Schweizerisches Bundesblatt.

# S T #

59. Jahrgang. I.

6. März 1907.

Nr. 10.

Jahresabonnement (portofrei in der ganzen Schweiz): 5 Franken.

Einrückungsgebühr per Zeile oder deren Baum 15 Kp -- Inserate franko an die Expedition.

Druck und Expédition der Buchdruckerei Stämpfli & Cie. in Bern.

Bericht des # S T #

Bundesrates an die Bundesversammlung über

seine Geschäftsführung ira Jahre

1906.

II, Departemente.

Justiz- und Polizeidepartement.

A. Gesetzgebung und Rechtspflege.

L Bandesgesetzgebung.

Der Entwurf des S c h w e i z e r i s c h e n Zivilgesetzbuches ist vom Nationalrat vollständig durch beraten worden, mit Einschluss der Einleitung und der im bundesrätlichen Entwurfe vom 3. März 1905 enthaltenen Anwendungs- und Einführungsbestim mungen.

Der Nationalrat beschloss, die Revision des Obligationenrechtes erst nach Annahme des Zivilgesetzbuches an die Hand zu nehmen; dagegen wurden die Abschnitte über Grundstückkauf und Schenkung vorweg beraten, um mit der Annahme des Zivilgesetzbuches dem Obligationenrechte eingefügt zu werden.

Der Ständerat ist in der Beratung des Zivilgesetzbuches bis zum 24. Titel über die Kochte an herrenlosen und an öffentlichen Sachen gelangt.

Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. I.

37

530

Über die H a f t p f l i c h t d e r A u t o m o b i l e ist ein Gesetzesvorentwurf auf Grundlage der Beratungen des Nationalrats ausgearbeitet worden ; wegen vielseitiger Inanspruchnahme für andere gesetzgeberische Arbeiten konnte das Departement den Entwurf im Berichtsjahre noch nicht dem Bundesrate vorlegen.

Die eidgenössischen Räte haben am 29. März und 7. Juni beschlossen, auf den Entwurf über die E r h ö h u n g d e r B e s o l d u n g e n der M i t g l i e d e r des B u n d e s g e r i c h t e s , den wir Ihnen am 19. Juni 1905 unterbreitet hatten, zurzeit nicht einzutreten.

Herr Professor Dr. F. Kleiner, jetzt in Tübingen, hat dem Departement im März den Vorentwurf eines Gesetzes über dieE r r i c h t u n g eines eidgenössischen V e r w a l t u n g s g e r i c h t e s nebst Erläuterungen eingereicht. Dieser Vorentwurf ist den verschiedenen Departementen und den interessierten Verwaltungsabteilungen mitgeteilt, worden. Die Frage bedarf noch weiterer Prüfung, bevor wir Ihnen definitive Anträge stellen können.

II. Internationales Recht.

Über verschiedene Ausführungsfragen, die in den H a a g er Ü b e r e i n k ü n f t e n vom 12. Juni 1902 betreffend die E h e s c h e i d u n g und die T r e n n u n g von Tisch und Bett, und die V o r m u n d s c h a f t ü b e r M i n d e r j ä h r i g e nicht geregelt sind, haben wir von den meisten anderen Vertragsstaaten Auskunft erhalten; wir haben die die schweizerischen Behörden interessierenden Vorschriften des ausländischen Rechtes so vollständig als möglich zusammengestellt und werden sie den Kantonen demnächst durch K r e i s s c h r e i b e n mitteilen.

Betreffend den Gerichtsstand für Ehescheidungsklagen von Schweizern im Ausland verweisen wir auf die Ziffer 26 im Abschnitt V, Zivilstand uud Ehe.

Mit Ö s t e r r e i c h - U n g a r n schweben seit mehreren Jahren Verhandlungen über den Abschluss eines Staatsvertrages betreffend die g e g e n s e i t i g e V o l l z i e h u n g von Zi v i l u r t e i l en. Die Verhandlungen sind im Berichtsjahre um einen Schritt weiter gediehen, indem uns die österreichisch-ungarische Regierung ihre Gegenvorschläge zu dem ausführlichen Vertragsentwurf hat zukommen lassen, den wir ihr im April 1903 unterbreitet hatten.

Der Vertrag mit dem Deutschen Reiche betreffend B e g l a u bigung gerichtlicher und anderer öffentlicher Urk u n d e n konnte im Berichtsjahre noch nicht unterzeichnet werden, da die Feststellung des endgültigen Textes noch einige Zeit erfor-

531

derte. Er ist aber am 14. Februar 1907 in Berlin unterzeichnet worden, und zwar unter Vorbehalt der Genehmigung durch die Bundesversammlung, Von b e s o n d e r e n F ä l l e n erwähnen wir folgende: Die Regierung des Kantons Bern hatte uns im Jahre 1905 mitgeteilt, dass die französischen Behörden den schweizerischen A n s t ö s s e r n d e s D o u b s v o n C l a i r b i e f bis B i a u f o n d , zwischen den Marchsteinen Nr. 605 und 606 das F i s c h e r e i r e c h t streitig machen, in Widerspruch mit dem Grenz vertrag zwischen dem Fürstbischof von Basel und dein König von Frankreich vom 11. Juli 1780. Dieser Vertrag bestimmt, dass das ganze Bett des Doubsflusses auf fraglicher Strecke zu Frankreich gehört, behält aber u. a. die Fischereirechte, der Bewohner des rechten (schweizerischen) Ufers vor. Die französischen Behörden gingen von der Auffassung aus, es stehe dem Kanton Bern nicht zu, auf ein unter französischer Souveränität stehendes Gewässer das Fischereirecht zu verleihen. Dem schweizerischen Fischereikommissär für den Doubs gelang es indessen, die Auffassung zur Geltnng zu bringen, dass diese Fischereirechte nicht durch den Kanton, kraft seines Fischereiregals, verliehen werden, sondern von der Gebietshoheit unabhängige Privatrechte seien. Hiernach wurden die Fischereirechte der schweizerischen Uferbewolmer anerkannt, unter der nicht zu beanstandenden Bedingung, dass sie die französischen Vorschriften über die Ausübung der Fischerei befolgen.

Das Justizdepartement des Kantons St. Gallen fragte uns an, ob das Bezirksamt Tablât durch Art. 7 der H a a g e r Ü b e r e i n k u n f t b e t r e f f e n d Zi v i 1p r o z e s s r e c h t , vom 14. November 1896, verpflichtet sei, auf das Gesuch des Landsgerichts Heilbronn, e i n e n Z e u g e n über eine Frage e i n z u v e r n e h m e n , über welche nach dem st. gallischen Zivilprozesspflegegesetz die Zeugeneinvernahme unzulässig ist, weil der Zeuge zum Geständnisse eigener Strafbarkeit über ausserehelichen Geschlechtsverkehr hätte aussagen müssen.

Unser Departement anwortete darauf, Art. 7, Abs. 2, der Übereinkunft gestatte dem ersuchten Staate die Erledigung des Ersuchens um Zeugeneinvernahme nur dann abzulehnen, wenn sie nach seiner Auffassung geeignet erscheine, seine Hoheitsrechte zu verletzen oder seine Sicherheit zu gefährden. Auch
die Ausnahme der Ziffer 2 von Art. 7, dass nämlich die Erledigung des Ersuchens nicht in den Bereich der Gerichtsgewalt falle, suheine hier nicht vorzuliegen.

Die Übereinkunft gelte aber nicht für die Zeugnispflicht des Einzuvernehmenden; dieser könne daher die Aussage verweigern, wenn es ihm das Gesetz des ersuchten Staates erlaube.

532

Eine von den meisten Kantonen beschickte Konferenz der Polizeidirektoren hatte im Oktober in Luzern eine Anzahl gemeinsamer Grundsätze über das Hausierwesen aufgestellt, u. a.

den, dass H a u s i e r p a t e n t e nur solchen A u s l ä n d e r n erteilt werden sollen, deren Heimatstaat der Schweiz nachweisbar Gegenrecht hält. Einige Kantone beschlossen darauf, I t a l i e n e r n für das Jahr 1907 keine Hausierpatente mehr zu erteilen, da kein Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Italien das Gegenrecht garantiere. Diese Kantone waren der Ansicht, die Schweiz habe durch den Handelsvertrag zwischen der Schweiz und Italien, vom 22. November 1V04, freie Hand erlangt in der Zulassung von Italienern zum Hausierhandel. Auf die Reklamation der italienischen Gesandtschaft hin, überzeugten wir uns indessen, dass der Handelsvertrag am früheren Zustand nichts geändert hat, und dass deshalb der im Niederlassungsvertrag vom 22. Juli 1868 enthaltene Grundsatz der Gleichberechtigung der in der Schweiz niedergelassenen Italiener mit den Schvveizerbürgern in Ausübung von Handel und Gewerbe weiter gelte. Wir luden darauf die Kantone mit Kreisschreiben vom 22. Dezember ein, bis auf weiteres bei der früheren Praxis zu verbleiben.

Durch Vermittlung des Justiz- und Polizeidepartements unterhalten wir mit Frankreich seit 1876 und mit Deutschland seit 1885 einen periodischen Austausch meist gesetzgeberischer Publikationen. Gegen die Gesetze des Bundes und der Kantone, die Entscheide des Bundesgerichtes und, für Frankreich, verschiedene andere in Jahresbändeu vereinigte Veröffentlichungen, erhalten wir a. von Frankreich: Das Bulletin des Lois und verschiedene andere französische Publikationen, z. B. die französische Übersetzung ausländischer gesetzgeberischer Erlasse; die Übersetzung besorgt das zum französischen Justizministerium gehörende comité de législation étrangère^; b. von Deutschland : Das Reichsgesetzblatt und die preussische Gesetzessammlung.

Die französischen und deutschen Gesetze erhalten wir in 27 Exemplaren, von denen eines der eidg. Zentralbibliothek, eines dem Bundesgerichte und die übrigen den Kantonen abgegeben werden.

IIT. Gewährleistung ron Kantonsverfassungen.

Den Partialrevisionen der Verfassungen der Kantone: 1. B e r n -- betreffend die Wahl des Regierungsrates durch das Volk.

533 2. G l a r u s -- betreffend die Übertragung der Oberaufsicht, über das Betreibungs- und Konkurswesen vom Regierungsrat auf das Zivilgericht.

3. N e u e n b u r g -- betreffend die Wahl des Regierungsrates durch das Volk und die Abänderung des Verfahrens bei Verfassuogsrevisionen wurde die eidgenössische Gewährleistung erteilt. (Siehe die Bundesbeschlüsse vom 30. März, 21. Juni und 21. Dezember 1906.

A. S. XXLI, 163, 331 und 808.)

Nur teilweise entsprochen wurde dagegen einem bezüglichen Gesuche des Kantons 4. U n t e r w a i d e n ob dem W a l d . Hier wurde die eidgenössische Garantie nur der Abänderung der Art. 25 und 32 (Festsetzung des Salzpreises durch die Landsgemeinde statt durch den Kantonsrat) erteilt, dagegen der Abänderung des Art. 30 und der Einfügung eines neuen Art. 77 (Modifikation des Referendums) verweigert, weil die daherigen Bestimmungen als in Widerspruch mit Art. 6, lit. o, der Bundesverfassung stehend erachtet wurden.

IV. Genehmigung von kantonalen Einführungsgesetzen zum Bundesgesetz über Schnldbetreibung und Konkurs.

K a n t o n Glarus. Am 6. Mai 1906 nahm die Landsgemeinde eine Revision des Einführungsgesetzes vom 11. April 1884 an, durch welche die §§ 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 26, 59 und 63 dieses Gesetzes abgeändert und entsprechende Übergangsbestimmungen aufgestellt wurden. Die Änderung bestand in der Hauptsache darin, dass die im Schuldbetreibungs- und Konkurswesen bisanhin den administrativen Behörden, nämlich der Direktion des Innern und dem Regierungsrat, zustehenden Kompetenzen auf deu Zivilgerichtspräsidenten und das Zivilgericht übertragen wurden. Wir genehmigten das revidierte Einführungsgesetz durch Beschluss vom 11. Juni 1906.

Y. Zirilstand und Ehe.

1. E i d g e n ö s s i s c h e I n s p e k t i o n e n wurden im Berichtsjahre zwei vorgenommen, je eine in den Kantonen Wa a d t und G e n f .

Sie bezogen sich in erster Linie auf den Bestand, die Erhaltung und die Aufbewahrung der Originalregisterdoppel und daneben auf die Revision einiger Zivilstandsämter.

534

In beiden Kantonen gaben weder der Bestand noch die Erhaltung der Registerdoppel Anlass zu Bemerkungen. Hingegen musste die Art der Aufbewahrung der Register sowohl in Lausanne als in Genf beanstandet werden. In Lausanne sind die Register zum Teil (die Geburtsregister A) im Schlosse, zum Teil aber in einem abgesonderten Räume der Kathedrale untergebracht. Dieser letzte Aufbewahrungsort ist unzweckmässig ; der Staatsrat des Kantons Waadt hat sich bereit erklärt; die Frage einer bessern Verwahrung dieser Zivilstandsregister und Belege prüfen zu lassen.

In Genf sind die sämtlichen Zivilstandsregisterdoppel und die seit zirka 1800 angesammelten Eheakten im zweiten Stockwerke eines Privathauses untergebracht. Auch dieser Ort eignet sich nicht zur Aufbewahrung von Zivilstandsakten, da das gleiche Gebäude ausser einigen Haushaltungen noch einen industriellen Betrieb beherbergt und sich in seiner nächsten Umgebung Stallungen befinden. Wir haben daher auch den Staatsrat des Kantons Genf ersucht, die Frage zu prüfen, ob dieses Archiv nicht, wie früher, in einem unter behördlicher Aufsicht stehenden Amtsgebäude untergebracht werden könne. Die Antwort steht bis jetzt noch aus.

Die Besuche auf einzelnen Zivilstandsämtern lassen den Schluss zu, dass in beiden Kantonen, Waadt und Genf, die Führung der Zivilstandsregister im allgemeinen als eine gute bezeichnet werden kann.

2. Die nach Art. 12 des Zivilstandsgesetzes von den Kantonen alljährlich zu erstattenden Belichte über die F ü h r u n g der Z i v i l s t a n d s ä m t e r sind für das Jahr 1905 vollzählig eingelangt.

Im allgemeinen konstatieren sie normale Verhältnisse auf den Zivilstandsämtern. Verstösse gegen die auf dem Gebiete des Zivilstandswesens bestehenden Gesetze und Vorschriften kommen allerdings öfters vor ; Zweck der jährlichen kantonalen Inspektionen ist es jedoch, die Unregelmässigkeiten in der Amts- und Registerführung aufzudecken und auf deren Berichtigung und künftige Vermeidung hinzuarbeiten.

Die Berichte ergaben, dass die Inspektoren ihre Aufgabe in den meisten Kantonen richtig aufgefasst haben. Auch die uns mitgeteilten Entscheidungen kantonaler Aufsichtsbehörden über die ihnen unterbreiteten Streitfragen geben uns zu keinen Bemerkungen Anlass.

535

Ein Übelstand, der von einer Reihe von Inspektionsberichten gerügt und auf dessen Abstellung nicht genug gedrungen werden kann, ist die Gewohnheit vieler Zivilstandsbeamter, die Register von den Anzeigern bianco unterzeichnen zu lassen und den Eintrag selbst auf gelegenere Zeit zu verschieben. Eine solche Praxis ist geeignet,, die Beweiskraft des Registers zu zerstören.

3. Die N a c h t r ä g e zum H a n d b u c h e für die schweizerischen Zivilstandsbeamten sind im Drucke.

Die ·deutsche Ausgabe wird noch im Laufe des Februars 1907 an die Kantone abgegeben werden können. Die französische ist in "o^Vorbereitung.

4. Veränderungen in der V e r t e i l u n g der Z i v i l s t a n d s k r e i s e sind uns im Berichtsjahre folgende zur Kenntnis gebracht worden : a. im Kanton G r a u b ü n d e n : der bisherige Kreis Leggia-Verdabbio wurde in die zwei Kreise L e g g i a und V e r d a b b i o zerlegt ; b. im Kanton T e s s i n : infolge Verschmelzung der Gemeinden Pambio und Novanco wurde aus den zwei bisherigen, gleichlautenden Zivilstandskreisen ein einziger gebildet unter der Benennung P a m b i o - N o v a n c o .

5. Dem secrétaire de la mairie von V e r n i e r wurde -die E r m ä c h t i g u n g erteilt, gemäss Art. 2, Alinea 4, des genferischen Zivilstandsgesetzes vom 20. März 1880 die A u s züge aus den Registern des Zivilstandsk r e i s e s V e r n i e r z u u n t e r z e i c h n e n , unter d e m ausdrücklichen Vorbehalte jedoch, dass der Zivilstandsbeamte des Kreises für alle zivilstandsamtlichen Handlungen des Sekretärs verantwortlich bleibt.

6. Es wurden folgende K r e i s s c h r e i b e n an die Regierungen der Kantone erlassen : a. betreffend ausländische Behörden, welche zuständig sind, das in Art. 4 der Haager Übereinkunft über Eheschliessung vorgesehene Zeugnis auszustellen (Bundesbl. 1906, I, 135); b. betreffend Mitteilung der Legitimation vorehelicher Kinder nach dem Auslande (Bundesbl. 1906, V, 705).

536

7. Durch das Zivilstandssekretariat gelangten im Berichtsjahre zum regelmässigen A u s t a u s c h : 1906

(1905>

a. von den Kantonen eingelieferte und für das Ausland bestimmte Z i v i l standsakten 24,937 (20,118) &. vom Auslande eingegangene und für die schweizerischen Heimatbehörden bestimmte Akten

1,759

( 1,298),

Total

26,696

(21,416)

Von diesen wurden 72 aus dem Auslande (4,09 %) und 54 aus der Schweiz (0,2i %) herrührende Akten, im ganzen 126 beanstandet ; dazu kamen unerledigte vom Vorjahre . . 41 Zusammen 167 Von diesen wurden im Berichtsjahre erledigt . . 125 so dass am 1. Januar 1907 noch hängig waren . . .

42

Zur Vormerkung in fremde Register wurden 46 Akten dem Auslande übermittelt, meistens Ehescheidungsurteile, während 33 fremde Urkunden : Ehescheidungsurteile (17), Legitimationen (11), Anerkennungen (3), Namenserteilung (1) und Ehevalidierung (1), durch Vermittlung des Departementes zur Vormerkung am Rande schweizerischer Register gelangten.

113 Gesuchen des Auslandes um Beschaffung von Zivilstandsakten wurde stattgegeben, während von den Kantonen nur in 13 Fällen Zivilstandsakten vom Auslande requiriert wurden.

Nach Anleitung des Kreisschreibens betreffend Mitteilung der Legitimation vorehelicher Kinder wurden zur Vormerkung in die heimatlichen (meistens deutsche) Register ins Ausland übermittelt 178 Legitimationen, die in der Schweiz verurkundet worden waren.

8. Unter den aus A r g e n t i n i e n zur Eintragung in schweizerische Zivilstandsregister empfangenen Zivilstandsakten befand sich auch ein kirchlicher Taufschein eines nach 1884 in Santa Fé gebornen schweizerischen Kindes. Da nach unsern Informationen die bürgerliche Zivilstandsregisterführung

537

schon seit 1884 in Argentinien eingeführt sein sollte, so trugen wir Bedenken, den eingesandten Taufschein als genügenden Nachweis für die nach 1884 erfolgte Geburt des Kindes anzunehmen.

