pferde der Regieanstalt waren für den Dienst in den Schulen durchschnittlich zu jung, bedurften starker Aufbesserung im Futter, und trotzdem zeigte sich, daß am Ende der Schulen viele dieser Pferde stark abgenommen hatten. Ein großer Theil derselben war auch noch nicht so weit geritten, um ganz brauchbare Reitpferde abzugeben, und mußte schon aus diesem Grunde in der zweiten Hälfte der Schulen eingespannt werden, wo sie dann wieder die Fahrschule erschwerten. Dazu kam, daß durch das Einführen eines neuen Pferdeschlages die Kummte in den Depots aller Waffenplätze zu groß wurden und daher in der Folge verschiedene Schwierigkeiten zu überwinden waren. Von Seite der Instruktion kann selbstverständlich keine Einwendung gegen besseres Pferdematerial erhoben werden, es setzt aber dieses voraus, daß die Pferde nicht nur irn eigenen Werthe, sondern auch in der Gebrauchstüchtigkeit besser seien, was wenigstens im Berichtsjahre bei den noch jungen Pferden nicht vollständig zutraf.

Die Geschirre scheinen in allen Depots in guten Stand gesetzt worden zu sein. Es wird indessen darauf Bedacht zu nehmen sein, die Schulen künftig so anzulegen, daß die Beschiri-ung, sowie auch anderes Kriegsmatei ial nicht ununterbrochen in Gebrauch bleiben, sondern revidirt und hergestellt werden können, wodurch Güte und Dauerhaftigkeit vermehrt werden.

ö 2. Wiederholungskurse.

Im Berichtsjahre fanden folgende Wiederholungskurse statt: a. Im Auszug.

1. Bei der P e l d a r t i l l e r i e .

Ein vereinigter Wiederholuagskurs der gesammten II. Artilleriebrigade in Thun, als Vorbereitung zu den Manövern.

Ein Kurs der 6 Batterien der I. Artilleriebrigade in Bière.

Ein Kurs der Regimenter l und 2 der IV. Artilleriebrigade in Thun.

Ein kombinirter Kurs des 3./IV. Artillerieregimenta und des größten Theils des Divisionsparkes IV in Zürich.

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Ein Kurs des 2. und 3. Regiments der VIII. Artilleriebrigade in Zürich.

Ein kombinirter Wiederholungskurs des 1.lVIII. Artillerieregiments und des Divisionsparkes VIII in Frauenfeld.

Ein Wiederholungskurs des Divisionsparkes I in Bière, gleichzeitig mit der Positionsabtheilung II.

Ein Kurs der Gebirgsbatterie 61 in Chur, welcher mit dea Manövern des 29. Infanterieregiments kombinirt war. ' Ein Kurs der Gebirgsbatterie 62 in Sitten, kombinirt mit dem Infanterieregiment 30.

Zwei Detaschemenle des Divisionsparkes IV bestanden ihren Kurs, das eine mit der Positionsabtheilung IV in Thun, das andere mit der Artillerieoffizierbildungsschule II in Zürich.

2. P o s i t i o n s - u n d F e s t u n g s a r t i l l e r i e .

Ein Wiederholungskurs der Positionsabtheilung II, an welchen sich die Landwehrkompagnien der Abheilung anschlössen, in Bière.

Ein Kurs der Positionsabtheilnng IV, an welchen sich die Landwehrkompagnien der Abtheilung anschlössen, in Thun.

Ein Kurs der Kompagnie l der Festungsartillerie in Airolo.

3. H ülf s t r uppen Ein Wiederholungskurs der Feuerwerkerkompagnie l in Thun.

Der Train der I. Division bestand seine Wiederholungskurse: Die Abtheilung l/I in Aarau mit dem Kurs der Pontonnierkompagnie l in Brugg.

Die Abtheilung 2/1 in Palézieux.

Ein Detaschement der Abtheilung 2/1 war zum Kurs der Pionnierkompagnie l/l nach St. Maurice detaschirt worden, ein anderes zu dem Kurs des Feldlazareths l in Peterlingen.

Der Linientrain mit seinen Stäben und Korps. Der Train der II. Division bestand seine Wiederholungskurse: Die Abtheilung l/II in Wangen a. A., kombinirt mit dem Kurs des Geniebataillons 2.

Die Abtheilung 2/II mit dem Kurs der Verwaltungskompagnie 2 in Preiburg.

749Ein Detaschement der Abtheilung 2/11 mit Feldlazarett) II in Murten.

Der Linientrain mit seinen Stäben und Korps.

Der Train der IV. Division bestand seine Wiederholungskurse: Die Abtheilung 1/IV in Aarau, kombinirt mit dem Kurs der Pontonnierkompagnie 4 in Brugg.

Der Train der 2. Abtheilung in Aarau und in Andermatt, kombinirt mit dem Kurs der Verwaltungskompagnie 4.

Der Linientrain in Aarau, ein Detaschement davon in Zug, kombinirt mit dem Kurs des Feldlazareths 4.

Der Train der VIII. Division bestand seine Wiederholungskurse : Die Abtheilung 1/VIII in Aarau, kombinirt mit dem Kurs der Pontonnierkompagnie 8 in Brugg.

Die Abtheilung 2/V11I in Chur, gleichzeitig mit Infanterieregiment 31.

Der Linientrain jeweileo mit den Infanterieregimentern 29 in Andermatt, 30 in Sitten, 31 in Chur, 32 in Bellinzona, der Rest Ueberzählige und Linientrain der Stäbe vereinigt in Andermatt.

b. Landwehr.

1. F e l d a r t i l l e r i e .

Die Batterie 6 bestand ihren Wiederholungskurs in Frauenfeld; die Batterie 8 in Bière.

Die Gebirgsbatterie 61 hatte ihren Kurs in Chur; die Batterie 62 dagegen in Sitten.

2. P o s i t i o n s a r t i l l e r i e .

Die zwei Landwehrkompagnien der Abtheilung II kamen in Bière in Dienst mit den Kompagnien des Auszuges derselben Abtheilung.

Die zwei Landwehrkompagnien der Abtheilung IV bestanden ihren Kurs in Thun mit den Kompagnien des Auszuges dieser Abtheilung.

Von allen andern Landwehr-Positionskompagnien wurden ' nur die Cadres zum Wiederholungskurs einberufen, dieser fand in drei Theilen als Cadreskurs in Thun statt.

750

Im Ganzen wurden abgehalten an Wiederholungskursen: Im Auszug: Feldartillerie 11 Positions- u n d Festungsartillerie . . . . 3 Feuerwerker l Armeetrain 19 zusammen 34 In der Landwehr : Feldartillerie 4 Posilionsartillerie 5 zusammen --- 9 Total ~43 Im Jahre 1888 27 Kurse, im Jahre 1889 29 Kurse; die starke Vermehrung kommt mit 4 Kursen auf die Festungs- und LandwehrPositionsartillerie, ganz besonders aber auf die Zersplitterung des Armeetrain.

Wenn auch grundsätzlich der Linientrain zu seinen Korps gehört, so finden doch zu selten Wiederholungskuvse statt, wo dieser vereinigt eigentlich wieder in die Hand genommen werden kann; in den Kursen bei dem Korps fehlt es an Ueberwachung und an Personal dazu.

Das Personelle scheint bei allen Batterien und Parkkolonnen in Zahl zu genügen, aber nicht überall in Qualität. Während man fast in allen Berichten die Tauglichkeit der Kanoniermannschaft belobt, wird doch nebenbei bemerkt, daß die bessern Kanoniere aus den früheren Jahrgängen stammen; dieser Rückgang ist besonders fühlbar in der I. und II. Brigade. Daß die Trainsoldaten der letzten Jahrgänge den altern bedeutend nachstehen, ganz besonders in der Kraft und in körperlicher Eignung überhaupt, wird allgemein hervorgehoben.

Bei dem Armeetrain wird eine zu geringe Zahl Eingerückter konstatirt; als tauglich wird einzig der Train der VILI. Division und der Linientrain der IV. Division bezeichnet. Ferner wird bemerkt, daß die geringen Trainsoldaten aus den Jüngern Jahrgängen stammen, was mit den Berichten der Rekrutenschulen früherer Jahre übereinstimmt.

Die Cadres sind meist vollständig. Im Allgemeinen werden die Offiziere als gut bezeichnet, doch kommt aus der Westschweiz der Wunsch, lieber weniger, aber um so bessere Offiziere zu haben.

Die Zahl der Offiziere ist im Armeetrain unzureichend, bei den Unteroffizieren fehlt es an der Qualität.

751

Ueber das Verhalten der Mannschaft werden sehr wenig Klagen laut. Sie zeigt guten Willen und Eifer in den Verrichtungen des Dienstes. Die Mannschaft der Landwehrbatlerie 8 ließ zu wünschen übrig.

Die B e k l e i d u n g gibt zu einigen Ausstellungen Anlaß, die sich auf die Dauerhaftigkeit beziehen. In der Landwehr wird durchgängig die Bekleidung als verbraucht bezeichnet, aber auch für den Auszug lauten viele Berichte auf verfrühte Abnutzung.

Viel trägt dazu bei, daß die Einkleidung auf das 20. Altersjahr fällt, in welchem der größte Theil der jungen Leute noch nicht entwickelt ist, es wird daher sehr bald ein Austausch nothwendig.

Bezüglich der Ausrüstung wird erwähnt, daß namentlich das Leder in allen Formen brüchig geworden sei. Es ist dieses zum Theil darauf zurückzuführen, daß das Leder zu Hause gar nicht unterhalten oder auch im Dienste mit Lack oder Appretur mißhandelt wird, welches die Qualität verschlechtert. Unser Militärdepartement hat sich daher veranlaßt gesehen über die Behandlung der Lederbestandtheile allgemeine Weisungen zu ertheilen.

Die P f e r d e werden verschieden beurtheilt, im Allgemeinen awar nicht ungünstig. Ueber diejenigen der Regie wird das Nämliche gesagt wie hievor bei den Rekrutenschulen, nämlich daß sie zu jung, zum Theil nur angeritten und ungeberdig seien. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn die Ungeberdigkeit dieser jungen Pferde zum Theil auch auf eine nicht immer richtige Behandlung derselben zurückgeführt wird.

Die Maßregel, daß die Artillerieoffiziere für die Wiederholungskurse, die mit Manöver verbunden waren, ihre Pferde selber stellen mußten, ist im Berichtsjahre auf alle Wiederholungskurse ausgedehnt worden.

Die B e s c h i r r u n g ist nicht mehr überall von zuverlässiger Qualität. Abgesehen von der Gefahr, geringe Geschirre als Kriegsbestände aufzubewahren, leidet auch die Instruktion sehr, wenn die Kummete und Geschirre nicht passen oder wenn Zugstrangen reißen. Wir verweisen im Uebrigen auf den Abschnitt ,,X. Kriegsmaterial" unseres Berichts.

Ueber den Standpunkt der Truppen lauten die Berichte durchweg günstig, wenigstens für den Auszug. Einige Vorbehalte sind in den Bemerkungen über das Personelle bereits angeführt.

3. Cadresschulen und Spezialkurse.

Die Spezialkurse und Schulen des Berichtsjahres umfassen drei Unteroffizierschulen, je eine in Thun, Frauenfeld und Airolo, zwei

752 Offizierbildungsschulen in Thun und Zürich, vier Schießkurse, einen für Feldartillerie in Thun, zwei für Positionsartillerie in Thun und einen für Positionsartillerie in Bière, einen Stabsoffizierskurs in Thun und einen Kurs für Schlosser und Wagner in Thun.

Die Unteroffizierschule mußte in drei Theile getheilt werden, von denen zwei gleichzeitig stattfanden und zwar wegen der Verbindung mit dem Schießkurae in Thun, wo die Unterkunftsräume ausreichen. Die Theoriesäle dagegen, welche in dieser zur Hälfte theoretischen Schule nicht entbehrt werden können, sind nicht in der nöthigen Anzahl vorhanden, weil die disponiblen Lokalitäten noch für andere gleichzeitig stattfindende Schulen in Anspruch genommen werden müssen. Dieses Verhältniß schadet der Instruktion, von welcher stets mehr gefordert wird ; die Möglichkeit, mehr bieten zu können, die ja vorhanden wäre, wird erschwert durch die Platzverhältnisse. Es kann eben die Zeit nicht richtig ausgenützt werden, weßhalb man nur wenig vorwärts kommt und genöthigt ist, wegen Unausführbarkeit Manches zu unterlassen.

Der dritte Theil der Schule, die Festlingsartillerie umfassend, mußte aus technischen Gründen in Airolo abgehalten werden. Die Schule wurde von einem speziell daau kommandirten Offizier geführt; die Oberleitung verblieb bei den Organen der Instruktion, die auch an dem Unterricht ihren Theil beitrugen. Die Auswahl der Gefreiten für die Schule ließ auch dieses Jahr noch zu wünschen übrig, immer aus dem Grunde, daß die Hauptleute ihre Mannschaften nicht genügend kennen und doch all&u oft glauben, sich über die ihnen von der Rekrutenschule gegebenen Notizen wegsetzen zu können. Es mußten daher von den Eingerückten auch 6 Mann als untauglich zum Unteroffizier wieder entlassen werden.

In die Unteroffizierschulen aller Kategorien rückten ein: 62 Kanoniergefreite der fahrenden Batterien; davon empfohlen und beiordert 56 38 Traingefreite der fahrenden Batterien; davon empfohlen und befördert 34 6 Gefreite der Gebirgsartillerie ; davon empfohlen und b e f ö r d e r t . . . . . .

5 19 Kanoniergefreite der Parkkolonne; davon empfohlen und befördert .15 10 Traingefreite der Parkkolonne; davon empfohlen und befördert 8 21 Kanoniergefreite der Positionsartillerie ; davon empfohlen und befördert 19

753

3 Soldaten der Feuerwerker; davon empfohlen und befördert 3 22 Gefreite des Armeetrain ; davon empfohlen und befördert 17 15 Gefreite der Festungsartillerie; davon empfohlen und b e f ö r d e r t . . . . . . 15 Ferner rückten zu diesen Schulen ein : 5 Offiziere der Feldartillerie, 3 ,, ,, Positionsartillerie, 2 ,, ,, Festungsartillerie, l ,, des Armeetrain, l Unteroffizier, der als Offizier für die Landwehr auszubilden war.

Mit der Unteroffiziersschule waren zwei Schießkurse verbunden ; der eine von 2 Majoren und 13 Hauptleuten der Feldartillerie beschickt, bildet die wichtigste maßgebende Schule für die Fortschritte im Schießwesen. Bei ausreichender Munitionsdotirung von nur einer Art waren Fortschritte zu erwarten, und es werden noch weitere gemacht werden. Es läßt sich konstatiren, daß von Jahr zu Jahr größere Sicherheit in der Lösung von Aufgaben erreicht wird und daß im Allgemeinen Gutes geleistet worden ist.

Der andere Schießkura der Unterofßziersschule war nur von Landwehr-Positions-Offizieren besucht, um die eigentlichen PositionsArtillerie-Schießkurse, · welche in Verbindung mit den PositionsArtillerie-Rekrutenschulen stattfinden, nicht mit zu viel Personal zu belasten. Für das Jahr 1890 waren nämlich 30 Offiziere (Hauptleute und Oberlieutenants) der Landwehr-Positions-Kotnpagnien in Schießkurse zu komrnandiren, von denen aber nicht alle einrückten.

Es besuchten den Schießkurs 31 Offiziere: 4 vom Auszug, 27 von der Landwehr.

Bei den Offizieren des Auszuges der Positionsartillerie ist ebenfalls ein Fortschritt zu konstatiren, welcher in dem Maße zunehmen wird, als die dazu kommandirten Offiziere in Folge Kompletirung der Cadres der Positionsartillerie größeres Dienstalter und mehr Erfahrung mitbringen werden. Immerhin ist sowohl bei der Positions- als bei der Feldartillerie nach und nach Bedacht darauf zu nehmen, nicht nur die neuen Hauptleute im Schießkurse auszubilden, sondern als Ersatz derselben auch Oberlieutenants.

Die Offiziersbildungsschule begann ihre erste Abtheilung in Thun mit 60 Theilnehmern ; 12 weniger als im Vorjahre. Im

754

Laufe der Schule wurde Niemand entlassen, da man hoffte, daß einige schwächere Schüler sich nacharbeiten würden. Es fehlte jedoch an Befähigung oder an Energie, und es mußten am Schlüsse der Schule 8 Mann als untauglich für den Besuch der zweiten Abtheilung der Schule und für die Bekleidung des Offiziersgrades bezeichnet werden.

In die zweite Abtheilung wurden 52 Mann promovirt, von welchen 22 mit Bedingungen ; ein Munu lag eine Zeit lang im Spital, konnte aber durch Nachhülfe als beförderungsfähig bezeichnet werden; dies verzögerte jedoch seine Herstellung, weßhalb derselbe in die zweite Abtheilung nicht einrücken konnte.

In die zweite Abtheilung traten ein : 50 von der ersten Abtheilung, 9 von frühern Jahren.

Von den 59 Theilnehmern wurden von vornherein bezeichnet: 2 für die Positionsartillerie, 4 ,., ,, Festungsertillerie, l ,, ,, Feuerwerker, 8 ,, den Armeetrain.

Die für Armeetrain bezeichneten Leute waren für die Dauer der gleichzeitigen Rekrutenschule detaschirt nach Thun, der für die Feuerwerker in Aussicht genommene Schüler temporär in die Munitionsfabrik. Auf die 3 letzten Wochen des Dienstes waren alle Theilnehmer vereinigt in Zürich, bis auf 3 des Armeetrain, die von der Rekrutenschule weg, die sie zur Ausbildung besuchten,, als nicht geeignet entlassen wurden.

Die gesamrate Promotion beträgt 55 Mann oder 11 weniger als im Vorjahre.

Von diesen wurden eingetheilt: on ( zu fahrenden Batterien, \ zu Parkkolonnen, 13 zur Positionsartillerie, 4 zur Festungsartillerie, l zu den Feuerwerkern, 5 zum Armeetrain.

Auch im Berichtsjahre wurde der Positionsartillerie eine größere Anzahl der promovirten Offizierbildungsschüler zugetheilt, der Festungsartillerie genügend; auch der Armeetrain erhielt wieder Zuwachs; die Gebirgsartillerie jedoch keinen und die Feldartillerie nur mäßigen. Es ist dieses sehr gerechtfertigt mit Rücksicht auf den Bestand der Cadres.

755

Die Qualität der Schüler war gegenüber frühem Jahren weniger gut. Das allgemeine Bildungsniveau stand ziemlich tiefer, als die letzten Jahre, dafür war aber im Ganzen mehr Arbeitslust vorhanden.

Bei der durch die Verhältnisse bedingten Anlage der Schule war es vortheilhaft, daß sie früher als sonst angesetzt wurde, denn mit Schluß der Schule trat der Schnèefall ein und es hätten die sämmtlichen applikativen Arbeiten im Freien über Taktik, Fortifikation und Topographie nicht stattfinden können ; auf der andern Seite förderte die Jahreszeit die Arbeiten und die Befriedigung über diese Neuerung in der Zeit war eine allgemeine.

Der S t a b s o f f i z i e r s k u r s , an welchem die Stabsoffiziere der I. und 11. Artilleriebrigade Theil nahmen, fand in Thun slatt.

Er theilte sich in einen theoretischen und einen praktischen Abschnitt; der letztere fand auf dem Terrain der Divisionsmanöver von 1889 statt, wo gegenüber frühern Jahren auch Besseres geleistet wurde.

Im S c h l o s s e r - und W a g n e r k u r s zeigte es sich wieder, daß die Wagner meist mit leichter Mühe brauchbar gemacht werden können, was bei den Schlossern nicht der Fall ist.

Eine Anzahl Offiziere der Artillerie erhielt auch allgemeinen militärischen Unterricht. Zwei Offiziere nahmen an der I. Generalstabssehule Theil, ohne indessen in den Generalstab überzutreten.

In der Centralschule Ia waren 9 Offiziere.

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Der Zudrang zu den Centralschulen ist gi'oß, es fehlt nicht an Offizieren, die wegen Mangel an Platz abgewiesen werden müssen.

Zwei Offiziere des Instruktionskorps besuchten die InfanterieInstruktorenschule in Wallenstadt ; eine Anzahl Offiziere nahm an den Infanterieschießschulen in Wallenstadt Theil.

756

E. Genie.

1. Rekrutenschulen.

Wie gewohnt wurden vier Rekrutenschulen abgehalten, nämlich : 2 Sappeurschuleu, l Pontonnierschule und l Pionnierschule.

An denselben nahmen Theil : 38 Offiziere, 188 Unteroffiziere und Soldaten und 668 Rekruten.

Total 894 Mann.

Im Ganzen wurden pro 1890 rekrutirt 746 Mann Davon rückten nicht ein oder wurden sofort beim Beginn der Schule entlassen 106 ,, Demnach wurden von dea Reki-uten des Jahrgangs 1890 eingeteilt 640 Mann Von früheren Jahrgängen rückten ein 28 ,, Den Korps mit Einschluß der Infanteriepionniere wurden somit zugetheilt 668 Mann Außerdem wurden von den in den Infanterieschulen instruirten Tambourrekruten 13 Mann den Geniebataillonen zugetheilt.

Die Pontonnier- und die Piounierschulen nahmen ihren regelmäßigen Verlauf; dagegen hatte sowohl die Sappeuvschule I als die Sappeurschule II von Typhusepidernien, welche jeweilen gegen das Ende der Schule auftraten, zu leiden. In der Sappeurschule I in Liestal erkrankten 20 Mann am Typhus, eine weitere Anzahl wurde nach der Heimkehr von der Krankheit ergriffen. Wegen dieser Epidemie wurde die zweite Schule nach Basel verlegt. Aber auch hier brach die gleiche Krankheit mit Heftigkeit aus ; 21 Mann wurden davon ergriffen, von denen 2 starben, nämlich l Hlilfsinstruktor und l Gefreiter.

In Liestal, 'wo auch die Civilbevölkerung sehr stark von der Epidemie zu leiden hatte, fanden sehr eingehende Untersuchungen über das Trinkwasser durch einen in der Schule anwesenden und mit den Verhältnissen sehr vertrauten Offizier statt; der Herd der Krankheit wurde dann wirklich auch im Trinkwasser gefunden.

Die Gemeinde Liestal bezieht nun ihr Trinkwasser aus Quellen im Höllsteinerthal und hat die bis jetzt benutzten alten Quellen im Oristhal ganz aufgegeben. Auch diese Quellen wurden vom gleichen

757

Offizier untersucht, um sich Rechenschaft über die zukünftigen Verhältnisse des Waffenplatzes Liestal geben zu können. Das Ergebniß war derart, daß es sich empfiehlt, immer noch ein wachsames Auge auf das Trinkwasser zu richten und vor Allem aus die Gemeinde zu veranlassen, Alles zu thun, um die.Quellen vor dem Vermischen mit dem Tagwasser zu schützen.

2. Wiederholungskurse.

a. Auszug.

Betheiligung der Geniebataillone.

Bataillousunmmer.

1

2

4

8

Total.

Kontroibestand.

Stab .

. . .

Sappeurkompagnie .

Pontonnierkompagnie .

Pionnierkompagüie . .

5 222 221 207

225 189 195

9 234 168 166

8 237 180 154

32 918 758 722

Total

655

619

577

579

2430

Stab . .

. . . .

Sappeurkompagnie .

Pontonnievkompagnie Pionnierkompagnie . .

5 162 113 105

9 131 108 95

7 163 112 92

8 104 109 99

29 560 442 391

Total

385

343

374

320

1422

60 108 102

1 94 81 100

2 71 56 74

270

276

41,2

44,6

10

Anwesend.

Abwesend.

i

Stab Sappeurkompagnie .

Pontonnierkompagnie Pionnierkompagnie .

Total °/o der Kontrolstärke

.

Bundesblatt. 43. Jahrg. Bd. II.

71 55

3 358 316 331

203

259

1008 1

35,2

44,7

41,5

133

49

758 Stand der Infanteriepionuiere der I., II., IV. und VIII. Divisioit und Betheiligung derselben an den Wiederholungskursen : Im Wiederholungskurs.

Division.

Kontroistärke.

Mann.

Anwesend.

Mann.

I.

II.

IV.

337 344 306 297 1284

226 232 196 188 842

vm.

Total

Abwesend.

Mann.

