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K 46

Bundesblatt

75. Jahrgang.

Bern, den 7. November 1923.

Band III.

Erscheint wöchentlich. Prêts 20 Franken im Jahr, 10 Franken im Halbjahr, zuzüglich ,,Nachnahme- und Postbestellungsgebühr".

Einrückungsgebühr:: 50 Rappen die Petitzeile oder deren Raum. -- Inserate franko an die Buchdruckerei Stämpfli & de. in Bern.

# S T #

1785

Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1924.

(Vom 2. November 1923.)

Der Verwaltungsrat der schweizerischen Bundesbahnen hat mit Bericht vom 21. September dieses Jahres zur Genehmigung vorgelegt : 1. Den Bauvoranschlag für das Jahr 1924 im Betrage von Fr. 72,342,550.

2. Den Betriebsvoranschlag für das Jahr 1924, abschliessend mit Fr. 375,259,540 Einnahmen und mit Fr. 278,521,540 Ausgaben.

3. Den Voranschlag der Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 1924, abschliessend mit Fr. 121,850,000 Einnahmen und Fr. 124,000,000 Ausgaben.

4. Den Voranschlag für den Kapitalbedarf im Jahre 1924 im Betrage von Fr. 95,000,000.

5. Den Antrag, den Bundesrat zu ermächtigen, im Benehmen mit den Organen der Bundesbahnen und der Schweizerischen Nationalbank zur Deckung der schwebenden Schulden von 1923 und des Kapitalbedarfes für das Jahr 1924 ein festes Anleihen bis zum Betrage von 200 Millionen Franken aufzunehmen.

Am Schlüsse seines Berichtes legt der Verwaltungsrat dar, welche Änderungen die angegebenen Ziffern erfahren würden, wenn die Elektrifikation der Bundesbahnen im Sinne des in unserer Botschaft vom 1. Juni 1923 enthaltenen Vorschlages zu beschleunigen wäre.

Wir beehren uns, Ihnen die Vorlagen des Verwaltungsrates mit folgendem Bericht und Antrag zu unterbreiten.

Bundesblatt. 75. Jahrg. Bd. III.

.10

90

I. Allgemeines.

Der vorliegende Voranschlag für 1924 steht unter dem Einfluss der im laufenden Jahre eingetretenen erfreulichen Besserung der Finanzlage der Bundesbahnen.

Die bisher erzielten Ergebnisse berechtigen zu der Erwartung, dass sich in der Gewinn- und Verlustrechnung des Jahres 1923, für die im Voranschlage ein Fehlbetrag von 25 Millionen Franken vorausgesehen war, die Nutz- und Lastenposten annähernd ausgleichen werden. Diese günstige Wendung ist dem Umstände zu verdanken, dass einerseits die Verkehrseinnahmen eine ansehnliche Zunahme aufweisen und anderseits die Betriebsausgaben, hauptsächlich infolge der Abnahme der Kohlen- und Materialkosten, der Verminderung der Personalausgaben und der Wirkung der Sparmassnahmen, ganz beträchtlich zurückgegangen sind.

Der Voranschlag für 1924 beruht auf der Voraussetzung, dass der Verkehr weiter anwachsen werde und die Betriebsausgaben noch mehr vermindert werden können. Trotz dieser günstigen Annahme schliesst indessen die mutmassliche Gewinnund Verlustrechnung noch mit einem Fehlbetrag von etwas über 2 Millionen Franken ab. Der Grund liegt darin, dass die vorausgesetzte Verkehrszunahme nicht von einer Vermehrung der Transporteinnahmen im bisherigen Verhältnis begleitet sein wird. Es ist nämlich in Aussicht genommen, den bereits im Voranschlag für 1923 vorgesehenen, in der Folge aber hinausgeschobenen Taxabbau im Personenverkehr nunmehr auf den Beginn des nächsten Jahres durchzuführen. Der unter dem Einfluss dieses Taxabbaues zu erwartende Mehrverkehr wird die damit verbundene Taxeinbusse nur zu einem Teil auszugleichen vermögen.

Die eingetretene erfreuliche Wendung zur Besserung darf nicht dazu verleiten, in den auf die Verminderung der Ausgaben gerichteten Bestrebungen nachzulassen. Es ist auch fernerhin unerlässlich, dass in der Verwaltung, beim Bau und beim Betrieb auf die äusserste Sparsamkeit Bedacht genommen und keine Massnahme unterlassen wird, die das Ziel in zweckmässiger Weise mit geringeren Aufwendungen erreichen lässt. Nur dann wird es möglich sein, dem ersten Schritte auf dem Wege des allgemeinen Taxabbaues mit der Zeit weitere folgen zu lassen und trotzdem diejenigen Einnahmenüberschüsse zu erzielen, die zur allmählichen Tilgung des in den Krisenjahren aufgelaufenen Fehlbetrages nötig sind.

