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Aus den Verhandlungen de.... schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 17. August 1857.)

Mit Schreiben vom 12. Juli abhin theilte der fchweiz. Generalkonsul in Rio de Janeiro, Herr David, dem Bundesrathe nachstehende Thatsachen mit, als neuen Beweis, wie schweizerische Angehörige und Andere gegenwärtig nach Brasilien engagixt werden.

,,Ein gewisser Jean Baptiste R é v i l l e t , Antheilhaber an der hiest- ^ ,,gen Soeietät V i e i r a , P e d r o f o und E o m p . , schließt im ^ Namen und ,,aus Auftrag dieser Firma sogenannte Mietverträge (Contrats de loca,,tion de services) mit jungen Leuten aus Frankreich, Sardinien und der ..Schweiz ab, worin diesen ein Jahxesgehalt von Fr. 300, nebst freier

..Wohnung und Beköstigung stipulirt ist. .-- Wer mit den brasilianischen

,,Verhältnissen nur irgendwie bekannt ist, wird sogleich einsehen, daß die ..auf solche Bedingungen hin Engagirten aus eine unverantwortliche Weise ,,angeführt sind.

,,Hier (in Brasilien) angekommen, werden diese Leute zu den fchwersten ,,Straßenarbeiten verwendet. Jhre Kost ist schlecht; ihre Wohnungen sind ,,transportable Hütten, die mit dem Vorrüken der Arbeiten ebenfalls vor,,gerükt werden, und kaum vor Nässe schüzen. Und nun gar der Lohn l ,,Für jeden Schwarzen, den man zu kleinern Dienstleistungen im Haus,,wefen miethet, muß man eixea Fr. 100 per Monat bezahlen, und ihm ,,dazu noch Wohnung, Kost und Kleidung geben. Den f r e i e n Arbeitern ,,dagegen, die von Tagesanbruch an b1s zu einbrechender Nacht bei ,, s t r e n g s t e r U e b e r w a c h u n g arbeiten müssen, bietet man Fr. 300 per ,,Jahr, eine Bezahlung, die nicht einmal für Anschaffung der nöthigen.

,,Kleidung ausreicht; weßhalb es leicht erklärlich ist, daß diese Leute durch ,,Flucht sich ihrer Verpflichtungen zu entziehen suchen, wodurch aber ihre.

,,Lage in der Regel nur noch verschlimmert wird.

,,Ein Jngenieur Bonini ans Piemont hatte auch Straßenarbeiter ,,angeworben, die, meistens T e s s i n e r , an den Eifenbahnbauteu in feuchten.

,,Niederungen beschäftigt wurden und, nach kurzem Aufenthalt in diesem

,,Gegenden, mit Sumpsfiebern behaftet nach Rio sich hinfchleppten , um

in einem von der schweizerischen Hilfsgesellschaft mit der französischen ,,Marine gemeinschaftlich errichteten Hospital Aufnahme und Pflege zu finden.

..Jn dieser Anstalt find im Laufe dieses Jahres schon über 30 Tessinex ,,aufgenommen worden, von denen die Einen starben, die Andern dagegen,.

,,durch die Folgen der Sumpffieber zu angestrengter Arbeit für mehrere ...Jahre untauglich geworden, der fernern Unterstüzung der Hilfsgefellschaft anheimfallen.^

15.^ Aus das hier Angeführte gestüzt, räth der Herr Generalkonsul, di^ Auswanderung nach Brasilien so viel als möglich zu hemmen, bis di.^ dortige Regierung solche Maßnahmen haben treffen können, die den Ein.^ wanderer vor Unterdrükung u. a. m. gehörig zu schüzen vermögen.

Unterm 12. dieß sandte die Regierung von St. Gallen dem Bundes-^ rathe Fr. 40 ein, als Vermächtniß zu Gunsten des eidg. Jnvalidenfond^ von Seite eines Unbekannten , der den gedachten Betrag mit anonyme.^ Zuschrift dem Bezirksammannamte U n t e r r h e i n t h a l übermacht hatte.

(Vom 19. August 1857.)

Jn Anwendung des Bundesgesezes über das Postregale,. vom 2. Juni 1849, hat der Bundesrath sein Post- und Baudepartement ermächtigt, mit dem 1. September nächstkünstig die regelmäßigen Fahrten durch Privatuuternehmer zwischen der Stadt Bern uud dem W^lerfeld allen den.Wenigen zu untersagen, die von ihm nicht mit Konzessionen. versehen werdeu...

Zu einem Postkommis in F r e i b u r g ist Herr Joseph Fortune F o r n e ^ , von Romont, gewählt worden, indem der am 1. dieß an diese

Stelle gewählte Herr P r o gin aus Gesundheitsrükfichten die Wahl nicht annehmen konnte.

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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

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1857

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42

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20.08.1857

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154-155

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10 002 276

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