Die schweizerische Gesandtschaft in Buenos-Ayres teilte uns daraufhin mit, dass allerdings das argentinische Z i v i l s t a n d s g e s e t z von 1884 datiere, in diesem Jahre aber nur für die Hauptstadt und die noch nicht staatlich organisierten Nationalterritorien in Kraft getreten sei. Die übrigen selbständigen Staaten der Republik hätten das Gesetz für ihr Gebiet erst später, so z. B. Santa Fé, erst im Jahre 1899 promulgiert.

Im Jahre 1889 aber sei ein Z i v i l e h e g e s e t z für sämtliche Staaten der argentinischen Republik in Kraft getreten.

Es gebe daher überall in Argentinien Eheregister seit 1889, während Geburts- und Totenregister nur von denjenigen Zeitpunkten an in den einzelnen Staaten vorhanden sind, in welchen diese das Zivilstandsgesetz von 1884 promulgiert haben.

9. Wir beauftragten die schweizerische Gesandtschaft in London und durch sie auch das Konsulat in Liverpool, in Zukunft d e n B e g l a u b i g u n g e n b r i t i s c h e r Z i v i l s t a n d s a k t e n gemäss Art. 38 des Konsularreglementes die Bescheinigung beizufügen, dass die Amtsstelle, welche den Akt ausgestellt, auch zu dessen Ausstellung zuständig gewesen sei.

Dadurch werden die schweizerischen Aufsichtsbehörden der Schwierigkeit enthoben, die Kompetenz der britischen Amtsstellen zu prüfen. Die Bescheinigung der Zuständigkeit gewährleistet natürlich in k e i n e r W e i s e die materielle Gültigkeit des durch den Akt dokumentierten Rechtsgeschäftes.

10. Um den Schwierigkeiten zu begegnen, welche die Beschaffung v o n Ü b e r s e t z u n g e n f r e m d s p r a c h l i c h e r Z i v i l s t a n d s a k t e n verursacht, namentlich, wenn keine vermöglichen Interessenten vorhanden sind, haben wir in verschiedenen Spezialfällen Konsulaten geraten, die hauptsächlichsten Angaben des Aktes in den Text der Beglaubigung aufzunehmen, so dass der schweizerische Zivilstandsbeamte die für die Eintragung in seine Register nötigen Angaben dieser entnehmen kann.

11. Für die B e g l a u b i g u n g der U n t e r s c h r i f ten der Z i v i l s t a n d s ä m t e r durch die Staatskanzlei

538

auf Akten, die amtlich nach dem Auslande übermittelt werden sollten, erhob ein Kanton eine G e b ü h r von fünfzig Rappen von der Person, welche den Eintrag in das Geburts-, Eheoder Todesregister veranlasste. Da die Übermittlung von Zivilstandsakten an das Ausland von Amtes wegen erfolgt und das Zivilstandsgesetz von dem Grundsatze! ausgeht, dass für Handlungen der Behörden, die von Amtes oder Gesetzes wegen erfolgen, keine Gebühren bezogen werden dürfen, so hat der betreffende Kanton auf unser Ersuchen den Bezug der beanstandeten Legalisationsgebühren wieder eingestellt.

12. Eine von den Behörden des Kantons Waadt verfügte Berichtigung von Zivilstandsregistern auf d e m V e r w a l t u n g s w e g e wurde auf Rekurs hin durch Bundesratsentscheid vom 20. Februar 1906 aufgehoben. Der Entscheid ist in extenso publiziert im Bundesblatt 1906, I, 371.

13. Auf Grund des Art. 13 des Zivilstandsgesetzes wurde dem schweizerischen Generalkonsulate in P a t r a s die Ermächtigung zur Trauung eines dort ansässigen Schweizerbürgers mit einer Engländerin erteilt.

14. Nach Errichtung einer schweizerischen G e s a n d t s c h a f t in T o k i o (Japan) und der Aufhebung des schweizerischen Generalkonsulates in Yokohama wurde die dem bisherigen Generalkonsul in letzterer Stadt, in Anwendung des Art. 13 des Zivilstandsgesetzes, erteilte E r m ä c h t i g u n g z u r Ausübung z i v i l s t a n d s a m t l i c h e r F u n k t i o n e n über Schweizer auf den schweizerischen Gesandten in Tokio übertragen.

Zur S t e l l v e r t r e t u n g in dessen zivilstandsamtlichen Funktionen wurde im fernem der jeweilige S e k r e t ä r der G e s a n d t s c h a f t in Tokio ermächtigt.

15- Über d i e A n e r k e n n u n g v o n k o n s u l a r i s c h e n E h e n in S p a n i e n (vgl. den letztjährigen Geschäftsbericht, Justiz- und Polizeidepartement, V. Zivilstand und Ehe, Nr. 17) erhielt das schweizerische Generalkonsulat in Madrid von der spanischen Regierung folgende Auskunft : ,,Die spanische Gesetzgebung betrachtet als gültig . jede Ehe zwischen Fremden, welche nach den Gesetzen ihrer Hei-

539

mat vor den diplomatischen oder konsularischen Vertretern ihres Landes abgeschlossen worden ist."

,,Was die spanische Gesetzgebung aber nicht zulassen kann, ist der Versuch eines spanischen Untertanen, die Gesetze seines Landes zu umgehen, indem er sich in Spanien vor einer fremden Behörde mit einer nicht spanischen Person einzig nach den Vorschriften der Heimatgesetzgebung dieser letztern trauen lässt."

16- Mit bezug auf Art. 299 des französischen Zivilgesetzbuches und die Bestimmungen des Gesetzes vom 6. Februar 1893, dass infolge der Scheidung ,,jeder Ehegatte seinen Namen wieder annehme" (par l'effet du divorce chacun des deux époux reprend son nom), stellte eine in zweiter Ehe geschiedene Französin, Frau A., verwitwete B., geborne G., den Antrag, es möchte am Rande des sie betreffenden Eheeintrages vorgemerkt werden, dass sie ihren ,,frühern Namen B.a (den Namen ihres verstorbenen Ehemannes) wieder annehme. Die Frage der kantonalen Aufsichtsbehörde, ob sie diesem Gesuche stattgeben könne, wurde vom Departement verneint, weil in der französischen Doktrin und Judikatur die Frage noch nicht abgeklärt sei, ob die Ehefrau, selbst während der Ehe, auf den Namen des Ehemannes überhaupt einen rechtlichen Anspruch habe, und übrigens das Zivilstandsgesetz keine Bestimmung enthalte, welche eine derartige Vormerkung im Eheregister vorsähe.

17. Ein Deutscher, welcher eine Schweizerin geheiratet hatte, liess dem das schweizerische Bürgerrecht besitzenden ausserehelichen Sohne der letztern, gemäss § 1706 D. B. G. B., seinen F a m i l i e n n a m e n e r t e i l e n und beantragte beim Zivilstandsbeamten des schweizerischen Geburtsortes des Kindes die Vormerkung der Namensänderung im Geburtsregister.

Mit Einwilligung der kantonalen Aufsichtsbehörde nahm der Zivilstandsbeamte die Vormerkung vor und teilte sie dem Zivilstandsbeamten der in einem ändern Kantone liegenden Heimatgemeinde des Knaben mit, es ihm anheimstellend, die Randbemerkung in seinem B-Register ebenfalls anzubringen oder nicht. Die Aufsichtsbehörde des letztern Kantons unterbreitete uns nun den Fall mit der Frage, ob sie gezwungen sei, die Verfügung des ausländischen Amtsgerichtes anzuerkennen.

540

In Erwägung, dass das Recht auf einen bestimmten Namen sich nach der Gesetzgebung der Heimat des Trägers beurteilt, und dass nach dem heimatlichen Rechte das uneheliche Blind den Familiennamen der Mutter trägt, haben wir die Aufsichtsbehörde des Kantons, in welchem die Geburt und die Namensänderung des in Frage stehenden Kindes verurkundet worden war, veranlagst, die Namensänderung wieder löschen zu lassen und Auszüge, welche etwa auf den neuen Namen ausgestellt worden sein sollten, zurückzufordern.

Eine andere, ebenfalls von einem deutschen Amtsgerichte genehmigte Erteilung des Namens eines Deutschen an das schweizerische aussereheliche Kind seiner Ehefrau wurde hingegen zur Vormerkung zugelassen, nachdem die Regierung des Heimatkantones des Kindes die Namensänderung gutgeheissen hatte.

18. Der T o d e i n e r auf e i n e m See v e r s c h w u n d e n e n P e r s o n wurde in den A-Registern zweier Zivilstandskreise verurkundet, einmal in X., in dessen Kreise der Unglücksfall wahrscheinlich stattgefunden, und dann in Y., wo die Leiche gelandet worden war, letzteres gestützt auf eine ältere Verfügung der kantonalen Aufsichtsbehörde.

Wir veranlassten die Löschung des entgegen allen gesetzlichen Vorschriften und den Weisungen des Handbuches erfolgten Eintrages in X. Der Eintrag im Register von Y. dagegen konnte bestehen bleiben, weil die Erhebungen ergaben, dass der Teil des nicht eingemeindeten Sees, wo die Leiche gefunden und dem Wasser enthoben worden war, ebensogut zum Zivilstandskreise Y., als zu dem benachbarten X. gerechnet werden konnte.

Die kantonale Aufsichtsbehörde wurde eingeladen, ihre Verfügung über die Verurkundung des Todes im See ertrunkener Personen aufzuheben, soweit sie über die Vorschrift der Nr. 93 des Handbuches hinausgeht. Eine Ausnahme von der Regel, dass der Tod einer Person in dem Kreise verurkundet wird, wo er eingetreten oder wo die Leiche aufgefunden worden ist, rechtfertigt sich nur dann, wenn der Tod während der Fahrt auf der Eisenbahn, Dampfschiff u. s. w. eingetreten ist. Vgl. Handbuch, Nr. 94, 104 und 16, Anm. 1.

19. Fälle von U m g e h u n g der von schweizerischen Gerichten auferlegten W a r t e f r i s t durch Verehelichung im

541

Auslande sind auch dieses Jahr wieder mehrfach vorgekommen.

Die Eintragung solcher Ehen in die schweizerischen Zivilstandsregister kann, sobald die Ehen nach dem Gesetze des Eheabschlussortes gültig eingegangen und die Ausweise darüber formell nicht zu beanstanden sind, um so weniger abgelehnt werden, als die Umgehung der Wartefrist auch nach schweizerischem Rechte keinen Ehenichtigkeitsgrund bildet.

20. Eine Ausländerin, welche von ihrer heimatlichen Behörde D i s p e n s v o n d e r l O m o n a t l i c h e n (deutschen) W a r t e f r i s t erlangt hatte, wollte sich daraufhin kurz nach der Scheidung in der Schweiz verheiraten. Auf Anfrage erklärte jedoch das Departement, die Eingehung einer Ehe in der Schweiz ohne Beobachtung der im schweizerischen Gesetze aufgestellten Wartefrist würde gegen öffentliches Recht der Schweiz verstossen, und dieses Recht sei durch die Haager Übereinkunft nicht abgeändert, da sie in Art. 2 für solche Fälle die Bestimmungen des heimatlichen Rechtes vorbehalte.

21. Art. 42 und 124 des genferischen Zivilstandsgesetzes vom 20. März 1880 bestimmen, dass die W a r t e f r i s t der W i t w e n u n d g e s c h i e d e n e n F r a u e n sich v o m Zeitpunkte der Eintragung des Scheidungsurteiles in die Zivilstandsregister berechnen soll. Bei Anlass eines Spezialfalles haben wir die Aufsichtsbehörden des Kantons Genf darauf aufmerksam gemacht, dass eine solche Bestimmung nicht im Einklänge mit dem Bundesgesetze vom 24. Dezember 1874 steht, wonach die SOOtägige Frist sich vielmehr von dem T a g e an b e r e c h n e t , a n w e l c h e m d a s S c h e i d u n g s urteil rechtskräftig und vollziehbar gew o r d e n ist.

22. In Grossbritannien ist mit Ende des Berichtsjahres ein Gesetz über E h e s c h l i e s s u n g v o n b r i t i s c h e n S t a a t s a n g e h ö r i g e n m i t A u s l ä n d e r n (The Marriage with Foreigners Act, 1906) in Kraft getreten, infolgedessen nun der britische Bräutigam im Falle ist, ein Z e u g n i s beizubringen, d a s s n a c h s e i n e n h e i m a t l i c h e n Gesetzen dem Abschlüsse seiner beabsichtigten Ehe nichts entgegensteht.

Dieses Zeugnis wird ausgestellt vom britischen Zivilstandsbeamten (Registrar General, Superintendent of Marriages), wenn

542

der Bräutigam Wohnsitz in Grossbritannien hat. Ist dies nicht der Fall, vom zuständigen ^narriage officer" (meistens dem britischen Konsul des Wohnsitzes des Bräutigams).

23. Die schon unter Nr. 8, Zivilstand und Ehe, des Geschäftsberichtes pro 1903 erwähnte Frage, w a n n d e r E h e a b s c h l u s s p e r f e k t g e w o r d e n s e i , hatten w i r i n einem Rekursfalle zu entscheiden. Wir taten es, wie seinerzeit das Justiz- und Polizeidepartement, in dem Sinne, dass die Ehe abgeschlossen sei, sobald der Zivilstandsbeamte vorschriftsgemäss die gegenseitige Einwilligung der Brautleute, sich zu verehelichen, festgestellt hat.

Der Rekursentscheid ist in extenso publiziert im Bundesblatt 1906, IV, 560.

24. Aul eine private Anfrage hin hat uns das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten und der Kulte des Fürstentums B u l g a r i e n folgenden Bescheid über die Erfordernisse einer g ü l t i g e n Ehe zwischen einem B u l g a r e n und einer A u s l ä n d e r i n zukommen lassen : 1. Gemäss den (in Bulgarien) in Kraft befindlichen Gesetzen und Reglementen muss die Ehe, welche ein Bulgare orthodoxer Religion mit einer einem ändern Bekenntnisse angehörigen Fremden im Auslande eingehen will, von einem orthodoxen Priester, gleichgültig welcher Nationalität, eingesegnet werden. Es steht im übrigen nichts entgegen, dass die Ehe auch nach dem Ritus der Religionsgemeinschaft der Braut eingesegnet werde.

2. Falls die Braut vor dem Eheabschlusse nicht die orthodoxe Religion angenommen hat, ist sie gehalten, eine schriftliche, gehörig beglaubigte Erklärung abzugeben, dass die aus der Ehe entstammenden Kinder nach dem Ritus und im Geiste der orthodoxen Religion getauft und erzogen werden sollen.

25. In einem in Deutschland hängigen E h es ch e i d u n g s p r o zess wurden wir von der deutschen Gesandtschaft angefragt, ob Schweizer, die keinen Wohnsitz in der Schweiz haben, an ihrem Wohnsitz im Ausland die Ehescheidung begehren können, wie es Art. 5, Ziff. 2, der Haager Übereinkunft betreffend Ehescheidung vorsieht: nachdem wir das Gutachten des Bundesürerichtes eingeholt hatten, antworteten wir, das schweizerische Zivilstandsgesetz, Art. 43, Abs. 2, erkläre die Gerichte des Heimatstaates nicht als ausschliesslich zuständig.

'

w

O

543

26. Über die A n e r k e n n u n g e i n e s S c h e i d u n g s u r t e i l e s , das von einem schweizerischen Gerichte ü b e r in der Schweiz wohnhafte t ü r k i s c h e U n t e r t a n e n i s r a e l i t i s c h e r K o n f e s s i o n erlassen wurde, äusserte sich das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten der Pforte dahin, dass für Ehen und Scheidungen nicht mohammedanischer Staatsangehöriger in der Türkei ihre Religionsgesetze massgebend seien. Entscheidungen über Ehe und Scheidung seien daher nur dann rechtsgültig, wenn die Vorschriften der israelitischen Religion genau beobachtet worden seien.

Diese etwas unklare Fassung, sagt die deutsche Botschaft in Konstantinopel, welche uns die Auskunft verschaffte, werde wohl so zu verstehen sein, dass Urteile fremder Zivilgerichte die Ehe türkischer Staatsangehöriger mosaischer Konfession aufzulösen nicht im stände sind.

Israelitische Türken können demnach den nach Art. 56 des Zivilstandsgesetzes erforderlichen Nachweis der Anerkennung des schweizerischen Scheidungsurteiles durch die heimatlichen Behörden nicht erbringen.

27. Werden F r a n z o s e n in der Schweiz geschieden, so kann das Scheidungsurteil nur dann in den französischen Zivilstandsregistern vorgemerkt werden, wenn die Ehe schon daselbst vorgemerkt war.

Es ist daher in der Commission rogatoire, mit welcher die Vormerkung des schweizerischen Ehescheidungsurteiles in die französischen Zivilstandsregister verlangt wird, anzugeben, unter welchem Datum und in welchem französischen Zivilstandsregister der Eheabschluss eingetragen sich befindet. Ohne diese Angaben kann die Vormerkung des Urteiles nicht erwirkt werden.

28. H e i m a t l o s e n f ä l l e .

Durch Bundesratsbeschluss vom 13. März 1906 wurde Dimitri O s t r o g r a d s k i als Heimatloser dem Kanton Waadt zur Einbürgerung zugewiesen. Dieser verschaffte ihm das Bürgerrecht der Gemeinde Chardonnay s/Morges. An die Einkaufssumme hatte der Kanton Genf die Hälfte zu entrichten, weil die beim Vollzuge der Trauung in Genf begangenen, Fehler die Mitursachen des Heimatlosenfalles geworden waren.

Dagegen wurden drei Gesuche um Einbürgerung auf Grund des Bundesgesetzes betreffend die Heimatlosigkeit, vom 3. Dezember 1850, abgewiesen.

544

Der im letztjährigen Geschäftsberichte erwähnte, dem Kanton Wallis zur Einbürgerung zugesprochene Joseph Pierre L ü t o l f wurde durch die Regierung des genannten Kantons der Gemeinde Turtmann zugewiesen. Die Erteilung von Ausweispapieren an den neu Eingeteilten verzögerte sich jedoch in einer Weise, dass die. Regierung sich gezwungen sah, einen besondern Kommissär nach Turtmann zu delegieren.

Die Regierung des Kantons Bern gab uns Kenntnis ihres Beschlusses vom 2. Juli 1906, wonach der Heimatlose R. Oppi i g e r in der Gemeinde Röthenbach im Emmental eingebürgert worden sei.

Zur Beantwortung der Frage der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t zweier e h e l i c h e r K i n d e r e i n e s i n F r a n k r e i c h v e r s t o r b e n e n G r a u b ü n d n e r s , deren Mutter eine in Frankreich geborene Französin ist, erklärten wir uns unzuständig und wiesen die Petenten an die Gerichtsbehörden des Kantons Graubünden.

Tl. Handelsregister.

A. Statistik.

Die langsame aber stetige Vermehrung der Eintragungen in das Handelsregister und der sonstigen auf dieses Institut bezüglichen Geschäfte, die sich seit Jahren bemerkbar machte, hat auch im Jahr 1906 wieder angehalten.

