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Schweizerisches Bundesblatt.

59. Jahrgang. II.

Nr. 15.

10. April 1907.

Jahresabonnement (portofrei in der ganzen Schweiz): 6 Franken.

Einrückungsgebühr per Zeile oder deren Baum 15 Ep. -- Inserate franko an die Expédition.

Druck und Expedition der Buchdruckerei Stampfli & de. in Bern.

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Bericht des

Bundesrates an die Bundesversammlung über

seine Geschäftsführung im Jahre

1906

Departement des Innern.

I. Zentralverwaltung.

1. Organisation und Geschäftsgang.

Infolge der stetigen Zunahme der Arbeiten in der Zentralbibliothek und im internationalen Schriftenaustausch haben wir uns bewogen gesehen, die provisorische Gehülfenstelle an jener in eine definitive umzuwandeln, und haben nach stattgefundener Ausschreibung mit Amtsdauer vom i. April an als zweiten Gehülfen definitiv gewählt: Herrn Hans Eichenberger von Beinwil (Aargau), bisherigen provisorischen Gehülfen.

Auf 1. April ist auch das übrige Beamtenpersonal der Abteilung in der bisherigen Stellung auf eine neue Amtsperiode gewählt worden.

2. Archive.

1. Die h e l v e t i s c h e A k t e n s a m m l u n g betreffend ist, mit bezug auf die vorjährigen Angaben, zunächst zu bemerken, dass die Hoffnung, im Laufe des Berichtsjahres zur Drucklegung Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. II.

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zu gelangen, sich nicht erfüllen liess, indem das zur Verarbeitungdienliche Material über alle Berechnung ergiebig war. Die Kriegsereignisse der Zeit erzeugten Notstände, denen mit verschiedenartigen Mitteln gesteuert werden sollte, und diese Vorkehren beschäftigten die Behörden aller Stufen wie aller Landesteile so sehr, dass deren Bemühungen mit einiger Sorgfalt und Vollständigkeit verfolgt werden mussten. Die nebenher laufenden Versuche, das Armenwesen zu regeln, erforderten nicht minder Beachtung, und ebensoviel Interesse beanspruchten die vorgefundenen Anregungen zur Förderung der Landwirtschaft resp.

Urproduktion überhaupt, zur Regelung des Gewerbs- und Handelsbetriebs nach dem Grundsätze der Rechtsgleichheit, die Anfange einer neuen Gesundheitspolizei und dergleichen mehr. Beiläufig ergaben sich auch manche Ergänzungen für das früher absolvierte Fach des Erziehungswesens. Die Arbeit schritt ungestört fort, wird aber noch einige Monate zum Abschluss erfordern, da die Sammlung und systematische Ordnung des Stoffes vollendet werden muss, ehe Anstalten zum Drucke getroffen werden können, immerhin sollen dieselben soweit tunlich gefördert werden.

2. Wie aus der Berichterstattung des Leiters unserer U n t e r n e h m u n g in P a r i s , Herrn Dr. E. Rott, hervorgeht, hatte dieselbe im abgelaufenen Jahre ihren regelmässigen Fortgang. Es sind aus dem Archiv des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten, dem Kriegsarchiv und der Nationalbibliothek 10,519 Abschriftseiten erstellt worden, gegen 9963 im Vorjahre.

Mit diesem Ergebnis rückte die Arbeit bis 1738 vor in der Abteilung Schweiz und bis 1709 in der Abteilung Genf. Und da die Ausbeute im Kriegsarchiv und in der Nationalbibliothek zum grössten Teil jetzt bereits erschöpft ist, bleiben zur Exploitation zunächst nur das Archiv des Ministeriums des Auswärtigen, das schon seit langem die Hauptbezugsquelle ist, und das Museum Condé in Chantilly übrig, an welch' letzterm Orte die Arbeit erst letztes Jahr an die Hand genommen und im Berichtsjahre mit etwelcher Unterbrechung fortgesetzt worden ist.

Es handelt sich da um höchst wichtiges Material für unsere Landesgeschichte, das verdient, mit Umsicht und in tunlichster Vollständigkeit gesammelt zu werden. Wir verweisen diesfalls auf den vorjährigen Geschäftsbericht.

Der dritte Band der auf Grund
des Pariser Unternehmens von Herrn Dr. Rott bearbeiteten ,,Histoire de la représentation diplomatique de la France auprès des cantons suisses1' etc. ist in einer Stärke von 74 Bogen Mitte des Berichtsjahres zur Ver-

427 öffentlichung gelangt; er umfasst den Zeitraum von 1610--1626 und behandelt hauptsächlich die Veltliner Angelegenheit. Gegenwärtig wird das Manuskript für den vierten Band vorbereitet.

· 3. Über die h i s t o r i s c h e n Arbeiten in italienischen A r c h i v e n berichtet deren Direktor, Herr Dr. Kaspar Wirz, was folgt : In M a i l a n d konzentrierte sich die Hauptarbeit mit vier, zeitweise' fünf Kopisten wieder auf das Staatsarchiv, aus dem einige hundert Akten des 15. Jahrhunderts, dann aus dem 17. Jahrhundert die Korrespondenzen der beiden Gesandten in der Schweiz und Graubünden, Francesco und Alfonso Casati, des erstereu ganz, des letzteren bis zum Jahre 1675, entnommen wurden, daneben eine grosse Menge Akten über die diplomatischen Verhandlungen zwischen Mailand und Graubünden inklusive die einschlagenden Korrespondenzen der Bischöfe von Como und der Äbte von Disentis. Die grosse deutsche Korrespondenz des Gesandten Buoi konnte zum Abschluss gebracht werden, ebenso die zahlreichen deutschen Briefe des Landeshauptmanns Stefan von Salis aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Von besonderem Werte sind die aufgefundenen fünf starken Kartelle von Akten über die Herrschaft Rhäzüns, die teils kopiert, teils, soweit es ältere Urkunden waren, photographiert wurden.

Dem Privatarchive der Familie Visconti wurden eine Anzahl auf die Schweiz bezügliche Korrespondenzen entnommen.

Im Staatsarchiv von T u r i n wurden zunächst die sämtlichen Reste der verschiedenen Kategorien Ville de Genève erledigt, dann die Korrespondenzen der Gesandten in der Schweiz, Bellegarde und Decouz, aus dem 17. Jahrhundert ergänzt und aus dem 18. Jahrhundert die Gesandtschaftsdepeschen aus Genf von Salis, Goybet, Desmarches, Perrin, D'Auteuil ganz, von' Pictet die Jahre 1753--1757, 1760/1 nebst den Gegenbriefen kopiert.

Es dürfte unsere Arbeit im Staatsarchiv Turin in den ersten Monaten 1907 zum Abschluss kommen.

In R o m wurde in der Biblioteca Vaticana fortgefahren mit dem Kopieren aus den der ehemaligen Biblioteca Barberini entstammenden Korrespondenzen des Bischofs von Venafro und des Bischofs von Alessandria, beide Nuntien in der Schweiz zu Anfang des 17. Jahrhunderts.

Eine Durchsicht des Staatsarchivs in B r o s c i a ergab keine auf die Schweiz bezüglichen Akten von Bedeutung. Dagegen wurde im Frühjahr
im Staatsarchiv V e n e d i g ein Teil der von Herrn Ceresole seinerzeit nicht berücksichtigten Akten vom 15.--18. Jahrhundert inventarisiert zum Behufe späterer Abschrift.

428 4. Die Arbeiten in L o n d o n nahmen den ungestörten Vorlauf bis gegen Ende des Jahres, wo eine zeitweilige Verzögerung eintrat infolge anderweitiger dringender Beschäftigung desjenigen Kopisten, der für uns im Archiv des Auswärtigen Amtes abschreibt.

Immerhin sind dort die Jahre 1832--1839 absolviert worden, während von der Feilschen Gesandtschaftskorrespondenz im britischen Museum der neunte Band zur Erledigung -gelangte.

Herr Minister Dr. Carlin, der mit grosser Uneigennützigkeit sich der Sache annimmt, wird auch weiterhin die Leitung und Überwachung der Arbeiten in seiner kundigen Hand behalten.

5. Nachdem schon gegen den Schluss des Vorjahres mit der Ablieferung der Akten der 17. Amtsperiode (1897--1899) aus den Departementsregistraturen und der Bundeskanzlei an das S t a a t s a r c h i v der Anfang gemacht worden war, ist dieselbe in sukzessiver Folge im Laufe des Berichtsjahres fast ganz durchgeführt worden, und es wird nun die Bearbeitung dieses weitschichtigen Materials für längere Zeit die Hauptaufgabe des Archivariats sein. Bereits sind einige Abteilungen erledigt und mit den altern Beständen vereinigt, andere gegenwärtig in Behandlung.' Daneben ist das Register zu der venetianischen Abschriftensammlung zum Abschlüsse gebracht und das Archiv des eingegangenen Konsulats in Buenos-Ayres definitiv geordnet und aufgestellt worden. Grössere Bestände älterer Archivalien kamen aus den Gesandtschaftskanzleien in Paris und St. Petersburg nach Bern und wurden einstweilen provisorisch versorgt (Petersburg hat das Archiv des aufgehobenen Generalkonsulats eingeliefert bis 1890). Weiter übergab das Politische Departement dem Archiv_in 44 starken Faszikeln Naturalisationsakten, vereinzelt bis 1877 zurückreichend, der Hauptsache nach aber das gesamte diesbezügliche Aktenmaterial aus den Jahren 1891--1895, das bis dahin bei dem Departement zurückgeblieben war. Was sodann an Urkunden und Druckschriften im Laufe des Berichtsjahres einlangte, wurde sofort verzeichnet und zukommenden Orts eingereiht.

Über die Benutzung des Archivs ist zu sagen, dass sie etwas weniges zurückgegangen ist; denn während im Vorjahre 5640 Einzelstücke und Bände aus demselben erhoben worden waren, beträgt die heurige Zahl nur 4752 Stücke. An zahlreichen Doktoranden hinwieder hat es auch im Berichtsjahre nicht gemangelt, denen die Archivverwaltung in zeitraubender Arbeit mit Material zu Dissertationszwecken an die Hand ging.

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3. Zentralbibliothek.

Die Benutzung der Bibliothek hat auch im Berichtsjahre erheblich zugenommen. Es gingen im ganzen 16,350 Bände und Broschüren aus und ein, d. h. 850 Stücke riiehr als im Vorjahre.

Die Bereicherung der Bibliothek ist annähernd die nämliche wie 1905. Bei den neuen Anschaffungen waren vor allem, wie sich von selbst versteht, die Bedürfnisse der Verwaltung massgebend ; indessen wurde auch die Unterhaltungsliteratur, soweit sie von schweizerischen Schriftstellern herrührt, nicht ganz ausser acht gelassen.

Der durch die Übereinkunft vom 15. März 1886 zwischen der Schweiz und einer Anzahl Staaten ins Leben gerufene internationale Austausch von Drucksachen ist im Begriffe, sich zu einem Stück Weltverkehr zu entwickeln. Die meisten europäischen und überseeischen Staaten haben nämlich, ohne irgend welches Abkommen und ohne der zitierten Übereinkunft beizutreten, eigene Tauschbureaux errichtet. Die Folge hiervon ist, dass das Tauschbureau der Zentralbibliothek statt nur mit einem Dutzend, wie in iener Übereinkunft vorgesehen, nun mit ungefähr 100 derartigen Stellen in Verkehr treten muss.

Wie sich aus nachstehender Tabelle ergibt, sind im ganzen 25,030 Drucksachenpakete (1905 : 21,000) zur Spedition gelangt, die sich wie folgt verteilen : 1. Schweiz 15,030 Stück 2. Vereinigte Staaten von Nordamerika . . .

2,806 ,, 3. Frankreich mit Kolonien 1,686 ,, 4. Italien 634 ,, 5. Deutschland, Österreich-Ungarn, Spanien, Portugal, England, Russland, Staaten der Balkanhalbinsel etc 3,740 ,, 6. Belgien 460 ,, 7. Niederlande 234 ,, 8. Brasilien 160 ,, 9. Argentinien 120 ,, 10. Uruguay . . .

160 ,, Total 25,030 Stück Ausser diesem Tauschverkehr liegt der Zentralbibliothek ob, jeweilen die eidgenössischen Publikationen (Bundesblatt, Amtliche Sammlung u. s. w.) oder mit Unterstützung des Bundes erschienene Werke an zirka 90 bezugsberechtigte, öffentliche Bibliotheken der Schweiz zu vermitteln.

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Eidgenössiche Verwendung 1

Kantone

Errichtung uener Lehrstellen

2

3

Bau und wesentlicher Umbaa von Schulh&useru

Errichtung von Tarnhallen, Anlage von Turnplätzen und Anschaffung

von

Zürich . . . 10,000. -- Bern . . . . 1,690. -- Luzern . . . 1,136. 40 Uri -- Schwyz . . . 4,029. 20 Obwalden . .

287. 40 Nidwaiden . . 1,350. -- Glarus . . .

-- Zug . . . .

-- Freiburg . . .

-- Solothurn . . 5,239. 15 -- Baselstadt . .

Baselland . . 2,150. -- Schaffhauseu .

-- -- Appenzell A.-Rh.

Appenzell I.-Rh.

900.-- St. GaUen . . 4,050. -- Graubünden . .

-- -- Aargau . . .

Thurgau . . .

800.-- -- Tessin . . . .

-- Waadt . . .

-- Wallis . . . .

-- Neuenburg . .

Genf . . . . 12,450. --

4 Ausbildnn g von Lehrkräften ; Ban von Lelirerseininimen

5 Aufbesserung von Lehrer* besolduiigen, sowii Aussetzung und Erhöhung

von

Turngeräten

Rnhegohnlten

77,412. -- 497. 50 5,116.-- -- 17,000. -- 4,934. 80' -- 10,397. 30 1,100. -- 1,462. -- 826. 25 -- 5,744. 50 -- -- 329. 85 1,553. 73 -- 38,703. 90 1,583. 80 2,696. 80 -- -- -- 7,200. -- -- -- 15,207. -- 498. -- 1,599. 20 1,000. -- 78,998. 25 -- 11,421. 60 387. 20 50,230. 55 7,941. -- 29,200. -- . -- -- -- -- -- 26,745. 43 -- -- 14,360. 75 740.-- 63,165. 40

161,209. 60 189,222. 36 38,775. -- 7,075. -- 21,256. -- 6,814. 80 1,740. -- 16,050.-- 6,290. -- 31,685. 25 29,605. 55 39,700. -- 25,583. 50 24,105. 60 5,958. 60 6,300. -- -- 10,512. -- 45,051. -- 1,438. 25 53,422. 75 700.-- 25,965. -- 19,830. -- -- 110,910.40 -- 168,827. 40 -- 3,000. -- 34,181. 40 8,390. -- 43,466. 65 210.-- --

Total 44,082. 15 460,812. 33

17,240. 48

60,000. -- -- -- 1,800. -- 1,210. 40 -- -- -- 2,600. -- -- 1,800. -- -- 400.-- 1,837. 50

93,898. 15 1,113,025. 85

431 Schulsubvention

im Jahre 1905.

6 Beschaffung Ton Schnlmobiliar und allgemeinen Lehrmitteln

7 Abgabe von SchulMaterialien und obligatorischen Lehrmitteln an die Schulkinder, unentgeltlich oder zu crmässigten Preisen

13,931. 30 2,877. 60 3,000. -- -- 2,656. 70 272. 30 2,547. 10 1,589. 58 1,023. 15 -- -- 783. 50 -- 3,359. 40 1,164.71 1,978. 96 1,090. 80 653. 55 9,497. 95 -- -- -- -- -- -- -- 3,683. 50 2,941.-- 200.-- 800.-- -- 4,176. -- 3,609. 20 8,207. -- 13,294. 30 16,293. 40 -- 18,102. 60 -- -- -- -- 21,291. 62 6,331. 95 -- -- -- -- 77,773. 83 67,583. 34

8

9

Total Erziehung nachhülfe bei Ernährung schwachdes nnd sinniger Rinder ausbezahlten Bekleidung in den Bundesbeitrages armer Jahren der Schulpflicht Schulkinder

Total der gesetzlichen Berechtigung

9,000. -- 1,000. -- 80,205. 05 120. -- 3,000. -- 25,000. -- 821. 20 -- 1,588. 82 -- 274.-- 310.-- -- 838.-- -- -- 2,953. 55 785.-- -- 2,037. 10 11,756. 65 77.30 22,836. -- 3,000. -- 6,164. 70 -- 80 -- 402.

607.-- 2,436. -- -- +-- 7,383. 75 -- 5,130. -- 5,995. 55 3,479. -- -- -- -- -- -- -- -- -- 9,550. -- -- 3,000. -- -- 163,720. 52 46,030. 95

258,621. 60

353,659. 80 87,911. 40 15,760. -- 44,308. -- 12,208. -- 10,456. -- 19,409. 40 15,055. 80 76,770. 60 60,457. 20 67,336. -- 41,098. 20 24,908. 40 33,168. 60 10,799. 20 150,171. -- 83,616.-- 123,898. 80 67,932. 60 110,910. 40 168,827. 40 91,550. 40 75,767. 40 79,565. 40 2,084,167. 60

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II. Vollziehung der Bundesverfassung und eidgenössischer Gesetze.'

1. Ausführung des Art. 27 der Bundesverfassung, sowie des auf denselben sieh gründenden ßnndesgesetzes vom 25. Juni 1903 betreffend die Unterstützung der öffentlichen Primarschule.

Für die Prüfung der Verwendung der Primarschulsubvention für 1906 kam die am 17. Januar dieses Jahres erlassene Vollziehungsverordnung zum Subventionsgesetz (vgl. Abschnitt III hiernach) noch nicht in Betracht, sondern die Prüfung geschah unmittelbar an der Hand des Gesetzes.

Die Ausrichtung der Subvention erfolgte an sämtliche Kantone ohne jeglichen Abzug, d. h. in vollem nach Gesetz berechnetem Betrage ; immerhin wurde bei 7 Kantonen an die Auszahlung die Bedingung des nachträglichen Ausweises über die Minimalleistung des Staates und der Gemeinden für die Primarschule geknüpft, bei vieren eine nachträgliche andere Verwendung ungesetzmässig verausgabter Summen verlangt und bei einem eine spätere Ergänzung der ungenügenden Ausweise gefordert.

Über die Verteilung der Bundesbeiträge auf die verschiedenen in Art. 2 des Bundesgesetzes aufgeführten Verwendungsarten gibt, die vorstehende Zusammenstellung Aufschluss.

2. Mass und Gewicht.

Im Januar des Jahres 1906 wurde dem Departement des Innern der Bericht der Kommission für die Reorganisation, der eidgenössischen Eichstätte unterbreitet. Am 9. Juni 1906 erfolgte die Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend den Erlass eines neuen Bundesgesetzes über Mass und Gewicht und die Reorganisation der eidgenössischen Eichstätte. Herr Professor Dr. Weber in Zürich hatte in einer Zuschrift an das Departement des Innern die Anregung gemacht, es möchte die weitere Behandlung des Gesetzesentwurfes verschoben werden, da im Herbst des Jahres 1907 ein Kongress in London zur Definierung der elektrischen Masseinheiten stattfinde, dessen Resultate abgewartet werden sollten. Die nationalrätliche Kommission beschloss indessen in ihrer Sitzung vom 10. September 1906 in Luzern, auf eine Verschiebung nicht ein-

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zutreten, sondern die Beratungen zu beginnen, in Erwägung, dass, wenn durch die Beschlüsse des Kongresses in London aa den jetzt gültigen Definitionen der elektrischen Masseinheiten etwas gändert werden sollte, dann zwar ohne weiteres solchen dem jeweiligen Stande der Wissenschaft entsprechenden Modifikationen Rechnung getragen werden müsse, dass aber kein Grund vorliege, deswegen die dringliche Reorganisationsfrage der eidgenössischen Eichstätte auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben. Es ist zu hoffen, dass es nunmehr gelingen werde, durch Annahme des Gesetzesentwurfes in den Räten, eine neue Basis zur Entwicklung des Mass- und Gewichtswesens auf der Höhe der Anforderungen der Zeit zu schaffen.

Im abgelaufenen Jahre fand nur e i n Instruktionskurs für neugewählte Eichmeister statt (vom 2.--6. Oktober). Der Frühjahrskurs wurde suspendiert, da nur ein Kandidat angemeldet war. Die Zahl der Teilnehmer am Herbstkurs betrug 3, aus den Kantonen Baselland, Bern, Wallis. Auf Grund der am Schlüsse der Instruktion vorgenommenen Prüfung konnten in den Berichten an die kantonalen Regierungen allen am Kurs beteiligten Eichmeistern die besten Zensuren bezüglich der Befähigung zu ihrem Amt erteilt werden.

