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Schweizerisches Bundesblatt.

57. Jahrgang. Y.

Nr. 40.

27. September 1905.

Jahresabonnement (portofrei in der ganzen Schweiz): 5 Franken.

Einrückungsgebühr Der Zeile oder deren Raum 15 Bp. -- Inserate franko an die Expedition.

Druck und Expedition der Buchdruckerei Stämpfli & die. in Bern.

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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Umbau des alten Postgebäudes in Bern.

(Vom

25. September 1905.)

Tit.

Das alte Postgebäude beherbergte bis zur Erstellung des Neubaues, welcher am 20. März 1905 bezogen und dem Betriebe übergeben worden ist, folgende Verwaltungen und Dienstabteilungen : 1. Die Oberpostdirektion.

2. Die Direktion des III. Postkreises.

3. Das Hauptpostbureau.

4. Das Telegraphenbureau und die Telephonzentralstation.

In Zukunft sollen darin verbleiben, beziehungsweise untergebracht werden : a. Das Transitpostbureau und das Bahnpostbureau mit den nötigen Ruhe- und Aufenthaltslokalen.

6. Die Telephonzentralstation, c. Das Amt für geistiges Eigentum.

Die Einrichtung geeigneter Räume für diese drei Verwaltungsabteilungen erfordert bedeutende Umbauten, welche um so kostspieliger und schwieriger sind, als das Gebäude im Innern durch viele im Verlaufe der Zeit notwendig gewordene bauliche Veränderungen konstruktiv geschwächt worden ist. Es kommt hinzu, Bundesblatt. 57. Jahrg. Bd. V.

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186 daß zwar die äußere aus Quadern erstellte Schale des Gebäudes, abgesehen von später zu erwähnenden Abwitterungen, solid ist, das Innere, der sogenannte Einbau, aber den ursprünglichen Charakter eines Spekulationsbaues durch viele einer monumentalen Gestaltung wenig entsprechende Riegelwände und sonstige nicht empfehlenswerte Baupraktiken verrät.

Die Erstellung des Gebäudes datiert 45 Jahre zurück. Durch die sukzessive Entwicklung des Post- und Telegraphenverkehrs, sodann durch die im Jahre 1881 erfolgte Einrichtung des Telephons entstand nach und nach eine derartige Raumnot, daß Abhülfe geschaffen werden mußte. Dieselbe ergab sich zunächst durch die im Jahre 1891 vorgenommene Ausquartierung der Oberpostkontrolle in gemietete Lokale, sodann durch den Bau des Verwaltungsgebäudes der Telegraphendirektion an der Speichergasse (eröffnet im Jahre 1893), welches außerdem noch das Amt für geistiges Eigentum und die Abteilung Rechnungswesen und Statistik des Eisenbahndepartements aufnahm, und endlich durch den im Ingreß bereits erwähnten Postneubau.

"o* Ungeachtet dieser Erleichterungen wird der alte Bau in 2'ukunft vollkommen in Anspruch genommen, weil es einerseits notwendig geworden ist, das Amt für geistiges Eigentum aus dem Telegraphengebäude zu evakuieren und dessen Lokale der Telegraphendirektion zu überlassen, andererseits aber, weil die Entwicklung des Telephons wesentlich erweiterte Räume erheischt.

Im Gebäude sollen in Zukunft nachstehende Abteilungen Unterkunft erhalten.

Im Untergeschoss :

Zentralheizung mit Kohlenraum.

Magazine für die Postverwaltung.

Magazine und Arbeitslokale für das Telephon.

Im Ei-dgesclioss :

Das Transitpostbureau, das Bahnpostbureau und die erforderlichen Ruhe- und Aufenthaltslokale.

Im I. Stach: Verwaltungsräume des schweizerischen Amts für geistiges Eigentum.

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Im II. Stock: Magazine des schweizerischen Amts für geistiges Eigentum.

Telephonverwaltungsräume und interurbane? Dienst.

A b w artwohnung.

Im III. Stock : Tel ephonzentralstation.

Linienvevteiler.

Akkumulatoren.

Maschinensaal.

Garderoben.

Magazine.

