87 #ST#

Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 13. Juni 1857.)

Mit Zuschrift vom 6. dieß übermachte der schweiz. Generalkonsul in Leipzig, Herr H i r z e l - L a m p e , seinen Jahresbericht pro 1856, dem folgendes enthoben wird : ,,Wenn in dem Gebiete der deutschen Zollvereinsstaaten das Jahr 1856 unbedingt zu denjenigen gehört, wo Handel und Jndustrie sich eines uamHaften Aufschwungs zu erfreuen gehabt haben, wo die Geschäfte im Allgemeinen, mit Ausnahme übertriebener Papier- und Aktien-Spekulationen, befriedigende Resultate gegeben haben, so liegt es auf der Hand, daß auch der Verkehr der Schweiz mit den Zollvereinsstaaten, und besonders mit L e i p z i g , als dem wichtigsten Handelsplaze des Zollvereins, ein sehr beDeutender gewesen ist.

,,Abgesehen von seinen immer mehr an Aufschwung gewinnenden Messen.

Mietet Leipzig durch sein sogenanntes Contirungssystem dem Handel mit dem Auslande und besonders mit der Schweiz so bedeutende Vortheile und Exleichterungen dar, wie kein anderer Plaz im ganzen Zollverein.

,,Uebrigens darf nicht unerwähnt gelassen werden, daß im Allgemeinen die Einrichtungen des Zollvereins vortrefflich sind. Das Publikum wird überall mit Artigkeit und Höflichkeit behandelt und von vexatorischen Maß..regeln ist im ganzen Gebiet des Zollvereins keine Spur.

,,Was die lezte Michaelismesfe anbelangt, so bezieht sich der Herr ..Konsul auf die gesammelten statistischen Bemerkungen , die vielleicht nicht ohne Jntexesse sein dürften.

,,Die erleichterten, durch den Bau neuer Eisenbahnen noch leichter werdenden Kommunikationen tragen wesentlich auch dazu bei, Handel und Verkehr zu heben ; und daß bei dieser Hebung auch die Schweiz nicht leex ausgeht, mag beispielsweise aus dem Umstande abgenommen werden, daß, während vor wenigen Jahren kaum ein Duzend schweiz. Uhrenhändler und Uhrenfabrikanten die Leipziger Messen besuchten, in der lezten Michaelismesse deren über fünfzig anwefend waren. (Jn der Ostermesse war die Zahl auf 60 angestiegen). Diese Zunahme läßt vermuthen, daß unsere Landsleute keine schlechten Geschäfte machen.

,,Die Schweizer-Uhren behalten ihren alten guten Ruf, und die Klagen über geringeren Gehalt, die vor einigen Jahren ertönten, sind nicht weiter laut geworden.

Auch in anderen Branchen der schweizerischen Jndustrie ist der Verkehr ..mit den Zollvereinsstaaten, und speziell mit Sachsen und Leipzig, im Zunehmen gewesen; die gegenseitigen Beziehungen find in stetem Wachsen begriffen, um so mehr, als die so sehr in Aufnahme gekommeneu wolleneu und halb-

^8 .wolleneu Artikel, pure laine-cachennr , plaids tartan, die früher d.....

.Schweiz nur aus England und Frankreich bezog, nunmehr aus Sachsen .geliesert werden, das sich mit Macht auf die Fabrikation dieser Stoffe geworfen hat und auf allen auswärtigen Märkten jede Konkurrenz überflügelt.

Es wäre fehr zu wünschen , daß die Schweiz diesem Jndustriezweige mehr Ausmerkfamkeit schenkte als bisdahin und sich durch einige mißlungene Versuche nicht irre machen ließe, diese wichtige Branche auch bei uns heimisch zu machen.

^Die hauptsächlichsten Artikel, die der Zollverein aus der Schweig bezieht, bleiben immer 1) die seidenen Bänder aus Basel, ein Handel, der alljährlich an Umfang und Bedeutung gewinnt, einerseits, weil dies^ Fabrikation, im steten Fortschreiten begriffen, die französische Konkurrent immer mehr verdrängt, und andererseits, weil die Basler^Fabrikanten ir..

ihrem wohlverstandenen Jnteresse das Geschäft von der richtigen Seite auffassen , nach Leipzig niemals süx ihre Rechnung konsigniren , nicht mit Detailiisten und Grossisten zugleich zu thun haben wollen , sondern sich ausschließlich an leztere halten.

,,2) Die Züxcher^Seidenstoffe sind und bleiben ein Stapelaxtikel , besonders die leichteren Artikel wie Marceline llorence , in denen Niemand^ im Stande ist, mit der Schweiz zu konkurriren. Jn den schwereren Stoffe^ macht sich allerdings die Konkurrenz des Inlandes und besonders die von

Berlin sehr fühlbar;

,,3... Jn den feinen weißen St. Galler-Waaren und seinen Stikereier^ hat die Schweiz ebenfalls noch die Oberhand, und nach den ungeheuere hiesigen Lagern dieser Artikel zu urtheilen , ist auch dieser Jndustriezweig.

im Zunehmen. Nicht nur sür den Verkauf im Auslande, sondern mit jenen^ im Zollvereinsgebiet behalten die schweizerischen Fabrikate den Vorzug, un.^ wer schöne gefchmakvolle Vorhänge haben will, kauft schweizerische.

^,,4) Die Jmportation der schweizerischen Garne. obschon immer noch bedeutend, besonders in den feigen Gespinnsten, hat abgenommen, weil einerseits im Zollverein große, auf Aktien gegründete Spinnereien sich er^ hoben haben, und weil anderenteils meistens von Schweizern an mehreren Orten des Zollvereins errichtete Etablissement^ dem direkten Bezug vo.^ Garnen aus der Schweiz entgegentreten, da der Eingangszoll und andere Steuern erspart werden.

