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Bericht der

ständeräthlichen Kommission über die im .Jahr 1857 bei Basel und Eglisau aufgeführten Befestigungswerke.

(Vom 19. Juli 1857.)

Tit.!

Als gegen das Ende des verflossenen Jahres die Unabhängigkeit und .Nationalität der Schweiz angegriffen wurde, war es eine der ersten Handlungen des Bundesrathes, sich mit der Verteidigung B a s e l s , als einem der.

.oom Feinde am meisten bedrohten Punkte , zu befassen. Eine aus unseru beßten Generalstabsoffizieren bestehende Kommission wurde beauftragt, eineu Vertheidigungsplan auszuarbeiten. Nach zahlreichen Situatiousstudien er..

kannte diefe Kommission, wie schwierig es sei, von der Auffassungsweise sich zu entfernen, welche der französische General Poligny, dessen Plan in unserm Archiv aufbewahrt wird, im Jahr 1799 ausgesprochen hatte, und es wurde daher dieses System, in mehreren Punkten zwar mit Abänderuugen , der Ausführung der jezigen Befestigungswerke bei Basel zu

Grunde gelegt.

Jn jenem feierlichen Zeitpunkte, da die Schweiz den Feind ruhig erwartete, in jenern Augenblik des hohen, allgemeinen Aufschwungs, der Begeisterung, die alle Kinder des Vaterlandes beseelte, wurden die Arbeiten ausgeführt, und man sah in kurzer Zeit jene Schanzen sich erheben, die vor Klein-Basel eine vollständige Vertheidigungslinie bilden.

Mit rastloser Thätigkeit errichteten, unter dem Befehle des Obersten D e l a r a g e a z , Offiziere, Soldaten und Bürger, von der Bedeutung des ihnen übertragenen Werkes durchdrungen , iu 20 Tagen 1 4 Verfchauzungen, worunter mehrere sehr bedeutende, mit einer beschränkten Zahl von Arbeitern, denn es überstieg dieselbe nie 1500 Mann täglich.

Die Raschheit, mit der sie ausgeführt wurden, hat Europa, hat der ganzen Welt bewiesen, daß die Schweiz stets bereit ist, ihre Rechte zu .oertheidigen ; und vou jenen Tagen an ist fie als eine Macht betrachtet worden.

...nit der man rechten , mit der man unterhandeln muß ; fie hat in der Diplomatie die Stelle, die ihr gebührt, wieder eingenommen.

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Verschiedenheiten iu Meinungen, Religion, Politik, kleine innere Miß...

Helligkeiten, Alles war vergessen; überall hatte es nur einige Schweizer.

^Alle werden daher mit Stolz au diese Zeit sich erinnern, werden stolz sein, .einem Volke anzugehören, das vor Nichts zur.ükbebt, wenn es angegriffen ^.wixd; Alle werden in ihrem Herzen die Gefühle bewahren, die fie beseelten, ^die wir ererbt haben und die sich auf Kinder und Kindeskinder fortpflanzen .werden. Das schönste Denkmal werden ohne Zweifel die Blätter unserer Geschichte bilden, welche das Andenken dieser Ereignisse lebendig erhalten.

Dex Gedanke, diese Befestigungen niederzureißen, zu schleifen, erscheint ^beim ersten Blike als ein Verbrechen am Volke, als eine Handlung der ^Rohheit ; und diesen Eindruk hat er auch auf alle Glieder Jhrer Kommission gemacht. Allein die kalte, ruhige Ueberlegung gewann bei der Mehrheit derselben die Oberhand, nämlich bei den Herren A r n o l d , A ma .k ex und .W e n g e r , die, wenn gleich ungern und mit Bedauern, bei Jhnen, Tit., auf die vollständige Schleifung der Werke aus den weiter unten entwikelteu Beweggründen antragen.

Eine Minderheit, Herr Philippin, verlangt dringend, daß wenigstens einige Befestigungswerke beibehalten werden zur Erinnerung und als Denkmal für jene große, jene bedeutungsvolle Erhebung.

Die Betrachtungen, welche die Mehrheit bewogeu haben, eine voll..tändige Abtragung vorzuschlagen, sind folgende .

Der Plan in seiner Gesammtheit ist ohne Zweifel sehr gut ausge.dacht; indessen wird er in mehreren Punkten angegriffen; und wenn ex auch nichts zu wünschen ließe, so muß man doch gestehen, daß die KriegsWissenschaft seit 1799 manche Aendexungen erlitten hat, und daß wix die Zukunft in dieser Beziehung nicht voraussehen können, nachdem die BeLagerung von Sebastopol bewiesen, daß sie ihr leztes Wort noch nicht ge^rochen hat.

Die gedachten Werke sehiizen uns nur gegen Deutschland. Um unsere Verteidigung zu vervollständigen, müßten wir daher auch aus andern Punkten Festungswerke errichten, während man gerade das Gegentheil in Ausübung ....ringt, indem beinahe überall die srühern Befestigungen abgetragen werden.

Als Denkmal unserer Schilderhebung betrachtet, müßten sie völlig beendigt und iu ihrer Gesammtheit beibehalten werden. Denn ließe man die Verschanzungen unvollendet , so könnte man glauben , es geschehe dieß aus Unwissenheit ; würde man fie aber theilweife nur abtragen , so ^.väre der Plan unverständlich und die Werke würden nur unvollständig gegen Angriffe schüzen , die von Deutschland aus unversehens gegen uns gerichtet werden könnten.

