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47

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1109

Bundesblatt

107. Jahrgang

Bern, den 24. November 1955

Band II

Erscheint wöchentlich. Preis SO franken im Ja.hr, Iß Franken im Halbjahr zuzüglich Nachnahme- und Poscbestellungsgebühr · Einrilckungsgebühr: 50 Happen die Petitzeile oder deren Baum. -- Inserate franko an Stampili & Cie. in Bern

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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über die Errichtung neuer diplomatischer Vertretungen (Vom 22. November 1955) Herr Präsident !

Hochgeehrte Herren !

f In unserer Botschaft vom T.September 1945 über die Eröffnung neuer Gesandtschaften haben wir hervorgehoben, dass unser Land in Anbetracht der nach dem Krieg entstandenen politischen Lage mit der grösstmöglichen Zahl von Staaten diplomatische Beziehungen unterhalten müsse. Aus diesem Grunde schlugen wir Ihnen vor, in einer Seihe von Ländern, mit denen wir damals keine solchen Beziehungen hatten, Gesandtschaften zu errichten. Wir legten schon in jener Botschaft Wert auf die Feststellung, dass mit der Schaffung dieser Gesandtschaften der Ausbau unseres diplomatischen Netzes noch nicht beendigt sein werde. Im Bestreben nach einer Übereinstimmung mit der von den Eidgenössischen Bäten befolgten Sparpolitik bemühten wir uns seit 1945, unsere Vorschläge zu einer Erweiterung dieses Netzes auf die wichtigsten und dringendsten Fälle zu beschränken.

: , Auf dem Gebiete der internationalen Beziehungen ist indessen: eine konstante Entwicklung feststellbar, die die Schweiz, wie übrigens auch andere Länder, nötigt, von Zeit zu Zeit ihre Hefte zu revidieren. Im Laufe der mehr als zehn Jahre, die seit der letzten u m f a s s e n d e n B o t s c h a f t verstrichen sind, haben einzelne Staaten, vom Gesichtspunkt der Weltpolitik aus betrachtet, eine Bedeutung erhalten, der wir uns nicht verschliessen .können. Aussérdem sind Gebiete, die damals nur eine interne Autonomie kannten, heute unabhängige und souveräne Länder geworden, die internationalen Organisationen beigetreten sind oder die selber solche mit Zentren: diplomatischer Aktivität schufen. Oft wünschen diese Staaten mit uns diplomatische Beziehungen aufzunehmen; sie sind manchmal erstaunt über die Verspätung, mit der wir dem Beispiel anderer Länder folgen. Wir sind im eigenen Interesse bestrebt, diese Freundschaftsbezeugungen anzuerkennen und sie wirksam zu erwidern.

. Bundesblatt. 107. Jahrg. Bd. II.

: 79

1110 Unsere wirtschaftlichen Beziehungen beschränken sich nicht auf diejenigen Länder, mit denen wir in traditionellem Handelsverkehr stehen.. Die jüngsten Erfahrungen zeigen zur Genüge die Fragwürdigkeit der Konzeption der traditionellen Märkte. Die Weltwirtschaft hat im Laufe dieses Jahrhunderts, wie die Statistiken zeigen, einen Charakter angenommen, der immer ausgeprägter von der gegenseitigen Abhängigkeit gezeichnet ist, dies dank der Entwicklung auf dem Gebiet der Informationen und der Transportmittel. Bestimmte Länder, mit denen unser Warenaustausch noch vor dem Krieg unbedeutend war, erweisen sich heute als interessante Handelspartner.

"Vom volkswirtschaftlichen Gesichtspunkte aus handelt es sich um Länder, die in voller Entwicklung begriffen sind. Als Folge dieser Entwicklung erhöht sich ihre Aufnahmefähigkeit für schweizerische Produkte, denn bei den schweizerischen Erzeugnissen handelt es sich meist um Spezialitäten, deren Kauf einen gehobenen Lebensstandard im Falle der Konsumgüter oder einen gewissen Stand der technischen Entwicklung im Falle der Produktionsgüter voraussetzt.

Der wirtschaftliche Aufschwung vollzieht sich in diesen Ländern hauptsächlich im Bahmen des staatlichen Interventionismus oder sogar einer gewissen Planwirtschaft. Dies macht es notwendig, dass man auch den Angehörigen der schweizerischen Wirtschaft in ihren Bemühungen um den Absatz auf diesen Märkten vermehrte staatliche Unterstützung seitens unseres Landes angedeihen lässt. Das Gewähren einer derartigen Unterstützung setzt aber das Bestehen engerer diplomatischer Beziehungen voraus. In dieser Hinsicht sind uns andere Länder zuvorgekommen. Die Kenntnis eines Landes, die sich eine diplomatische "Vertretung durch langjährige Erfahrung erwerben kann, leistet uns nützliche Dienste in bezug auf die Marktforschung. Unsere Kolonien, mögen sie im allgemeinen in diesen Ländern geringen Umfanges sein, stellen doch Stützpunkte dar, und wir müssen ihnen in ihrer Pionierarbeit beistehen.

Wir vertreten schliesslich die Auffassung, immer vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, dass es heute, in dieser Periode der Prosperität, angezeigt ist, zu zeigen, was wir produzieren und arbeiten und wo unsere Möglichkeiten liegen. Auf diese Weise werden wir, wenn eine Krise eintreten sollte, in der Lage sein, der ausländischen
Konkurrenz wirksam zu begegnen. Die gegenwärtige Hochkonjunktur darf uns nicht hindern, an die Zukunft zu denken.

Diese Gründe führten die Finanz- und Wirtschaftsdelegation des Bundesrates dazu, sich für eine "Verstärkung unserer diplomatischen Vertretungen auszusprechen, von denen in der vorliegenden Botschaft die Bede ist.

Unser Land ist in den Staaten, für welche wir Ihnen neue Missionen vorschlagen, diplomatisch nicht oder nicht genügend vertreten. Es gibt in bezug auf die Form einer offiziellen Vertretung im Ausland eine unvermeidbare Entwicklung, und die Vertretung ist der Weiterbildung der Beziehungen zwischen dem Lande, das die Vertretung schuf, und demjenigen, in dessen Gebiet sie liegt, anzupassen. Wo ursprünglich ein Konsulat oder eine einfache Konsularagentür genügte, wird in Anbetracht der Verdichtung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen eine diplomatische Vertretung zur Notwendigkeit. Sodann darf

lili nicht ausser acht gelassen werden, dass wir oft noch, wie z.B. in Zentralamerika, Haiti und der Dominikanischen Republik, lediglich Honorarkonsuln haben. Wir können von diesen Postenchefs, die neben ihrem offiziellen Auftrag ihrer privaten Beschäftigung nachgehen, nicht verlangen, dass sie sich mit Aufgaben befassen, die ihren Posten in immer stärker werdendem Masse absorbieren. Übrigens haben, wie Sie den vorstehenden Ausführungen entnehmen können, die Länder, in denen wir neue Gesandtschaften zu errichten beabsichtigen, für die Schweiz im Laufe der letzten Jahre eine wachsende Bedeutung erfahren, und wir sind überzeugt, dadurch, dass wir mit ihnen nähere Beziehungen anknüpfen, nützliche Arbeit zu leisten.