91

II. Bauvoranschlag.

In der Ausführung von Bauarbeiten ist angesichts der immer noch ernsten Finanzlage der Bundesbahnen nach wie vor die grösste Zurückhaltung am Platze. Der Voranschlag für 1924 ist denn auch von allen Bauten, die im Hinblick auf den verminderten Verkehr oder aus andern Gründen ohne Nachteil zurückgestellt werden können, entlastet worden.

Was die Einrichtung der elektrischen Zugförderung anbelangt, so berücksichtigt der Voranschlag neben der Durchführung des im Jahre 1918 aufgestellten Elektrifikationsprogramms auch die Möglichkeit der Beschleunigung der Elektrifizierung nach dem in unserer Botschaft vom 1. Juni 1923 enthaltenen Vorschlage, indem er die für den Fall der Annahme dieses Vorschlages für das Jahr 1924 zu erwartenden Mehrausgaben gesondert angibt. Nachdem der mit der genannten Botschaft vorgelegte Antrag betreffend Gewährung eines Bundesbeitrages von 60 Millionen Franken für die Beschleunigung der Elektrifikation mit Bundesbeschluss vom 2. Oktober 1923 angenommen worden ist, wird für die Fortsetzung der Elektriflkationsarbeiten das neue Programm massgebend sein, so dass sich die Bauaufwendungen um die erwähnten Mehrausgaben erhöhen werden. Um die Übereinstimmung mit den in der Vorlage des Verwaltungsrates der Bundesbahnen enthaltenen Zahlen zu wahren, sind die infolge der Beschleunigung der Elektrifikation erwachsenden Mehraufwendungen in der nachfolgenden Übersicht ebenfalls ausgeschieden. Zur Vergleichung sind neben den Angaben für 1924 auch die Posten der früheren Jahre aufgeführt.

Zusammenstellung der gesamten Bauausgaben.

Rechnung 1922 Neue Linien: Genfer Verbindungsbahn Simplontunnel I I . . .

Fr.

1,264 795,684

Im Betriebe stehende Linien: Elektrifikation . . .

44,919,546

Übertrag

Voranschlag 1924 für beVoranschlag ordentliche schleunigte 1923 Ausgaben Elektrifikation Fr.

Fr.

Fr.

130,000 100,000

47,334,640 49,942,140

16,873,000

45,716,494 47,434,640 50,072,140

16,873,000

92 Voranschlag 1924

Übertrag AllgemeineKosten, Bahnanlagen und feste Einrichtungen : Generaldirektion . .

Kreis I II ,, III ,, IV ,, V Zusammen allgemeine Kosten, Bahnanlagen und feste Einrichtungen Rollmaterial . . . .

Mobiliar und Gerätschaften Hilfsbetriebe (Werkstätten) Notstandsarbeiten . .

Nebengeschäfte . . .

Gesamtsummen

Rechnung wti

Voranschlag 1 923

-- 5,526,881 10,613,388 8,091,202 3,261,195 5,967,661

130,000 2,769,000 7,654,000 6,700,000 1,599^000 3,399,600

ordentlichefür

beschleunigtee Elektrifikation Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

45,716,494 47,434,640 50,072,140 16,873,000 Ausgaben

-- 2,903,000 4,586,000 7,026,500 1,073,000 3,386,000

-- -- -- 100,000 580,000 --

33,460,327 22,251,600 18,974,500 23,965,625 22,450,000 21,765,000

680,000 7,500,000

497,066

509,000

405,000

--

1,760,562 -- 83,616

636,200 5,538,000 6,000

822,200 2,570,000 8,800

-- -- --

105,483,690 98,825,440 94,617,640 25,053,000

Der Betrag von 94,e Millionen Franken für den ordentlichen Bauaufwand ist um 4 Millionen niedriger als derjenige für 1923 und bleibt um 11 Millionen unter der Ausgabe für 1922. Von der Gesamtausgabe von 119,6 Millionen werden nahezu 90 Millionen für die Einrichtung der elektrischen Zugförderung beansprucht.