°/o

111

112 110 109 442

32,9 32,6 36,0 36,7 34,4

Von 3714 Mann, Geniebatailloae und Infauteriepionniere zusammengenommen, haben somit 2264 Mann den Wiederholungskurs mitgemacht.

Von den 1450 Mann, welche fehlten, wurden 546 Mann wegen erfüllter Dienstpflicht gar nicht aufgeboten.

Von dem Grundsätze ausgehend, Geniewiederholungskurse an Orte zu verlegen, die in fortifikatorischer Hinsicht strategische Bedeutung haben, wurden der Wiederholungskurs der Sappeur- und Pionnierkompagnie Nr. l, sowie der Vorkurs der Infanteriepionniere der I. Division in St. Maurice abgehalten. Als Uebuugsobjekt wurde eines der dortigen Werke benutzt und dasselbe nach den neuern Anschauungen zur Vertheidigung eingerichtet.

Die Zweckmäßigkeit einer solchen Anordnung der Kurse leuchtet ohne Weiteres ein, und da St. Maurice auch mit Bezug auf den übrigen Geniedienst und das Kasernement den für Wiederholungskurse gestellten Anforderungen entspricht, beziehungsweise mit geringer Mühe noch besser eingerichtet werden kann, so beabsichtigen wir, diesen Platz mehr als bisher für solche Kurse zu benutzen.

In Zukunft werden wir auch den Platz Luziensteig mehr in Berücksichtigung ziehen, da dieser Platz für die Ostschweiz ähnliche Bedeutung hat, wie St. Maurice für die Westschweiz.

Wie die Rekrutenschule, so hatte auch der iu Liestal abgehaltene Wiederholungskurs der Infanteriepionniere der IV. Division vom Typhus zu leiden, welcher erst gegen Schluß des Kurses auftrat. Die Erkrankungen erfolgten auch alle erst nach der Rückkehr der Mannschaft nach Hause.

b. Landwehr.

Bestand und Betheiligung der Geniebataillone Nr. l und Nr. 2 und der Infanteriepionniere der I. und II. Division:

759 Total.

1

2

Stab Sappeurkompagnie Pontonnierkompagnie . . . .

Pioonierkompagnie

4 134 46 16

4 114 45 19

8 248 91 35

Total

200

182

382

Anwesend.

Stab i .

Sappeurkompagnie Pontonnierkompagnie . . . .

Pionnierkompagnie

2 85 30 10

3 78 25 11

5 163 55 21

Total

127

117

244

Stab Sappeurkompagnie . . . . .

Pontonnierkompagnie . . . .

Pionnierkompagnie . . . .

2 49 16 6

1 36 20 8

3 85 36 14

Total

73

65

138

° / o d e r Kontroistärke . . . .

36,5

35,7

36,1

Bataillousnuiniuer.

Kontroistärke.

Abwesend.

Infanteriepionniere.

Kontrolbestand.

Mann.

I. Division'

n.

,,

Total

Im Wiederholungskurs anwesend.

abwesend.

Mann.

Mann.

°/°

100 105

60 69

40 36

40,0 33,3

205

129

76

36,1

Ueber die Gründe der Absenzen bei den Infanteriepionnieren kann keine genaue Auskunft gegeben werden, da von einem Kanton

760

(Waadt) der am meisten Mannschaft zu stellen hatte, die bezüglichen Verzeichnisse nicht einlangten.

Die Zahl von 214 Abwesenden gegenüber 373 Anwesenden, Bataillone und Infanteriepionniere zusammen, hat indessen nichts Auffallendes an sich, da auch bei der Landwehr drei Altersklassen am Kurse nicht Theil nahmen.

Die Sappeure, die Pionnière und die Infanteriepionnier je einer Division hielten den Kurs gemeinschaftlich in Lausanne ab, während die Pontounierkompagnien der beiden zum Wiederholuugskurs einberufenen Divisionen I und n in Brugg vereinigt wurden.

Wir gedenken die Landwehrkurse thunlichst in den betreffenden Divisionskreisen abhalten zu lassen mit Ausnahme der Pontonnierkompagnien, indem letztere selbstverständlich an geeignete Flußläufe gebunden sind. In allen Kursen wurden recht erfreuliche Resultate erzielt. Die Mannschaft ist willig und folgt den Uebungen mit großem Interesse und mit Ausdauer.

c. Spezialkurse.

Wie gewohnt wurde auch in diesem Jahre ein Kurs für optischen Signaldienst abgehalten. Es nahmen daran Theil : 2 Offiziere, 1 Fourier, 2 Wachtmeister, 4 Gefreite und 17 Soldaten.

Total 26 Mann.

Dieser Kurs, der in Andermatt gleichzeitig mit dem Wiederholungskurse des Infanterieregiments Nr. 29 hätte stattfinden sollen und sehr lehrreich zu werden versprach, wurde durch das Ende August eingetretene schlechte Wetter derart gestört, daß derselbe in seiner zweiten Hälfte nach Bellinzona verlegt werden mußte.

Die beabsichtigte Mitwirkung an den Regimentsübungen konnte daher nicht stattfinden, was zu bedauern ist, indem man sich dadurch erst ein Bild über die Leistungsfähigkeit und allfällig noch anhaftende Mängel dieses neuartigen Kommunikationsmittels im Ge'birge hätte machen können.

Andere Spezialkurse fanden im Berichtsjahr keine statt.

3. Offizierbildungsschule Die Zahl der an dieser Schule theilnehmend Schüler war eine recht erfreuliche ; sie betrug nämlich :

761 6 Wachtmeister, 9 Gefreite, Total 15 Mann.

Davon mußte einer, weil er dem Unterricht nicht in gehöriger Weise zu folgen vermochte, nach der ersten Hälfte der Schule entlassen werden. Die Uebrigen dagegen konnten am Schlüsse zur Beförderung vorgeschlagen werden, und zwar : 6 bei den Sappeuren, 2 ,, ,, Pontonnieren, 6 ,, ,, Pionnieren.

An theoretischer Vorbildung erreicht zwar die diesjährige Klasse diejenigen mancher frühern Jahrgänge nicht. Immerhin kann von.

sämmtlichen Theilnehmern mit Zuversicht erwartet werden, daß sie dem praktischen Dienste, der ihrer als Subaltern-Offiziere wartet r entsprechen werden.

Durch diesen Zuwachs an jungen Offizieren hat sich das Offizierskorps um 9 Mann vermehrt.

4. Technischer Kurs.

Am technischen Kurs für subalterne Offiziere nahmen Theil : 6 Oberlieutenants und 6 Lieutenants.

Dieser Kurs, der als Ergänzung der Offizierbildungsschule zu betrachten ist, wurde im Jahre 1890 um 8 Tage verlängert. Die gute Wirkung dieser Verlängerung hat nicht ermangelt, sieh bemerkbar zu machen. Es konnte ruhiger und gründlicher gearbeitet und den Schülern mehr Zeit zur Verarbeitung und praktischen Anwendung der ertheilten Theorien gegeben werden.

In gewohnter Weise wurden 4 Offiziere (3 Hauptleute und l Oberlieutenant) in die Artillerieunterofn'ziersschule kommandirt,, namentlich um das Positionsmaterial und dessen Behandlung kennen zu lernen. Diese Abkommandirungen haben sich als sehr fruchtbringend erwiesen, insbesondere weil das Instruktionspersoual der Artillerie in zuvorkommendster Weise Alles that, den Genieoffizieren diesen Kurs so lehrreich als möglich zu gestalten.

Die bereits im Jahre 1888 begonnenen Rekognoszirungen taktisch und strategisch wichtiger Terraiuabsehnitte durch die Geinestabsoffiziere derjenigen Divisionen, welche im betreffenden Jahre keinen Wiederholungskurs haben, wurden fortgesetzt. Für die Lösung von Aufgaben wurde das Generalstabsbüreau mit in Anspruch genommen, indem anzunehmen war, daß dadurch viel eher

762 Arbeiten geliefert werden, welche bleibenden Werth haben. Ebenso wurde dieses Bureau ersucht, an den Kritiken theilzunehmen, welche jeweilen im folgenden Jahre in einem besondern kurzen Kurs stattfinden.

An den Rekognoszirungen mit einer durchschnittlichen Dauer von 20 Tagen nahmen Theil : 5 Oberstlieutenants, 3 Majore, 7 Hauptleute und 3 Lieutenants.

Total 18 Offiziere, dazu l Oberstlieutenant des Generalstabes.

5. Freiwillige Vereine.

Der Einfluß dieser Vereine auf die Rekrutirung der Pontonniere und ihre Ausbildung konnte auch in diesem Jahre konstatirt werden.

Ueber ihre Stärke und Leistungen gibt folgende Ta.belle Aufschluß : Stärke.

Nr.

Differenz.

Terein.

1 Bern Aarburg . . .

Klingnau . . .

Wallbach . . .

Zürich Rheinfelden . .

7 Basel 8 Schaffhausen . .

9 Sisseln 10 Aarau 11 Wangen . . .

12 Brerogarten . .

13 Luzeru 14 Bo'liaau . . .

15 Ölten 16 Ottenbach . . .

17 Breite bei Basel .

18 Solothurn . . .

2 3 4 5 6

.

.

.

1889.

1890.

46 41 15 19 39 26 11

46

.

.

.

-- --

Total

414

495

.

.

.

U 13 56 16 18 19 37 30 14

Mann.

- 7 -h 4 + 28 -j- 23

32 33 -- 23 61 23 15 13 10 34 17 20 12 36 23 16 19 17

+ 81

409

- 8 - 7 - 4 - 28 - 3 - 12

33 8 23 67 29

23 14 10 60 17 22 14 37 23 13 28 23

Betheiligung an 6 Uebungen.

-. -

1

3 4 1 4 5

«/o

69,e

100 -- 100 91

96,5 65,2 Î" v

92,9 100 56,7 100 90,9 85 7 \^iy,i 97.8

100'

88,9 67,9 74 82,68

763

Die Zahl der Vereine hat sich um zwei -- Breite bei Basel und Solothurn -- und diejenige der Mitglieder um 81 vermehrt.

Der Pontonnievverein Klingnau konnte keine Uebungen abhalten, «da die dortigen Flußkorrektionen das Fahren mit Pontons hinderten.

F. Sanität.

I. Medizinalabtheilung.

i. Vorkurse und Rekrutenschulen.

In 4 Rekrutenschulen von 35 Tagen Dauer (der lltägige rein militärische Vorkurs nicht Inbegriffen) wurden von 431 eingerückten Sanitätsrekruten 421 ausexerzirt und als Krankenträger eingetheilt.

Von den 4 Schulen fanden 3 ausschließlich in Basel statt; die letzte Schule mußte wegen Ausbruches der Typhusepidemie nach Luzern verlegt werden, nachdem sie in Basel eröffnet worden war.

2. Spezialkurse.

Dank dem Entgegenkommen der bisherigen 15 Spitäler konnten auch im Berichtsjahre die Swöchigen Spitalkurse in üblicher Weise durchgeführt werden ; es bestanden diese Kurse 170 Mann, von welchen 156, gestützt auf die ihnen von den Spitalärzten erteilten Noten, zu Krankenwärtern ernannt werden konnten.

3.

Unteroffiziersschulen.

Es fanden 2 Schulen statt, eine deutsche mit 28 und eine französische mit 16 Theilnehmern ; sämmtliche Schüler konnten zu Sanitätskorporalen befördert werden. In Fourierschulen konnten 4 Angehörige der Sanitätstruppen aufgenommen werden, welche sich sämmüich das Fähigkeitszeugniß erwarben.

4.

Offizierbildungsschulen.

In 3 deutschen Schulen wurden 67 Aerate und 5 Apotheker herangebildet, welchen das Fähigkeitszeugniß zur Brevetirung als Oberlieutenants, beziehungsweise Lieutenants, ertheilt werden konnte.

Bin Theilnehmer der zweiten Schule verstarb kurz nach der Brevetirung im Bürgerspital Basel an Unterleibstyphus, den er sich zweifellos in der Kaserne Basel geholt hatte.

Es konnten somit 66 Militärärzte und 5 Militärapotheker (gegenüber 65 und 6 im Vorjahr) neu eingetheilt, und damit der

764

Bedarf des Auszuges der Divisionen deutscher Zunge so ziemlich gedeckt, ja sogar noch eine Anzahl von Oberlieutenants den im Berichtsjahre und im Jahre 1891 Dienst habenden Land wehrbataillonen gemäß der Militärorganisation, Artikel 30., I, letzter Satz, zugeschieden werden. Es besteht hierseit die Absicht, die vermehrte Zahl in der Schweiz diplomirter Mediziner auch fernerhin der Armee nutzbar zu macheu.

5. Operationskurse.

Es fanden 2 Kurse statt und zwar beide für deutsch sprechende Hauptleute, der eine in Bern, der andere in Genf. Totalfrequenz : 43 Mann.

6.

Sanitätsstabsoffizierskurs.

Ein solcher Kurs hat nicht stattgefunden. Zürn ersten Male im Berichtsjahre sind 2 Sanitätstmajore in die Centralschule III kommandirt worden und haben dieselbe mit gutem Erfolge absolvirt Vom Jahre 1891 an sollen sämmtliehe Centralschulen.von Sanitätsoffizieren der entsprechenden Grade beschickt werden.

Zum Kurs für Territorial- und Etappendienst wurden, wie üblich, 2 Sanitätsstabsoffizier einberufen.

7. Wiederholungskurse.

Von den 40 Ambülancen des Auszuges bestanden 12 ih ren Wiederholungskurs, nämlich je 4 der L und H. Division und je 2 der IV. und VIII. Division. In die Vorkurse (bei der IV. und VIII. Division in den ganzen Wiederholungskurs) wurde jeweilen auch das Sanitätspersonal der Infanteriebataillone einberufen mit Ausnahme der Assistenzärzte und der 5 jüngsten Wärter, welche den Sanitätsdienst beim Bataillon zu besorgen hatten.

Das Personal der als Okkupationstruppen in's Tessin dirigirten Bataillone 38, 39, 40 und 42, sowie des Infanterieregiments 10, rückte mit dem gesetzlichen Bestände von je 2 Aerzten, 2 Unteroffizieren, 6 Wärtern und 12 Trägern per Bataillon ein; bei dea Bataillonen der IV. Division war es unvermeidlich, daß die Bataillonsärzte, Sanitätsunteroffizier und der größte Theil der Sanitätsmannschaft zum zweiten Mal im gleichen Jahre zum Dienste einberufen werden mußten, nachdem sie den ordentlichen Sauitätswiederholungskurs schon bestanden hatten. Es haben den Wiederholungskurs 1890 (inklusiveOkkupationsdiens im Tessin) bestanden:

765 Nicht eingerückt.

Kontroistärke.

Beim EinDavon Davon rücken Davon ent- nicht entTotal. pflichtig assen. Total. schnl- entj· i schuldigt.

digt.

Korps.

7

13 11 1 6

--1

18

50

31

19

300 251 131 271 65 68 64 248

4 9 2 6 4 3 6 7

33 30 14 29 7 6 8 41

13 22 4 15 5 3 4 26

20 8 10 14 2 3 4 15

46

41

--

4

1

3

Total Truppensanitätspersonal . . . . 1187

1439

41

172

93

79

Total Sanitätspersonal 2431

1866 1676

59 68

222 181

124 98

98 83

Feldlazarett

I(4Amb.)

H(4 ,, ) IV (2 ,, ) VIII (2 ,, )

Total Lazarethpersonal I. Division II.

,, III.

,, IV.

,,

v.

,,

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

. . .

VI.

,, . . .

VII.

,, . . .

VIII.

,, . . .

Ti-uppen außer Divisionsverband . . . . .

1889

4

82

142 145 74 66

558

427

395 373 130 366 77 79 73 334

198 177 101 ~

2 7 5

21 21 1

8 10

\

2424

Das Personal der dienstfreien Ambülancen der wiederholungspflichtigen Divisionen wurde in üblicher Weise, als Ersatz des ausfallenden Wiederholungskurses, für den Cadresdienst verwendet.

8. Freiwillige Vereine.

Obschon eine kleine Anzahl der Militärsanitätsverein mit derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen halte, daß sie sich nicht mehr halten konnten, ist im Durchschnitt die Zahl der Sektionen und der einzelnen Mitglieder, sowie die Zahl der gehaltenen Uebungen und Vorträge und deren mittlere Besuchsfrequenz in erfreulichster

766

Weise im Steigen begriffen. In Anerkennung dieser Leistungen und zur weitern Aufmunterung haben wir dem schweizerischen Militärsanitätsverein einen Beitrag von Fr. 660 zugesprochen, welcher nach aufgestelltem Plane an die einzelnen Sektionen und an die Centralisasse zur Vertheilung gelangt ist. Bei diesem Anlasse wurde dem Verein anempfohlen, auch der Heranbildung einer tüchtigen Landsturmsanität vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken.

Das Samariterwesen gedeiht mehr und mehr und hat insbesondere auch in der französischen Schweiz Boden gefaßt ; auch die ländlichen Kreise interessiren sich lebhaft dafür und zeigen großes Verständniß für die Sache.

II. Veterinärabtneilung.

i.

Offizierbildungsschule.

In die vom 22. Juni bis 2. August in Thun abgehaltene Offizierbildungsschule sind 18 Pferdeärzte eingerückt, von denen 16 brevelirt wurden, wogegen 2 wegen Schwächlichkeit vor Beendigung der Schule entlassen werden mußten.

Der Unterrieht wurde namentlich im praktischen Theile wieder im gleichen Umfange und mit gleich gutem Erfolg wie letztes Jahr ertheilt.

2. Wiederholungskurs.

Derselbe fand vom 20. Juli bis 2. August ebenfalls in Thun statt; es betheiligten sich daran 5 Korpspferdeärzte, welche während fünf bis sechs Jahren bei der Truppe Dienst geleistet haben.

Das Resultat des Kurses war wieder ein recht günstiges.

3. Hufschmie.dkurs.

Zu diesem in Thun abgehaltenen Kurse sind 40 Mann eingerückt. Von denselben wurden 7 Mann wegen ungenügender beruflicher Vorbildung nach 14 Tagen entlassen, l Mann mußte am Schlüsse des Kurses als noch nicht genügend ausgebildet erklärt werden; den übrigen 32 Theilnehmera wurde das Fähigkeitszeugniß zu Militärhufschmieden ertheilt.

Obwohl die Arbeit meistenthei.ls eine ziemlich anstrengende war und eine große Zahl der Rekruten wenig Intelligenz zeigte, so fehlte es doch nicht an Eifer und gutem Willen, so daß denn auch das Ergebniß der Inspektion mit Rücksicht auf die relativ kurze Dauer des Kurses recht befriedigte. Es zeia;t sich eben

767

immer mehr, daß das rationelle Beschlagen der Pferde im wahren Sinne des Wortes eine Kunst ist, für deren gute Ausübung sich wirklich nicht Jeder eignet; genügende Fassungsgabe und praktisches Geschick spielen auch hier eine äußerst wichtige Rolle.

Wenn indessen, was zu hoffen ist, der größere Theil der Kurst'heilnehmer unter Benutzung des überlassenen Lehrmaterials zu Hause noch etwas fortarbeitet und dann ferner in den Rekrutenschulen und Wiederholungskursen entsprechende Repetitionen angeordnet werden, so ist im Beschlagwesen für die Armee und das Land doch ein ziemlicher Fortschritt errungen. Trotzdem müssen wir bekennen, daß in der Frage des Beschlages der Militärpferde noch Vieles zu thun übrig bleibt, und zwar namentlich auch in Bezug auf zahlreichere und sorgfältigere Rekrutirung der Militärhufschmiede. So lange bei diesen Arbeitern die Intelligenz mit der Schwierigkeit der Arbeit, welche sie auszuführen haben, nicht in Uebereinstimmung steht, wird man noch häufige Klagen über die Leistungsfähigkeit der Hufschmiede hören. Den Hufschmiedkursen kann somit schon bei der Rekrutirung in unschätzbarem Maße vorgearbeitet werden.

G. Verwaltungstruppen.

1. Eekrutenschule.

An der Schule nahmen Theil: 6 Offiziere, 26 Unteroffiziere und Soldaten (Cadres), 119 Rekruten, Total 151 Mann.

In dem Cadresbestand sind 10 Wachtmeister Inbegriffen, die, \vie im Vorjahre, je nur die Hälfte der Schule miunachten. Von den Rekruten mußten im Laufe der Schule 5 wegen Krankheit entlassen werden.

Die geistige Beschaffenheit der Rekruten war im Allgemeinen eine befriedigende. Was die körperliche Beschaffenheit derselben anbetrifft, so läßt sich gegenüber dem Vorjahre ein Fortschritt koustaliren, indem dieses Jahr im Allgemeinen größere und kräftigere Leute geschult werden konnten. Im VIII. Divisionskreise zwar dürfte hierauf bei der Kekrutirung noch mehr Bedacht genommen werden.

Die Vortheile der zehntägigen Cadresvorkurse machten sich wiederum deutlich bemerkbar, da aber diese Verlängerung dem

768

Zwecke noch nicht zu entsprechen vermag, so gedenken wir diesen Vorkurs in der Folge auszudehnen.

2. Wiederholungskurse.

a. Für Quartiermeister.

Es fand ein solcher Kurs statt. Derselbe zählte anfänglich 3 Majore und 23 Hauptleute, Total 26 Offiziere, wovon aber im Laufe des Dienstes 2 aus sanitarischen und l aus andern Gründen entlassen werden mußten. Das Resultat war ein befriedigendes.

b. Für Verwaltungskompagnien.

Den ordentlichen Wiederholungskurs hatten zu bestehen die Kompagnien Nr. l, 2, 4 und 8. Während die Kompagnien Nr. l und 2 an den Brigade- und Divisionsübungen Theil nahmen, wurden die Kompagnien Nr. 4 und 8 mit der Verpflegung der gleichzeitig im Dienste gestandenen Infanterieregimenter Nr. 29 und 31 beauftragt.

Ueber denBestand der Kompagnien, über die nicht eingerückte Mannschaft und die Bestrafung der Nichteingerückten gibt die nachstehende Tabelle, soweit thunlich, den erforderliehen Aufschluß Kontrolstärke

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Der Verpflegungsdienst nahm bei allen 4 Kompagnien seinen regelmäßigen Verlauf. Da jedoch die Bestände der Verwaltungskompagnien immer noch zu schwach sind, um ganze Divisionen

769 verpflegen zu können, so mußten auch die Kompagnien Nr. l und 2 durch Mannschaften anderer Waffen verstärkt werden. Dieser Umstand wird uns Veranlassung geben, in der Folge mehr Rekruten für die Verwaltungskompagnien ausheben zu lassen.

3. Offizierbildungsschulen.

Es fand nur eine derartige Schule statt, besucht von 3 Infanterieoffizieren und 21 Fourieren der verschiedenen Waffengattungen.

SämmtlicheTheilnehmr konnten zur Brevetirung vorgeschlagen werden.

4. Unteroffiziersschulen.

Die zu den zwei abgehaltenen Fourierschulen Einberufenen gehörten folgenden Waffen an : 94 der Infanterie, 3 der Kavallerie, 22 der Artillerie, 8 dem Genie, 5 der Sanität, -- der Verwaltung, Total 132 Mann.

Sämmtliche 132 Mann konnten zu Fourieren und von diesen wiederum 30 Mann zum Besuche der Verwaltungs-Offizierbildungs schule vorgeschlagen werden.

5. Offiziersschule für Quartiermeister.

Dieselbe wurde besucht von 20 Oberlieutenants und l Lieutenant. Das Resultat war ein befriedigendes, immerhin konnten einige Oberlieutenants nicht zur Beförderung vorgeschlagen werden.

VII.Sanitätswesen..

A. M e d i z i n a l a b t h e i l u n g .

1. Sanitätsdienst.

a. Gesundheitspflege.

In der Kaserne Thun sind die im Dachfach erstellten zwei neuen Krankenzimmer bezogen worden ; die Aerzte, welche darin funktionirt haben, sind im Allgemeinen wohl zufrieden.

770

Die Doucheeinrichtungen im Souterrain der Kaserne Thun sind im Berichtsjahre zur Vollendung gelangt. Auch für die übrigen eidgenössischen und die kantonalen Kasernen sind ähnliche Einrichtungen dringend nöthig namentlich in Frauenfeld sind die bezüglichen Klagen ständig geworden.

Im Fort Airolo waren die Unterkunftsräume noch ziemlich feucht, wodurch viele Erkältungskrankheiten erzeugt wurden. Es wurde dem Kommando der Festungsartillerieschulen daher nahe gelegt, die Mannschaft anzuhalten, sich mit Unterkleidern besser zu versorgen, als dies sonst gebräuchlich ist.