Es w u r d e n eingetragen: a. Im Hauptregister (A): 2762 Einzelfirmen (1905: 3067); 1021 Kollektiv- und Kommanditgesellschaften (1905: 1003); 740 Aktiengesellschaften, Kommanditaktiengesellschaften und Genossenschaften (1905: 659); 210 Vereine (1905: 203); 138 Zweigniederlassungen (1905: 167); 1807 Bevollmächtigungen (1905: »1819).

b. Im besonderen Register (B) : 5 Personen (1905: 6).

Handelsregister-Eintragungen im Jahre 1906.

Beilage A.

Annexe A,

S

e H

sis

l! SI!

« £ 2 "MAO

c 2

ES

i

2

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

*"^ 'S

s

,, II II £§

oj

11 II eï i

«S

o"

159 200 28 6 " 13 ·*" 2 2 6 6

91 36 45 3 9 14 119 32 26 28 118 91 8 57 108

3067 2961 2849 2551 2585 2484 2789 2735 2193 2887

1536 1470 1461 1339 1399 1288 1373 1140 995 2352

CQ

e

If

a S

wS

5

Total 1906 2762 1426 (276) 1207 1905 1904 1903 1902 1901 1900 1899 1898 1897 1896

&

=<4 g

4

364 203 ( 59} 568 256 C 35) 42 34 ( 3) 1 V.( ^-J 11 4Ì 8 VC 1) 13 ·*· J 9 4 ( -) 11 13 ( -) 23 22 ( -) 10 11 ( --0 148 50 C 22) 82 48 ( 10) 100 53 ( 20) 14 15 ( --) 21 18 ( D 65 39 ( 3) 4 1 ( -) 194 73 ( 13) 47 34 C 3) 64 51 ( 10) 135 39 ( 5) 131 35 C 4) 392 216 ( 34) 9 4 C --) 108 57 C 13) 197 141 ; 36)

a

»S Sa c 3 ·ff C O

6

172 160 15 1 4 3 3 8 5 26 -- 9 7 -- 32 8 15 17 11 78 -- 11 36

175 141 38 3 5 3 5 11 3 20 23 69 6 7 16 -- 78 34 44 23 41 93 5 66 112

621 1021

J =H

V

"Se*1

i III

Ifs

lili |S (g e»

« '~ "43 £^:s .S

0^

*ï 7

8

S

p

0

ïS

84 61 18 4 2 2 8 3 13 7 43 7 5 13

2 2 D 8) 2)

C

o

«i S)

19 11 9 6 15 21 --

4) 8)

286 (40)

514 475 526 410 492 446 468 429 441 390 436

2) 1)

(39) (44) (35) (42) (53) (39) (37) (33) (22) (25)

3§ ^o s,cT O "" -t3

O

10

107 69 58 105 11 26 2 6 1 3 1 2 1 3 3 3 4 17 4 30 8 31 9 4 4 1 5 3

46 12 20 11 21 37 -- 33 64

(304) 1022 582 1003 299 (271) 1039 526 967 297 (286) 948 538 893 331 (247) 936 686 878 248 (340) lili 474 849 290 (368) 955 547 847 255 (323) 1049 614 872 277 (281) 817 480 854 252 (263) 728 637 844 219 (229) 1795 2631 874 294

4) 1)

^

g _^ 0 "ësS " °,,

*



al O

9

36 ( 5) 41 ( 1) 5 ( 3) 2 2

8 ( 8 19 ( 1( 3 2 -- 13 ( 10 ( 12 5 20 ( 38 ( 2 23 ( 32 (

<=

43 12 41 11 23 77 9 31 53

öS

;

°

§ |

11

2 4 1

o.-^

(4

18 15 2

3 2 1

"« §

II

-a o

1

16

17

C 3) 3 1 ( 2) 7 (2) 3 -- -- _

--

--

--

.

|

£

«u

·3 §

3s

'ad'

»2 +

w* ·d o

(1)1

(1)1 -- --

29 30 5 1 1

1 -- -- --- --

-

387 350 363

2 1 3 -- 1 --

1 1 -- 2 -- -- -- -- 2 -- --

1 1 1 1 -- 1

--3

591 132

17

78

19

509 389 442 338 343 256 303 328 298 296

21 17 16 14 1.8 16 21 19 12 13

64 61 61 61 45 61 50 46 36 51

20 18

-- 3 1

18 14 23 25 15 12 7 21

-AjMnerkung î Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die bei den gebührenfreien Löschungen inbegriffenen Konkurse.

1 -- 1 -- -- -- -- -- -- ( 1) 1 (2) 2 -- -- -- 1 -- -- -- -- -- 1 -- -- -- 2 (1) 1 -- 1 -- ( 1) 2 -- -- 1 -- -- -- -- -- -- -- 1CD 1 ' -- -- 2) 5 -- -- -- -- -- (1) 1 -- --2 7) 8 ^ J-y 1 J.

dì J {*J 1 ·*· (1)

40 18 7

22

2l

19 12 3 1

2 7 11 2 3 --

j 1 1 2 15 2 3 2

^1 E>*

I

9 50 11

ö

pO :O

ûjl 24

1 1

2

al n ·»

II

H | sÜ-5 2S

2 2 --

--1 i.

--

1 7 14 9 2 4 1

2 -- -- -- --

1 -- 1 -- -- --

II

12 50 4 -- 3 7 18 7 7 7 5

26

a 1 .2 -2 en ·"

111 E-i£ 5 3 ·§ 37

?

Ili

111 OJ S

i »

479 164 153 192 56 116 54 6 27 2 4 4 10 1 -- 3 2 21 1 13 1 11 14 22 23 13 35 3 9 163 24 74 20 3 10 19 3 7 10 4 6

20 2 4 7 5 29 2 15 62

-- 15 3 10 44

-- -- 4 -- 1 4 -- -- 2

--4

98

210

19

11 266 1807

60 47 60 43 52 54 44 57 31 43

203 (1)27

1 228 155 19)31 (4) 4 11) 22 (6) 9 2 238 138 10)28 (4) 6 -- 199 119 12)29 (8) 9 -- 181 123 9)22 (4) 9 2 156 96 4)17 (3)12 (1)1 168 123 1)11 (2) 4 -- 140 110 2) 13 (1) 3 -- 119 108 76 2)16 (1) 3 -- 108 1 182 91 5) 22

7 3 8 11 1 7 -- 2 6 3

111

S a ös

00

0 ,,

s

= B °

»*a i§«·· _o

g *

â§

l'i 5 fe

TM «
115 129 17 1 3 3 2

B

£ s

H *" - 30

27 15 6

fc- ÖJ

a

B

2

| «il ufj> 1 |

ä|

3-SS « .5 t*£ S ®5 1-3 'S

II Î3 S3

IS Ig I.3

«

?

-C ö

32

5 10 6 (1) 7 4 1

-- 21 33 10 19 1 7

2 3 8 1 -- 1

--.

-- 1

--1 2 1 8 1 --1

--1 2 5 -- --!

!

~|

Sî .|

If <<§

H ~>

II s1 3 ""

33

B4

35

9 6 4

Total des inscriptions

a

2 3 --

1 1 --

Eintragungen

w

-2

.Ss S

31

Total

Registre spécial

12 7 8 2

184 202 165 159 154 139 135 129 121

-- -- 1 -- -- -- --

7 16 4 25 (4)11 22 15 14 (1) 4 12 (1) 4 21 14 7 7 10 9 28 17

23 8 20 2 1 28 -- 10 54

255 273 266 208 172 168 121 133 111 341

116 35 106 50 48 137 8 43 219

-- -- -- -- -- -- -- -- --

15 4 34 5 3 10 -- 12 20

44 23 25 22 23 76 4 23 162

46 3 42 13 1 123 1 . 7 14

9 7 8 5

8 16 2 5 13

395 847 611 138 -- -- -- -- -- -- -- -- --

-- -- -- -- -- -- -- -- --

167

-- 118 -- 125 -- 92 -- 96 -- 106 109 -- -- 97 -- 94 -- 124

4 -- 5 2 1 2 -- 1 3

3 3 -- -- 2 4 -- 1

9

1 ( 68) 2,503 32 ( 42) 2,364 2 ( 6) 379 40 vf 41 ^j A 76 11 V.( y

( --)

-- -- 1 -- 1 --

-- -- -- -- --

-- -- 7 -- --5 2 5 -- -- 3

-- -- -- -- -- -- -- --'

49 (1)47

43

5

47

35 20 48 26 34 22 23 25 25 39

6 3 4 5 2 2 4 2 61 14 j

55 43 64 47 42 42 47 46 41 61

(1)34 (1)28 (1)32 17

(1)18 (1)20 27 15

(4)30

37

30

-- --

r L

-\ )

f

·)

r

1( ( -- -- ( -- -- --

)

23) 10) 31) 2) 1) 3) '

·\ )

2 -- --

25 52 119 77 474 379 754 134 127 205 5 952 311 564 401 537

18) 5) 10) 5) --1 7) -- 38) 1,535 -\ -- 69 11 18) 562 2 (V, 53) 1,489 **u j

1 «

imoluments rea Confédération

Register Filialen Succursales

!

4 16)32 (9)11 (3)4 241 182

v

£:o S

23

--

7 3 3 1 5 3 3 2 9

1

a 2

tu .Oi

13 6 10 6 9 11 3 12 22

(1) 1

S .2 1 £§P

2 _--

.

6 5 10 4 -- 3

g s -1 |1 ·es

al If II+ s^ 1s 1 20

10

16

tj

·si"

·iJL

3 7 9 4 1 22

129 111 93 72 65 79 77 81 77 69

^»,,

·38 'II o rt

15

4 -- 3 2 2 10 -- 5 7

4

t!

5S |+

3

8

349 333 278 289 306 291 301 514

as-«e 13

2 2

59

0.0"

§

,,·

o

4

17

*« 0 « 0

-- -- 1 2 2 1 6 3 2 --

| "oo ui "tJ ."£ ° «Ü

0

12

30 16 5 1 1

^

Änderungen Modifications

vollmächtigungen Pouvoirs

enanteil des lundes

Eintragungen Inscriptions

Gebührenfreie Löschungen Sadiations gratuites

.

g cs to

Total Total Total Total Total Total Total Total Total Total

Taxierte Löschangen Radiations taxées

Be-

Vereine Sociétés

ementti ile membres I imiti [I

Kaiitonö

Zürich . . .

Bern .

Luzern . . .

Uri . . . .

Schwyz. .

Nidwaiden . .

Obwalden . .

Grlarus . . .

Zu? . .

Freiburg . . .

Solothurn . .

Baselstadt . .

Baselland . .

Schaffhausen .

Appenzell A.-Rh.

Appenzell I.-Rh.

St. Gallen . .

Graubüuden . .

Aargau . . .

Thurgau . . .

Tessin . . .

Waadt . . .

Wallis . . .

Neuenburg .

Genf

Aktiengesellschaften, Kommandit-Aktiengesellschaften und Genossenschaften Sociétés par actions, sociétés en commandite par actions et associations

Kollektiv- und KommanditGesellschaften Sociétés en nom collectif et en commandite

Einzelfirmen Raisons individuelles

üussftistlinllswstänilfii II

Inscriptions au registre du commerce en 1906.

Cantons

^"-

12 il «2 1

Fr.

Ct.

33

39

40

10 60 70 20 20

Zurich Berne Lucerne Uri Sch^vz Unterwalden-le-Bas Unterwalden-le-Haut Glaris

3,036 2,691 554 68 81 28 49 119 - 108 442 473 911 193 172 197 4 1.142 468 782 455 636 1.772 203 664 1.877

40 80 40 80 50 60 30 40 70 60 90 10 30 10 70 60 80 50 40

5jOU2

Fribourg Soleure Bàie-ville Bàie-campagne Schaffhouse Appenzell Rh.-Ext.

Appenzell Rh.-Int.

St. Gali Grisons Argo vie Thurgovie Tessin Vaud Valais Neuchâtel Genève

52 (345) 14,133 17,136 70 Total 1906 57 24 10 20 9 14 47 5 29 210

(367) (333) (340) (310) (407) (417) (364) (318) (288) (260)

13,983 13,178 12,606 11.966 11,445 11,107 11,516 10,548 9,455 16.621

16,653 20 14,821 j 90 14.652 ; 50 13Ì170 -- 12,301 40 12.465 | 40 12,'688 i 90 12J311 i80 10.'?47 i 90 14.972 i --

Total Total Total Total Total Total Total Total Total Total

Remar que: Les chiffres entre paranthèses se rapportent aux faillites comprises dans les radiations non taxées.

1905 1904 1903 1902 1901 1900 1899 1898 1897 1896

; j

;

i |

Seilage B.

Annexe B.

Bestand der im Handelsregister eingetragenen Einzelfirmen, Handelsgesellschaften, Vereine und nicht handeltreibenden Personen auf 31. Dezember 1905 und 1906.

Etat des raisons individuelles, sociétés commerciales, autres sociétés et non-commerçants inscrits au registre du commerce à la date du 81 décembre 1905 et 1906.

Einzelfirmen

Kantone

Raisons individuelles

1905

Zürich Bern Luzern Uri Schwyz Nidwaiden Obwalden Glarus Zug Freiburg Solothurn Basel-Stadt Basel-Land Schaffhausen Appenzell A.-Rh Appenzeli I.-Rh St. Gallen Graubünden Aargau . . .

Thurgau Tessin Waadt Wallis Neuenburg Genf

.

.

.

.

4,254 5,223 1,379 95 532 118 161 475 187 1,736 763 1 071 248 451 807 75 2,461 1,116 1,273 1,064 1,567 4,939 317 1,682 2,443

1906

Aktiengesellschaften, Kommandit-AktiengeselIschaîten und Genossenschaften Sociétés en nom Sociétés anonymes, collectif et sociétés en commandite par en commandite actions et associations

1805

4,256 1007 5,335 953 1,359 258 99 30 524 62 121 22 29 157 470 109 180 36 1,743 149 761 129 1,073 434 244 61 445 76 819 86 78 4 2,463 447 1,097 312 1,260 · 329 1,132 165 1,545 341 5,024 708 314 77 1,676 430 2,391 629

Total am 31. Dezember 1905/06 34,437 34,566 Total am 31. Dezember 1883

Koilektivund KommanditGesellschaften

24,023

6883

1906

1905

1906

1062 992 273 27 63.

25 30 110 36 148 137 441 59 75 87 4 466 324 341 172 341 726 80 440 645

881 1475 336 11 61 17 18 46 43 440 236 156 160 49 60 13 414 181 344 178 118 1374 110 311 805

957 1571 365 18 62 18 20 50 47 455 266 162 171 54 64 13 455 195 389 191 145 1442 123 337 859

7104

7837

8429

3666

Vereine

Zweigniederlassungen

Besonderes Register

Sociétés

Succursales

Registre spécial

1905 87 502 82 4 11 2 3 9 30 132 112 55 40 24 10 1 99 46 102 18 22 402 15 120 406

1906 1905 93 113 549 132 91 50 4 5 13 4 2 2 1 2 9 5 29 3 138 26 124 16 63 90 42 10 28 8 11 5 1 1 111 94 53 67 105 22 20 64 21 37 413 106 12 18 74 130 444 85

134

i

Cantons

1905 1908 1906 1905 1906 64 65 6,406 6,558 Zurich 125 134 273 244 8,558 8,825 Berne 51 65 63 2,170 2,202 Lucerne 145 153 Uri 5 670 667 Schwyz 5 163 170 Unterwalden-le-bas 2 2 2 '212 210 Unterwalden-le-haut 1 644 644 Glaris 5 2 2 301 295 Zoug 1 26 25 24 2,508 2,534 Fri bourg 16 65 65 1,321 1,369 Soleure 1 806 1 824 Baie-ville 85 520 527 Baie-campagne 1 1 10 608 610 Schaffhouse 8 2 2 970 988 Appenzftll Rh.-ext.

5 94 97 Appenzell Rh.-int.

1 6 4 3,521 3,595 St-Gall 96 3 3 1,725 1,743 Grisons 71 25 3 3 2,073 2,123 Argo vie 1,489 1,582 Thurgovie 67 42 29 28 2,Ï24 2,122 Tessin 116 14 14 7,543 7,735 Vaud J4 2 2 533 551 Valais 30 19 2,647 2,679 Neuchâtel 77 6 4 4,374 4,429 Genève 86

2334 2514 1032 1074

1417

Total

368

592 545 53,115 54,232 Totalle 31 déc. 1905/06 2052

31,740

Total le 31. déc. 1883

545

G e l ö s c h t wurden: a. Im Hauptregister: 2633 Einzelfirmen (1905: 2558), wovon 276 (1905: 304) infolge Konkurses; 800 Kollektiv- und Kommanditgesellschaften (1905: 825), wovon 40 (1905: 39) infolge Konkurses; 148 Aktiengesellschaften, Kommanditaktiengesellschaften und Genossenschaften (1905: 127), wovon 28 (1905: 23) infolge Konkurses ; 30 Vereine (1905: 34); 96 Zweigniederlassungen (1905: 102), wovon wegen Konkurses ; 1242 Bevollmächtigungen (1905: 1196).

b. Im besonderen Register: 52 Personen (1905: 57).

Ä n d e r u n g e n gelangten zur Eintragung: -621 betreffend Einzelfirmen (1905: 582); '387 ,, Kollektiv- und Kommanditgesellschaften (1905: 350); .521 (organisatorische Änderungen) bei Aktiengesellschaften, Kommanditaktiengesellschaften und Genossenschaften (1905 : 443); 266 bei Vereinen (1905: 255) 43 bei Zweigniederlassungen (1905: 35); 611 betreffend das Personal der Vorstände von Genossenschaften (1905: 546).

Im g a n z e n wurden 14,133 Eintragungen vorgenommen (1905: 13,983); 345 Löschungen erfolgten wegen Konkurses <1905: 367).

Auf 3 1 . D e z e m b e r 1906 b l i e b e n e i n g e t r a g e n : a. Im Hauptregister: 34,566 Einzelfirmen (1905: 34,437; 1883: 24,023); 7,104 Kollektiv- und Kommanditgesellschaften (1905: 6883; 1883: 3666); .Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. I.

38

546

8,429 Aktiengesellschaften, Kommanditaktiengesellschaften und Genossenschaften (1905: 7837; 1883: 1417); 2,514 Vereine (1905: 2334; 1883: 134); 1,074 Zweigniederlassungen (1905: 1032; 1883: 368).

b. Im besonderen 'Register: 545 Personen (1905: 592; 1883: 2052).

Handelsfirmen, sonstige Gesellschaften (Register A) und nicht handeltreibende Einzelpersonen (Register B) blieben im ganzen eingetragen 54,232 (1905: 53,115; 1883: 31,740).

Die für die Eintragungen bezogenen G e b ü h r e n belaufen sich im ganzen auf Fr. 85,683. 50 (1905 : Fr. 83,266), wovon der Eidgenossenschaft als Vergütung für die Veröffentlichung durch das Handelsamtsblatt ein Fünftel, d. h. Fr. 17,136. 70, zukommen (1905; 16,653.20).

Die Verteilung obiger Ziffern auf die einzelnen Kantone ergibt sich aus den beigefügten zwei Tabellen A und B.

Im Z w a n g s v e r f a h r e n (gemäss Art. 2 des Ergänzungsgesetzes zum Obligationenrecht vom 11. Dezember 1888) erfolgten 46 Eintragungen (1905: 68), die sich auf die Kantone Zürich (6), Bern (18), Freiburg (1), St. Gallen (12), Tessin (1), Waadt (1), Neuenburg (1) und Genf (6) verteilen.