Die neue Betriebsart ist zurzeit auf den Strecken Iselle-BrigSitten, Bern-Scherzligen, Chiasso-Luzern, Goldau-Zug, ImmenseeRothkreuz und Luzern-Zürich mit einer Gesamtlänge vom 412 km eingeführt. Auf den Strecken Luzern-Basel, Thalwil-Richterswil, Zürich-Bern, Sitten-Lausanne, Lausanne-Vallorbe und Yverdon, die zusammen eine Länge von 388 km aufweisen, sind die Elektrifikationsarbeiten in Ausführung begriffen. Der elektrische Betrieb wird auf diesen Linien in den Jahren 1923--1925 aufgenommen werden können.

Nach bisheriger Übung lassen wir eine Übersicht der. wichtigeren Bauten folgen. In den eingesetzten Voranschlagssummen sind die zu Lasten Dritter fallenden Kosten nicht inbegriffen ; dagegen sind die Beträge, die dem Sonderkredit für die Be-

93 schleunigung der Elektrifikation entnommen werden sollen, miteinbezogen, d. h. mit den ordentlichen Budgetansätzen verschmolzen.

Die Durchsicht des Voranschlages ergibt wiederum, dass einzelne vor dem Beginn der Teuerung bewilligte Baukredite nicht ausreichen. Als Beispiele seien nur die Ansätze für die Elektrifikation der Strecken Erstfeld-Bellinzona, Bellinzona-Chiasso und Sitten-Lausanne, für die Erstellung des zweiten Geleises auf der Strecke Siviriez-Romont, sowie für den Umbau des Bahnhofes Biel und der linksufrigen Zürichseebahn erwähnt. Über die Ursachen und die Höhe der Mehrausgaben werden die Schlussabrechnungen Aufschluss geben.. Auf andern Kreditposten werden dagegen im Vergleich zum Gesamtvoranschlage Einsparungen möglich sein.

Bauten in Ausführung und Materialanschaffungen.

Voranschlag im ganzen Fr.

Ausgaben bis Ende 1923 Fr.

Ausgaben für 1924 Fr.

Bau neuer Linien.

Genfer Verbindungsbahn.

10,000,000

Elektrifikation.

Strecke Erstfeld-Bellinzona und Kraftwerke . . 110,500,000 Strecke Bellinzona-Chiasso 15,720,000 Strecken Erstfeld-Luzern, Goldau-Zürich, Zug-Luzern u. Immensee-Rothkreuz 43,500,000 Strecke Luzern-Olten-Basel 28,300,000 Kraftwerk Amsteg, Erweiterung 6,500,000 Strecke Sitten-Lausanne . 21,000,000 Kraftwerk Barberine . . 37,000,000 Yverdon, Erweiterung der Werkstätte . . . .

1,700,000 Strecken Lausanne-Vallorbe und Daillens-Yverdon . 14,500,000 Strecke Zürich-Olten-Bern 30,250,000 Strecke Thalwil-Richterswil 2,260,000 Strecke Zürich-Winterthur 11,000,000

650,000

130,000

109,700,000 15,000,000

800,000 170,000

42,000,000 16,500,000

300,000 5,733,000

3,000,000 2,500,000 19,000,000 1,330,000 32,000,000 4,500,000 700,000

800,000

4,500,000 9,260,000 3,750,000 19,830,000 .1,400,000 --

625,000 4,488,000

94 Voranschlag im ganzen

Ausgaben bis Ende 1923

Ausgaben für 1924

Rollmaterial.

Fr.

Fr.

Fr.

Elektrische Lokomotiven und Motorwagen . . 60,425,000 17,525,000 21,900,000 Personenwagen . . . .

7,800,000 1,730,000 4,470,000 Personenwagen, elektrische Heizung 1,700,000 -- 2,200,000 Kreis I.

Bahnhof Neuenburg, Umbau II. Geleise Ependes-Yverdon II. Geleise Siviriez-Romont Viadukt bei Vallorbe, Ersatz

15,690,000

90,000

100,000

15,600,000 3,830,000

10,000 3,320,000

10,000 378,000

1,330,000

400,000

700,000

1,000,000 1,200,000 9,900,000 25,700,000

50,000 200,000 1,000,000 300,000

394,000

300,000

600,000

800,000

150,000 800,000

50,000 50,000

200,000 1,000,000

50,000 400,000

600,000

600,000

940,000

420,000

19,280,000

3,000,000

Kreis II.