Wie im Jahr 1889 haben auch im Berichtsjahre mehrere Epidemien die verschiedeneu Waffenplätze heimgesucht, und zwar waren es wieder, wie im Vorjahre, Scharlach und Unterleibstyphus, welche eine größere Zahl von Erkrankungen bedingten.

In der Kaserne Bern, woselbst schon im Vorjahre Scharlach epidemisch aufgetreten war, zeigte sieh in den Infanterierekruten schulen I und II neuerdings eine Epidemie von 18 Scharlachfällen alle von leichtem Verlauf. Die Schwierigkeit bestand dabei in der Unmöglichkeit, die Erkrankten in den bernischen Spitälern unterzubringen; man mußte sich schließlich damit behelfen die Leute in einer benachbarten Kegelbahn unterzubringen und in der Kaserne selbst ein streng isolirtes Krankenzimmer einzurichten. Diese Mißstände haben dazu geführt, die Anschaffung einer sog. Döker'schen transportablen Lazarethbarak (für 16 Kranke) unverzüglich zu besorgen; dieselbe steht nunmehr zum Gebrauche bereit und dürfte für die erste Noth genügen. Für den Waffenplatz Bern aber ist es nichtsdestoweniger unumgänglich nothwendig, daß die kantonalen und städtischen Behörden für die Errichtung eines besser eingerichteten Absonderungshauses besorgt seien, welches nicht bei Ausbruch einer Infektionskrankheit für alle andern geschlossen werden muß und in welches auch die Militärkranken jederzeit abgegeben werden können. Eine rasche Evakuation infektiöser Kranker liegt ganz besonders auch im Interesse der Stadt und des Kantons Bern, da Verschleppungen aus der Kaserne zunächst die Stadt bedrohen und die meisten Dienstthuenden Angehörige des Kantons sind.

Eine Menge von Inkonvenienzen bereiteten die Typhusepidemien, deren im Berichtsjahr 3 zu verzeichnen sind. Die Liestaler Epidemie betraf hauptsächlich die erste Sappeurrekrutenschul
(31. Mai bis 1. August), jedoch schon der am 12. Juli zu Ende gegangene Wiederholungskurs der Infanteriepionniere der IV. Division hatte einige Fälle von verdächtigem febrilem Magenkatarrh aufzuweisen, und sind auch einzelne wenige Fälle von deutlich ausgesprochenem . Abdominaltyphus nach Schluß des Dienstes zu Hause ausgebrochen

771

Von den Theilnehmern der Sappeurrekrutenschule erkrankten -während der Schule 21, wovon einer im Spital verstorben ist; die Erkrankungen begannen ungefähr den 20. Juli, also 10--12 Tage vor dem Entlassungstag. Es war daher vorauszusehen, daß eine größere Anzahl zu Hause erkranken würden, thatsächlich sind denn auch 18 Fälle zu unserer Kenntniß gelangt und größtenteils sofort in die nächsten Spitäler evakuirt worden.

Die Ursache der Lieslaler Epidemie konnte mit aller Klarheit nachgewiesen werden, die Liestaler Wasserleitung enthielt den spezifischen Typhus-Infektionsstoff und infmrte nicht nur die Kasernenbewohner, sondern auch den größten Theil der Liestaler Bürgerschaft selbst.

Selbstverständlich wurde die Abhaltung weiterer Schulen und Kurse auf dem Waffenplatz Liestal nicht als zuläßig erachtet; die Sappeurrekrutenschule wurde in Basel abgehalten, und der Wiederholungskurs des Schützenbataillons 5 L. nach Aarau verlegt; endlich wurde auch keine Rekrulirung in Liestal selbst abgehalten.

Es wird sieh zeigen, ob die von den Liestaler Behörden im Laufe des Winters 1890/91 erstellte Wasserleitung von Höllstein her die Gefahren weiterer Erkrankungen durch infmrtes Trinkwasser zu vermeiden im Stande ist. Die Basler Epidemie nahm ihren Anfang in der ersten Hälfte des Monats September und ergriff hauptsächlich die Sappeurrekrutenschule II, von welcher 26 Manu erkrankten mit weitero 2 Spitaltodesfallen ; von den am 6. September eingerückten Sanitätsrekruten erkrankten 2 ganz leicht noch in Basel und weitere 4 mittelschwer nach der am 25. September vorgenommenen Dislokation der Sanitätsrekruten undOffizierbildungsschule nach Luzern.

Die Sappeurrekrutenschule bezog ein Lager auf der ,,Birch10 bei Füllinsdorf, ihrem gewohnten Arbeitsplatz. Nachdienstliche Erkrankungen im Zusammenhang mit den genannten Rekrutenschulen sind nur ganz vereinzelt aufgetreten.

Die Basler Epidemie ist ebenfalls Theilerscheinung einer auch unter der bürgerlichen Stadtbevölkerung erheblich verbreiteten Epidemie. Auch hier kann das Trinkwasser der Kaserne nach dem bakteriologischen Befund nicht als unverdächtig bezeichnet werden.

Die Gesammtzahl der nach Schluß des Dienstes Erkrankten des Bataillons 21 dürfte sich auf zirka 30 belaufen ; eine größere Zahl von Fällen ist entweder gar nicht oder nur vom Hörensagen zur Kenntniß unseres Miltärdepartementes gelangt.

772 Die wenigsten der Erkrankten gelangten in eine richtige Spitalpflege. Die Weigerung der Betroffenen, rechtzeitig in den Spital zu gehen, hat sekundäre Hausepidemien zur Folge gehabt.

Eine kleine, wohlcharakterisirte Epidemie ächter Ruhr hatten
Schließlich müssen wir einige ßlatternfälle erwähnen, welche erst nach der Divisionsübung bei einigen Angehörigen des Füsilierbataillons 15 aufgetreten sind und zu theilweise erheblichen Ortsepidemien Anlaß gegeben haben. Die Ansteckung erfolgte im Dorf Düdingen wo das Bataillon seinen Vorkurs bestand, und wo ein Blatternfall bekannt und mehr oder weniger isolirt war neben «inigen verheimlichten, deren Herd im Telegraphenbürea gefunden wurde.

b. Krankenpflege.

Den Sanitätsdienst besorgte bei den Wiederholungskursen das eigene Sanitätspersonal der Truppenkorps, bei der Infanterie per Bataillon nur je ein Arzt und 5 Krankenwärter. In den Schulen «ud Speziakursenn wurde d e r Gesundheitsdienst durch 1 5 Im Dienste erkrankten im Ganzen : 1890.

1889.

17,765 Mann. 15,386 Mann.

Davon wurden geheilt . . . . 15,043 ,, 12,860 ,, ,, ,, evakuirt . . . . 1,764 ,, 1,634 ,, ,, ,, nach Hause entlassen .

957 ,, 886 ,, Beim Korps sind gestorben . . .

l n 6 n Es erkrankten also 29 °/o der Diensthuenden.

Von den Evakuirten wurden während der Manöver der 1. und II. Division 458 in 2 als Krankendepots etablirten Ambülancen behandelt und davon 320 als geheilt zum Korps zurückgesandt, 68 nach Hause entlassen und 70 in die stehenden Zivilspitäler überliefert.

In 60 stellenden Spitälern wurden 1515 Mann behandelt; unter diesen 1515 figurirt eine größere Menge von erst nach dem Dienst erkrankten Wehrpflichtigen.

773

"" ' Der Militärspital Thun behandelte 87 Patienten (64 im Vorjahr), welche in den obigen 1515 Inbegriffen sind.

In Irrenanstalten wurden 10 Militärs verpflegt.

Von den Spitalgängern wurden geheilt zum Korps entlassen 522 Mann.

Nach Hause entlassen (meist geheilt) 935 ,, In andere Anstalten evakuirt 21 ,, ·Gestorben . . 22 ,, Auf Jahresschluß verblieben 15 ,, 2. Pensionen und Entschädigungen.

Die Sitzung der Pensionskommission hat am 20. Dezember 1890 stattgefunden.

Der Pensionsetat betrug auf Anfang 1890 : 79 Invalidenpensionen Fr. 24,380 152 Pensionen für Hinterlassene ,, 29,825 Fr. 54,205 Der Abgang betrug : 4 Invalidenpensionen "9 Pensionen an Hinterlassene

. . . .

Fr. 1,350 » 2,425 * 3'775 Bleiben Fr. 50,430

Der Zuwachs betrug : Pensionen an Invalide -- keine.

'7 Pensionen an Hinterlassene

Fr.

1,500

Somit beträgt der Pensionsetat auf Anfang 1891 : 75 Pensionen an Invalide . . F r . 23,030 150 Pensionen an Hinterlassene ,, 28,900 Total Fr. 51,930 Die Vertheilung auf die einzelnen Kantone ergibt sich aus der folgenden Tabelle : Bundestlatt. 43. Jahrg. Bd. II.

50

774

Bestand für Ì890.

Invalide.

Kanton.

Zahl.

Hinterlassene.

Betrag.

Fr.

Zahl.

Betrag..

Fr.

Zürich 8 2,350 Bern 16 5,490 Luzern 2 1,1UO Uri -- -- Schwyz . . . . . . . 2 300 Obwalden -- -- Nidwaiden -- -- Glarus l 100 Zug l 100 Freiburg -- -- Solothurn 2 900 Baselstadt -- -- Baselland 2 .

500 Schaffhausen l 200 Appenzell A.-Rh 2 100 Appenzell I.-Rh -- -- St. Gallen 9 1,700 Graubünden 2 400 Aargau 8 2,800 Thurgau -- -- Tessin 2 500 Waadt .

13 4,99.0 Wallis l 500 Neuenbuvg 2 800 Genf l 200 75 23,030

27 33 5 _ 3 l 2 2 3 5 4 -- 4 4 -- -- 11 l 15 2 8 10 3 3 4 150

5,01 & 7,080 750 _ 330 80250 400 380 780 645 -- 450 695 -- -- 1,945 200 2,950 850 1,730 2,450 850 420 650 28,900

Aversalentschädigungen und Kurbdträge sind in 41 Fällen und im Gesammtbetrag von Fr. 18.669. 60 zugesprochen worden. In dieser Summe sind die Spital- und Aratkosten, sowie Transportund Beerdigungskosten nicht inbegriffeu.

3 Gesuche wurden abgewiesen.

B. Veterinärabtheilung.

1. Veterinärdienst.

Im Berichtsjahre sind 37 Veterinärofftziere zu außerordentlichen Dienstleistungen beordert worden; außerdem gelangten 29 Civilthiei'arzte zur Verwendung.

775 Die Gesanimtzahl der behandelteo Militärpferde beträgt 3535 und zwar: a. In Schulen und Kursen: 1. Von der Infanterie 59 Pferde, 2. w,, ,, Kavallerie 1638 ,, 3. D,, Artillerie 855 4. 11 andern Waffen 73 Total

1.

2.

3.

4.

Von ,, ,, ,,

b. In Kuranstalten: der Infanterie .

,, Kavallerie ,, Artillerie .

andern Waffen

2635 Pferde.

44 Pferde, 266 ,, 420 ,, 98 ,,

Total c. Bei Zivilpferdeärzten : 1. Von der Infanterie 2. fl ,, Kavallerie 3. ,, ,, Artillerie 4. ,, anderà Waffen

828 Pferde.

6 Pferde, 60 ·n 12 T!

4 7)

Total 82 Pferde.

Davon sind umgestanden, beziehungsweise abgestochen worden, Bundespferde nicht Inbegriffen : 1. Bei der Infanterie 5 Pferde im Werthe von Fr. 4,550 ,, Kavallerie * 2.

z,uuu ·n ·n ·n VI ·n _ Artillerie 19 3.

·n ·n ·n ·n 13,600 ·n andern Waffen 1 4.

1,600 r> ·n n ·n ·n Total 29 Pferde im Werthe von Fr. 21,750 Von der Militärverwaltung übernommen und versteigert wurden : Schätzungswert^.

1. Von der Infanterie 2. ,, ,, Kavallerie 3. ,, ,, Artillerie 4. _ andern Waffen Total

5 Pferde 2 D 30 7) 7 51

Fr.

n ·n ·n

4,950 2,200 33,500 6,900

44 Pferde Fr. 47,550 Verlust ·n 38,370

Erlös.

Fr.

665

430 ·n ·n 5,610 ·n 2,475 Fr. 9,180

776

2. Abschätzungen.

1.

2.

3.

4."

Bei der Infanterie für 330 Pferde mit Fr. 12,149. -- ,, ,, Kavallerie ,, 211 ,, ,, ,, 10,753. ,, ,, Artillerie ,, 1110 ,, ,, 40,947. 90 fl ,, andern Waffen ,, 50 ,, ,, ,, 2,154. 50

Total für 1701 Pferde mit Fr. 66,004. 40 Nachtragsabschatzungen ,, 224 ,, ,, ,, 13,350. 50 Gesammtbetrag der bezahlten Abschätzungen Fr. 79,354. 90 Im Jahre 1889 ,, 76,557. 95 wobei die Abschätzungen für Regiepferde mit Fr. 25,470 inbegriflen sind.

Die zur Zahlung visirten Rechnungiäbelege, mit Ausschluß derjenigen für die Bundespferde, steigen auf 3026 Stück und betreffen Expertenkosten, Kurkosten, Kurmiethgelder, Entschädigungen für übernommene und umgestandene Pferde, Abschätzungen, Medikamente etc.

Der daherige Gesammtbetrag steigt auf Fr. 222,525. 94 gegenüber Fr. 188,320. 27 im Vorjahre.

Vermehrungen entfallen : 1. auf den Posten für umgestandene Pferde zirka Fr. 9,000 2. ,, ,, ,, ,, übernommene ,, ,, ,, 15,000 3. ,, ,, 7, ,, Abschätzungen ,, ,, 3,000 4. ,, ,, ,, ,, Kurmiethgelder ,, ,, 3,000 5.

^

,,

,,

,,

Behandlungskosten

,,

,, 13,000

Verminderungen dagegen in die Rubriken für Expertenkosten und für Beschaffung von Arzneimitteln in die Veterinärkisten zusammen zirka Fr. 9000.

Die großen Mehrbeträge für umgeiätandene und Übernommene Pferde rühren hauptsächlich von der in den Monaten September und Oktober unter den Pferden der Artilleriewiederholungskurse I und III in Zürich und der Artillerierekrutenschule IV in Frauenfeld ausgebrochenen Rotzepizootie her, indem 6 Pferde an der Krankheit zu Grunde gegangen sind, beziehungsweise, weil mit derselben behaftet, abgestochen wurden, und einige andere, welche längere Zeit in Beobachtung sich befunden- hatten, schließlich übernommen werden mußten. Auf die gleichen Ursachen ist auch die bedeutende Vermehrung der Behandlungskosten (Verpflegung in Kuranstalten) zurückzuführen, da außer den übernommenen noch ziemlich viel andere Pferde, welche mit den Rotzigen ebenfalls in Berührung

777

gekommen waren, in Kuranstalten oder bei den respektiven Besitzern in Kontumaz. gestanden. Die Einschleppung der Seuche mußte einem Miethpferd aus dem Kanton St. Gallen zugeschrieben werden. Währenddem dieses Pferd mit chronischem Rotz behaftet war, zeigten die andern 5 (4 Miethpferde und l Regiepferd) bei der Sektion alle (vorherrschend) nur die akute Form der Krankheit.

Gegenwärtig kann nun die Seuche als wieder erloschen bezeichnet werden.

3. Pferdezählung.

Für 122 Expertenrechnungen wurden zur Zahlung angewiesen1 Fr. 30,068. 35.

Die Untersuchungen über die militärische Diensttauglichkeit des schweizerischen Pferdebestandes, wofür die Leitung dem Oberpferdearzt übertragen war, begannen am 22. September (im Kanton Graubünden) und wurden den 27. November (im Kanton Freiburg) beendigt. Der Verlauf darf im Allgemeinen in jeder Beziehung als normal und günstig bezeichnet werden. Ausgesprochene Renitenz von Seite der Pferdeeigenthümer kam wirklich nur in ganz wenigen Landestheilen vor; im Interesse der Disziplin und späterer Zählungen wurde aber mit aller Strenge gegen die betreffenden Besitzer vorgegangen, indem überall auf Rechnung derselben Nachzählungen angeordnet und, wo es nöthig war, sogar unter Zuhülfenahme der Polizeiorgane durchgeführt wurden.

Auch bezüglich der Qualität der gemusterten Pferde kann das Resultat der Zählung als recht günstig bezeichnet werden, da seit der Pferdezählung von 1877 nicht nur die Gesammtzahl der diensttauglichen Pferde im Land um circa 15,000 Stück zugenommen hat, sondern namentlich auch die Zahl der Offizierspferde um circa 2700.

Dieser bedeutende Unterschied beweist jedenfalls zur Genüge, daß solche Zählungen für die Kriegsvorbereitungen sowohl absolut nothwendig als von eminenter Wichtigkeit sind und unbedingt in kleineren Zeiträumen aufeinander folgen sollten. Der Kostenpunkt ist, wie der vorstehende Rechnungsabschluß zeigt, ein verhältnißrnäßig geringer, wenn durch entsprechende Eintheilung der Zählkreise und durch Zuweisung einer möglichst großen Pferdezahl für den einzelnen Zähltag (200--300 Pferde pro Kommission) eine umfassende und richtige Vorbereitung stattgefunden hat.

0 Sodann zeigt das Ergebniß noch, daß die Opfer, welche die Eidgenossenschaft für die Verbesserung unseres Pferdeschlages ge-

778

bracht hat, ihre guten Früchte getragen haben. Der Beweis ist jetzt erbracht, daß unser Pferdeschlag sich nicht nur in Bezug auf die körperlichen Formen gebessert hat, sonderò insbesondere, auch hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit für den Militärdienst, indem letztere bekanntlieh mit der Verbesserung einer Race immer Hand in Hand geht.

Im Weitern ist erfreulich, aus der letzten Pferdezählung die Thatsache wahrnehmen zu können, daß unsere Züchter und Landwirthe nunmehr begriffen haben, daß das Futter für ein gutes Pferd nicht mehr kostet als für ein mittelmäßiges oder schwaches. Je größer aber die Zahl der guten Pferde, in einem Lande ist, um so größer ist der allgemeine Wohlstand und um so größer ist auch der Nutzen zu Gunsten der Armee.

Für zukünftige Zählungen hat sich zur Erzielung eines vollständig einheitliehen Verfahrens als wünschenswerth erwiesen, daß die Kommissionen, bevor sie ihre Arbeit beginnen, auf 2--3 geeigneten Plätzen besammelt werden, um daselbst eingehendere Instruktionen und eventuell auch kurze praktische Anleitungen zu erhalten.

Die militärische Pferdezählung vom Herbst 1890 ergab ein Total von 83,094 Pferden gegenüber 1877 mit 80,879 ,, eine Vermehrung von

2,215 Pferden.

Bei dieser Zählung wurden gänzlich außer Betracht gelassen alle Pferde unter 4 Jahren (Maulthiere unter 3 Jahren), alle Kavalleristenpferde, sowie die Kavallerie-Remonten.

Die Zahl von 83,094 Pferden setzt sich folgendermaßen zusammen : Offizierspferde : Von eingeteilten Offizieren Zugeritten Zum Reiten tauglich

862 2,434 1,374 4,670

ünteroffizierspferde : "Zugeritten Zum Reiten tauglich

1,421 3,041 4,462 Uebertrag

9,132

779

Uebertrag Zugpferde : Für fahrende Batterien Für Trainbataillone und Linientrain Im Nothfall brauchbar

22,654 . . . . 25,619 10,140

Als Saumthiere geeignete Maulthiere Summa aller militärtauglichen Pferde Untaugliche Pferde

9,132

58,413 1,544 69,089 14,005 83,094

Verglichen mit 1877 ergibt sich qualitativ eine ganz erhebliche Besserstellung in allen Rubriken, während umgekehrt die Zahl der für den Militärdienst untauglichen Pferde um nahezu 14,000 abgenommen hat.

Eine Abnahme der Pferdezahl zeigt sieh in den Kantonen : Uri (415), Unterwaiden (68), Glarus (83), Freiburg (607), Schaffhausen (34), Appenzell (30), Aargau (151), Tessin (125), Waadt (537).

Eine Zunahme zeigen die Kantone: Zürich (982), Bern (127, jedoch inkl. Regieanstalt), Luzern (77), Schwyz (61), Zug (116), Solothurn (35), Baselstadt (366), Baselland (33), St. Gallen (1064), Graubünden (465), Thurgau (418), Wallis (177), Neuenburg (133), Genf (259).

Von den Divisionskreisen zeigen eine Zunahme der II., III., IV., VI. und VII., eine Abnahme der I., V. und VIII. Kreis.

780

VIII Kommissariatswesen a. Verpflegung.

Preise der Mundportionen und Fouragerationen 1890.

Brod.

Waffenplätz.

1890.

1889.

1890.

1889.

1890.

KP.

Rp.

Rp.

Ep.

Kp.

Rp.

17 22 17 20

36,5

41 44 39 38 40 43 41 51 38 43,5 48 48

Basel

16.5

Bière

23 18 21 16,5

Solothurn Thun Wallenstadt Wangen a. A Winterthur Zofingen Zug Zürich

Pourage.

1889.

16,5

Chur Colombier Frauenfeld St. Gallen Genf Herisau Lausanne . . . . . .

Liestal i Luzern Luziensteig St. Maurice Moudon .

. . . .

Fleisch.

18 18 18 19,5

21 20 20 15 17

16,5

20,5 17 20 20 21 18 20,5 18,75

21 17,74

17,5

21 20 21

22

37 30 34 33 36,5

34,6 33,6 43 41 40 43 32,5 38 40,75

40,90

48 43 39,75

183

168,25

204,85

195,5

199,6 203,75

187 183

196,5 209.3 185' 207 187 207 203 210

168 205 201 177 217,6 181 217,6 209 195,5

208,6

207,5

178,s

172,5

181,85

182,6

44 42 40

44 49 51

19,5 21,5 15,75 19,5

16 20 19

34,26

41,5

38

21 16

18,75 17,5

48 43,5

16,25

16,75

36

46 48,e 49,6 48 5l 45

16,88

17,7

19,75 19,5

39 49,4

42 50

[.191

196

16,87

20

34,i3

17,6

18,6

47,4

45 .

49,4

^197,6

204 .

21

Brigadeübungen : a . Lieferanten . . . .

6. Verwaltungskompagnie

Divisionszusammenzug : a . Lieferanten . . . .

&. Verwaltungskompagnie

781 Für die Fourageration ist die starke Ration (5 kg. Hafer, 6 kgHeu, 3 J /2 kg. Stroh) angenommen.

Die Durchschnittspreise betragen: 1889.

100 kg. Hafer Fr. 19. 67 100 ,, Heu ,, 11. 24 100 ,, Stroh ·n 9. 11 l ,, Brod ,, -. 24,4 l ,, Fleisch ,, 1. 20,64 oder per Mundportion, bezw. Ration, berechnet:

1890.

Fr. 22. 36 ,, 9.06 ,, 7.64 ,, --. 25,5* ,, 1. 39,4*

1889.

1890.

Fr. --. 18,3 ,, --. 38,6i

Fr. --. 19,is> ,, --. 44,6s

Ganze Mundportionen Fr. --. 56,9i

Fr. --. 63,82

Brod Fleisch Schwache Ration Starke Ration

Fr.

,,

1. 66,s 1. 97,7

Fr.

,,

1. 61,4» 1. 92,».

Durchschnittspreis per Ration Fr. 1. 82,25 Fr. 1. 77,i9> Bei Vergleichung der Preise beider Jahre ergibt sich für 1890 eine kleine Reduktion des Preises der ganzen Mundportion.

Die Preise der Fleischlieferungen der Verïvaltungskompagnien stehen, wie in den vorhergehenden Jahren, diesmal zwar ganz unwesentlich, höher als diejenigen der Lieferanten. Die Brodpreise jener stehen dem Durchschnittspreise der Brodportion der Lieferanten ziemlich gleich.

Fouragevorräthe.

Auf 31. Dezember 1890 waren vorhanden : Depot.

Säcke.

Hafer.

Heu.

Stroh.

Stückzahl.

kg.

kg.

kg.

-- Bière 939 64,939,5 -- -- Bern 21,927 897,743 -- 635,762 169,842 Thun 7,469 182,629 --- 135 400,000 -- Herzogenbuchsee .