Die vorgeschlagenen Lösungen werden nur verhältnismässig geringe Aufwendungen seitens der Eidgenossenschaft erfordern. Diese werden sicherlich weitgehendst kompensiert durch den Nutzen, den das Prestige unseres Landes, unsere Kolonien und unser Aussenhandel daraus ziehen werden. Obwohl zahlreiche Staaten in der Botschaft aufgeführt sind, laufen unsere Vorschläge in Wirklichkeit darauf hinaus, Ihnen heute die Errichtung eines einzigen permanenten Postens zu beantragen, nämlich desjenigen in Zenträlamerika. In drei Fällen handelt es sich um die Umwandlung schon bestehender Vertretungen, und in den anderen würden lediglich einzelne Missionschefs in den ihrer Residenz benachbarten Ländern akkreditiert.

Schliesslich erwähnen wir, dass verschiedene der Staaten, mit denen wir gemäss unserem Vorschlag diplomatische Beziehungen aufnehmen möchten, bereits ihre Vertretungen in Bern haben. Ihnen gegenüber wäre die Herstellung der Reziprozität seitens der Schweiz ein Akt der internationalen Courtoisie.

Zu Ihrer eingehenderen Information geben wir Ihnen nachstehend einige Angaben hinsichtlich der verschiedenen in Betracht fallenden: Länder. Wir umschreiben weiter die Form, die wir unserer diplomatischen Vertretung bei ihren Regierungen geben möchten.

Amerika Zentralamerilta Die Oberfläche Zentralamerikas, dieses mehr als 2000 km langen Streifen Landes von sehr verschiedener Gestaltung, die sich von Mexiko bis nach Kolumbien erstreckt, ist etwas grösser als diejenige Frankreichs. Die zwei hauptsächlichen vulkanischen Gebirgsketten, die eine im Süden, im Norden die andere, deren höchste Gipfel 4000 m
übersteigen, bilden gewissermassen das Rückgrat dieses Stieifens. Sie reichen, sich ständig verengernd, bis zur Landenge von Panama. Im Gegensatz zu der an das Karibische Meer grenzenden Ostküste, die einen ständigen Kampf gegen die Versandung erheischt, bildet die steil abfallende westliche, die pazifische Küste, mehrere natürliche Häfen. Die Flüsse werden zur Bewässerung des Landes benützt, doch ist die Erstellung von;Staudämmen zur Erzeugung von elektrischer Energie vorgesehen. Auf diese Weise soll dem Mangel an anderen Energiequellen gesteuert werden.

1112 Die heutigen Eepubliken Zentralamerikas, mit Ausnahme von Panama, hingen zur Zeit des spanischen Weltreiches vom Generalkapitanat von Guatemala ab, und zwar in politischer Hinsicht wie auchinbezug auf die Verwaltung.

1821, nach ihrer Befreiung, bildeten sie einen einzigen Staat unter dem Namen Mittelamerikanischer Bund. Ihren gemeinsamen Berührungspunkten, herrührend aus den geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, stand aber damals wie heute noch die verschiedene durch ihre Geschichte als Kolonien bedingte historische Entwicklung entgegen. Dieser Umstand führte zu einer völlig unterschiedlichen demographischen Entwicklung. Der Versuch zur Bildung eines gemeinsamen Staatswesens scheiterte schliesslich im Jahre 1838, worauf sich die Provinzen endgültig trennten. Es wurden zwar später Schritte unternommen mit dem Ziel, den ehemaligen Bund wieder herzustellen. Ein Erfolg war ihnen aber nicht beschieden, obwohl die Idee der Union bis in unsere Tage fortlebt.

In volkswirtschaftlicher Hinsicht ist Zentralamerika, gesamthaft betrachtet, mit seinem auf der ganzen, Länge herrschenden, durch die durchschnittliche Höhenlage von 900 Metern gemilderten tropischen Klima ein ausgesprochenes Agrarland. Seine Bevölkerung von etwas mehr als 10 Millionen lebt denn auch in der Hauptsache von der Landwirtschaft. Bedeutende amerikanische Gesellschaften, darunter als mächtigste und bekannteste die «United Fruit Company», schlössen mit den verschiedenen Eepubliken Verträge, die ihnen die Ausbeutung und den Ankauf der wichtigsten landwirtschaftlichen Eeichtümer gestatten.

Dank ihrer Finanzkraft, ihrer modernen technischen Ausrüstung an Maschinen, Kühlanlagen und Frachtern spielen diese Gesellschaften eine ganz wesentliche Eolle für'die Entwicklung Zentralamerikas. Im Jahre 1949 beutete die «United Fruit Company» ein Gebiet von mehr als 2300 km2 aus. Dazu kommen weitere Konzessionen in noch grösserem Umfang, die nach und nach verwertet werden.

Die Bananenpflanzungen nahmen 25 Prozent, diejenigen von Zuckerrohr 18 Prozent, die Kakaobäume 9 Prozent der Ländereien in Anspruch. In allen Staaten aber, Panama ausgenommen, bleibt der Kaffee eine der grundlegenden Kulturen.

Er wurde vor 150 Jahren eingeführt und seither gepflanzt und bildet den Hauptexportartikel von Salvador, Guatemala und Nicaragua. Diese
Produktion beträgt 9 Prozent der auf dem Weltmarkt angebotenen Kaffeemenge. Ausserdem wird in Zentralamerika Mais -- dieser in erster Linie von den Indianern - Bohnen, Eeis, Abaka, Baumwolle usw. angepflanzt. Schliesslich spielt die von den Spaniern eingeführte Viehzucht eine wesentliche Eolle in der Volkswirtschaf t Zentralamerikas, wo die schweizerische Braunviehrasse besonders gut gedeiht.

Über die wirtschaftlichen Beziehungen der Schweiz zu diesen: Staaten orientieren die nachstehenden Angaben: Costa liica Unsere Importe aus diesem Land betreffen hauptsächlich Eohkaffee und Kakaobohnen. Wir exportieren unsererseits Uhren, pharmazeutische Produkte, Gewebe und Stickereien, Maschinen usw. Die Ziffern unseres Aussenhandels betragen je in 1000 Franken:

1113 1938

Einfuhr . . . : 1189 ·Ausfuhr . . . . 308

1946

1950

1951

1952

1953

1954

5308 826

7374 1918

7400 2160

8560 2605,

11173 3585

8203 3082

Guatemala .

Aus diesem Lande, einem der reichsten Zentralamerikas beziehen wir Kohkaffee, Bananen, Nelkenöl, Kampfer und Honig. Unsere Exportartikel sind pharmazeutische Artikel, Farben, Maschinen, Uhren und Gewebe.Die Ziffern unseres Handelsverkehrs lauten : Einfuhr . . . .

