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Schweizerisches Bundesblatt.

59. Jahrgang. I.

Nr. 7.

13. Februar 1907.

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Druck und Expedition der Buchdruckerei Stämpfli & de. in Bern.

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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Erwerbung eines Bauplatzes und die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Schwyz.

(Vom 5. Februar 1907.)

Tit.

Nachdem im Laufe der letzten Jahre auch von den kleinem Kantonshauptorten einer nach dem andern ein vom Bunde erstelltes Post-, Telegraphen- und Telephongebäude erhalten hat, war zu erwarten, dass die Behörden des Kantonshauptortes Schwyz ebenfalls mit dem Begehren um Errichtung eines solchen Gebäudes auf den Plan treten würden. Eine bezügliche Eingabe des Gemeinderates von Schwyz an den Bundesrat datiert vom 26. Februar 1903. Es wird in denselben eingangs darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahren in den meisten Kantonshauptorten und grössern Ortschaften unseres Landes neue Postgebäude entstanden seien, und es wird daran die Bemerkung geknüpft, dass es die Bevölkerung von Schwyz als eine Zurücksetzung empfinden müsste, wenn dem Hauptorte desjenigen Standes, welcher der Schweiz den Namen gegeben hat, dem Orte, in dem sich die Eidgenossen zur unvergesslichen Bundesfeier von 1891 zusammengefunden haben, eine ungünstigere Behandlung zu Teil würde. Zur Begründung des Gesuches wird sodann erwähnt, d ass die räumliche Trennung von Post und Telegraph, wie sie in Schwyz gegenwärtig besteht, dort wie überall vom Publikum als eine Unbequemlichkeit empfunden werde. Das Postbureau sei zudem seit langem räumlich ungenügend, weise schlechte Beleuchtungsverhältnisse auf und sei feucht und kalt, weil sich unmittelbar darunter ein Biskeller befinde. Bin Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. I.

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Gepäcklokal und ein Reisendenzimmer fehlten ganz. Endlich wird in der Eingabe auf die fortwährende Steigerung des Verkehrs des Post- und Telegraphenbureaus Schwyz hingewiesen.

Als Bauplatz für das Post-, Telegraphen- und Telephongebäude wurde vom Gemeinderat von Schwyz in Vorschlag gebracht ein den Herren von Keding gehörendes Grundstück an der Ecke Schmidgasse-Bahnhofstrasse in Schwyz.

Die hiervor erwähnten Mängel haften dem gegenwärtigen Postlokal in Schwyz wirklich an. Ein weiterer Übelstand besteht darin, dass die ankommenden und abgehenden Postsendungen alle durch den Schalterraum befördert werden müssen, was für das Publikum unbequem, für das Postpersonal umständlich ist. Richtig ist auch, dass der Verkehr des Post-, Telegraphen- und Telephonbureaus Schwyz fortwährend stark zunimmt. Die Verkehrszunahme ergibt sich aus folgenden Zahlen.

Es betrug beim Postbureau im Jahre: Die Zahl

1895

1900

1905

der Reisenden 8,343 7,898 5,183 der gewöhnlichen Korrespondenzen 343,590 411,684 520,907 der rekommandierten Korrespondenzen . . . .

5,278 8,516 20,991 der abonnierten Zeitungen . 580,444 759,246 969,701 der Paketpoststücke . . . 64,291 69,172 82,419 der Nachnahmen . . . . 10,305 17,344 24,156 der Postanweisungen . . . 20,017 26,704 34,024 der Einzugsmandate . . .

2,554 2,976 4,564 Der Ertrag aus dem Wertzeichenverkauf, welcher in der Regel der beste Gradmesser des Verkehrs eines Postbureaus ist, betrug im Jahre: 1895 Fr. 34,114 1900 ,, 43,243 1905 ,, 54,045 Der Ertrag hat somit, in den letzten zehn Jahren um zirka 58 °/o zugenommen.

Die Zahl der Reisenden ist zurückgegangen infolge der Eröffnung der elektrischen Strassenbahn Seewen-Schwyz. Bei den verschiedenen Kategorien von Postsendungen zeigt sich im gleichen Zeitraum überall eine starke Vermehruug. Die Zahl der rekommandierten Sendungen hat sich nahezu vervierfacht, und diejenige der Nachnahmen hat sich mehr als verdoppelt. Bei den gewöhnlichen Korrespondenzen beträgt die Steigerung rund 50 °/o, bei den abon-

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nierten Zeitungen rund 67 °/o, bei den Fahrpoststücken 28 °/o, bei den Postanweisungen 70% und bei den Einzugsmandaten 80%.