Über alle Einzelheiten der Verteilung geben die Pläne die erforderliche Auskunft.

Nach dem detaillierten Voranschlage werden die Kosten der Umbauten zirka Fr. 220,000 betragen. Für die Herstellung und Reinigung der Façaden ist eine Summe von Fr. 27,000 Inbegriffen.

Dieselbe ergibt sich zum großen Teile aus der Notwendigkeit des Ersatzes verwitterter Sandsteine.

Um den wachsenden Verkehr besser bewältigen zu können, soll auf der Hofseite hinter dem Postgebäude anläßlich der Erstellung eines Dienstgebäudes für die S. B. B. noch ein Depeudenzgebäude der Postverwaltung errichtet werden, worüber an anderer Stelle berichtet werden wird.

Der zwischen diesen beiden Gebäuden und dem Hauptbau liegende Hof wird als Ein- und Durchfahrt für den Postwagenverkehr, sowie als Verbindungsweg für die Fourgons und Handkarren, welche zwischen dem neuen Postgebäude und dem Bahnperron verkehren, benutzt werden. Der Posthof muß teilweise überdacht, mit einer neuen Ordnung des vorhandenen Gefälls und einem neuen Boden versehen werden. Wir behalten uns vor, für diese noch nicht ganz abgeklärten Arbeiten später um Bewilligung eines besondern Postens einzukommen.

In der Nachtragsbotschaft betreffend Bewilligung des Kredites für die Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Bern vom 1. Mai 1900 (Bundesblatt 1900, Band II, Seite 569) ist gesagt worden, daß zur Entlastung des Neubaues und aus betriebstechnischen Gründen in Aussicht genommen sei, das alte Postgebäude auch zukünftig für den P o s t d i e n s t zu benützen, und zwar handle es sich darum, den Transitverkehr, das Dekartierungsbureau, d. h. das Bureau, für die in Bern ankommenden Paketsendungen, und das Bahnpostbureau, das im · Bahnhofgebäude ein»

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gemietet ist, daselbst einzurichten. Diese Diensträume werden, wie bereits in der genannten Nachtragsbotschaft gesagt worden ist, das ganze Erdgeschoß des alten Postgebäudes in Anspruch nehmen. Im südlichen Teil des Erdgeschosses soll das nunmehr als ,,Transitbureau" bezeichnete Paketausgabe- und Umspeditionsbureau, das bisher schon dort untergebracht war, verbleiben. Da das alte Postgebäude unmittelbar an das Areal des Hauptbahnhofes anstößt, so erschien es von Anfang an gegeben, die mehrerwähnte Bureauabteilung dort zu belassen, weil dadurch ein weitläufiger Transport der zahlreichen Paketsendungen, die entweder für die Stadt Bern bestimmt sind oder vom Transitbureau umspediert werden müssen, vermieden werden kann. Es genügt wohl, darauf hinzuweisen, daß im Jahre 1904 vom Transitbureau Bern rund 1,850,000 Pakete zu verarbeiten waren, um darzutun, welche Vorteile ein .solches in nächster Nähe des 'Bahnhofes gelegenes Bureau bietet, d. h. welche Ersparnisse an Zeit und Personal dabei erzielt werden können.

Die Postverwaltung ist denn auch bestrebt, an allen wichtigeren Verkehrszentren solche Pakettransitbureaux einzurichten.

So bestehen solche außer in Bern auch in Genf, Neuenburg, Basel und Zürich, und es werden solche angestrebt in Lausanne und St. Gallen.

Was nun die gegenwärtig dem Transitbureau Bern zur Verfügung stehenden Lokale betrifft, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß sie für eine richtige Dienstabwicklung längst zu klein geworden sind. Beträgt doch die Vermehrung in der Zahl der verarbeiteten Sendungen im Jahr 1904 gegenüber 1894 über 600,000. Während dieses Zeitabschnittes ist das Personal des Transitpostbureaus Bern angewachsen von 22 Beamten und 17 Angestellten auf 30 Beamte und 37 Angestellte. Daß bei einer solchen Zunahme des Verkehrs und Personals eine Erweiterung der Dietisträume als dringlich bezeichnet werden muß, ist einleuchtend.