Ausfuhr

193S

1946

1200 249

7874 ; 10 555 13 030 1442, 2710 3039

1950

1951

1952

1953

1954

13 506 3743

12 908 4663

11 349 4038

Honduras Auch aus diesem Lande beziehen wir Eohkaffee und Bananen, während sich unsere Exporte auf Uhren und Pharmazeutika beschränken. Die entsprechenden Ziffern sind die folgenden: Einfuhr . . . .

Ausfuhr . . . .

1938

1946

1950

1951

63 766

520 197

592 848

432 936

1952

1953

1954

1169 533

888 758

1165 3698

Nicaragua , Neben Eohkaffee und -baumwolle führen wir aus diesem Lande noch pharmazeutische Rohstoffe ein, wogegen wir Uhren, Pharmazeutika, Gewebe und Maschinen usw. exportieren. Folgende Ziffern illustrieren unseren Handelsverkehr mit Nicaragua : 1938

Einfuhr . . . .

Ausfuhr . . . .

24 112

1946

1950

1951

-- 179

1287 6547

2047 679

1952;

601; 751

1953

1954

439 1305

1277 2054

Salvador Da dieses Land bis in die letzten Jahre eine Monokultur von Kaffee betrieb, bezogen wir fast ausschliesslich Eohkaffee. Wie in die anderen zentralamerikanischen Republiken führten wir Uhren, Pharmazeutika, Maschinen, Motoren, Gewebe und Stickereien aus. Der Umfang unseres Handelsverkehrs ergibt sich aus den nachstehenden Ziffern: 1938

Einfuhr . . . . .

Ausfuhr . . . .

698 375

1946

2122 856

;

1950

1951

1,952

1953

1954

5288 2621

4749 2868

2410 5739

2584 ' 5780

6758 4521

Wir unterhalten in den Hauptstädten der erwähnten Staaten; Konsulate.

Diesen Vertretungen, von denen mehr als 1100 Schweizerbürger abhängen, stehen Honorarkonsuln vor. Eine Ausnahme von dieser Kegel bildet lediglich Managua (Nicaragua), wo sich kein geeigneter Landsmann für diese Aufgabe

1114 finden liess und wo wir einen Berufsbeamten als Verweser mit der Leitung des Postens beauftragten. Costa Bica und Salvador ihrerseits haben in der Schweiz drei Konsulate, Guatemala deren zwei, ebenso Honduras und Nicaragua.

Viele Staaten unterhalten ständige Missionen in jeder dieser Eepubliken.

Gewisse Länder lassen sich durch ihren Gesandten in Mexico-City oder Havanna vertreten, während andere einen Vertreter in einer der verschiedenen Hauptstädte, im allgemeinen in Guatemala-City, eingesetzt haben, den sie auch in den Nachbarrepubliken akkreditiert haben.

Wir haben uns zu dieser letzteren Lösung entschlossen und dabei das Beispiel von Belgien befolgt. Dieses System ziehen wir einer Akkreditierung des schweizerischen Gesandten in Mexiko in den genannten Republiken vor, wozu uns Ihr Beschluss vom S.Oktober 1945 ermächtigt hatte. Wir halten dafür, dass die Aufgabe unseres Vertreters in Mexiko zu gross wäre, wenn er sich mit unseren Interessen in weiteren sechs Staaten zu befassen hätte, deren Aussenhandel mit uns zwar nicht strukturmässig, aber inbezug auf das Volumen des Warenaustausches mit demjenigen zwischen der Schweiz und Spanien verglichen werden kann. Wir sehen vor, in Guatemala-City eine ständige Gesandtschaft zu errichten, wobei deren Chef bei allen zentralamerikanischen Eepubliken akkreditiert würde.

Haiti und Dominikanische Republik Die Inselkette der Grossen Antillen, unter die die Insel Haiti fällt, gehört zum Gebirgssystem von Mittelmexiko und dem nördlichen Zentralamerika. Auf der 1492 von Columbus entdeckten Insel Haiti bildeten sich im XIX. Jahrhundert zwei verschiedene Staaten. Diese Teilung erklärt sich aus der Kolonialgeschichte der Insel, deren Oberfläche von mehr als 77 000 km2 ungefähr derjenigen von Schottland entspricht.

Republik Haiti Das den westlichen Teil der Insel bildende Haiti gehörte nicht zum spanischen Kolonialreich. Die ersten Europäer, die sich dort niederliessen, waren englische und französische Kolonisatoren. Diese führten die Zuckerrohrkulturen ein und liessen zur Bearbeitung der Plantagen Negersklaven kommen. Der natürliche Eeichtum des Bodens und die blühende Volkswirtschaft führten dazu, dass Haiti rasch zur reichsten Kolonie des vorrevolutionären Frankreichs wurde. Die Proklamierung der Freiheit der Neger als Folge der Französischen Eevolution
und der Widerstand der sich dieser Massnahme widersetzenden Kolonisten brachten Haiti blutige Wirren, die schliesslich, 1804, zur Bildung des unabhängigen Staates Haiti führten. Bis 1915 blieben seine politischen Verhältnisse unsicher. Die Folge davon war eine Schwächung der Volkswirtschaft.

Immerhin ist in den letzten 30 Jahren eine Erstarkung des Inselstaates unverkennbar.

Wenn Haiti auf der einen Seite die Sprache und die literarische Kultur Frankreichs behalten hat, so ist es anderseits durch enge volkswirtschaftliche

;.

.

.

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Beziehungen .mit den Vereinigten Staaten verbunden, dies infolge seiner Integration in die Dollarzone mit dem freien Zahlungsverkehr. In der fruchtbaren südwestlichen Gegend und in den bewässerten Tälern gedeihen Bananenbäume, Zuckerrohr, Baumwolle, Indigo und Agaven. Aber die Zukunft gehört dem Kaffee, dessen Produktion ohne Unterlass zunimmt.

Eine Mission für technische Hilfe der Vereinigten Kationen stellte 1950 einen ausführlichen Plan zur Verbesserung der ökonomischen Situation des Staates auf allen Sektoren auf, Inbegriffen die Ausgestaltung der Industrie und des Transportwesens.

Der Export nach der Schweiz umfasst Eohzucker, Rohkaffees; Nelkenöl und Kampfer. Schweizerischerseits werden vor allem pharmazeutische Produkte, Uhren, Gewebe und Stickereien, Maschinen und Papier usw. ausgeführt. Das Volumen des Handels wird durch die nachstehenden Ziffern illustriert : ,1938

Einfuhr . . . .

Ausfuhr . . . .

1026 91

1946

1950

8179 11332 850 927

1951

1952

1953

1954

7035 906

9336 1129

5574 1261

8646 2582

Die Schweizerkolonie in Haiti umfasst zirka 60 Personen. 1985 wurde in der Hauptstadt Porfc-au-Prin.ee ein Konsulat errichtet, das gegenwärtig von einem Honorarkonsul geleitet wird. Die Eepublik Haiti ihrerseits unterhält in der Schweiz zwei Konsulate.