144,451 _ -- Ölten 652 -- Aarau . . . .

3,855 1,061,808 -- -- Winterthur . . .

2,137 123,476,6 -- -- 423,448 -- Romanshorn . .

1,850 -- 1,184 Rorschach . .

641,396 -- 3 35 Luziensteig .

157 285 Airolo . . . .

4,830 -- -- -- Total 40,305 4,393,027 169,877 187,744

782

Diese Vorräthe werden nach folgenden Ansätzen in Rechnung gestellt: Hafer Heu Stroh

kg. 4,393,027 à Fr. 20. -- per 100 kg. = Fr. 878,605. 40 ,, 169,877 ,, ,, 11. -- ,, 100 ,, = ,, 18,686.47 ,, 187,744 ,, ,, 9. -- ,, 100 ,, = ,, 16,896. 96 Fr. 914,188. 83

Hiezu das Depotinventar mit 30 °/o der Schätzung, inklusive 40,305 Säcke Total Wertlischatzung

,,

13,392. 98

Fr. 927,581. 81

wogegen die Militärverwaltung der Finanzverwaltung nur Franken 874,689. 72 für bezogene Vorschüsse schuldet, woraus sich ergibt, daß mit dem niedern Ansätze von Fr. 20 per 100 kg. Hafer die Situation des Fouragekonto als eine zur Zeit sehr günstige bezeichnet werden kann, was namentlich dem Umstände zuzuschreiben ist, daß die letztjährigen Haferverkäufe zu sehr vortheil haften Bedingungen eingeleitet und durchgeführt werden konnten.

Der Magazinverkehr war folgender: Hafer.

kg.

Heu.

kg.

Stroh.

kg.

Stand auf Beginn 1890 . 4,470,421 Anschaffungen 1890 . . 1,381,054

112,968 400,559

108,465,5 310,550

5,851,475 Magazinlieferungen an Unterrichtskui-se . . . . 1,408,029

513,527

419,015,5

343,130

230,031,5

4,443,446

170,397

188,984

520

1,240

169,877

187,744

Ab : Decalo, Abgang, Verlust bei Distribution u. s. w. . . kg. 4,101 Absehreibung l °/o auf drei Jahre · . . ,, 46,318 50,419 Bestand auf 31. Dezember 1890

4,393,027

783

Die Verwaltungskosten betragen : Löhnungen Fr. 16,599. 25 Depotbedürfnisse und Inventaranschaffungen . . ,, 1,583. 85 Lokalmiethen, Spesen ,, 25,541. 89 Dislokationen und Bahntransporte ,, 20,588. 18 Versicherung ,, 596. 30 Expertisen, Diäten, Inserate . ,, 320. 05 Fr. 65,229. 52 Ab Rückvergütungen: Thun: Waaggebühren . . . .

Düngererlös nach Abzug der Kosten . . . .

F r . 866. 6 5 ,,

7,470. 75

* 8'357- 4° Nettoausgaben 1890: 6,50% = . . . Fr. 56,872. 12 v 1889:4,51%= . . . ,, 38,701.12 Die ziemlich erheblichen Mehrkosten der Verwaltungsausgaben sind zunächst in dem Umstände zu suchen, daß, mit Rücksicht auf die bedeutende Vermehrung der Vorräthe an Hafer und den Mangel entsprechender Magazinräumlichkeit, das außerhalb des Verkehrs unserer Haferspeditionen gelegene Lagerhaus Brunnen zur Lagerung eines bedeutenden Quantums Hafer in Anspruch genommen werden mußte. Hieraus erwuchsen ganz bedeutende Transportspesen und auch vermehrte Lager- und Manipulationsspesen. Diesem Uebelstande wird für die Zukunft abgeholfen werden, da wir neue Lagerrliumlichkeiten in Bern und Burgdorf gewinnen konnten.

Fleisch- und Suppenkonserven.

Um einen größern Umsatz im Vertriebe der Fleischkonserven zu erzielen, verfügte unser Militärdepartement unterm 20. Februar 1890, daß in den Rekrutenschulen 5 Mal und in den Wiederholungs- und Spezialkursen 2--3 Mal Konserven au die Truppen abzugeben seien. Diese Anordnung hatte zur Folge, daß, statt wie im Vorjahre 117,880 Rationen, nunmehr 216,809 Rationen im Laufe des Jahres an die Truppen abgegeben werden konnten. Es wäre nun sehr wünschbar, daß die Abgaben noch in vermehrtem Maße vorgenommen würden, damit die Vorräthe auch entsprechend vermehrt werden könnten.

Um einen gehörigen Turnus zu erzielen, sollten wenigstens 250,000 Rationen und wenn möglich 300,000 Rationen jährlich zur Abgabe gelangen.

784

Die letztjährigen Anschaffungen beziehen sich ausschließlich auf Produkte der schweizerischen Konservenfabrik in Rorschach und der Fabrik der Herren Kocher & Ludwig in Bern. Letztere Präparate (50,000 Rationen) fanden nicht in allen Beziehungen die gewünschte Anerkennung. Die von der Fabrik in Rorschach gelieferten Konserven müssen als ein Präparat erster Qualität bezeichnet werden und es fanden diese Konserven bei den Truppen auch allgemeinen Anklang. Die während des Winters 1889/90 erstellten 800,000 Rationen sind in entsprechenden Magazinen untergebracht und der während der Dauer eines Jahres konstatirte Abgang ist so geringfügig, daß er kaum der Erwähnung werth und übrigens von der Fabrik ersetzt worden ist. Während der Dauer der Fabrikation in Rorschach übt das Oberkriegskommissariat eine fortwährende Kontrole aus 5 auch das in den öffentlichen Schlachthäusern von St. Gallen geschlachtete Vieh, wesentlich aus inländischen Ochsen bestehend, steht unter strenger amtlicher Kontrole.

Zur Erstellung der erwähnten 800,000 Rationen wurden im Laufe des Winters 807 Stück Mastochsen geschlachtet, wobei ein Ochse zirka 1000 Rationen zu 250 Gramm rohen Fleisches ergab. Die Fabrikation dauerte vom 26. Oktober 1889 bis 5. Mai 1890 und es wurde während dieser Zeitdauer die Fabrik durch den Kontroibeamten 70 Mal besucht. Durch die fortwährende Beaufsichtigung der Fabrikation ist alle wünschbare Grarantie geboten, daß nur tadelloses Fleisch zur Bereitung gelangt, was denn auch durch die Qualität der Konserven in vollstem Maße bestätigt wird. Die Fabrik leistet für ihre Produkte mehrjährige Garantie und die Fabrikationsmethode bietet für langjährige Erhaltung der Vorräthe die weitgehendste Gewähr. Seit Einführung der Rorschacher Konserven wird es äußerst schwierig, die altern Vorräthe an. Corned Beef und argentinischen Konserven abzusetzen, da die einlangenden Begehren sich ausschließlich auf Rorsehacher Konserven beziehen.

Von der Erstellung von Büchsen zu 3 Rationen gedenken wir für die Zukunft Umgang zu nehmen und lediglich Einerbüchsen anfertigen zu lassen.

Im Laufe des Winters 1890/91 wurden von Rorschach weitere 500,000 Rationen bezogen, und wir halten es im wohlverstandenen Interesse der Armeebereitschaft;, wenn die Fleischkonservenvorräthe, sobald einmal die Haltbarkeit der Konserven für längere Zeit
außer Zweifel steht, noch wesentlich vermehrt werden, zumal dieses vorzügliche und bequeme Verpflegungsmittel von Jahr zu Jahr immer mehr beliebt wird.

Versuche mit Suppentafeln hatten nicht den erhofften Erfolg, und es liegt daher nicht in der Absicht der Verwaltung, solche Tafeln im Instruktionsdienst zu verwenden.

785

Fleischkortservendepots.

(In Winterthur, Bern und Thun.)

Die Vorräthe auf l. Januar 1890 betrugen: Amerikanische Konserven (Corned Beef) Argentinische Konserven Oesterreichische Konserven (Wiener) Schweizerische Konserven (Rorschacher) Im Laufe des Berichtsjahres wurden angeschafft: 410,290 Rationen Rorschacher Konserven in 1er Büchsen 390,060 ,, ,, ,, 3er ,, 800,350 50,000

,,

850,350

,,

Bationen.

16,713 5,968 20,000 14,785

Berner Konserven (Kocher & Ludwig) . .

850,350

Total Vorräthe 907,816 Hievon wurden im Laufe des Jahres an Truppen abgeliefert : 5,379 Rationen Corned Beef 1,416 ,, Argentinier 89.121 ,, Rorschacher in 1er Büchsen 60:513 ,, ,, 3er ,, 10,243 ,, Wiener 50,137 ,, Berner (Kocher & Ludwig) 516,809 Kationen Totalabgang Vorrath auf 31. Dezember 1890

216,809 691,007

Der Mehrabgang von 137 Rationen Berner Konserven rührt ·vom theilweisen Ersatz ungenießbar befundener Konserven her.

Das Suppenkonservendepot reduzirt sich auf 31. Dezember 1890 -auf: Suppentafeln . . . 1410 Rationen, Soupe concentrée . . 1305 ,, Total 2715 Rationen.

Neuanschaffungen fanden nicht statt.

Als Gegenwerth von 691,007 Fleischkonserven-Rationen und 2715 Rationen Suppenkonserven schuldet die Militärverwaltung an die Finanzverwaltung Fr. 563,466. 79, worüber irn Rechnungsberichte Abrechnung erfolgt.

786

Weizenvorräthe.

Nachdem unsere vom Jahre 1887 herrührenden Weizenvorräthe im letzten Jahre gänzlich liquidirt wurden, drängte sich uns die Frage auf, ob es nicht im Interesse der Militärverwaltung liege, ein ständiges Weizenlager von bedeutendem Umfange anzulegen.

Wir haben diesem Gedanken insoweit B'olge gegeben, als bezügliche Studien zur Anlage eines Silospeichermagazins in der Centralschweiz eingeleitet wurden.

Diese Anlage erfordert eine reifliche Prüfung, sowohl vom technischen als auch vom finanziellen Standpunkt aus, und es müssen noch verschiedenartige Fragen gelöst werden, bis eine bezügliche Entscheidung getroffen werden kann.

Ebenso wünschbar, wie die Errichtung eines Weizenmagazins, erscheint auch der Bau einer oder mehrerer Fourage- und Hafermagazine, wobei in erster Linie der Waffenplatz Bern, mit Rücksicht auf das in den Stallungen des Beuridenfeldes errichtete Centralremontendepot, in Berücksichtigung fällt. Bezügliche Vorstudien sind auch in dieser Richtung eingeleitet.

b. Kavalleriepferde.

Das Rechnungsergebniß für das Jahr 1890 stellt sich folgendermaßen : Von den zur Berittenmachung der Rekruten des Jahrgangs 1890 und von remontirungspflichtigen Kavalleristen angekauften Pferden (600 im Ausland und 73 im Inland) . . . . Total 673 Pferde sind vor der Abgabe an die Mannschaft umgestanden 48 Pferde im Depot verblieben . . . 177 225 ,, Bleiben Total 448 Pferde, welche folgende Verwendung fanden: Pferde.

An Rekruten abgegeben ; ,, remontirungspflichtige valleristen An Offiziere verkauft .

Ausgemustert

361

Erlös.

Fr.

290,640. --

70 9 8

40,095. 13,600. -- 5,660. --

Total.

Fr.

Ka-

349,995. --

448

Uebertrag

349,995. --

787

Uebertrag Als weitere Einnahmen erscheinen : Der Erlös von zurückgenommenen Pferden ; von diesen wurden abgegeben: An Rekruten 11 Als Ersatzpferde 91 An die Regieanstalt verkauft .

2 ,, Offiziere verkauft . . . .

12 ,, Kavalleristen, die mit Ende 1890 in die Landwehr übergetreten sind, verkauft. . .

47 Ausgemustert 148

8,390.

38,570.

1,700.

8,450.

Total.

Fr.

349,995. --

-- -- -- --

10,162. 50 40,840. 35

311 Hiezu kommt die halbe Schatzungssumme für ein von einem remontirungspflichtigen Dragoner selbstgestelltes Ersatzpferd vom Jahrgang 1891 . .

108,112. 85

550. -- 458,657. 85-

Dagegen sind in der Staatsrechnung pro 1889 bereits verrechnet 2 ausrangirte Remonten des Jahrgangs 1890 mit zo daß die Einnahmen pro 1890 betragen.

.

.

.

1,515. -- 457,142. 85

Die Zusammenstellung dieser Einnahmen, nach Rubriken geordnet, ergibt folgendes Resultat: Pferde.

Erlös.

T o t a l . Per Pferd.

Fr.

Fr.

Fr.

1. Erlös aus Rekrntenpferden : a. Depotpferde pro 1890 . . 361 290,640. -- ,, 1889. .

8 6,740. b. Zurückgenommene Pferde pro 1889 3 1,650. -- 299,030. 803. 84 2. Erlös aus Ersatzpferden: o. Depotpferde 70 40,095. -- b. Zurückgenommene Pferde 91 38,570. -- 78,665. -- 488. 60

*78S Pferde.

Erlös.

Fr.

3. An die Regieanstalt verkauft : a. Depotpferde 6. Zurückgenommene Pferde

-- 2

-- 1.700. -- --

4. Erlös ans Offizierspferden: a. Depotpferde 6. Zurückgenommene Pferde

9 12

13,600. -- 8,450. --

.5. Erlös der an Landwehrkavalleristen verkauften Pferde: a. Depotpferde l. Zurückgenommene Pferde

-- 47

-- 10,162. 50

6. Erlös ans den ausgemusterten Pferden: a. Depotpferde 8 6. Zurückgenommene Pferde 148

5,660. -- 40,840. 35

Hiezn kommt die halbe Schätzungssumme für ·ein von einem remontirungspflichtigen Dragoner selbstgestellte Ersatzpferdes des Jahrganges 1891 .

T o t a l . Per Pferd.

Fr.

Fr.

1,700. --

850. -

22,050. --

1,050. --

10,162. 50

216. 22

46,500. 35

298. 10

550. --

Total wie oben 458,657. 85 Hievon gehen ab 1,515. -- in der Staatsrechnnng pro 1889 bereits verrechnet Total wie hievor 457,142. 85

Von den an die Rekruten abgegebenen 372 Pferden mit einem Schätzungswert!! von Fr. 485,800, wovon die Rekruten die Hälfte bezahlten mit Fr. 242,900. --, betrug der Steigerungserlös über die halbe Schätzung hinaus Fr. 56,130, wovon Fr. 1740 auf inländische Pferde fallen, oder per Pferd Fr. 150. 88 (1889: Fr. 155. 50).

Bei 161 Ersatzpferden betrug dieser Erlös Fr. 4890 oder per Pferd Fr. 30. 37 (1889: Fr. 50. 82).

Zum Schlüsse lassen wir eine Durchsehnittsberechnung der Kosten der aus dem Kredit pro 1890 angekauften Pferde folgen: Ausland: Anzahl der Pferde 569.

Per Pferd.

Fr.

Fr.

Ankauf der Pferde.

682,514. 45 1,199. 49 Transportauslagen . . .

4,756. 55 8. 36 Kosten der Kommissionen 4,520. 60 7. 94 Büralspesen 54. -- --. 09 691,845. 60 1,215. 88

789 Inland: Außer den 28 von Rekruten und 5 von remontirungspflichtigen Kavalleristen selbst gestellten und von den 19 vom Fohlenhof übernommenen Pferden wurden aus dem Kredite pro 1890 keine weitern Pferde im Inland angekauft.

c. Pferdestellung der Artillerie.

Die Pferdestellung ist durch die gleichen Organe geleitet worden wie letztes Jahr. Ein Versuch, die Lieferungen zur freien Konkurrenz auszuschreiben, ist ohne Erfolg geblieben. Das Einmiethen der Dienstpferde in Friedenszeiten muß sich nach den Landesverhältnissen richten.

An einigen wenigen Orten ist es möglich, direkt mit dem Pferdebesitzer zu verkehren, in andern Gegenden dagegen wird ·auch in der Zukunft der Vermittler schwerlich zu umgehen sein.

Viele Landwirthe wollen im Verkehr mit Pferdelieferanten bleiben, weil sie im direkten Verkehr mit der Militärverwaltung selbst ebenfalls bei den Ein- und Abschätzungen zu erscheinen hätten und infolge dessen zu viel Zeit verlieren würden. Wir gedenken daher das bisherige Verfahren beizubehalten und durch Vermehrung der Lieferanten möglichst alle Gebiete der verschiedenen Kantone an der Pferdelieferuug theilnehmen zu lassen.

Die Lieferungen waren theils ordentlich, theils aber mittelmäßig. Ganz geringe Pferde lieferten namentlich viele Offiziere bei Anlaß der Divisions- und Brigadeübungen sowohl, als auch bei gewöhnlichen Kursen in der Ost- und in der Centralschweiz.

d. Ausländische Militärpensionen.

Von den Herren Meuricoffre & Comp. in Neapel wurden zu Händen der berechtigten Pensionäre folgende Summen übermittelt.

Vom neapolitanischen Dienst herrührend . . . Fr. 112,488. 85 ,, römischen ,, ,, . . . ,, 3,890. 10 Fr. 17,697. 55 weniger als im Vorjahre.

Yerwaltung gelangten 18 Todesfälle.

Total Fr. 116,378. 95 Zur Kenntniß unserer

e. Militärpflichtersatz.

1. Ertrag und Bezug der Steuer.

Das Ergebniß der in beiliegender Tabelle zusammengestellten Erhebungen über Anlage und Bezug der Militärsteuer weist, der Bundesblatt. 43 Jahrg. Bd. II.

51

Zu Seite 789.

Auszug aus den Stammkontrollen auf 1.Januarr 1890.1 * = p.

DìenstbetVeìte.

Total

i i

der Männer im wehrTotal pflichtigen der Alter laut Eingeteilten.

Stammkontrole.

Kantone.

ii

Total der Dienstbefreiten.

Prozent der Dienstbefreiten zur Gesammtzahl.

Taxirte.

Nichttaxirte.

Prozent der von der Ersatzpflicht Befreiten zu den Dienstbefreiten.

Baselland Schaffhausen . . . .

Appenzell A. Rh.

Appenzell I. Rh. . .

St Gallen . .

Graubündeo . . . .

Aargau Thurgau | Tessin Waadt Wallis j Neuenburs Genf

52,237 82,953 21,679 2,701 8,614 2,013 2,097 5,520 3,641 18,749 14,430 11,512 9,433 5,224 8,121 2.260 39^138 18,119 35,114 1 5,998 25,932 42,264 19,278 16,953 13,166

25,375 37,792 9,884 1,086 3,573 1,215 1,290 2,892 1,701 7,502 7,687 4,561 5,289 2,789 3',67Ö 1,043 17,457 7,579 16,899 7,830 ti,991 24,305 8,141 7,839 5,960

26,862 45,161 11,795 1,610 5,041 798 807 2,028 1,940 11,247 6,743 6,951 4,144 2,435 4,443 1,217 21,681 10540 18,215 8,168 18,941 17,959!

H,«?: 9,114 7,206

51,42 54,44 54,40 59,79 58,52 39,64 38,48 47,60 53,28 59,98 46,73 60,38 43,93 46,61 54,71 53,85 55,40 58,17 51,87 51 ,06 73,04 42,49 57,77 53,76 .54,73

26.134 43,212 11,069 1,507 4,806 721 760 2,559 1,871 10,714 6,715 6,814 3,963 2,390 4,321 1,182 21,065 10,174 17,489 7,920 17,187 13,133 10,008 8,744 6,912

728 1,949 726 108 235 77 47 69 69 533 28 137 181 45 122 35 616 366 726 248 1,754 4,826 1,129 370 294

2,71 4,31 6,15 6,68 4,66 9,65 5,82 2,62 3,55 4,74 0,42 1,97 4,36 1,85 2,75 2,87 2,84 3,47 3,98 3,Ü4 9.26 26,88 10,14 4,06 4,08

Total

477,146

220,358

256,788

53,81

241,370

15,418

6,0

! Zürich Bern 1 Luzern ; Uri i Schwyz i Obvvalden Nidwaldeo Glarus Zuff Freiburg Solothurn

j Laut Geschäftsbericht pro 1889 Total auf !

1. Januar 1889 . .

Durchschnittlich per Kopf der

1

: Bezahlte Steuerbeträge pro 1889.

MB 'liehe gAräge

212,066.

219,267.

59,553.

5,428.

16,042.

3,843.

2,618.

19,946.

10,558.

49.359.

33,005.

68,480.

19,475.

16,421.

22,233.

3,659.

100,037.

45,831.

88,239.

39,948.

40,005.

90,667.

26,966.

76,544.

60,322.

25 95 80 57 68 60 80 65 13 78 15 10 22 40 12 43 91 54 55 10 60 80 -- 70 90

1,330,524. 73

Kantone.

Durchschnitt von 1889 à 1890.

Dienstbefreiten.

Taxirten.

Fr.

Fr.

Fr.

05 73 40 28 92 26 03 35 84 52 49 12 09 25 05 63 64 99 56 95 79 13 06 62 33

7,99 4,97 4,79 3,23 3,24 5,03 3,46 7,74 5,15 4,30 5,08 10,02 4,79 6,70 5,22 3,00 4,72 4,36 4,90 4,89 2,01 5,58 2,47 8,67 8,33

8,21 5,20 5,10 3,46 3,40 5,56 3,68 7,95 5,34 4,51 5,10 10,22 5,01 6,87 5,37 3,09 4,87 4,51 5,10 5,05 2.22 7^63 2,75 9,04 8,68

1 AI. 44 i 1,352,128. 08

5,27

5,60

Fr.

·

i

Halbe T \tzsteuer.

·:6. 97

·6.' 55

214,556.

224,612.

56,513.

5,214.

16,333.

4,011.

2,797.

20,350.

9,993.

48,371.

34,245.

69,669.

19,856.

16,335.

23,201.

3,648.

102,322.

45,937.

89,179.

39,982.

38,185.

100,229.

27,499.

79,040.

60,040.

Zürich.

Bern.

Luzern.

Uri.

Schwyz.

Obvvalden.

Nidwalden.

Glarus.

Zug.

Preiburg.

Solothurn.

Baselstadt.

Baselland.

Schaffhausen.

Appenzell A. Rh.

Appenzell I. Rh.

St. Gallen. .

Graubünden.

Aargau.

Thurgau.

Tessin.

Waadt.

Wallis.

Neuenburg.

Genf.

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|

i l 1

477.330

220,476

256,854

53,81

241,800

15,054

5,86

pro 1888 1,340,588. 91

B89 j pro 1888 à 1889 1 Mû. 36 1 1,335,354. 63

5,20

5,52

790

Hauptsache nach, gegenüber dem Vorjahre, keine wesentlichen Veränderungen auf.

Die Zahl der im dienstpflichtigen Alter befindlichen Männer ist beinahe die nämliche geblieben, ebenso die Zahl der Eingetheilten und diejenige der Dienstbefreiten. Das Total der Taxirten verzeigt eine Verminderung von 430 Maiin, während dagegen die Zahl der Nichttaxirten sich um 364 vermehrt hat. Das Prozentverhältniß der Dienstbefreiten zurGesammtzahl der im wehrpflichtigen Alter stehenden Männer ist exakt das gleiche geblieben wie im Jahre 1889, dasjenige der von der Ersatzpflicht Befreiten zu denDienstbefreitenn hat dagegen um 0,14 °/o zugenommen. lieber dem Durchschnitt von 6 °/o stehenWaadtt mit 26,88%, Wallis mit 10,14 °/o,Obwaldenu mit 9,65%,Tessinn mit 9.26 °/o, Uri mit 6,68 % und Luzern mit 6,15 °/o.

Der muthmassliche Ertrag der halben Ersatzsteuer ist verzeigt mit Fr. 1,373,731. 44 oder um Fr. 43,206 71 höher als derjenige pro 1889. Der Durchschnitt per Kopf der Dienstbefreiten hat um 7 Rp. und derjenige per Kopf derTaxirtn um 8 Rp. zugenommen.

Die im Rechnungsjahre 1890 erfolgten Ablieferungen der Kantone belaufen sich auf Fr. 1,373,779. 36, Inbegriffen die Rückstände vom Vorjahre, und sind um Fr. 41,795. 98 höher als im Jahre 1889.

Gegenüber dem Budget ergibt sich eine Mehreinnahme von Fr. 43,779. 36.