Durch 1500 Mann mit großer Raschheit in 20 Tagen erstellt, .könnten sie durch eine größere Zahl von Arbeitern sehr schnell wieder errichtet werden, besonders da keine Bedenken über die Anlage der Werke mehr obwalten würden. Die gegenwärtigen wurden als nur zeitweilige Ver-

236 schanzungen ausgeführt. Man müßte fie erst in bleibende Befestigungen.

oder doch wenigstens gemischte umwandeln; sie müßten durch Mauerwerk, durch Faschinen u. f. w., verstärkt werden. Sehr viele Einzelnheiten find

uoch zu vollenden, wie z. B. der größte Theil der Verpallisadirung, des

Pfahlwerks , der Kehlfchlüsse .e. Alles das erforderte eine Ausgabe , welche die Kommission dermalen nicht schäzen kann, die aber ficher sehr bedeutend sein würde.

. Jährlich wären Unterhaltungsarbeiten, ein Jnspektox und ein Aufseher erforderlich.

Zwar könnte man den Plaz für die Jnstruktionsfchule der Ponton.uiers benuzeu; allein Basel ist vom Mittelpunkte der Schweiz zu seh.......

entfernt.

Endlich verlangen die Regierung und die Gemeindsbehörden von Bafel die Schleifung der Werke, weil fie den Verkehr hemmen, den Akerbau beeinträchtigen und mehrere Liegenschaften entwerthen. Entscheidet ..nan fich für die Beibehaltung, so wird man bedeutende Entschädigungen zahlen müssen.

Die Ausgabe für ihre Erhaltung im jezigen Zustande wird durch Herrn Oberst Locher auf . . . . . . . . . . Fr. 105,650 angeschlagen; diejenige für ihre Abtragung und Ausebnung auf

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63,670

Sind diese Ansäze richtig, so beträgt der Unterschied Fr. 41,980 Jndesseu hätte jene Ausgabe Jhre Kommission nicht abschreken können, Jhnen einstimmig die Beibehaltung vorzuschlagen ; die Kosten für die Vollendungsarbeiten aber, die sehr beträchtlich sein werden, haben die Mehrheit bewogen, auf gänzliche Schleifung anzutragen. Werden nach dem Antrage der Minderheit nur die Werke Nr. 9, 10, 11 und 12 beibehalten^ so kann die Verschiedenheit in den Ausgaben, nach Herrn Oberst Locher..

veranschlagt werden wie folgt.

Erhaltungskosten . . . . . Fr. 29,750

Schleifungskosten . . . . . .., 22,407 Unterschied . . . . . . . ^Fr.^7,343

Jm Ganzen hält dir Mehrheit Jhrer Kommission dafür, daß der Plan , den wir besizen , mit allen erläuternden Beilagen , nötigenfalls durchgesehen und vervollständigt, ins Archiv niedergelegt und daselbst als Urkunde und als Andenken an unsere schöne Erhebung aufbewahrt werden sollte.

Demgemäß hat sie die Ehre, Jhnen, Tit., vorzuschlagen, den vom Bundesrathe vorgelegten Beschlußentwurf iu der Weise abzuändern , daß ^iu Art. 1 in folgender Fassung eingefügt würde:.

Art. 1. Alle im J a h r e 1857 an den R h e i n n f e r n b e ^ .Bafel e r r i c h t e t e n Befestigungen sind abzutragen.

237 Seftungwerke bei Eglisau.

Nach dem Anschlage des Herrn Oberst Locher würden die Kosten süx Abtragung der Befestigungswerke bei Eglisau betragen . . Fr. 3,500 diejenigen für Beibehaltung . . . . . . . . .

.. 3,300 mithin ergibt fich für den Fall, daß fie beibehalten werden, eine Ersparniß von . . . . . . . . . . . . Fr. 200 Jhre Beibehaltung ist um so begründeter , als die Umwohner , weit entfernt, deren Abtragung zu verlangen, sie mit Begeisterung auf eigene Kosten vollendet haben.

Jhre Kommission beantragt daher einstimmig einen Art. 2 in folpender Fassung : Art. 2.

Die am rechten Rheinuser bei Eglisau erstellten Befestigungen sind beizubehalten.

Es sollen jedoch nur in so w e i t bei denselben Arbeite....

zur Unterhaltung a u s g e f ü h r t w e r d e n , s o f e r n dieselben.

zum Unterricht der S a p p e u r e und der G e n i e t r u p p e n beuuzt w e r d e n sollten.

Bern, deu 19. Juli 1857.

Jm Namen der Kommissionsmehrheit = .L. Venger, Oberstlieut.

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der

nationalräthlichen Kommission über die Befestigungen bei

Basel und Eglisau.

(Vom 28. Juli 1857.)

T i t. l Wie die Kommission des Ständerathes, so hätte auch die des Nationalxathes^) gewünscht, die vor Kleinbasel errichteten Befestigungswerk....

beizubehalten als ein Denkmal der nationalen Erhebung, die sich im verwichenen Januar beurkundet hat und als Z e u g n i ß dessen, was das Schweizervolk zu thun vermag, wenn seine Unabhängigkeit bedroht ist; allein

in E x w ä g u u g , daß Erdarbeiten, so gut sie auch unterhalten werden mögen, mit der.

Zeit fich sezeu, ihren imponirenden Eharakter verlieren und schließlich deu *) Sie bestand ans den Herren Dnfonx, von Genf, Michel, von SeewisR i e d m a t t e n , von Sitten, Eherir, von Bex und Jauch, von Bellinzona..

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Bericht der ständeräthlichen Kommission über die im .Jahr 1857 bei Basel und Eglisau aufgeführten Befestigungswerke. (Vom 19. Juli 1857.)

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1857

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19.09.1857

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