,,Eine höchst erfreuliche Erscheinung ist serner die sich überall kund ge^ bende Tendenz , das Prohibitivsvstem zu verlassen und , wo nicht zun..

Freihandel , doch zu mäßigen Zöllen überzugehen.

,,Zu den Schattenseiten des verflossenen Jahres gehört unbedingt die aus Fabelhaste gränzende Spekulationswuth in Aktien und Papieren aller Art.

Jn wenig Monaten tauchten eine Menge von Projekten zu industriellen Unternehmungen aller Art wie^ Pilze aus der Erde auf, und wen.^ schon gar viele dieser Projekte von vorn herein den Keim des Untergangs

89 ^n sich trugen, so wurden deren Aktien nichts desto weniger gleich beim Erscheinen ohne irgend eine Ueberlegung mit hohem Agio bezahlt.

,,Die Rükwirkungen einer solchen Schwindelzeit konnten nicht ausbleiben und haben in ganz Deutschland eine Kxists hervorgerufen, die wohl noch einige Zeit anhalten dürfte.

Die Gesammtsnmme aller Papiergelder im Zollverein belief sich Ende 1855 auf 284 Millionen Thaler, wovon 58 Millionen Staatspapiergeld

^nd 226 Millionen Banknoten.

,,Was die Eisenbahnen betrifft, so ist es erfreulich zu sehen, daß die Ertragsfähigkeit der meisten Bahnen alljährlich zunimmt, daß KonkurrenzBahnen immer neuen Verkehr hervorrufen, daß im Allgemeinen P r i v a t ..Bahnen, obgleich man dieselben immer mehr mit Abgaben belastet, besser ^entiren als S t a a t s b a h n e n , und daß die Erfahrung lehrt, daß je wohlseiler die Taxen , je bedeutender .die Einnahmen sind.

,,Von diesem System ausgehend, hat denn auch die Leipzig-DresdenexBahn ihren Aktionären eine Dividende von 19 .^ pro 1856 gewähren können, und es ist alle Aussicht vorhanden, daß pro 1857 diese Dividende ^ich noch höher stellen dürfte.

,,Die Geschäfte des hiesigen Generalkonsulats anlangend, so find im verflossenen Jahre 97 Konsulatspässe an Schweizer,

308 Reisepässe visirt, 24 Aktenstüke legalifirt und

57 Reklamationen,.. Beschwerden und verschiedene andere AngelegenReiten durch Korrespondenz erledigt worden.

,,Das Paßwesen wird immer noch mit Strenge, besonders gegen AusLänder, beobachtet.

,,Die hiesigen und durchreisenden Schweizer haben zu keinerlei Klageu Veranlassung gegeben.

,,Die hiesige Sehw^zer^Hilssgesellschaft besteht zur Zeit aus 5^ Mitgliedern, und hat im Lause des vorigen Jahres 22 bedürftige Landsleute aus verschiedene Weise unterstüzt.

,,Kein bedürftiger, ordentlicher Schweizer ist genöthigt, die öffentliche

Mildthätigkeit zu beanspruchen, obgleich die Gesellschaft aus den Kantonen keinerlei U..ter^üzung..n erhält. Jhr Fond begeht aus den Beiträgen ihrer Mitglieder und den allerdings nicht bedeutenden Einnahmen des Konsulats, und hat der zahlreichen Ansprüche ungeachtet, die an sie gestellt werden, doch bis ^ezt ..in Kapital von eirea Fr. ^000 sammeln können.^

^0 Statistische Bemerkungen über d e n . . ^ . e ^ h a n d e t .^ei^i...^ im ^ a h r e .... .^ .^.

l.

n........... den Merlans der ..........esse in.. ^l ll ^ e.n ei n en .

Die Leipziger Michaelismesse 1856 lieferte in allen Branchen ..er Fabrik^ und Manufakturindustrie sowohl, als auch in dem damit verwandter..

Rohproduktenhandel so überaus günstige Resultate, wie sie noch keine de.^ seit dem Bestehen des Zollvereins auf diesem Piaze abgehaltenen Messen aufzuweisen gehabt hat. Die erfahrensten Geschäftsmänner, deren Thätigkeit ubex diesen Zeitraum zurükreicht, wissen sich keines so lebhaften Begehr^ sast a l l e r in den Meßverkehr einschlagenden Handelsartikel zu entsinnen.

Das Zufammentrefsen einer Reihe günstiger Umstände, n^.ter denen die^ nachhaltigen Wirkungen der Wiederbefes^gu..g der politischen Zustände sind;.

die Wiederauflebung des, in Folge der Kriegszustände, mehrere Jahre gelähmt gewesenen ruffischen Handeis in feinen mannigfachen Beziehungen.

zu Leipzig , namentlich der südlichen Provinzen dieses großen Reiches ; die in Folge des Zoll^ und Handelsvertrages mit Oesterreich sich sichtbar immer mehr ausbildende Verkehrobeziehung dieses Länderromplexes zu den Staaten des Zollvereins und zu dem Meßplaze Leipzig insbesondere, als dem Markte, wo der österreichische Zwischen- und Detailhändler in früher ..icht gekannter ^Weise a l l e s findet, was die eigene Landesindnstrie ihm nicht oder nicht mit gleichem Vortheil zu bieten vermag , daher von Messe zu Messe die Zahl der Einkäufer v^n daher sich vermehrt; der Aufschlag fast aller RohProdukte und die durch die daran sich knüpfende gewisse Aussicht ...^ wei^ teren Steigens der Fabrikate vermehrte Kauflu^ ; die Nichtüberführung de.^ Marktes mit Waaren, überhaupt der Umstand, daß die meisten Lager der Meßeinkäufer geräumt gewesen, weil die jahrelange Ungewißheit ^der Zn^.

stände jedem soliden Geschäftsmanne in.^ Ein- und Verkaufen, .Kreditnehmer und Kreditgeben Vorsicht empfahl, und endlich d^e befriedigenden dieß^ jährigen Aernteergebnisse in fast allen Ländern Deutschlands und darüber hinaus, welche den lange angehaltenen Kalamitäten der Theurnng in den nothwendigsten Lebensbedür^InsseII ein Ziel sezte^ obenan st. heu, hat jedenfalls dazu beigetragen^ e^ s^ geschäft^reiche Messe zu erleben, an welche übrigens erfahrene Geschäftsleute di.. Aussicht knüpfen, d.^.. Leipzig, weiches in der Neuzeit es ganz ...esonders verstanden,
feinen alten Rus e.nes Welt^ handelsplazes durch die Vermehrung feiner Handels - und Geldkräfte nur sester zu begründen, ^n diesem außergewöhnlichen Verkehrsausschwunge auch noch bleibende Früchte für seinen au^ermeßlichen Plazgro^handel arnteu werde.