Beim Rechnungsabschluß waren die Kantone Uri und Nidwalden mit ihren Restablieferungen im Rückstände. Dagegen fohlten noch die Generalausweise, welche laut Art. 14 des Bundesgesetzes vom 28. Juni 1878 über den Militärpflichersatza bis zum31.. Januar des auf das Bezugsjahr folgenden Jahres hätten eingereicht werden sollen, von den Kantonen Uri,Glaruss und Wallis.

2. Rekurse.

Im Berichtsjahr gelangten 80 Rekurse und andere Eingaben zur Entscheidung gegen 91 im Vorjahre. 14 Fälle veranlassten Schlußnahmen des Bundesrathes; ß6 dagegen fanden ihre Erledigung durch Entscheid unseres Militärdepartements. Außerdem wurden seitenskantonalerr Behörden und seitens Steuerpflichtiger einige Anfragen, 13 an der Zahl, an das Oberkriegskommissariat gerichtet und von dieser Amtsstelle direkt beantwortet.

Zu Entscheiden von prinzipieller Bedeutung gaben folgende Fälle Anlaß:

791 a. Rekurs Grànicher.

(Schlußnahme vom 25. März.)

André Gränieher in Genf wurde vom dortigen Kanton zur Nachbezahlung aller gemäß Bundesgesetz vom 28. Juni 1878 schuldig gewordenen Militärsteuern verhalten, wogegen er das Begehren stellte, daß er nur vom Zeitpunkt hinweg, wo er stimmfähig gewordeo, ' als militärsteuerpflichtig erklärt werden möchte. Wir haben dieses Begehren als unbegründet abgewiesen, gestützt auf folgende Erwägungen: 1. Nach Art. i des Militärpflichtersatzgesetzes hat jeder im dienstpflichtigen Alter befindliche, innerhalb oder außerhalb des Gebietes der Eidgenossenschaft wohnende Schweizerbürger, welcher keinen persönlichen Militärdienst leistet, dafür einen jährlichen Ersatz in Geld zu entrichten.

2. Daß er persönlichen Militärdienst geleistet habe, behauptet der Rekurrent nicht, und ebensowenig stellt er darauf ab, er sei vor seiner Aufnahme in das Genfer Staatsbürgerrecht nicht Schweizerbürger gewesen. Uebrigens ergibt sich aus seinem Dienstbüchlein, daß er bernischer Kantonsbürger ist und niemals eingetheilt war.

3. Vom Militärpflichtersatz sind einzig und allein enthoben die in Art. 2 des Bundesgesetzes vom 28. Juni 1878 aufgestellten Kategorien von Schweizerbürgern. Eine Kategorie von nicht stimmberechtigten Bürgern kennt dieser Art. 2 nicht.

4. Rekurrent ist daher auch für die Zeit ersatzpflichtig, wo er des Stimmrechts resp. der bürgerlichen Ehrenfälligkeit nicht theilhaftig war.

b. Rekurs Lüscher.

(Schlußnahme vom 25. April.)

Die Frage, ob Herr Rudolf Lüscher von Beon, Kanton Aargau, in Bern, für die Jahre 1868 bis 1878 in seinem Heimatkanton oder im Kanton Bern zur Bezahlung des Militärpflichtersatzes verhalten werden könne, haben wir, in Erwägung: 1. daß der Bundesrath sich wohl nur mit der Steuerforderung für das Jahr 1878 befassen könne, weil die Besteuerung pro 1868 bis und mit 1877 unter die Herrschaft der kantonalen Gesetze fällt und das Bundesgesetz betreffend den Militärpflichtersatz vom 28. Juni 1878 erst für das Jahr 1878 in Kraft getreten ist; 2. daß die Steuerforderung für das Jahr 1878 nun aber dem Kanton Bern zugestanden werden muß, weil Rekurrent nachgewiesen

792 hat, daß er schon Ende des Jahres 1877 sich als berniscb kantonaler Beamter in Bern niedergelassen hat und somit den Ersatz pro 1878 au diesen Kanton zu leisten hatte, was nach dem Dienstbüchlein des Rekurrenten auch geschehen ist; 3. daß, wenn Rekurrent sich darauf beruft, er habe während der Zeit seiner Landesabweseuheit in England von 1857 bis 1877 daselbst Kriegssteuer, bezw. Militärsteuer bezahlen müssen, die Richtigkeit dieser Angabe bezweifelt werden muß, da nach Art. 5 des Vertrages zwischen der schweizerischen Eidgenossenschaft und Großbritannien und Irland, vom 6. September 1855, die Schweizer auf dortigem Gebiete weder zum Militärdienst noch zu einer entsprechenden Ersatzleistung angehalten werden dürfen, daß daher Herr Lüscher während jener Zeit vielmehr gegenüber der Schweiz ersatzpflichtig war; 4. daß aber die Frage, welchem Kanton die Steuerhoheit filidie Zeit der Landesabwesenheit des Herrn Lüscher zusteht oder zugestanden hat, eine staatsrechtliche ist, welche sich der Beurtheilung durch den ßundesrath entzieht, deren Entscheidung vielmehr nach Art. 57 des Bundesgesetzes über die Organisation der Bundesrechtspflege vom 27. Brachmonat 1874 in die Kompetenz des Bundesgerichtes fällt, folgendermaßen entschieden : 1. die Ersatzsteuerforderung pro 1878 steht dem Kanton Bern zu und die Bezahlung derselben durch den Rekurrenten an diesen Kanton wird als korrekt anerkannt; 2. in die Frage, ob Rekurrenfc für die früheren Jahre von 1868 bis 1877, wo er landesabwesend war, gegenüber dem Kanton Aargau oder gegenüber dein Kanton Bern ersatzpflichtig sei, wird nicht eingetreten.

c. Rekurs Vermot.

(Schlußnahme vom 17. Juni.)

Der Kauton Neuenburg belangte den Landarbeiter Louis Vermot, geb. 1860, in Brévine, für 9 rückständige Ersatzsteuern, gegen deren Nachbezahlung Letzterer an uns rekurriren zu sollen glaubte.

Wir haben den Rekurs als unbegründet abgewiesen und unsere diesfällige Schlußnahme begründet wie folgt : 1. Rekurrent, der zugibt, Schweizerbürger zu sein, ist 1860 geboren und somit, wo immer er sich aufgehalten haben mag, nach Art. l des Bundesgesetzes betreffend den Militärpflichtersatz vom 28. Juni 1878 im Jahre 1880 an die Schweiz ersatzpflichtig geworden.

793 2. Uobestrittenermaßen hat sich Rekurrent erst während der ersten Monate des Jahres 1890 in der Schweiz angesiedelt, nachdem er seit dem Jahre 1880 uud vorher schon in Frankreich domizilirt gewesen ist.

3. Die von Vermot nachgeforderten Steuern beschlagen Jahre, in welchen er landesabwesend gewesen, weßhalb für ihn nur die durch Art. 11, litt, b, des Militärpflichtersatzgesetzes vorgesehene zehnjährige Verjährungsfrist anwendbar sein kann.

4. Das erste Jahr, in welchem der Ersatz fällig geworden, ist das Jahr 1880, nach dessen Ablauf zufolge des nämlichen Art. 11 die Verjährungsfrist begonnen hat und erst auf Ende 1890 abgelaufen sein wird.

5. Rekurrent schuldet demnach unzweifelhaft alle ihm vom Kanton Neuenburg nachgeforderten Ersatzsteuern und ist die Steuerforderung an den Rekurrenten eine durchaus gesetzliche.

d. Rekurs Fleury.

(Schlußnahme vom 11. August.)

Joseph Fleury von Laufen (Bern) suchte bei der bernischen Militärdirektion um Rückerstattung der für die Jahre 1879 bis und mit 1884 bezahlten Ersatzsteuern nach, und zwar gestützt darauf, daß er seither die versäumten Wiederholungskurse nachgeholt habe.

Die genannte Direktion überwies das Gesuch unserm Militärdepartement zur Provokation eines bundesräthlichen Entscheides und verband damit die Frage, ob der Steuerrückforderungsanspruch nicht als verjährt zu betrachten sei? Wir zogen in Betracht: 1. Fleury, geb. 1857, hat im Jahre 1877 die Rekrutenschule bestanden und ist der Positionskompagnie Nr. 4 von Baselstadt zugetheilt worden.

2. Zufolge dieser Eintheilung war er wiederholungskurspflichtig in den Jahren 1878, 1880, 1882, 1884, 1886 und 1888. Er befand sich aber während der Jahre 1879 bis und mit 1884 im Dienste der schweizerischen Centralbahn und war in Folge dessen nach Art. 2, litt, f, der Militärorganisation von der Wehrpflicht enthoben.

3. Während der Zeit, wo er bei der Centralbahn angestellt war, versäumte er die Wioderholungskurse von 1880, 1882 und 1884.

Er hat aber die in die Jahre 1886 und 1888 fallenden Wiederholungskurse bestanden und im Jahre 1890 einen der als Bahnangestellter versäumten Dienste nachgeholt. Nach dem Kreis-

794 schreiben des Bundesrathes an die Kantone vom 14. September 1888 betrifft die Dienstnachholung den im Jahre 1880 versäumten Dienst, wofür er Fr. 12. -- Ersatzsteuer an den Kanton Bern bezahlt hat.

4. Eine Verjährungseinrede ist daher, nachdem Fleury erst im laufenden Jahre einen früher versäumten Dienst nachgeholt und Anspruch auf Rückforderung einer für Dienstversäumniss bezahlten Steuer erhalten hat, nicht statthaft und wäre es auch nicht, wenn man die in den Jahren 1886 und 1888 bestandenen Wiederholungskurse ebenfalls als Dienstnachholung gelten lassen wollte und gelten lassen könnte.

Gestützt hierauf haben wir dem Fleury nur ein Rückforderungsrecht für die pro 1880 an Bern mit Fr. 12. -- bezahlte Ersatzsteuer zugestanden, ihn aber im Uebrigen mit seiner Steuerrückforderung abgewiesen.

e. Rekurs Müller.

(Schlußnahme vom 15. September.)

Der wegen geistiger und körperlicher Gebrechen vollständig erwerbsunfähige Albert Müller von Herisau wurde pro 1890 der Besteuerung unterworfen, und zwar sowohl mit der Personaltaxe von Fr. 6. -- als mit einer Zuschlagstaxe von Fr. 16. -- für anwartschaftliches Vermögen belegt. Die kantonale Rekursinstanz von Appenzell A.-Rh. ließ auf die Beschwerde des Vaters Müller hin die Personaltaxe fallen, hielt jedoch die Steuer für anwartschaftliches Vermögen aufrecht.

Den von Vater Müller gegen diesen Entscheid an uns gerichteten Rekurs haben wir begründet erklärt und damit den Sohn Müller vom Militärpflichtersatz enthoben, gestützt auf folgende Motive : 1. Nach Art. 2, litt, a, des Bundesgesetzes vom 28. Juni 1878 sind nicht nur die öffentlich unterstützten Armen, s o n d e r n a u c h -- das Gesetz sagt ,,sowie" ·-- diejenigen vom Militärpflichtersatz enthoben, welche in Folge geistiger oder körperlicher Gebrechen erwerbsunfähig sind u n d kein für ihren und ihrer Familie Unterhalt hinreichendes Vermögen besitzen.

2. Daß Sohn Albert Müller in Folge geistiger und körperlicher Gebrechen erwerbsunfähig, ist eine unbestrittene Thatsache.

3. Ebenso ist sowohl der Taxation als dem angefochtenen kantonalen Rekursentscheide zu entnehmen, daß Sohn Albert Müller

795

e i g e n e s Vermögen, das für seinen Unterhalt hinreichen würde, nicht besitzt.

4. Sohn Müller gehört demnach unstreitig in die eine der durch Art. 2, litt, a, des Bundesgesetzes vom 28. Juni 1878 vom Militärpflichtersatz enthobenen Kategorien von Schweizerbürgern.

5. Zudem besteht der Militärpflichtersatz nach Art. 3 des erwähnten Gesetzes in einer Personaltaxe und in einem dem Vermögen und dem Einkommen entsprechenden Zusehlag.

6. Enthebt nun Art. 2 legis cit. einen Schweizerbürger vom Militärpflichtersatz, so ist er nicht nur von der Personaltaxe, sondern selbstverständlich um so viel mehr von einer Zuschlagstaxe befreit, da eine Zuschlagataxe ohne Personaltaxe undenkbar ist.

f. Schlu/Snahme vom 29. September.

In Betreff der Frage der Militärpflichtersatzsteuer der Feldprediger, der Feldpost- und der Feldtelegraphenbeamten haben wir beschlossen : 1. Es seien die Feldprediger, sowie die Feldpost- und Feldtelegraphenbeamten, gleich wie die Stabssekretäre, für die Dauer ihrer Eintheilung von der Ersatzpflicht zu befreien.

2. Dieser Beschluß findet für das Jahr 1890 seine Anwendung in der Weise, daß bereits bezahlte Ersatzsteuera zurückzuvergüten sind.

g. Rekurs Trutmann.

(Schlußnahme vom 14. Oktober.)

Die Beschwerde des Uhrmachers Franz Adolf Trutmann von Küßnacht gegen den Entscheid des Regierungsrathes von Schwyz betreffend Berechnung einer Zuschlagstaxe für ein Einkommen von Fr. 200. -- wurde begründet erklärt, gestützt auf folgende Erwägungen : 1. Das Militärpflichtersatzgesetz versteht unter reinem Einkommen (Art. 5, litt. B) a. den Ervverb, welcher mit der Ausübung einer Kunst, mit dem Betrieb eines Berufes, Geschäftes oder Gewerbes, oder mit einem Amte oder einer Anstellung verbunden ist; b. den Ertrag von Leibrenten, Pensionen und ähnlichen Nutzungen.

2. Nach dem vom Rekurrenten beigebrachten Arztzeugniß ist derselbe für einen langen, nicht genau zu bestimmenden Zeitraum als vollständig erwerbsunfähig zu betrachten.

796 3. Rekurrent ist somit autôer Stande, sein Gewerbe als Uhrmacher zu betreiben und einen Erwerb daraus zu erzielen.

4. Ebenso scheinen dem Rekurrenteu nach dem erstinstauzlichen Rekurseatscheide und nach dessen Begründung keine Leibrente , Pension oder ähnliche Nutzungen zuzustehen, deren Ertrag als reines Einkommen im Sinne des Gesetzes besteuert werden könnte.

5. Die Berechnung eines Zuschlages für Einkommen ist demnach dem Kekurrenten gegenüber nicht zuläßig.

IX. Justizpflege.

Die Zahl der im Berichtsjahre zur Behandlung gelangten S t r a f f ä l l e beträgt 76 (65 im Jahre 1889). Hievon wurden 15 Fälle durch die gewöhnliehen Militärgerichte und 23 auf disziplinarischem Wege abgewandelt. In 19 Fällen wurde die Untersuchung Mangels genügender Beweise, oder weil kein Vergehen vorlag, sistirt. 14 Geschäfte wurden gemäß Art. 74 des Strafgesetzbuches und Art. 3 und 4 der Militärstrafgerichtsordnung vom 28. Juni 1889 den kompetenten kantonalen Behörden überwiesen. Drei Geschäfte waren auf Jahresschluß noch nicht erledigt.

Nach der Natur der Verbrechen und Vergehen lassen sich die 76 Straffälle wie folgt eiotheilen: D i e b s t a h l . Von den Militärgerichten sind 4 Fälle behandelt und die Schuldigen mit 10 Tagen bis zu 9 Monaten Gefängniß bestraft worden. 5 Fälle wurden auf disziplinarischem Wege erledigt, ein sechster Fall wurde den zürcherischen Gerichtsbehörden überwiesen. In 14 Fällen mußte wegen mangelnder Schuldindizien die Untersuchung sistirt werden.

Betrug, V e r u n t r e u u n g , Eigen t h u m s b e s c h ä d i g u n g : Acht Fälle. Vier Angeklagte sind von Militärgerichten zu Strafen von 4 Wochen bis zu l Jahr Gefängniß verurtheilt worden ; zwei andere sind disziplinarisch bestraft und in einem Falle ist das Verfahren eingestellt worden. Ein letzter Fall ist den waadtländischen Behörden zur Aburtheilung überwiesen worden.

F ä l s c h u n g e n . Das Militärgericht der IV. Division hat in einem Falle eine Strafe von l Tag Gefängüiß ausgesprochen. Zwölf Fälle sind disziplinarisch abgewandelt und 12 weitere Fälle sind den kantonalen Behörden überwiesen worden. In einem Falle ist die Untersuchung eingestellt worden.

Fast alle diese Fälschungen beziehen sich auf die pädagogischen Noten der Dienstbüchlein.

797

E h r b e i e i d i g u n g. In zwei Fällen ist die Untersuchung sistirt, in einem Falle dagegen ist der Angeklagte, und zwar durch das Militärgericht der IV. Division, zu 10 Tagen Arrest und zu den Kosten verurtheilt worden.

K ö r p e r v e r l e t z u n g e n u n d R a u f h ä n d e l . E i n Fall fand wegen Inkompetenz des Militärgerichtes seine Erledigung durch Freisprechung des Angeschuldigten. Zwei Fälle sind auf disziplinarischem Wege und zwei weitere Fälle durch Ueberweisung an die kantonalen Behörden zur Erledigung gelangt.

D r o h u n g . Ein Fall ist den kantonalen Behörden überwiesen worden und in einem Falle war die Untersuchung auf Jahresschluß noch im Gange.

Das Auffinden der Leiche eines am Tage nach der Waffeninspektion vor seiner Wohnung todt gefundenen Milizen gab Anlaß zur Einleitung einer Untersuchung. Diese mußte aber wegen ungenügender Schuldindizien sistirt werden.

Ein anderer Fall betreffend den zu Hause erfolgten Tod eines aus dem Dienste heimgekehrten Militärs, welcher Fall ganz den Charakter einer V e r g i f t u n g an sich trug, ist, weil nicht in die Kompetenz der Militärgerichte fallend, dem Kanton Waadt zugewiesen worden.

Endlich war auf Jahreschluß noch ein Militärpflichtiger in Untersuchung unter der Anklage auf Entführung einer minderjährigen Person.

I n s u b o r d i n a t i o n s -Vergehen kamen glücklicherweise wenige vor. Drei solcher Fälle sind disziplinarisch erledigt worden.

Gegen einen der F a h n e n f l u c h t angeklagten Militär ist, gestützt auf das Gutachten von Irrenärzten, demzufolge der Betreffende als unzurechnungsfähig erklärt wurde, das Verfahren eingestellt worden.

Die V o r s c h r i f t d e s Generalbefehle b e t r e f f e n d d i e Exerzierpatron sind in einem einzigen Falle übertreten worden. Der Schuldige ist durch das Militärgericht der IV. Division zu 14 Tagen Gefängniss verurtheilt worden.

B e g n a d i g u n g s g e s u c h e sind dem Bundesrathe, welchem gemäß der neuen Militärstrafgerichtsordnung die Erledigung solcher Gesuche zusteht, im Berichtsjahre 4 eingereicht worden. Von diesen 4 Gesuchen ist e i n e m entsprochen worden, indem dem Verur theilt der letzte Drittheil der Strafe nachgelassen wurde.

798 In Anwendung von Art. 122, Alinea 3, der Militärstrafgerichtsordnung haben wir einem des Diebstahls beklagten Milizen, gegen den das Verfahren eingestellt werden mußte, eine Entschädigung von Fr. 100 zugesprochen. Der Betreffende hatte in Folge Anwendung strenger Maßregeln eine lange Untersuchungshaft ausgehalten, ohne des eingeklagten Vergehens überwiesen werden zu können.

Nach dem Inkrafttreten der neuen Militärstrafgerichtsordnung ist im Laufe des Berichtsjahres die Zahl der Justizoffiziere vermehrt worden und wir haben, gestützt auf die von den kantonalen Militärbehörden eingelangten Vorschläge, die in der Militärstrafgerichts ordnung vorgesehenen Militärgerichte bestellt.

Im Laufe des Berichtsjahres sind sodann eine Anzahl Erlasse au die Justizoffiziere ergangen, welche hauptsächlich prompten, korrekten und einheitlichen Dienst der Militärjustiz bezwecken. Diese Erlasse bilden ein Handbuch für alle Justizoffiziere Im Weitern ist eine Reihe von Formularen eingeführt worden, welche es ermöglichen, über die Durchführung und Dauer der Voruntersuchungen und über die genaue Ausführung der gesetzlichen Bestimmungen -- speziell betreffs der den Angeschuldigten zugesicherten Garantien -- Kontrole zu üben.

In Ausführung der neuen Militärstrafgerichtsordnuug vom 28. Juni 1890 haben wir Vorschriften über das Rechnungswesen der Militärjustiz erlassen, welche unser Militärdepartement durch Spezialformulare tur dieses Rechnungswesen ergänzt hat.

Grundsätzliche Entscheide.

1. Von einer kantonalen Militärbehörde ist die Frage aufgeworf worden, ob eia durch strafgerichtliches Erkenntniß zum zeitweiligen Verluste seiner bürgerlichen Ehren und Rechte verurtheilter Militär nach Ablauf der Strafzeit wieder bei der Truppe eingetheilt werden und ob derselbe den vor der Verurtheilung bekleideten Grad wieder ansprechen könne.

Von der Ansicht ausgehend, daß mit dem militärischen Grade in Wirklichkeit öffentliche Handlungen verbunden sind, hatte der Oberauditor sich in dieser Frage dahin ausgesprochen, daß der Militär in Folge eines strafgerichtlichen (Urtheils seinen Grad ohne Weiteres verliere, daß derselbe deßhalb später nur als Soldat wieder Dienst thun könne.

Wir haben in dieser Angelegenheit keinen definitiven Entscheid gefaßt. In unserer an die betreffende Kantonsregierung gerichteten Antwort haben wir erklärt, daß die einschlägigen Bestimmungen

799 des Gesetzes die Wiedereinsetzung des Verurtheilten in den von ihm früher bekleideten Grad vorzuschreiben scheinen, daß aber die Wiedereinsetzung so schwere Uebelstände im Gefolge habe, daß es gerathen erscheine, den Verurtheilten überhaupt nicht mehr in den Militärdienst einzuberufen.

2. Von Seiten einer kantonalen Militärbehörde befragt, hatten wir im Laufe des Berichtsjahres Veranlassung zu erklären, daß den kantonalen Militärgerichten seit dem Inkrafttreten der neuen Militärstrafgerichtsordnung keinerlei Kompetenzen mehr zukommen.

3. Zu wiederholten Malen hatten wir uns mit der Frage zu beschäftigen, ob Art. l, Ziffer 5, der Militärstrafgerichtsordnung auch auf die vom persönlichen Militärdienst befreiten und deßhalb dem Militärpflichtersatz unterstellten Personen, sowie auf die im Landsturm Eingetheilten anwendbar sei.

Wir haben in dieser Angelegenheit die Gutachten des Bundesanwaltes und des Oberauditors eingeholt. Der Erstere wollte die Frage in bejahendem Sinne erledigen. Der Letztere dagegen waider Ansicht, daß nach dem gegenüber dem deutschen viel präziseren französischen Texte des Art. 1. Alinea 5 des neuen Gesetzes nur die M i l i t ä r s , d . h . die zur persönlichen Militärdienstleistung Verpflichteten, zu verstehen seien und daß speziell betreffend den Landsturm das Bundesgesetz vom 4. Dezember 1886 in Art. 5, Alinea l, ausdrücklich erkläre, daß diese Truppe der militärischen Jurisdiktion erst dann unterstehe, wenn sie wirklich aufgeboten sei. Der Oberauditor wollte daher in allgemeiner Form erklären, daß Art. l, Ziffer 5, der Militärstrafgerichtsordnung weder auf die gänzlich vom persönlichen Militärdienst Befreiten, noch auf die im Landsturm Eingetheilten Anwendung finde.

In diesem Sinne haben wir uns unterm 13. Mai 1890 grundsätzlich ausgesprochen und diesen Beschluß am 11. August 1890 bestätigt Dieser Entscheid ist in zahlreichen Fällen, in denen es sich um Fälschung von üienstbüchlein durch Ersatzpflichtige handelte, zur Anwendung gelangt.

Wir haben den Kantonen durch Kreisschreiben Wegleitung für alle Fälle von Dienstbüchleinfälschungen zugehen lassen.

4. Gegen einen wegen Eigenthumsbesehädigung disziplinarisch bestraften Soldaten ist eine Schadensersatzforderung geltend gemacht worden.