Zahlreiche Staaten haben ständige Missionen in Haiti. Andere haben ihre in Havanna, Mexico-City oder sogar in Washington residierenden diplomatischen Vertreter in Port-au-Prince akkreditiert. Beispielsweise haben Belgien, Norwegen und die Niederlande - um nur einige Staaten zu zitieren - ihrem Vertreter in Havanna die Wahrung der Interessen ihrer Länder in Haiti anvertraut.

Nachdem wir in Cuba, dem am nächsten bei Haiti liegenden Lande eine diplomatische Vertretung unterhalten, scheint es uns logisch, in gleicher Weise wie die drei zitierten Staaten unseren Gesandten in Havanna auch in Port-auPrince zu akkreditieren. Die Verbindungen, die er auf diese Weise wird anknüpfen können, ohne dass daraus beträchtliche Kosten resultieren, werden sicherlich für unser Land von grossem Nutzen sein. Sie tragen überdies! einem von der Begierung Haitis schon oft ausgesprochenen Wunsche Rechnung.

Dominikanische Republik

,

Im Gegensatz zum'westlichen Teil der Insel wurde das Gebiet der heutigen Dominikanischen Republik schon bald nach semer Entdeckung durch die Spanier kolonisiert. Die von ihnen gegründete Stadt San Domingo war während einer gewissen Zeit das kulturelle Zentrum der spanischen Besitzungen in Amerika.

Diese spanische Kolonie wurde 1795 an Frankreich abgetreten. Indessen verjagte bald darauf die dominikanische Bevölkerung die französischen Truppen und schloss sich erneut Spanien an. Im Jahre 1821 wurde die unabhängige Republik proklamiert.

t

1116 Die Bevölkerung dieses Landes zählt heute etwas mehr als 2 Millionen.

Seine Oberfläche ist mit 48 500 km2 etwas grösser als diejenige der Schweiz.

Die Hauptstadt, das frühere San Domingo, seit 1936 Ciudad Trujillo benannt, ist von ungefähr 200 000 Einwohnern bevölkert, obwohl die Stadt im Jahre 1930 durch einen Taifun vollständig zerstört worden war.

Während Haiti ein Land von Kleinbauern ist, ist in der Dominikanischen Eepublik auch der Grossgrundbesitz mit einer nach dem Handel orientierten Viehzucht und Produktion vertreten. Das Hauptproduktionsgebiet der Landwirtschaft und des Exportes ist der Zucker (52%). Kaffee, Eeis, Kakao und Tabak bilden die weiteren wichtigen Produkte des Landes. Die Industrie befindet sich im Stadium einer ständigen Entwicklung; 1950 zählte man bereits mehr als 3400 industrielle Unternehmen.

Unser Handel mit der Dominikanischen Eepublik basiert auf der Einfuhr von Kaffee, Tabak und Eohzucker und auf der Ausfuhr von Pharmazeutika, Geweben und Stickereien sowie von Uhren. Die entsprechenden Ziffern lauten wie folgt: 1938

Einfuhr . . . .

Ausfuhr . . . .

364 90

1946

I960

1722 415

2944 1125

"

1951

1952

1953

1954

3100 1705

4169 1847

4342 1646

6546 1539

Die Schweizerkolonie in der Dominikanischen Eepublik beträgt ungefähr 40 Personen. Einem 1936 errichteten Konsulat in Ciudad Trujillo steht ein Honorarkonsul vor.

Im Gegensatz hiezu unterhält die Dominikanische Republik in der Schweiz eine von einem Gesandten geleitete Gesandtschaft und vier Konsulate.

In Ciudad Trujillo bestehen selbständige diplomatische Vertretungen von zahlreichen Staaten. Die Leiter der diplomatischen Missionen von Belgien, den Niederlanden und Norwegen in Havanna sind auch in der Hauptstadt der Dominikanischen Eepublik akkreditiert.

In der Absicht, die Bande zwischen der Schweiz und der Dominikanischen Eepublik zu verstärken und: wenigstens in einem gewissen Masse die Beziprozität der diplomatischen Beziehungen herzustellen, schlagen wir vor, unseren Gesandten in Cuba auch in Ciudad Trujillo zu akkreditieren. Die dortige Eegierung hat schon wiederholt, das letztemal vor kurzer Zeit, einem entsprechenden Wunsche Ausdruck gegeben.

Asien Saudi-Arabien Das Königreich Saudi-Arabien erstreckt sich über den grössten Teil der Halbinsel Arabien; seine" Oberfläche wird auf 2400000 km2 geschätzt. Es gliedert sich in vier Teile, den Hedschas, den nördlichen Küstenstreifen entlang dem Eoten Meer, Asir, ebenfalls ein Küstenstreifen am gleichen Meer zwischen \

1117 dem Yemen und Mekka, die Provinz AI Hasa, die fruchtbare Gegend am Persischen Golf und schliesslich den Nedschd, Zentralarabien. Der Staat selber war einst ein armes, : durch die Sonne ausgetrocknetes Land. Das Erdöl hat ihm Reichtum verschafft und das Leben des Landes verändert.

Eine Volkszählung fand in Arabien nie statt ; nach Schätzungen beträgt seine Bevölkerung 6 bis 8 Millionen, Nomaden und Sesshafte. Die Hauptstadt Riad mit rund 100 000 Einwohnern liegt ini Zentrum des Landes. Die wichtigste Stadt aber ist Dschidda am Eoten Meer ; sie hat ihre Oberfläche innert drei Jahren verdoppelt, und ihre Bevölkerung ist von 30 000 auf 175 000 Seelen angewachsen.

Als Eegierungs- und Verwaltungszentrum beherbergt sie die diplomatischen Missionen; ausserdem besitzt sie einen sehr bedeutenden Hafen. Mekka, ungefähr 100 km von Dschidda entfernt, hat mit seinen 120 000 Einwohnern den Charakter der heiligen Stadt und der Pilgerstadt behalten. Anderseits ist Dahran am Persischen Golf, als Sitz des Verwaltungsrates der «Arabian American OU Company» und als «Hauptstadt des Erdöls», eine Arbeitermusterstadt geworden.

Saudi-Arabien als Staat ist aus einer religiösen arabischen Bewegung, dem Wahabismus hervorgegangen. Gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts sprach der Beduine Mohamed Ihn Abdel Wahäb einer religiösen Eeform das Wort, mit dem Ziel, den Islam auf seine ursprüngliche Pieinheit zurückzuführen. Nachdem Massnahmen gegen ihn dekretiert worden waren, zog sich Abdel Wahab in den Nedschd zurück, wo er sich unter den Schutz eines Notablen dieser Gegend, Ibn Saud, begab. Dieser übernahm die:neue Doktrin und gründete einen Staat, der v o n 1802 b i s 1886 Bestand haben sollte.