.

^

Jst nach dieser allgemeinen Eharakterifirung der Leipziger Michaelis^ .messe 1856 auch vorauszusehen, daß über jede Branche derselben nur Vor^ theilhaftes zu berichten ist, so dürsten hier doch noch einige gesammelte hervorragende Bemerkungen Plaz finden, zumal eine jede dieser Branchen.

gewissermaßen ihre Eigentümlichkeiten hat.

^ So verspürte der Markt in r o h e n H ä u t e n und f a b r i z i r t e r . ^ L e d e r a l l e r Art schon seit einigen Jahren den Mangel an Zufuhr gegenüber dem sich mehrenden Bedürfnisse. Es gilt diese Wahrnehmung vorzugsweise den rohen amexikanischen Wildhäuten, und es find in Folg^ dessen diesmal die Preise in noch nicht gesehener Weise in die Höhe gegangen, ohne sich sagen zu dürfen, daß ein weiteres Steigen nicht zu erwarten stehe.

Als Ursache dieser Erscheinung läßt man gelten, daß Deutschland ^ und Frankreich -,.^ rohe Häute zur ^Lederbereitung mehr bedürfe, als es erzeuge, und daß in Amerika selbst, in Folge zunehmender Bevölkerung, der Verbrauch der rohen Waare sich dermaßen gesteigert habe, daß manche Sorten r o h e n Leders h i n ü b e r geschafft würden.

Eine natürliche Folge dieser Verhältnisse war, daß auch die gegerbter^ Ledersorten, welche, außer einigen Sorten belgischen Sohlleders und englisehen halbgaren Schaf- und Ziegenleders für Saffiansabrikanten , nur die zollvereinsländischen Gerbereien an den Markt brachten, 10 bis 20 .^ im Preise stiegen , obfchon diese Preiserhöhung hin und wider noch nicht in dem Verhältnisse stand zu jener, welche die rohen Häute und Felle zur Lederbereitung erfuhren.

, Brauchte auch die deutsche Kundschaft hierin das meiste , so wurde doch auch Vieles im gefärbten und alaungaren Schafleder, Roß-, Rinds^ und Sohlenleder für Rußland, die Wallachei und die Türkei gekauft; dagegen war der Aufkauf für amerikanische Rechnung schwächer, weil dort, wie bereits erwähnt wurde, die Gerberei im Zunehmen ist.

Das R an ehw W a r e n g e s c h ä f t im Allgemeinen war wegen der zu hohen Preise manche Artikel nicht durchweg günstig. Der quantitative Umf^ dürfte ein merklich geringer als im Vorjahre gewesen sein , allein im Werthbetrage nicht wesentlich disferiren.

. Die Preise vieler Artikel sind an den Bezugsquellen so in die Hohe getrieben worden, daß die Meßeinkäufer nur das.. Allernothwendigste ein^ gethan, daher Manches,
was der Verkäufer gern um den Postenpreis hergegeben hätte, unverkauft blieb. Vorzugsweise war die^ bei den von Nordamerika stammenden und aus ^en londoner Auktionen kommenden allerfeinsien Luxusrau.^waaren ^.er Fall.

Deutsche und schweizerische Rauchwaare, als Füchse, Marder, Jltis, Fischotter, Dachse, .^.azen, behauptete ihre Preise von der Ostermesse; .Hasenfelle dagegen w^ren entschieden höher und wurden 15 bis 20 .^ besser bezahlt; Kaninchenfelle und Hamsterfutter eben so.

^2 Russisches Rauchwerk war ziemlich viel ant Markte. Zobel wurd, .merklich höher im Preise gehalten und fand dahex nur theilweisen Absaze ^während Feh, Hermelin, Kolinsk.,. und Dachse schnell zu merklich höhereu Preisen geräumt wurde. Dasselbe war mit allen Sorten russischer Lammfelle der Fall, obwohl man dieß, bei dem russischer Seits nach wiederHergestelltem Frieden aufgehobeneu Ausfuhrverbote nicht erwartet hatte.

Ordinäre Schaf- und Lammfelle dagegen, wovon die meisten von der unteren Donau herkommen, blieben, der zu hohen Preise wegen, viel unver^kauft. Graue Hasenfelle ebenfalls bei 15--20 ^ Aufschlag rasch vergriffen.

Von französischer Rauchwaare verkauften sich Füchse und Otter schnell ^ind gut, während gegerbte und gefärbte Kaninchenfelle wegen Ueberfüllung

des Marktes im Preise sich drükten und dabei Manches übrig blieb.

^

Jn L e i n e n w a a r e n erstrekte sich das Meßgeschäft in der Hauptsache auf Deutschland , Rußland , Polen und die Moldau.

Die amerikanischen Aufträge waren in geringer Masse auf dem Plaze.

Damastartikel und Tafelzeug..^ im Allgemeinen bildeten den Hauptbegehr, ^doch war feine Leinwand nicht minder gesucht. Nur in ordinärer Waare ^vurde weniger umgesezt, indem die bedeutenden Preissteigerungen der rohen Garne die Rükwirkungen auf den Preis der Waare nicht ertrugen.