Rangierbahnhof Muttenzerfeld 34,800,000 dazu: Notstandsarbeiten . 1,400,000 Bahnhof Thun (1923 eröffnet) 13,260,000 Bahnhof Biel (1923 ,, ) 26,000,000 II. Geleise Verbindungsbahn Basel . . . . 1,200,000 Kessilochbrücken zwischen Zwingen und Grellingen, Umbau 2,850,000 II. Geleise RothenburgEmmenbrücke . . .

740,000 dazu: Notstandsarbeiten .

850,000 II. Geleise SolothurnLengnau 4,200,000 dazu: Notstandsarbeiten . 1,400,000 Unterführung der Aarauerstrasse in Ölten, Notstandsarbeiten . . . 1,260,000 Kreis III.

Bahnhof Aarau, Erweiterung 3,010,000 Umbau der linksufrigen Zürichseebahn . . . 32,180,000

95

Voranschlag im ganzen Fr.

II. Geleise Thalwil-Richterswil 12,000,000 Bahnhof Ziegelbrücke, Erweiterung 1,777,000 Kreis IT.

Rangierbahnhof Winterthur, Erweiterung . .

1,603,000 dazu: Notstandsarbeiten .

889,000 II. Geleise Winterthur-Wil 6,385,000 dazu: Notstandsarbeiten .

455,000 H. Geleise Wil-Uzwil. .

8,257,000 II. Geleise Thalwil-Gossau 2,603,000 dazu: Notstandsarbeiten . . 539,000 II. GeleiseWinkeln-Bruggen 1,900,000 II. Geleise St.Fiden-Goldach 7,076,000 dazu: Notstandsarbeiten .

588,000 II. Geleise Rorschach-Sankt Margrethen . . . .

3,775,700 dazu: Notstandsarbeiten .

769,550 Kreis V.

Bahnhof Luzern, Erweiterung des Aufnahmegebäudes 2,700,000 Bahnhof Chiasso, Erweiterung 18,000,000 Bahnhof Lenzburg, Erweiterung 1,240,000

Ausgaben bis Ende 1923 Fr.

Ausgaben fUr 1924 Fr.

7,500,000 2,000,000 --

100,000

10,000 689,000 4,380,000 205,000 680,000 60,000 289,000 600,000 470,000 488,000

-- 200,000 -- 250,000 500,000 80,000 250,000 600,000 80,000 100,000

3,500,000 619,550

-- 150,000

650,000

400,000

9,900,000

1,000,000

50,000

100,000

Aufgeschobene Bauarbeiten.

Auf spätere Zeit sollen verschoben werden : der Bau der Surbtalbahn, die Fertigstellung des II. Geleises auf den einzelnen Sektionen der Linie Winterthur-St. Gallen-St. Margrethen sowie auf der Strecke Giubiasco - Chiasso und die Erweiterung der Station Emmenbrücke.

Neue Bauten.

An Bauten, die über eine Voranschlagssumme von Franken 1,000,000 hinausgehen, sind vorgesehen:

96 Voranschlag im ganzen

Ausgaben für 1924

Fr.

Elektrifikation.

Fr.

38,700,000 16,270,000

9,000,000 11,390,000

. .

16,000,000

100,000

Bahnhof Zürich, Transitpostgebäude.

2,600,000

400,000

Kraftwerk Vernayaz Strecke Renens-Genf Kreis I.

Bahnhof Genf, Erweiterung

.

Kreis III.

Das vorgelegte Bauprogramm und die in Aussicht genommenen Materialanschaffungen sowie die für 1924 vorgesehenen Ausgabenposten geben zu keinen besonderen Bemerkungen Anlass.

III. Betriebsvoranschlag.

B e t r i e b s e i n n a h m e n . Die Vergleichung der Voranschlagssummen für 1924 mit denen des Jahres 1923 und mit den Rechnungsergebnissen früherer Jahre ergibt folgende Übersicht: Voranschläge 1923 1924 in Millionen Franken 125,o 117,6 124,8 121,i

Rechnungen

1913

Personenverkehr .

84,6 Gepäck, Tiere u. Güter 117,o Postverkehr . . . .