. , . · : : · Einer seiner Nachkommen, Ibn Saud, 1880 bis 1953, Suchte seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts das Königreich seiner Vorfahren wiederherzustellen. Er bemächtigte sich des Nedschds, hierauf des Hasas und schliesslich des Königreichs Hedschas. Mit Dekret vom 18. September 1932 gab er seinem Staat die Bezeichnung «Königreich Saudi-Arabien». Nach seinem Tode im Jahre 1953 wurde sein Sohn, Emir Saud. geboren 1905, zum König proklamiert.

Saudi-Arabien söhnte sich einige Jahre vor dem letzten Weltkrieg mit den Haschemiten aus. Ein Abkommen;mit Ägypten vom Jahre 1936 beendigte die Spannung zwischen diesen beiden Staaten. Ibn
Saud zeigte sich sehr besorgt, dass seine Souveränität und die Unabhängigkeit seines Landes: durch die fremden Mächte respektiert wurden, besonders seitens Grossbritanniens, Prankreichs, Italiens, Sowjetrusslands und Deutschlands, Staaten mit Interessen |im Nahen Osten. 1927 schaffte er die Kapitulationen ab und suchte hierauf eine Annäherung an die Vereinigten Staaten. Im Jahre 1933 gewährte er der Standard Oil Company eine Erdölkonzession für die Dauer von 65 Jahren über ein Gebiet von 440 000 km2. Auf diese Weise erfolgte die Gründung der «Arabian American Oil Company (Aramco)». Eine Vereinbarung vom Dezember 1950 gewährte dem Souverän einen Anteil von 50 Prozent am Gewinn, d.h. ein Jahreseinkommen von mehr als 120 Millionen Dollars, die, da das Papiergeld in Arabien ein unbe.kannter Begriff ist, in Gold entrichtet werden.

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1118 Saudi-Arabien nahm als Gründungsmitglied an der-Schöpfung der Vereinigten Nationen teil. Es wirkte auch aktiv mit bei der Gründung der Arabischen Liga in den Jahren 1944 und 1945 und ist eines ihrer einflussreichen Mitglieder.

Das wirtschaftliche Potential von Saudi-Arabien ist beträchtlich. Die Einkommen aus der Erdölgewinnung gestatteten dem König, sein Eeich in Stand zu setzen. Dieses einst arme Wüstenland nahm im Laufe der jüngsten Jahre ein neues Gesicht an. Auf Initiative von Ibn Saud und seiner Eegierung wurden grosse Anstrengungen unternommen, um die entstehende Industrie auszubauen, alle Quellen des Landes zu erschliessen und den Lebensstandard der Bevölkerung zu heben.

In der Wüste wurden artesische Brunnen angelegt, die der Bewässerung der ausgedehnten Palmenhaine dienen. In Gegenden, die früher als unbewohnbar galten, wurden Mustergüter errichtet, so dass heute dort Ackerbau und Viehzucht möglich sind. Heute gedeihen Getreide, Gemüse, Wassermelonen, Baumwolle, Kaffee und Spartgras. In den mineralhaltigen Eegionen werden grosse Gold-, Silber- und Kupferminen ausgebeutet; kleinere industrielle Unternehmen auf dem Gebiete der Textilien und der Baumaterialien werden ermutigt. Das liberale Wirtschaftssystem begünstigt den Binnen- wie den Aussenhandel. Als neues Land importiert aber Saudi-Arabien mehr, als es verkauft ; seine Käufe im Ausland betreffen alle Belange, vor allem aber diejenigen der Fertigfabrikate, Maschinen, Werkzeuge, Baumaterialien, elektrische Apparate, Gewebe usw.

Erwähnt sei schliesslich, dass die Eegierung gigantische Projekte zur Gewinnung von elektrischer Energie und zur Herstellung von Verkehrsverbindungen ausarbeitet.

Der Handel Arabiens mit der Schweiz hat sich in den letzten Jahren in erfreulicher Weise entwickelt. Die nachstehenden Ziffern illustrieren diesen Handelsverkehr.

1938

1946

Einfuhr . . . .

455 1375 Ausfuhr . . . .

501 2040 (je in tausend Schweizerfranken)

1950

1951

1952

1953

1954

5481 2104

8660 2511

6681 4659

7393 12178

884 12553

Wir importieren für mehr als 7 Millionen Schweizerfranken Petrol, Malzprodukte, Kautschuk usw. Unsere wichtigsten Exporte betrafen 1953 Motoren aller Art, Uhren, elektrische Maschinen und Apparate, pharmazeutische Produkte, Stickereien und Bijouteriewaren.

Die Schweiz könnte indessen einen wichtigeren Platz im Warenaustausch mit Saudi-Arabien einnehmen, das sich der neuzeitlichen Entwicklung aufschliesst und wo heute schon 19 Staaten diplomatische Missionen akkreditiert -haben. Aus diesem Grunde beabsichtigen wir, unseren Vertreter in Kairo auch in Dschidda zu akkreditieren. Wir tragen damit nicht nur der internationalen Bedeutung Saudi-Arabiens, sondern auch den Wünschen der schweizerischen Wirtschaftskreise Eechnung.

1119 Ceylon Die Insel Ceylon, zweimal so gross wie die Niederlande, ist eine Verlängerung der indischen Halbinsel, mit der sie übrigens durch ein Band von Korallenriffen verbunden ist.

-' Die ersten Einwohner, die Singhalesen, bevölkerten die Insel vor ungefähr 26 Jahrhunderten. Ihnen folgten die aus Südindien stammenden Tamilen, die mit ihrem Herkunftsland enge Verbindung behalten haben. Zu Beginn des XVI. Jahrhunderts wurde Ceylon von den Portugiesen entdeckt, die dort die Stadt Colombo gründeten. Auf die ein Jahrhundert später erfolgte Besetzung durch die Holländer gehen die zirka 45 000 Burghers, holländisch-singhalesische Mischlinge, zurück. Durch den Vertrag von Amiens schliesslich kam Ceylon an Grossbritannien und wurde eine Kronkolonie. Die Engländer schufen einen konsultativen Bat, der den singhalesischen Vertretern erlaubte, dem Gouverneur ihre Auffassungen zur Kenntnis zu bringen. Die Befugnisse dieses Bates wurden nach und nach erweitert. 1920 erhielt die Insel eine Verfassung, die 11 Jahre später durch die Einsetzung eines Staatsrates modifiziert wurde. Im Jahre 1946 wurde die Verfassung von Soulsbury promulgiert. Es handelte sich um eine typisch britische Verfassung mit einer Abgeordnetenkammer, einem Senat und einer diesem Parlament verantwortlichen Begierung, die mit Ausnahme der Aussenpolitik, der nationalen Verteidigung und von Verfassungsänderungen für alle Belange zuständig war. Die drei erwähnten Belange fielen in die Kompetenz des Gouverneurs. 1948 wurde die Verfassung wieder geändert und Ceylon zu einem selbständigen Staate erklärt. Dieser schloss sich sofort als vollwertiges Mitglied dem britischen Commonwealth an. Die Hauptstadt dieses Staates wurde Colombo.