Von mehreren Wagenfabrikanten, oder Zwischenhändlern waren im Jahre 1906 Versuche gemacht worden, neue Wagentypen in der Schweiz einzuführen. Mit einer einzigen Ausnahme wurden die eingelangten Begehren von der Direktion der eidgenössischen Eichstätte direkt abgewiesen, zum Teil nach langwierigen Korrespondenzen und einlässlichen Prüfungen, weil die betreffenden Wagentypen den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen nicht entsprachen und ungenügende Garantien für dauernd gutes Funktionieren boten.

Dagegen wurde die Tischdezimallaufgewichtswage des Fabrikanten Bizer in Baiingen vom eidgenössischen Departement des Innern bis auf weiteres zur Eichung zugelassen.

Eine Mass- und Gewichtsinspektion fand ordnungsgemäss im Kanton Aargau statt. Den im Bericht an das Departement des Innern geäusserten Anträgen betreffend Ergänzung der Ausrüstungen verschiedener Eichstätten wurde von Seiten der Regierung des Kantons Aargau den Umständen entsprechend weitmöglichst Rechnung getragen.

.Im weitern ergab sich für die Direktion der eidgenössischen Eichstätte die Notwendigkeit, eine ausserordentliche In-

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spektion der Gaskubizierapparate in Zürich vorzunehmen, und zwar auf Grund eingelangter Beschwerden, teils von Gemeinden, teils von der Gasmesserfabrik Elster & Cie. in Luzern, welche über die Tatsache klagten, dass Gasmesser in dem einen Kanton als eichfähig anerkannt, in dem ändern aber zurückgewiesen würden. Eine grössere Zahl von Gasmessern verschiedener Provenienz aus der Ostschweiz wurden daher auf der eidgenössischen Eichstätte einer genauen Kontrolle unterzogen, als deren Ergebnis sich die Notwendigkeit der Neuprüfung der Kubizierapparate in Zürich ergab. Nach vollzogener Neuteilung der Messeinrichtungen in Zürich verstummten die Klagen.

In das Verzeichnis der Wagenfabrikanten wurden vier neue Marken aufgenommen. Die Gesamtzahl beläuft sich nunmehr auf 110.

Von Arbeiten der Eichstätte sind namentlich zu erwähnen zahlreiche Prüfungen von Thermoalkoholometern, die periodischen Kontrollmessungen der Miren des eidgenössischen hydrometrischen Bureaus, Untersuchungen von Längenmassen für inländische und ausländische Private, zahlreiche Kontrollmessungen trockener Gasmesser, Lieferung, Prüfung und Stempelung von Wagen, Gewichten und Hohlmassen für trockene und nasse Körper für die kantonalen Eichstätten. Die früher ausgeführten Mirenrevisionen für das eidgenössische topographische Bureau sind ganz in Wegfall gekommen, aus dem einfachen Grunde, weil das genannte Institut moderne Komparatoren besitzt, was bei der eidgenössischen Eichstätte nicht der Fall ist. Zum Zwecke der Feststellung der Ursachen der Divergenzen in den Gasmesserprüfungsresultaten der kantonalen Eichstätten in Luzern, St. Gallen und Zürich wurden die Kontrollapparate der eidgenössischen Eichstätte einer genauen Nachprüfung unterzogen, unter nachheriger Vergleichung mit den Angaben eines Präzisionsgasmessers, welcher seinerzeit in der k. Normaleichstätte in Charlottenburg geprüft worden war. Das Resultat ergab eine vollständige Übereinstimmung in den Ergebnissen der Untersuchungen nach schweizerischem und deutschem Verfahren. Die im vorhergehenden Jahre begonnenen Prüfungen der Gewichte der Eichstätte, sowie einiger Hauptaormalalkoholometer wurden, soweit es die zur Verfügung stehende Zeit gestattete, fortgesetzt.

Im Rahmen des bewilligten Kredites wurde eine Reihe von Hülfsinstrumenten beschafft, wie z. B. eine Ölluftpumpe, Aspirationspsychrometer mit Einrichtung zur Prüfung von Hygrometern, Kontrollnormalthermometern für Laboratoriumsgebrauch

435 und Reisezwecke, multiplizierende Druckmesser, Regulier- und Ausblashähne für Gasmesserprüfungen, eine Umformergruppe für die Ladung der Akkumulatoren für die elektrische Beleuchtung der Komparatoren, Demonstrationsapparate für die Eichmeisterinstruktionskurse u. a. m.

Die Hinausschiebung der Beschaffung eines neuen «geodätischen Komparators bis zum Zeitpunkt des Neubaues der Eichstätte erschien angesichts der zahlreichen Anfragen und Aufträge und im Hinblick auf die Unmöglichkeit, mit den bisherigen Hülfsmitteln modernen Anforderungen Genügendes leisten zu können, nicht zu verantworten. Nach eingehenden Voruntersuchungen und Studien wurde daher die Ausführung eines Komparators für End- und Strichmassvergleichungen der ,,Société genevoise pour la construction d'instruments de physique et de mécanique" in Auftrag gegeben. Der Apparat, vorgesehen für ausschliessliche Benutzung bei künstlicher Beleuchtung für die Filarmikrometer (8 Volt Osramlampen), wird voraussichtlich im Mai 1907 zur Aufstellung gelangen. Wenn er auch seine volle Leistungsfähigkeit erst 'auf den Fundamenten in der neuen Eichstätte entfalten wird, so wird damit doch bis zu jenem Zeitpunkt einem der allerdringendsten Bedürfnisse entsprochen sein.

Zum Schlüsse sei bemerkt, dass die Zahl der amtlichen Berichte und Korrespondenzen der eidgenössischen Eichstätte an. Behörden und Privatpersonen im Jahre 1906 sich auf 570 beläuft.

III. Gesetzgebung.

Unserer Botschaft vom 17. November 1905 (Bundesbl.

1905, VI, 7) zustimmend, erliessen Sie unter dem 28. März des Berichtsjahres den Bundesbeschluss betreffend Gewährung eines Bundesbeitrages an die Kosten der Herausgabe eines schweizerischen Schulatlas. Dieser sofort in Kraft getretene Beschluss ist eingerückt in die A. S. n. F. XXII, 149.

Ferner unterbreiteten wir Ihnen : Unterm 19. März eine Botschaft mit Vertrags- und Beschlussesentwurf betreffend die definitive Auseinandersetzung der Eidgenossenschaft mit dem Kanton Zürich in bezug auf die eidgenössische polytechnische Schule (Bundesbl. 1906, II, 240 ff.).

Diese Vorlage wurde von der Kommission des Ständerates auf die Zeit zurückgelegt, da der Kanton Zürich sich über den Vertrag ausgesprochen haben wird.

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Unterm 9. Juni eine Botschaft betreffend, den Erlass eines neuen Buudesgesetzes über Mass und Gewicht und die Reorganisation der eidgenössischen Eiehstättc (Bundesbl. 1906, III, 897).

Diese Vorlage harrt noch Ihrer Behandlung.

Unterm 9. Oktober eine Botschaft mit Entwurf ßundesbeschlüss betreffend die Frage der Zuweisung einer Summe von Fr. 250,000 an einen Spezialfonds für Hülfe hei nicht versicherbaren Elementarschäden (Bundesbl. 1906, IV,'884).

Unserem Antrage zustimmend, haben Sie am 22. Dezember den in der A. S. n. F. XXII, 806, publizierten Beschluss gefasst.

Von uns wurden erlassen : Am 9. Januar eine Verordnung betreffend die eidgenössische Viehzählung (A. S. n. F. XXII, 39).

Am 17. Januar eine Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz vorn 25. Juni 1903, betreffend die Unterstützung der öffentlichen Primarschule (A. S. n. F. XXII, 8l).

Am 25. Juni eine Verordnung über die Organisation der Zentralanstalt für das forstliche Versuchswesen (A. S. n. F.

XXII, 313).

Am 28. Dezember ein Beschluss betreffend die Taggelder xrnd Reiseentschädigungen der Mitglieder der Lehrerschaft des eidgenössischen Polytechnikums, einschliesslich des Personals der beim Polytechnikum befindlichen eidgenössischen Anstalten und der meteorologischen Zentralanstalt (A. S. n. F. XXII, 812).

Endlich ist zu bemerken, dass die im letzten Geschäftsbericht angedeutete Vorlage unseres Departements des Innern in Erledigung des Postulates vom 10. Juni 1904 (betreffend die Pflege der Musik und der Dichtkunst) ausgearbeitet ist und demnächst zur weitern Behandlung gelangt.

IV. Ausstellungen und Kongresse des In- und Auslandes.

An einigen wenigen Veranstaltungen dieser Art beteiligten wir uns wie folgt : 1. An dem vom 15. bis 21. April in Monaco stattgefundenen 13. internationalen Kongresse für Anthropologie und Urgeschichte des Menschen : durch die Delegation des Herrn Dr.

Jakob Nüsch in Schaffhausen.

2. An dem vom 23. April bis 5. Mai in Frankfurt a. M.

stattgefundenen Kurs für Kinderfiirsorge mittelbar durch Ge-

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Währung eines Beitrages von Fr. 300 an die schweizerische Gesellschaft für Schulgesundheitspflege behufs Absendung eines Delegierten.

Als solcher hat Herr Erziehungssekretär Dr. Zollinger in Zürich am Kurse teilgenommen und sodann einen einlässlichen Bericht über die in Betracht kommenden Bestrebungen veröffentlicht.

3. An dem im September in Mexiko abgehaltenen internationalen Geologenkongress mit wissenschaftlichen Exkursionen, ebenfalls mittelbar durch Gewährung eines Beitrages von Fr. 1000 au die schweizerische geologische Gesellschaft behufs Absendung eines Delegierten. Als solcher hat dann Herr Dr.

Heinr. Preiswerk, Privatdozent der Geologie an der Universität Basel, am Kongresse teilgenommen.

4. Durch Note vom 11. Mai lud die britische Gesandtschaft uns ein zur Beteiligung an einer auf den Oktober in London zu versammelnden internationalen Kommission für die Vereinbarung elektrischer Einheiten und Normalmasse. Wir nahmen die Einladung zu dieser wichtigen Zusammenkunft an und erwählten die Herren Nationalrat K. Zschokke in Aarau und Professor Dr. Fr. Weber in Zürich, als Mitglieder der Kommission für elektrische Anlagen, und Professor Dr. Henri Dufour in Lausanne, als Mitglied der Kommission für Reorganisation der eidgenössischen Eichstätte, zu unseren Delegierten.

Laut Mitteilung der genannten Gesandtschaft ist diese Zusammenkunft jedoch auf den Oktober 1907 verschoben worden.

5. An den am 27. und 28. September in Braunschweig stattgefundenen Siebenten Tag für Denkmalpflege delegierten wir Herrn Dr. A. Näf in Lausanne, den Präsidenten des Vorstandes für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler. Leider wurde dieser im letzten Augenblicke durch Unwohlsein an der Konferenz teilzunehmen verhindert.

6. An den vom 14. bis 16. Juli in Genf stattgefundenen Lehrertag der romanischen Schweiz gewährten wir einen Bundesbeitrag von Fr. 3000.

7. Endlich haben wir noch eine Beteiligung an dem auf Ende Juli nächsten Jahres für Genf in Aussicht genommenen IX. internationalen Geographenkongress in der Weise zugesagt, dass der Bundespräsident das Ehrenpräsidium dieses Kongresses übernehme.

Die uns von den genannten Delegierten erstatteten Berichte halten wir Ihren Kommissionen zur Verfügung.

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V. Arbeiten der subventionierten Gesellschaften und Vereine.

V o r b e m e r k u n g . Da diese Gesellschaften und Vereine sich in den letzten Jahren bedeutend vermehrt haben und damit auch für den Geschäftsbericht mehr Material entstanden ist, scheint es sich zu empfehlen, unter dem Abschnitt V, in dem bisher die Tätigkeit der mit Bundesbeiträgen bedachten Vereine und Gesellschaften zur Darstellung gelangt ist, von nun an eine übersichtlichere, dem Budget folgende Anordnung des zu besprechenden Stoffes vorzunehmen. Wir berichten daher von nun an über die subventionierten Gesellschaften und Vereine in folgender Ordnung :

1. Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz.

Von den ,,Quellen zur Schweizergeschichtea , für deren Veröffentlichung der Bundesbeitrag bestimmt ist, erschien Band XXV (61 V* Bogen stark),. enthaltend den III. Teil von ,,Bullingers Korrespondenz mit den Graubündnern" (Oktober 1566 bis 1575), besorgt durch Stadtarchivar Dr. Schiess in St. Gallen.

Ferner hat die Gesellschaft ausser Band XXXI des Jahrbuches für Schweizergeschichte veröffentlicht eine Fortsetzung von Brandstetters Repertorium der in Zeit- und Sammelschriften enthaltenen Aufsätze und Mitteilungen Schweizer-geschichtlichen Inhalts, umfassend den Zeitraum der Jahre 1891--1900 und bearbeitet von Hrn. Stadtarchivar Dr. Hans Barth in Winterthur.

Die Arbeiten an der ,,Quellenkunde zur Schweizergeschichtett, wofür ein ausserordentlicher Beitrag vorgesehen ist, sind im Gange.

2. Schweizerische naturforschende Gesellschaft, a. Geodätische Kommission.

Diese hielt ihre ordentliche Jahressitzung am 12. Mai ab, behandelte an ihr die Berichte über die 1905 und Anfangs 1906 ausgeführten Arbeiten und stellte das Programm für die 1906/07 auszuführenden Messungen auf. Bis Mitte des Jahres blieb das Personal der Kommission das nämliche ; auf diesen Zeitpunkt aber

439 verliess einer der Ingenieure den Dienst. Er wurde bis jetzt nicht ersetzt, da die Arbeiten der Kommission es nicht absolut erforderten.

Diese Arbeiten wurden sehr beeinflusst durch die im März ausgeführte Messung der geodätischen Basis durch den Simplontunnel, welche die verfügbaren Finanzen sehr in Anspruch genommen und den Arbeiten der Ingenieure eine andere Richtung gegeben hat.

Diese Messung, die Hauptleistung der Kommission im Jahre 1906, wurde nur ermöglicht durch das Entgegenkommen der Direktion der S. B. B., die den Tunnel fünf Tage lang zur Verfügung stellte. Zur Messung selbst, die vom 18. bis 23. März dauerte, wurde ein zahlreiches Personal herangezogen: drei Mitglieder der Kommission, die drei Ingenieure der letztern und fünf andere, elf Ingenieur-Kandidaten vom Polytechnikum und bei fünfzig Arbeitern ; es musste Tag und Nacht ununterbrochen gearbeitet werden und die Arbeit wurde von drei sich ablösenden Abteilungen durchgeführt. Die ganze, Operation wurde geleitet durch Hrn. Ch. Ed. Guillaume, Direktor-Adjunkt am internationalen Bureau für Mass und Gewicht. Das verwendete Material war von ihm zusammengestellt und die Messung vollzog sich vermittelst Invar-Drähten von 24 m. Länge. Dieses Material war von der Kommission angeschafft worden und wurde im Tunnel auf dem Bahngeleise zur Messung verwendet.

Das Programm der ordentlichen Arbeiten der Kommission wurde vom einem ihrer Ingenieure während der Sommermonate ausgeführt. Es umfasste Pendelbeobachtungen auf den Stationen Orsières, Châble, Mauvoisin, Chanrion, Bourg St. Pierre, Grosser St. Bernhard, Ferret, Praz de Fort und Champex, sowie eine Messung astronomischer Breite in Chanrion. Alle diese Arbeiten wurden von schönem Wetter begünstigt. Endlich wurden im Herbst vergleichende Schwerbestimmungen in Basel und Zürich ausgeführt.

Der Druck des X. Bandes der Publikationen der Kommission ist sehr vorgerückt. Die letzten Berechnungen der geodätischen Koordinaten sind vollendet; der XI. Band, welcher der Darstellung der Basismessung des Simplons gewidmet sein wird, ist in Vorbereitung.

Alle für die Bestimmung der Längendifferenzen notwendigenInstrumente sind gegenwärtig bereit und diese durch die Simplonmessung um ein Jahr in Rückstand gebrachte Arbeit kann 1907.

begonnen werden.

440

b. Geologische Kommission.

Zur Versendung bereit ist die Arbeit der Herren Gerber, Trösch und Helgers, ,,die Gebirge zwischen Lauterbrunnental, Kandertal und Thunersee" (Spezialkarte Nr. 43). Es fehlt nur noch das kleine Heft in 8°, ,,Erläuterungen11 etc., das ihr beigegeben wird.

Daneben sind 15 grössere und kleinere Arbeiten in Vorbereitung. Wir verweisen auf den Ihren Kommissionen zur Verfügung gehaltenen Bericht.

Die Rechnung der Kommission pro 1906 schliesst mit einem Defizit von Fr. 5439. 68.

c. Denkschriftenkommission und andere mit deren Aufgabe in Beziehung stehende Arbeiten.

Diese Kommission hat im Berichtsjahre herausgegeben: Neue Denkschriften Band 40, Abteilung 3, enthaltend ,,Schläfenbein und Schädelbasis'1, eine anatomisch - otiatrische Studie von Privatdozent Dr. A. Schönemann in Bern (160 S. in 4° mit Tafeln in Lichtdruck und Figuren im Text).

Neue Denkschriften Band 41, Abteilung l, enthaltend eine monographische Studie von A. Thellung in Zürich ,,Die Gattung Lepidium (L.) R. Br." (324 S. in 4°).

Ferner hat die Kommission als Beilage zu den Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft eine Anzahl Nekrologe von Mitgliedern dieser Gesellschaft herausgegeben.

D a r s t e l l u n g d e r K r y p t o g a m e n f l o r a d e r Schweiz.

Wegen starker Inanspruchnahme der Mittel durch eine 1904 erfolgte grosse Publikation (,,Die Uredineen der Schweiz" von Professor Dr. Ed. Fischer) konnte in den zwei letzten Jahren keine weitere Veröffentlichung stattfinden. Eine solche steht jedoch auf 1907 wieder in Aussicht.

Die z o o l o g i s c h e G e s e l l s c h a f t veröffentlichte in der ,,Revue suisse de zoologie" (herausgegeben durch Hrn. Prof. Dr.

Bédot in Genf) 12 grössere und kleinere Arbeiten über die Schweiz. Fauna. Für das Nähere wird aut den Bericht der Gesellschaft selbst verwiesen.

Untersuchungen über das V o r k o m m e n und die Eigenschaften der mineralogischen Rohstoffe der

441

Schweiz ( A r b e i t e n d e r g e o t e c h n i s c h e n K o m m i s s i o n ) .

M o n o g r a p h i e d e r s c h w e i z e r i s c h e n T o n l a g e r . Durch die Materialprüfungsanstalt in Zürich wurde die technische Untersuchung der vier im Sommer 1905 wegen ihrer auffallenden Eigenschaften noch erhobenen Tonproben zu Ende geführt; ·ebenso die chemische Gesamtanalyse von 12 auserlesenen Tonen und die vollständige Durchprüfung von fünf Tonen, die nachträglich von zwei Gemeinden angemeldet worden waren.

Die Untersuchung über die natürlichen Bausteine der Schweiz wurde tunlichst gefördert. Der durch die Kommission angestellte Geologe, Herr Dr. J. Erb, hat die geologischen Aufnahmen in den Steinbrüchen der Kantone Tessin, Uri, Wallis und Graubünden nahezu vollendet und die darauf bezüglichen Berichte ausgearbeitet.

Von 10 Firmen sind 44 Steinarten an die Materialprüfungsanstalt zur technologischen Prüfung eingesandt worden. Die Versuche wurden mit den Steinmaterialien der Schweiz. Granitwerke in Bellinzona eröffnet, aber noch nicht zum Abschluss gebracht.

Für die Rohmaterialkarte der Schweiz sind die Arbeiten durch Hrn. Prof. Dr. C. Schmidt in Basel soweit gefördert, dass demnächst eine Karte in l : 500,000, enthaltend Torflager, Kohlen, Asphalt, Steinsalz und Salinen, nebst einem Heft Erläuterungen, Profilen etc. ausgegeben werden konnte.