Diese Lokalerweiterung ist, nachdem die übrigen Bureauabteilungen das alte Postgebäude verlassen habea, möglich und wird, wenn sie nach dem vorliegenden Projekt zur Ausführung gelangt, dazu angetan sein, die jetzt bestehenden Mängel zu beseitigen. Die neuen Lokale werden auf absehbare Zeit allen berechtigten Anforderungen genügen.

In der nördlichen Hälfte des Erdgeschosses soll vor allem aus das Bahnpostbureau, das sich gegenwärtig im
Bahuhof selbst befindet, untergebracht und bei diesem Anlasse besser, als es bisher möglich war, eingerichtet werden. Diesem Bureau fällt die Leitung und Überwachung des gesamten Umladedienstes im

189 Bahnhof zu, und es ist ihm ferner das im Bahnpostdienst benötigte Personal unterstellt. Das gesamte Personal dieses Bureaus beläuft sieh zurzeit auf 34 Beamte und 61 Angestellte. Wenn dieses Bureau seine Aufgabe richtig soll lösen können, so muß für die Abwicklung der verschiedenen, ihm zufallenden Bureauarbeiten mehr Raum geschaffen werden, was bei Ausführung des Umbauprojektes der Fall sein wird.

Die außerdem im Nordflügel des Gebäudes vorgesehenen Ruhe- und Aufenthaltszimmer für dienstfreie Beamte und Angestellte entsprechen einem Bedürfnis. Sie sind in letzter Zeit namentlich bei den Hauptpostbureaux überall eingerichtet worden, wo die Raumverhältnisse es gestattet haben. Derartige Ruhe- und Aufenthaltsgelegenheiten werden namentlich von dem von auswärts kommenden Bahnpostpersonal als eine Wohltat empfunden und um so fleißiger benutzt, je näher sie am Bahnhof gelegen sind. Sie bestehen übrigens in Bern zum Teil schon jetzt, mußten aber wegen Raummangels im Postgebäude in Privathäuser verlegt werden. An Mietzinsen sind für zwei solche Zimmer Fr. 55 per Monat zu bezahlen, eine Ausgabe, die künftighin in Wegfall kommen wird, gleich wie auch diejenige von Fr. 800 per Jahr für die Miete von Lokalen für das Bahnpostbureaü im Bahnhof. Dieses letztere Bureau wird für die Zwecke, denen es zu dienen hat, im alten Postgebäude eher günstiger gelegen sein, weil die Geleiseanlagen von letzterem aus rascher erreicht werden können, als von den jetzigen Lokalen.

In Bezug auf die durch den T e l e p h o n d i e n s t beanspruchten Lokale ist folgendes zu bemerken: Schon längst erwiesen sich die dem Telephonbureau zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten als durchwegs ungenügend.

Seit dem im Jahre 1895 erfolgten Bezüge der neuen Lokale im Mittel-Aufbau hat sich die Anzahl der angeschlossenen Abonnenten und der Verkehr im allgemeinen mehr als verdoppelt, was aus nachstehender Zusammenstellung hervorgeht: 1895

1904

Anzahl der Abonnemente . . . .

1,114 2,488 .,, ,, lokalen Gespräche . . 838,609 1,872,212 .,, ,, interurbanen Gespräche. 278,043 568,898 ,,, ,, ,, Linien . .

29 54 Im Verhältnis zu dieser Verkehrszunahme hat auch die Personalvermehrung, sowohl zur Bedienung der Umschalteapparate, als auch für die Verwaltung des Netzkreises, welcher nebst dem Hauptaetze noch 7 Nebennetze und 22 Umschaltestationen, sowie insgesamt 3491 Abonnentenstationen umfaßt, Schritt gehalten, so'

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daß es schon in hygienischer Hinsicht absolut geboten ist, eine Erweiterung der Diensträumlichkeiten in Aussicht zu nehmen.