Nach'der Volkszählung von 1953 bewohnen 8100000 Menschen die 65 610 km2 bemessende Insel, davon 5 600 000 Singhalesen. Die Tamilen stellen eine Minderheit von zirka l 000 000 Seelen dar. Die Zahl der, in Ceylon niedergelassenen Europäer beträgt 7000. Colombo, eine Hafenstadt von Bedeutung, hat auf dem Teehandel das Monopol von London verdrängt. Es zählt 425 000 Einwohner.

Die wirtschaftliche Situation der Insel ist günstig, und sie erfreut sich einer glücklichen Prosperität. Durch die Wiederherstellung des bewundernswerten, von den singhalesischen Königen errichteten Bewässerungssystems wurde es möglich, dem Dschungel
weite Gebiete für Kulturen abzuringen. Obwohl in Ceylon als dem ersten Lande Asiens der Gummibaum eingeführt worden war, hatte es vor dem Krieg nur eine bescheidene Kautschukproduktion,'Die japanische Invasion in Asien brachte es mit sich, dass die Insel zum einzigen asiatischen Kautschukgebiet der Allierten wurde, was den Gummiplantagen einen beträchtlichen Aufschwung brachte. Die Kautschukproduktion verdoppelte sich im Laufe weniger Jahre. Aber der Hauptreichtum des Landes bleibt der Tee, der von erstklassiger Qualität ist. Mit ihren 150 000 Tonnen lieferte die Insel im Jahre 1953 allein einen Fünftel der Weltproduktion. Weitere wichtige Erzeugnisse sind Beis, Kokosnüsse, Gewürze, Kakao, Tabak usw.

1120 Der Handel zwischen der Schweiz und Ceylon ergibt sich (in je tausend Schweizerfranken) aus folgenden Ziffern : 1946

Einfuhr Ausfuhr

6348 10721

1950

12921 3696

1951

1952

1953

1954

11389 8723

6937 8758

9474 7324

12697 6361

Die Schweiz führt aus Ceylon Tee, Speiseöle, getrocknetes Gemüse, Gewürze, Kakao usw. ein. Unsere Exporte betreffen Maschinen und Motoren, pharmazeutische Produkte, Uhren, Gewebe und Stickereien usw.

Für das von Eeichtum strotzende Ceylon war vor dem Krieg die Einfuhr aller Fertigprodukte eine Notwendigkeit, da es, von einigen Staatsunternehmen abgesehen, keine Industrie besass. Der letzte Krieg hatte die Errichtung einer Leichtindustrie zur "Verarbeitung der Landesprodukte wie auch zur Herstellung von Papier, Textilien und Lederwaren zur Folge. Ein Wirtschaftsplan wurde aufgestellt und seine Verwirklichung in Angriff genommen. Da diese Anstrengungen aber noch völlig ungenügend sind, bietet Ceylon für ein industrialisiertes Land wie das unsrige interessante handelspolitische Perspektiven.

Colombo hat auch seine Bedeutung hinsichtlich der diplomatischen Vertretungen gefunden, sind doch heute bereits 14 Staaten durch eigene Missionen dort vertreten, darunter Belgien, die Niederlande, Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland. Die Schweiz hat 1916 ein Konsulat in dieser Stadt errichtet, das gegenwärtig von einem Berufsbeamten geleitet wird. Die Zahl unserer Landsleute in Ceylon beträgt mehr als 60. Wir haben zur Zeit nicht die Absicht, einen Gesandten nach Colombo zu entsenden, sondern begnügen uns damit, den schweizerischen Gesandten in Neu-Delhi auch in der Hauptstadt Ceylons zu akkreditieren. Dagegen sehen wir vor. für Colombo einen Berufsbeamten zu ernennen, da wir unter den dort lebenden Schweizern keine für die Übernahme der konsularischen Funktionen geeignete Persönlichkeit finden können.

Nepal Dieses Bergland im Himalajagebirge ist ein unabhängiges Königreich, das lange den Status einer absoluten Monarchie bewahrt hat. In der jüngsten Zeit indessen hat es sich ini Sinne einer Demokratisierung geändert.

Die Oberfläche des Landes misst 140 000 km2, d.h. Nepal ist ungefähr dreimal so gross wie die Schweiz. Seine Einwohnerzahl beträgt nach der letzten Volkszählung von 1941 6 Millionen, wovon 110 000 in der Hauptstadt Katmandu leben.

Die Bevölkerung lebt von den Einkünften des Ackerbaus und der Viehzucht.

Die wesentlichen Kulturen sind Tabak, Eeis, Zuckerrohr, Kautschuk, Tee und Medizinalpflanzen.

Seit Kriegsende hat Nepal versucht, seine Beziehungen mit den Nachbarländern und selbst mit entfernteren Staaten auszudehnen, um auf diese Weise mit der Unterstützung des Auslandes seine Entwicklungsmöglichkeiten auszu-

1121 bauen. Es wandte sich zu diesem Zwecke an Grossbritannien, die "Vereinigten Staaten, Indien und im besonderen auch an die Schweiz. Es wurden Fabriken erstellt, ebenso Kraftwerke. Die Errichtung von Staudämmen zur Gewinnung weiterer Energie ist vorgesehen.

Auf Einladung der Regierung in Katmandu begaben sich 1950 schweizerische Experten für Geologie, Landwirtschaft und Architektur nach Nepal, um den Plan einer Ausbeutung der naturlichen Hilfsquellen des Landes zu studieren.

Diese Mission zeitigte zahlreiche praktische Resultate. Es verdient weiter hervorgehoben zu werden, dass zwischen der Schweiz und Nepal ausgezeichnete Beziehungen bestehen, zu denen die jüngsten schweizerischen alpinen und wissenschaftlichen Expeditionen im Himalaja gebiet beigetragen haben. Die Tatsache dieser freundschaftlichen Beziehungen lässt es uns als wünschbar erscheinen, unseren Gesandten in Neu-Delhi in Katmandu zu akkreditieren. Diese schweizerische Geste, die nur sehr bescheidene jährliche Mehrkosten mit sich bringen dürfte, wird iri Nepal zweifellos' gut aufgenommen werden, Burma und Thailand Das Territorium der Burmesischen U ni on, zwischen Pakistan, China und Thailand gelegen, erstreckt sich auf ein Gebiet von annähernd 678 000 km2 und ist von mehr als 18 Millionen Menschen bevölkert. Seine Hauptstadt Rangoon zählt allein 500 000 Einwohner.

Burma war bis am 27.Januarl947 von Grossbritannien abhängig, an welchem Tage es auf Grund eines mit der Regierung in London abgeschlossenen Vertrages zu einem unabhängigen und souveränen Staat wurde. Kurz darauf trat es aus dem Commonwealth: aus und zerschnitt damit die Bande, die es seit 1824 an Grossbritannien geknüpft hatten.