37 dieser Eintragungen wurden durch die Registerführer, je 3 gemäss Entscheid der kantonalen Aufsichtsbehörde bezw.

des Bundesrates verfügt.

B. Kreisschreiben.

Wir haben den Kantonsregierungen unseren in Sachen des Schweizerischen Grossistenverbandes gegen B. Dreyfuss am 9. November gefassten Beschluss durch Kreisschreiben gleichen Tages zur Kenntnis gebracht und sie eingeladen, die Handelsregisterbureaux anzuweisen, künftig keine R e k l a m e z u s ä t z e zu Firmen mehr in das Handelsregister einzutragen und die bereits eingetragenen Zusätze dieser Art von Amtes wegen wieder zu löschen. (Bundesbl. 1906, V, 611 ff.)

Einigen Handelsregisterbureaux, die über die Beurteilung einzelner Firmenzusätze Weisungen verlangten, antwortete das eidgenössische Handelsregisterbureau ohne sich über die vorgelegten Fälle auszusprechen, dass wenn der Handelsregisterführer einen

547

Zusatz als unzulässig ansehe, er den Inhaber der Firma nach Art. 25 der Verordnung zur Löschung aufzufordern habe, damit die Angelegenheit nötigenfalls im Rekursverfahren entschieden werden könne.

C. Rekurse und spezielle Fälle.

Die Anzahl der Beschwerden, die dem Bundesrat zum Entscheid unterbreitet wurden, hat sich gegenüber früher bedeutend vermehrt.

Es wurden 27 R e k u r s e neu eingereicht; dazu kommen 6 noch unerledigte Beschwerden aus dem Vorjahre.

Diese 33 Geschäfte verteilen sich auf folgende Kantone:1 Zürich (7), Baselstadt (6), Bern (5), Genf (5), Tessin (3), St. Gallen (2), Neuenburg (2), Freiburg, Uri und Wallis (je 1).

26 dieser Geschäfte konnten erledigt, 7 mussten ins Jahr 1907 hinübergenommen werden.

Aus den gefällten Entscheiden ist folgendes hervorzuheben : 1. Der F u h r h a l t e r C h r i s t i a n F a h r ni in Holligen bei Bern hatte von der Gemeinde Bern die Fuhrungen von Kies und dergleichen vertragsmässig übernommen, desgleichen vom Unternehmer der Kehrichtabfuhr der Stadt Bern (Hofstetter) einen Teil der Kehrichtabfuhr als Unterakkordant. Wir entschieden am 16. Februar, F. befinde sich zu keinem der beiden Mitkontrahenten in einem A n s t e l l u n g s v e r h ä l t n i s , sondern im Verhältnis eines selbständigen W e r k u n t e r n e h m e r s .

Die G e w e r b e m ä s s i g k e i t des Geschäftsbetriebes sei deshalb nicht ausgeschlossen, weil sich Fahrni hinsichtlich der Fuhrhalterei auf wenige bestimmte Unternehmungen beschränkt; entscheidend sei, dass er darin seinen Beruf und die Nutzbarmachung seines Vermögens und seiner Arbeitskraft sucht, dass er darin seine soziale Existenz begründet (Bundesbl. 1906, I, 506 ff.; vergleiche auch Handelsamtsblatt Nr. 95 vom 9. März 1906, p. 379).

2. Auf eine Beschwerde der Aktiengesellschaft ,, O b e r a a r g a u i s c h e B a n k " stellte der Bundesrat vom 2. März fest, dass eine E i n t r a g u n g in das Handelsregister nicht schon mit der vom Handelsregisterführer vollzogenen Einschreibung perf e k t wird, sondern erst dann, wenn sie vom Eidgenössischen Han-

548

delsregisterbureau (vgl. Art. 44 der Verordnung über das Handelsregister und das Handelsamtsblatt vom 6. Mai 1890) genehmigt ist (Bundesbl. 1906, I, 38 ff. ; Schweiz. Handelsamtsblatt Nr. 205 vom 11. Mai 1906, p. 819).

3. Eine Beschwerde der Aktiengesellschaft ,, M er k ü r " , S c h o k o l a d e n - und K o l o n i a l h a u s in Ölten, welche sich weigerte, ihre Verkaufsstelle in Basel in das Handelsregister eintragen zu lassen, wurde durch Entscheid vom 18. April 1906 gutgeheissen.

Die Verkaufsstelle konnte nicht als ,, Z w e i g n i e d e r l a s s u n g " betrachtet werden, da sie kein eigenes Geschäftsvermögen und keine gesonderte Buchführung besitzt und weil der Leiterin derselben jegliche Selbständigkeit in der Geschäftsführung fehlt (Bundesbl. 1906, III, 38 ff.; Schweiz. Handelsamtsblatt Nr. 205 vom 11. Mai 1906, p. 819).

4. Hatte der Bundesrat im Jahre 1905 in Sachen der Vereinigung der zürcherischen Kontrollbuchinhaber festgestellt, dass eine Gesellschaft nicht als ,,Verein", sondern nur als ,, G e n o s s e n s c h a f t " im Sinne des Titels XXVII 0. R. betrachtet werden könne, sofern sie im gemeinsamen Interesse der Mitglieder irgend einen materiellen Zweck verfolgt, so musste durch Entscheid vom 3. Juli 1906 in Sachen der ,,Alkoholfreien Wirtschaft in Küsnacht" konstatiert werden, dass ein idealer Verein nicht ohne weiteres dadurch zu einem wirtschaftlichen Verband wird, dass er eine wirtschaftliche Tätigkeit entfaltet. Ist der Z w e c k des V e r e i n s ein i d e a l e r , so kann sich der Verein, um ihn zu erreichen, des Mittels eines wirtschaftlichen Betriebes bedienen, ohne den Charakter eines Vereins zu verlieren. Massgebend ist einzig der erstrebte ideale Zweck (Bundesbl. 1906, IV, 175 ff.).

5. In der Beschwerdesache des ,,Schweizerischen Grossistenverbandes" betreffend Eintragung des Zusatzes ,,Grösstes Partiewarengeschäft der Schweiz" zur Firma ,,B. Dreyfuss", wurden durch Schlussnahme vom 9. November 1906 folgende Grundsätze aufgestellt: 1. Über Verletzung von Vorschriften, die von Amtes wegen anzuwenden süd, kann jedermann Beschwerde führen, ohne dass er seine A k t i v l e g i t i m a t i o n nachzuweisen braucht.

549

2. Nach Art. 867, Absatz 2, O.K., sind wohl F i r m a z u s ä t z e zulässig, die zu einer nähern Bezeichnung der Person oder des Geschäftes dienen, nicht aber solche, d i e vorwiegend oder ausschliesslich den Zweck der R e k l a m e v e r f o l g e n . Letzteres tut aber der Zusatz: ,,Grösstes Partiewarengeschäft der Schweiz".

Es wurde deshalb die Löschung dieses Zusatzes verfügt (Bundesbl.

1906, V, 607 ff.).

'6. Die Firma ,, Z o l l i k o f e r & Cie. a in St. Gallen (Exportgeschäft und Handelsagentur), hatte Abänderung, beziehungsweise Löschung der ebenfalls eingetragenen Firma ,,Buchdruckerei Zollikofer & Cie.a in St. Gallen verlangt. Die st. gallischen Behörden hatten das Begehren abgelehnt. Der Bundesrat trat laut Beschluss vom 13. November 1906 auf die Beschwerde nicht ein.

Allerdings hat der Registerführer vor Eintragung einer Firma von Amtes wegen zu prüfen, ob sie sich von den bereits eingetragenen gleichen Orts deutlich unterscheide. Ist aber eine Firma einmal eingetragen, so kann der, welcher sich dadurch geschädigt glaubt, nur vor dem Richter, nicht vor den Verwaltungsbehörden verlangen, dass sie gelöscht werde. Art. 30 der Verordnung über das Handelsregister vom 6. Mai 1890 : ,,Streitigkeiten zwischen Privaten über Löschungen oder Änderungen (0. R., Art. 876) entscheiden die Gerichte auf dem Wege des Prozesses'1, bezieht sich auch auf diesen Fall. Die Registerbehörde kann nur dann von Amtes wegen auf die einmal rechtskräftig eingetragene Firma zurückkommen, wenn die Firma nachträglich infolge veränderter Umstände unrichtig wird (Bundesbl. 1906, V, 699 ff.; Schweiz. Handelsamtsblatt, Nr. 481, vom 27. November 1906, p. 1923).

7. Die ,, S o c i e t à a n o n i m a I t a l o - S v i z z e r a per trasp o r t i con a u t o m o b i l i a in Locarne beschloss in ihrer Generalversammlung vom 10. August 1905 die Erhöhung ihres Aktienkapitals von Fr. 85,000 auf 150,000; dieser Beschluss wurde am 9. November 1905 ins Handelsregister von Locamo eingetragen. Am 29. April 1906 beschloss eine neue Generalversammlung u. a. die Verlegung des Gesellschaftssitzes nach Lugano. Der Registerführer dieses Bezirkes verweigerte jedoch die angemeldete Eintragung dieser Änderung und verlangte vorerst die Entrichtung einer S t e m p e l g e b ü h r im Betrage von Fr. 65, entsprechend der am 10. August 1905 beschlossenen Erhöhung des Aktienkapitals um Fr. 65,000 ; der Registerführer

550

von Locamo habe es damals irrtümlicherweise unterlassen, die nach tessinischem Recht geschuldete Stempelgebühr auf den als Belege vorgelegten Originalausfertigungen von Urkunden zu verlangen.

Hiergegen beschwerte sich die Gesellschaft beim Justizdepartement des Kantons Tessin, als kantonaler Aufsichtsbehörde über das Handelsregister, und darauf beim Bundesrate.

Der Bundesrat erklärte die Beschwerde am 21. September 1906 als begründet unter Vorbehalt der Entscheidung der tessinischon Commissione dell' amministrativo über die Steuerpflicht selbst. Er ging dabei von folgenden Erwägungen aus: Der Bundesrat hat in seinem Entscheide vom 20. Dezember 1902 in Sachen ,,Internationale Transportgesellschaft Gebrüder Gondrand, Aktiengesellschaft" (Bundesbl. 1902, V, 918 ff.) festgestellt, dass seine Zuständigkeit als Oberaufsichtsbehörde über das Handelsregister sich darauf beschränkt, die Anwendung der in eidgenössischen Gesetzen und Verordnungen über die Führung des Handelsregisters enthaltenen Bestimmungen durch die kantonalen Registerbehörden zu überwachen, und dass er nur insoweit Beschwerden gegen die kantonalen Aufsichtsbehörden beurteilen kann, als die streitigen Fragen sich auf dem Gebiete des eidgenössischen Rechts bewegen. Die tessinischen Behörden sind deshalb allein kompetent, zu entscheiden, ob die Rekurrenten die Stempelsteuer nach tessinischem Recht zu entrichten schuldig sind.

Die eidgenössischen Behörden haben dagegen zu entscheiden, ob eine kantonale Registerbehörde die Eintragung einer Anmeldung vorweigern darf, weil den Vorschriften der kantonalen Stempelgesetze nicht Genüge geleistet ist, da es sich um die Anwendung eidgenössischen Rechtes handelt. Nach Art. 626 0. R.

muss jeder Beschluss der Generalversammlung einer Aktiengesellschaft, der eine Abänderung der Statuten zum Gegenstand hat, in gleicher Weise wie die ursprünglichen Statuten ins Handelsregister eingetragen werden. Wenn Art. 41, Absatz 3, der Verordnung über das Handelsregister die kantonalen Vorschriften über die Stempelung vorbehält, so hat dies nicht die Bedeutung, das Bundesrecht dem kantonalen Recht unterzuordnen und die Eintragung ins Handelsregister von der vorherigen Entrichtung der geforderten Steuer abhängig zu machon. Eiae solche Praxis wäre geeignet, gerade in denjenigen Fällen, in welchen, wie im vorliegenden,
die Berechnung der Steuer streitig ist, einen andauernden Zustand der Rechts- und Verkehrsunsicherheit zu schaffen, den zu beseitigen das erste Ziel des Handelsregisters

ist. Dieser Zweck des Handelsregisters verlangt, dass die der Eintragung unterworfenen Tatsachen, sobald sie formgerecht an- .

gemeldet sind, eingetragen werden, ohne dass die Eintragung von weitern, die Anmeldungspflicht erschwerenden Bedingungen abhängig gemacht werde. Die kantonale Steuerhoheit ist genügend gewahrt, wenn bei der Eintragung der angemeldeten Tatsache die Ansprüche des kantonalen Fiskus vorbehalten bleiben.

8. Die genferische Aufsichtsbehörde hatte angefragt, ob eine Person als Inhaberin (Besitzerin) einer A p o t h e k e (oder als Anteilhaber an einer zum Betrieb einer Apotheke gebildeten Kollektivgesellschaft) ins Handelsregister eingetragen werden müsse, obschon sie nicht als Apotheker diplomiert sei. Das Departement bejahte diese Frage. Der Inhaber des Geschäftes braucht mit dem geschäftsführenden Apotheker nicht identisch zu sein ; er kann den Betrieb der Apotheke einem diplomierten Apotheker übertragen, Wenn auch nach kantonalem Recht die Ausübung des Apothekerberufes nur dem diplomierten Apotheker bewilligt wird, so darf doch dem nicht diplomierten Geschäftsinhaber die Eintragung ins Handelsregister nicht verweigert werden, sondern bloss die eigentliche Führung der Apotheke.

9. Nach dem im Handbuch für die schweizerischen Handelsregisterführer auf Seite 382/383 abgedruckten Entscheide des Bundesrates betreffend die Eintragung von Z w e i g n i e d e r l a s s u n g e n a u s l ä n d i s c h e r A k t i e n g e s e l l s c h a f t e n oder Genossenschaften wurde für den Fall, wo eine Filiale in der Schweiz bereits eingetragen ist und nun noch weitere solche eingetragen werden sollen, eine Vereinfachung der Anmeldungsformalitäten in dem Sinne für zulässig erklärt, dass den Registerführern gestattet wurde, sich für solche zweite und dritte Zweigniederlassungen mit beglaubigten Abschriften der bei der ersten Eintragung eingereichten Originalbelege zu begnügen.

Auf Anfrage eines Registerführers erklärte das schweizerische Handelsregisterbureau, dieses Verfahren, das in erster Linie für Versicherungsgesellschaften eingeführt worden war, sei auch für andere Gesellschaften anwendbar und durch das Kreisschreiben des Bundesrates vom 26. Januar 1887 (betreffend Ausführung des Gesetzes über Beaufsichtigung von Privatunternehmungen auf dem Gebiete des Versicherungswesens [Bundesbl. 1887 I, 193 ff.])

nicht abgeändert worden. Dieses Kreisschreiben hebt bloss den Beschluss des Bundesrates vom 1. Februar 1884 (Handelsamtsblatt

552 1884, Nr. 12, Seite 82) und Ziffer 3 des Kreisschreibens vom 13. März, 1883 auf, insoweit letzteres die Versicherungsagenturen betrifft.

Natürlich müssten die für die erste Zweigniederlassung eingetragenen Zeichnungsberechtigten auch für die zweite etc , sofernsie auch für diese zu zeichnen befugt sind, ihre Originalunterschriften einreichen. Desgleichen bedarf es einer Originalausfertigung des Beschlusses des zu Errichtung weiterer Zweigniederlassungen befugten Gesellschaftsorgans, der Ernennung eines Geschäftsführers und einer schriftlichen Anmeldung nach den sonstigen Regeln.

TU. Rechtspflege.

Statistik.

Mit den aus dem Jnhr 19U5 unerledigt gebliebeneu 14 Fällen' waren im Berichtsjahr 222 Beschwerden (1905: 187; 1994: 202) zu behandeln. Von diesen wurden 204 erledigt und 18 auf das Jahr 19U7 übertragen.

Dem Gegenstande nach betrafen die erledigten Beschwerden r 56 Beeinträchtigung der Handels- und Gewerbefreiheit; 22 Niederlassungsrechi der Fremden ; 9 politische Stimmberechtigung, Wahlen und Abstimmungen; 17 Verfügungen und Entscheide in Anwendung von Bundesgesetzen ; 100 Verschiedenes.

Von diesen Beschwerden konnten 10 wegen anderweitiger Erledigung vor Stellung unseres Antrages am Protokoll des BundesrateEr abgeschrieben werden; auf 137 (1905: 101; 1904: 133) konnte aus verschiedenen Gründen (Fristversäumnis, Inkompetenz etc.)

nicht eingetreten werden; 9 worden begründet erklärt (1905: 11; 1904: 6) und 48 als unbegründet abgewiesen (l905: 51 ; 1904: 22).

Von den 13 gegen Entscheide aus dem Geschäf'tskreis desDepartements gerichteten Beschwerden, die bei Beginn des Berichtsjahres schon vor der Bundesversammlung anhängig waren oder in seinem Verlauf bei ihr eingereicht worden sind (1905: 9; 1904: 13), wurde l gutgeheissen, 3 wurden abgewiesen, 5 zurückgezogen und 4 waren am Sehluss des Jahres noch nicht erledigt.

Nicht berücksichtigt sind in dieser Statistik 6 Beschwerden (1905: 8; 1904: 13), die das Departement als die dem eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum vorgesetzte Verwaltungsbehörde zu entscheiden hatte und wovon l an den Bundesrat weitergezogen wurde.

Ausserdem sind zu erwähnen 11 Mitberichte (1905: 5; 1904: 19) des Departements zu Anträgen aus dem Geschäftskreis

553

Pendent.

7

5

26

5

48

3

4

1 1

2 10

1 -- 11 8

2 32

1

4

8

64

9 --

9

5

27

-- .--

--

1

Unbegründet. 1

S1 ça =3

Begründet. 1

s ·*=

Gegenstand.

Nicht 1 eingetreten. !

anderer Departemente und 39 Gutachten (1905: 30; 1904: 37), die das Departement über verschiedene Rechtsfragen an die übrigen Departemente erstattet hat. Das Departement wurde ferner in 67 Verlassenschaftsfällen (1905: 57; 1904: 60) in Anspruch genommen und hatte sich mit 70 Beschwerden und Rechtsfällen (1905: 39; 1904: 48) zu befassen, die von Schweizern im Ausland oder von Ausländern in der Schweiz auf diplomatischem Weg anhängig gemacht wurden. Endlich sind noch 36 Vormundschaftsangelegenheiten (1905: 30; 1904: 34) zu erwähnen, die, soweit es sich nicht um Fälle im Auslande handelte, wegen Inkompetenz des Bundesrates an die zuständigen kantonalen Behörden gewiesen wurden.

a "o 1-

1. Handels-und Gewerbefreiheit: 1. Wirtschaftswesen .

2. Besteuerung des Gewerbebetriebes . . . .

3 . Gewerbepolizei . . . .