Publikationen. Der Druck dea Tonbuches steht im 70. Bogen; sowohl der geologische als der technologische Teil sind nahzu vollendet; es fehlt noch der IV. volkswirtschaftliche Teil, verfasst durch Hrn. Oberingenieur Dr. R. Moser. Auch die Tonkarte besteht zurzeit noch als Entwurf, dessen Druck erfolgen wird, sobald der gegen 80 Bogen starke Textteil des Tonbuches endgiltig bereinigt ist. Das grosse Werk mag etwa gegen Ende Mai erscheinen.

C o n c i l i u m b i b l i o g r a p h i c u m des Hrn. Dr. Field in Z ü r i c h . Dieses Institut hat seit 1905 Schwierigkeiten in Bezug auf die Lokalfrage durchzumachen gehabt und ist schliesslich dazu gelangt, ein eigenes Gebäude für sich zu erstellen, das im Mai laufenden Jahres bezogen werden soll. Diese Schwierigkeiten haben sowohl die Finanzen des Unternehmens als die Arbeitstätigkeit des Personals nachteilig beeinflusst. Die Zettelpublikation zeigt folgendes Ergebnis: Für das Nähere verweisen wir auf den Bericht des Direktors der Anstalt selbst.

Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. II.

29

442 d. Schweizerisches naturwissenschaftliches Reisestipendium.

Dieses wurde unterm 5. Oktober auf den Vorschlag der Spezialkomtnission im Betrage von Fr. 5000 (umfassend den Kredit der Jahre 1905/06) zu gleichen Teilen verliehen an die Herren Dr. M. Rickli in Zürich und Professor Dr. H. Bachmann in Luzern, als Unterstützung zu einer botanischen Reise nach Grönland.

3. Idiotikon der deutsch-schweizerischen Mundarten.

Im leitenden Ausschuss ist keine Veränderung eingetreten, nur hat ein Tausch der Arbeit insofern stattgefunden, als der langjährige Sekretär Hr. Prof. Spillmann auf sein Gesuch von den Arbeiten des Sekretärs befreit und diese Hrn. Prof. Dr. Schnorf übertragen wurden ; ebenso hat Hr. Direktor Waeber nach ISjähriger Verwaltung das Quästorat an Herrn Escher-Schindler abgegeben.

Dagegen hat das Redaktionsbui eau einen schweren Verlust durch den am 26. Mai erfolgten Tod des ältesten Mitarbeiters, Hrn. Dr. Heinr. Bruppacher von Zollikon bei Zürich erlitten. Zum Nachfolger des Verstorbenen berief der leitende Ausschuss Herrn J. U. Hubschmid aus Rüschegg (Bern).

Fortgang des Idiotikons. Ausgegeben wurden im Berichtsjahre die Hefte 55--57 = Bogen 29 bis 58 des VI. Bandes, umfassend die Gruppen r-cht (Schluss), r-d, r-g, r-gg, r-h, r-j, r-k, r-1 und r-m (bis Rumor). Der Ausschuss hofft, im laufenden Jahre dem Schluss des Buchstabens R nahe zu kommen.

Mit Befriedigung erwähnt der leitende Ausschuss der wertvollen Vermehrung des Materials und der Mitarbeiterschaft, die ihm auch im abgelaufenen Jahre zu Teil geworden. Dahin gehören namentlich Beiträge aus dem Wallis und aus Bosco, sowie eine reichhaltige Sammlung von Idiotismen aus Nufenen.

4. Schweizerische statistische Gesellschaft.

Diese veröffentlichte den 42. Jahrgang ihrer Zeitschrift im Umfang von zwei Bänden (636 Quartseiten) nebst einer Anzahl graphischer Darstellungen.

Entsprechend einem Abkommen der Gesellschaft mit der neu gegründeten Vereinigung schweizer. Versicherungsmathema-

443

tiker (Präsident : Prof. Dr. Kinkelin in Basel) werden in Zukunft die versicherungstechnischen Arbeiten dieser Vereinigung unter erleichterten Bedingungen in der statistischen Zeitschrift Aufnahme finden.

Die für das Berichtsjahr geplante Versammlung der Schweiz, statistischen Gesellschaft und der amtlichen Statistiker, die in Sitten stattfinden sollte, konnte wegen des Todes eines KomiteeMitgliedes, das sich um das Zustandekommen der Versammlung besondere Mühe gegeben hatte, nicht stattfinden und mussle auf 1907 verschoben werden.

5. Die Zeitschrift ,,Repertorio di Giurisprudenza patria cantonale e federale" ist, unter der Redaktion der Herren Dr. Stefano Gabuzzi und Angelo Bonzanigo in Bellinzoria, regelmässig in 12 monatlichen Lieferungen erschienen. Für das Nähere verweisen wir auf das Ihren Kommissionen zur Verfügung gehaltene Exemplar.

6. Bibliographie der schweizerischen Landeskunde.

Dieses Unternehmen hat zur Veröffentlichung gebracht : Faszikel V. 10 c. Unterrichtswesen, I. Band, 1. Hälfte, XVI und 320 Seiten von Albert Sichler, Beamter der schweizer.

Landesbibliothek in Bern.

Faszikel V. 3. Gesundheitswesen, Heft II, 2. Hälfte, XII und Seite 319 bis 651 von Dr. Schmid, Direktor des schweizer. Gesundheitsamtes.

Faszikel V. 3. Siedelungskunde, VHI und 330 Seiten von Professor Dr. Brandstetter in Luzern.

Faszikel V 9 k, Tierschutz, X und 101 S. von Dr. H. FischerSigwart in Zofingen.

Faszikel V 9 g 8, Telegraphenwesen, VIII und 19 S. von der eidgenössischen Telegraphendirektion in Bern.

Faszikel V 5, 1. Heft, 1. Hälfte, Aberglaube, V, XVI und 240 S., von Dr. Fr. Heinemann, Bibliothekar in Luzern.

Eine Anzahl anderer Lieferungen sind im Drucke.

444

7. Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkiniiler.

Über die Unterstützungen, welche auf die begutachtende Tätigkeit des Vorstandes dieser Gesellschaft für die Erhaltunghistorischer Kunstdenkmäler und für Ausgrabungen zur Ausbezahlung gelangten, ist der Abschnitt über die Verwaltung des schweizerischen Landesmuseums zu vergleichen.

8. Schweizerischer Turnlehrerverein.

Der Bildungskurs des verflossenen Jahres für Mädchen-Turnlehrer war ursprünglich für die französische Schweiz berechnet, konnte dann aber wegen Erkrankung eines Kursleiters nicht dort abgehalten werden; dafür fand wieder ein Kurs für die deutsche Schweiz vom 1. bis 20. Oktober in Rheinfelden statt, geleitet durch die Herren J. Spühler in Zürich und D. A. Nobs in Bern.

Dieser Kurs (der 16.) war von 27 männlichen und 12 weiblichen Teilnehmern besucht, die sich folgendermassen auf die Kantone verteilen : Aargau 10 Appenzell 3 Basel-Land l Basel-Stadt 3 Bern 5 » Solothurn 4 St. Gallen 4 Thurgau 3 Zürich 5 Ausland: Säckingen (Baden) . . .

l 39

Die Kosten des Kurses beliefen sich auf Fr. 2315. 50.

Jedem der schweizerischen Teilnehmer wurden Fr. 34 (Fr. 1. 70 per Tag) aus der Vereinskasse vergütet. Der Kurs zeigte nach dem Berichte des Inspektors, Herrn J. Müller in Glarus, sehr befriedigende Ergebnisse.

Eine weitere Aufgabe des Vereins bildet dermalen die Schaffung einer Turnschule für Mädchen, und der Vorstand hofft damit im laufenden Jahre zum Ziele zu kommen.

445 Die Monatsblätter für das Schulturnen, für deren Herausgabe ein Teil des Bundesbeitrages verwendet wird, erschienen regelmässig als Beilage der schweizerischen Lehrerzeitung. Ihr Inhalt beschäftigte sich wie bisher mit den Problemen der jugendlichen Leibeserziehung.

9. Wörterbuch der Mundarten der romanischen Schweiz.

Da die für die Sammlung des Materials zugestandene Zeit in einigen Jahren zu Ende sein wird, sind die Vorarbeiten für die Drucklegung in Angriff genommen worden. Es handelt sich vor allem darum, in die Massen der Antworten auf die Fragebogen und das reiche durch örtliche Studien und Exzerpte aus Manuskripten und Druckschriften gewonnene Material Ordnung zu bringen. Der Inhalt der Antworten wird durch das Bureau auszugsweise auf grosse Bogen übertragen, welche einen Überblick über die Verteilung und Verbreitung der Wörter, sowie über die synonymen Ausdrücke gestatten. Ausserdem wird dermalen die Frage geprüft, welche Gestalt das Glossaire erhalten soll.

Um den interessierten Kreisen Proben der Tätigkeit der Leitung des Unternehmens zu geben, wurde beschlossen, im Laufe des Jahres 1907 die Bibliographie der Sprachen und Mundarten der französischen Schweiz, an der schon lange gearbeitet wird, herauszugeben. Vom Sprachatlas soll 1907 ein Probeblatt erscheinen und durch Eröffnung einer Subskription die Möglichkeit der Drucklegung des ganzen Atlas geprüft werden.

Die Sammlung der Orts- und Familiennamen schreitet rüstig vorwärts. Im abgelaufenen Jahre wurden die auf den Katasterplänen enthaltenen Namen der Kantone Genf und Freiburg fertig ausgezogen ; im Wallis ist diese Arbeit fast beendigt und in der Waadt ziemlich fortgeschritten. Das Abfragen der mundartlichen Formen führte vor allem ins Wallis.

Auch im abgelaufenen Jahre sind dem Bureau zahlreiche Dokumente jeder Art, Vokabularien, Texte, grammatikalische Studien eingeschickt worden. Anderseits kommt das Bureau immer häufiger dazu, auf Anfragen mit Herausgabe von Material zu antworten 5 es trat so mit einer Reihe schweizerischer und fremder Gelehrter in Verbindung.

Für weitere Einzelheiten wird auf den im Februar 1907 erscheinenden ausführlichen Jahresbericht verwiesen.

446

10. Unterstützung der Musik.

Der Verein schweizerischer Tonkünstler hat den ihm zugewendeten Beitrag von Fr. 5000 zu folgenden Zwecken verwendet : Für Anschaffung der hinterlassenen Werke des verstorbenen Komponisten Leuenberger . . Fr. 200.-- Dessen Werke sind einstweilen auf der Musikbibliothek in Basel deponiert worden.

Beitrag an die Kosten von Musikkopiaturen für das Musikfest in Neuenburg 80% . . . Fr. 1445.80 Für vier Stipendien an Musikbeflissene zusammen Fr. l 200. -- Als Beitrag an das Musikfest in Luzern, 1907 Fr. 2 000. -- Total Fr. 4 845.80 Der schweizerische Gesang- und Musiklehrerverein veranstaltete mit Hülfe des ihm zugewendeten Betrages von Fr. 1000 in den letzten drei Monaten des Jahres einen Organistenkurs in der Nord- und Ostschweiz, dessen Kosten ihn auf Fr. 887. 50 zu stehen kamen; den Saldo von Fr. 112.50 beabsichtigt er für einen gleichartigen Kurs im Frühling 1907 zu verwenden. Jener Kurs, erteilt von 7 Kursleitern in den Kirchen von Baden, Basel, Rorschach, Solothurn, Sarnen und Zug, Töss, Winterthur und Zürich, war im ganzen von 40 Teilnehmern besucht, die sich auf die einzelnen Unterrichtsorte wie folgt verteilen : Baden 8, Basel 2, Rorschach und Solothurn. je 4, Sarnen und Zug 9, Töss 8, Winterthur und Zürich 5. Der Kurs dauerte 6 Wochen in der Weise, dass je an einem Wochentage, gewöhnlich Samstags, jeder Teilnehmer ungefähr eine halbe Stunde Einzelunterricht und mit den übrigen zusammen eine Stunde Anleitung im Orgelbau etc. erhielt.

11. Jugendschriftenkommissionen.

Die Jugendschriftenkommission des schweizerischen Lehrervereins hat auf Ostern ihr 29. Heft ,,Mitteilungen über Jugendschriften an Eltern, Lehrer und Bibliothekvorstände"1 in der Stärke von 10 Bogen, 8°, veröffentlicht. Nebstdem war sie tätig bei dei' Herausgabe einer von einem ihrer Mitglieder zusammengestellten Jugendschrift ,,Frühlicht, Wort und Bild für die junge Welt".

Trotz dem Anklänge, den ihre Mitteilungen über Jugendschriften

447

finden, hat sie mit bedeutenden finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihr den Wunsch nach grösserer Unterstützung von Seite des Bundes nahe legen.

^^ Die Jugendschriftenkommission der Lehrergesellschaft der romanischen Schweiz veröffentlichte der 5. Faszikel ihres bibliographischen Bulletins gegen drei Bogen stark. Um dieses herausgeben zu können, war sie genötigt, einen beträchtlichen Teil der neuerscheinenden Jugendliteratur anzukaufen, was ihre finanziellen Mittel in hohem Masse in Anspruch nahm. Der Faszikel wurde in 2300 Exemplaren abgezogen und an die Abonnenten des Organs der Gesellschaft, sowie durch Vermittlung der kantonalen Erziehungsdepartemente an die Vorstände der Volksbibliotheken gratis verteilt. Endlich wurde auch eine Ausstellung der im Bulletin besprochenen Schriften im kantonalen Schulmuseum in Lausanne veranstaltet, die von Eltern und Lehrern gut besucht wurde.

12. Schweizer-Gesellschaft für Volkskunde.

Diese hat den ihr gewährten Beitrag von. Fr. 2500 zur Herausgabe ihres illustrierten fl Archivs für Volkskunde'1 verwendet, wovon der X. Jahrgang in 4 Lieferungen, 18 Bogen stark in gross 8° herausgekommen ist. Nebstdem ist als zu den Schriften der Gesellschaft gehörend ein 14 Bogen starker IV. Band erschienen, enthaltend: A. B. Gassmanns Sammlung ,,Das Volkslied im Luzerner Wiggental und Hinterland11, deren Lieder fast durchweg von den Melodien begleitet sind.

Endlich beschäftigte sich der Vorstand der Gesellschaft sehr intensiv mit den Vorarbeiten für die Sammlung und Herausgabe einer schweizerischen Volksliedersammlung, an deren Zustandekommen noch andere Vereine beteiligt sind.

13. Rätoromanische Gesellschaft in Chur.

Die Arbeiten am r ä t o r o i n a n i s c h e n l d i o t i k o n bestanden wiederum in der Sammlung von Material, in den Talschaften mit vorgerückter Germanisierung, sowie in Dialektstudien in den oberländischen Gegenden des Kantons. Der grösste Teil des Jahres ·wurde aber dazu verwendet, die Fragebogen auszuarbeiten, an die Korrespondenten zu versenden und nach Wiereinlangen zu verwerten.

448

Ausgegeben wurden drei grosse Fragebogen mit zusammen 29 Seiten, auf die zum Teil recht wertvolle Antworten einliefen.

Die Ausgaben der Gesellschaft für das Unternehmen betrugen Fr. 4997.50.

14. Historischer Verein der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug.

Die ^Geschichte der Schweizergarde in Rom", von Prof.

Dr. J. L. Brandstetter, für welche ein Bundesbeitrag gewährt worden ist, wird erst 1907 herauskommen.

15. Historisch-antiquarische Gesellschaft Graubiindens.

Der Druck der ,,Materialien zur Standes- und Landesgeschichte, Gem. III Bände, 1464--1803" (ausgearbeitet durch Herrn Stadtarchivar Fritz Jecklin in Chur) war im Spätjahre bis zum 49. Bogen, 4°, vorgerückt. Die Publikation, an deren Kosten auf zwei Jahre ein Bundesbeitrag von je Fr. 2000 zugesichert worden ist, wird voraussichtlich programmgemass erscheinen.

16. Schweizerischer Elektrotechnische!- Verein.

Wie wir schon in der Motivierung des Budgetansatzes für diesen Verein (Bundesbl. 1905, V. 679) gesagt haben, ist der Beitrag von Fr. 10,000 zur Unterstützung der Einrichtung und des Betriebes einer provisorischen elektrotechnischen Eichstätte bestimmt. An diesem mit der Materialprüfungsanstalt des elektrotechnischen Vereins (nicht mit der Materialprüfungsanstalt des eidgenössischen Polytechnikums, wie in der zitierten Botschaft irrtümlich angegeben) verbundenen Institut sind ausser dem Oberingenieur ein Elektriker als Assistent sowie ein Messgehülfe tätig;, für den Fall der Einrichtung einer Reparaturwerkstätte ist noch die Anstellung eines Feinmechanikers in Aussicht genommen.

Die Zuwendung einer Bundessubvention ermöglichte dem Verein die Schaffung eines einheitlichen Prüfungstarifes, der gegenüber früher bedeutend niedriger gehalten ist und dadurch die Eichstätte mehr und mehr der allgemeinen Benutzung zu-

449

gänglich macht, was dem Verein aus eigenen Kräften kaum erreichbar gewesen wäre. Die Subvention ermöglichte aber auch eine bessere Ausstattung der Prüfungseinrichtungen, die um so notwendiger war, als die Benutzung der Anstalt durch Elektrizitätswerke und Private eine stetig zunehmende ist. Im Berichtsjahre liefen 279 Aufträge ein und wurden 609 Apparate geeicht.

17. Schweizerischer Lebensversicherungsverein.

Aus dessen Bericht ist folgendes hervorzuheben : I. Aufnahme neuer Versicherungen.

Policen 1. Nach Tab. l A (Ableben) . 1 bis Fr. 5000 f 27 I B, B n, B IV [ auf eigenes { Y) j) (gemischt) . . J Risiko l 341 i bis Fr. 1000 ( 2. Nach Tab. II A I (Ableben) 1 auf eigenes 1 Risiko, \} n n II B I, B HI, B V \ (gemischt) . . lohne ärztliche) 3 } Untersuchung l 3. Nach Tab. IH D (Ableben) . ) über Fr. 5000 f 4 n III E, E I, E II V bis 10,000 (gemischt) . J rückversichert |8 Total 384 gegenüber 1905 von 398

Mitglieder 26 für

Fr.

116,700

n

1,420,700

1

T)

1,000

3

n

3,000

J)

18,000

323

--

7)

somit weniger in 1906

14

30,000 -- 353 für 1,589,400 361 » 1,594,000 »

8 für

4,600

In der Abteilung der Rentenversicherungen wurde im Berichtsjahre l Mitglied mit l Police für Fr. 600 jährliche Rente aufgenommen ; die Neuaufnahmen in der Todesfallversicherung sind um ein weniges hinter denjenigen des Jahres 1905 zurückgeblieben.

II. Abgänge fanden statt: a.

b.

c.

d.

e.

f.

Durch Tod . .

Durch Ablauf .

Durch Rückkauf Durch Übertritt.

Durch Austritt .

Durch Ausschluss Total gegenüber 1005 ferner durch Austritt

Policen

Mitglieder

116 26 28 14 14 3 201 174

88 19 24 14 14 3 162 150

Fr.

für n n n n n

für »

314,143 67,011 98,342 57,000 58,000 9,000 603,496 527,608

l für Rente 400

450

Infolge Vermehrung der Todesfälle um 12 (22 Policen) waren Fr. 35,342 Versicherungssumme zu bezahlen ; jedoch waren hiervon Fr. 25,000 rückversichert, so dass zu lasten der Vereinskasse noch Fr. 289,143 verbleiben (1905 Fr. 269,801). Unter den Todesfällen sind 7 durch gewaltsamen Tod, nämlich 3 durch Selbstmord und 4 durch Verunglückung herbeigeführt.

Infolge Rücktritts wurden 1906 17 neue reduzierte Policen für Fr. 4549 Versicherungssumme und l reduzierte Rentenpolice für Fr. 185 jährlicher Rente neu erstellt.

Nach Abzug der Abgänge ergibt sich für das verflossene Jahr eine Totalvermehrung des Versicherungsbestandes um 200 Policen (191 Mitglieder) für Fr. 990,453 Todesversicherung, während der Bestand an Rentenversicherungen um l Police und Fr. 385 Rente zugenommen hat.

Zur Auszahlung gelangten 4 Renten für total Fr. 1377, wovon l Rente für Fr. 1000 rückversichert ist.

Der gesamte Versicherungsbestand beträgt auf Ende 1906 : a. T o d e s v e r s i c h e r u n g e n .

6561 Mitglieder mit 7826 Policen für Fr. 26,391,120.

b. R e n t e n v e r s i c h e r u n g e n .