Beim Telegraphenbureau betrug im Jahre: 1895

Die Zahl der internen Telegramme 8145 Die Zahl der internationalen Telegramme 581 Die Zahl der amtlichen Telegramme 417 Total 9443

1900

1905

7309

6484

676 409 8394

1056 374 7914

Beim Telephonbureau betrug im Jahre: 1895

Die Zahl der Lokalgespräche 7,090 Die Zahl der interurbanen Gespräche (inklusive Transit) 16,499 Die Zahl der telephonisch Übermittelten Telegramme .

10 Die Zahl der Phonogramme .

6 Total 23.605

1900

1905

13,511

16,587

54,856

52,999

42 128 68,537

116 123 69.825

Das Telephonnetz Schwyz wurde im Jahre 1893 mit 15 Abonnenten und einer interurDänen Verbindung eröffnet. Gegenwärtig sind 62 Abonnenten und 7 interurbane Verbindungen an diese Zentralstation angeschlossen. Der Rückgang im Telegrammverkehr ist als eine Folge der raschen Entwicklung des Telephonverkehrs zu betrachten, eine Erscheinung, die fast überall zu Tage getreten ist.

Die rasche Entwicklang des Telephonverkehrs erhellt aus den vorstehenden Ziffern, die zuigen, dass s ch die Zahl der Telephongespräche innert der letzten zehn Jahre nahezu verdreifacht hat.

Da sich das Telephonbureau Schwyz infolge seiner günstigen geographischen Lage sehr gut für dio Überwachung und den Unterhalt einzelner, in unmittelbarer Nähe desselben gelegener Telephonnetze III. Klasse eignet, ist die Umwandlung dieses Bureaus in ein solches II. Klasse im Laufe der nächsten Jahre in Aussicht genommen. Die Diensträumlichkeiten müssen daher auf diesen Zeitpunkt entsprechend erweitert werden durch Zuweisung der nötigen Lokale für den Netzvorstand, für die Un erbringung des Apparatenund Linienmaterials, der Batterien u. s. w.

Für das gegenwärtige Telegraphen- und Telophonlokal wird ein jährlicher Mietzins von Fr. 450 bezahlt, für das Postlokal ein solcher von Fr. 1050.

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Das Postlokal ist, wie bereits weiter oben erwähnt, schon jetzt räumlich ungenügend. Wenn die Verkehrssteigerung anhält, was als sehr wahrscheinlich anzunehmen ist, so muss für mehr Platz gesorgt werden zur Abwicklung des Postdienstes. Ein vermehrtes Platzbedürfnis wird sich sodann geltend machen nach der Vollendung der Prageistrasse, deren Bau von den Kantonen Glarus und Schwyz grundsätzlich beschlossen ist. Unter anderm wird eine geräumige Remise zur Unterbringung der Postwagen erforderlich sein.

Da somit das Bedürfnis der Beschaffung neuer und grösserer Lokalitäten für das Post-, Telegraphen- und Telephonbureau Schwyz anerkannt werden muss und in Würdigung der vom Gemeinderat dieses Ortes in seiner Eingabe vorgebrachten Gründe, ist auf dessen Begehren um Errichtung eines Post- und Telegraphengebäudes eingetreten worden. Der Gemeiaderat wurde zunächst ersucht, die Eigentümer des von ihm namhaft gemachten Grundstückes zur Einreichung einer Verkaufsofferte nebst genauem Auszug aus dem Katasterplan zu veranlassen. Sodann wurde der Gemeindebehörde erklärt, dass sie sich zu verpflichten hätte, die finanziellen Folgen einer vorzeitigen Lösung der Mietverträge betreffend die gegenwärtigen Post- und Telegraphenlokule zu über nehmen für den Fall, dass das neue Postgebäude vor dem Ablauf dieser Verträge bezogen werden sollte. Die Postverwaltung ist au ihre Lokale vertraglich noch bis zum 1. Januar 1910 und die Telegraphen Verwaltung an die ihrigen noch bis zum 1. April 1911 gebunden. Die Gemeindebehörde hätte sich daher mit den Vermietern abzufinden, wenn die dermaligen Lokale vor den genannten Terminen verlassen würden. Eine diesbezügliche schriftliche Veipflichtung seitens des Gemeinderats befindet sich bei den Akten.

Die Unterhandlungen mit dem. Gemeinderat Schwyz als Vermitller für den Ankauf eines Bauplatzes haben sich sehr in die Länge gezogen. Als Ergebnis dieser Unterhandlungen liegen zwei unter Vorbehalt der Bewilligung des erforderlichen Kredites durch die Bundesversammlung abgeschlossene Kaufverträge vor, nämlich: l. Kaufvertrag mit der Gemeinde Schwyz, als Rechtsnachfolgerin des Herrn Rudolf von Reding-Biberegg, über: a. 456,6 m2 Gartenland an der Bahnhofstrasse zu Fr. 40 Fr. 18,264.-- b. Grund und Boden eines Anteiles an den zum Abbruch gelangenden Ökonomiegebäuden ob dem' Übertrag Fr. 18,264.--