Diese Forderung ist abgewiesen worden, weil eine ohne kontradiktorische Verhandlung ausgesprochene Disziplinarstrafe eine

800

Verschärfung in der Weise, daß dem Bestraften auch noch die Vergütung von verursachtem Schaden auferlegt wird, in der Regel ausschließt. Schadensersatzvergütungen können in Anwendung von Art. 185 des Militärstrafgesetzbuches nur durch die kompetenten (bürgerlichen oder militärischen) Gerichte gesprochen werden.

In gleichem Sinne ist die weiter aufgeworfene Frage entschieden worden, ob ein disziplinarisch bestrafter Militär durch die Behörde, welche die Strafe verhängt, auch noch zu den Kosten verurtheilt werden könne. Hiebei stützt man sich auf den Umstand, daß dio Auferlegung der Kosten in den in Art. 167--173 des Militärstrafgesetzbuches aufgezählten Disziplinarstrafen nicht erwähnt sei und der Art. 163 der Militärstrafgerichtsordnung die Auferlegung von Kosten nur auf dem Wege des Strafurtheils gestatte.

5. Zwei Offiziere haben eine Klage wegen einer in der Presse verübten Ehrbeleidigung, begangen durch einen unter ihrem Befehle im Dienste gestandenen Soldaten, anhängig gemacht. Mit dieser Klage ist die Frage aufgeworfen worden, ob in Anwendung von Art. 1, Ziffer 5, der Militärstrafgerichtsordnung Wehrpflichtige, welche der Verleumdung gegenüber Vorgesetzten beschuldigt werden, auch außer Dienst zur Verantwortung gezogen werden können.

Der Oberauditor hatte in Anbetracht des allgemein gehaltenen Wortlautes der erwähnten Gesetzesbestimmung, welche ,,militärpflichtige Personen außerhalb des Dienstes mit Bezug auf ihre ,,dienstlichen Pflichten" der militärischen Jurisdiktion unterstellt, die Frage bejaht.

Wir haben jedoch, gestutzt namentlich auf den Wortlaut dur Botschaft zur Militärstrafgerichtsordnung, die Frage wie folgt entschieden : Art. l, Ziffer 5, der Militärstrafgerichtsordnung ist nicht auwendbar in Fällen, wo Militärbehörden oder Militärpersonen sich durch verleumderische Zeitungsartikel beschimpft glauben, welche außer Dienst geschrieben und veröffentlicht werden.

6. Anläßlich eines Rekurses ist von unserem Militärdepartement entschieden worden, daß die kantonalen Behörden nicht berechtigt seien, in den Dienstbüchlein der Wehrpflichtigen Disziplinarstrafen einzutragen.

Eine solche Eintragung ist in dei- Verordnung des Bundesrathes vom 23. Mai 1879, welche bezüglich der Einträge ins Dienstbüchlein die nähern Bestimmungen enthält, nicht vorgesehen. Da aber durch solche Eintragungen die Strafe selbst bedeutend verschärft wird, ist es unzulässig, Strafen im Dienstbüchlein vorzumerken, so lange das

801 Gesetz selbst die Behörden hiezu nicht ausdrücklich ermächtigt, was zur Zeit nicht der Fall ist.

7. Der Rekurs eines durch den Divisionswaffenkontroleure wegen ungebührlichen Betragens bestraften Wehrpflichtigen i s t durch kontroleur nicht kompetent war, die Strafe zu verhängen. Der Waffenkontroleur hat sich lediglich darauf zu beschränken, Vergehen, deren sich Wehrpflichtige außer Dienst schuldig machen, demMilitärdepartement, als der zur Bestrafung des Schuldigen auf demDisziplinarwegee einzig kompetenten Behörde, anzuzeigen.

8. Das Entschädigungsgesuch des ,,offiziösen" Anwaltes eines Angeklagten, welch' letzterer nach durchgeführter Voruntersuchung disziplinarisch bestraft wurde, ist von unserem Militärdepartement abgewiesen worden. Die Verordnung vorn 12. Februar 1890 betreffend das Rechnungswesen der Militärjustiz macht keinen Unterschied zwischen ,,offiziösem" und ,,offiziellem"' Anwalt. Dagegen ergibt sich aus dem Wortlaut der Art. 8. 12 und 13 der erwähnten Verordnung, in Verbindung mit den Art. 107, 120 und 126 der Militärstrafgerichtsordnung, daß der Anwalt erst nach abgeschlossener Voruntersuchung in Funktion zu treten hat, daß er deßhalb für seine Mühewaltung erst von diesem Momente an durch die Militärkasse zu entschädigen ist.

X. Kriegsmaterial.

1. Persönliche Ausrüstung.

a. Offiziere.

Der Bezug von Reitzeugen, Säbeln, Revolvern und Feldstechern seitens der Offiziere ist bedeutender gewesen als im Vorjahre.

Namentlich erfreut sich der kleinkalibrige Revolver einer großen Beliebtheit. 31 Offiziere unberittener Waffengattungen machten von dem Rechte des Austausches der groß- gegen kleinkalibrige Revolver Gebrauch Es befinden sich dermalen in Händen der Offiziere: 1939 Revolver 10,4 mm. Modell 1878 und 2184 ,, 7,5mm.

,, 1882.

Der vermehrte Verkauf von Revolvern ist auch eine Folge der Preisermäßigung dieser Waffen für die dem bewaffneten Landsturm angehörenden Offiziere.

802 Obschon die Eidgenossenschaft zu einem Beitrage au die Ausrüstung der Landsturmoffiziere gesetzlich nicht verpflichtet ist, glaubten wir hier eine Konzession machen zu sollen, da die Landsturmoffiziere bei der speziellen Bestimmung dieser Truppe für den kleinen Krieg, für den Sicherungsdienst der Etappenlinien u. s. w.

ebenso gut in den Fall kommen können, vom Revolver Gebrauch zu machen, wie die Offiziere der Feldarmee. Der erhöhte Bezug solcher Waffen gibt Zeugniß von dem Anklang, welchen der Beschluß der Gleichstellung im Preise bei den Landsturmoffizieren gefunden hat.

Die Nachfrage nach Offizierskoffer ist verbal tnissmässig immer noch gering.

b, Rekruten.

Bekleidung und Ausrüstimg.

B e k l e i d u n g . Es wurden zum Theil noch Käppi und Aermelwesten alter Ordonnanz, an die Rekruten abgegeben, neben, solchen neuer Ordonnanz. Die auf Ende 1890 noch übrig gebliebenen Stücke siud definitiv ausrangir und gegen angemessene Entschädigung an die Kantone den Kleiderreserven einverleibt worden.

A n s r ü a t u n g. Die verstärkten Anschaffungen des Vorjahres haben zum Theil auch noch im Berichtsjahr fortgedauert 5 dieselben sind aber jetzt in der Hauptsache erledigt und wird in der Zukunft wieder der normale Bedarf zu decken bleiben, abgesehen von denjenigen Gegenständen, welche für die neue Bewaffnung der Infanterie erforderlich sind.

Bewaffnung.

Nachdem die Fabrikation von Vetterligewehren mit dem Jahre 1889 eingestellt worden ist, mußte für die Bewaffnung der im Jahre 1890 instruirten Rekruten eine größere Partie gebrauchter Gewehre, Modell 1881, aufgerüstet werden. Dieses Aushülfsverfahren wird wegen der rückständigen Fabrikation des neuen Gewehres auch noch für 1891 angewendet werden müssen.

g

O

c. Eingetheilt Mannschaft.

Bekleidung und Ausrüstung.

Die Abgabe von Ersatzkleidern hat sich gegenüber dem Vorjahre nicht vermehrt und gibt in den Schulberichten zu keinen besondern Bemerkungen Anlaß, was wohl zum größeren Theil auf die seit einigen Jahren vorgenommenen Kleiderinspektionen zurückgeführt werden darf.

803

d. Kleiderausrüstungs-Reserve.

Die im Berichtsjahr eingeführte Besichtigung der kantonalen Kleider und Ausrüstungsreserven hat ergeben, daß die meisten kantonalen Verwaltungen in neuester Zeit mit Erfolg Anstrengungen machen, die Quantität und Qualität der Effekten zu verbessern.

Einläßliche luspektionsberichte hierüber wurden den Militärbehörden der Kautone mitgetheilt.

e, Gemeindeweise Waffeninspektionen.

Die Zahl der Waffen, welche zur Reparatur abgenommen werden mußten, hat sich neuerdings verringert, dagegen ist das Verhältniß der von Rost beschädigten Waffen gegenüber solchen, welche andere Fehler erzeigen, immer noch ziemlich ungünstig.

Die nachstehende Tabelle gibt über das Ergebnili der Inspektionen nähern Aufschluß.

Division.

Vorgewiesene Waffen.

17,960

I.

n.

HI.

17,487 16,000 13,635 14,942 17,350 17,319 11,881

IV.

v.

VI.

VII.

viti.

126,574 In Prozenten y

.,

Zur Reparatur abgenommene Waffen.

Wovon von Kost beschädigte Waffen.

554 695

431 505 737 390 310 273 330 854

846

422 412 332 460 955

3,69

3830 81,90

1889 4,15

72,70

4676

Das neue Regulativ über die Inspektion der Waffen in Händen der Mannschaft durch die Divisionswaffenkontroleure ist im Berichtsjahre zum ersten Mal in allen Divisiouskreisen zur Anwendung gekommen.

Die neuen Bestimmungen für ein einheitliches Verfahren übten einen sichtbar günstigen Einfluß aus, nicht nur auf den gleichmäßigeren Gang der Inspektionen, sondern auch in Bezug auf die Resultate cer Untersuchung. Dieser Einfluß, sowie die fortwährende Belehrung über den Unterhalt der Waffen seitens der Kontroleure macht sich in den meisten Divisionskreisen recht bemerkbar.

804

Wenn man bedenkt, daß noch in deu 70er Jahren 20 °/o und mehr der vorgewieseneu Waffen zur Reparatur abgenommen werden mußten, während es deren gegenwärtig nur noch etwa 4 °/o sind, so darf dies ohne Zweifel als ein befriedigendes Resultat bezeichnet werden. Am meisten wird noch darin gefehlt, daß die Waffen nicht immer richtig und rechtzeitig gereinigt werden, infolge dessen sich Rost ansetzt. Hier könnten namentlich die Vorstände der Schützengesellschaften durch passende Ermahnung, Anordnen des Reinigens auf dem Schießplatz und Inspektion der Waffen vor der Entlassung zu einer Besserung wesentlich beitragen.

f. Gewehrmagazine.

In einigen kantonalen Zeughäusern sind die Gewehrmagazine zu klein für die successive stark angewachsenen Vorräthe, wodurch die Ueberwachung und Besorgung bedeutend erschwert wird. In dieser Beziehung wird auf Abhülfe Bedacht genommen werden müssen.

2. Korpsausrllstung und Material der Truppenverbände.

Im Gegensatz zu den Jahren 1888 und 1889, in denen aus bekannten Gründen die Anschaffung von Kriegsmaterial in außerordentlicher Weise beschleunigt wurde, nahmen sowohl die Neuanschaffungen von Kriegsmaterial als auch die Ergänzungs- und Verbesserungsarbeiten im Berichtsjahre wieder normale, durch die ordentlichen Kredite begrenzte Formen an.

Von besonderer Wichtigkeit sind folgende Arbeiten : Beginn der Zutheilung der neuen Einheitsfuhrwerke an die Infanterie; Fortsetzung der Abgabe von Mannschaftsdecken an die Truppeneinheiten, wobei auch die Artillerie, Kavallerie und das Genie berücksichtigt werden konnten.

Die Einführung des nenen Kaltbeschläges ist nicht so weit gediehen, wie wir ursprünglich vorausgesetzt hatten, sie wurde hauptsächlich dadurch etwas verzögert, daß eine Menge Detailfragen zu studiren waren (Vertheilung der verschiedenen Größennummern auf die BeschiiTung und auf die Fuhrwerke, Anlegung von Reservebeständen etc.), welche vor der definitiven Zutheilung des Beschlages an die Armee gelöst werden mußten.

Im Berichtsjahr ist die Anschaffung der Landsturmkapüte abgeschlossen worden mit im Ganzen 80,000 Stück, welche als Korpsmaterial erklärt worden sind und im Jahre 1891 auf die Kantone repartirt werden sollen.

805 Dislokationen von Korpsmaterial fanden nur in unbedeutendem Maße statt; zu erwähnen ist diejenige der Fon tonni erkompagnie Nr. l, infolge welcher die gesammte Korpsausrüstung des Geniebataillons Nr. l nun im gleichen Depot vereinigt ist.

Von großem Interesse waren die Mobilmachungen verschiedener Truppeneinlieiten für den Okkupationsdienst im Kanton Tessin, welche, obschon sie gänzlich unvorbereitet waren, glatt und in kürzester Zeit von Statten gingen.

Die Kommandanten der Truppeneinheiten sprechen sich in den Rapporten über die Inspektionen ihrer Korpsausrüstung im Allgemeinen befriedigt aus über den Zustand des Materials. Neben dem hauptsächlichsten Vortheil, der aus diesen Inspektionen für die Offiziere seihst erwächst, indem dieselben dadurch Gelegenheit haben, sich einläßlich mit der Ausrüstung ihrer Korps zu beschäftigen, geben diese: Berichte der Verwaltung Anhaltspunkte über neue Bedürfnisse und Wünsche der Truppe.

Wir anerkennen gerne, daß die Truppen vielfach bei Behandlung des Korpsmaterials mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit vorgehen.

Immerhin muß betont werden, daß der Werth des Kriegsmaterials nicht von allen Seiten gebührend geschätzt wird, indem der Verwaltung fortwährend Klagen über diesen Punkt zur Kenntniß gebracht werden. Diesem Uebelstande könnte zum Theil leicht abgeholfen werden, wenn zur Uebernahme und Rückgabe der Korpsausrüstuog, sowie zu deren Besorgung während des Dienstes etwas mehr Zeit, als in den letzten Jahren üblich, zur Verfügung gestellt würde.

Der Ersatz von Ausrüstungsgegenständen, wie er in den letzten Jahren ausschließlich durch das Centraldepot besorgt wird, hat sich bewährt.

Infanterie.

Die Zutheilung der neuen Einheitsfuhrwerke an die Infanteriebataillone des Auszuges hat begonnen und ist gegenwärtig für eine Anzahl Bataillone bereits durchgeführt. Drei Bataillone haben diese neuen Fourgons zu ihrem Okkupationsdienste in's Tessin mitgenommen, und hat sich die Truppe mit den Wagen rasch vertraut gemacht. Die Fourgons alter Ordonnanz, die durch Lieferung der neuen Fuhrwerke beim Auszug verfügbar werden, werden successive der Landwehr zugetheilt, wodurch Gelegenheit geboten ist, die Landwehrbataillone mit ganz brauchbaren Fourgons (Ordonnanz 64) gleichmäßig auszurüsten, währenddem durch Freiwerden der Fourgons (Ordonnanz 43) ermöglicht wird, den Stäben der Landwehr-Infanterie brauchbare, wenn auch nicht besonders passend eingerichtete Fuhrwerke zuzutheilen.

Bandesblatt. 43. Jahrg. Bd. II.

52

806 Hand in Hand mit der Zutheilung dur Infanteriefourgons geht die Vermehrung der Beschirrun und der Ersatz der meist altem Kummetgschirre durch Brustplattgeschirre bei den Infanteriebataillonen. Dadurch, daß die Bataillone des Auszuges nur noch mit einer einzigen Beschirrungsar neuerer Fabrikation versehen sein werden, kann die Feldtüchtigkeit und Mobilisirun der Infanterie nur gewinnen.

Im Uebrigen wurde der Ergänzung und Revision der Ausrüstung der Infanterie große Sorgfalt zugewendet.

Kavallerie. Die etatmäßige Korpsausrüstung der AuszügerSchwadronen, wie auch der Landwehrkavallerie, ist vollständig uni} in gutem Zustande vorhanden.

Artillerie. Die seiner Zeit behufs rascherer Armirung der Feldartillerie mit dem 8,4 cm. Ringrohr den Batterien entnommeneu und frühern 10 cm. Batterien bei deren Umänderung zugetheilten Vorrathslaffeten werden successive durch neue Laffeten ersetzt, nach in nächster Zeit beendigter Ablieferung der für 1890 zu erstellenden Laffet besitzen sämmtliche Batterien wieder ihre Vorrathslaffeten. Durch Neubeschaffung einer weitern Anzahl Laffeten werden auch die provisorisch zur Aufnahme von 8,4 cm. Ringrohren hergerichteten 10 cm. Laffeten nach und nach ersetzt. Auch einige Caissons aus den altern Beständen konnten durch neue ausgewechselt werden.

Besonderes Augenmerk wurde auch dieses Jahr wieder der Beschirrung zugewendet. Aeltere Geschirre wurden durch neue ersetzt, so daß gegenwärtig zirka ein Drittel aller Feldbatterien mit neuer Beschirrung ausgerüstet ist. Daneben wurde eine kleine Reserve an neuen Zugpferdgeschirren angelegt; man ist hiebei von der Ansicht ausgegangen, es sei besser, wenn die neuen Bestände möglichst geschont, dafür aber die altern Geschirre in den Instruktionsdiensten auf normale Weise aufgebraucht werden. Die Anlage einer solchen successive zu vermehrenden Reserve wird uns in den Stand setzen, im Falle eines Feidienstes ganze Batterien in kürzester Frist mit neuen Geschirren komplet auszurüsten, wodurch ein neuer Faktor zur Erhöhung der Feldtüchtigkeit der Artillerie geschaffen wird.

Die Trennung der Artilleriepatronen von den Geschossen, durch Magazinirung in besondern Gebäuden, wurde an Hand genommen sobald die hiezu benöthigten Neubauten erstellt waren, wozu letztere mit Erfolg künstlich ausgetrocknet wurden. Sie kann für die großen Bestände der Positionsartillerie als vollständig durch-

807

geführt betrachtet werden. Diese Trennung von Geschossen und Patronen bietet so allgemein anerkannte Vorzüge (Reduktion der Explosionsgefahr für die Umgebung und den Inhalt der Magazine"), daß sie notwendigerweise successive auf alle Ai-tilleriemunition ausgedehnt werden sollte.

Bei gelegentlichen Inspektionen der Munitionsrnagazine wurde auch dieses Jahr wieder konstatirt, daß die Artilleriepatronen nur bei peinlicher Aufmerksamkeit in der Besorgung der Magazine in ganz gutem Zustande erhalten werden können. Es ist zu hoffen, daß die Versuche über Einführung von Weißpulverpatronen für die Artillerie eine Lösung finden werden, welche neben den bekannten ballistischen und taktischen Vorzügen auch in dieser Beziehung eine Verbesserung mit sich bringen werde.

Die Munitionsvorräthe. des neuen Positionsartillerieparkes wurden behufs schnellerer Mobilisirung endgültig in I. und II. Staffel ausgeschieden, wozu die erforderlichen Dislokationen vor Jahresschluß beendigt worden sind. Ferner wurde eine größere Anzahl von PositioE.sgeschützen alter Ordonnanz und verschiedener Kaliber, nebst aller noch vorhandenen zugehörigen Munition, in 3 passende Centriildepots konzentrirt. Diese Dislokationen, die erst gegen Schluß des Berichtsjahres begonnen werden konnten, sollen im Laufe des nächsten Jahres beendigt werden. Nach Abschluß dieser Arbeit werden wir einen bedeutenden Reservepark für die Positionsartillerie vereinigt haben. Die vielfachen Speditionen an die neuen Bestimmungsorte wurden möglichst schnell ausgeführt; die Zeit, welche dieselben erforderten, legte jedoch von Neuem Zeugniß davon nb, daß größere Transporte von Kïiegsfuhrwerken und namentlich von Artilleriemunition, das Verpacken, Verladen, die Zuund Abfuhr bei den Bahnstationen, bedeutende Arbeitskräfte erheischen und viel Zeitaufwand in Anspruch nehmen, worüber man sich mit Rücksicht auf eine allgemeine Mobilmachung keinen Täuschungen hingeben darf.

Das InBtruktionsmaterial dei- Artillerie wurde vermehrt, um gemäß dem sich geltend machenden Bedürfniß jedem Artilleriewaffenplatze zum richtigen Instruktionsbetrieb in den Schulen und Kursen der Feldartillerie je das Material von drei Batterien zuzuweisen.

Um in Zukunft auch für den Positionsartilleriewaffenplatz Bière Instruktionsmaterial abgeben zu können, statt wie bisher die Korpsausrüstuug
für Schulzwecke zu viel in Anspruch zu nehmen, wurden Vorbereitungen getroffen, um zukünftig eine genügende Anzahl Schulgeschütze, Fuhrwerke etc. für die Position zu erhalten.

808

Genie. Die Anschaffung von Qeniemateiial bewegte sich itti Allgemeinen innerhalb der Rahmen des Budgets. Die Geniereservt wurde um l Feldschmiede, 2 Pontonnierrüstwagen, 10 Balken- und 5 Bockwagen vermehrt. Da die Holzvorräthe infolge der in den letzten Jahren stattgefundeuen Vermehrung des Brückenmaterials ziemlich zusammengeschmolzen waren, wurde ein größeres Quantum Holz zur Wiederergänzung derselben beschafft.

Die besonders für die Zwecke der Landesverteidigung und zum Gebrauche der Landsturmtruppen bestimmte Reserve an Schanzzeugmaterial wird fortwährend vermehrt; es sind gegenwärtig schon bedeutende Quantitäten an Werkzeugen aller Art, sowie an Eisenbahnschienen in zentraler Lage magazinirt.

Sanität. Infolge der Beschaffung von weitern Blessirtenwagen waren wir in der Lage, jeder Ambulance ein zweites Fuhrwerk dieser Art zutheilen zu können. Die Ambülauce-Foui'gons, welche für die Landwehr bestimmt sind, werden gegenwärtig mit der reglementarischen Ausrüstung versehen. Das im Depot Flüelen untergebrachte Spitalmaterial wurde um 800 Bettstellen mit Zugehör für 1000 Betten vermehrt; die ausstehenden 200 Bettstellen werden demnächst abgeliefert. Beim Eiseubahntransportmaterial wurden die Vorräthe für drei reglementarische SanitätSKüge vervollständigt, außerdem wurden 500 Lagerstellen für Sanitätshülf'szüge beschafft.

Infolge dieser Anschaffungen ist das Depot ,,Urnerhof" vollständig angefüllt, weßhalb auf die Erstellung eines weitern Magazins in Interlaken Bedacht genommen und im Budget für 1891 eiu diesbezüglieher Kredit eröffnet werden mußte.

Verwaltung. Nachdem mit dem Jahre 1889 die Beschaffung von je 4 Ofengarnituren für die Verwaltungskompagnien des Auszuges abgeschlossen und durch mehrjährigen Gebrauch die Leistungsfähigkeit und Inbetriebsetzung der Feldbackofen hinlänglich erprobt war, begann im Berichtsjahr die Zutheilung je einer fünften Reservegarnitur nebst zudienenden Fuhrwerken per Division. Mit dem Jahre 1891 werden alle Verwaltungskompagnien mit 5 kompleten Garnituren ausgerüstet sein. Es ist diese Vermehrung des Feldbackofenmaterials geboten, um unter normalen Betriebsverhältnissen eine für den stärksten Mannschaftsbestand genügende Anzahl Rationen Brod, sowie gleichzeitig eine Brodreserve erstellen zu können.

809 3. Infanteriegewehr und Munition.

Im Vorjahre stellten wir den Beginn der Gewehrlieferungen nach Modell 1889 schon für das Jahr 1890 in Aussicht. Wie aus dem Bericht der Waffenfabrik, auf den wir hiemit verweisen, hervorgeht, mußten jedoch den Bestandtheillieferanten für den Beginn der Lieferungen verlängerte Termine bewilligt werden, wodurch dann auch die Ahgabe fertiger Gewehre eine entsprechende Verzögerung erlitten hat. Immerhin kann pro 1891 mit der Neubewaffnung der Armee begonnen werden und sind die Unteroffiziersschulen zur Zeit der Abfassung des vorliegenden Berichtes bereits mit neuen Gewehren ausgerüstet.

Im Berichtsjahre wurden zirka 12,000,000 Patronen für das Vetterligewehr mit rauchlosem Pulver versehen.

Alle Vorbereitungen für die Herstellung der 7,5 mm. Patronen sind getroffen und die Munitionslieferung kann in großem Maßstab beginnen, sobald unsere Pulververwaltung das Pulver P. C. 88 in genügender Qualität zur Verfügung der Munitionsfabrik stellt.