9 Mitglieder mit 21 Policen für Fr. 11,852 Rente.

Da das Deckungskapital auf Ende 1906 noch nicht berechnet ist, muss auf den später erscheinenden gedruckten Bericht verwiesen werden.

Nach vorläufiger approximativer Berechnung ist zu erwarten, dass sich pro 1906, trotz der Zunahme der Todesfälle, eine Mindersterblichkeit von zirka Fr. 140,000 ergeben werde, falls nicht noch weitere, bis jetzt nicht avisierte Todesfälle vom letzten Jahre gemeldet werden.

III. Bundessubvention.

Der auf 1. Januar 1906 zur Verfügung stehende Bundessubventionsfonds von Fr. 141,938. 69 ist mit der im Berichtsjahre zugeflosseneu Bundessubvention wieder zur Reduktion der statutarischen Prämien der im eidgenössischen Dienste stehenden Vereinsmitglieder verwendet worden, so dass deren Leistungen auf 3 /* der statutarischen Tarifprämien vermindert werden konnten.

451

Ferner erhielten 423 anderwärts versicherte eidgenössische Beamte und Angestellte einen Totalbeitrag von Fr. 11,766 zur Ermässigung ihrer Prämien um 25 °/o bis zum Maximalbetrage von Fr. 5000 Versicherungssumme.

Sparkasseneinlagen wurden 3 im Totalbetrage von Fr. 120 gemacht, wofür den Einlegern ein Beitrag aus der Bundessubvention von Total Fr. 57 gutgeschrieben wurde.

IV. Kassavorschüsse.

An Vereinsmitglieder wurden gegen Hinterlage ihrer Policen in 130 Posten total Fr. 74,035 als Vorschüsse ausbezahlt, während Rückzahlungen im Gesamtbeträge von Fr. 49,012. 10 stattfanden ; ausserdem musste ein Vorschuss mit Fr. 284. 90 bei Ausschluss eines Mitglieds vom Deckungskapital seiner reduzierten Versicherung in Abzug gebracht werden. (1905 betrugen die Vorschüsse Fr. 52,445 und die Rückzahlungen Fr. 39,308. 65.)

V. Kassarechnung'.

a. E i n n a h m e n .

Kassasaldo von 1905 Prämienertrag Zinsen (effektiv bezogen) Bundessubvention . . . . . . . .

Bussengelder (Dezember approximativ) .

Geschenke Kapitalrückzahlungen Vorschussrückzahlungen ; Rückversicherte Todesversicherungen .

Rückversicherte Todesversicherungen auf Verfall 11. Rückversicherte Renten 12. Rückversicherte Rückkäufe . . . .

13. Provision für Rückversicherungen . .

14. Prämienrückgewähr von Rückversicherungen 15. Gewinnanteile (Tab. III) 16. Sparkassaeinlagen fl 17. Agio 18. Subventionsrückvergütung

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Fr.

,, ,, ,, ,, ,, ,, ,, ,,

12,632. 10 650,530. 12 222,291. 95 175,000. -- 10,047. 72 1. 65 61,160. -- 49,012.10 25,000. --

,, ,, ,, ,,

5,000.-- 1,000. -- 2,134. -- 2,240. 75

,, ,,

80.05 10. 80 120. -- 62. 50 98.90

,, ,,

Fr. 1,216,422.64

452 ö. A u s g a b e n .

1. Bezahlte Versicherungen (Tod, Ablauf, Rückkauf und Renten) Fr. 403,572. 25 2. Kapitalanlagen ,, 645,600. -- 3. Vorschüsse an Mitglieder ,, 74,035. -- 4. Prämien an Rückversicherungen . . . .a 37,706. 40 5. Bundessubvention an fremde Versicherungen ,, 11,766. -- 6. Gewinnanteile an Versicherungen Tab. III (rückversichert) ,,, 127.85 7. Kassasaldo ,, 13,834. 72 8. Verwaltungskosten ,, 29,780.42 Fr. 1,216,422."64 1.

2.

3.

4.

c. V e r m ö g e n s - S t a t u s .

Kapitalanlagen (inkl. Vorschüsse) . . .

Marchzinse auf 31. Dezember 1906 . .

Zinsausstände von 1905 Kassasaldo laut Rechnung

Fr. 6,063,073. 60 ,, 99,338.63 .(, 475.15 ,, 13,834.72 Fr. 6,176,722. 10 Ende 1905 ,, 5,929,359.65 somit Vermehrung in 1906 um W. 247.362. 45

Da, wie bereits erwähnt, das Deckungskapital auf Ende 1906 noch nicht berechnet werden konnte, ist es nicht möglich, die einzelnen Vermögensbestandteile nach Deckungskapital, Bundessubvention und Reservefonds auszuscheiden. Auch sind einzelne Posten in Einnahmen und Ausgaben noch nicht definitiv, so dass kleine Abweichungen für die endgültige Rechnung noch zu erwarten sind.

18. Jahrbuch des Unterrichtswesens in der Schweiz von Dr. A. Huber, Staatsschreiber in Zürich.

Von dieser Veröffentlichung ist der achtzehnte Jahrgang -- 1904 -- erschienen und wieder in 600 Exemplaren zur bekannten Verwendung augekauft worden.

19. Rätoromanische Chrestomathie, herausgegeben von Professor Dr. C. Decurtins.

Hiervon ist der VIII. Band, SQ1/^ Bogen, gr. 8° stark foberengadinisch; unterengadinisch ; das 19. Jahrhundert) erschienen.

453 Es stehen jetzt noch drei Bände des Werkes in Aussicht: Band IX, das Volkslied des Bngadins ; Band X, Schlussband der Chrestomathie und Band IV, der noch nachzutragen ist.

20. Schulwandkarte der Schweiz.

Von dieser waren, nach Abgabe von 123 G-ratisexemplaren an die Kantone und von 20 Freiexemplaren, sowie nach Verkauf von 326 Exemplaren, am 31. Dezember 1906 vorrätig: 565 offene, 534 aufgezogene und 49 im Kartenmagazin der Landestopographie untergebrachte beschädigte Exemplare.

21. Internationaler Katalog der wissenschaftlichen Literatur.

Wir verweisen auf das unter dem Abschnitt Landesbibliothek, Gesagte.

22. Schweizerischer Schulatlas.

Nach dem Berichte des Redaktors, Herrn Professor Dr. Aepli in Zürich, sind die Arbeiten soweit gefördert, dass, aussergewöhnliche Zufälle vorbehalten, die I. Auflage des Werkes im Laufe dieses Jahres, wenn auch nicht auf 1. Mai 1907, erscheinen kann.

23. Schweizerische permanente Schulausstellungen.

Über das Statistische dieser Anstalten gibt folgende Übersieht Auskunft.

Das Statistische der Schulausstellungen ist folgendes: Zürich.

Bern.

Freibnrg. Nenenbnrg. Lausanne.

1906.

Fr.

Fr.

Fr.

Fr.

Kantons- und Gemeindebeiträge 9,008. -- 7,000. ~4,147. 20 2,100. -- 3,900.

3,967.

Bundesbeitrag . .

2.500.

2,500. -- -- -- Einnahmen . . 15,898. 90 13,592. 40 6,650. -- 15 4,600.

49 Ausgaben . . 15,923. 95 14,943. 22 7,508. 71 4,830. -- Saldo . . . . -- 25. 05 --1,350. 82 -- 858. 56 -- 230. 49 Inventarwert . . 102,164. 66 92,297. 20 83,358. 55 34,074. -- 263 9,681 3,128 2,559 Besuche . . .

Ausgeliehene Gegenstände . .

2,985 27,195 590 1419

Fr.

2,001. -- 2,000. -- 4,001. 19 4,001. 19

--

39,800. --

520

1277

454

Über den Gang der einzelnen Anstalten ist folgendes zu bemerken : S c h u l a u s s t e l l u n g (Pestalozzianurn) in Z ü r i c h . Gegen Ende des Jahres legte Herr Professor Dr. C. Hunziker aus Gesundheitsrücksichten das Präsidium der Korpmission des Pestalozzistübchens nieder und an seiner Stelle übernahm der Präsident der Direktion den Vorsitz in der Kommission.

Der Besuch der Anstalt hat sich neuerdings vermehrt; der Geschäftsverkehr bewegte sich mit einigen Schwankungen im bisherigen Umfang. Im Lesezimmer der Ausstellung liegen 178 Zeitschriften pädagogischen und gewerblichen Inhalts auf. Als Veröffentlichungen des Pestalozzianums erschienen : Supplement 3 des Bibliothekkataloges, 30 Seiten ; Supplement 7 des Sammlungskataloges, 38 Seiten; Mitteilungen des Pestalozzianums, 144 Seiten (Auflage 5300) und Jahrgang 27 der Pestalozziblätter, 48 Seiten.

Nebstdem sind als besondere Veranstaltungen anzuführen eine Reihe von kleinen Spezialausstellungen von Schülerarbeiten verschiedener Unterrichtsfächer. Für das Nähere muss auf den Bericht der Anstalt verwiesen werden.

S c h u l a u s s t e l l u n g in B e r n . Da die Ausstellungsräume in keiner Weise mehr genügten, hat die bernische Regierung einen an die bisherigen Räume anschliessenden Neubau mit einem Kostenaufwande von Fr. 20,000 (Wert des Bauplatzes nicht eingerechnet) erstellen lassen, dessen Möblierung auf Fr. 5000 berechnet ist. Infolge dieser Neubaute war die Ausstellung vorübergehend zu Dislozierung und Verschiebung ihrer Sammlungen genötigt, was selbstverständlich für die Benutzung nicht von Vorteil war. Die neuen Räume werden im laufenden Jahre bezogen werden, und mit der damit verbundenen Ausdehnung der Anstalt werden sich Bedürfnisse nach grössern Mitteln fühlbar machen.

Im Hinblick hierauf plaidiert der Bericht der Direktion der Anstalt lebhaft für Erhöhung des Bundesbeitrages.

S c h u l a u s s t e l l u n g in F r e i b u r g . Diese fuhr, soweit es ihre Mittel erlaubten, fort in der Anschaffung pädagogischer Werke und Tabellen, welch letztere den Schulen für den Anschauungsunterricht geliehen werden. Ebenso wurde die Sammlung von Dokumenten über den Pater Girard fortgesetzt. Die Direktion hat über die Feier, welche im Jahre 1905 zur Erinneung an diesen Pädagogen stattfand, einen kurzen Bericht veröffentlicht.

455

Den Gemeinden, welche neue Schulhäuser bauen oder die alten umbauen, leiht die Anstalt Modelle zu Schultischen, um es ihnen zu ermöglichen, eine gute Auswahl zutreffen; eine Anzahl derartiger Modelle sind daher stets in Zirkulation. Endlich hat die Schulausstellung einer Anzahl (63} Schulen die Anschaffung des Tabellenwerkes Deyrolles zu den günstigsten Bedingungen vermittelt.

Die Direktion der Ausstellung bewirbt sich ebenfalls lebhaft um eine Erhöhung des Bundesbeitrages, indem sie auf ihr wachsendes Verwaltungsdefizit hinweist und bemerkt, dass sie ihre Tätigkeit beschränken müsste, wenn ihr nicht mehr Mittel bewilligt würden.

S c h u l a u s s t e l l u n g in N e u e n b u r g .

Die Direktion dieser Anstalt hat eine Revision der Bestände der Ausstellung und des Kataloges vorgenommen und dabei ein gewisses Maas altern, abgebrauchten oder schadhaft'gewordenen Materials, das sie nicht aufbewahren konnte, durch Vermittlung der Schulinspektoren an die Schulen, die es weiter zu gebrauchen wünschten, abgegeben. Der revidierte Katalog wird demnächst herauskommen.

Die Kollektionen sowie die Bibliothek der Ausstellung haben sich während des Berichtsjahres bedeutend bereichert und erfreuen sich stets einer lebhaften Benutzung.

S c h u l m u s é u m in. L a u s ä n n e . Mit der Erwerbung von Bildern für den Anschauungsunterricht, von Ansichten und Laternen für Vorträge mit Projektionen wurde fortgefahren. Dieses Material wurde den Lehrern und Schulbehörden zur Verfügung gestellt und die Ziffer der so in Zirkulation gesetzten Gegenstände erreichte eine bedeutende Höhe. Die Anstalt erhielt von der Jugendsehriftenkommission der Lehrergesellschaft der romanischen Schweiz eine Sammlung von 150 rezensierten Jugend- und Volksschriften geschenkt, welche vom 1. bis 25. Dezember unter gleichzeitiger Benachrichtigung der Schulbehörden ausgestellt wurde. Die Benutzung der Bibliothek und der übrigen Bestände der Schulausstellung war eine verhältnismässig lebhafte. Als besondere Bereicherung ist zu verzeichnen die Anschaffung eines Reliefs des Kantons Waadt im Massstabe von l : 100 000 nach dem grossen Relief der Schweiz von C. Perron in Genf.

Am Schlüsse der Berichterstattung über die permanenten Schulausstellungen angelangt, erübrigt uns noch auf einen dringenden Wunsch zu antworten, den die Kommission des
Nationalrates im Dezember abhin anlässlich der Behandlung des Budgetsdes laufenden Jahres geäussert hat und der dahin geht, das Departement des Innern möchte die Verteilung der Fr. 14,000>

456 an die Schulausstellungen mehr in Übereinstimmung mit den kantonalen Subventionen bringen und den Kantonen Zürich und Bern eine grössere Subvention zuweisen als bisher. Hierauf ist zu erwidern, dass die Subvention von Fr. 14,000 nicht eine solche ist, die beliebig alle Jahre anders verteilt werden könnte; der bisherige Verteilungsmodus ist vielmehr die natürliche und logische Folge der allmäligen Entwicklung der bestehenden Schulausstellungen Die Unterstützung dieser Anstalten nahm ihren Anfang im Jahre 1879 mit der Bewilligung einer Subvention von Fr. 1000 an Zürich. Im folgenden Jahre erschien Bern und erhielt ebenfalls Fr. 1000; im gleichen Jahre (23. November) unterbreiteten wir Ihnen unsere Botschaft betreffend die Beteiligung des Bundes an den permanenten Schulausstellungen (Bundesblatt 1880, IV, 440), von der Sie in zustimmendem Sinne Vormerkung nahmen. Entsprechend den in dieser Botschaft enthaltenen Ausführungen wurde die Subventionierung fortgesetzt.

1886 erhielt die Schulausstellung von Freiburg Fr. 1000 zugesichert. Mit 1888 kam Neuenburg an die Reihe, dem ebenfalls ein Beitrag von Fr. 1000 zugesichert wurde. Von diesem Zeitpunkt an geht die Unterstützung der vier Ausstellungen mit alljährlich je Fr. 1000 bis 1894. Bei der Aufstellung des Budgets für dieses Jahr wurde der Beitrag an. die Schulausstellung in Zürich ,,im Hinblick auf die grosse Ausdehnung, welche die Anstaltgenommen, und die damit verknüpften Ausgaben, so wie namentlich auch im Hinblick auf ihre sehr erspriessliche Tätigkeit nach allen Richtungen der Unterrichtspflege" auf Fr. 2000 erhöht. 1897 erfolgte wieder eine Erhöhung, für Zürich auf Fr. 3000 und für die übrigen drei Ausstellungen auf je Fr. 2000, und zwar ,,in Betracht des stetigen Wachstums der Anstalten, der von ihnen ausgehenden Förderung des Schulwesens und der durch ihre Erweiterung bedingten Zunahme ihrer Geldbedürfnisse".

1898 endlich trat die Schulausstellung in Lausanne auf den Plan und erhielt einen Beitrag von Fr. 1000 zugesichert; bei der Budgetberatung für das nämliche Jahr wurde zudem der Ansatz für die Schulausstellung in Bern, in Abänderung unseres Vorschlages, von Ihnen auf Fr. 3000 erhöht. 1899 brachte die Erhöhung des Beitrages für Freiburg auf Fr. 2500. Für 1900 kamen dann auch die beiden jüngsten Schulausstellungen, diejenigen von Neuenburg
und Lausanne, um eine Aufbesserung ihrer Beitrage ein, und es wurde ihnen durch eine Erhöhung von je Fr. 500 entsprochen. Nach diesen Aufbesserungen bezogen nun Zürich und Bern je Fr. 3000, Freiburg und Neuenburg je Fr. 2500

457 und Lausanne Fr. 1500. Für 1901 endlich erhielt die letztgenannte nochmals eine Erhöhung von Fr. 500, d. h. auf Fr. 2000.

Damit war die derzeitige Stufenleiter der eidgenössischen Unterstützung permanenter Schulausstellungen geschaffen. Diese Stufenleiter entstand, wie gezeigt, entsprechend der Erweiterung der Anstalten und dem damit Hand in Hand gehenden Wachsen ihrer Bedürfnisse. Wenn diejenigen in Zürich und Bern von Seite ihrer Kantone reichlicher unterstützt werden als die übrigen, so ist darauf hinzuweisen, dass sie auch einen höhern Bundesbeitrag beziehen. Alle haben auf ihren dermaligen eidgenössischen Beitrag einen gewissen moralischen Anspruch erworben, und es erschiene hart, den jungem Anstalten deswegen, weil sie in geringerem Masse von ihren Kantonen unterstützt werden, den an und für sich geringen Bundesbeitrag auch noch zu schmälern, um denjenigen von Zürich und Bern aufzubessern. Bei der Unterstützung der permanenten Schulausstellungen war bis jetzt eben nicht die Ziffer der kantonalen Unterstützung massgebend, sondern die Entwicklung der Anstalten und die dadurch bedingte Tätig.keit im Interesse der Schulen. In Betracht dessen können wir uns nicht entschliessen, auf den von der nationalrätlichen Kommission geäusserten Wunsch einzutreten ; eher würden wir dazu Hand bieten, die Unterstützung der drei ältesten Anstalten, unbeschadet der Beiträge an die Jüngern, zu erhöhen.

24. Arbeitsplatz am zoologischen Institut des Herrn Dr. Dohrn in Neapel.

Der Platz wurde von Mitte Februar bis Mitte April durch Herrn Dr. S. Kaphan, Assistent am pflanzen-physiologischen Institut des eidgenössischen Polytechnikums benutzt. Dieser untersuchte an der physiologischen Abteilung der Anstalt die Polarität verschiedener Algen und deren Einfluss auf Prolifération.

Während der Monate Juli und August hatte Herr Dr. H. Jordan, Privatdozent an der Universität Zürich, den Platz zur Verfügung; er arbeitete namentlich an der Lösung die niedern Tiere betreffender physiologischer Fragen.

Wie in früheren Jahren hat sich auch im abgelaufenen das Institut als eine unentbehrliche Schule für die schweizerischen, biologischen Problemen sich widmenden Gelehrten erwiesen ; die Hülfsmittel, die ihnen dort geboten werden, sind einzig in ihrer Art.

Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. II.

30

458

25. Arbeitsplatz am physiologischen Institut Marey in Boulogne sur Seine.

Der an diesem Institut erworbene Arbeitsplatz gelangte im abgelaufenen Jahre noch nicht zur Benutzung. Unser Departement des Innern hat über die Benutzung ein Reglement erlassen, nach welchem der Platz für das laufende Jahr ausgeschrieben werden soll.

26. Internationale seismologische Association.

Diese hat vom 16. bis 20. Oktober in Rom ihre konstituierende Versammlung gehalten, an der wir uns durch Herrn Professor Dr. F. A. Forel in Morges vertreten Hessen. Wir halten den von diesem uns erstatteten Bericht über das Ergebnis der daherigen Verhandlungen Ihren Kommissionen zur Verfügung.

27. Prof. Dr. J. Hunziker, das Schweizerhaus nach seinen landwirtschaftlichen Formen und seiner geschichtlichen Entwicklung.

Von diesem Werke ist im Berichtsjahre erschienen ,, D e r J u r a t t , umfassend die französische Schweiz, mit Ausnahme des Unterwallis, der Ormonts und der Pays d'Enhaut, in deutscher Sprache.

28. Das Tagebuch Guélat ist im Frühling des -Berichtsjahres endlich zur Ausgabe gelangt.

VI. Hebung der Kunst. Erhaltung vaterländischer Altertümer.

A. Hebung und Förderung der Kunst. Gottfried KellerStiftung. Museum Tela in Ligornetto.

Aus der Kunstkommission traten gemäss Reglement auf Ende 1905 aus die Herren Charles Giron, Maler in Vivis, Filippa Franzoni, Maler in Locamo, und Albert Welti, Maler in München.