Aber auch vom technischen Standpunkt aus ist eine Vergrößerung der Räumlichkeiten zur dringenden Notwendigkeit geworden, da die Zentralstation in ihrer gegenwärtigen Anlage weder für den lokalen noch für den interurbanen Dienst in genügender W eise erweiterungsfähig ist. Durch die Verlegung des interurbanen Vermittlungsdienstes in den II. Stock wird die gegenwärtige Zentralstation ausschließlich für den lokalen Verkehr reserviert und kann dieselbe alsdann bei zweckentsprechender Einrichtung für zirka 4400 Abonnentenanschlüsse im Maximum ausgebaut werden. Leider ist es aus bautechnischen Gründen nicht möglich, die für eine weitergehende Erhöhung der Kapazität dieser Zentralstation absolut erforderlichen Oberlichter anzubringen. Gegenwärtig sind 2629 Abonnentenlinien direkt in die Zentrale eingeführt. Bei einer jährlichen Vermehrung von ungefähr 200 Abonnenten werden daher die Multipelapparate der Zentralstation in zirka 9--10 Jahren vollständig besetzt sein. Da die Errichtung einer zweiten Zentralstation für den Lokalverkehr im nämlichen Gebäude mit technischen Schwierigkeiten und erheblichen Inkonvenienzen verbunden ist, wird somit die Telegraphenverwaltung genötigt sein, für den Telephondienst auf diesen Zeitpunkt anderwärts neue Lokale zu suchen oder eventuell schon in 5--6 Jahren den Bau eines eigenen Gebäudes in Anregung zu bringen, um im gegebenen Momente die erforderlichen Räumlichkeiten zur Installation einer neuen Zentralstation zur Verfügung zu haben.

Durch die Umgestaltung der Zentralstationseinrichtungen wird auch die Erweiterung der zum größten Teil im Dachfach zu installierenden Dependenzen derselben bedingt. Als solche fallen hauptsächlich in Betracht: der Maschinensaal, die Räumlichkeiten für den Linien Verteiler, die Akkumulatoren und die Garderobe, sowie ferner die Lokale für Batteriereinigung und Nachtdienst.

Im Mittelbau des H. Stockes ist die Erstellung eines Saales für die neue interurbane Zentralstation und anstoßend an letztere ein Raum für die Gesprächskontrolle vorgesehen. Ferner ist der II.

Stock in Aussicht genommen für die Vergrößerung der Verwaltungsbureaux (Chef und Stellvertreter, Kanzlei und Abonnemente, Linienbau und -materia], Zeichnungszimmer,
Installationen etc.), sowie für die Schaffung eines Apparatenmagazines und je eines Zimmers für die Monteure und den Vorarbeiter. Auf das Kellergeschoß entfallen alsdann noch folgende Räumlichkeiten: l Lokal für die Unterbringung der Apparatensicherungen (Einführung der unterirdischen Kabel) in Erweiterung des zu "gleichem Zwecke bereits vorhandenen, aber viel zu kleinen Raumes;

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l Lokal für den Magazinbeamten ; l Lokal als Reparaturwerkstätte, um die Arbeiter bei ungünstiger Witterung beschäftigen zu können; die erforderlichen Magazinräumlichkeiten.

Eine Vergrößerung dieser letztern ist sehr notwendig, da unter de.n gegenwärtigen Verhältnissen eine richtige Unterbringung und genaue Kontrolle des Materials wegen Platzmangel verunmöglicht wird.

Die Umbauarbeiten sollen innert Jahresfrist zur Vollendung gelangen.

Wir beehren uns, Ihnen die Annahme des umstehenden Beschlusses-Entwurfes zu beantragen.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

B e r n , den 25. September

1905.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä ' s i d e n t : .

Rnchet.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Ringier.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluß betreffend

den Umbau des alten Postgebäudes in Bern.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 25. September 1905, beschließt: Art. 1. Dem Bundesrat wird für den Umbau des alten Postgebäudes in Bern ein Kredit von Fr. 220,000 eröffnet.

Art. 2. Dieser Beschluß tritt sofort in Kraft.

Bundesrat wird mit dessen Vollziehung beauftragt.

Der

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Umbau des alten Postgebäudes in Bern. (Vom 25. September 1905.)

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27.09.1905

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