4. Tragweite der Handelsund Gewerbefreiheit .

5

1

2 -- 5

II. Niederlassungsrecht der Fremden 4 IM. Begräbniswesen und Konfessionelles -- IV. Politische Stimmberechtigung, Wahlen und Ab1 stimmungen V. Verfügungen und Entscheidungen in Anwendung von Bundesgesetzen . . . -- V I . Verschiedenes . . . . -- Total

3

1

4

15 -- 99 -- 10 137 9

2 1

48

--

-- 2

11

-- 17 3 103 18 222 1

554

I. Handels- und Gewerbefreiheit.

1. Wirtschaftswesen.

Die V e r m e h r u n g der B e s c h w e r d e n aus dem Gebiet des Wirtschaftswesens im Jahr 1906 ist namentlich der Einführung eines neuen W i r t s c h a f t s g e s e t z e s im K a n t o n T h u r g a u zuzuschreiben. Dieses neue Gesetz enthält die Bedürfnisklausel, und viele Pateotbewerber, darunter auch viele Spekulanten, versuchten noch im letzten Augenblick vor Inkrafttreten des Gesetzes, für einen noch nicht oder kaum unter Dach gebrachten Neuhau eine Wirtschaftsbewilligung zu erlangen, was dann zu Abweisungen und zu Beschwerden an die eidgenössische Rekursbehörde Anlass gab. Auch nach dem neuen thurgauischen Wirtschaftsgesetz, vom 12. März 1906 erteilt der Gemeinderat die Wirtschaftsbewilligung, der Regierungsrat hat sich nur als Rekursbehörde mit der Patenterteilung zu befassen. Es wird sich zeigen, ob dieses Verfahren einer gleichmässigen Anwendung des Bedürfnisartikels förderlich ist.

Von den Entscheiden über Beschwerden wegen Verweigerung von Wirtschaftsbewilligungen haben wir nur einen im Bundesblatt veröffentlicht, nämlich denjenigen in Sachen Ludwig Schitterle gegen Appenzell I.-Rh. vorn il. Mai (Bundesbl. III, 471 ffj. Wir mussten diese Beschwerde gutheissen, weil die B e d ü r f n i s k l a u s e l , auf Grund deren das Patent verweigert worden war, nur in einem vom Grossen Rat bestätigten Regulativ des Bezirksrates Appenzell enthalten ist, während nach Art. 31, lit. c, die Kantone die Ausübung des Wirtsgewerbes nur auf dem Wege der G e s e t z g e b u n g den durch das öffentliche Wohl geforderten Beschränkungen unterwerfen können. Ausser der Beschwerde Schitterle haben wir noch vier weitere Beschwerden gutgeheissen, nämlich diejenige des A. Bättig gegen Luzern, wo wir im Gegensatz zur Kantonsregierung, namentlich gestützt auf einen frühern Entscheid des Bundesrates und der Bundesversammlung, das Bedürfnis bejahen mussten; die Beschwerde des J. Charrière gegen Freiburg, welchem der Regierungsrat ein anderes Wirtschuftspatent erteilt hatte als dasjenige, worauf er nach einem frühern Entscheid des Bundesrates Anspruch hatte; die Beschwerde des Jules Fragniere gegen Freiburgwegen rechtsungleicher Behandlung und endlich diejenige des Jul. SchmidBaier gegen Thurgau, weil wir in den von der Regierung angeführten Tatsachen den
Beweis mangelnden guten Leumunds eines Hausgenossen de« Rekurrenten nicht erblicken konnten.

Nur wenige der Entscheide sind von grundsätzlicher Bedeutung ; die Motivierung der allermeisten bewegt sich im Rahmen der in den frühern Jahren befolgten Praxis. Hinsichtlich der A n f o r d e r u n g e n an die Person des Wirtschafts-

555 b e w e r b e r s erwähnen wir, dasa wir die PatentverWeigerung gegenüber einer Patentbewerberin gutgeheissen haben, die zwar ein Leumundszeugnis besass, gegen welche aber nach der Ausstellung des Leumundszeugnisses eine zur Zeit unseres Entscheides noch nicht erledigte Strafuntersuchung eingeleitet worden war. Wir betrachteten den Nachweis des guten Leumunds in diesem Fall nicht als erbracht. H i n s i c h t l i c h der B ed ü r f n i s f r a g e haben wir uns in zwei Fällen aus dem Kanton Aargau dahin ausgesprochen, dass, da das aargnuische Wirtschaftsgesetz keine besondern Vorschriften über die Übertragung von Patenten von einer Person auf die andere oder von einem Lokal auf das andere enthalte, die Bedürfnisfrage auch bei sogenannten Patentübertragungsgesuchen aufgeworfen werden könne.

Bei der Behandlung der im Abschnitt V unten einlässlicher erwähnten Beschwerde des Konkursamtes Zug gegen Graubünden haben wir entschieden, dass die V e r w a l t u n g e i n e r K o n k u r s m a s s e , die geistige Getränke im Détail verkaufen will, wie andere Personen p a t e n t p f l i c h t i g ist.

Von unsern im Berichtsjahr gefällten Entscheiden über Wirtschaftsbeschwerden sind drei an Ihre Behörde weitergezogen worden.

Wir verweisen auf unsere Berichte vom 16. November über die Beschwerde des Regierungsrates des Kantons Luzern im Bundesblatt V, 687 ff., und vom 13. Dezember über die Beschwerde des J. Weibel in Fraueafeld im Bundesblatt VI, 6Ü5 iï. Der Bericht über die Beschwerde der Schweizerischen Seetalbahn und der Reinach-Müiister-Bahn wird Ihnen im Jahr 1907 zugehen. Bis jetzt ist noch keine dieser Beschwerden von der Bundesversammlung entschieden worden.

Unser Entscheid vom 14. April 1905 in Sachen Ganna gegen Tessin wurde vom Nationalrat mit Beschluss vom 21. Dezember 1905, vom Ständerat mit Beschluss vom 20. März 1906 als gegenstandslos aufgehoben. Die eidgenössischen Räte gingen dabei von der Auffassung aus, die Eingabe Gannas an den Bundesrat sei keine Beschwerde gewesen, sondern ein blosses Gesuch um Intervention bei den Tessiner Behörden. Die an uns zurückgewiesene Angelegenheit wurde dadurch erledigt, dass wir dem Petenten Ganna mitteilten, wir können seinem Gesuch nicht entsprechen, weil wir uns von der Grundlosigkeit der zollpolizeilichen Bedenken, die gegen die Eröffnung einer
Wirtschaft in Gaunas Haus in Brusino-Arsizio sprechen, nicht haben überzeugen können.

2. Besteuerung des Gewerbebetriebes.

H a u s i e r w e s e n . Bezüglich des Hausierwesens verweisen wir auf vorstehenden Abschnitt II, Internationales Recht.

556 3. Gewerbepolizei.

a. Im Entscheid vom 5. Januar 1906 in Sachen Société du Château de Valavran gegen Genf (Bundesbl. I, 78 ff.) haben wir den Satz aufgestellt, dass der Betrieb von P r i v a t i r r e n a n s t a l t e n unter dem Schutz der Handels- und Gewerbefreiheit stehe, und gleichzeitig für den Bundesrat das Recht in Anspruch genommen, die Frage zu prüfen, ob einzelne Verfügungen, welche iu Anwendung eines an sich mit der Bundesverfassung nicht in Widerspruch stehenden kantonalen Gesetzes erlassen wurden, ihrerseits verfassungsmässig seien.

Die Beschwerde wurde gutgeheissen.

b. In unserem Entscheid vom 6. April 1006 über die von R. Troillet und P. Luisier gegen das vom Regierungsrat des Kantons Wallis vom 30. November 1904 erlassene Reglement betreffend Bestimmung d e r A r z n e i s t o f f e , d e r e n V e r k a u f den ö f f e n t l i c h e n A p o t h e k e n vorbehalten ist, sowie die dem freien Verkauf unterliegenden Substanzen haben wir den Regierungsrat eingeladen, auch den Verkauf von Kamphergeist, Münzengeist, Kampher, Melissengeist, Hoffmannstropfen, Heftpflaster, Kamillen, Glaubersalz, Vaselin, nicht imprägnierten Binden und Verbandwatte freizugeben, weil keinerlei sanitätspolizeiliche Gründe dafür sprechen, den Verkauf dieser Artikel auf die Apotheken zu beschränken.

c. In obgenanntem Fall und in der Beschwerdesache des J. Villiger und Konsorten gegen den Beschluss des solothurnischen Regierungsrats vom 27. März 1905 betreffend Abänderung des § 21 der Verordnung über das Sanitätswesen vom 7. September 1888 (Verkauf von Arzneistoffen) haben wir uns (vgl. unsern Entscheid vom 12. April 1906, Bundesbl. II, 944) über die einschlagigen sanitätspolizeilichen Fragen ein Gutachten dreier Experten erstatten lassen. Es ist, samt erläuternden Tabellen, in den Nummern 30, 31 und 32 des schweizerischen sanitarischdemographischen Wochenbulletins vom 2., 9. und 16. August veröffentlicht und von uns sämtlichen Kantonsregierungen in Separatabdruck zugestellt worden.

d. Im Berichtsjahre, hat endlich die bei Ihnen seit dem Jahre 1899 anhängige Beschwerde der Regierung des Kantons Zürich gegen unsern Entscheid in Sachen V e r b a n d s c h w e i z e r i s c h e r K o c h f e t t f a b r i k a n t e n gegen § 21 der Zürcherischen Verordnung vorn 5. Dezember 1898 betreffend den Verkehr mit Milch

557

und Milchprodukten dadurch ihre Erledigung gefunden, dass die Regierung von Zürich ihre Beschwerde mit Schreiben vom 23. Juni 1906 zurückgezogen hat 4. Tragweite der Handels- und Gewerbefreiheit.

a. Im Entscheid über eine Beschwerde wegen Verweigerung einer W a s s e r r e c h t s k o n z e s s i o n haben wir konstatiert, dass, soweit die Konzessionshoheit des Kantons reicht, der Grundsatz der Handels- und Gewerbefreiheit nicht gelten kann. Art. 31 der Bundesverfassung hindert keinen Kanton, die gewerbliche Ausbeutung der Wasserkräfte von einer Konzession abhängig zu machen (.Dr. E. R. Müller gegen Bern).

6. Eine auf Art. 31 gestutzte Beschwerde gegen ein Bussenurteil wegen verbotswidrigen Betretens fremder Liegenschaften bei Ausübung der Fischerei habea wir mit der Begründung abgewiesen, dass da, wo die F i s c h e r e i kantonales Regal ist, ihre Ausübung nicht als freies, durch die Handels- und Gewerbefreiheit geschütztes Gewerbe betrachtet werden kann ; wir fügten bei, dass die Beschwerde aber auch dann hätte abgewiesen werden müssen, wenn im konkreten Fall die Fischerei als freies Gewerbe gelten könnte, denn Art. 31 der Bundesverfassung gewährleistet die Freiheit des Gewerbebetriebes nur gegenüber dem Staat, nicht aber gegenüber den Schranken, die der Gewerbetreibende in den Privatrechten anderer findet.

XI. Niederlassungsrecht und andere vertragsmässige Hechte der Fremden.

o. Von den Rekursen, die von Ausländern wegen Verweigerung oder Entzug der Niederlassung au uns gerichtet wurden, haben wir keinen gutheissen können. Verschiedentlich hatten wir zu prüfen, ob die Bestimmungen des neuen genferischen Gesetzes über die Aufenthalts- und Niederlassungsbewillinungen und die Fremdenpolizeivom 14. Oktober 1905 mit den Vorschriften der internationalen Niederlassungsverträge vereinbar seien. Wir haben diese Frage bejaht.

Die Beschwerde des Antoine Venat gegen unsern Entscheid vom 16. März 1906 ist von Ihrer Behörde um 21./27. Juni abgewiesen worden.

b. Bezüglich des Hausierhandels von Ausländern in der Schweiz verweisen wir auf den Abschnitt II, Internationales Recht.

558

m. Konfessionelles.

K o n g r e g a t i o n e n . Von den unerledigt gebliebenen Fällen wurden, ohne dass wir uns zu weiteren Massnahmen in Anwendung der Art. 51 und 52 der Bundesverfassung veranlagst sahen, e r l e d i g t ; F i l l e s d e M a r i e in Sursee (8); P è r e s m a r i a n i t e s in Freiburg (10); k a t h o l i s c h e S c h u l e in N e u e n b u r g (23); J o s e p h i n e n h e i m i n S c h l i e r e n (25); P e n s i o n n a t C h â t e l a i n in Bourdigny (Genf) (35).

Noch u n e r l e d i g t sind folgende Fälle: Frères des écoles chrétiennes in Freiburg (9) ; soeurs de la Providence de Troyes in Colombier (29).

Durch Beschluss vom 22. Mai haben wir den s u o r e i n fi r m i e r e di San C a m i l l o aus Como in M o n c u c c o (Gasa di s a l u t e ) (28) die Niederlassung untersagt; die Anstalt ist aber nachträglich an eine zu diesem Zweck gegründete Aktiengesellschaft verkauft worden, und es wird noch zu entscheiden sein, ob damit der Beschluss vom 22. Mai vollzogen ist.

In der Angelegenheit der K o n g r e g a t i o n des hl. J o s e f i n I l a n z (30) die auch in Chur, Davos und Zürich und im Ausland Niederlassungen besitzt, beschlossen wir am 9. November, da sich der Kongregationscharakter der Gesellschaft nicht nachweisen Hess, vorderhand keine Massregeln zu ergreifen ; die Untersuchung über die Niederlassung in T r uns (31) wurde aus Mangel an Anhaltspunkten eingestellt.

Abgesehen von einer Niederlassung, über deren Charakter wir von der Regierung des Kantons Freiburg noch keine Auskunft erhalten haben, ist nur ein n e u e r F a l l hinzugekommen, die Niederlassung der Ursulinerinnen in St. Sulpice (Neuenburg) (36), dessen Untersuchung schon ins Jahr 1905 zurückreicht.

Dieser Fall veranlasste uns, die Untersuchung auch über die ändern Niederlassungen des Kantons Neuenburg mit ähnlichem Charakter wieder aufzunehmen, nämlich : les soeurs de la Sainte-Famille in Chauffaud (2), la Retraite chrétienne de Fontenelle in Cerneux-Péquignot (21) und das Pensionnat catholique in Verrières (37), das wir früher noch nicht erwähnt haben.

IV. Politische Stimmberechtigung. Abstimmungen und Wahlen.

Ì. Unser Entscheid vom 31. Dezember i. S. S t a d t r a t L u zern gegen den B e s c h l u s s des R e g i e r u n g s r a t e s von L u z er n vom 25. April 1906 betreffend das
I n i t i a t i v b e g e h r e n auf Einführung der Verhältniswahl bei der Wahl des grossen Stadtrats von Luzern ist im Bundesbl. 1907, I, l ff. veröffentlicht.

559 2. Mit Entscheid vom 25. September haben wir die Beschwerde des Hans Hodel und Genossen gegen Basel-Landschaft gutgeheissen. Die Rekurrenten und die Regierung waren darüber einig, dass die M i t g l i e d e r der M u s i k g e s e l l s c h a f t in Sissach ihre Stimmen für die S c h u l p f l e g e r w ä h l e n in gesetzwidriger Weise abgegeben hatten, dass diese Stimmen also ungültig seien. Die Rekurrenten vertraten nun den Standpunkt, dass die im übrigen ordnungsgemäss zu Stande gekommenen Wahlen anerkannt werden müssten, während der Regierungsrat die Wahl kassierte, weil die Musikvereinsmitglieder durch fremdes Verschulden zur Annahme, ihre Stimmabgabe sei gültig, verleitet worden und dadurch ihres Stimmrechts verlustig gegangen seien. Wir konnten diese Wahlkassation nicht schützen, weil die Regierung keine Bestimmung namhaft machen konnte, wonach die durch Verschulden Dritter herbeigeführte irrtümliche Stimmabgabe anders zu behandeln wäre als eine sonstwie ungültige. Wir konnten auch den Umständen, unter denen die Musikvereinsmitglieder ihre Stimmen abgegeben hatten, nicht entnehmen, dass sie über die Gültigkeit ihrer Stimmen irregeleitet worden wären.

3. Der gegen unsern Entscheid vom 15. August 1905 i. S.

F r a n ç o i s G r o s s und K o n s o r t e n gegen Wallis vom Regierungsrat des Kantons Wallis ergriffene Rekurs (vergi, unsern Bericht vom 23. März 1906, Bundesbl. II, 347) ist vor Ihrer Beschlussfassuug zurückgezogen worden.

V. Verfügungen und Entscheidungen in Anwendung von Bundesgesetzen.

1. B u n d e s g e s e t z b e t r e f f e n d die A r b e i t in den F a b r i k e n vom 23. M ä r z 1877 und B u n d e s g e s e t z vom 2 6 . A p r i l 1887 b e t r e f f e n d d i e A u s d e h n u n g d e r H a f t pflicht und die Ergänzung des Bundesgesetzes vom 25. J u n i 1881 (Entscheid vom 20. November in Sachen Angst gegen Genf). Der Anwalt eines im Betriebe verunglückten Arbeiters rekurrierte an den Bundesrat gegen die Verfügung des zuständigen kantonalen Departements, mit welcher ihm die H e r a u s g a b e einer Abschrift der vom Arbeitgeber an das Departement erstatteten U n f a l l s a n z e i g e zu Prozesszwecken verweigert worden war.

Wir müssten die Beschwerde abweisen, weil sich weder aus Art. 4 des Bundesgeaetzes vom 23. März 1877 und Art. 5 des Bundesgesetzes vom
26. April 1887, noch aus Art. 6, Ziff. 2 und 11 des letztern Gesetzes oder aus dem Kreisschreiben vom 6. Januar 1882 die Pflicht der kantonalen Behörde ableiten lässt,

560

einer Prozesspartei die zu administrativen Zwecken eingesandten Unfallanzeigen herauszugeben.

2. Bundesgesetz ü b e r Schuldbetreibung und K o n k u r s vom 29. A p r i l 1889. In dem schon oben unter Wirtschaftswesen erwähnten Entscheid in Sachen Konkursamt Zug gegen Graubünden vom 10. Dezember wiesen wir die Auffassung des Konkursamts, seine Verurteilung zu einer Busse und zur Nachzahlung der Patentgebühr für den Kleinverkauf geistiger Getränke widerspreche dem Art. 256 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs, mit der Begründung zurück, dass die angeführte Bestimmung die Konkursverwaltung keineswegs ermächtigen will, d e n V e r k a u f d e r W a r e n a u s d e r K o n k u r s m a s s e in einer anderen rechtlichen Form vorzunehmen, als in der, die für jedermann gilt. Denn die Rechtsgeschäfte der Konkursverwaltung werden nicht für Rechnung des Staates, sondern der betreibenden Privatpersonen vorgenommen und diesen wollte das Betreibungsgesetz offenbar nicht die Möglichkeit bieten, das Gewerbe des Schuldners mit grösserem Gewinn zu betreiben, als es der Schuldner selbst hätte tun können.