Wir ersetzten sie (mit Amtsdauer vom 1. Januar 1906 an gerechnet) durch die Herren A. Barzaghi-Cattaneo, Maler in Lugano, James Vibert, Bildhauer und Professor an der Kunstschule in Genf, und Karl Theodor Meyer, von Basel, Maler in München.

459

Die Kommission versammelte sich viermal, den 29. und 30.

Januar in Bern, den 11. und 12. Juni in Winterthur, den 1. und 2. Oktober und den 28. und 29. Dezember in Bern. Von diesen Sitzungen war diejenige in Winterthur hauptsächlich der Aufstellung von Vorschlägen für den Ankauf von Kunstwerken aus der Turnusausstellung des schweizerischen Kunstvereins gewidmet, welcher aus Anlass des im Juni 1906 eingetretenen Zeitpunktes des 100jährigen Bestandes dieses Vereins ein festlicher Charakter war verliehen worden. Die Verhandlungen an den übrigen Sitzungen drehten sich hauptsächlich um die Austeilung von Stipendien aus dem Kunstkredit, die Begutachtung von Gesuchen um Beiträge an die Errichtung nationaler Kunstdenkmäler, um Veranstaltung einer nationalen Kunstausstellung auf das Jahr 1907 und um Revision der Réglemente über die eidgenössische Kunstpflege.

Über diesen letzten Gegenstand werden wir nächstes Jahr Näheres mitzuteilen haben. In betreff der übrigen Traktanden der Kunstkommission sind wir im Verlaufe des Jahres zu folgenden Vorkehren für Förderung der Kunst gelangt: 1. Zur Verleihung von Stipendien von je Fr. 2000 aus dem Kunstkredit an 6 angehende schweizerische Künstler. Für die Unterstützung hatten sich 58 Bewerber gemeldet. (Diese Austeilung erfolgte gemäss Reglement durch unser Departement des Innern.)

2. Zur Erhöhung des im Vorjahre der schweizerischen Offiziersgesellschaft und der Offiziersgesellschaft des Kantons Zug zugesicherten Bundesbeitrages von Fr. 15,000 an die Kosten eines Denkmals am Morgarten auf Fr. 25,000.

Auf Rechnung dieses Beitrages wurde bereits eine Summe von Fr. 10,000 ausgerichtet.

3. Zur Zusicherung eines Beitrages von Fr. 16,000 im Maximum an die auf Fr. 80,000 festgesetzten Kosten eines Nationaldenkmals in Chaux-de-Fonds und eines solchen von Fr. 10,000 an die Kosten eines Denkmals zu Ehren des genferischen Patrioten Philibert Berthelier in Genf.

An letztere Subvention wurde ebenfalls eine Summe von Fr. 5000 ausbezahlt.

4. Zur Zusicherung eines ordentlichen Beitrages an den schweizerischen Kunstverein von Fr. 12,000 -und eines ausserordentlichen von Fr. 3000, letzterer bestimmt für die dekorative Einrichtung der festlichen Turnüsausstellung.

Weiter wurde ein einmaliger Beitrag von Fr. 500 an den Verband schweizerischer graphischer Künstler ,,Walze"1 bewilligt,

460

'der sich zur Aufgabe gesetzt hat, die minderwertigen, zum Teil ganz geschmacklosen Bilder ausländischer Herkunft, die in vielen Kunsthandlungen und Schaufenstern noch zu sehen sind, durch gute Blätter schweizerischer Herkunft nach und nach zu verdrängen.

Ein Bundesbeitrag von Fr. 3500 wurde ferner wieder ausgerichtet an das Unternehmen der Veröffentlichung eines schweizerischen Künstlerlexikons, von dem im Berichtsjahre die Lieferungen 5 und 6 erschienen sind.

5. Zu dem Ende Juni auf den Vorschlag der Kunstkommission beschlossenen Ankauf einer Anzahl von Kunstwerken aus der Turnusausstellung des schweizerischen Kunstvereins -- nämlich von 13 Ölgemälden, 5 Aquarellen, 4 Holzschnitten, 6 Radierungen und Lithographien, 2 Temperabildern und l Skulptur -- um die Summe von Fr. 19,115.

An diesen Ankauf reiht sich noch die Erwerbung einer Statuette aus Silberlegierung um Fr. 800, dreier Ölgemälde aus der munizipalen Kunstausstellung in Genf um den Gesamtpreis von Fr. 3700, endlich des Modells zu einem Relief, ,,Durchgang der Römer durch das Joch der Helvetiera, um den Preis von Fr. 2000.

Diese Kunstwerke wurden an die schweizerischen Kunstsammlungen zur Aufbewahrung verteilt. Ein wertvolles grösseres Gemälde, darstellend, die letzte Konferenz zwischen Jürg Jenatsch und dem Prinzen Rohan, von Arnold Huber, wurde uns von einem Kunstfreunde, der wünscht, dass sein Name verschwiegen werde, zum Schmucke eines Zimmers desBundesrathauses geschenkt.

Endlich haben wir noch einen Schritt zu erwähnen, den wir für die Vollendung des Dekorationswerkes an der Hofseite des schweizerischen Landesmuseums in Zürich getan haben. Auf den Antrag der Kunstkommission haben wir nämlich unser Departement des Innern ermächtigt, Herrn Clément Heaton, Mosaicisten in Neuenburg, zur versuchsweisen Anfertigung des Entwurfes zu einem Mosaikgemälde nach Art der bereits vorhandenen zu beauftragen.

Gottfried Keller-Stiftung.

Im Personalbestand der Kommission ist keine Veränderung eingetreten ; sie hielt zur Behandlung der laufenden Geschäfte fünf Sitzungen, und zwar in Zürich, Winterthur, WinterthurWülflingen, Basel und Aarau.

461

Die Sammlungen der Stiftung haben sich durch nachstehende Ankäufe vermehrt: 1. Arnold ßöcklin, ,,Der Gothenzug"-, Landschaft mit Figuren: Deponiert in der öffentlichen Kunstsammlung in Basel.2. Hans Sandreuter, ,,Blausee auf der Frutt", Gebirgslandschaft. Deponiert im Museum der Stadt Solothurn.

3. Zwanzig Scheibenrisse, aus der Sammlung Bossard in Luzern. Deponiert in der Kupferstichsammlung des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich.

4. Drei Zimmer nebst zugehörigem antiquarischen Inventar im Schlosse Wülflingen bei Winterthur, und zwar: a. die Herrenstube im 1. Stock, bestehend in der Verkleidung der Decke und Wände, datiert 1645, nebst dem sechs, eckigen, grünen, plastisch durchgeführten Winterthurer Ofenaus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammend; b. die Kassettendecke in der Gaststube des ersten Stockes; c. die Decke und Wände des Rokokozimmers im Parterre (sog. Weinstube}, bemalt mit Darstellungen aus dem Leben des Besitzers, des holländischen Generals Hirzel, und seiner drei Söhne, von Christoph Kühn, genannt Stöffi von Rieden.

Die Zimmer nebst Inventar bleiben im Schlosse Wülflingen deponiert.

5. Felix Maria Diog, Portraits des Ursener-Thalammanns Felix Maria Nager und seiner Ehefrau Anna Maria, geborne Müller, Brustbildnisse. Deponiert im historischen Museum in Altdorf.

6. Leopold Robert, Portrait von Architekt Brian, Paris, Bleistiftzeichnung. Brustbildnis. Deponiert im Musée des beaux arts in Neuenburg.

Eingehende Restaurationsarbeiten wurden ausgeführt an der lombardischen Altartafel aus der Kirche von Gandria, an Arnold Böcklins ,,Gothenzug" und an den beiden Portraits von Diog.

Zum erstenmal seit dem Bestehen der Stiftung kam die Kommission in den Fall, den weitern Stiftungszweck, ,,Erhaltung von solchen bestehenden Kunstwerken, deren öffentliche Zweckbestimmung dem Lande bleibend zugesichert ist" (Stiftungsurkunde Art. IV, b), praktisch zu betätigen. Das Sehloss Wülflingen bei Winterthur ging am 19. Juni 1906 in das Eigentum einer Genossenschaft über, ,,die sich zur Aufgabe setzt, das Sehloss

462 Wülflingen unter Mithülfe der Gottfried Keller-Stiftung zu erwerben und in seinem Zustand als Denkmal der vaterländischen Baukunst des XVII. Jahrhunderts zu erhaltend Durch die finanzielle Beteiligung wurde nicht Miteigentum am Schlosse erworben, sondern die Stiftung übernahm als alleiniges Eigentum zwei kulturhistorisch interessante Zimmereinrichtungen, sowie die Decke in einem dritten Zimmer ; diese Einrichtungen nebst dem antiquarischen Inventar werden im Schlosse als Deposita der Stiftung belassen.

Die Kommission sicherte sich vertraglich den ausschlaggebenden Einfluss bei allen Restaurationsarbeiten ; die Arbeiten in den drei Zimmern der Stiftung werden im Jahre 1907 auf eigene Rechnung ausgeführt. -- Vorgesehen ist der Übergang des Schlosses in den Besitz der Stadt Winterthur, unbeschadet der Rechte der Stiftung.

Museum Vela in Ligornetto.

Übersicht über den Besuch: Verkaufte Eintrittskarten

Verkaufte Kataloge

Zu 50 Cts. Zu 25 Cts. Zusammen. Zu 50 Cts.

I. Quartal .

H.

,, .

III.

,, .

IV.

,, .

Verkauf durch den Abwart des Museums Total 1905:

163 324 673 229

1389 1416

8 20 85 20

133 90

171 344 758 249

1522 1506

Erlös

Fr.

19 44 86 3

93.-- 189. -- 400. 75 121. --

36 188 273

18. -- 821. 75 867. --

B. Schweizerisches Landesrauseura. Erhaltung vaterländischer Altertümer.

Im Bestand der eidgenössischen Landesmuseumskommission trat keine Veränderung ein und ebensowenig im Beamtenpersonale, das anlässlich der periodischen Neuwahl vom Bundesrate bestätigt wurde. Dagegen verlor die Anstalt durch den Tod ihren freiwilligen Mitarbeiter Herrn A. Bodmer-Beder, der mit grossem Aufwand von Zeit und gründlicher Sachkenntnis während der letzten Jahre die Bestimmung der prähistorischen Steinbeile nach ihrer Art und Provenienz unentgeltlich besorgt hatte.

463

Die L a n d e s m u s e u m s k o m m i s s i o n erledigte ihre Geschäfte in vier eintägigen und zwei zweitägigen Sitzungen, die sämtlich in der Anstalt selbst abgehalten wurden. Neben den durch das Gesetz vorgeschriebenen Obliegenheiten beschäftigten sie namentlich die Sicherung der historischen Zimmer im Schlosse Wülflingen für unser Land, die Neuversicherung des gesamten Museumsinventares auf anderer Basis und die Vorarbeiten für die geplante Erweiterung der Museumsgebäude, zu welchem Zwecke von der Direktion bereits ein Verzeichnis der magazinierten Zimmer und Decken und ein Projekt für deren künftige Verwendung ausgearbeitet wurde.

Die I n s t a l l a t i o n e n beschränkten sich im allgemeinen auf die durch Neuerwerbungen notwendig gewordenen Umstellungen. Die prähistorische Abteilung erhielt zwei neue Vitrinen für die Grabfunde aus Giubiasco, eine Tischvitrine zur Ausstellung eines römischen Grabes und vier kleine eiserne Pultvitrinen zur Aufnahme der wertvollsten römischen Schmuckgegenstände und chronologisch geordneter Serien der antiken Münzen, die dadurch ihrer bisherigen Verborgenheit in den Münzkästen entrissen und der Wissenschaft besser zugänglich gemacht wurden.

Unter den B a u a r b e i t e n steht die Verschalung der Dachräume in den Bauabteilungen IV und V an erster Stelle.

Dieser folgte ihre sofortige Verwendung zur Magazinierung derjenigen Altertümer, deren Ausstellung die zurzeit benutzbaren Museumslokalitäten nicht gestatten. Die grossen Fenster auf der Bahnhofseite der Waffenhalle erhielten Vorhänge, hauptsächlich zum Schütze der alten Fahnen gegen die schädlichen Einwirkungen des direkten Sonnenlichtes.

Unter den E r w e r b u n g e n ist in erster Linie der Ankauf des lebensgrossen Bildnisses des Söldnerobersten Wilhelm Fröhlich, genannt Tugginer, gebürtig aus Riesbach bei Zürich, in ganzer Figur gemalt von Hans Asper 1549, zu erwähnen.

Eine besonders willkommene Bereicherung brachten der Glasgemäldesammlung vier seltene Wappenscheiben aus dem XV.

Jahrhundert, sowie einige Prachtstücke aus den beiden folgenden. Auch die von Herrn Dr. H. Angst bis jetzt im Landesmuseum deponierte, grosse Kostümsammlung ging in dessen Besitz über.

In Eheineck wurde ein aus dem Jahre 1766 stammendes, bemaltes Zimmer mit Ofen angekauft und im sog. Ritterhause bei Ürikon, Kt. Zürich, eine sehr originelle FrührenaissanceBalkendecke mit Wappen der zürcherischen Familie Wirz. Auch

464

die Sammlung kirchlicher Altertümer konnte durch Erwerbung einer grössern Zahl gotischer Statuen weiter ausgebaut werden.

Bei den G e s c h e n k e n steht obenan eine vergoldete Empirevase aus Messing von Frau L. del Soto-Hartmann in Freiburg, welche ihrer Sympathie für das Landesmuseum schon früher durch eine Reihe wertvoller Geschenke Ausdruck gegeben hat. Frau Gemuseus in Schloss Spiez, ebenfalls eine alte Gönnerin des Institutes, überliess diesem einen interessanten Ofen aus dem Schlosse. Durch die Bundeskanzlei wurden der Anstalt die Geschenke der chinesischen Gesandtschaft, bestehend in drei wertvollen Vasen und einer Kollektion alter chinesischer Münzen, zugewiesen, und die Kreisdirektion III der schweizerischen Bundesbahnen trat dem Landesmuseum ihren Anteil im Betrage von Fr. 5000 an der bei Zürich gefundenen goldenen Schale ab. Die Münzen- und MedaillenSammlung vermehrte sich durch Geschenke und Ankäufe um zirka 340 Stück im Werte von ungefähr Fr. 3000.

Für die S a m m l u n g p l a s t i s c h e r B i l d w e r k e wurde ausser einigen kleinern Arbeiten die grosse Reiterstatue des heiligen Georg am Münster zu Basel abgeformt, wozu die zuständigen Behörden in verdankenswerter Weise die Erlaubnis gaben.

Die P h o t o g r a p h i e n s a m m l u n g der mittelalterlichen Abteilung vermehrte sich um zirka 700 neue Aufnahmen, worunter sämtliche monumentalen Glasmalereien aus dem XV.

Jahrhundert in der Schweiz.

Die Publikationen des Landesmuseums hielten sich im gewohnten Rahmen.

Die A u s g r a b u n g e n auf prähistorischen Gräberfeldern bereiten der Landesmuseumsdirektion zurzeit insofern die grössten Schwierigkeiten, als es ausserordentlich schwer fällt, von verschiedenen kantonalen Behörden dazu die Erlaubnis zu erhalten. Untersucht wurden zwei der ältesten Pfahlbauansiedelungen im Wauwilermoos. In sehr verdankenswerter Weise entsprach die Generaldirektion der Bundesbahnen einem Gesuche des Landesmuseums, dahingehend, es möchten dem eidgenössischen Institute die bei Bahnarbeiten gefundenen Objekte zugewendet werden. Infolgedessen gelangte dasselbe noch vor Jahresschluss in den Besitz eines goldenen Gefässes, wie es auf dem Boden der Schweiz bis jetzt nicht gefunden wurde, und wie jedenfalls auch wenige Sammlungen des Auslandes solche von ähnlicher Grosse bergen. Die Untersuchungen über dessen Alter und den Ort seiner Herstellung beschäftigen zurzeit die ersten Archäologen Europas.

405 Auch wertvolle D e p o s i t e n wurden dem' Landesmuseum" im Berichtsjahre überwiesen. So vor allem ein oberitalienischer Renaissancealtar aus der Kirche von Gandria, Eigentum der eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung ; ein Zürcher und ein Winterthurer .Ofen, Eigentum des Gewerbemuseums der Stadt Zürich ; mehrere alte Banner der Stadtgemeinde Bülach ; einige neuere Trinkgeschirre von zürcherischen Zünfte und verschiedene ältere und neuere Gemälde.

Am Schlüsse der Berichterstattung über das Landesmuseum angelangt, glauben wir noch auf eine Bemerkung antworten zu sollen, welche in der Junisession bei Behandlung der Staatsrechnung im Ständerate gefallen ist. Der Berichterstatter der Kommission hat nämlich in bezug auf die Verwaltung der Spezialfonds axifmerksam gemacht, dass noch ein Fonds existiere, der nicht in der Staatsrechnung erscheine, nämlich der des Landesmuseums. Die Kommission, sagte er, wünsche, dass auch dieser Fonds in die Staatsrechnung aufgenommen werde.

Hierauf ist zu erwidern, dass der Bundesbeschluss vom 21. Juni 1902 (A. S. n. F. XIX, 246) unter Art. 2 allerdings einen Museumsfonds vorsieht und bestimmt, welche Einnahmen ihm zufliessen sollen. Allein, es ist den Museumsbehörden gestattet, alle diese Gelder, wenn es die Umstände erfordern, im Laufenden zu verwenden, und zwar unter Rubrik B des Budgets für Äufnung der Sammlungen. Es wird über diesen Fonds auch eine eigene Rechnung geführt und quartalweise mit den übrigen Rechnungen der Finanzkontrolle unterbreitet. Allein da der ordentliche Kredit für Ankäufe von Altertümern, sowie für deren Restauration und Installation bis jetzt nie ausreichte, so kam es auch niemals zur Anlage eines eigentlichen Museumsfonds, weil die zu seiner Bildung bestimmten Einnahmen stets vor Schluss des Jahres noch die gesetzlich gestattete Verwendung fanden. Aus diesem Grunde ist der Museumsfonds bis jetzt nicht in den Staatsrechnungen erschienen.

In bezug auf die übrigen im Bundesbeschluss vom 30. Juni 1886 vorgesehenen Arten der Beteiligung des Bundes an der Erhaltung vaterländischer Altertümer sind folgende Vorgänge zu verzeichnen : a. Beiträge an die Erhaltung historisch oder künstlerisch bedeutsamer Baudenkmäler.

Es wurden ausgerichtet : l. An das Komitee für Herstellung der Kirche in St. Sülpice (Waadt) für den genannten

466

2.

3.

4.

5.

6.

7.

S.

9.

Zweck : achte und letzte Rate eines Beitrags von 50 % der Gesamtkostensumme von Fr. 34,000 Fr.

An den Stadtrat von Luzern für Herstellung des dortigen Rathauses : siebente Rate eines Beitrags von 50 % an die Gesamtkostensumme von Fr. 80,000 ,, An den Ortsverwaltungsrat von Sargans für Restauration des Schlosses Sargans : letzte Rate eines Beitrages von 60 % an die Gesamtkostensumme von Fr. 21,241 . . . ,, An das Komitee für Restauration der Kirche zu Lutry : letzte Rate eines Beitrages von 50 % an die auf Fr. 14,000 veranschlagten Kosten ,, An den Regierungsrat des Kantons Freiburg für Restauration der ehemaligen Klosterkirche von Hauterive : vierte Rate eines Beitrags von 50 % an die auf Fr. 40,000 veranschlagten Kosten ,, An den Stadtrat von Schaffhausen für Restauration des Munot in Schaffhausen : fünfte Rate eines Beitrages von 50 % an die auf Fr. 30,000 berechneten Vollendungsarbeiten ,, An das Komitee für Erhaltung der Burgruine Alt-Wädenswil : Nachsubvention von 50 % der Mehrkosten im Betrage von Fr. 2052 ,, An den Staatsrat des Kantons Wallis für Sicherungsarbeiten an der Ruine Batiaz bei Martigny : vierte Rate eines Beitrages von 50 % an die auf Fr. 12,000 veranschlagten Kosten ,, An den Staatsrat des Kantons Wallis für Herstellung eines im November 1901 abgestürzten Teiles des Schlosses Valerla bei Sitten : vierte Rate eines Beitrags von 50 % an die auf Fr. 10,000 berechneten Kosten ,, Übertrag Fr.