Das Modell zu den Ladeschachteln wurde im Laufe des Jahres festgestellt und erprobt und die Lieferung des ersten Bedarfes ist einem Privatetablissemente übertragen worden.

Für den K a r a b i n e r und das G e w e h r für S p e z i a l w ä f f en wird grundsätzlich das gleiche Verschlußsystem, wie für das Infanteriegewehr, in Aussicht genommen. Die Modelle selbst sind noch uicht genehmigt. Diese Angelegenheit wird aber, sobald die Lieferungen der Infanteriegewehre ihren regelmäßigen Fortgang nehmen und das Personal der Waffenfabrik etwas entlastet ist, ihre Erledigung finden.

Der Schraubenzieher zum neuen Gewehr ist mit einer Messerklinge, einer Ahle und einem Instrument zum Oefihen der Konservenbüchsen zu einem Soldatenmesser vereinigt worden, welches den Rekruten in Zukunft gratis abgegeben wird. Wir glauben durch diese Neuerung die Soldatenausrüstung in vortbeilhafter Weise zu vervollständigen und zu vereinfachen, indem an Stelle von bisher drei gesonderten Ausrüstungsgegenständen in Zukunft nur einer tritt.

4. Spital- und Kasernenmaterial.

Bezüglich des Spitalmaterials verweisen wir auf das unter Ziffer 2, ,,Sanität" Gesagte.

Das Fort Fondo del Bosco wurde mit dem nöthigen Kasernenund Spital materia] ausgerüstet.

810 Außerordentliche Anschaffungen au Kaserneumaterial fanden sonst nicht statt. Es wurde uur der gewöhnliche Abgang an solchem Material auf den verschiedenen eidgenössischen Wüffenplätzen ersetzt.

5. Munitionsdepot.

Nachfolgende Tabellen verzeigen den Verbrauch an Infanterieund Artilleriemunition.

An Handfeuerwaffeumunition sind abgegeben worden : Scharfe Gewehrpatronen, Kai. 10,4mm . . . 16,352,443 Stück.

3,078,396 ,, Blinde ,, Magazinladung . .

2,310 ,, Einzelladung .

.

n n 3,500 ,, Halbe Ladung . .

» T) 106,120 ,, Scharfe Kadettenpatronen * " 151,453 ,, ,, Revolverpatronen, Kai. 10,4mm . . .

6,014 ,, Blinde ,, n TI 7 Kïï> 483,504 ,, Scharfe ,, TI 'l · 1,760 Blinde ,, fl TJ n 6

m

Total Metallpationen

20,185,500 Stück.

In Schulen und Kursen der Feld- und Positionsartillerie wurde im Berichtsjahre erstmals keine ßleimantelmuuition mehr verwendet, infolge dessen mehr Kupferbandmunition.

Der Verbrauch an scharfen Gewehrpatronen durch das freiwillige Schießwesen übertrifft denjenigen im Jahre 1889 um nahezu l x /2 Millionen, was hauptsächlich in dem eidgenössischen Schützenfest in Frauenfeld und den vorher vermehrten Schießübungen seineu Grund hat. Dieses Schützenfest hat bis anhin den größten Munitionsverbrauch (1,301,220 Metallpatronen) aufzuweisen.

Auch im Revolverschießen ist neuerdings eine Zunahme zu konstatiren.

Begründete Klagen über mangelhafte Qualität der abgegebenen Patronen sind keine eingelaufen.

Uebersicht des Munitionsverkehrs im Jahre 1890.

I. Verbrauch durch Militärschulen and Kurse.

a. Artitteriemunition.

5,3 »m

Munition.

Granatscb.us.ae, scharfe ,, blinde Shrapnelschüsse . . .

Kartätschschüsse . .

Granaten, scharfe . .

,, blinde . .

/100 Schwarzpulver . \ 25Weißpnlver 140 Schwarzpulver . 120 ,, . /330 \ 30 Weißpulver .

-- .

Büchsenkartätschen Einheitskartätschen Patronen für Schuß ,, B Wurf

.

.

.

.

.

.

.

.

Exerzierschüsse . . . .

Exerzierpatronen . . .

Gebirg.

8,4 om Kupferband.

--

--

-- -- --

-- -- -- 9,179 560 11,672 757 260 21,943 à 1400 gr.

7,5 «·»

462 544

--

1183 à 400 gr.

1697 à 365 gr.

--

]2 °m

Kupferband.

-- -- -- -- 2818 331 1492 -- für Kanonen 2188 à 4400 gr.

1924 à 450 Mörser 1847 à 300 ' 239 à 250 238 à 200 241 à 150 17 à 100 , 20 à 50 134 à 25

140a500gr. mitFilzpfropt / 364 à 1400 gr.

12,648 à 500 gr.

\ 112 à 250 ,,

Kanonen Mörser

b. Munition für

Handfeuerwaffen.

Scharfe Gewehrpatronen, 10,4 mm Blinde

,, ,,

3,449,563 Stück.*) Einzelladung Halbe Ladung

500

,,

3,500

,,

Magazinladung

2,896,786

,,

33,093 6,014

,, ,,

32,344

,,

1,760

,,

Scharfe Revolverpatronen, Blinde gcharfe

7,5

mm

Blinde II. Anderweitige Mnnitionslieferuugen.

Gewehrpatronen Kadetten.

blinde Einzelladung,

blinde Magazinladnng.

10,000

300

27,700

114,200

371,420

. . .

597,450 37,180

-- 94,370

-- 1,510

-- 153,910

3,000 1,160

37,900 41,840

Total

12,904,630

104,370

1,810

181,610

118,360

451,160

schärfe.

a. An patentirte Munitionsverkäufer.

. 12,270,000

b. An ausländischeSchüt/engesellschaften c. An Zeughäuser und Private

Revolverpatronen

*) Inklusive 1750 scharfe Kadettenpatronen.

10,4'

7,5mm

QO hA l\9

813 6. Versuche flir Verbesserung des Kriegsmaterials.

Infanterie. Wiederholte Unfälle, welche in den letzten Jahren beim Manöverschießeu der Infanterie vorkamen und theils auf Verwendung scharfer Patronen, theils auf Verletzungen durch Holzsplitter, herrührend von Holzgeschossen der blinden Patronen, zurückgeführt werden, haben sowohl die Aufmerksamkeit der Behörden als einer Anzahl Techniker auf sich gezogen.

Diejenigen Verletzungen, bei welchen Holzsplitter mit in den Wunden gefunden wurden, würden wahrscheinlich auch ohne Verwendung der Holzgeschosse entstanden sein, weil jeweilen auf so kurze Distanz geschossen war, daß die bloße Pulverladung schon ernstliche Hautrisse hätte hervorbringen müssen.

Vielfache Versuche haben gezeigt, daß die Holzgeschosse, auch wenn dieselben ausnahmsweise den Lauf ohne zu zersplittern verlassen, auf Distanz" von über 15 Meter nicht mehr im Stande sind, die geringsten Verletzungen hervorzubringen. Eine Papierscheibe wird z. B. nicht mehr durchschlagen.

Die größere Gefahr liegt bei Anwendung von Holzgeschossen darin, daß, der Formengleichheit mit der scharfen Patrone wegen, unabsichtliche Verwechslungen herbeigeführt werden können. Diese Möglichkeit hat denn auch unsere Militärverwaltung veranlaßt, sich näher mit der Frage zu beschäftigen, ob nicht für das 7,5 mm.

Gewehr eine verkürzte blinde Patrone ohne Holzgeschoß in Aussicht zu nehmen sei. Die Magaziukonstruktion am neuen Gewehre würde die Verwendung verschieden langer Patronen erlauben, während beim Vetterligewehr bekanntlich die blinJen Patronen gleiche Länge haben miissen, wie die scharfen Patronen, ansonst die Verwendung des Magazins verunmöglicht wird.

Die bisherigen Versuche haben noch zu keinem abschließlichen Resultate geführt.

Vorschläge verschiedener Techniker, die Wirkung abgefeuerter Geschosse abzuschwächen, resp. ganz zu vernichten, bedingen die Anbringung eiuer Vorrichtung vor der Laufmündung, welche entweder die Geschosse gegen die Erde ablenken oder aber dieselben vollständig zertrümmern soll. Nach beiden Richtungen wurden Versuche gemacht, ohne jedoch befriedigende Resultate zu erreichen.

Ebenso hat ein Vorschlag, im Geschoßlager eine Hülse einzusetzen, welche das Laden scharfer Patronen verunmöglichen sollte, weil der Lauf derart verengt wird, daß das Geschoß keinen Platz findet und
infolge dessen der Verschluß nicht geschlossen werden kann, die gehegten Erwartungen nicht erfüllt, indem die fraglichen Hülsen sich lockerten und verloren gingen. Dieses Vor-

814 kommen wäre unter Umständen geeignet, den falschen Verdacht, absichtlich scharf geschossen zu haben, auf Unschuldige zu lenken.

Ein weiterer, noch nicht geprüfter Vorschlag geht dahin, die Patronenhülsen für scharfe und blinde Munition in ihrem Bodentheil verschieden zu dimensioniren und beim Blindschießen den Kopf am Verschlußcylinder und dea Auszieher durch Stücke zu ersetzen, welche die Verwendung scharfer Patronen verunmöglichen.

So verdankenswerth gewiß alle diese gemachten Anregungen sind, so glaubten wir doch bis jetzt von deren Einführung absehen zu sollen.

Kavallerie. Die Versuche zur Herstellung eines zweckentsprechenden Maschinengewehres für Kavallerie haben noch zu keinem befriedigenden Abschlüsse geführt. Auch das Modell eines neuen Karabiners konnte noch nicht festgestellt werden.

Es spielt hier auch wesentlich die Frage"mit, ob der Karabiner künftig vom Mann getragen oder, wie bisher, in der Holfter untergebracht werden soll.

Artillerie. Proben für eine neue M.unitionspackung sind so weit vorgeruckt, daß nunmehr mit Versuchen bei den Truppen begonnen werden kann.

Die Proben mit rauchlosem Geschützpulver haben für ein Mal einen Abschluß gefunden und kann jetzt zu den Versuchen bei den Truppen übergegangen werden.

Die Versuche mit elektrischer Beleuchtungseinrichtung sind abgeschlossen und die Bestellungen für 1890 wurden aufgegeben, so daß die sämmtlicheu Positionsartillerieabtheilungeii im Laufe des Jahres 1891 mit ihrem Beleuchtungsmaterial versehen werden.

Die Versuche mit Bremsen für Feldlafieten sind abgeschlossen; über deren Einführung kann nunmehr ein Entscheid gefaßt werden.

Versuche mit Schuhfett und Lederwichse sind noch nicht zum Abschluß gekommen.

Artillerie-Kommission. Im Berichtsjahr hielt diese Kommission zwei Sitzungen, die eine im Februar, die andere im Dezember.

Unter Leitung des Sehießoffiziere, gleichzeitig Sekretär der Kommission, fanden in Thun eine ganza Reihe von Schießversuchen aller Art statt, welche in 19 ausführlichen autographirten Protokollen niedergelegt wurden.

Die Kommission selbst zog Fragen in Behandlung, welche auf die Verbesserung des Materials der Fald-, Gebirgs- und der Positionsartillerie Bezug hatten, sowie auf die Munition, Beschirrung, persönliche und Korps-Ausrüstung.

815

XI. Landestopographie.

Im Berichtsjahr wurde die topographische Vermessung und die Publikation der Karte des ganzen Kantons Waadt vertraglich geregelt.

Außer Vertragsverhältniß stehen immer noch die Kantone Appenzell I.-Rh., Uri und Genf.

Die 13 im letzten Jahre bestehenden Kartendepots zum Verkauf der eidgenössischen Kartenwerke blieben unverändert.

A. Triangulation.

1. Gradmessung.

Das Nivellement der Pegelnullpunkt Versicherungen der Thuriinie von Eglisau bis Wildhaus wurde ausgeführt. Dasselbe wurde in Werdenberg an die Nivellementslinie dos Rheinlhales angeschlossen. Auf der Reußlinie wurde von Windiseh bis Cham ein Kontroinivellement ausgeführt.

Triangulationsarbeiten für die Gradmessung unterblieben auch in diesem Jahre.

2. Triangulation für Neuaufnahme oder Revision der topographischen Blätter und Triangulation III. Ordnung im eidgenössischen Forstgebiet.

Im Kanton Zürich gelangten sämmtliche Arbeiten im Felde zum Abschluß und sind nun noch die Stechungen zu 'Ende zu führen.

Im Berner Oberland ist das Haupt- und Anschlußnetz durchgeführt, die Detailsignalisirung des Bezirks westlich der Niesenkette vollendet und daselbst mit den Winkelmessungen begonnen worden.

Die Triangulation des Kuntons Unterwaiden, und zwar beider Halbkantone, wurde beendigt. Im Kanton Wallis ist die Triangulation des Hauptdreiecknetzes durchgeführt und sind die Signale III. Ordnung in den Bezirken Martigny und Entremont erstellt.

Im Kanton Tessin wurde die zur Sondirung der tessinischen Seen nothwendige Triangula.tion ausgeführt und im Maggiathale Signale erstellt.

Als Triangulation IV. Ordnung und Detailvermessungen von Waldungen wurden verifizirt :

816 1. Triangulation und Waldvermessung der Gemeinde Sisikon,, Kanton Uri, und 2. diejenige der Gemeinden Bühler und Gais, Kauton Appenzell A.-Rh., angefangen.

B. Topographische Aufnahmen.

Die topographischen Arbeiten des letzten Jahres wurden namentlich in den höhern Gegenden durch Schneefall frühzeitig unterbrochen. Aus diesem Grunde konnten die Aufnahmen relativ weniger Blätter zum Abschluß gebracht werden, wogegen um so mehr Blätter, deren baldige Beendigung im Jahre 1891 in Aussicht steht, hienach als unvollendet bezeichnet werden müssen.

Es sind beendigt worden : Im Kanton Luzern die Revisionen der Blätter 373 Bntlebuch, 375 Schimberg, 376 Pilatus.

Im Kanton Unterwaiden die Neuaufnahme der unterwaldnerischen Theile der Blätter 373 Entlebuch, 375 Schimberg, 377 Stans, 380 Buochs und die Revision des Blattes 376 Pilatus.

Im Kanton Schwyz die Neuaufnahme des Blattes 246bl* Schübelbach.

Im Kanton Waadt die Neuaufnahme der Blätter 292 Orbe, 295 Chavornay, 305 Sottens und die Revision der Blätter 445 Nyon und 470 les Ormonts.

Im Kanton Wallis die Neuaufnahme des Blattes 487 Vissoye.

Im Kanton Tessin die Neuaufnahme des Blattes 537 Brissago.

Die Aufnahmen wurden fortgesetzt, aber nicht beendigt auf den Blättern 296 Thierrens, 544 Mendrisio, 545 Chiasso, 546 Val della Grotta.

Ferner wurden in Bearbeitung genommen, aber nicht beendigt die Blätter 301 La Sarraz, 303 Cossonay, 435 Bussigny, 436 Aubonne, 468 Leeherotte, 469 TEtivaz, 471 Toruettaz, 474 Vouvry, 474bi" Col de Morgin, 378 Samen, 37U Stanserhorn, 586 Flühli, 248 Vorder-Wäggithal, 514 Locamo.

Auf dem deutschen Theile des Bodensee's wurde der von uns laut Uebereinkunft mit den angrenzenden deutschen Staaten übernommene Bezirk von restanzlich circa 46 km 2 fertig sondirt. Ferner wurde sondirt der Luganersee mit circa 49 km 2 und auf dem Langensee circa 84 ] /2 km 2 .

817

C. Stich.

1. Aufnahmsatlas.

Zur Publikation gelangte unterm 31. Juli die 36. Lieferung, «enthaltend die Blätter 182 Altishofen, 184 Willisau, 198 Hevgiswyl, 258 Sattel, 304 Echallens, 306 Cheseaux, 311 Villars, 325 St. Aubin, 341 Chatonnaye, 342 Lucens, 440 Cully, 454 Oron, und unterm 29. Dezember die 37. Lieferuntç. welche besteht aus den Blättern 200 Menzberg, 204 Malters, 20sYuzern, 286 Grandson, 340 Combreinoüt, 343 Romout, 356 Moudon 358 Rue, 458 Grand-Villars, 460 Montbovon, 465 Montreux, 475 Aigle.

Mit den im Berichtsjahr erschienenen zwei Lieferungen sind bis jetzt publizirt worden 347 Blätter im Maßstab l : 25.000, wovon 4 zum zweiten Mal, und 101 Blätter im Maßstab i : 50,000, .zusammen 448 Blätter.

Am Schluß des Jahres befanden sich im Stich 22 Blätter in l : 25,000 und 4 Blätter in l : 50,000.

Irn abgelaufenen Jahre wurde auf folgenden Blättern an der österreichischen Grenze das Gebiet dieses Staates ergänzt : 263 Jenins, 274 Partuun, 416 Serneus. An der italienischen Grenze wurde der Stich des Auslandes auf Blatt 498 Helfenhorn beendigt und in Stich genommen, das italienische Gebiet der Blätter 531 Matterhorn, 535 Zermatt, 536 Monte Moro.

An Karten mit Darstellung der Gebirgsformation in Ton«chdttirungen wurden herausgegeben diejenige des Gotthard- und diejenige des Albulagebietes. In Bearbeitung befindet sich die in zwei Blättern zur Ausgabe gelangende Karte des Prättigau's. Die ^Bearbeitung der in dieser Manier herausgegebenen Blätter wird sowohl im In- als auch im Ausland giiustig beurtheilt. Die Herausgabe dieser Tonkarten, soweit die Bedürfnisse es erfordern und .unsere Verhältnisse es gestatten, wird daher fortgesetzt werden.

In dem seit Neujahr 1890 eröffneten photographischen Reproduktionsatelier wurden für die Bureaux des Genie, der Befestigungen und der Topographie eine Reihe von photographischen Reduktionen von Karten, Plänen und technischen Zeichnungen, ferner Reproduktionen solcher auf dem Wege der Photolithographie, der Zinkographie und der Heliogravüre ausgeführt. Für das eidgenössische Oberbauinspektorat wurden eine Anzahl Ansichten von typischen Wildbachverbauungen in Heliogravüre erstellt, während für das eidgenössische Banknoteninspektorat unter Anwendung spezieller Verfahren Versuche über Reproduktion von Feindrucken eingeleitet wurden. Die Ausführung sämmtlicher oben bezeichneter

818

Arbeiten kann als gelungen bezeichnet werden. Die bis jetzt mit dem neueingerichteten photographischen Atelier gemachten Erfahrungen haben erwiesen, daß die Erhaltung desselben eine dringende Notwendigkeit ist, indem durch Einrichtung des Ateliers im Dienste unseres Büreau's eine fühlbare Lücke ausgefüllt ist nnd damit der richtige Weg eingeschlagen wurde, um gegenüber andern Staaten auf gleicher Höhe zu bleiben.

2. Topographische Karte in l : 100,000.

Die Nachtragung des Blattes XIV wurde beendigt und überdies Nachträge auf die Blätter XII und XVII gestochen.

3. Generalkarte in l ; 250,000.

Die · eingehende Ergänzung des Blattes HI wurde beendigt.

Diejenige des Blattes IV ist weit vorgerückt.

D. Stand der Aufnahmen.

Siehe die Uebersiehtskarte.*) E. Zahl der gedruckten Kartenblätter.

Es wurden gedruckt : Blätter. Blätter.

Kupferdruck : Generalkarte l : 250,000 . . . 1,504 ,, Topographische Karte 1:100,000 11,063 ,, Siegfriedatias l : 25,000 . . . . 57,351 69,910 Lithographie : Siegfriedatlas l : 25,000 und l : 50,000 . . 24,292 üeberdruck: diverse Karten 1:100,000 . . .

1,126 ,, 1:250,000 . . . 5,840 ,, ,, 1 :100,000 . . . 46,136 ,, ,, ,, l : 50.000 . . . 15,188 ,, l : 25,000 . . . 12,690 80,980 Reliefkarten 2,122 Diverses: Uebersichtskarten l : 100,000 . . .

407 ,, Offizielle Eiseobahnkarten l : 250,000 2,068 -, Geologische Karlen 1,500 3,975 Uebersichtsblätter 7,317 Total 188,604 *) Wird dem Bundesblatte nicht beigelegt.

819 Gegenüber dem Voijahre hat die GcsHmrnf-cahl der gedruckten Kartenblätter um 49,704 Exemplare zugenommen.

Aus Vorstehendem glauben wir schließen zu können, daß das topographische Bureau der ihm gestellten Aufgabe nachkommt und dieselbe in der Weise fördert, wie es die Umstände und die bewilligten Kredite erlauben. Den Bedürfnissen des Militärdienstes und der eidgenössischen Verwaltung wird in vollem Maße Genüge geleistet; das Bureau ist überdies bestrebt, den Anforderuagen der kantonalen Verwaltungen und gemeinnützigen und wissenschaftlichen G-eäel l Schäften und Unternehmungen bestmöglich nachzukommen.

Neben Erfüllung dieser Aufgabe macht sich unser lopographis,ches Bureau seit längerer Zeit und Stetsfort zur Pflicht, den neuen Verfahren der Darstellung der Bodengestaltung und der Herstellung von Karten seine Aufmerksamkeit zu schenken, zu welchem Zwecke denn auch soweit thunlich Arbeiten und Versuche ausgeführt werden. Immerhin wird sich dasselbe darauf beschränken, nur nach dem Besten zu trachten und sich nur mit demjenigen, was nöthig und wirklich nützlich ist, zu beschäftigen.

XII. Militäranstalten, a. Pferderegieanstalt.

Der Inventarbestaud der Pferde betrug Ende 1889 267 Stück mit einer Schätzung von Fr. 249,850 ' Auf Ende Dezember 1890 beträgt derselbe 433 Stück mit einer Schätzung von ,, 462,250 Vermehrung um 166 Stück mit Fr. 212,400 In Z u w a c h s 112 77 12 29 6 236

durch Neuanschaffuagen kamen: Remonten aus Frankreich, ,, ,, Ungarn, ,, ,, Frankreich (Vollblut), Landesfohlen, fl Offizierspferde, Stück.

In A b g a n g kamen dagegen: 19 Pferde durch Verkauf an Offiziere, 38 ,, ,, Ausrangirung, 13 ,, ,, Abstechen oder Umstehen, 70 Stück.

820 Der Durchschnittsbestand der Pferde betrug ohne die neuen Remonten von 1891 : 464 Stück gegenüber 294 Stück im Vorjahre.

Das Total der Diensttage für 1890 beträgt 87,884 (1889: 62,000). Per Pferd ergeben sich 190 Diensttage (1889: 212), welche Verminderung sich durch die größere Zahl Remonten erklärt.

An 450 Offiziere wurden Pferde vermiethet, wovon 110 au Offiziere des Truppenzusammenzuges.

Im Winter 1889/1890 wurden mit Regiepferden 14 Militärreitkurse abgehalten, und zwar in Basel (2), Burgdorf, Genf, Montreux, Chur, Schaffhausen, Glarus, Lenzburg, Aarau. Winterthur, Herisau, St. Gallen und Solothurn mit einer Pferdeabgabe von '158 Stück, während 5997 Diensttagen. An Fourage wurden vergütet Fr. 9600.

Auch für 1890 würde die Leitung der Fohlendepots unserer Pferderegieanstalt übertragen. Die Ankäufe dreijähriger Thiore fanden gleichzeitig mit den Pramirungeri im Mai durch die gleiche Kommission statt, und zwar: In der Ostschweiz . 16 Stück, ,, ,, Centralschweiz 14 ,, ,, ,. Westschweiz 10 Total

40 Stück.

Davon wurden 2 Stück wegen schlechter Entwicklung ausrangirt; l Stück stand um. Bei der Liquidation im Januar 1891 wurden übernommen : .

Von der Kavallerie 19 Fohlen im Werthe von . . Fr. 22,100, von der Regieanstalt 18 Fohlen im Werthe von . . ,, 17,900, was einem Durchschnittserlös von Fr. 1081 gleichkommt.