2,, 8,9 Verschi ed ene Einnahm en Total Betriebseinnahmen Gegen das Vorjahr in °/o

212,7 + 3,2

1921

1922

201,9

199,i 5,i

5,2

22,0

353,9 --10,2

202,4 5,3

230,0

19,c

22,«

344,2

352,2

-2,7

+2,3

375,3 +6,0

18,9

5,2

Die Schätzung der Transporteinnahmen für 1924 stützt sich auf die voraussichtlichen Ergebnisse des Jahres 1923 unter Annahme einer Verkehrsvermehrung von etwa 2 % für die Personen und 5 °/o für die Güterbeförderung. Von den Einnahmen aus dem Personenverkehr ist ein Betrag von 10 Millionen Franken abgezogen für den Ausfall, den die auf den Beginn des Jahres 1924 in Aussieht genommene Wiedereinführung von Hin- und Rückfahrtsbilletten zu ermässigter Taxe zur Folge haben wird.

Diese Schätzungsgrundlagen können als zutreffend - betrachtet werden. Immerhin ist hinsichtlich der berechneten Einbusse auf den Einnahmen aus dem Personenverkehr zu bemerken, dass die infolge des Taxabbaues zu erwartende Verkehrsvermehrung,

97 wenn sie auch erst allmählich ihren vollen Umfang erreichen kann, sich doch unter günstigen Verhältnissen vielleicht etwas stärker spürbar machen und den Einnahmenausfall zu einem grösscren Teile ausgleichen wird, als vorausgesetzt ist.

Der Gesamtbetrag der für das Jahr 1921 angesetzten Betriebseinnahmen geht weit über die entsprechenden Voranschlagssummen der letzten Jahre hinaus. Die Annahme dieser wesentlichen Einnahmenvermehrung findet ihre Rechtfertigung in der Entwicklung des Gesamtverkehrs im Jahre 1923, die eine Überschreitung der vorausgesehenen Einnahmen um etwa 15 Millionen Franken bringen wird und auf eine allmähliche Besserung der Wirtschaftslage hinweist.

Die verschiedenen Einnahmen sind gegenüber 1923 um 3 Millionen Franken höher eingeschätzt. Es wird eine Zunahme der Güterwagenmieten infolge vermehrten Verkehrs und ein grösseres Roherträgnis der Kraftwerke entsprechend ihrer vermehrten Beanspruchung erwartet.

B e t r i e b s a u s g a b e n . Der im laufenden Jahre eingetretenen beträchtlichen Erleichterung der Betriebslasten wird im Jahre 1924 eine weitere, wenn auch geringere Abnahme folgen. Die Verminderung der Summe der reinen Betriebsausgaben hat ihren Grund hauptsächlich im Rückgang des Kohlenpreises, der auf Fr. 60 für die Tonne angeschlagen wird gegenüber Fr. 65 im Voranschlag für 1923 und einem Durchschnittspreis von Fr. 158. 42 in der Rechnung für 1922. Bei einem jährlichen Kohlenverbrauch von annähernd 450,000 Tonnen ergibt sich gegenüber dem Preis von 1922 ein Kostenunterschied von über 40 Millionen Franken im Jahr.

Nähere Aufschlüsse über die Betriebsausgaben liefert die nachfolgende Kostenvergleichung nach Kapiteln und Jahren : Rohe Ausgaben mit Einschluss der Erneuerungskosten

I. Allgemeine Verwaltung . . .

II. Unterhalt und Bewachung der Bahn III. Stationsdienst und Zugsbegleitung IV. Fahr- und Werkstättedienst .

V. Verschiedene Ausgaben . .

Übertrag

1913

4,s

Rechnungen 1921 1322

Voranschläge 1923 1924

in Millionen Franken 8,1 7,4 7,4,

7,o

21,s

41,8

35,3

35,s

35,9

49,2 56,s 12,9

110,7 160,8 22,3

103,2 148,s 19,o

105,o 113,4 22,o

99,5 116,0 21,8

144,*

343,7

314,e

283,e

280,a

98 Rohe Ausgaben mit Einschluss der Erneuerungskosten

Rechnungen

Übertrag Dem Betrieb auffallende Bauausgaben Mehreinnahmen für GemeinVI. schaftsbahnhöfe und Betriebsbesorgungen sowie Minderbetrag der Teuerungszulagen

Voranschläge

1913

1921

1922

144,4

in Millionen Franken 343,7 314,e 283,8

1,6

4,0

4,9

1923

1924

2,8

3,2

12,4

-4,8

278,o

-- 3,6

5,8

0)8

Rohe Betriebsausgaben . . . .

Hiervon fallen zu Lasten der Spezialfonds

142,4

341,0

313,7

274,0

9,3

9.0

7,4

10,7

Reine Betriebsausgaben . . . .