2,054. 80

5,000. --

2,000. --

1,275. --

3,000. --

1,760. --

1,025! --

1,000.--

395. -- 17,509.80

467

Übertrag Fr. 17,509.80 10. An den historischen Verein des Kantons Bern für Erhaltungsarbeiten an der Ruine Grasburg bei Schwarzenburg : dritte Rate eines Beitrages von 50 % an die auf Fr. 15,000 veranschlagten Kosten . . . ,, 3,440. -- · 11. An den Stadtrat von Genf für Restauration der Krypta, der Chorstühle und Wandgemälde in der Kirche St. Gervais in Genf : zweite Rate eines Beitrages von 50 % an die auf Fr. 15,000 veranschlagten Kosten ,, 2,000. -- 12. An das Pfarramt von Sempach für Restauration der Kirche von Kirchbühl : zweite Rate eines Beitrages von 50 % an die auf Fr. 11,500 berechneten Kosten . . . . ,, . 2,000. -- 13. An den Stadtrat von Schaffhausen für Restauration des Kreuzganges bei dem Münster in S'chaffhausen : zweite Rate eines Beitrages von % der auf Fr. 27,350 berechneten Kosten ,, 3,000. -- 14. An die Orts- und Pfarrgemeinde St. Ursanne für Restauration der dortigen Stiftskirche : zweite Rate eines Beitrags von 50% an die auf Fr. 60,000 berechneten Kosten ,, 6,000. -- 15. An den Gemeinderat von Bièl für Konsolidierung und Restauration der Türme am Rosiusplatz in Biel : % der auf rund Fr. 13,000 berechneten Kosten, im Maximum Fr. 4350, letzte Rate und Nachsubvention an die Mehrkosten von Fr. 2660 . ,, 3,770. -- 16. An den Verwaltungsrat von Sargans für Restauration der Grafenstube auf dem Schlosse zu Sargans : Nachsubvention von 60 % der auf Fr. 622 berechneten Kosten -, 370. -- 17. An den Gemeinderat von Confignon (Genf) für Herstellung des Chores und der gotischen Kapelle in der dortigen Kirche : 50 % der auf Fr. 1668 berechneten Kosten ,, 835. -- Übertrag

Fr. 38,984.80

468

18.

19.

20.

21.

22.

23.

Übertrag An den Staatsrat des Kantons Waadt für die archäologische Untersuchung und Herstellung der Kirche zu Romainmôtier : 50 % der Kosten, d. h. ein von 1906 an auf drei Jahre zu verteilender Beitrag von Fr. 15,000, erster Teil An den Gemeinderat von Neuenstadt (Bern) für Sicherungsarbeiten an einem der Türme der alten Stadtschanze : Beitrag von 50 % der auf Fr. 610 berechneten Kosten . .

An den Regierungsrat des Kantons Solothurn für Herstellung des Schlosses Dorneck : Beitrag von 50 % an die auf 20,000 Franken berechneten Kosten, im Maximum Fr. 10,000, erste Zahlung An den Gemeinderat von Locamo für Erhaltungsarbeiten an der alten Kapelle Santa Maria in Selva bei Locamo : 50 % der auf Fr. 400 berechneten Kosten, im Maximum An das Pfarramt Bürglen (Uri) für Herstellung der Wand- und Deckengemälde in der Kapelle Riedertal : ergänzender Beitrag von 50% an die auf Fr. 1000 berechneten Kosten An den Staatsrat des Kantons Tessin für Restauration des Schlosses Montebello in Bellinzona : dritte Rate eines Beitrages von 65 % an die auf Fr. 54,600 berechneten Kosten

Fr. 38,984.80

Total

Fr. 51,929. 80

,,

5,000. --

,,

. 305. --

,,

2,000. --

,,

200. --

,,

500. --·

,,

5,000. --

b. Ausgrabungen.

Für solche wurden folgende Beiträge ausbezahlt : l. Jahresbeitrag an die Gesellschaft pro Aventico zur Freilegung und Erhaltung der römischen Bauten in Avenches : 50 % der Jahresausgabe Fr.

800. -- Übertrag Fr.

800.--

469

Übertrag Fr.

800. -- 2. An die Gemeinde' Avenches für Ausgrabung und Erhaltung der römischen ,,Porte de l'Est"1 bei Avenches : 50 % der Jahresausgabe ,, 600.-- 3. An die historisch-antiquarische Gesellschaft in Basel für Ausgrabung und Erhaltung des römischen Theaters in Basel-Augst : 50 % der Jahresausgabe ,, 1,500. -- 4. An die Regierung des Kantons Aargau und die antiquarische Gesellschaft in Brugg und Umgebung : Beitrag von 50 % an die Kosten der Ausgrabungen römischer Bauten zu- Windisch ,, 600. -- -5. An die antiquarische Gesellschaft in Zürich für Ausgrabung und Erhaltung des römischen Kastells Irgenhausen bei Pfäffikon : 50 % der Jahresausgabe ,, 500. -- ·6. An den Staatsrat des Kantons Wallis für Ausgrabungen römischer Bauten und Altertümer zu Martigny : Beitrag von 50 % der Kosten ,, 1,000.-- 7. An die antiquarische Gesellschaft in Brugg und Umgebung für römische Ausgrabungen bei Königsfelden : ausserordentlicher, einmaliger Beitrag für 1906, 50 % der wirklichen Ausgabe ,, 1,282. 70 5. An den Staatsrat des Kantons Neuenburg für Ausgrabungen und Erhaltungsarbeiten im Schlosse zu Valangin : 50 % der auf Fr. 6000 berechneten Kosten, erste Rate . ,, 1,000. -- 9. Für Erhaltungsarbeiten an dem 1898 durch die Eidgenossenschaft erworbenen römischen Amphitheater zu Vindonissa (vgl. Bundesbl.

1898, II, 701) ,, 3,000.-- 10. An den Vorstand der Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler zur Vornahme von Ausgrabungen (vgl. Bundesblatt 1899) durch den Bund ,, 2,500. -- Total Fr. 12,782. 70

470

c. Unterstützungen.

An kantonale Altertumssammhmgen wurden auf das empfehlende Gutachten der Landesmuseumskommission gewährt: 1. Dem Regierungsrat von Schwyz für den Ankauf der Waffensammlung des Hauptmanns Gyr in Einsiedeln : 33% % des Ankaufspreises von Fr. 3485. 90 . . . .

Fr. 1,161. 95 2. Dem historischen Verein des Kantons St. Gallen für den Ankauf eines Winterthurer Reliefkachelofens in Marthalen : 33% % des Ankaufspreises von Fr. 3000 ,, 1,000. -- 3. Dem Staatsrat von Freiburg für den Ankauf von neun freiburgischen Glasgemälden: 20% des Ankaufspreises von Fr. 4600 . ,, 920.-- 4. Dem historischen Verein des Kantons St. Gallen für den Ankauf eines Büffets : 20 % des Ankaufspreises von Fr. 3000 . ,, 600. -- 5. Dem Verein für Geschichte und Altertümer von Uri für den Ankauf einer Sammlung Altertümer : 50 % des Ankaufspreises von Fr. 880 ,, 440.-- 6. Der Société auxiliaire du Musée de Genève für den Ankauf eines Empire-Interieurs in Cartigny : 33% % des Ankaufspreises von Fr. 21,000, in zwei Raten, 1. Rate . . ,, 3,500. -- Total

Fr. 7,621. 95

Endlich ist hier noch zu erwähnen die durch Bundesbeschluss vom 26. Juni (betr. Nachkredite, II. Serie) genehmigte Ausgabe von Fr. 5800 für den Ankauf einer Landparzelle mit kleinem Haus auf der Nordseite des römischen Amphitheaters in Vindonissa.

VII. Polytechnische Schule.

1. Frequenz.

Zur AT.ifna.bme als reguläre Studierende haben sich im Berichtsjahre gemeldet :

471

Auf Beginn des Studienjahres (Oktober 1905) ., .,, ,, SiOmmersemesters (April 1906)

432 21

Summa 453 Von diesen wurden aufgenommen : Ohne Prüfung 2 ) 267 Nach bestandener Aufnahmeprüfung . . . 111 Summa

378

(442) *) ( 19) (461) (283) (106) (389)

Ihre Anmeldung hatten zurückgezogen . .

Die Prüfung nicht bestanden hatten . . .

19 ( 30) 56 ( 42)

Summa

75 ( 72)

Von den zur Prüfung erschienenen 167 (148) Bewerbern waren 26 % (26 % ) Schweizer und 74 % (74 % ) Ausländer ; unter den Aspiranten, welche die Prüfung nicht bestanden,, 16% (21%) Schweizer und 84% ( 7 9 % ) Ausländer.

Im ganzen wurden als reguläre Studierende aufgenommen : Auf Beginn des Studienjahres (Wintersemester 1905/06) . 3 6 1 (371) Auf Beginn des Sommer Semesters 1906 . . .

17 ( 18) Summa 378 (389) die sich auf die einzelnen Abteilungen verteilen wie folgt : I. Abteilung, Architektenschule 22 ( 23) 11.

,, Ingenieurschule 94 ( 77) III.

,, Mechanisch-technische Schule . 141 (164) IV. · ,, Chemisch-technische Schule : a. Technische Sektion . . . .

53 ( 67) b. Pharmazeutische Sektion . .

7 ( 5 ) V.

,, Forstschule 11 ( 9) Landwirtschaftliche Schule . . 26 ( 20) Kulturingenieurschule . . . .

4 (1 0 ) VI.

,, Schule für Fachlehrer : a. Mathematisch-physikal. Sektion 8 ( 6 } b. Naturwissenschaftliche Sektion 12 ( 8) Summa 378 (389) ') Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das Vorjahr.

") Teils auf Grund von Maturitätszeugnissen schweizerischer Mittelschulen und auswärtiger ebenbürtiger Lehranstalten, teils auf Grund von Ausweisen über Studien an anderen Hochschulen.

472' Davon entfallen auf den 1. Kurs 347 (348), auf höhere Kurse 31 (41), auf die Schweiz 228 --= 60 % (216 -- 56 % ), auf das Ausland 150 -- 40 % (173 -- 44 % ).

Die Gesamtfrequenz beträgt : Neu Aufgenommene (Studierende) . . . .

378 ( 389) Bisherige Studierende 947 ( 904) Summa

1325

(1293)

Hierzu kommen noch 879 (735) Zuhörer (zum grössten Teil für die VII. Abteilung ,,Freifächer"), wodurch sich das Total der Besucher auf 2204 (2028) erhöht.

Auf die emzelnen Fachschulen verteilt sich die Gesamtzahl der regulären Studierenden wie folgt : Schweizer Ausländer

Architektenschule Ingenieurschule Mechanisch-technische Schule . .

Chemisch-technische Schule : a. Technische Sektion .

b. Pharmazeutische Sektion Forstschule . '.

Landwirtschaftliche Schule Kulturingenieurschule Schule für Fachlehrer : a. Mathematisch-physikal. Sektion b. Naturwissenschaftliche Sektion Summa

Total

61 232 253

13 67 301

74 299 554

110 8 33 47 19

114 4

-- 10 2

224 12 33 57 21

17 23

2 9

19 32

803

522

1325

Den einzelnen Kantonen gehören an : Zürich 177, Bern 96, Neuenburg 63, St. Gallen 57, Aargau 52, Tlmrgau 44, Genf 44, Waadt 33, Graubünden 29, Basel-Stadt 28, Luzern 28, Solothurn 26, Tessin 25, Glarus 22, Schaffhausen 18, Appenzell A.-Rh. 14, Basel-Land 12, Schwyz 8, Wallis 8, Freiburg 7, Zug 6, Obwalden 3, Uri 2, Nidwaiden 1.

Von den Ausländern entstammen : Österreich-Ungarn 122, Russland 9l, Italien 70, Frankreich 49, Deutschland °40, Holland 34, Grossbritannien 20, Schweden 17, Rumänien 16, Amerika 13, Griechenland 11,

473

Dänemark 6, Afrika 6, Spanien 6, Luxemburg 5, Norwegen 5, Asien 4, Belgien 2, Portugal 2, Türkei 2, Montenegro 1.

Im Laufe des Studienjahres sind ausgetreten : 123 ( 89) Studierende vor Beendigung ihrer Fachstudien ; U77 (257) Studierende nach Beendigung ihrer Fachstudien, mit Abgangszeugnis ; 19 ( 14) Studierende, die nach Absolvierung ihrer Fachschule die Studien fortgesetzt haben ; gestorben : 4 ( 9) Studierende.

2. Die Studierenden.

Die Studien absolvierten mit Abgangszeugnis 277, gegenüber 257 im Jahr 1904/05.

Von 194 (197) Bewerbern bestanden 153 (151) die Diplomprüfung ; sie verteilen sich auf die verschiedenen Fachschulen wie folgt : Kandidaten

Diplomiert

11 ( 8)

10 ( 4)

Ingenieurschule 46 (38) Mechanisch-technische Schule . . . . 68 (74) ·Chemisch-technische Schule : a. Technische Sektion 30 (44) b. Pharmazeutische Sektion . . . . -- (--) Forstschule 10 ( 8) Landwirtschaftliche Schule -14 (10) Kulturingenieurschule 6(5) Schule für Fachlehrer : a. Mathematisch-physikalische Sektion . 3 ( 4 ) b. Naturwissenschaftliche Sektion . . 6(6)

36 (30) 55 (51)

Architektenschule

23 (42) -- (--) 5(2) 12 ( 9) 3(4) 3(4) 6(5)

P r e i s e . Mit Ende Mai lief die Frist zur Einlieferung von Arbeiten für die Lösung der Preisaufgaben ab, welche die Konferenzen der Architektenschule, der mechanisch-technischen Abteilung und der Schule für Fachlehrer am Schlüsse des Studienjahres 1903/04 gestellt hatten. Es gingen drei Arbeiten «in, die sämtlich prämiert werden konnten ; zwei davon betrafen die Aufgabe der Architektenschule, die dritte behandelte das von Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. II.

31

474

der Schule für Fachlehrer in naturwissenschaftlicher Richtung festgesetzte Thema.

Es wurden erteilt : An die Herren Hugo Falckenberg, von Degersheim (St. Gallen), und Hans Kessler, von Fischingen (Thurgau), Studierende der Architektenschule, ein gemeinsamer Preis im Betrage von Fr. 300; an Herrn Arminio Cristofari, aus Rom (Italien), Studierender der Architektenschule, ein Preis im Betrage von Fr. 200 ; an Herrn Karl Fuchs, von Hornussen (Aargau), diplomierter Fachlehrer für Naturwissenschaften, ein Preis im Betrage von Fr. 500, sodann erhielt jeder der Bewerber die silberne Medaille des eidgenössischen Polytechnikums nebst Preisurkunde.

K e r n - S t i f t u n g . Herr Ernst M e i s s n e r , von Zofingen, diplomierter Fachlehrer (mathematisch - physikalische Richtung), erhielt in Anerkennung seiner vorzüglichen Diplomarbeit eine Prämie aus der Kern-Stiftung im Betrage von Fr. 400 nebst der silbernen Preismedaille des Polytechnikums.

S c h u l g e l d e r l a s s. 54 (von 63) Gesuchstellem konnte Schulgelderlass bewilligt werden.

S t i p e n d i e n . Von 26 Bewerbern erhielten 23 Stipendien von je Fr. 200 bis Fr. 400 aus der Châtelain-Stiftung im Gesamtbeträge von Fr. 6300. Sechzehn der Bewerber hatten bereits im Vorjahre Stipendien bezogen.

H u b e r - S t i f t u n g . Für Unterstützung von Studierenden auf Exkursionen wurden Fr. 735 verabfolgt.

Fr. 450 kamen für botanische Zwecke zur Verwendung.

E s c h e r von der L i n t h - S t i f t u n g . Für die Teilnahme an geologischen Exikursionen wurden dürftige Studierende mit Fr. 320 unterstützt.

S c h n o r f - S t i f t u n g . Drei Studierende der chemischtechnischen Abteilung erhielten Stipendien im Gesamtbetrage von Fr. 600.

Mit D i s z i p l i n a r v e r g e h e n hatte sich die Behörde wenig zu befassen.

475 3. Lehrkörper.

Im Berichtsjahre zählte der Lehrkörper : angestellte Professoren Hülfslehrer Tifrularprofessoren und Privatdozenten Assistenten (inklusive Privatassistenten) . . . .

65 5 40 82/71 *)

Ausserdem wirkten, wie in den verflossenen Jahren, bei Übungen außerordentliche Hülfskräfte mit.

Lehraufträge wurden erteilt : an Privatdozenten : im Wintersemester 1905/06 . . . 1 2 , i m Sommersemester 1906 . . . .

9; an Dozenten und Ingenieure, die nicht dem Verbände des Lehrkörpers angehören : i m Wintersemester 1905/06 . . . 5 , i m Sommersemester 1906 . . . . 5 .

K r a n k h e i t u n d a n d e r e U r s a c h e n veranlassten mehrfach Beurlaubungen, die jedoch, dank dem Entgegenkommen einiger Mitglieder des Lehrkörpers, keine nennenswerten Unterrichtsstörungen hervorriefen.

Die Folgen einer schweren Erkrankung nötigten Herrn Prof. Dr. Hurwitz für das ganze Wintersemester zur völligen Enthaltung von der Lehrtätigkeit. Die Stellvertretung übernahm Herr Prof. Dr. Hirsch.

Herr Prof. K. E. Hilgard erhielt die nachgesuchte Entlassung von der Professur für Wasserbau auf den 1. Oktober 1906. Die Wiederbesetzung der Stelle konnte im Berichtsjahre nicht mehr erfolgen.

Die Herren Professoren Affolter, Franel, Graf, Escher, Jaccard und Rolli, deren Amtsdauer abgelaufen, wurden in ihren Stellungen auf eine weitere Amtsperiode bestätigt.

In hohem Alter starb der pensionierte Prof. Dr. J. J.

Treichler, dem in früheren Jahren der Unterricht in allgemeiner Reehtslehre und Verwaltungsrecht am Polytechnikum obgelegen hatte.

Als Privatdozenten haben sich habilitiert : ]

) Wintersemester 82, Sommersemester 71.

476

Dr. E. Berl, von Freudental (Österreich), Assistent am chemisch-technischen Laboratorium, für ,,Allgemeine Chemie" ; Dr. N. C a s t o r o , von Toritto (Italien), gewesener Assistent am agrikulturchemischen Laboratorium, für ,,Chemie der Pflanzenstoffe'' ; Dr. .Karl F r e y , von Zürich, für "Allgemeine Ästhetik" und Dr. J. S c h m i d l i n , von Winterthur, für Allgemeine und organische Chemie".

Die Entlassung als Privatdozent hat genommen : Universitätsprofessor Dr. Rud. Martin in Zürich.

K o n g r e s s e . Es wurden abgeordnet : Als Delegierter des Bundesrates an den VI. Kongress für angewandte Chemie in Rom : Prof. Dr. G. L u n g e ; als Vertreter der eidgenössischen Materialprüfungsanstalt zum IV. Kongress des internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik in Brüssel : Prof. F. S c h u l e ; als Delegierter des "schweizerischen elektrotechnischen Vereins" zum elektrotechnischen Kongress in England : Prof. J. L. F a r n y.

An die VI. Konferenz schweizerischer beamteter Kulturingenieure, welche im Tessin stattfand, wurden die Herren Professoren Dr. Rebstein und Zwicky delegiert.

S t u d i e n r e i s e n ins Ausland unternahmen die Herren : Prof. D e c o p p e t nach Österreich zum Studium von Wildbachverbauungen etc. ; Prof. F e l b e r zum Besuch der bayrischen Landesausstellung in Nürnberg ; Prof. Dr. H e i m , um den Atlas von Oran nach der Oase Figuig und von Konstantine nach Biskra zu durchqueren ; Prof. Dr. H e n n i n g s zur Besichtigung hervorragender Bauten der neuen südlichen Alpenbahnen Österreichs, sowie der Wiener Stadtbahn ; Prof.

Dr. L a s i u s zum Besuch der Ausstellungen (Gebiete des Wohnhausbaues) in Dresden und Nürnberg ; Prof. M o o s behufs Teilnahme an der Wanderversammlung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Balde-Schöneberg.

4. Unterricht.

An Vorlesungen, Übungen und Repetitorien wurden angekündigt : im W i n t e r s e m e s t e r 1905/06: 417 (411) ; davon gehalten 409 (406) ;

477

im S o m m e r s e m e s t e r 1906: 370 (369) ; davon gehalten 364 (364).