3. B u n d e s g e s e t z vom 22. M ä r z 1893 ü b e r die Org a n i s a t i o n der B u n d e s r echtspflege.

a. B e s c h w e r d e v e r f a h r e n . In unserm Entscheid vom 28. August in Sachen Pharmacies internationales gegen Graubünden haben wir die Einrede der Kantonsregierung, auf die Beschwerde dürfe nicht eingetreten werden, weil die Rekurrentin den angefochtenen Entscheid durch Bezahlung der ihr auferlegten Busse anerkannt habe, mit der Begründung abgewiesen, dass, da die .staatsrechtliche Beschwerde keinen Suspensiveffekt hat, die Rekurrentin allen Grund hatte, die Busse zu bezahlen, um weitern Misshelligkeiten vorzubeugen. Die B e z a h l u n g der B u s s e kann w e d e r als V e r z i c h t auf die Beschwerde gedeutet werden, n o c h hat sie den V e r l u s t des B e s c h w e r d e r e c h t s zur Folge.

b. R e c h t s k r a f t b u n d e s r ä t l i c h e r E n t s c h e i d e . Auf die Frage einer Rekurspartei, wann der von uns am 24. November 1905 gefasste, den Parteien am '25. November 1905 im Dispositiv und am 18. Dezember 1905 in extenso mitgeteilte Entscheid gemäss Art. 192 und 196 des Organisa tionsgesetzes rechtskräftig geworden sei, haben wir folgendes geantwortet:
Zu der in Art. 192 des Organisationsgesetzes vorgesehenen M i t t e i l u n g der E n t s c h e i d u n g des Bundesrats gehört nicht nur die Mitteilung des D i s posi t i v s , sondern auch der B e g r ü n d u n g , weil ein Rekurs

561 gegen den Entscheid ohne Kenntnis der Begründung kaum möglich ist. Der Entscheid wird also erst 60 Tage nach Mitteilung der Motive rechtskräftig.

c. U r t e i l s v o l l s t r e c k u n g . In unserem Entscheid vom 28. August (Bundesblatt IV, 523 ff.) über die Beschwerde des J. Charrière in Sales gegen Freiburg wegen m a n g e l h a f t e r V o l l s t r e c k u n g u n s e r e s E n t s c h e i d s vom 6. September 1904 haben wir festgestellt, dass die kantonale Behörde, wenn der Bundesirat eine Beschwerde wegen Verweigerung eines Gasthauspatents gutheisst, nicht mehr die Wahl hat, welche Art von Bewilligung (blosses Wirtschaftspatent oder Gasthauspatent) sie erteilen will; sie muss dasjenige Patent erteilen, auf das der Rekurrent nach dem bundesrätlichen Entscheid Anspruch hat.

B. Polizeiwesen.

I. Yerträge und Konventionen.

1. Am 30. Juni 1906 wurde in Buenos Aires von den beidseitigen Delegierten der A u s l i e f e r u n g s v e r t rag zwischen der S c h w e i z und P a r a g u a y unterzeichnet. Wir haben Ihnen den Vertrag mit Botschaft vom 20. November 1906 unterbreitet (Bundesbl. 1906, V, 662).

2. Ebenso ist der A u s l i e f e r n n g s v e r t r a g zwischen der S c h w e i z und A r g e n t i n i e n zum Abschlüsse gelangt. Seine Unterzeichnung fand in Buenos Aires am 22. November 1906 statt. Wir werden Ihnen denselben im kommenden Jahre zur Prüfung und Genehmigung vorlegen.

3. Durch den diplomatischen Agenten Bulgariens in Wien ist im Auftrage seiner Regierung die Anfrage gestellt worden, ob die Schweiz nicht geneigt wäre, mit B u l g a r i e n in U n t e r h a n d l u n g e n zum A b s c h l u s s eines A u s l i efer ungsv o r t r a g e s einzutreten. In Anbetracht, dass BulgHrien nach Massgabe des Berliner Vertrages vom 13. Juli 1878 nur ein halbsouveräner Staat ist, halten wir die Aufrage naher zu prüfen. Es ergab sich hierbei, dass gemäss demselben Veri rage die Immunitäten und Privilegien der fremden Staatsangehörigen in Bulgarien, sowie die konsularischen Gerichtsbarkeits- und Schutzrechte, wie solche durch die Kapitulationen und Gebräuche eingeführt sind, in Kraft bestehen und zurzeit von den Konsuln aller beteiligten Grossmächte die Gerichtsbarkeit in Bulgarie» noch immer ausBundeabla,tt. 59. Jahrg. Bd. I.

39

562

geübt wird. Bulgarien besitzt auch noch keinen Auslieferungsvertrag mit einem ändern Staate, der in Kraft bestehen würde.

Eine bezügliche Übereinkunft mit Österreich-Ungarn von 1902 ist nicht in Wirksamkeit getreten, indem dies erst geschehen kann, wenn Bulgarien mit sämtlichen Grossmächten entsprechende Verträge abgeschlossen haben wird.

Bei dieser Sachlage hielten wir dafür, dass es nicht der Schweiz zustehen kann, einen den Kapitulationen Abbruch tuenden Auslieferungsvertrag mit Bulgarien abzuschliessen, bevor nicht eine solche Übereinkunft zwischen diesem Lande und einer der an dem Berliner Vertrage beteiligten Grosstnächte zu stände gekommen und in Kraft getreten ist. Wir erwiderten daher dem bulgarischen diplomatischen Agenten, vorläufig davon absehen zu wollen, die gewünschten Vertragsunterhandlungen mit Bulgarien anzuknüpfen.

Wenn wir in den Fall kommen, einen Verfolgten in Bulgarien requirieren zu müssen, so können wir uns zurzeit, wie wir es in der Türkei tun, für die Erlangung der Verhaftung und Auslieferung an eine der Gesandtschaften der Grossmächte daselbst wenden.

4. In seiner Sitzung vom 7. Oktober 1905 hat der Nationalrat eine M o t i o n des Herrn D a u c o u r t und Mitunterzeichner erheblich erklärt, wodurch der Bundesrat eingeladen wurde, mit der französischen Regierung eine Ergänzung der bestehenden Übereinkunft vom 27. September Ib8^ betreffend die unentgeltliche Verpflegung von Geisteskranken und verlassenen Kindern anzubahnen, in dem Sinne, dass die Schweiz und Fraokreich ihre mittellosen, kranken und gebrechlichen Angehörigen zum Zwecke ihrer Pflege im Heimatstaate gegenseitig übernehmen und diese Personen im Wohnsitzstaate bis zu ihrer Heimschaffung unentgeltlich verpflegt werden.

Wir haben unsere Gesandtschaft in Paris mit der Einleitung der bezüglichen Verhandlungen beaufiragt; dieselben ziehen sich jedoch aus Gründen der inuern französischen Gesetzgebung in die Länge und konnten bis zum Ende des Geschäftsjahres noch zu keinem Abschlüsse gebracht werden.

II. Auslieferungen und Strafverfolgungen.

5. Die Gesamtzahl der A u s l i e f e r u n g s f a l l e , die unser Justiz- unrl Polizeidepartement im Berichtsjahre beschäftigt haben, betiägt 707 gegen 693 im Vorjahre und «67 im J>ihre 1904. Es wurden 162 Begehren von der Schweiz beim Auslando (1905:; 165) und 545 von auswärtigen Staaten bei der Schweiz (1905:.

563

528) anhängig gemacht. Ausserdem gingen 9 Gesuche um D ur cht r a n s p o r t e von Delinquenten durch die Schweiz von auswärtigen Staaten ein.'

Die Auslieferungsbegehren des Auslandes bei der Schweiz verteilen sich folgendermassen auf die einzelnen Staaten: Belgien 2 Bulgarien l Deutschland (die drei süddeutschen Staaten 245) 335 Frankreich 32 Italien 116 Niederlande l Österreich-Ungarn 52 Russland 6 Von diesen Begehren sind 477 (6 durch das Bundesgericht) bewilligt worden; in 35 Fällen blieben die Nachforschungen nach den Verfolgten resultatlos, in 24 wurde das Begehren zurückgezogen und in 6 wurde dasselbe verweigert. 3 Fälle waren am Schiusa des Jahres noch pendent.

Von den Auslieferungsbegehren, welche die Schweiz bei auswärtigen Staaten gestellt hat, gingen an : Argentinien l Belgien 4 Deutschland (die drei süddeutschen Staaten 41) . 63 Frankreich 71 Italien 7 Österreich-Ungarn 12 Türkei l verschiedene Staaten gleichzeitig 5 113 Gesuchen der Schweiz wurde entsprochen, während 3 verweigert worden sind. In 25 Fällen blieben die Verfolgten «nentdeekt und in 17 wurde das Begehren zurückgezogen. 4 Falle waren am Schlüsse des Jahres noch pendent.

Die Kosten, welche nach Massgabe von Art. 31 des Auslieferungsgesetzes von 1892 vom Bunde an die K a n t o n e zu vergüten sind, betrugen im Jahre 19Ü6 Fr. 13,7öU. 50 (1905: Fr. 12,526. 50).

6. Das f r a n z ö s i s c h e Justizministerium hat die Generalprokuratoren der Republik in einem Zirkular auf die Folgen aufmerksam gemacht, welche nach französischem Rechte die Zustimmung eines vom Auslande verfolgten Individuums zu seiner Auslieferung hat, falls dabei auf die B e o b a c h t u n g der ordent-

564

l i c h e n För m li c h k e i t e u verzichtet wird. Wir haben die kantoaalen Behörden durch Kreisschreiben vom 12. Januar 1907 von jenem Zirkular in Kenntnis gesetzt (vgl. dazu Geschäftsbericht pro1900).

7. Nachdem die von der russischen Regierung wegen Raubesverlangte Auslieferung des russischen Staatsangehörigen B. .,,samt den ihm bei seiner Verhaftung in Zürich abgenommenen Geldern und Effekten", durch bundesgerichtliches Erkenntnis verfügt worden war, wurde von dritter Seite wegen angeblicher privatrechtlicher Ansprüche auf einen Teil des fraglichen Geldes ein amtlicher Arrestbefehl in Zürich erwirkt und demzufolge die Zustellung der betreffenden Summe an uns verweigert. Wir unterbreiteten die Angelegenheit zur Entscheidung dem ßundesgericht. Dieses zog in Erwägung, es habe laut dem schweizerisch-russischen Auslieferungsverlrage die von der kompetenten Behörde verfügte Ausfolgung der aus dem Verbrechen herrührenden Gegenstände gleichzeitig mit der Auslieferung des Angeschuldigten stattzufinden. Nachdem nun eine solche Verfügung erfolgt sei, bestehe für die Schweiz gegenüber Russland die bedingungslose staatsrechtliche Verpflichtung, das dem B. abgenommene Geld in vollem Betrage herauszugeben.

Allfällige Rechte Dritter hinsichtlich der beschlagnahmten Gegenstände werden zwar als solche durch die Auslieferung nicht berührt, müssen aber als Privatrechte hinter der öffentlich-rechtlichen Pflicht des Staates zur Auslieferung zurücktreten. Demgemäss wurde vom Buodesgericht entschieden, das Auslieferungsverfahren habe seinen Fortgang zu nehmen, ohne Rücksicht auf die von Drittpersonen erhobenen Ansprüche, und es seien daher die dem B. abgenommenen Gelder in vollem Betrage an die russischen Behörden auszufolgen.

8. Infolge des telegraphischen Ansuchens unseres Justiz- und Polizeidepartements an das schweizerische Generalkonsulat in Rio de Janeiro, wurde der flüchtige H. W., welcher im Verdachte stand, eine grosse Geldsendung der schweizerischen Bundesbahnen entwendet zu haben, bei seiner Ankunft in Rio de Janeiro durch die brasilianische Polizei verhaftet. Es wurden bei ihm an bar zirka Fr. 81,600 beschlagnahmt, und W. gestand zu, dass diese Summe aus dem von ihm begangenen Diebstahl der erwähnten Geldsendung herrühre. Wir suchten bei der brasilianischen Regierung unter Zusicherung der Reziprozität
um die Auslieferung des W. und die Aushingabe der beschlagnahmten Summe nach, und beriefen uns dabei auch auf eine zwischen uns und der brasilianischen Regierung in den Jahren 1886/87 ausgetauschte Gegen-

565

i-eehtserklärung. Der brasilianische Richter, welcher über das Begehren zu entscheiden hatte, entsprach diesem jedoch nicht und .«etzte dea W. in Freiheit mit der Begründung, nach der brasilianischen Verfassung dürfe eine Verhaftung nur unter den gesetzlich normierten Voraussetzungen oder nach Massgabe internationaler Verträge erfolgen, ein solcher Vertrag bestehe aber zwischen der Schweiz und Brasilien nicht, indem die von der brasilianischen Regierung seinerzeit erteilte Gegenrechtserklärung von der Legislativbehörde nicht ratifiziert sei und daher nicht Rechtskraft besitze. Dieser Entscheid war inappellabel. Dagegen gelang es dem vom Generalkonsulate beigezogenen Anwalte, die Aushingabe der dem W. abgenommenen Geldsumme zu bewirken, welche uns übermittelt wurde.

W. konnte alsdann in Buenos Aires, wohin er sich begeben hatte, erneut verhaftet werden und Argentinien zögerte nicht, seine Auslieferung an die Schweiz zu bewilligen.

9. Von der Bezirksanwaltschaft Zürich wurde der Italiener 'C. L. verfolgt, weil er beschuldigt war, S p r e n g s t o f f e , von denen er annehmen musste, dass sie zu Verbrechen gegen die Sicherheit von Personen oder Sachen gebraucht werden sollen, in -einer ändern Absicht, als das Verbrechen zu verhüten, in Gewahrsam genommen und in seiner Wohnung aufbewahrt zu haben (Übertretung von Art. 3 des Bundesgesetzes zur Ergänzung des Bundesstrafrechts vom 12. April 1694). L, hatte sich nach Waldshut geflüchtet, und wir suchten auf Antrag der zürcherischen Behörden bei der D e u t s c h e n R e i c h s r e g i e r u n g um die Auslieferung des Verfolgten nach. Wir stützten das Begehren .zunächst auf Art. l, Ziffer l, 10 und 20, sowie auf Schlusssatz des schweizerisch-deutschen Auslieferungsvertrages vom 24. Januar 1874 (Versuch), erklärten aber gleichseitig, es sei für den Fall, ·dass die Reichsregierung die Berufung auf jene Vertragsbestimmungen nicht als zutreffend erachte,, die Schweiz bereit, für die in Frage kommende Straftat, we'che unter den Begriff des Missbrauches von Sprengstoffen falle und in Art. 3, Ziffer 27, des Bundesjjesetzes über die Auslieferung vom 22. Janunr Ib92 als Auslieferutigsdelikt vorgesehen sei, Deutschland gegenüber die Beobachtung des Gegenrechtes zuzusichern.

Die Deutsche Reichsregierung bewilligte daraufhin die Auslieferung des L. wegen u u e
r l a u b t e i r A u f b e w a h r u n g von S p r e n g s t o f f e n , auf Grund der erteilten Z u s i c h e r u n g der G e g e n s e i t i g k e i t , mit dem Bemerken, es könne auf Grund der angerufenen Vertragsbestimmungen die Bewilligung nicht erfolgen, weil die dem Verfolgten zur Last gelegten Handlungen

$66

sich nicht als Versuch des Mordes oder Totschlages, der schwere» Körperverletzung oder Brandstiftung darstellen, sondern nur geeignet waren, die Begehung dieser Verbrechen vorzubereiten.

10. Zu einer ändern Entschliessung gelangte in einem ähnlichen Falle die f r a n z ö s i s c h e R e g i e r u n g . Wir hatten bei.

ihr auf Grund eines Haftbefehles der Bezirksanwaltschaft Zürich um die Auslieferung des Italieners Sp. nachzusuchen, der beschuldigt war, Sprengstoffe, von denen er annehmen musste, dasssie zu Verbrechen gegen die Sicherheit von Personen oder Sachen gebraucht werden sollen, zwei ändern italienischen Staatsangehörigen übergeben zu haben. Die französische Regierung entschied dahin, dass die dem Sp. zur Last gelegten Handlungen als T e i l n a h m e am Versuche von Mord beziehungsweise Totschlag und Z e r s t ö r u n g von beweglichen G e g e n s t ä n d e n anzusehen seiep. Dementsprechend gewährte sie die Auslieferung des Sp. wegen dieser Delikte nach Massgabe des Auslieferungsvertrages zwischen der Schweiz und Frankreich vom 9. Juli 1869 und bemerkte ausdrücklich, dass die Bewilligung nicht erfolge wegen Übertretung des Bundesgesetzes vom 12. April 1894, welche zu einer Auslieferung nicht Anlass geben könnte.

11. Von der D e u t s c h e n Reichsregierung wurde die Ansisht geäussert, es dürften die durch Gegenrechtserklärungen zwischen der Schweiz und Deutschland vereinharten Auslieferungsdelikte gleich zu behandeln sein denjenigen Verbrechen und Vergehen,, welche in Art. l des Vertrages vom 24. Januar lt>74 aufgeführt sind, so d a s s a u c h i h r e t w e g e n d i e S t r a f v e r f o l g u n g e i n e s A u s g e l i e f e r t e n g e m ä s s A r t . 4 , A b s a t z 3 , dieses V e r t r a g e s o h n e w e i t e r e s z u l ä s s i g sei. W i r konnten uns dieser Auffassung nicht ansehliessen und machten darauf aufmerksam, dass der schweizerische Bundesrat lediglich befugt sei,, die Gegenrechtserklärungen fraglicher Art unter Beohachtung der im Bundesgesetz betreffend die Auslieferung gegenüber dem Auslande vom 22. Januar 1892 aufgestellten Voraussetzungen zu erteilen. Nun bestimme Art. 7 leg. cit. im Gegensatze zu Art. 4,.

Absatz 3, des schweizerisch-deutschen Auslieferungsvertrages, dass der Ausgelieferte für k e i n e a n d e r e vor der Siellung des Auslieferungsbegehrens
begangene Handlung verfolgt oder bestraft werden dürfe, als für d i e , um deren willen die Auslieferung erfolgt sei, es sei denn, dass der Ausgelieferte ausdrücklich einwillige oder auf erneuertes Begehren des ersuchenden Staates vom Bundesrate gestattet werde, dass der Ausgelieferte wegen einer früher begangenen, im ersten Auslieferungsbegehren nicht ange-

567

führten strafbaren Handlung verfolgt oder bestraft werde. Auch Art. 3 desselben Gesetzes setze eine Prüfung der Straftat seitens der hierseitigen Behörden voraus, da dort festgesetzt sei, dass die in Frage kommende Handlung nicht nur in dem ersuchenden Staate, sondern auch nach dem Rechte des Zufluchtsortes strafbar sei. Demgemäss erachte der Bundesrat zur Strafverfolgung eines von der Schweiz an Deutschland Ausgelieferten wegen einer Straftat welche durch Gegenrechtserklärung zwischen den beiden Ländern Auslieferungsdelikt geworden sei, die Einholung der Zustimmung des Bundesrates für erforderlich, sofern nicht der Ausgelieferte sich mit seiner sofortigen Verfolgung einverstanden erkläre oder die in Art. 4, Absatz 3, des schweizerisch-deutschen Auslieferungsvertrages aufgestellten Voraussetzungen zutreffen, 12. Ein R. N., der im vorigen Jahr von der Schweiz a a D e u t s c h l a n d wegen Unterschlagung und u n t e r dem V o r b e h a l t e , dass e r w e g e n F a h n e n f l u c h t n i c h t v e r f o l g t und b e s t r a f t w e r d e , ausgeliefert worden ist, hatte nach seiner Aburteilung wegen des gemeinen Deliktes in einer Eingabe an die Militärbehörde in Strassburg das Begehren gestellt, es möchte ohne weiteres seine strafrechtliche Verfolgung in Deutschland auch auf die ihm zur Last fallende Fahnenflucht ausgedehnt werden. Die deutsche Reichsregierung gab uns hiervon Kenntnis mit der Anfrage, ob der Bundesrat mit Rücksicht auf die ausdrückliche Einwilligung des Ausgelieferten in seine weitere Strafverfolgung zu dieser die Zustimmung zu geben bereit sei. Wir erwiderten hierauf, es erachte der Bundesrat in Anbetracht des von N. freiwillig geäusserten Wunsches den bei der Bewilligung der Auslieferung desselben gemachten Vorbehalt als gegenstandslos geworden, und es stehe demgemäss nichts entgegen, dnss eine sofortige Verfolgung des N. wegen Fahnenflucht in Deutschland stattfinde.