Gegen das Vorjahr in °/o . . .

133,i

332,9 -3,8

--

280,2

306,3 263,3 -8,0 -14,i

21,2

257,4

o-Jj_,,

Für die Gestaltung der Ausgabenrechnung sind hauptsächlich der Umfang der Zugsleistungen, die Unterhaltungsarbeiten an den Anlagen und Ausrüstungen, die Personalverhältnisse und die Materialpreise massgebend.

Über die Fahrleistungen der Lokomotiven und Motorwagen im Jahre 1924 und den vorangegangenen Jahren geben folgende Zahlen Aufschluss : 1922

1923

1924

Fahrkilometer

Dampflokomotiven . . . 27,822,683 Elektrische Lokomotiven 4,427,031

28,000,000 5,800,000

27,400,000 9,000,000

Zusammen

33,800,000

36,400,000

Die Kosten der Betriebskraft erreichen : 1923 1922 Fr.

Fr.

F ü r Kohlen . . . . 71,702,581 29,908,000 Für elektrische Kraft 4,833,941 8,265,600

1924 Fr.

25,090,000 11,229,300

Zusammen

32,249,714

76,536,522

38,173,600

36,319,300

Von 1923 auf 1924 wird eine Vermehrung der Fahrleistungen von 2,600,000 km oder 7,7 % vorgesehen. Auf die elektrischen Lokomotiven wird ein Viertel aller Fahrkilometer entfallen.

Bei den Kapiteln Bahnunterhalt und Fahrdienst stehen kleinere und grössere Ausgabensteigerungen in Aussicht. Sie werden durch

99

vermehrte Geleiseerneuerungen und Auswechslungen beim Rollmaterial verursacht werden. Auf den Schlussbetrag der Betriebskosten hat dieser Mehraufwand jedoch keinen Einfluss, weil der Erneuerungsfonds dafür aufzukommen hat. Nach den Voranschlägen für 1923 und 1924 werden zu Lasten des Fonds fallen: 1923

1924

Fr.

Für Erneuerung des Oberbaus . . . 5,020,000 Für Erneuerung des Rollmaterials . . 4,706,000

Fr.

6,820,000 13,495,000

Beim Oberbau sollen 54 km Geleise, und 207 Weichen ausgewechselt werden gegenüber 26 km Geleise und 132 Weichen nach dem Voranschlag für 1923.

Vom Bestand der Dampflokomotiven werden 190 Stück und von den Lastwagen 255 Stück ausser Dienst gesetzt. Der Voranschlag für 1923 sah die Ausrangierung von 56 Lokomotiven und 306 Lastwagen vor.

Für den Unterhalt der Bahnanlagen und des Rollmaterials sind für 1924 Fr. 47,615,900 gegen Fr. 50,759,700 im Jahre 1923 angesetzt.

Über den voraussichtlichen Personalbestand fehlen ziffermässige Angaben. Es wird jedoch mit einer weiteren Personalyerminderung infolge der Fortsetzung der Sparmassnahmen und der neuen Verwaltungs- und Betriebsorganisation gerechnet.

Die rechnungs- und die voranschlagsmässigen Aufwendungen für das Betriebspersonal betragen: Gehälter und Löhne Teuerungs- und Ortszulagen . . . .

Kleiderkosten und Nebenbezüge . .

Einlagen in die Hilfskassen, Pensionszuschüsse und Unfallversicherung .

Zusammen In °/o der reinen Betriebsausgaben .

1922 1923 1924 in Millionen Franken 90,-t 90,s 90,8 91,9 85,2 81,s 16,o 16,4 15,7 18,7

18,3

19,e

217,0 70,o

210,9 80,2

207,i 80,e

Die Personalausgaben bewegen sich prozentual in ansteigender Richtung, weil sie nicht so rasch abnehmen als die Material- und Kohlenkosten.

Die auf den 1. April 1924 eintretende gesetzmässige Erhöhung der Gehälter und Löhne verursacht eine Mehrausgabe von rund 2 Millionen Franken.

100

Das Ergebnis der Betriebsrechnung für 1924 gestaltet sich bei den oben angegebenen voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben im Vergleich zu den Ergebnissen in früheren Jahren wie folgt: Rechnungen T913

1921

Voranschläge 1922

1923

1924

in Millionen Franken

Betriebseinnahmen Betriebsausgaben .