Der erste Zeitabschnitt seiner Unabhängigkeit ist durch eine schwere politische Krise gekennzeichnet. In verschiedenen Teilen des Landes brachen ernsthafte Revolten aus. Schliesslich gelang es der Regierung in Rangoon, der Lage Herr zu werden. Seither hat sich das Land sowohl hinsichtlich der Verwaltung wie auch der Volkswirtschaft wieder aufgerichtet. Burma hat sich in der Folge den Staaten des Commonwealth erneut genähert, ohne allerdings mit ihnen speziell verbunden zu sein. 1947 wurde mit London ein Finanzabkommen getroffen. Anlässlich der Colombokonferenz vom Jahre 1950 erfolgten ähnliche Abkommen mit den übrigen Commonwealthstaaten.
Burma ist ein reiches Agrarland, in welchem vor allem auch die Viehzucht ihre grosse Bedeutung hat. 1948 wurden mehr als 6% Millionen Rinder gezählt.

Es produziert ferner Reis, wovon 1948/49 2 Millionen Tonnen exportiert wurden, sowie Kautschuk, Baumwolle, Mais usw. Die Erdölvorkommen werden von einer englischen Gesellschaft, der «Burma Oil Company», ausgebeutet. 1939 betrug die Produktion l 000 000 Tonnen. Zufolge des zweiten Weltkrieges ging sie auf blosse 100 000 Tonnen zurück. Die burmesischen Berge sind überdies reich an Metallen.

1122 Burma liefert der Schweiz in der Hauptsache Baumwolle, während wir.

Uhren, Gewebe und Stickereien, Pharmazeutika und Maschinen ausführen. Die Ziffern zeigen (je in tausend Schweizerfranken) folgendes Bild: 1938

1946

1050

1951

1952

1953

195 4

Einfuhr 785 2,5 103 226 -- 853 l 329 Ausfuhr . . . .

422 339 81 2082 3143 5770 11044 Die Schweizerkolonie in Burma zählt ungefähr 20 Personen.

Gegenwärtig sind wir in Eangoon durch einen Honorar-Vizekonsul vertreten, der der 1935 geschaffenen Konsularagentur vorsteht und vom Schweizerischen Konsulat in Kalkutta (Indien) abhängt. In Anbetracht der Bedeutung, die Burma in wirtschaftlicher wie in politischer Hinsicht gewonnen hat, sehen wir uns genötigt, die Struktur unserer offiziellen Vertretung in diesem Lande zu ändern.

Wir halten dafür, dass sich die Anknüpfung diplomatischer Beziehungen aufdrängt.

T h a i l a n d ist in Bern durch eine unter der Leitung eines Ministers stehende Gesandtschaft vertreten, die Schweiz ihrerseits in Thailand lediglich durch ihren Gesandten in Neu-Delhi und durch einen interimistischen Geschäftsträger in Bangkok. Die thailändische Eegierung hat schon wiederholt den Wunsch ausgesprochen, es möge Thailand eine vollständigere Eeziprozität gewährt werden.

Im Interesse unserer Beziehungen mit diesem Staate müssen wir diesem Wunsche entsprechen. Da wir überdies in Aussicht nehmen, uns auch in Burma vertreten zu lassen, beabsichtigen wir, um unseren Gesandten in Neu Delhi nicht zu stark zu belasten, in Bankgok eine selbständige diplomatische Vertretung zu errichten und deren Chef gleichzeitig auch in Eangoon zu akkreditieren. Unser Vertreter in Indien wird dafür, wie wir oben erwähnten, mit der Pflege unserer direkten Beziehungen zu Nepal und Ceylon betraut werden.

Philippinen Die an der Breitseite der südöstlichen Küste Asiens, etwas nördlich des Äquators, gelegenen Philippinen werden von einer Kette von etwa 7100 Inseln und Inselchen gebildet. Ihre Gesamtoberfläche bemisst 299 404 km2. Die Philippinen sind demnach etwas grösser als Grossbritannien und Irland zusammen. Die wichtigsten Inseln sind Luzon, Mindanao, Mindora, Samar, Panay, Negros und Cebu. Das Klima ist heiss, aber gesund.

Im Jahre 1903 betrug die Bevölkerung 7 600 000; sie wuchs bis auf 21 Millionen an. Sie setzt sich zusammen aus verschiedenen Gruppen malaiischer, indonesischer, chinesischer, arabischer, europäischer und amerikanischer Herkunft.

Mehr als 70 Sprachen werden auf den Philippinen gebraucht. Immerhin dominieren Spanisch, Englisch und das Tagalog, ein Dialekt malaiischen Ursprungs.
Die Hauptstadt Manila, eine moderne und schöne Großstadt, zählte 19531 200 000 Einwohner. Es ist aber vorgesehen, die Stadt Quezon-City, die heute von 100 000 Menschen bewohnt ist, zur Hauptstadt des Landes zu machen.

Die Philippinen wurden 1521 von Magellan entdeckt, der dort mit den meisten seiner Gefährten erschlagen wurde. Der Archipel wurde später von den

1123 Spaniern nach langen und mühsamen Expeditionen erobert. Diejenige von Villalobos (1542/43) gab der Insel Samar den Namen «Felipinas» zu Ehren des Königs Philipp II. Die Bezeichnung «Felipinas» wurde später auf :den ganzen Archipel angewandt.

Die Philippinen gehörten zum spanischen Eeich bis zum Vertrag von Paris vom 10. Dezember 1898, an welchem Tage sie an die Vereinigten Staaten ab-; getreten wurden. Als traditionelle Antikolonialisten erwarben die Amerikaner die Philippinen nicht um sie zu bevölkern, nicht einmal um sie auszubeuten, sondern um daraus eine vorgeschobene Bastion ihres Einflusses im Pazifischen Ozean zu machen. Um zu diesem Ziele zu gelangen, hielt es, die Regierung in Washington nur für vorteilhaft, sich allmählich von ihrer Verantwortung für die Verwaltung zu entlasten und die philippinische Bevölkerung rasch einer politischen Eeife entgegenzuführen. Dabei Hessen es sich die Amerikaner angelegen sein, die wirtschaftliche Entwicklung des Archipels zu fördern und dadurch die Bedingungen für : eine dauernde Wohlfahrt zu schaffen. Die Anwesenheit der Amerikaner auf den Philippinen führte rasch zu einer Art von Zusammenarbeit.

Nach nicht ganz vier Jahren seit Abschlags des Pariser Vertrages erliessen die Vereinigten Staaten die «Phil-Bill» und schufen damit eine nationale Begierung.

Die Philippinen erhielten ein Parlament; zwei seiner Mitglieder hatten Sitz im amerikanischen Repräsentantenhaus. 1916 entschlossen sich die Vereinigten Staaten, den Philippinen spätestens nach 20 Jahren die Unabhängigkeit zu gewähren. In der Tat wurde am 15. November 1935 in Manila die Republik proklamiert. Die Zusammenarbeit mit den:Vereinigten Staaten setzte sich nun in Form eines «Commonwealth» fort. Der zweite Weltkrieg und die japanische Besetzung verzögerten die definitive Besiegelung der Unabhängigkeit^ die schliesslich am 4. Juli 1946 proklamiert wurde.