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Übertrag Fr. 18,264.-- Schmiedgasshause,41,84 m* /.u Fr. 40 ,, 1,673.60 Fr. 19,937.60 2. Kaufvertrag mit den Herren Theodor von Reding-Biberegg, Georg von Rediog und Hans von Reding als Vertreter der Familie des Herrn Nazar von Reding über: a. Gartenland an der Balmhofstrasse, sowie Grund und Boden des abzutretenden Schmiedegebäudes, zusammen 538,i m 2 zu Fr. 40 Kr. 21,524.-- b. Entschädigung für das Schmiedegebäude . . . ,, 3,000. -- c. Entschädigung für das Verkaufsmagazin samt Wohnung und Wirtschaftslokal an der Schmiedgasse . . ., 10,000. -- d. Grund und Boden eines Anteiles an den zum Ab- bruche gelangenden Ökonomiegebäuden ob dem Schmiedgasshause,47,76 m 2 zu Fr. 40 o 1,910. -- Kosten der Vermarchung und Planaufnahme, zirka Notariatskosten, zirka ,, Zusammen

,, 36,434.,, 270. -- ,, 38.40 Fr. 56,680. --

Ausserdem liegt eine Erklärung des Gemeinderates betreffend die unentgeltliche Abtretung des zum Bau notwendigen Streifens von dem an -der Bahnhofstrasse befindlichen sogenannten Konsoriiumsplätzcheus bei.

Das Gebäude soll folgende Räume enthalten : Im Keller.

Heiz- und Kohlenraum für die Zentralheizung . . . .

Kabelkeller Waschküche 4 Keller für die Wohnungeu

54 m 2 14 ,, 14 ,, 70 ,,

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Im Erdgesctioss.

Schalterhalle Postlokal . · Postremise Postreisendenzimmer in der Remise Aborte und Treppe.

Hof

44 172 130 20

°

m" ., ,, ,,,

414 ,.

Im 1. Stock.

Telegraphenapparatensaal 39 m 2 Telegrammaufgabe 16 ,, Nachtdienstzimmer 16 ..

Batterieküche 11 ,, Wohnung eines Telegraphenbeamten bestehend aus 4 Zimmern und Dependenzen.

Aborte und Treppe.

Im 2. Stock.

Eine Mietwohnung von 7 Zimmern mit Dependenzen.

Im Dachstock.

Eine Hauswartwohnung von 3 Zimmern und Dependenzen.

l Diensteukamtner.

l feuersicherer Blitzplattenraum.

Estrich.

Derselbe wird nach dem später festzustellenden Bedürfnisse durch Verschlage in einzelne Abteilungen getrennt.

Im weitem ist in einem Untergeschoss der sudöstlichen Ecke des Posthofes eine Telephonremise von 20 m 3 angeordnet.

Die Postremise ist nach dem aufgestellten Programm, welches hierfür 150--200 m 2 verlangt, etwas zu klein. Dieselbe, kann aber nach erfolgtem Bau der Prageistrasse, welche die Unterbringung eines grössern Wagenparks erheischen wird, um zirka 60 m* in sudöstlicher Richtung vergrössert werden.

Für die Berechnung der Baukosten ergeben sich folgende Grundlagen :

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I. Hauptgebäude, inkl. Terrassierungs- und Umgebungsarbeiten, laut detaillierter Kostenberechnung Fr. 265,000 II. Postremise und Telegraphenremise, inkl. Umbau der zum Redingschen- Hause gehörenden Dependenzgebäude, ebenfalls laut detaillierter Berechnung ,, 40,000 III. Ankauf des Bauplatzes laut den vorliegenden Verträgen ,, 56,680 Zusammen oder rund

Fr. 361,680 ,, 362,000

Gestützt hierauf ersuchen wir Sie, den Neubau des Postgebäudes samt der Remise bewilligen und den hierfür erforderlichen Kredit im Gesamtbetrag von Fr. 862,000 erteilen zu wollen, indem Sie den nachfolgenden Entwurf eines Bundesbeschlusses gut heissen.

Genehmigen Sie, Tit., die erneute Versicherung unserer unveränderten Hochachtung.

B e r n , den 5. Februar

1907.

Im Namen des sehweiz. Bundesrates, Der Bundesprasident:

Müller.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Bingier.

448 (Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

Bewilligung des Kredites für die Erwerbung eines Bauplatzes und die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Schwyz.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 5. Februar 1907, beschliesst: Art. 1. Für die Erwerbung eines Bauplatzes und die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Schwyz wird ein Kredit von Fr. 362,000 bewilligt.

Art. 2. Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Art. 3. Der Bundesrat ist mit der Vollziehung desselben beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Erwerbung eines Bauplatzes und die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Schwyz.

(Vom 5. Februar 1907.)

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07

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13.02.1907

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441-448

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