. . 212,7 . . 133,i

Reiner Betriebsüberschuss Gegen das Vorjahr, absolut in %

353.9 332^>

344,2 306,8

352,2 375,3 . 263,8 257,4

79,e 21,o 37,9 -)-l,3 --27,o -\-16,9 +0,2 --56,3 -f-80,5

88,9 117,9 + 51,0 -|-29,o +135,0 +32,3

Die Ziffern für 1924 erfahren wegen der Beschleunigung der Elektrifikation insofern eine Änderung, als sich' die Betriebsausgaben voraussichtlich um Fr. 698,000 für Bauausgaben zu Lasten des Betriebes erhöhen werden, was eine Verminderung des Betriebsüberschusses um den gleichen Betrag zur Folge haben wird.

IV. Gewinn- und Verlustrechnung.

Der Voranschlag für diese Rechnung sieht vor :

Einnahmen.

Überschuss der Betriebseinnahmen, brutto .

Zuschüsse aus den Spezialfonds Reiner Betriebsüberschuss Zinse auf Kapital für Neubauten Ertrag der Wertbestände und Guthaben Rohertrag der Nebengeschäfte Betriebssubventionen Sonstige Einnahmen fl

.

.

.

Fr. 96,738,000 ,, 21,165,000 Fr. 117,903,000 ,, 2,870,000 ,, 1,048,000 ,, 6,740 ,, 16,000 6,260

Summa der Einnahmen laut Voranschlag Nach beschlossener beschleunigter Elektrifikation sind abzuziehen : für Mehrbauausgaben zu Lasten des Betriebes und zuzuzählen : für Mehrzinse auf dem Kapital für Neubauten zirka

Fr. 121,850,000

Ergänzte Einnahmensumme

F r . 121,422,000

,,

-- 698,000

,,

-f- 270,000

101

Ausgaben.

Entschädigung für gepachtete Strecken . . . Fr.

47,000 Verzinsung der festen Anleihen ,, 94,363,000 Verzinsung der schwebenden Schulden . . . ,, 8,150,000 Finanzunkosten, Kursverluste etc ,, 280,000 Verluste a u f Nebengeschäften . . . . . . ,, 118,760 Tilgungen und Abschreibungen ,, 7,350,000 Gutschriften an die Spezialfonds ,, 12,091,090 Sonstige Ausgaben, Inbegriffen Fr. 1,500,000 für Verzinsung und Tilgung des Hilfskassadefizites ,, 1,600,150 Summa der Ausgaben laut Voranschlag hierzu : Mehrbetrag der Kapitalzinse und der Verlusttilgung infolge der beschleunigten Elektrifikation

Fr. 124,000,000

Ergänzte Ausgabensumme F e h l b e t r a g für 1924

Fr. 124,502,000 ,, 3,080,000

Für 1923 war ein Ausfall von ...

berechnet worden; er wird sich jedoch, wenn die bis Ende August eingetretene Besserung der Betriebsrechnung anhält, um etwa 25 Millionen Franken niedriger stellen.

Die Rechnung für 1922 schloss, nachdem den Einnahmen eine ausserordentliche ISlachvergütung von 30 Millionen Franken für Militärtransporte in den Jahren 1916 bis 1919 und den Ausgaben 8,5 Millionen Franken als Abschreibung auf dem Werte vorrätiger Kohlen beigefügt worden waren, ab mit einem Ausfall von

Fr. 25,041,000

Voraussichtlicher

;

,,

502,000

45,513,680

Mit den jährlich zunehmenden, insbesondere der Einrichtung des elektrischen Betriebes gewidmeten Kapitalaufwendungen, wachsen auch die Zinsverpflichtungen ganz erheblich an. Auch die Gutschriften an den Erneuerungsfonds und die Wertabgänge auf Anlagen (Brücken, Lokomotiven) nehmen zu. Für 1924 bemessen sich die Mehrlasten auf 6,1 Millionen Franken. Anderseits wird sich aber die sukzessive Ausdehnung der elektrischen Zugförderung auch in der Richtung auswirken, dass sie in zunehmendem Masse zu mittelbaren und unmittelbaren Ersparnissen

102

im Betriebe führen und dadurch eine Steigerung der für die Schuldenverzinsung verfügbaren Betriebsüberschüsse bewirken wird.

Die Rechnungsabschlüsse für 1923 und 1924 werden sich, wenn die gemachten Voraussetzungen zutreffen, soweit verbessern, dass das seit langem verlorene Gleichgewicht zwischen den jährlichen Nutz- und Lastenposten wieder als annähernd hergestellt betrachtet werden kann. Gelingt es hernach, die Einnahmenüberschüsse noch weiter zu steigern, so wird mit der Abtragung des in der Kriegszeit entstandenen Defizites begonnen werden können.