Für die Aufzucht wurde das unter der Allmendverwaltung in Thun stehende Areal in Uebeschi und zum ersten Male die Sommerung in Payerne benutzt für 16 Fohlen. Diese letzteren wurden im Herbst mit den übrigen in Uebeschi untergebracht. Die Weide in Payerne ist praktisch und die Stalleinrichtungen gut; dagegen war der Komplex für seine Ausdehnung zu stark belegt, was die Dauer des Weidganges reduziren mußte. Der Vergleich des körperlichen schwächlichen Zustandes der von Payerne kommenden Fohlen veranlaßt uns bei allfälliger Fortführung des Depots, den Weidplatz in Uebeschi noch auszudehnen und eventuell von demjenigen in Payerne Umgang zu nehmen.

Der Entwicklungszustaud der Fohlen war weniger befriedigend als letztes Jahr. Im Allgemeinen ist ein Stillstand in der Qualität

821 der Thiere zu konstatiren, da sie eher geringer als voriges Jahr waren; es wurden auch weniger Pferde vorgeführt; die besseren waren meistens vorher an Händler verkauft worden. Dieß kann verhütet werden, wenn in deu Kantonen der Zeitpunkt der Fohlenankäufe durch den Bund den Züchtern angezeigt wird.

b. Munitionsfabrik.

Irn Jahre '1890 wurde folgende Munition angefertigt: 1. Für Handfeuerwaffen.

148,500 Patronen für 7,5 mm. Gewehre, 17,953,UOO ,, ,, 10,4 mm. Gewehre, 760,500 ,, ,, Revolver.

1,125 l ,582 1,290 1,590 1,440 27,634 30,935 13,457 7,552 13,406 46,900

2. Für Geschütze.

5,3 cm. Geschosse sammt Metallpatronen, ,, Exerzierschüsse, 7,5cm. Geschosse, ,, Schußpatronen, ,, Exerzierschüsse, 8,4 cm. Geschosse, ,, Schußpatronen, ,, Exerzierschüsse, 12 cm. Geschosse, ,, Schuß- und Wurfpatronen, ,, Geschützziindpatronen.

3. Für das Rohgeschossdepot.

3000 8,4cm. Geschosse, 710 12cm.

,,

4. An Bestandteilen für 7,5 und 10,4 mm. Gewehrmunition.

13,000,000 fertige Hülsen, 11,700,000 ,, Geschosse.

Die unter Ziffer l und 2 angeführte Munition wurde an das eidgenössische Munitionsdepot abgegeben.

Die Kriegsreserve an Infanteriemunition, bestehend aus 12 Millionen 10,4 mm. Patronen mit Schwarzpulver, ist bis zum Jahresschlüsse durch Patronen mit Weißpulver ausgetauscht worden und gelangten die Schwarzpulverpatronen zu Verkaufszwecken an das Munitipnsdepot.

Bundesblatt. 43. Jahrg. Bd. II.

53

822

Wegen fortwährenden Mangels an P. C. 1889 konnte die in.

Aussicht genommene Patronenzahl mit P. C. 1889 nicht vollständig erreicht werden und verbleiben daher die nicht laborirten Hülsen und Geschosse mit rund 21 Millionen einstweilen in den Beständen, der Munitionsfabrik.

Zum Zwecke der Beschleunigung der Fabrikation der 10,4 mm.

Infanteriemunition bisheriger Ordonnanz wurde die im Jahre 1889 begonnene Nachtarbeit mit einer Schicht von 55 Mann bis Ende April fortgeführt.

Der Abschluß der Fabrikation der 10,4 mm. Patronenhülsen und Geschosse erfolgte im Monat August und September.

Die durchschnittliche mittlere Arbeiterzahl, inklusive Nachtarbeiter, betrug pro 1890 707 Manu gegenüber 678 Mann im Jahre 1889.

Nach der Einstellung der Nachtarbeit wurden die alten HülsenStanzmaschinen, die größtentheils seit dem Jahre 1867, dem Beginn der Hülsenfabrikation, in ununterbrochenem Betriebe stunden, vor dem U ebergang zur Fabrikation der neuen Hülsen successive wieder in guten Zustand gebracht, sowie auch die bestehenden umgeänderten und eine Anzahl neuer Maschinen aufgestellt und nach und nach iu Betrieb gesetzt.

Gleich wie im vergangenen, blieb auch in diesem Jahre die .Munitionsfabrik von größern Unfällen verschont; dagegen sind in Folge der bedeutend vergrößerten Arbeiterzahl und durch die momentane Anstellung vieler ungeübter Arbeiter mehr kleinere Verletzungen vorgekommen als in den früheren Betriebsjahren.

c. Munitions- und Pulverkontrole.

Die Kontrole der sämmtlichen Munition für Handfeuerwaffenund Artillerie umfaßte wie üblich deren Prüfung in den verschiedenen Fabrikationsstadien und im fertigen Zustande.

Von kontrolirtem Kriegspulver diverser Art sind 21 Lieferungen übernommen und plombirt worden im Totalgewicht von 91,525 kg.

Die ballistischen Leistungen der übernommenen Pulver entsprachen den Vorschriften.

Außer diesen Pulverlieferungen kamen noch eine größere Zahl theils in Thun und theils in Worblaufen gefertigte Muster von.

neuem Pulver für Gewehre und Geschütze zur Untersuchung.

An blanken Waffen gelangten zur Kontrole im Ganzen 9367 Stück.

823 Für das Berichtsjahr bleibt noch zu erwähnen die Auswechslung der bisherigen Mundlochschrauben durch neue Mundlochschrauben mit eingenieteter Zündkapsel bei sämmtlichen Granaten der verschiedenen Kaliber.

d. Konstruktionswerkstätte.

Die Durchschnittszahl der beschäftigten Arbeiter beträgt 87.

An bedeutenden Inventaranschaffungen wurden gemacht : l Normallineal mit Etui, l Transmissionsauskehrung, l großer Schraubstock, l Kettenflaschenzug.

Es wurden folgende Arbeiten ausgeführt : 16 ßüreaukisten, · Stäbe.

100 Fourgons Ord. 1889 mit Ausrüstung, Infanterie.

24 Sprengmaterialkisten, Kavallerie.

63 8,4 cm. Laffeten mit Protzen, Ì 8 8,4 cm. Caissons, l Feld633 8,4 cm. Munitionskisten für Depotsparks, | Artillerie.

Umänderung von 26 8 und 10 cm. Batterie-Rüstwagen, J 8 12 cm. Positions-Laff'eten mit Protzen und Aus- l Positionsrüstung, J Artillerie.

1$ verschiedene Fuhrwerke, Ì 12 Kabel und 17 Drahtrollen, > Genie.

Verschiedenes Brücken material, J 12 Blessirtenwagen mit Ausrüstung, Sanität.

14 eiserne Zeitgerippe, Verwaltung.

Außerdem für sämmtliche Waffen Lieferung von Ausrüstung, Erstellung von Modellen, etc., Reparaturen und Umänderungen aller Art.

Im Weitern sind alle Anordnungen getroffen für die Fertigstellung von 246 Fuhrwerken für Infanterie und Artillerie.

e. Waffenfabrik.

Es wurden geliefert an : 1. Eidg. Verwaltungen.

1200 Revolver, Modell 1882, sammt Zugehör.

Brsatzbestandtheile, Werkzeuge, Lehren und Reparaturen, inklusive Aufrüsten von zirka 2500 diversen Repetirwaffen.

824 2. Kantonale Verwaltungen.

Einzelne Waffen, Bestandtheile, Lehren, Werkzeuge, Waffenfett, Reparaturen und Verschiedenes.

3. Private.

Einzelne Waffen, Bestandtheile, Lehren, Werkzeuge, Waffenfett, Reparaturen und Verschiedenes.

Außerdem beschäftigte sich die Waffenfabrik mit der Installation von Maschinen zur Selbsterzeugung von Bestandteilen und der Erstellung von Werkzeugen, Lehren, Verifikationsinstrnmenten und Einrichtungen zur Neufabrikation in dem hiezu nöthigen Umfange.

Das Personal des Etablissements v^eist auf Jahresschluß einen Bestand auf von 9 Angestellten, 17 Waffenkontroleureu, 7 Kontrolgehülf'en und 255 Arbeitern (inklusive 10 Lehrlinge).

Fabrikation der Gewehre Modell 1889.

Auf den im Juni 1889 erfolgten Beschluß der eidgeuössischen Räthe betreffend die Annahme eines neuen Infanteriegewehres Modell 1889 und beförderlichste Beschaffung des vorgelegenen Modelles in 150,000 Exemplaren, traf unser Militärdepartement unverzüglich die Einleitungen zur Fabrikation und zwar im Inlande mittelst ausgedehnter Betheiligung der Privatindustrie durch Lieferung von Einzeltheilen an die eidgenössische Waffenfabrik in Bern, welche mit Lieferung der fertigen kontrolirten Waffen betraut ward.

Am 15. Juli 1889 erließ das Departement die Einladungen zur Konkurrenz und schloß unterm 16. Oktober 1889 die Lieferungsverträge mit 28 bezw. 35 Unternehmern ab.

Die Lieferfristen waren angesetzt mit Beginn auf April 1890 und Abschluß im Dezember 1891 in der Weise, daß die monatlichen Lieferungsquoten alhnälig steigend im September 1890 ihren Höhepunkt erreichen und vom Juli 1891 an wieder abnehmen sollten. Der Höhepunkt der monatlichen Lieferungsquoten bezifferte sich dadurch auf 10,000 Stück oder z;u 25 Arbeitstagen auf täglich 400 Stück, welche Zahl den Lieferanten der Einzeltheile wegleitend sein mußte für ihre Einrichtungen.

Daß dieser Beschaffungsmodus auf mehr Schwierigkeiten stoßen mußte, als eine konzentrirtere Fabrikation, war vorauszusehen, ebenso

825 der Umstand, daß das Zurückbleiben weniger oder selbst nur eines einzigen Lieferanten Störung in den Gesammtbetrieb bringen konnte.

Der Bundesrath zog aber aus national-ökonomischen Gründen diesen ßeschaffungsmodus einer größeren Centralisation der Arbeiter in der eidgenössischen Waffenfabrik in Bern vor, wodurch gleichzeitig ausgedehntere Bauten und Betriebsmittel, sowie der bloß vorübergehende Zuzug einer größeren Zahl von Arbeitern thunlichst umgangen werden konnten. Die Bundesversammlung ihrerseits genehmigte diese Art des Vorgehens.

Die Lieferanten solcher Gewehrtheile, die einer ausgedehnteren mechanischen Bearbeitung bedürfen -- und dies ist in der vorgeschriebenen Wechselbarkeit der Bestandteile bedingt --, vermochten die vertraglichen Liefertermine nicht einzuhalten. Die auswärts bestellten Maschinen wurden nicht nur verspätet geliefert, sondern auch nicht in der erwarteten Vollkommenheit, und ließen bezüglich versprochener Produktionsfähigkeit viel zu wünschen übrig.

Bei einigen wurden die zu treffenden Einrichtungen zur schweizerischen Gewehrfabrikation verzögert durch anderweitige laufende Aufträge.

Bezüglich der Qualität der Einzeltheile ist dieselbe anfänglich nach vielen Richtungen mangelhaft ausgefallen. Mangelndes Verständniß zur Sache, Verwendung ungeeigneter Rohmaterialien und deren unrichtige Behandlung, ungenügend genaue Bearbeitung machten sieh erschwerend für die Gesamrntfahrikation geltend.

Die Organe der Waffenfabrik, durch fünfjährige Erfahrungen mit den Einzelheiten des neuen Gewehres und den daran zu stellenden Bedingungen vertraut, wurden in ausgedehnter Weise verwendet, um die Ablieferung der Einzeltheile in qualitativ und quantitativ befriedigender Weise zu fördern.

Für die der eidgenössischen Waffenfabrik zugefallenen, selbst zu erstellenden Einzeltheile ist sie andern gegenüber im Vorsprunge, wogegen dieselbe in Lieferung fertiger Gewehre -- weil abhängig voni. Eingange der von der Privatindustrie zu liefernden Einzeltheile -- diesen analog zurückgeblieben ist. Die Vorrathszahl von Einzeltheilen ist eine sehr verschiedene.

Angesichts vertraglich vereinbarter Konventionalstrafen für verspätete Lieferungen sah sich unser Militärdepartement veranlaßt, eine Verschiebung der Liefertermine vorzunehmen, und verwirklichte dieses Zugeständniß auf Jahresschluß 1890,
beziehungsweise Januar 1891 in der Weise, daß der Beginn der vertraglichen Lieferungen um zirka 8 Monate hinausgeschoben, der Höhepunkt derselben aber weiter ausgedehnt wurde.

826 Für 1891 dürften sich nach dem modifizirten Schema für die Lieferungen von Einzeltheilen diejenigen fertiger Gewehre wie folgt gestalten : Zahl.

Auf Ende März . , 800 ,, ,, April 2,600 ,, ,, Mai 6,000 ,, ,, Juni 12,000 ,, ,, Juli 20,000 ,, ,, August 30,000 ,, ,, September 40,000 ,, ,, Oktober 50,000 ,, ,, November 60,000 ,, ,, Dezember 70,000 Zusammen im Jahre 1891 70,000 Stück.

Wurde der Beginn der Bestandtheillieferungen durch genannte Anfangsschwierigkeiten verzögert, so ist doch zur Zeit durchwegs Besserung eingetreten und es wird die von Anbeginn geforderte Genauigkeit der Arbeiten nach einmal eingetretenen Normalleistungen sich nutzbringend erweisen.

Nach dem nun geltenden Lieferungsschema für Lieferungen der Einzeltheile sollen diese bis Mitte des Jahres 1892 zum Abschluß gelangen.

f. Waffen-Kontrole.

Nachdem mit dem Jahre 1889 die Fabrikation der Gewehre Kaliber 10,4mm ihren Abschluß fand, blieb für das laufende Jahr nur noch die Restlieferung mit 2330 Gewehren und 200 Stutzern zu übernehmen. An Revolvern kamen 1200 Stück /.ur Kontrole.

Diese Waffen erwiesen sich als den Vorschriften entsprechend ausgeführt.

An aufgerüsteten Schußwaffen kamen zur Kontrole 1343 Stück, an blanken Waffen 3200 Stück. Auch diese Waffen sind seitens der Waffenfabrik zweckentsprechend behandelt worden.

g. Pulververwaltung.

S c h w a r z p u l v e r . Die Fabrikation des Schwarzpulvers beschränkte sich auf die Pulvermühlen zu Lavaux und Chur und hatte folgendes Ergebniß:

827 Jagdpulver Kanonenpulver Sprengpulver

. . . . .

21,932 kg.

57,101 ,, 272,441 ,,

Zusammen

351,474 kg.

Im Betrage des Jagdpulvers sind Inbegriffen 16,869 kg. Speaialpulver für blinde Patronen, im Sprengpulver 19,900 kg. Spreng.satz. Zur Kontrole gelangten 68,850 kg. Kriegspulver, närnlich : 1,100 kg. Jagdpulver Nr. l für Revolver, 950 kg. Jagdpulver Nr. 2 für Shrapnelfüllungen und 66,800 kg. Geschützpulver, wovon der größere Theil aus vorjährigem Fabrikate bestand.

Der Pulververkauf erreicht ein Quantum von 413,728 kg.

und zwar: 18,131 kg. Jagdpulver, 111,505 kg. Kriegspulver und 284,092 kg. Sprengpulver.

Dem Voranschlag gegenüber ergibt sich ein Mehrverkauf von 83,728 kg. Schwarzpulver. Derselbe betrifft alle Pulversorten, hauptsächlich aber das Sprengpulver, dessen Absatz den Voranschlag um 64,092 kg. übertraf.

W e i ß p u l v e r . Die Fabrikation des rauchschwachen Pulvers ·wurde mit Bewilligung der zuständigen kantonalen Behörden bis und mit dem Monat Juli in den zu diesem Zwecke hergerichteten Lokalitäten der alten Papierfabrik zu Worblaufen betrieben, im Monat August aber in.die inzwischen auf dem Areal der Pulver·mühle erstellten Neubauten verlegt. Der Umzug nahm einige Zeit in Anspruch, die für die Pulverfabrikation verloren ging. Aus diesem und verschiedenen andern Gründen, welche zunächst mit der Vollendung der Bauten und Einrichtungen, sodann mit verschiedenen andern störend wirkenden Verhältnissen und Vorkommnissen im Zusammenhang stehen, erreichte die Produktion an rauchschwachem Pulver das vorgesehene Quantum nicht. Die Fabrikation ergab nämlich : 26,342 kg. Pulver für die Munition des bisherigen Ordonnan/gewehres und 3,400 ,, Probemuster verschiedener Art für T1/«""01 Gewehre und für Geschütze.

Zusammen 29,742 kg.

828 Das unserm rauchschwachen Pulver zar Grundlage dienende Material, welches bisher vom Auslande bezogen werden mußte, wird nun in Worblaufen angefertigt, so daß sich dis Erfordernisse an Fabrikationsmaterial fremder Herkunft künftighin auf wenige und leicht zu beschaffende Produkte beschränken werden.

XIII. Waffenplätze.

In B e l l i n z o n a sind bezüglich der elektrischen Beleuchtung der dortigen Kaserne Unterhandlungen mit der Munizipalität eingeleitet worden.

In B e r n ist in der Nähe der Militärstallungen ein Krankenund Absonderungsstall vom Kanton Bern erstellt vrorden und es konnte derselbe auf Ende des Berichtsjahres bezogen werden. Als Gegenleistung wurde die für Benutzung des Waffenplatzes zu bezahlende Aversalsumme entsprechend eirhöht.

Die Verhandlungen mit Waadt über die Vergrößerung von Neubauten in B i è r e konnten auch im Berichtsjahr nicht zum Abschluß gebracht werden.

Mit den Staats- und Stadtbehörden in C h u r wurde ein neuer Waffenplatzvertrag ohne Feststellung einer bestimmten Dauer und mit einem Jahr Kündigungsfrist vereinbart.

In C o l o m b i e r ist eine neue verlängerte Schießlinie für die Infanterie erstellt worden.

In F r a u e n f e l d konnten die Thurkorrektionsarbeiten im Frühjahr zu Ende geführt werden; es wurde ein neues Stallgebäude erstellt und durch Landankäufe das Scheibenfeld vergrößert. Zu verzeigen sind noch die Abschlüsse verschiedener Sehieß-Servitutsv er träge.

Für H e r i s a u ist die Erstellung eines Dependenzgebäudes der Kaserne angeordnet worden.

Die auf eine Erweiterung des Exerzierplatzes in L a u s a n n e und auf die Anweisung eines neuen Schießplatzes gerichteten Unterhandlungen mit der dortigen Munizipalität blieben im Berichtsjahre noch pendent.

Bezüglich des Platzes Li es tal ist zu erwähnen, daß die dortigen Wasser Verhältnisse einer gründlichen Prüfung unterworfen werden mußten, deren Ergebniß die Herbeischaffung bessern Trinkwassers sein wird.

829 In T h u n ist der von den hohen Käthen bewillmte o" Neubau von Regie-Stallungen mit Reitbahn und Fourragemagazin in Angriff genommen worden. In der Kaserne selbst wurden MannschaftsDouchen installirt.

Mit einer größern Anzahl Grundeigentümer sind Schieß-Servitutverträge neu abgeschlossen oder auch nur erneuert worden.

Von den verfeuerten 12,048 Geschossen sind über den Mühlemattabhang hinaus im Ganzen 63 Geschosse und Sprengstücke von solchen ricochetirt aufgefunden worden ; es macht dies 0,6 % gegen 1,8 °/o im Vorjahre.

Mit den Staatsbehörden von St. Gallen und der Ortsbürgergemeinde W a l l e n s t a d t sind Verhandlungen behufs Einrichtung eines neuen Waffenplatzvertrages eingeleitet worden. Der Abschluß des Vertrages fällt in's Jahr 1891.

Auf dem Waffenplatz Z ü r i c h hat die Resterweiterung des Exerzierfeldes im sogenannten Gänsiloo stattgefunden. Die durch das Tracé der Sihlthalbahn verursachte Einschränkung der ExerzierAllmenden kann einer nach anderer Richtung hinzielenden Vergrößerung des Feldes rufen.

XIV. Laiidesbefestigung.

An den bestehenden Befestigungswerkeu io Bellinzona und St. Maurice wurde, wie gewohnt, nur das Allernothwendigste gemacht, und in Luziensteig die im Vorjahr begonnenen Reparaturarbeiten fortgesetzt.

In 8t. Maurice wurde während der Wiederholungskurse eines der Werke entsprechend den neuen Ansichten in der Feldbefestigung umgebaut. Es ist aber daraus nicht etwa zu schließen, daß das Genie in ähnlichen Kursen wirklich viel Ersprießliches in der Vorbereitung derartiger Sperren für den Kriegsfall zu machen im Stande wäre. Einmal kann der kurzen Dauer der Kurse wegen Alles nur in feldmäßigem Stile erstellt werden, was keinen Bestand hat, sodann sind mit den Truppen nicht nur die Feldbefestigung, sondern auch die andern Zweige des Geniedienstes jeweilen durchzunehmen, insofern die Truppen feldtüchtig erhalten werden sollen, so daß im Verhältniß zu der großen Arbeitsmenge, welche ein permanent oder nur provisorisch befestigter Posten erfordert, diejenige, welche das Genie in gewöhnlichen Kursen zu leisten vermag, nur ganz unbedeutend sein kann.

Wenn wir gleichwohl Truppen an solche Orte beordern, so geschieht dies mehr z« ihrer Belehrung und nicht in der Meinung,

830

dadurch auf einfachere und billigere Weise zu Befestigungsanlagen zu gelangen.

Für die Minenkammern der Kunstbauten der internationalen Anschlußlinien wurden die notwendigen Spreng- und Zündmittel in den zu diesem Zweck erstellten Magazinen deponirt. Es fehlen noch einige Depots; dieselben werden aber im Frühjahr 1891 erstellt werden.

lieber die Festungsanlagen am Gotthard haben wir Folgendes zu berichten : Das Fort Fondo del Bosco war mit Anfang der Militärkurse fertig, so daß im Berichtsjahr die Truppen dasselbe beziehen und während sämmtlichen Kursen darin kasernirt werden konnten. Das Werk ist vollständig armirt. Die Karten für den Schießdienst in Airolo wurden im Verlaufe des Jahres successive, so weit dieselben jetzt schon gemacht werden können, fertig gestellt.

Das Werk auf Motto Bartola ist vollendet.

Auf dem Gotthard-Paß wurde eine Infanterie-Vertheidigung vorbereitet.

Auf der Furka wurden die Felssprensungen für das Werk bei den Galenhütten weitergeführt, die Panzerungs- und Annirungsobjekte sind bei den Lieferanten versaridtbereit. Die Unterkunftsgebäude für die Truppen sind vollendet.

Die vorgesehenen Unterkunftsgebäude auf der Oberalp sind ebenfalls vollendet, und die Straße nach dem Tiarmspaß erstellt.

In A n d e r m a t t wurden die Spreng- und .Maurerarbeiten für das eigentliche Werk auf dem Buhl nahezu vollendet. Außerhalb dieses Werkes verbleiben noch einige Arbeiten zu machen.

Die Panzerobjekte wurden nur zum Theil montirt, da die Lieferanten im Rückstande blieben ; deren Fabrikation wurde jedoch auf Ende des Jahres vollendet. Der innere Ausbau des Werkes hat begonnen.

Die Flankirgallerie zwischen Urnerloch und Altkirche ist vollendet; die Armirungsobjekte sind vorhanden.

Die Straße nach dem Bätzberg konnte nicht ganz vollendet werden, doch verbleibt nur noch eine kurze Strecke auszuführen.

Beim Salzbergwerk sind die meisten unterirdischen Aushübe vollendet und das Mauerwerk so weit gemacht, daß mit Frühjahr 1891 die Montierung der Panzerobjekte beginnen kann.

Das Blockhaus auf Bruckwaldboden wurde nur zum Theil ausgeführt.

831 Die Terrain-Aufnahmen fui- die Erstellung der Karten für den Schießdienst von Andermatt wurden nahezu vollendet.

In G ö s c h e n e n sind die Anlagen für Umladen und Transport der Panzerungen erstellt und benützt worden.

Es haben verschiedene Schießversuche stattgefunden zur Erprobung von Laffetirungen und Munition, sowie zur Erstellung der Schußtafeln.

Von dem zur Disposition gestandenen Kredite von 3 Millionen Franken wurden 2,500,000 Franken für die Befestigungsbauten am ·Gotthard verausgabt.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

B e r n , den 12. Mai 1891.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident:

Welti.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Ringier.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Bundesrathes an die Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahre 189O.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1891

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

20

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

16.05.1891

Date Data Seite

677-831

Page Pagina Ref. No

10 015 253

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