Jn S e i d e n w a a x e n zeigte sich, ungeachtet einer Preissteigerung bis zu 30 ^, in Folge des Ausschlages der rohen Seide , welche unter .rlleu Rohstoffen, ungeachtet der so bedeutenden Zufuhren chinesischer und bengalischer Seide, daß sie aus den Geldmarkt des Kontinents influirte, am meisten in die Höhe gegangen, ein so eminenter Begehr, daß in .manchen Artikeln nicht aller Bedarf befriedigt werden konnte, daher manche Großhandlung Verkäufe auf Nachlieseruug schloß. Diese seit vielen Jahreu uicht gesehene Erscheinung gab sich besonders in dem gegen früher ungleich vermehrten B a n d w a a r e n h a n d e l kund. Die russischen Ostseeprovinzeu, die Handelspläze Bessaxabiens und Oesterreieh hatten hier immer großen Bedarf, obfchon auch für anderwärts viel und mehr als man seither gewohnt war, gekauft wurde.

Uebrigens rechtfertigen Geschäftskundige die der Seidenwaaxe widerfahrene Preissteigerung mehr mit ^em sich steigenden Bedürfnisse im Allgemeinen, als mit dem Umstande, daß die Seidenärnte in Jtalien mißrathen war. Sie nehmen an, daß heutzutage mehr denn zweimal fo viel Seide ^verarbeitet werde, als vor etw^ 20 Jahren; daher habe der Umband, ^aß die italienische Seidenärnte einerseits fehle, andererseits aber die Fabriken mit einem Male von allen Seiten mit Aufträgen überhäuft werden, ungeachtet der reichlichen Zufuhr roher Seide aus fernen Ländern , dieses ^as.^e Steigen veranlaßt und es dürfte auf das Zurürgehen der. Preise nur ^venig gehofft werben.

Jn W o l l e n w a a r e n fanden T üche r , in so weit die an ^en Markt gebrachten Sorten für den europäischen Herbst- und Wi^terbedarf si.^

93 eigneten, bei erhöhten Preisen raschen Absaz, indem namentlich die kleinen Einkäufex der Zollvereinsfiaaten und größexe aus Holland und Hamburg stark vertreten waren.

Auch iu ^ breiten leichten Tüchern und Zephirs war schneller Absaz, und manche Fabrikanten erhielten hierin so reichliche Austräge , daß fie bis ^um Sommer beschäftigt find; dagegen wuxden die schweren Tücher, wie sie z. B. Finsterwalde und Schwiebus für die amerikanische Kundschaft zux Messe bringt, weniger gesucht und Manches davon blieb bei rükgän^igen Preisen unverkauft.

Gilt das Vorbemexkte lediglich der zollvereinsländischen Tuchmanufaktux, als dem Hauptxepräsentanten der Leipziger Messen in wollenen Tüchern und ^andern gewalkten wollenen Stoffen, so ist hinsichtlich der vom Auslande eingebrachten Stoffe der leztexen Art vorzugsweise solcher zu gedenken, die zunächst für den Winterbedarf berechnet waren. Oesterreichische .-- Brünuex -sogenannte Doppelstoffe und englische Angoras machten hierin gute MeßGeschäfte, und zwar hauptsächlich für den inländischen Bedarf.

Jn glatten K a m m g a x n a r t i k e l n , sowie auch in saçonnirteu Modefachen war der Verkauf nach allen Richtungen, sowohl in deutscher als englischer Waare überaus befriedigend. Jn bedrukten wollenen Waareu zeichnete sich England in Peremettes durch billige Waare und die zollvereinsländische Jndustrie durch schönen Druk auf Wollenmousseline ganz befonders aus. Französische wollene Drukwaare war verhältnißmäßig wenig auf dem Plaze.

Ju B a u m w o l l e n w a a x e n zeigte sieh die zollvereinsländische Jn.^

dustrie, wie bei dem Schuze, den ihr der Eingangszoll von 50 Rth. pro Zentner gegen das ausländische Fabrikat gewährt, nicht anders zu er^ warten, am mannigfachsten und quantitativ überwiegeudsten vertreten ; aber iu allen Branchen hörte man nur von befriedigenden Abfazgeschäften.

Ju ausländischer Baumwollenwaare waren es daher meistens englifche, französische und schweizerische Jaeonnets, englische Bobbinets und Velouts, worin gute Geschäfte gemacht worden sind. Käuser aller Länder, narnentlich aber aus Rußland und Oesterreich, zeigten hierin großen Bedarf.

ll.

ne.^er den Waarenein^an^ insbesondere.

A.

Andeutungen de^ ^aarenein^an^ im ^ttaemeinen.

Für den Waareneingang zu der dießjährigen Leipziger Michaelismesse kommt die Zeit vom 15. September bis und mit 15. Oktober v. J., innerhalb welcher von allem fremden Meßgute, welches nach dem Vereinszolltarif mit einer Eingangsabgabe von mehr als 4 Rth. pro Zentner belegt ist, die Meßkostenabgabe erhoben wird, in Betracht.

Bundesblatt. Iahrg. IX. Bd. II.

8

.^4 Die Menge a l l e s F r a c h t g u t e s (Gegenstände von Transportwerth), welches innerhalb dieser Frist dem Plaze zugeführt worden ist, berechnet sich auf 576,668 Zentner, und es kommen davon

238,218 Zentner auf den Eingang mittelst der Magdeburg-LeipzigerEisenbahn,

19....,955

..

a u s d e n E in g a n g m i t t e l st d er L e i p z i g - D r e s d e n e r ^ E i f

4^,392

,,

35,307

,,

bahu, auf den Eingang mittelst der Sächsisch-Ba^erischeuEisenbahn,

57,796

bahn und .^.. auf den Eingang mittelst des gewöhnlichen Landfracht- .

fuhrwerks.

auf den Eingang mittelst der Thüringischen Eisen-

Jn der Michaelismeßzeit des vorigen Jahres belief sich dieser allgeweine Gütereingang auf 598,287 Zentner, mithin erweiset sich in dieser Beziehung ein Ausfall von

21,619 Zentner,

welcher .ndessen, dieser ansehnlichen Gesammtmenge gegenüber, als in Bezugs^ und Transports^Zufälligkeiten beruhend, angesehen werden darf.