Y. Kapitalbedarf und Kapitalbeschaffung.

Der K a p i t a l b e d a r f ist auf Seite 96 des Voranschlages in folgendem Umfange berechnet: a. für 1924 : Ausgaben zu Lasten der Baurechnung, Anleihensrückzahlungen, Ausgaben zu Lasten der Spezialfonds und Fehlbetrag der Gewinn- und Verlustrechnung, abzüglich die Beträge der Tilgungen und Abschreibungen, sowie der Gutschriften an die Spezialfonds, rund . . . Fr. 95,000,000 b. für 1922 : zur Deckung der Ende des Jahres bestandenen Schatzscheinschuld . . . . ,, 183,000,000 c. für 1923 : Bedarf nach Voranschlag . . . ,, 172,000,000 Gesamter Kapitalbedarf Fr. 450,000,000 Davon wurden gedeckt duroh: Fr.

a. das 4 %-Anleihen von 1923 111,700,000 b. dasSV^/o-^oü1611TM111923 63,750,000 G. Abgabe von 5°/o-Depotscheinen an die Pensions- und Hilfskasse 4,000,000 Die erwartete Besserstellung der Rechnung für 1923 beträgt 25,000,000 ,, 204,450,000 Zu decken bleiben noch laut Voranschlag

Fr. 245,550,000

Die von der Bundesversammlung gutgeheissene Beschleunigung der Elektrifikation steigert jedoch den Kapitalbedarf für 1924 um 24 Millionen Franken, d. h. von 95 auf 119 Millionen und für die drei Jahre 1922--1924 von 245,5 auf 269,6 Millionen Franken. Die Deckung des Mehrbedarfs wird zum Teil durch eine erste Abzahlung auf dem gewährten Bundesbeitrag von 60 Millionen erfolgen.

103 Der Kapitalbedarf soll nach dem Vorschlag der Bahnverwaltung vorläufig gegen Abgabe von Schatzscheinen bei der Nationalbank und im Laufe des Jahres 1924 durch Aufnahme eines neuen Anleihens bis zum Betrage von 200 Millionen Franken gedeckt werden.

Zu diesem Vorschlag ist zu bemerken, dass der Bundesrat auf Grund der Bundesbeschlüsse vom 18. Dezember 1920 und vom 21. Dezember 1922 bereits die nötige Handlungsfreiheit hinsichtlich der Aufnahme von Anleihen besitzt und daher einer neuen Ermächtigung, wie sie im Antrage des Verwaltungsrates unter Ziffer 5 vorgesehen ist, nicht bedarf.

Tl. Antrag.

Im Sinne dieser Ausführungen nehmen wir die Anträge l--4 des Verwaltungsrates mit den infolge der Beschleunigung der Elektrifikation nötig werdenden Änderungen auf und erlauben uns, Ihnen den nachfolgenden Beschlussesentwurf zur Annahme zu empfehlen.

Wir benutzen den Anlass, Sie unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 2. November 1923.

'

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Scheurer.

Der Bundeskanzler:

Steiger.

104 (Entwurf.)

Bundesfoeschluss betreffend

den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1924.

Die Bundesversammlung der s c h w e i z e r i s c h e n Eidgenossenschaft, nach Einsicht: 1. des Berichtes und Antrages des Verwaltungsrates der schweizerischen Bundesbahnen vom 21. September 1923, 2. der Botschaft des Bundesrates vom 2. November 1923, beschliesst: Die folgenden Voranschläge der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1924 werden genehmigt: 1. der Bauvoranschlag im Betrage von Fr. 96,678,550; 2. der Betriebsvoranschlag abschliessend mit Fr. 375,259,540 Einnahmen und mit Fr. 279,219,540 Ausgaben (rohe Betriebsausgaben mit Einschluss der zu Lasten des Spezialfonds fallenden Betreffnisse) ; 3. der Voranschlag der Gewinn- und Verlustrechnung, abschliessend mitFr. 121,422,000 Einnahmen und mit Fr. 124,502,000 Ausgaben ; 4. der Voranschlag für den Kapitalbedarf im Betrage von Fr. 119,000,000.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1924. (Vom 2. November 1923.)

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Jahr

1923

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46

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1785

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

07.11.1923

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89-104

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