Mit wenigen Abweitohungen, verursacht durch Krankheit oder sonstige, unvermeidliche Abhaltungen von Dozenten (siehe oben), nahm der Unterricht seinen normalen Verlauf.

Dem Unterricht an den meisten Abteilungen schlössen sich die üblichen E x k u r s i o n e n an.

5. Unterrichtsmittel und wissenschaftliche Anstalten.

Die Laboratorien und Institute erfreuten sich, wie dies bei der grossen Zahl regulärer Studierender nicht anders zu erwarten war, einer äusserst regen Frequenz.

Die nachstehende Tabelle gibt über die Beteiligung der Studierenden an den verschiedenen Übungen näheren Aufschluss : Zahl der Praktikanten : WinterSommersemester : Semester :

Allgemeineübungslaboratorien des pyhsikalischen Institutes 78 (92) Elektrotechnisch e Laboratorien des physikalischen Institutes 127 (133) Wissenschaftliche Laboratorien des physikalischen Institutes 23 (37) Analytisch-chemisches Laboratorium : Chemiker 143 (142) Studierende des ersten Kurses der Ingenieur- und mechanisch-technischen Schule (nur im Sommer semester) -- -- Technisch-chemisches Laboratorium . 129 (137) Elektrochemisches und physikalischchemisches Laboratorium . . . . 22 (22) Pharmazeutisches Laboratorium . . .

7 (4) Agrikulturchemisches Laboratorium . 17 (14) Photographisches Laboratorium . . .

28 (30) Bakteriologisches Laboratorium . . . 17 (9) Bakteriologisches Laboratorium für Landwirte . 17 (20) Modellierwerkstätte (nur im Wintersemester betrieben) 30 (24)

137 (147) 78

(82)

13

(10)

109

(94)

35 101

(26) (90)

19 5 26 29 18

(19) (4) (27) (31) (13)

8

(12)

--

--

478 Zahl der Praktikanten: WinterSoramersemester : Semester :

Maschinenlaboratorium 203 Werkstätte der mechanisch-technischen Abteilung 5 Technologisches Praktikum . . . .

65 Mineralogisch-petrographisches Praktikum 20 Botanisches Praktikum 11 Zoologisches Praktikum 32 Astronomische Übungen (nur im Sommersemester) -- Pharmakognostische Übungen . . .

2 Untersuchung von Nahrungs- und Genussmitteln 2 Thermochemisches Praktikum . . .

--

(201)

107

(84)

(7) (80)

-- 34

(5) (54)

(16) (9) (30)

8 8 --

(9) (6) (2)

-- --

22 2

(29) (2)

-- --

3 4

(1) (7)

Zahlreiche Publikationen zeugen, wie in früheren Jahren, von der erfolgreichen Pflege ernster Forschungsarbeit in den verschiedenen Instituten, woran neben den Professoren und Assistenten auch ältere Praktikanten in anerkennenswertem Masse beteiligt sind. Viele der von den Studierenden gelieferten wissenschaftlichen Arbeiten wurden der Universität Zürich als Inaugural-Dissertationen behufs Erlangung der Doktorwürde eingereicht.

6. Sammlungen.

Die Überfüllung der Mehrzahl der Sammlungsräume nötigt zu möglichster Einschränkung der Neuanschaffungen. Dessenungeachtet hat der Bestand durch Geschenke und Ankäufe eine wesentliche Bereicherung erfahren. Die Erwerbung gew i s s e r Objekte lässt sich, trotz lokaler Hindernisse, ohne Beeinträchtigung pädagogischer und wissenschaftlicher Interessen nicht umgehen.

Den zahlreichen G ö n n e r n , deren Wohlwollen den Sammlungen auch in Zukunft erhalten bleiben möge, sei auch an dieser Stelle ein W o r t des D a n k e s gewidmet.

Die B i b l i o t h e k hat sich um 3327 Bände, wovon 1854 geschenkt, vermehrt und damit einen Bestand von 63,327 Bänden (gegenüber 60,000 im Vorjahre) erreicht. Das Gabenbuch weist 889 Nummern auf.

479 Die Arbeiten für die Erstellung des F a o h k a t a l o g e s sind bereits weit vorgeschritten. Die ersten Bände werden mit Ende 1907 fertiggestellt sein.

7. Schulbehörden.

Der Schulrat behandelte in 10 Sitzungen 180 Geschäfte, von denen die folgenden, welche vielleicht weitere Kreise interessieren, hervorgehoben werden mögen.

P r ü f u n g s a n s t a l t f ü r B r e n n s t o f f e . Auf das kollektive Gesuch einer Anzahl am Kohlenkonsum interessierter Anstalten und Vereine wurde unterm 30. Januar beschlossen, die bisher mit privatem Charakter im Chemiegebäude bestehenden Laboratorien für die Prüfung von Brennmaterialien in eine amtliche Prüfungsanstalt für Brennstoffe umzuwandeln.

In Ausführung dieses Beschlusses wurden ein Reglement nebst Gebührentarif festgesetzt, das Betriebsbudget aufgestellt und geeignete Arbeitsräume aufgesucht.

Die Vorarbeiten für die baulichen Änderungen in dem zur Unterbringung der Anstalt erwählten Gebäude (Clausiusstrasse Nr. 6), sowie für die innere Einrichtung, für die Anschaffung der Maschinen und Apparate etc. sind so weit gediehen, dass die Betriebserofînung ohne Zweifel im Januar 1907 erfolgen kann.

M a t u r i t ä t s v e r t r ä g e . Mit der Schulkommission des Gymnasiums in Biel wurde ein Vertrag betreffend prüfungsfreien Übergang der Realabiturienten jener Schule an das eidgenössische Polytechnikum abgeschlossen. Damit steigt die Zahl der Vertragsschulen auf 17.

Witwen- und Waisenkasse der Lehrers c h a f t d e s e i d g . P o l y t e c h n i k u m s . Gemäss Art. 9 der Statuten vom 24. Juni 1899 musste in diesem Jahre zum erstenmal das für die Rentenleistungen erforderliche Deckungskapital versicherungstechnisch berechnet werden. Gestützt auf einen hierauf bezüglichen Expertenbericht vollzog die Generalversammlung eine Revision der Statuten. Als wesentliche Neuerung ergab sich daraus eine bescheidene Erhöhung der Witwenrente von Fr. 1700 auf Fr. 1900 pro Jahr und dieser entsprechend auch eine Erhöhung der Waisenrente.

H a f t p f l i c h t v e r s i c h e r u n g . Mit Rücksicht auf die Bestimmungen des Bundesgesetzes betreffend die elektrischen Schwach- und Starkstromanlagen vom 24. Juni 1902 sind

480

die bestehenden Versicherungsverträge erneuert und ergänzt worden.

Vortragszyklus für praktische Landw i r t e . Auf das Gesuch der Gesellschaft schweizerischer Landwirte und mit Zustimmung des schweizerischen Landwirtschaftsdepartementes wurde in der Woche vom 12. bis 17. Februar an der landwirtschaftlichen Abteilung ein Zyklus von, Vorträgen veranstaltet. Es haben sich dabei 21 Dozenten mit 31 Vorträgen beteiligt. Die Zahl der eingeschriebenen Teilnehmer betrug 110. Der Verlauf soll die Beteiligten in. jeder Beziehung befriedigt haben.

Die Annexanstalten.

a. Eidg.

Material/prüfungsansialt.

Über Frequenz und Leistungen der Anstalt im Berichtsjahre 1906 gibt folgende Zusammenstellung näheren Aufschluss: 1906

1905

390 1,285

407 1,363

Anzahl der Einzel versuche für diese Anträge 28,161 Einzelversuche für wissenschaftliche Untersuchungen 2,251 Einzelversuche, für die schweizerische geotechnische Kommission ausgeführt: über Tone 468 über natürliche Bausteine 176 Einzelversuche für die schweizerische Betonkommission 3,518 Einzelversuche für Unterrichtszwecke . . . 1,708

30,807

Anzahl der Auftraggeber Anzahl der gestellten Anträge

Die G e s a m t a n z a h l der ausgeführten Einzelversuche beträgt somit

36,282

3,506 321 -- -- 2,154 36,788

Das ganze Jahr hindurch war die Anstalt sowohl durch Aufträge, wie durch wissenschaftliche Untersuchungen ziemlich stark in Anspruch genommen.

Die Versuche mit n a t ü r l i c h e n B a u s t e i n e n zeigen eine Zunahme, welche teilweise auf die Inangriffnahme einer allgemeinen Untersuchung der Bausteine der Schweiz, in

481

Verbindung mit der schweizerischen geotechnischen Kommission, zurückzuführen ist. Die Prüfung von k ü n s t l i c h e n B a u s t e i n e n erstreckte sich hauptsächlich auf Produkte der Zementindustrie ; die Produkte der Tonwarenindustrie wurden nur vereinzelt untersucht.

D i e Prüfung d e r h y d r a u l i s c h e n B i n d e m i t t e l bildet immer den wichtigsten Zweig der Untersuchungen ; die Versuche mit Beton nehmen namentlich einen grösseren Umfang an ; eine wichtige Arbeit ist die vergleichende Prüfung der in den wichtigeren Ortschaften der Schweiz zur Verwendung kommenden Kies- und Sandsorten, auf Anregung der schweizerischen Kommission des armierten Beton.

Die Untersuchung von P a p i e r e n , für welche die Anstalt sich seit Jahren eingerichtet hat, kann sich nur langsam einbürgern, trotz der Vorteile, welche sowohl Konsumenten wie Produzenten in einer solchen Prüfung finden würden.

Eine wesentliche Zunahme haben die c h e m i s c h e n A n a l y s e n erfahren.

Die Prüfung von T r a n s p o r t f l a s c h e n weist einen kleinen Rückgang auf (5230 gegenüber 5840 im Vorjahre).

Die wissenschaftlichen Untersuchungen, in Verbindung mit der geotechnischen und der Bisenbeton-Kommission ausgeführt, betreffen, ausser den erwähnten Arbeiten, umfangreiche Versuche an Eisenbetonbalken, die Fortsetzung der Untersuchung von Stahldrähten und der Dauerversuche mit Kupferdrähten verschiedener Härte, Versuche über den Einfluss von löslichen Salzen in Backsteinmauerwerk und über den Einfluss des Einsumpfens der Tone.

Der praktische Unterricht über die Prüfung von Baumaterialien wurde im Wintersemester von 62 Studierenden der mechanisch-technischen Abteilung und im Sommer von 36 Studierenden der Ingenieurabteilung besucht ; ausserdem waren das ganze Jahr hindurch Volontäre in der Anstalt tätig.

Der Direktor hatte im Februar in Wien einer Sitzung des Vorstandes des Internationalen Verbandes für die Materialprüfungen der Technik beizuwohnen und wurde im September vom Schulrate an den Kongress dieses Verbandes in Brüssel delegiert ; der Adjunkt und ein Abteilungsvorsteher nahmen gleichfalls an diesem für die Zwecke der Prüfungsanstalt sehr wichtigen Kongress teil.

482 b. Eidg. Zcidralanstalt für das forstliche Versuchswesen.

Auf das Inkrafttreten der revidierten Verordnung über die Organisation der Anstalt -- vgl. S. 12 hiervor -- wurden die bisherigen ständigen Mitglieder der Aufsichtskommission aus, den Kantonen, Herren Regierungsrat von Wattenwyl (Bern) und Oberförster Liechti (Hurten), auf eine Amtsdauer von fünf Jahren neu gewählt. Ferner wurde an Stelle des Anfang Juni aus der Kommission ausgeschiedenen Mitgliedes, Herrn Bezirksförster Kobelt (St. Gallen), als drittes Mitglied aus den Kantonen Herr Forstinspektor Biolley in Couvet gewählt.

Die Verhandlungsgegenstände der ordentlichen Sitzung der Kommission vom 2. Mai bildete, neben der Beratung der Revision der Verordnung, die Feststellung des Arbeitsprogrammes und des Budgets für 1907. An die Sitzung schloss sich eine Exkursion in den Sihlwald.

Im Arbeitspersonal der Anstalt traten ziemlich erhebliche Änderungen ein, indem zwei langjährige Bureaugehülfinnen und ein Gehülfe für die auswärtigen Arbeiten austraten. Die Stellen wurden sobald wie möglich wieder besetzt ; immerhin mussten zur Bewältigung der dringlichsten Arbeiten längere Zeit zwei Personen zur Aushülfe angestellt werden.

Die Versuche über die Bedeutung der Provenienz des Saatgutes für den Waldbau wurden im Versuchsgarten Adlisberg, sowie in ändern Forstgärten und in den Waldungen des Landes in grossem Massstabe fortgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei den klimatischen Varietäten der Föhre geschenkt. Auch die übrigen auf dem Adlisberg eingeleiteten Versuche nahmen ihren ungestörten Fortgang.

Die kritische Bearbeitung und Vergleichung des auf den Wassermessstationen im Emmental bis jetzt gewonnenen Beobachtungsmaterials liess die Vornahme weiterer Untersuchungen über die geologischen, orographischen und hydrographischen Verhältnisse des bewaldeten und unbewaldeten Bachgebietes als notwendig erscheinen; indessen sollen diese Untersuchungen wenn möglich irn laufenden Jahre vollendet, und es soll dann zu einer ersten Publikation der Ergebnisse geschritten werden.

In den Waldungen des Landes wurden im Berichtsjahre 13 neue Versuchsflächen angelegt und 16 kamen in Wegfall.

Ende 1906 betrug die Zahl aller Versuchsflächen 417.

Zur wiederholten Aufnahme gelangten 14 Ertrags- und Durchforstungsflächen und 20 Kulturversuchsflächen. Von den neu an-

483

gelegten Flächen sind 11 zur Untersuchung der waldbaulichen Bedeutung der modernen Holzdurchforstung bestimmt, 2 Flächen dienen der Erforschung des Zuwachses im Plenterwalde.

Damit hat die Anstalt zwei neue, für die Praxis sehr wichtige Wirtschaftsprobleme in den Kreis der Untersuchungen gezogen.

Die Tätigkeit der Beamten und Angestellten auf dem Bureau bestand hauptsächlich in der Verarbeitung des sehr umfangreichen Materials für die Fichten- und Buchenertragstafeln und der auf den Wassermessstationen gemachten Beobachtungen.

Daneben wurden die regelmässigen Übungen mit den Studierenden der Forstschule, sowohl im Versuchsgarten auf- dem Adlisberg als auch in den Räumen der Anstalt, fortgesetzt.

An die V. Versammlung des internationalen Verbandes forstlicher Versuchsanstalten (vom 9. bis 16. September) in Württemberg ordnete die Aufsichtskommission den- Vorstand und den Adjunkten der Anstalt ab. Die beiden Delegierten hatten über den Einfluss des Waldes auf den Stand der Gewässer und über die Anforderungen von Wissenschaft und Praxis an die Ertragstafeln zu referieren.

VIII. Gesundheitsamt.

1. Verhütung und Bekämpfung ansteckender Krankheiten.

a. Pocken.

Die Zahl der Pockenerkrankungen ist von 255 mit 35 Todesfällen im Vorjahre auf 74 mit 13 Todesfällen herabgesunken.

Über die Verteilung nach Kantonen und Monaten gibt die nachfolgende Tabelle Auskunft.

Fobruar

Januar

Kantone

S

:rf

3

'M pj O

'

Davon

3o

H

Geimpft

Ungtimpft

Zu spät geimpft

Impfzustand unbekannt

1

2

4

1

--

1

1

1

--

--

2 --

2

2

--

--

--

1 -- -- --

1

--

l

--

--

1 -- St. Gallen . . 34 14 10 -- -- 58

1

--

--

9

41

S

-- --

Thurgau . .

7

1

6

--

--

3 74

15

50

8

1

Zürich . . .

Bern Schwyz

Zug.

1

. . . -- -- -- . . -- . -- -- ... --

Appenzell-A.Rh.

-- -- --

6

1

1

Total 41 16 10 4

2

1 --

Hinsichtlich Alter und Impfzustand verhalten sich die 74 Fälle wie folgt: Erkrankte

'sa.

'53 C5

in spät, « ·o t. h. in Cu luto.

II batiMs- O)fco s ·** Total slnjinm a ^··s jîirapll P. s §



2 7 1 4 7 11 ° y r> -- 7 ,, 10-14 ,, -- ,, 15-19 ,, 1 6 ,, 20-29 ,, 1 2 14 4 -- ,, 30-39 ,, 3 5 -- 2 ,, 40-49 ,, 2 3 -- * 50-59 ,, -- ,, 60 J. u. darüber 1 Alter unbekannt -- -- -- -- Unter 1 Jahr Von 1 -- 4 Jahren -- K Q

Total

15

Gestorbene

1

8

50

£H O<

a

'53 Ö

1

2 8 -- 12 7 7 17 7 7 5 2 1 -- 1 --

1

74

--

-- -- -- -- -- -- --

--

2

III Spii, ä t. h. im A _a lihbilioni- 'o) bO tladinin n gtinpll P

1 -- -- -- 1 · -- -- -- -- -- 1

-- -- 1

Total

1 -- -- 1

2 2 2 3 2 2 1 1 1 3 -- -- -- --

10

13

485

Über die Ä t i o l o g i e der verschiedenen Pockenfälle im Jahre 1906 und speziell über die P o c k e n e p i d e m i e im K a n t o n St. G a l l e n , mit welcher die in den K a n t o n e n A p p e n z e l l A.-R h. und T h u r g au beobachteten Fälle im Zusammenhang stehen, können wir folgendes berichten : In den letzten Tagen des Mai 1905 wurde in dem an die Gemeinde Rheineck anstossenden Teile der Gemeinde St. Margrethen ein Pockenfall konstatiert, der dann zur Entdeckung einiger weiterer, bereits in voller Ausbildung begriffener, ja zum Teil schon fast abgeheilter Fälle im Gebiete der Gemeinde Thal führte. Die letzteren Fälle waren voa den behandelnden Ärzten als yarizellen angesehen und deshalb nicht abgesondert worden.

Wie die Krankheit nach St. Margrethen-Thal gekommen ist, blieb unaufgeklärt.

Während die Pocken in Thal herrschten, aber ohne nachweisbaren Zusammenhang mit denselben, wurden Mitte Juni in der Gemeinde Tablât bei einer aus Russland zugereisten Familie 2 Pockenfälle entdeckt, welche möglicherweise durch aus Russland nachgeschickte Effekten hervorgerufen worden waren. Ihnen folgten, zuerst vereinzelt, von Mitte September an gehäuft, weitere Erkrankungen in den Gemeinden St. Gallen und Tablât, einige wenige auch im angrenzenden Straubenzell. Von der Epidemie in St. Gallen und Aussengemeinden ausgehend, kam es teils zu vereinzelten Erkrankungen, teils zu eigentlichen Epidemien in einer Anzahl anderer Gemeinden in und ausserhalb des Kantons, so in Mörschwil, Rorschach, Wittenbach, Oberuzwil, Diepoldsau, St. Margrethen, Rebstein, Arnegg, Gemeinde Gossau, Niederbüren im Kanton St. Gallen, Dozwil, Alterswilen, Arbon, Altnau und Zuben im Kanton Thurgau, Thalwil im Kanton Zürich und Teufen und Schönengrund im Kanton Appenzell A.-Rh. Der Infektionsweg liess sich nicht für alle diese Fälle direkt nachweisen, doch besteht wohl kein Zweifel, dass sie mit den Erkrankungen in St. Gallen und Umgebung in Zusammenhang gebracht werden müssen. Der Umstand, dass eine Anzahl der Pockenfälle einen äusserst leichten Verlauf nahmen, lässt es möglich erscheinen, dass der eine oder andere Fall unentdeckt blieb, also gar nicht zu ärztlicher Beobachtung kam und so die Ausbreitung der Epidemie beförderte. Sehr instruktiv liess sich der Weg der Infektion für die Fälle in Arnegg und Niederbüren nachweisen,
wo eine von1 Tablât her auf Besuch zugereiste und nachher dorthin wieder zurückgekehrte pockenkranke Dienstmagd nach einander alle diejenigen infiziert hatte, mit denen sie in Berührung gekommen war.

486

Zwei in Z ü r i c h aufgetretene Pockenerkrankungen dürften auf eine Infektion durch einen Zoologieprofessor zurückzuführen sein, welcher einige Wochen1 zuvor von einer Studienreise nach den Balearen zurückgekehrt war. Er gab an, nach der Rückkehr unter Fiebererscheinungen auf der Stirne ein pustulöses Exanthem bekommen zu haben, welchem er aber keine besondere Aufmerksamkeit beigemessen habe. Die beiden Fälle im Kanton S c h w y z (Arth) stammen aus Ägypten, während bei den Fällen in Zug und So n vi li e r (Kanton Bern) die Nachforschungen nach der Ätiologie resultatlos geblieben sind.