I^.

^.e ^e^andet^aüter au^ dem freien ^r^xe dex .^oiiverein.^taaten und ^estexxei^ betretend.

Der Antheil des e i g e n t l i c h e n Meßhandels an der obigen Waarenmenge in der o b i g e n B e z i e h u n g läßt sich nicht genau bestimmen. Au vereinsländischen F a b r i k ^ und M a n u f a k t u r w a a r e n , wie sie in der mit A bezeichneten Anlage zusammengestellt sind, kommen hierbei 164,513 Zentner in Ansaz ; außerdem sind aber noch alle dem Meßverkehre auge^ hörende gemeine nicht meßkostenpflichtige Handwerkerwaaren, so wie alle einschlägigen Rohmaterialien in Betracht zu ziehen.

Die Jndustrie^ Erzeugnisse a^s den verschiedenen Staaten des Zoll^ vereins im f r e i e n V e r k e h r e zur Messe gebracht, wie solche in der Ueberficht sub A zusammengestellt sind, bildeten in jedem Falle, wie immer, den Kern des Marktes.

Nach der hierbei in Betracht kommenden Antheilnahme der Einzel^ staaten und der verschiedenen Fabrik ..nd Manufakturbranchen, unter gleich^ zeitiger Vergleichung mit den Zufuhren zur gleichen Messe des Vorjahres,, ist deren Darstellung sollende :^

^ichaeli^m.e^e.

1 ^ .

.

18^.

Plus.

Minus.

Eingang aus Zentner.

dem Königreich Preußen

a. östliche Provinzen . . . . . . .

h. westliche . . . . . . . . . .

dem Großherzogthum Luxemburg

Königreich Bauern . .

Sachsen . .

Wurtemberg .

Großherzogthum Baden Kursürstenthum Hessen .

Großherzogthum ,, .

den thüringischen Vereinsstaaten dem Herzogtum Braunschweig .,

..

Nassau

.

.

.

.

.

.

41,483 .

16,212 -

-

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

0 .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

. 6,681 . 53,443 .

176 . 1,168 .

. 2,080 . 1,590 . 25,199 . 1,506

.

.

.

.

.

363

,, ,, Hannover . . . . . .

174 . . G r o ß l. e r z o g t h u m Oldenburg . . . . . - . der freien Stadt Frankfurt a. M. . . . . 2,876 dem freien Verkehre Oesterreichs . . . .

451 Summa: .^53,402

Zentner.

Zentner.

Zentner.

46,141 26,704

4,658 10,492

---

-

-.

--

-

363

7,759 1,078 -53,9l8 . 475 .-298 122 -1,485 317 -2,778 698 -1,621 31 20,630 4,569 359 -1,147 --

162 ----2,178 480 29 164,513 17,900 6,789 11,111

12 698 -6,789 und zwar: .

^

^

18^.

^

18.^.

Plus.

Minus.

Eingang von Zentner.

Zentner.

Zentner.

10 2,214 494 Glaswaaren und Spiegel . . . . . .

2,545 3,039 250 Holzwaaren . . . . . . . . . .

.,343 1,593 Jnstrumenteu . . . . . . . . . .

820 692 80 Kleidern, fertigen, neuen . . . . . . .

274 3.^4 48 Kupfer- und Mesfingwaaren . . . . . .

286 334 Kurze Waareu . . . . . . . . . 10,0l9 9,140 1,931 Leder . . . . . . . . . . . . 23,264 25,195 Lederwaaren . . . . . . . . . .

3,737 2,086 2,913 Leinenwaaren . . . . . . . . . .

10,505 13,418 Papier . . . . . . . . . . . .

2,152 2,007 505 Porzellan und Steingut . . . . . . .

2,810 3,315 139 Seidenwaaren . . . . . . . . . .

2,938 3,077 Halbseidenwaaren . . . . . . . . .

1,005 1,215210 5,433 Wollenwaaren . . . . . . . . . . 49,345 54,778 239 Baumwollenwaareu . . . . . . . . 33,636 Baumwolle und wollene Garne . . . . .

2,851

Eisenwaaren

.

.

3,084

251

Tapeten

.

.

.

Verschiedene vorstehend nicht inbegriffene Waareu

69

1,197

Summa . 153,402

456

5,298

1,^07

.

.

.

254

.

.

.

1,268

.

.

.

.

.

.

.

. . . . . . . . . .

.

.

.

.

.

.

.

Rauchwaaren

.

.

.

Strohwaaren .

.

.

33,646 2,395

Zentner.

51

1,122

^

t 4, 4.^

^

128 879

1,651 145

3 18 75 3,555

.

.

.

.

.

.

.

97^ Diese Darstellung weist uach , ^aß zur dießjährigen Michaelismesse im Allgemeinen 11,111 Zentner Fabrik- und Manusakturwaareu mehr an den Markt gekommen, als zu derselben Messe des Vorjahres ; daß dieses Plus in der Hauptsache einer größeren Zufuhr leinener un.^ wollener Fabrikate beizumessen, und daß es hauptsächlich die Jndustriellen der preußischen Staaten gewesen find, welche der Messe größere Waarenquantitäten zugeführt haben.

^

C. .^..ntan^en... den ^ro^andel in ausländischen ^abri^- und .^anuta^nr..

^ waaren.

Der Großhandel in ausländischen Fabrik- und Mauufakturwaarer^ war ungeachtet der Preissteigerung in fast allen Zeugwaaxen seit dem Schlusse der Ostermesse ein unausgesezt regsamer und erreichte im Verlauf^ der Michaelismesse eine seit dem Bestehen des Zollvereins kaum gesehene.