13. G e s u c h e um s t r a f r e c h t l i c h a V e r f o l g u n g von S c h w e i z e r n , die im Ausland delinquiert und sich in die Schweiz geflüchtet hatten, sind uns im Berichtsjahre 42 (1905: 38) zugegangen, nämlich 35 von Deutschland, 4 von Frankreich, je l von Grossbritannien, Italien und Österreich-Ungarn.

Von den gestellten Strafverfolgungsbegehren hatten 4 am Ende des Jahres noch nicht ihre
Erledigung durch die kantonalen Gerichte gefunden.

Bei a u s w ä r t i g e n Staaten haben wir im Berichtsjahr 91 Anträge (1905: 74} um strafrechtliche Verfolgung von Angehörigen derselben, die nach Begehung strafbarer Handlungen in der Schweiz

568

in ihre Heimat geflohen waren, gestellt, nämlich bei Dänemark l, bei Deutschland 66, bei Frankreich 5, bei Italien 8, bei ÖsterreichUngarn 10, bei Serbien 1.

Am Schlüsse des Jahres waren bezüglich 29 dieser Fälle die Berichte über ihre Erledigung noch ausstehend.

III. Rogatorieiii lé. Unser Justiz- und Polizeidepartement hatte sich während des Berichtsjahres mit der Übermittlung von 365 (1905: 378; 1904: 296) g e r i c h t l i c h e n R e q u i s i t o r i e n zum Zwecke der Erwirkung ihrer Vollziehung zu befassen. 223 derselben bezogen sich auf Zivilangelegenheiten und 142 auf Strafsachen. Ausserdem vermittelte das Departement in 358 Fällen die Notifikation von Gerichtsakten.

Vom Auslande sind hiervon 78 Requisitorien und 316 Gerichtsakten zur Vollziehung; beziehungsweise Zustellung, eingelangt; von der Schweiz gingen 287 Requisitorien und 42 Gerichtsakten ans Ausland.

15. Die Deutsche Reichsregierung hat uns ein V e r z e i c h n i s der z u r z e i t in D e u t s c h l a n d b e s t e h e n d e n o r d e n t l i c h e n G e r i c h t e , welchen der unmittelbare Geschäftsverkehr mit den .schweizerischen Gerichtsbehörden gemäss der Erklärung vom 13. Dezember 1878 gestaltet ist, mitgeteilt. Wir haben dieses Verzeichnis den Kantonsregierungen zukommen lassen.

Umgekehrt fertigten auch wir zu Händen der Reichsregierung eine neue Zusammenstellung; der schweizerischen Behörden an, die im Sinne der erwähnten Übereinkunft direkt mit den deutscheu Gerichten verkehren können.

16. Von den st. gallischen Behörden war es abgelehnt worden, einem v o m G e r i c h t e d e s b a y e r i s c h e n B e z i r k s k o m m a n d o s K e m p t e n unter Berufung auf Art. 12 des schweizerisch-deutschen Auslieferungsvertrages vom 24. Januar 1874 gestellten B e g e h r e n u m Z u s t e l l u n g e i n e r A n k l a g e s c h r i f t u n d L a d u n g z u r H a u p t v e r h a u d l u n g wegen Nichtbefolgung eines Aufgebotes zu einer militärischen Übung (Vergehen gegen § 92 des deutschen Militärstrafgesetzbuches) an einen in St. Gallen wohnhaften deutschen Reiuhsangehörigen Folge zu geben. Dieses Verhalten wurde unsererseits genehmigt, und wir machten die bayerische Regierung darauf aufmerksam, dass nach ständiger Übung hierseits auf derartige Ersuchen ausländischer

569 ·

.Behörden, welche Angelegenheiten militärischer Natur betreffen, nicht eingetreten werde. Es könne auch eine mit den Bestimmungen des schweizerisch-deutschen Auslieferungsvertrages begründete Verpflichtung zur Rechtshülfe nicht anerkannt werden, weil die Handlung, welche in Deutschland zu der Untersuchung geführt habe, in der Schweiz nicht zum Gegenstand eines Strafverfahrens gemacht werden könne; sie trage nicht den Charakter eines gemeinen Verbrechens oder Vergehens, sondern falle unter die Kategorie rein militärischer Delikte.

Dieser Ansicht trat die Deutsche Reichsregierung entgegen, indem sie geltend machte, die dem Vorgeladenen zur Last gelegte .Handlung sei auch in der Schweiz strafbar und der Umstund, dass dieselbe nicht als gemeines Delikt verfolgbar sei, sei bei der in Frage kommenden Vertragsbestimmung ohne Bedeutung, da nach derselben nur gefordert werde, dass sie gerichtlich strafbar sei. Auch der Umstand, dass die Straftat sich als rein militärisches Vergehen darstelle, könne die Ablehnung des Ersuchens nicht rechtfertigen, weil ein Strafverfahren wegen eines rein militärischen Vergehens als ein m'chtpolitisehes im Sinne des Vertrages angesehen werden müsse. Die Schweiz habe seihst in einem Auslieferungsfalle bezüglich der militärischen Delikte die Erklärung ·abgegeben, dass diese keineswegs auf die gleiche Linie gestellt werden dürften mit solchen politischer Natur, sondern dass für sie die allgemeinen Bestimmungen des Vertrages zu gelten hätten.

Wir erwiderten hierauf der Deutschen Reichsregierung, für den Bundesrat sei in Sachen die allgemeine Regel des internationalen Rechtes massgebend, dass eine Rechtshülfe zur Verfolgung militärischer Delikte von Staat zu Staat ebensowenig geleistet werde, wie zur Verfolgung politischer Vergehen, wenn nicht durch besondere Vertragsbestimmungen etwas anderes vereinbart sei.

Der Bundesrat habe in konstanter Praxis an diesem Grundsatz festgehalten und es seien dementsprechend auch stets bei Anwendung von Art. 12 des schweizerisch-deutschen Auslieferungsvertrages die rein militärischen Delikte und ebenso die fiskalischen auf die gleiche Stufe mit den politischen gestellt worden. Was die deutscherseits gemachte Bemerkung betreffend eine Erklärung des Bundesrates in einem früheren Ausilieferungsfall anlange, so sei damala lediglich betont worden,
daas bei a u s g e l i e f e r t e n P e r s o n e n , welche militärische Delikte begangen haben, die allgemeinen Bestimmungen von Art. 4, Absatz 3, des Auslieferungsvertrages Anwendung finden.

17. Von dem u n g a r i s c h e n J u s t i z m i n i s t e r i u m wurde ein ihm auf dem diplomatischen Wege Übermitteltes Requisitorial-

570 A

schreiben, das in französischer Sprache abgefasat war und in eines Ehescheidungsangelegenheit die Einvernahme einer in Ungarnwohnhaften Person als Zeuge zum Gegenstande hatte, nicht zuryollziehung weitergeleitet,-ohne dass demselben eine ungarische Ü b e r s e t z u n g beigegeben werde. Es berief sich dabei auf Art. 6 des im Jahre 1896 zu Haag abgeschlossenen internationalen Abkommens, wonach die Ersuchschreiben in Zivil- und Handelssachen in der Sprache der requirierten Behörde abgefasst sein sollen, sofern nicht eine andere Vereinbarung zwischen den beiden Staaten besteht. Eine solche besteht aber zwischen der Schweiz und Ungarn bezüglich der Sprache oder der Übersetzung derartiger Ersuchschreiben nicht. Zur Erleichterung des amtlichen Verkehrserklärte sich das Ministerium bereit, auf Wunsch jeweilen die hierseiligen Ersuchschreiben in Zivil- und Handelssachen selbst mit einer ungarischen Übersetzung versehen zu lassen, sofern die schweizerischen Behörden die daraus entstehenden Kosten tragen-, 18. Wie in dem Geschäftsberichte pro 1899 bezüglich.

E n g l a n d mitgeteilt wurde, so lassen es auch die Gesetze des.

S t a a t e s M a s s a c h u s e t t s in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht zu, dass eine Person, gegen welche in einer Strafsache Klage erhoben worden ist, zu Aussagen angehalten, werde, die sie selbst beschuldigen.

IT. Heimschaffungen.

19. Die Zahl der Fälle von Heimschaffungen v e r l a s s e n e r Kinder, Geisteskranker und der öffentlichen Wohlt ä t i g k e i t a n h e i m g e f a l l e n e n P e r s o n e n belief sich im Berichtsjahre auf 260 (1905: 220; 1904: 236) und betraf 374 Personen.

An die S c h w e i z wurden seitens des A u s l a n d e s auf diplomatischem Wege 66 Heimschaffungsbegehren gerichtet, umfassend 81 Personen : nämlich 26 verlassene Kinder, 34 Geisteskranke und 21 H Ulfs bedürftige. Aus Frankreich liefen 41 Gesuche ein, aus Deutschland 8, aus Italien 7, aus Österreich 4, aus Russland 3 und aus Nordamerika, Kanada und Chile je 1. Von den 81 Personen wurden 49 als schweizerische Angehörige ermittelt und übernommen, 4 dagegen wurden nicht anerkannt; die Begehren bezüglich 4 Personen wurden zurückgezogen ; 23 Fälle, umfassend 24 Personen, sind noch pendent.

Die S c h w e i z stellte an das A u s l a n d auf diplomatischem Wege 194 Heimschaffungsbegehren, umfassend 293 Personen i

571

nämlich 119 verlassene Kinder. 102 Geisteskranke und 72 Hülfsbedürftige. Dabei entfielen 'auf Italien 113 Begehren, auf Frankreich 54, auf Österreich 14, auf Deutschland 5, auf Russland 2, und auf England, Belgien, Luxemburg, Schweden, Dänemark und Nordamerika je 1. Von den 293 Personen wurden 154 vom Auslands als Angehörige anerkannt und heimgeschafft; die Übernahme von 7 Personen wurde abgelehnt; in 22 Fällen (umfassend 44 Personen) wurden die Begehren zurückgezogen und bei 21 Fällen (umfassend 23 Personen) sind die bezüglichen Ansuchen gegenstandslos geworden ; 36 Fälle, umfassend 65 Personen-, sind noch pendent.

Ausserdem sind 77 Gesuche um Bewilligung des D u r c h t r a n s p o r t e s von 101 Hilfsbedürftigen, Geisteskranken oder polizeilich ausgewiesenen Personen über schweizerisches Gebiet eingegangen nnd zwar 71 Gesuche von Deutschland, 3 von Luxem.burg und 3 von Italien.

20. Von der österreichischen Regierung wurde das Ansuchen gestellt, es möchte veranlasst werden, dass Seh w e i z e r b ü r g e r , die aus Österreich ausgewiesen und in ihr H e i m a t l a n d a b g e s c h o b e n w e r d e n , ohne weiteres in R h e i n e c k (Kanton St. Gallen) übergeben werden können. Nach Vernehmung der st. gallischen Behörden erwiderten wir hierauf, dass seitens der österreichischen Polizeiorgane Transporte von abgeschobenen Schweizerbürgern jederzeit während der Amtsstunden dem Bezirksamtmann in Rheineck oder bei etwaiger Abwesenheit desselben im Bezirksgefängnis daselbst abgegeben werden können,, ohne dass eine vorherige Anmeldung erforderlich sei. Dabei sprachen wir die Erwartung aus, dass von den österreichischen Behörden Gegenrecht beobachtet werde in der Art, dass von ihnen die seitens der Schweiz abgeschobenen österreichischen Staatsangehörigen ebenfalls ohne Voranzeige in Bregenz und Feldkirch während der Amtsstunden übernommen werden.

21. Anlässlich eines hierseits bei den ö s t e r r e i c h i s c h e n Behörden gestellten H e i m s c h a f f u n g s b e g e h r e n s sahen wir uns veranlagst, die k. und k. Regierung darauf aufmerksam zu machen, dass im Sinne des bestehenden NiederlassungsVertrages die Heimnahme von Hülfsbedürftigen, deren österreichische Nationalität uDzweifelhaft feststeht, nicht vom Ausgange von Erhebungen betreffend die Gemeindeangehörigkeit der heimzusuhaffenden
Personen abhängig gemacht und durch solche verzögert werden könne.

Das österreichische Ministerium des Innern hat nunmehr an alle politischen Landesstellen einen Zirkuläreres gerichtet, worin die-

572

selben angewiesen werden, bei Erledigung hierseitiger Heimschaffungsbegehren sich tunlichster Raschheit zu befleissen, mit dem Bemerken, dass bei erwiesener Staatsangehörigkeit die Übernahme durch Erhebungen hinsichtlich des etwa zweifelhaft gebliebenen Gemeindebürgerrechtes einer Person nicht verzögert werden dürfe.

22. Die französische Botschaft machte uns die Mitteilung, dass die f r a n z ö s i s c h e n K o n s u l a t e in Ostasien sieh oftmals genötigt sähen, zur Heimschaffung von hülfsbedürfligen und mittellosen Schweizern zu schreiten, die sich unter den Schutz der französischen Behörden gestellt hätten. Sie wünsche zu erfahren, ob die schweizerischen Behörden solche Dispositionen anzuerkennen willens seien. Wir haben diese Frage bejaht und der Botschaft in Einklang damit, dass den fremden Konsulaten in überseeischen Ländern, wo wir selbst keine Vertretung haben, ihre Ausgaben für unsere Angehörigen stets vergütet werden, die Zusicherung erteilt, dass die hierseitigen Behörden für die Kosten der erwähnten Heimbeförderungen aufkommen würden. Entsprechend der Gestaltung des schweizerischen Armenwesens werden derartige Aus« lagen von den Kantonen zu tragen sein.

23. Die Heimschaffung a u s s e r e h e l i c h e r K i n d e r von F r a n z ö s i n n e n ist in letzter Zeit wiederholt dadurch verununmöglicht worden, dass die Mütter dieser Kinder an den Folgen der Geburt in der Schweiz verstarben, bevor das Kind von ihnen im Sinne des französischen Rechts anerkannt war. Nach der französischen Praxis ist nun die Anerkennung eines unehelichen Kindes seitens der Mutter schon v o r der Geburt möglich. Es dürfte sich empfehlen, dieses Verfahren hierseits gegenüber schwangeren unverehelichten Französinnen je nach Umständen in vorsorglicher Weise anzuwenden.

Die Vorschrift des französischen Zivilrechts, wonach die urkundliche Anerkennung ausserehelicher Kinder seitens ihrer Mütter verlangt wird, hat auch in die i t a l i e n i s c h e und b e l g i s c h e Gesetzgebung Eingang gefunden. Daher ist gegenüber Angehörigen dieser Staaten in gleicher Weise zu verfahren, wie gegenüber Französinnen.

24. Eine kantonale Behörde beantragte bei dem zuständigen hessischen Kreisamt die Übernahme des idiotischen Kindes eines in der Schweiz niedergelassenen h e s s i s c h e n Staatsangehörigen, der sich ausser Stand erklärte, die Kosten der Anstaltspflege des Kindes zu bezahlen. Die hessischen Behörden lehnten das Heim-

573 Schaffungsbegehren ab mit der Begründung, laut Art. 8, Abs. l, des bestehenden schweizerisch-deutschen Niederlassungsvertrages erstrecke sich die Ühernahmspflicht auf sämtliche Familienmitglieder, könne also nicht auf einzelne derselben beschränkt werden.

Die deutsche Reichsregierung, bei welcher wir wegen dieses Entscheides vorstellig wurden, trat der Auffassung der Lokalbehörden bei, indem sie ausführte, es erscheine umsoweniger angängig, hilfsbedürftige Kinder durch Übernahme in den Heimatstaat von den Eltern zu trennen, als nur dann, wenn die Eltern sich im Inlande aufhalten, ein Zwang auf sie ausgeübt werden könne, zu den Unterhaltungskosten des Kindes nach Möglichkeit beizutragen.

Angesichts dieser Interpretation der vertraglichen Bestimmungen drängt sich die Notwendigkeit auf, in derartigen Fällen zur Ausweisung der ganzen Familie zu schreiten, deren einzelnes Glied der öffentlichen Wohltätigkeit zur Last fällt.

25. Anlässlich der von Frankreich beantragten Heimschaffung des geisteskranken schweizerischen Angehörigen R., der z w e i K a n t o n s b ü r g e r r e c h t e besitzt, erhob sich die Frage, welcher der beiden Heimatkantone zur Ü b e r n a h m e des K r a n k e n v e r p f l i c h t e t sei. Vom Bundesrate konnte nun nicht entschieden werden, ob und in welchem- Verhältnis die beiden Heimatkantone zum Unterhalte des R. in einer schweizerischen Irrenanstalt beizutragen haben. Dagegen hatte er, da die Übernahme des Kranken nicht bis zum Austrag eines eventuell hierüber beim Bundesgericht zu führenden Rechtsstreites hinausgeschoben werden durfte, dafür zu sorgen, dass R. "von den französischen den schweizerischen Behörden übergeben werden konnte. Bei der Bestimmung des K«ntons, welchem die vorläufige Versorgung des Kranken zukommt, ist der Bundesrat davon ausgegangen, dass -- wie das Bundesgericht in seinem Erkenntnis vom 8. Dezember 1897 i. S.

Appeozell A.-Rh. gegen Genf (Entscheidungen XXIII Nr. 198) ausgeführt hat -- die Konflikte, die sich aus der Tatsache des Doppelbürgerrechts ergeben, von der eidgenössischen Gesetzgebung in der Weise gelöst worden sind, dass in solchen Fällen das Bürgerrecht des Kantons, wo der Betreffende z u l e t z t g e w o h n t hat, als das p r ä p o n d e r i e r e n d e bezeichnet ist. Wir haben demgemäss den letzten Wohnsitzkanton des K:anken zu dessen Übernahme verhalten.

Y. Verschiedenes.

26. Im Laufe des Berichtsjahres ist in Mailand der IV. i n t e r nationale Kongress für öffentliche und private

574 W o h l t ä t i g k e i t abgehalten worden. Wir haben uns dabei durch Herrn Dr. E. Leupold, Adjunkt unseres Justiz- und Polizeidepartements, vertreten lassen.

27. Die Gesandtschaft von G r o s s b r i t a n n i e n machte die Mitteilung, ihre Regierung wünsche für die englischen Untertanen, ·welche dauernd an einem Orto im Auslande Wohnsitz nehmen wollen, I m m a t r i k u l a t i o n s s c h e i n e , welche von den britischen Konsuln ausgestellt werden sollen, einzuführen und fragte an, ob solche Urkunden in der Schweiz als Legitimationrjpapiere für die Erteilung von NiederlassungsbewilliguLgen angenommen würden. Wir konnten hierauf in bejahendem Sinne antworten, nachdem auf unsere Umfrage hin die kantonalen Polizeidirektionen erklärt hatten, dass solche Immatrikulationsscheine als genügende Ausweisschrift anerkannt werden können. Infolgedessen sind nun die britischen Konsulate in der Schweiz vom 1. Januar 1907 hinweg ermächtigt, Urkunden fraglicher Art an die englischen Staatsangehörigen, welche sich in die zu dem ßehufe geführten Konsularregister eintragen lassen, zu verabfolgen. Hierdurch werden indessen die englischen Pässe als gültige Ausweispipiere keineswegs hiiifällig, sondern bleiben daneben fortbestehen (Kreisschreiben an ·die Kantone vom 3. Oktober 1906 und 10. Januar 1907).