; Die Volkswirtschaft der Philippinen ist gekennzeichnet durch das Vorherrschen der Landwirtschaft. Sie sind eines der wichtigsten Produktionsländer von tropischen Früchten, Beis, Zuckerrohr, Copra, Kokosnuss; Getreide, Tabak usw. Die Industrie steht in engem. Zusammenhang mit den Erzeugnissen des Bodens : Mühlen, Zuckerraffinerien, tabakverarbeitende Industrien, Konservenfabriken usw.

Die Erde, die allerdings heute noch ungenügend
geschürft und ausgebeutet ist, enthält reiche Chrom-, Eisen-, Mangan-, Gold- und Silbervorkommen.

Der Handel der Schweiz mit den Philippinen hat sich wie: folgt entwickelt : 1938

1946

1950

Einfuhr . . . .

215 121 33630 Ausfuhr . . . . 3740 3825 5119 (je in tausend Schweizerfranken)

1951

32153 6659

1952

1953

18216! 21683 6293 7210

1954

24223 8946

Schweizerischerseits werden in der Hauptsache Ölsamen und -fruchte, Kokosöl, Tabak, Flachs und Hanf importiert. Unsere Exporte betreffen kondensierte Milch, Uhren, Gewebe und Stickereien, Maschinen und Aluminiumwaren.

1124 Die «Bill Trade Act», eine im Juli 1946 zwischen den Philippinen und den Vereinigten Staaten getroffene Vereinbarung, stipuliert die Vorzugsbehandlung in bezug auf die gegenseitigen Exporte und Importe, indem die Produkte des einen Landes zollfrei im anderen eingeführt werden können. Diese Vereinbarung ist aber zeitlich begrenzt. Im kommenden Jahre werden nun Progressivzölle' erhoben. Nichtsdestoweniger eröffnen die Philippinen anderen Staaten heute schon interessante Perspektiven in bezug auf den Warenaustausch. Die ständige Zunahme der Bevölkerung, die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, das Bedürfnis zur Schaffung neuer Industrien, das natürliche Bestreben nach einer, immer grösseren wirtschaftlichen Unabhängigkeit sind Faktoren, die dazu beitragen, die Möglichkeiten anderer Staaten zur Intensivierung des Handelsverkehrs mit den Philippinen zu steigern.

Zu erwähnen ist noch die Eolle, die den Philippinen in der internationalen Politik zukommt. Sie waren Gründungsmitglied der Vereinigten Nationen und sind Mitglied fast aller internationalen Organisationen universellen Charakters.

Dieser Staat nahm überdies aktiven Anteil am Colomboplan zur wirtschaftlichen Entwicklung von Süd- und Südostasien.

Zahlreiche Staaten sind heute schon auf den Philippinen vertreten, und mehr als 20 Länder, darunter Belgien, Schweden und die Niederlande, unterhalten diplomatische Missionen. Die Schweiz errichtete 1862 ein Konsulat in Manila, das seit 1954 unter der Leitung eines Berufsgeneralkonsuls steht. Die Zahl unserer in den Philippinen weilenden Landsleute beträgt ungefähr 350. Die Eegierung der Philippinen sieht in nächster Zeit die Eröffnung einer Gesandtschaft in Bern vor.

Wir beabsichtigen, in Manila anstelle des Konsulates eine diplomatische Vertretung zu schaffen.

Australien

Mit Ihrem Beschluss vom S.Oktober 1945 haben Sie der Errichtung einer Gesandtschaft in Australien zugestimmt. Verschiedene Gründe, vor allem die Schwierigkeiten hinsichtlich der Unterbringung einer Vertretung in der Hauptstadt dieses Landes, Canberra, haben die Eröffnung dieses Postens bis heute verunmöglicht.

In Anbetracht unserer Interessen in diesem Land und der wenig befriedigenden gegenwärtigen Situation unserer offiziellen Vertretung hoffen wir in naher Zukunft'in der Lage zu sein, Ihrem Beschluss vom Oktober 1945 Folge zu geben. Wir legten jedoch Wert darauf, Sie über unsere Schwierigkeiten in dieser Hinsicht zu orientieren, nachdem seit Ihrem Beschluss ein erheblicher Zeitraum verstrichen ist.

Wie wir in der Einleitung dieser Botschaft hervorgehoben haben, bemühten wir uns in der Verwirklichung des vorliegenden Planes zum Ausbau des Netzes unserer diplomatischen Vertretungen, die Ausgaben für die Eidgenossenschaft

1125 auf ein Minimum zu reduzieren. Deshalb beabsichtigen wir, eine diplomatische Vertretung in Guatemala-City zu errichten und ihren Chef in den anderen zentralamerikanischen Eepubliken1 zu akkreditieren, während anderseits unser Missionschef in Havanna unser Land auch in Haiti und der Dominikanischen Eepublik vertreten würde. In Asien anderseits würden wir unseren Vertreter in Ägypten in Saudi-Arabien und denjenigen in Neu-Delhi in Ceylon und Nepal akkreditieren. Die Gesandtschaft in Bangkok würde verselbständigt und ihr Chef die Schweiz gleichzeitig in Burma repräsentieren. In Manila endlich würde das Konsulat in eine diplomatische Vertretung umgewandelt.

Wir sind überzeugt, dass unser Land aus den vorgesehenen neuen Beziehungen ausschliesslich Nutzen wird ziehen können. In dieser Überzeugung beantragen wir Ihnen, den dieser Botschaft beigeschlossenen Bundesbeschluss zu genehmigen, und benützen die Gelegenheit, Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 22.November 1955.

Im Namen des Schweizerischen Bundesrates,Der B u n d e s p r ä s i d e n t : Max Petitpierre Der Bundeskanzler: Ch. Oser

iBundesblatt. 107. Jahrg. Bd. II.

, ,

:

80

1126 (Entwurf)

Bundesbeschluss über

die Errichtung von diplomatischen Vertretungen

Die Bundesversammlung der Schweizerischen E i d g e n o s s e n s c h a f t , nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 22. November 1955, beschliesst: Art. l Der Bundesrat wird ermächtigt, in Costa Eica, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Salvador; Haiti, der Dominikanischen Republik, Saudi-Arabien, Ceylon, Nepal, Burma und den Philippinen diplomatischen Vertretungen zu errichten.

Art. 2 Der Bundesrat wird beauftragt, diesen Bundesbeschluss gemäss dem Bundesgesetz vom 17. Juni 1874 betreffend Volksabstimmung über Bundesgesetze und Bundesbeschlüsse zu veröffentlichen und den Zeitpunkt seines Inkrafttretens festzusetzen.

2344

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Errichtung neuer diplomatischer Vertretungen (Vom 22. November 1955)

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1955

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2

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47

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7015

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24.11.1955

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1109-1126

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