Lebhaftigkeit.

Die Gesammtmenge des hier einschlägigen Waareneiuganges. berechne^ fich z1.

24,245 Zentner, und es kommen davon 20,387 Zentner auf den Eontirungsverkehr , und

3,858

.. find im Wege der sofortigen Verzollung in der^

freien Verkehr übergetreten.

Gegen die Michaelismeßperiode des Vorjahres erweist sich de.^ Waareneingang für den Eontirungsverkehr fast doppelt so hoch ; denn für^ jene Periode berechnet er sich nur zu 10,905 Zentnern , mithin ist dießmal ein Plus von 9,482 Zentner vorhanden.

Der von den Großhandlungen mit fortlaufender Eontirung und der^ Geschäften, welche sich Meßeonto haben eröffnen lassen, nach dem Vereins^ auslande geschehene Meßverkauf stellt sich überhaupt zu 6,783 Zentner dar, wovon 1,966^ Zentner auf den Absaz nach Oesterreich, 84.^/ia ..

...

...

..

.. .^ r Moldau und Türkei, 699^

1,450

.

.

,,

..

,,

..

..

,,

..

..

.

^

W a l l ache i ,

,, Rußland und Polen,

1,8l0 ,, ,, ,, ,, ,, verschiedenen andern Länder^ kommen , und was von ihnen nach dem Eontoabschlusse uito. November und nach dem Abschlusse der Meßeonti an zollvereinsländische Käufer ab.^ gesezt wordeu, beträgt zusammen 7,637 Zentner, für welche der Zollvexeinskasse überhaupt

312,857 Rthl. 24 Ngr. 5 Den.

.au Eingangsabgaben zugeflossen

find.

^8 Jn der Michaelismeßperiode des Vorjahres erwies fich d..r Absaz na...^ d.em Auslande nur zu 5,582 Zentner und der innerhalb der Zollvereins^ lande bloß zu 5,096 Zentner, daher auch die dießmaligen Geldresultat.^

für die Zollkasse um 55,724 Rth. 2^ Ngr. ergiebiger ausgefallen find.

Von den in den Meßhandel getretenen ausländischen Fabrik- und Manufakturwaaren standen, der Menge nach, die Baumwollengewebe obe^ au, so wenige Artikel auch dem Gr.^ßverkehre hierin uvch zugängig find..

Englische Bobbinets und Spizen, feine weiße Schweizerwaaren, englische Velouts, und englische und französische Jaeonnets bildeten hierin di.^

Hauptartikel.

Demnächst kommen die w o l l e n e n Waaren, fast nur Kammgarngewebe größtentheils mit baumwollener Kante, in Betracht. Auch hierin war das englische Fabrikat vorherrschend; denn französische Erzeugnisse, namentlich in Drukwaaren, treten nur als Modeartikel in geringer ...Quantität auf,.

.und österreichische Fabrikate, meist in gewalkten tuchartigen Artikeln bestehend , sind , in Ermanglung eines gxößern Begehrs für da.... Ausland und durch den Eingangszoll von 30 Rth. pro Zentner sü.^ den inneren Abfaz fast unzugängig, kaum in Betracht zu nehmen.

Jn S e i d e n w a a x e n waren es nicht allein die französischen und schwel zerischen Stoffe und die schweizerischen Bänder , sondern auch , begünstigt von der Tagesmode, die englische Spizen- und Blondenindustrie, welche namhaften Antheil au der fich erweisenden Zufuhr gehabt hat, und es find namentlich in lezterem Artikel große Verkäufe geschehen.

Jn halbseidenen Waaren war die französische Jndustrie vorherrschend vertreten, und englische und österreichische Fabrikate nur in geringerem Maße vorhanden. Namentlich liegt der Großhandel in den österreichischen halbseidenen Shawls, der vordem auf den Leipzigermefsen eine Stelle ein^ nahm, dermalen unter dem Druke der Mode sehr darnieder.

Jn L e i n e n w a a r e n war das englifch-irländische Fabrikat das fa^ allein in Betracht kommende ; es konnte indessen nur seine und seinste Waare an den Markt gebracht werden.

Jn kurzen Waaren behauptete die immer Neues ersinnende srauzö.^ fische Luxusindustrie wohl den Vorrang, indem die englischen Artikel, welche mehr in hergebrachten Fabrikwaren zum gewerblichen und sonst gewöhnlichne Gebrauche bestehen, eine sieh immer mehrende Konkurrenz zo.lvereinsländi^ scher Erzeugnisse zu bestehen haben.

Die österreichische Jndustrie vertrat hierin zwar den ihr eigen^ thümlichen Geschmak, zeigte fich aber sehr strebsam, der französischen Rich^ .tung in gar mancher Beziehung beizukommen.

.

^

A.

Nachweisnng .der zu den Messen 1856 in Leipzig eingegangenen vereiusländischen Waaren.

.

Messe.

OsterMesse.

MichaelisMesse.

Zollzentner.

Zollzentner.

Zollzentnex.

32,064 3,889 2,359 3,102 1,071 9,300 728 26 452 2,318 11,493 2,672 3,004 1,280 2,828 941 38,570 309 802

33,646 5,298 2,395 3,039 1,593 9,828 692

70,548^.^ 143,182 143,182 164,513

164,513

.

t .

.

.

.

.

.

.

Neujahrs^aareubenennung.

^

^

^

.

^

.

^ ^

.^

<^

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

Baumwollenwaare .

Eisenwaare . . . .

Garn, baumwollenes und wollenes . . .

Glaswaaren Holzwaaren . . . .

Kurze Waaren .

Jnstrumente .

Leder

.

.

.

.

.

Lederwaaren Leinwand . . . .

Papier

.

.

.

.

.

Porzellan und Steingut Rauchwaaren Seidenwaaren .