Die aus der B e k ä m p f u n g der P o c k e n erwachs e n e n A u s l a g e n d e r K a n t o n e u n d G e m e i n d e n .und die, gestützt auf Art. 8 des Epidemiengese'tzes vom 2. Juli 1886, den letztern ausgerichteten B u n d e s b e i t r ä g e sind aus folgender Tabelle ersichtlich.

Gemeinde

Kanton

Zürich

Zürich n

.

.

.

Bern Schwyz .

. . . .

Z u g

AppenzeH Ai-Rh t H

St. Gallen . .

n

ÎÎ

»

'

·

n

Thalwil Worb Sonvilier .

Arth Zug Teufen Schönengruucl . . . .

Heiden .

Kanton . . . .

St. Galleu Tablât Diepoldsan Gossau

Dauer der Epidemie

Verdächtiger Fall . . .

. .

12 Mai bis 30 Juni 1906 .

10. bis 26. Januar 1906 Verdächtiger Fall . . .

10. Mai bis 29. Juni 1906 1 8 . April b i s 2 7 . M a i 1906 . . . .

19. Februar bis 21. März 1900 . . .

31 Dezember 1905 bis 5. Februar 1906 12. April bis 21. Mai 1906 . . . .

Vorsorgliche Massnahmen .

. . .

Vorsorgliche Massnahmen .

. . .

26. Juni 1905 bis 23. Februar !9uG .

18. Juni 1905 bis 24. Februar 1906 .

Ende November 1905 bis 28. April 1906 13. November 1905 bis 16. Februar 1906 Übertrag

Zahl der Fälle

2 1 1

2 1 1 1

94 78 43 7 231

Auslagen nach Art. 8 des Epidemiengesetzes

BundesBeitrag

Fr.

Fr.

86 60 1 739 10 271. 60 22 85 301.-- 998. 76 296. 26 663 87 379. 48 167 -- 94. -- 66,185. 67 30,405. 70 19.097. 20 3,306. 73 124,015. 82

43 30 869. 55 135. 80 11 45' 150. 50 499. 40 148. 15 331 95 189. 75 83. 50 47.-- 30,028. 55 15,202. 85 9,548. 60 1,653. 35 58,943. 70

Gemeinde

Kanton

St. Gallen . .

»

Thurgau

Rebstein .

. . .

Wittenbacu . . . .

Niederbüreu Mörschwil Rorschacb Kantonsspital und Eutbindungsanstalt .

Straubenzell Oberuzwil St Margrethen n

n

. .

Dauer der Epidemie

Thal Eggersriet Zuben Arbon

.

.

.

.

Übertrag 19. Februar bis 20. März 1906 15 -- 26 Dezember 1905 . . . .

10 November bis 31 Dezember 1905 27 Juli bis 25 November 1905 19 September bis 30 Dezember 1905 Vorsorgliche Mnssnahmen . . . .

1 Oktober 1905 bis 6. Januar 1906 4. bis 29. Oktober 1905 30 Mai bis 6 Juli 1905 6. Januar bis 13. April 1906 . . . .

Vorsorgliche Massnahmeo Verdächtiger Fall 21. Februar bis 28. April 1906 . . .

11 Januar bis 7 März 1906

Zahl der Fälle 231 4

1 14 5 2

7 1 1 7

1 g

280

Auslagen nach Art. 8 des Epidemiengesetzes Fr 124,015. 82 1,397.65 296. 15 2 519. 03 1 861. 50 1,035. 45

2,249. 65 4 500 42 93. 60 1 301 19 6,110. 14 646 25 26 -- 544. 09 1 713 75 148,310. 69

Bundcsbeitrag Fr.

58,943. 70 698 85 148 10 1 9öQ ^0

930 75 517 75 1 124 85 2 250 20 46 80 650 60 3,055. 05 323 15 13 272. 05 856 90 71,091.25

489

b. Pest.

Jn B r i t i s c h Indien hat die Pest im Jahre 1906 weniger Opfer gefordert als im Vorjahre. Nichtsdestoweniger war die Zahl der Pesttodesfälle noch eine sehr grosse. Sie betrug nach den amtlichen Mitteilungen 327,415 (gegenüber 986,931 im Jahre 1905). Gesamtzahl seit Beginn der Epidemie 4,411,618.

In A s i e n trat die Pest ferner in geringerer oder stärkerer Verbreitung auf in Singapore, Hongkong, China (Kanton, Swatau, Amoy), im Transbaikalgebiet und der Mandschurei, in Japan (Kobe, Osaka, Shimonoseki, Wakajama und einigen ändern Orten, namentlich aber auf der Insel Formosa), Siam (Bangkok), auf den Philippinen (Manila), in Persien (Provinz Seistan), in Arabien (Djeddah 64 Todesfälle), Syrien (Beirut) und Kleinasien (Adalia, Trapezunt).

Kleinere Pestepidemien oder auch vereinzelte Pestfälle wurden gemeldet aus A u s t r a l i e n (Neu-Süd-Wales, Queensland, WestAustralien, Neukaledonien) und aus A m e r i k a (Brasilien, Chile, Paraguay).

Eine Pestepidemie herrschte in der zweiten Hälfte des Jahres auf der Insel M a u r i t i u s . Sporadische Fälle kamen vor in B r i t i s c h - O s t a f r i k a (Nairobi) und verschiedene kleinere und auch grössere Epidemien in Ägypten (Alexandrien, Suez, PortSaid, Provinz Keneh, Provinz Minieh etc.).

Auf M a d e i r a (Funchal) soll im Januar ein Pestausbruch beobachtet worden sein, worüber indessen genauere Angaben nicht vorliegen. Ferner wurde in Tri est auf einem aus Britisch Indien kommenden Dampfer ein Pesttodesfall konstatiert. Die im letztjährigen Bericht erwähnte Pestepidemie im Gouvernement Astrachan ( R u s s i a n d ) ging mit dem Januar 1906 zu Ende.

Unsere M ass n ahm e n z u r V e r h ü t u n g der E i n s c h l e p p u n g d e r P e s t beschränkten sich im Berichtsjahre, abgesehen von der fortdauernden Bereithaltung frischen Pestserums, auf die sanitäre Beaufsichtigung des Waren- und Gepäckverkehrs an der Grenze. Die dadurch veranlassten K o s t e n betrugen im ganzen Fr. 407. 30 (St. Gallen und Buchs zusammen Fr. 262. 10, Zürich 47. 70, Verrières und Locle zusammen Fr. 97. 50), wovon nach Art. 8 des Epidemiengesetzes die Hälfte (203. 65) den betreffenden Kantonen von uns zurückvergütet wurde.

Bnndesblatt. 59. Jahrg. Bd. n.

°

32

490 c. Flecktyphus.

In B a s e l wurde bei einem durchreisenden russischen Auswanderer der Flecktyphus (Hungertyphus) konstatiert. Dank der sofortigen Isolierung und den rigorosen Desinfektionsmassnahmen blieb der Fall isoliert. Der Kranke genas. Die Kosten seiner" Verpflegung und der sanitätspolizeilichen Massnahmen beliefen sich auf Fr. 647. 60, wovon wir nach Vorschrift des Epidemiengesetzes die Hälfte (Fr. 323. 80) dem Kanton Baselstadt zurückvergüteten.

d. Cholera.

Die Cholera ist in ihrem Mutterlande, in B r i t i s c h I n d i e n , in starker Zunahme -begriffen. Die Zahl der zur Kenntnis der Behörden gelangten Erkrankungen betrug im Berichtsjahre in der Präsidentschaft Madras 119,281 (gegen zirka 15,000 im Vorjahre) und die Zahl der Todesfälle stieg auf 65,551 (gegen zirka 7000 im Vorjahre) ; die Zunahme trat namentlich in der zweiten Hälfte des Jahres hervor. Bombay hatte 1232, Kalkutta 2364 Todesfälle.

Auf den P h i l i p p i n e n wurden von Ende November 1905 bis Ende November 1906 ca. 11,000 Choleraerkrankungen und ca. 8100 Todesfälle (Manila ca. 750) konstatiert.

Auch in S i n g a p o r e und in B a n g k o k trat die Seuche epidemisch auf.

Die choleraverseuchten Gebiete in Westrussland wurden am 14. Februar als cholorafrei erklärt.

e. Diphtherie.

Mit Ausnahme voa Uri, Obwalden und Appenzell I.-Rh. sind uns die Meldungen über das Auftreten der Diphtherie von sämtlichen Kantonen, regelmässig zugegangen ; an der Durchführung der unentgeltlichen bakteriologischen Diphtherie-Untersuchungen haben sich dagegen nur 15 Kantone beteiligt. Die Zahl dieser Untersuchungen hat etwas zugenommen und ist von 5084 im Vorjahre auf 5167 gestiegen, so dass die von uns an die daherigen Kosten ausgerichteten Subventionen, Fr. 2 pro Untersuchung, auch einen grösseren Betrag erreichten (Fr. 10,334) als im Jahre 1905 (Fr. 10,168). Im übrigen sei, was das Detail anbelangt, auf nachfolgende Tabelle verwiesen.

Zahl der angezeigten Diphtheriefalle.

Kantone.

Zahl der Im Jahre 1905 ausgeführten bakteriologischen Diphtherieuntersuchungen.

491

rt * 3

i3

o-

o> >

258 Zürich . . .

256 Bern. . . .

60 Luzern .

-- Uri . . . .

48 Schwyz .

Obwalden .

13 Nidwaiden .

4 Glarus .

Zug . . . .

2 Freiburg 162 Solothurn .

23 235 Baselstadt .

Baselland .

·11 Schaffhausen .

46 29 AppenzellA.-R.

Appenzell I.-R.

85 St. Gallen . .

Graubünden 19 82 Aargau .

' 88 Thurgau 17 Tessin . . .

165 Waadt . . .

Wallis . . .

19 47 Neuenbure' · 22 Genf. . " . .

139 157 46 -- 20

170 162 22 -- 12

297 244 59 -- 19

864 819 187 -- 99

1715

8

9 7 1 75 8 61

10 2 4 82 28 88

-- 34

9 10

12 32

5

33

40 17 13 397 72 518 52 110 86

1691

i 005

1

« 3 «>

Schweiz;

O*

4

6 78 13 134 20 22 19 52 15 51 28 15 101 35 17 25

·§'

So 1-

90

188

17

29

44 45 16

52 43 17

96 36 9 13

221 17 24 40

415 80 229 204 65 583 107 97 100

917

1541

5154

351 -- -- 10

6 1000 773 -- 1

45 506 --

40 69 364 --

118 135

5167

492

Auftreten der angezeigten 5154 Diphtheriefälle nach Monaten : 1901 1902 1903 1904 1905 1906 Januar (1342 579 652) 883 659 735 Februar .

( 956 752 526 606 589) 542 März . .

471 729 ( 890 700 628) 414 421 327 April .

( 850 562 529 529) 452 421 388 Mai ( 771 384 503) 434 394 364) Juni .

( 574 474 290 Juli . .

( 486 341 386 307 309) 235 279 August ( 374 311 334 376) 291 ( 424 304 417 395 September 410) 391 436 396) 460 Oktober .

( 589 331 391 ( 608 424 449 609 686) 554 November 616 549) 527 ( 789 677 679 Dezember Total

(8653

6143

5609

5910

5991)

5154

f. Absonderungshäuser und Desinfektionsanstalten.

Gestützt auf Art. 8 des Bundesgesetzes betreffend Massnahmen gegen gemeingefährliche Epidemien, vom 2. Juli 1886, bezw. Art. 5, 7 und 11 des zugehörigen Reglements vom 4. November 1887 sind im Jahre 1906 folgende Beiträge an die Kosten der Erstellung und Einrichtung von Absonderungshäusern und Desinfektionsanstalten ausgerichtet worden: Bundesbeitrag.

1. Töss (Kanton Zürich). Formaldehydapparat mit Zubehör (Kosten Fr. 132) . . . Fr.

66. -- 2. B e r n - S t a d t. Absonderungsbarake (Barake Fr. 17,312. 50, Fundamentierungs- und Terassierungsarbeiten Fr. 6093. 30, Mobiliar Fr. 6316. 20, total Fr. 29,722) ,, 8,150. -- 3. B u r g d o r f (Kanton Bern). Formaldehydapparat mit Zubehör (Kosten Fr. 244. 20) ,, 122. 10 4. H e r i s a u (Kauton Appenzell A.-Rh.).

Absonderungshaus (Bauplatz Fr. 17,000, Bau Fr. 88,265.68, Mobilar Fr. 14,252.12, total Fr. 119,517. 80) ,, 18,000. -- Übertrag Fr. 26,338. 10

493

Übertrag Fr. 26,338. 10 5. K a n t o n A p p e n z e l l a. R h. Zwei Formaldehydapparate mit Zubehör (Kosten Fr. 273) ,, 136. 50 6. N e s s l a u (Kanton St. Gallen). Formaldehydapparat mit Zubehör (Kosten Fr. 145) . ri 72. 50 7. S i r h a c h (Kanton Thurgau). Formaldehydapparat mit Zubehör (Kosten Fr. 268. 50) > ,, 134. 25 8. A l t n a u (Kanton Thurgau). Formaldehydapparat mit Zubehör (Kosten Fr. 238) . ,, 119.-- Tolal Fr. 26,800. 35 Ausserdem wurden bei Anlass der Pockenepidemie im Kanton St. Gallen angeschafft: 9. K a n t o n St. G a l l e n , l Formaldehydapparat für das kantonale Absonderungshaus in St. Gallen (Fr. 185. 65).

10. R e b s t e i n , l Formaldehydapparat (Fr. 108.35).

11. St. G a l l e n S t a d t , l Formaldehydapparat ,,Berolina"1 (Fr. 85).

Die der Hälfte dieser Kosten entsprechenden Bundesbeiträge sind in den bereits oben erwähnten Vergütungen für die betreffenden Epidemieunkosten Inbegriffen.

Ferner wurden folgende Projekte gutgeheissen und an deren Ausführungskosten die angegebenen Beiträge zugesichert: Maximaler Bundesbeitrag.

1. A p p e n z e l l (Kanton Appenzell l.-Rh.).

Absonderungshaus mit Desinfektionsanlage (devisierte Kosten: Bau Fr. 37,400, Möblierung Fr. 4500, Desinfektionsapparat Fr. 3600, Montage Fr. 400, 2 Transportwagen Fr. 1540, Verschiedenes Fr. 100, total Fr. 47,700) . . . Fr. 12,630. -- 2. S a m a d e n (Kanton Graubünden). Absonderungshaus mit Desinfektionsanstalt (Kostenvoranschlag: Bau des Absonderungshauses Fr. 79,233.05, der Desinfektionsanstalt Fr. 14,594, Möblierung Fr. 12,138. 95, Desinfektionsapparat .mit Zubehör Fr. 5100, total Fr. 111,066) . . ,, 20,619. 50 Übertrag Fr, 33,249. 50

494

Übertrag Fr. 33,249. 50 3. Z u g , K a n t o n . Absonderungshaus mit Desinfektionsanlage (Kostenvoranschlag : Bau Fr. 59,682. 80, Bauplatz, Zufahrten, Kanalisation und Einfriedung Fr. 15,142.30, Möblierung Fr. 12,000, Desinfektionsapparat und Transportwagen Fr. 4700, total Fr. 92,525.10) . . ,, 18,550. -- 4. H e i d e n (Kanton Appenzell A.-Rh.)

Absonderungshaus (devisierte Kosten: Bau Fr. 70,834. 78, Umgebungsarbeiten Fr. 6,922. 90, Möblierung Fr. 8500, total Fr. 86,257. 68) . ,, 14,250. -- Total Fr. 66,049. 50 Verhandlungen wurden gepflogen, ohne im Berichtsjahre zum Abschluss zu gelangen, über die Erstellung von Absonderungshäusern oder Desinfektionsanstalten in Rheineck, Murten, Davos, Pruntrut, Trogen, Baden, Flims, Arosa, Meiringen, Biel, Stans und Sarnen.

g. Pasteursches Institut in Bern.

Im Berichtsjahre wurden 9 Personen der Schutzimpfung gegen Hundswut unterzogen.Sechs davon waren von Tieren gebissen, bei denen das Vorhandensein der Wutkrankheit im Institut experimentell festgestellt wurde, 3 von Tieren, bei denen bloss der Verdacht auf Wut bestand. Die behandelten Personen stammten aus den Kantonen: Freiburg (1), Solothurn (1), Tessin (4), Waadt (2), und Russland (l Studentin). Erkrankungs- und Todesfälle kamen nicht vor.

Zur Untersuchung auf Wut sind 12 wutverdächtige Hunde eingeliefert worden. Bei 8 ergab die Untersuchung ein positives, bei 4 ein negatives Resultat. Von diesen 12 Tieren stammten 7 aus dem Kanton Tessin und je l aus den Kantonen Bern, Luzern, Solothurn, Graubünden und Waadt.

Für weitere Details sei auf den Bericht des Instituts verwiesen, den wir zur Verfügung Ihrer Kommissionen halten.

2. Medizinalprüfuiigeu.

Im Personalbestand des leitenden Ausschusses der Medizinalprüfungen trat keine Änderung ein. In Genf hat an Stelle des

495 schon seit dem Herbst 1906 erkrankten Herrn Prof. J e n t z e r sein Suppléant Herr Dr. L a r d y die Funktionen des Ortspräsidenten versehen.

Im abgelaui'enen Jahr musste nur eine Sitzung abgehalten werden, welche am 1. Juni stattfand. Zahlreiche Geschäfte wurden auf dem Zirkulationswege erledigt.

Unter den erledigten Geschäften von allgemeinem Interesse seien hier bloss erwähnt: 1. Ein Bericht des leitenden Ausschusses an das Departement des Innern über die Ungleichheiten in den Prüfungsauslagen der verschiedenen Prüfungssitze. Derselbe gab Veranlassung zu dem Bundesratsbeschluss vom 22. Dezember 1906 betreffend Abänderung der Verordnung für die eidgenössischen Medizinalprüfungen (Erhöhung einzelner Prüfungsgebühren und einige weitere Bestimmungen).

2. Die Begutachtung einer Eingabe der schweizerischen Ärztekommission betreffend intensivere Prüfung der zukünftigen Ärzte in Arzneiverordnungslehre und Dispensierkunde.

Am 6. Juli endlich konnte die im letztjährigen Bericht in Aussicht gestellte V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d den M a t u r i tätsausweis für die Kandidaten der medizinischen B e r u f s a r t e n erlassen werden.

Mit dem 31. Dezember 1906 ist der Art. 88 der V e r o r d nung für die eidgenössischen Medizinalprüfungen, vom 11. Dezember 1899, wonach schweizerischen Ärzten, Zahnärzten, Tierärzten und Apothekern italienischer Zunge, welche an einer der vom Bundesrat bezeichneten italienischen Lehranstalt das Diplom zur unbedingten Ausübung der Praxis im ganzen Gebiete von Italien erworben haben, ein eidgenössisches Diplom erteilt werden konnte, ausser Kraft getreten. Im Laufe des Jahres wurde noch 7 Tessinern auf Grund dieser Bestimmung das eidgenössische Arztdiplom, einem das eidgenössische Zahnarztdiplom und einem das eidgenössische Apothekerdiplom verliehen.

Über die im Berichtsjahre abgehaltenen e i d g e n ö s s i s c h e n M a t u r i t ä t s - u n d M e d i z i n a l p r ü f u n g e n geben nachstehende Tabellen Auskunft:

496

Eidg. Maturitätsprüfungen 1906 für Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Tierärzte.

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Kandidaten.

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Basel 21.-- 24. März:

Einheimische Fremde . . .

18 18

14 15

3 2

1 1

Lausanne 21.-- 24. März:

Einheimische Fremde .

11 1

4 --

3 1

4

Bern 24.-- 26. Sept. :

Einheimische Fremde . . .

11 1.3

5 7

4 4

-- 2 2

Neuenburg 24.-- 27. Sept.:

Einheimische Fremde .

13 6

7 4

3 --

3 2

20

15

Total

91

56 61,5 %

2!)o% 16> %

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahre 1906.

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Bundesblatt

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Foglio federale

Jahr

1907

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

15

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

10.04.1907

Date Data Seite

425-496

Page Pagina Ref. No

10 022 358

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