Halbseidene Waaren Wollene Waaren . .

Strohwaaren Andere div. Waaren .

Summa derNeujahxsmesse ,, .. Ostermesse ,, ,, Michaelismesse Total :

18,757^.

1,9991,^.

1,787 1,457^.

564^/.

3,692 308

9,575^.

717

5,339^.

1,803^.

914^.

587^/.

904^/.

352^.

21,367^.

119 300^/.

378,2431^

25,195

2,086 13,418 2 058 3,31.^ 1,507 3,077 1,215 54,778 251 1,122

^00 B.

Nachweisnng der im Jahre 1856 in Leipzig eingegangenen ausländischen Waareu.

^ ^

.^aoon Dadon kauften In^ kauften ..lns., eingegangene l.inder.

l.inder.

ausländische haaren.

Zollzentner. Zollzentner.

Sammtliche

^aarenbenennnng.

.^

^ ^ ...^

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7 8.

9.

10.

^I l

12 1^

Baumwollene Waare . .

Kurze Waaren a 10 Rthl.

..

à

,,

^0

.

.

,,

- 100 ,,

Seidene Waaren . . . .

Halbseidene Waaren . . . .

Glatte wollene Waaren à 30 Rthl.

Gemusterte ,, ., à 50 ., Baumwollengarn . . . .

Drogueriewaaren . . . .

Eisenwaaren . . . . . .

Glaswaaren . . . . . .

Holzwaaren .

. . . .

Jnstrumente ^ ^

^ Kleider

^ 1^.

17.

18.

19 20.

21.

22 23.

24 25.

26 27 28 29.

.

.

.

.

.

.

.

Kupfer und Messing . . .

Leder und Lederwaaren .

Lederne Handschuhe . . . .

Leinengarn . . . . . .

Gebleichte Leinwand

Battisi, Bänder u. dgl. . .

Papier u. dgl. . . . . .

Seide, gezwirnt und ungezwirnt Strohwaaren Porzellan und Waehsleinwand Wollengarn .

. . . . .

Steingut . .

. . . . .

. . .

Sußteppiche . . . . . .

Andere diverse Waaren .

.

.

19,944 4,368 3,991 1,607 816 401 74 50 5,513 1,685 2,358 875 11,756 862 9,872 8,077 28,328 27,943 38,356 37,401 2906 1 788 1 889 1 437 1 089 1 260 126 80 8 23 138 l 38 3,695 1,374 25 14 2 683 2 408 2,157 391 99 78 118 114 1,440 1,251 73 63 383 147 465 377 49 297 44 843 1 696 73 684 334 189,994 139,447

9,480 669 140 7 1,645 657 4,217 I,119 115 16 267 73 124 13 742 7 142 786 3 .^

3t

2l 56

922 6 2 l ,262

101 (Vom 12. Juli 1857.)

Mit No^e vom 9.. dieß machte die k. k. österreichische Gesandtschaft in der Schweiz dem Bundesrathe die Mittheilung, daß in Zukunft und so lange kein Widerruf erfolge, auf s c h w e i z e r i s c h e n Pässen das Paßvisa der kaiserlichen Gesandtschaft in Bern zum Eintritt in das Gebiet des österreichischen Kaiserstaates bei unverdächtigen Personen dann nicht nothwendig sei, wenn der Paß nicht in Bern selbst ausgefertigt wurde, oder dessen Jnhaber diese Stadt auf seiner Reise nicht berührte.

Jn-

dessen behalte sich die kaiserliche Regierung ausdrüklich das Recht vor, dieses Zugeständniß zu jedem ihr beliebigen Zeitpunkte entweder in Bezug ^auf die ganze Schweiz oder auf einzelne Kantone, wenn ste sich hiezu bestimmt finden sollte, wieder außer Kraft sezen zu lassen.

(Vom 23. Juli l 857.)

Mit Depesche vom 21. dieß benachrichtigt der schweiz. Ministex in Paris den Bundesrath, daß die zur Verkeilung des Vermächtnisses Nap o l e o n ' s I. f. Z. niedexgesezte kais. Kommission d r e i Kategorien für die f r e m d e n Militärs aufgestellt habe, nämlich: 1) Legionäre des Kaiserreichs, 2) Amputirte, 3) schwer verwundete oder 80jährige Militärs.

Zur ersten Kategorie gehören 29 Schweizer, .

.

.

zw.^t.^

.

.

drit^n

..

.

.

.

,,

.

.

6

20

,,

.

.

Die Er^sbetreffnisse werden durch die kais. französische Gesandtschaft in Bern ausbezahlt werden.

Der Bundesrath hat beschlossen, die vom Großen Rathe des Kautons Zürich am 3. dieß ertheilten Konzessionen für eine Eisenbahn von Zürich bis R i c h t e x s w e i l , und eine solche von Wallifelleu an die nordwestliche Kantonsgränze bei Weiach oder N i e d e r w e n i n g e n , so wie die vom Großen Rathe des Standes Aargau unterm 16. dieß konzedirten Eisenbahnen von K a i s e r stuhl nach K o b l e n z , und von Bru g g oder K o b l e n z nach R h e i n f e l d e n oder K a i s e r a u g s t , xesp. Uebertraguug ^ex Bözberglinie an die Gesellschast der vereinigten Schweizerbahnen iu St. Gallen, der h. Bundesversammlung zur Genehmigung vorzulegen.

(Vom 27. Juli 1857.)

Von Seite des schweizerischen Generalkonsuls in R i o - J a n e i r o laugte die Abschrift einer Eingabe ein, welche am 8. Juni abhin unter .Beifügung eines umständlichen Berichtes über die ö k o n o m i s c h e ^age der schweizerischen Kolonisten in der Pxovinz.St. Paul

Bnndesblatt. Iahrg. IX. Bd. II.

.)

102 gegen das Verfahren der Herren V e r g u ei r o und Komp. an das dor.^ tige kaiserliche Ministerium gerichtet worden ist. Die darin vorkommende^ nachstehenden Beschwerden erklärt der Herr Generalkonsul für begründet, und es sei das kaiserlich brasilianische Ministerium schon vermittelst seiner Noten vom 2^. September und 5. November 1856 theilweise darauf auf.^ merksam gemacht und um Abhilfe gebeten worden. Die hauptsächlichstem Beschwerden find:.

1. Das Haus V e r g u e i r o und K o m p . in der Provinz Sau Paul tritt die mit ihm auf sogen. Halbpacht übereingekommenen Aus^ wanderer, deren es schon über 3000 eingeführt zu haben behauptet, dem ersten besten Grundeigentümer ab, und zwar gegen eine Provision vo^

10 Milrei (l Milreis ungefähr 6 Fr.) per Kopf, die von ihm ohne irgend

welche vertragsgemäße oder gesezliche Berechtigung den Ueberlieferten selbst auferlegt wird.

2. Dasselbe belastet die mit ihm in ein Vertragsverhältniß getretenen Auswanderer angeblich zu Gunsten der betreffenden Heimathgemeinden iu Bezug auf deren Vorschüsse mit 6 o/.^, ja einige sogar mit 12 ^ Zinsen^ obschon von den tausend Kolonisten, deren Verträge das Konsulat kennt, nur zwei bis drei Familien von ihren Gemeinden zu irger.d einer Verzinsung der vorgeschossenen Ueberfahrtskosten verpflichtet wurden. Dieses.

willkürliche Verfahren hat seit dem vierjährigen Bestande der fraglichen Kolonien bedeutend zu der Schuldenlast beigetragen, unter der die Halbpächter seufzen, und scheint auch der Absicht der Gesezgebung der Provinz St. Paul nicht zu entsprechen, von welcher das Haus V e r g u e i r o Unterstützungen zur Beförderung der Einwanderung bezieht.

3. Auf den vom benannten Hause seit vier Jahren mit Schweizern.

versehenen 6 Halbpachtkolonien der Provinz St. Paul, von denen eine ihm selbst gehört, haben sich solche Mißbräuche eingeschlichen, daß die Schuldenlast der Kolonisten^ die bei der Ankunft derselben zusammen 77 Eontos

779 Milrei betrug, troz aller Anstrengung sich bereits auf ungefähr 113

Eontos 751 Milrei beläuft (1 Eontos ...^ 1000 Milrei.) Dagegen ist das Haus V e r g u e i r o und Komp. uuterdessen sehr reich geworden. Die Kolonisten werden durch unregelmäßige Maße und irrige Rechnungen in ihren Guthaben und Ansprüchen verkürzt , durch Vorenthaltung baaren Geldes zum Ankauf ihres Bedarfes bei den Gutsherren selbst zu erhöhten Preisen

genöthigt, mit eigenmächtigen Geldbußen belastet und in ihren Bedürf-

nissen verwahrlost. Beschwerden der Kolonisten bei Orts^ und Provinzialbehörden über Unterdrükung haben nur noch größere Verkürzung des Eigen^ thums oder Rükweisung an die beklagte Person herbeigeführt.

Das schweizerische Generalkonsulat bemerkt überhaupt, der Zustand^ der schweizerischen Kolonisten in der Provinz St. P a u l unterscheide sich in der Behandlungsweise, denen sie ausgesezt seien, wenig von demjenigen der schwarzen Sklaven.

103 Aus dem von Seite der schweizerischen Wohlthätigkeitsgesellschast in

Rom eingelangten Berichte über das Jahr 1856 ergibt sich, daß dieselbe 96 Sendi 92 Bajoechi eingenommen und 170 Se. 12 B. ausgegeben hat, so daß ihr zinstragendes Vermögen von 744 Se. 70 B. auf 69l Se..

50 B. heruntergeschmolzen ist. Außer den Kantonsregierungen von Zürich, S o l o t h u x n , St. G a l l e n und A a r g a u haben einzig Gesell-

schaftsmitgliedex Beiträge geliefert. Die Ausgaben bestehen ledig-

lich aus Unterstützungen an 52 Personen aus den Kantonen Zürich, .Bern, L u z e r n , S c h w y z , F r e i b u r g , S o l o t h u r n , B a f e l , Appenzell, St.Gallen, Graubünden, A a x g a u , Tefsin, Waadt und Wallis.

Der Bundesrath hat beschlossen, die vom Großen Rathe des Kantons.

Zürich unterm 3. dieß ertheilte Konzession für eine Eisenbahn von Zürich über U x d o x f an die Zürich-Zugersche Kantonsgränze bei K n o n a u der h. Bundesversammlung zur Genehmigung vorzulegen, so wie derselben eine Fristverlängerung für die am 25. Juli v. J. vom Bunde genehmigte

Eisenbahn im Kanton Zug (Ges. Sml. V. S. 372) zu empfehlen.

Wahlen des Bundesrathes.

Postbeamte :

24. Juli, Herr Karl Spieß, von Basel, und Herr Jakob Stillhard, von Wyl, zu Postkommis in La Chaux-de-Fonds.

#ST#

Jnserate.

Beknnntmnchnng.

Der schweizerische Minister in Paris übersandte dem Bundesrathe den

Todschein

1) ..iir eineu J e a n Ouessra..), gew. Tagelöhner, 24 Jahre alt, ae..

boren zu Mi rail le in der Schweiz, und gestorben am 9. Oktober 1856 im Bürgerspital Mustapha der Stadt Algier, .2) für einen A m b r o s i u s Telminio, gew. Tagelöhner, ...4 Jahre alt, geboren zu Ou ins in der Schätz, und gestorben am 9. Dezember 1856 im B.irgerspital Mustapha der Stadt Algier.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes. (Vom 13. Juni 1857.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1857

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

38

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

29.07.1857

Date Data Seite

87-103

Page Pagina Ref. No

10 002 261

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.