28. Die n i e d e r l ä n d i s c h e n Staatsangehörigen erhalten zum Zwecke des Aufenthaltes in nnserm Lande von der niederländischen Gesandtschaft und den Konsulaten in der Schweiz als Legitimutionspapier ein ,,Certificat de Nationalité". Das betreffende Zeugnis hat unbeschränkte Gültigkeit, so lange der Inhaber die niederländische Staatsangehörigkeit beibehält. Diese geht nach dem Gesetz vom 12. Dezember 1892 verloren durch zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthalt ausserhalb des Königreichs und seiner Kolonien, sofern nicht der Abwesende vor Ablauf dieser Frist der zuständigen niederländischen Behörde oder dem niederländischen Gesandten oder Konsul im Lande seines Aufenthaltes davon Kenntnis gibt, dass er Niederländer bleiben wolle, worauf von dieser Erklärung an eine neue zehnjährige Frist zu laufen beginnt.

Den Kantonen wurde hiervon durch Kreisschreiben vom 11. April 1906 Kenntnis gegeben.

29. Das vermehrte Auftreten von Z i g e u n e r b a n d e n an unserer Landesgrenze und auch im Landesinnern
veranlasste uns, durch Kreisschreiben vom 11. Juli 1906 uns über die Massregeln auszusprechen, welche geeignet erscheinen, unser Gebiet von diesen lästigen Eindringlingen freizuhalten.

575 Nach wiederholten Versuchen, die Zigeunerfrage durch kantonale Vereinbarungen zu regeln, ist im Jahre 1887 von einer Konferenz kantonaler Polizeidirektoren in St. Gallen der Grundsatz aufgestellt worden, den Zigeunern ohne Ausnahme die schweizerische Grenze zu versehliessen, und wir haben in unserin Geschäftsberichte pro 1887 dieses Verfahren allgemein zur Nach·achtung empfohlen mit dem Hinweis, dass die Regierungen von Preussen und Bayern in analogem Sinne vorgegangen seien {Bundesbl. 1888, II, 829). Seither haben auch Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen, sowie anderseits Österreich und Italien ihre Grenzen gegen die Einwanderung von Zigeunern .grundsätzlich verschlossen, und wir sind daher in um so höherm Masse darauf angewiesen, den Grundsatz der strikten Nichtduldung durchzuführen.

Dementsprechend luden wir die Grenzkantone ein, die Landes·grenze gegen die Einwanderung von Zigeunern aufs sorgfältigste abzuschliessen und die daherige Überwachung namentlich auch an den Gren/bahnhöfen eintreten zu lassen, um ankommende Zigeuner am Aussteigen oder Weiterfahren durch unser Land zu verhindern.

Sämtliche Kantone wurden angewiesen, auftretenden Zigeuuerbanden ·das weitere Vordringen ins Innere des Landes zu verwehren und dieselben auf dem Wege, auf welchem sie eingedrungen sind, über die Landesgrenze auszuschafien.

Zur Unterstützung der kantonalen Organe hat unser Zolldepartement das gesainte eidgenössische Grenzwachtpersonal angewiesen, auch vou sich aus alle Zigeuner beim Betreten des schweizerischen Gebietes aufzuhalten und wo möglich über die Grenze zurückzuweisen oder, wenn dies nicht tunlich sein sollte, die kantonale Polizei zuzuziehen und ihr Beihülfe zu leisten.

Um gegen Einwanderung und Durchzug der Zigeuner noch eine weitere Garantie zu schaffen, haben wir sodann, gestützt auf Art. 2, Ziff. 3, des Bundcsgesetzes vom 29. März 1893 betreffend den Transport auf Eisenbahnen und Dampfschiffen und in Anwendung von Art. 102, Ziffer 10, der Bundesverfassung, den schweizerischen Transportgesellschaften die Beförderung von Zigeunern und ihrer mitgeführten Tiere, Wagen und Gepäckstücke, soweit es sich nicht um Polizeitransporte handelt;, gäuziich untersagt.

Übrigens kann man sich der Überzeugung nicht versehliessen, dass zu einer gründlichen Sanierung dds Zigeunerunwesens es eines
gemeinsamen Vorgehens der verschiedenen Staaten bedarf, und wir beabsichtigen daher entsprechend einem von der Konferenz der kantonalen Polizeidirektoren ausgesprochenen Wunsche,

576

bei den benachbarten Regierungen eine internationale Konferenz zur Behandlung dieser Frage anzuregen.

30. Bezüglich der R e o r g a n i s a t i o n des p o l i z e i l i c h e n T r a n s p o r t w e s e n s , wovon in unserm letztjährigen Berichte, Seite 52, Ziff. 32 die Rede war, haben im Jahre 1906 zunächst Verhandlungen mit den schweizerischen Bahnverwaltungen behufs Erzielung eines Einverständnisses über Fragen des Rechnungswesens und über eine Reduktion der Taxen stattgefunden. Sodann wurde den Kantonen der Entwurf eines einheitlichen Réglementes über das polizeiliche Transportwesen zur Vernehmlassung unterbreitet. Es hat sich gezeigt, dass die allgemein als Bedürfnis empfundene einheitliche Regelung des betreffenden Verwaltungszweiges nur auf dem Boden einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Bund und Kantonen zustande kommen kann, da dem Bunde ein Recht, hierüber zu legiferieren, nicht zusteht.

Im Anschlüsse an diese Reform wird noch die Frage der Einführung besonderer P o l i z e i t r a n s p o r t w a g e n auf den Hanptbahnlinien unseres Landes einer Prüfung unterzogen. Der schweizerische Eisenbahnverband hat bereits seine grundsätzliche Zustimmung zu dieser Neuerung ausgesprochen, und es ist zu hoffen, dass auch bezüglich der für die Ausführung in Betracht fallenden Einzelfragen eine Einigung erzielt werde, welche den loteressen der Polizeibehörden sowohl als denen der Bahnverwaltungen gerecht wird.

VI. Zentralpolizeibureau.

31. Das a n t h r o p o m e t r i s c h e Z e n t r a l r e g i s t e r enthielt Ende 1905 8nl9, Eode 1906 12,524 anthropometrische Signalemente. Vermehrung 3905 Stück.

Der Verkehr mit in- und ausländischen Polizeibehörden war sowohl in bezug auf die Identifizierung Verhafteter, über deren Zivilstand Zweifel bestanden, wie auch hinsichtlich des damit im Zusammenhang stehenden Nachrichtendienstes im Berichtsjahre ein äusserst reger. Die bezügliche Kontrolle weist 2198 Eingänge und 3054 Ausgänge auf.

Seit dem Bestehen des Zentralpolizeibureaus (1. April 1904) wurden von demselben vermittelst der eigenen oder unter Zuhülfenahme auswärtiger Kartenzentralen 151 Personen, die anlasslich ihrer Verhaftung unrichtige Namen angegeben hatten, identifiziert.

577 32. Z e n t r a l s t r a f e n r e g i s t e r . I. Von den Kantonen wurden eingesandt A u s z ü g e von S t r a f u r t e i l e n , welche gefällt worden sind a. gegen Angehörige des eigenen Kantons . . 6,613 Stück b. _> ,, anderer Kantone . . . 4,142 ,, c. -T Ausländer 3,854 ,, 14,609 Stück II. Von ausländischen Behörden wurden Auszüge von Strafurteilen, die im A u s l a n d g e g e n . S c h w e i z e r gefällt worden sind, eingesandt . .

Total

2,261

,,

16,870 Stück

Von den sub I b und c und II erwähnten Urteilsauszügen sind jeweilen Abschriften zu Händen der Heimatkantone, beziehungsweise der Heimatstaaten der Bestraften auszufertigen.

Im Jahre 1906 sind derartige Abschriften, wobei sich eine grössere Anzahl von Urteilsauszügen befindet, die gegen Ende 1905 ·eingelangt waren, ausgefertigt worden 1. für die Kantone 2. für das Ausland

7,524 Stück 5,076 ,, Total

12,600 Stück

Diese an ausländische Behörden gesandten Auszüge beziehen -sich auf Strafen, die in der Schweiz ausgesprochen worden sind, gegen Italiener 1898 Deutsche 1752 Franzosen 540 Angehörige von Österreich-Ungarn . . 461 Angehörige anderer Staaten . . . . 425 Von den im A u s l a n d gegen S c h w e i z e r ausgesprochenen Strafurteilen, von denen im Laufe des Berichtsjahres, wie bereits bemerkt, 2261 Auszüge eingesandt worden sind, entfallen auf Deutschland 1059 Frankreich 981 Österreich-Ungarn 123 Italien 57 andere Staaten 41 Bundesblatt 59. Jahrg. Bd. I.

40

578 33. Im ^ S c h w e i z e r i s c h e n P o l i z e i a n z e i g e r " werde» nunmehr veröffentlicht: S t e c k b r i e f e , A u f e n t h a l t s a u s f o r s c h u n g e n , die vom Bundesrate oder dem Bundesstrafgerichte verfugten A u s w e i s u n g e n aus der S c h w e i z , Anzeigen von D i e b s t ä h l e n und ändern V e r m ö g e n s d e l i k t e n , sofern der eingetretene oder beabsichtigte Schaden mindestens Fr. 20 beträgt, und von q u a l i f i z i e r t e n D i e b s t ä h l e n ohne Rücksicht auf den eingetretenen oder beabsichtigten Schaden, sowie andere Bek a n n t m a c h u n g e n polizeilicher Natur von allgemeinem Interesse.

In den 305 Nummern des Blattes wurden im Berichtsjahre auf 1743 Seiten -- ohne die Erledigungen -- 6026 Artikel publiziert. Ein Personen- und Sachregister gelangt halbjährlich zur Ausgabe.

In der monatlich erscheinenden, ausschliesslich für die Veröffentlichung der kantonalen Ausweisungen bestimmten ,, B e i l a g e zum S c h w e i z e r i s c h e n P o l i z e i a n z e i g e r " sind 3032 derartige Ausweisungen publiziert worden. Diese ,,Beilage11 ist im Berichtsjahre noch nicht von allen Kantonen benutzt worden.

C. Bundesanwaltschaft.

Es kamen im Jahr 1906 folgende Geschäfte zur Behandlung :

I. Bundesstrafrecht.

a. Bundesgesetz über das Bundesstrafrecht vom 4. Februar 1853.

1. G ef ähr d ung en d e s E i s e n b a h n - , T r a m w a y - , P o s t - , A u t o m o b i l - u n d D a m p f s c h i f f b e t r i e b e s (Artikel 67, revidiert durch Bundesbeschluss vom 5. Juni 1902): 126 Gefährdungen des Eisenbahnbetriebes, 31 ,, ,, Tramwaybetriebes, 2 ,, ,, Postbetriebes, l ,, ,, Automobilbetriebes.

160 zerfallend in: 37 a b s i c h t l i c h e G e f ä h r d u n g e n , wie: Legen von Gegenständen auf das Geleise (10), Steinwürfe (20), Bahnbeschädigungen (2), Umlegen oder Verkeilen von Weichen (2), Verschieben von Wagen (3).

579

: 123 f a h r l ä s s i g e G e f ä h r d u n g e n , wie: Zusammenstóss (50), Entgleisung (26), Kollision mit Fuhrwerken (27), Gegenstände auf dem Bahnkörper (6), Vieh auf dem Bahnkörper (2), Verletzung von Passagieren (6), Entlaufen von Wagen (3), Verletzung von Bahnpersonal (3).

Die Art und Weise der Behandlung und die gerichtliche Erledigung dieser Fälle und anderer Übertretungen des oben zitierten Bundesstrafrechtes ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich :

580

o absichtliche Gefährdungen, im Vorjahr unerledigt 37 ,, im Jahr 1906 eingelangt v 16 fahrlässige im Vorjahre unerledigt r 123 ,, ..

im Jahr 1906 eingelangt 2. U n b e f u g t e S t i m m a b g a b e ( A r t . 4 9 a )

3 Fälle

3. G e w a l t s a m e B e f r e i u n g eines Verh a f t e t e n (Art. 50), aus dem Vorjahr unerledigt

l Fall

4. A n a r c h i s t i s c h e V e r b r e c h e n (Artikel 52bis)

l Fall

5. A m t s p f l i c h t v e r l e t z u n g , begangen d u r c h e i d g e n ö s s i s c h e B e a m t e (Art. 53 /) : Aus dem Vorjahr gerichtlich unerledigt geblieben Im Berichtsjahr eingelangt

l Fall 9 Fälle

6. A m t s d e l i k t e , b e g a n g e n d u r c h P o s t a n g e s t e l l t e (Art. 54, resp. 61): Aus dem Vorjahr gerichtlich unerledigt geblieben 4 Fälle Im Berichtsjahr eingelangt 17 Fälle 7. F ä l s c h u n g von B u n d e s a k t e n (Art. 61, in Verbindung mit der Verordnung über das militärische Kontrollwesen):

581

?"

W

-- -- --

35 --

15 7<

|| sd

i 1

§so ·ao

·s& £

-- ·

Einstellung des Verfahrers

Unerledigt

--

13 a

Zur Beurteilung ai tonalen Gerichte

--

q

in kantonale Kompetenz falle:

mangels strafbai Verschuldens

"0

Resultat

mangels Schuldbeweis Täter unbekannt oder flüchtig

S

keine erheblich Gefahr

v

Js

t.i '1 = 0> Verurteilung

In bundesstrafrechtl. Beziehung keine Folge gegeben, weil

4 20 1 --

5 -- 28

--

--

--

--

28

2 -- --

--

2

--

--

--

--

--

--

--

1

·--

--

--

--

--

--

--

--

1

1

--

--

--

--

9

6

1

17

3 12

20

3 ---

75

13 32

2 11

1

1

--

--

4

· 1 1

1

1

5

582

Aus dem Vorjahr gerichtlich unerledigt geblieben Im Berichtsjahr eingelangt

3 Fälle 11 Fälle

8. Ü b e r t r e t u n g der L a n d e s v e r w e i s u n g (Art. 63 a)

4 Fälle

b. Bundesgesetz betreffend Ergänzung des Bundesgesetzes über das Bundesstrafrecht d. d. 12. April 1894.

9. Sprengstoffverbrechen.

2 Fälle

c. Bundesgesetz betreffend Schwach- und Starkstromanlagen, d. d. 24. Juni 1902.

10. B e s c h ä d i g u n g o d e r S t ö r u n g elektrisch er Anlagen: Aus dem Vorjahr unerledigt geblieben . . .

5 Fälle Im Berichtsjahr eingelangt 36 Fälle

II. Bundesstrafpolizei.

11. Widerhandlung gegen das Bundesgesetz betreffend F a b r i k a t i o n u n d V e r t r i e b v o n Z ü n d h ö l z c h e n , d. d. 2. November 1898 .

5 Fälle

12. Widerhandlung gegen das Bundesgesetz betreffend B e a u f s i c h t i g u n g von P r i v a t u n t e r n e h m u n g e n im Gebiete des Vers i c h e r u n g s w e s e n s vom 25. Juni 1885 . .

4 Fälle

1

Die Mitteilung über die gerichtliche Erledigung geht gemäss Gesetzesvorschrift an die Fabrikinspektoren.

583

--

--

--

--

n

3 7

--·

--

4

3

--

--

2

1

31

4 21

2

--

--

5

--

--

^II

--

--

5l

-- 1

--

Unerledigt

--


Einstellung des Verfahrens

mangels Schuldbeweis Täter unbekannt oder flüchtig

--

(U v

01 -C

Resultat Freisprechung

--

an 51a

ig :i =i| §r

Verurteilung

mangels strafbaren Verschuldens

3« O) m

II

in kantonale Kompetenz fallend

keine erhebliche Gefahr

In bundesstrafrechtl. Beziehung keine Folge gegeben, weil

--

3

--

--

--

--

--

1

1

1

--

3

5

--

--

t> --

--

--

4

2

1

--

--

1

584

13. Übertretung des Bundesgesetzes über die A r b e i t s z e i t in den F a b r i k e n : Aus dem Vorjahr unerledigt Im Berichtsjahr eingelangt

l Fall 4 Fälle

lé. Übertretung des Bundesgesetzes betreffend die P a t e n t t a x e n vom 24. Juni 1892 .

l Fall

15. Übertretung des Bundesgesetzes betreffend K o n t r o l l i e r u n g u n d G a r a n t i e d e s Feingehaltes der Gold- und S i l b e r w a r e n , d. d. 23. Dezember 1880 . . . .

3 Fälle

III. Widerhandlung gegen eidgenössische Fiskalgesetze.

16. Das Z o l l g e s e t z betreffend: Aus dem Vorjahr gerichtlich unerledigt Neu eingelangt

. .

17. Das A l k o h o l g e s e t z betreffend: Aus dem Vorjahr unerledigt Neu eingelangt das Z o l l - u n d A l k o h o l g e s e t z betreffend 1

Nachträgliche Unterziehung.

l Fall 9 Fälle

l Fall l Fall

1

1

-- -- -- -=--

4 2

-- -- -- --

1 --

-- -- -- --

3

-- -- --

--

9

1 6 1

--

--

--

--

--

1

--·

-- 1

Einstellung des Verfahrens

--

l1

--

Unerledigt

Jg ·*« IM 8

mangels Schuldbeweis Täter unbekannt oder flüchtig

Freisprechung

Verurteilung

In bundesstrafrechtl. Beziehung keine Folge gegeben, weil Zur Beurteilung an di tonalen Gerichte gevv

in kantonale Kompetenz fallend

Beklagter in jugendlichem Alter

mangels strafbaren Verschuldens

keine erhebliche Gefahr

585

Resultat

1 -- --

2

--

....

--

3

--

1

--

--

586

18. Die mehrfach umstrittene Frage betreffend die strafrechtliche Qualifikation der Fälschung eines Eisenbahnbilletes der Bundesbahnen ist vom Bundesgericht unterm 17. Juli 1906 grundsätzlich dahin entschieden worden, dass die Fälschung als ein Delikt im Sinne von Artikel 61 des Bundesstrafrechtes sich darstellt.

IV. Auslieferung.

19. Zu Händen des Bundesgerichts sind im Berichtsjahre von der Bundesanwaltschaft 11 Auslieferungsbegehren begutachtet worden.

V. Begnadigung.

20. Die 51 Begnadigungsgesuche, die uns im Jahr 1906 vorgelegen haben, bezogen sich auf Bestrafungen welche ausgesprochen waren wegen : a. Eisenbahngefährdung 6 b. Übertretung des Bundesgesetzes betreffend die Patenttaxen 2 c. Übertretung des Fischereigesetzes 8 d. Übertretung des Jagd- und Vogelschutzgesetzes . . . 9 e . Schuldhafte Nichtbezahlung d e r Militärsteuer . . . . 2 0 f. Fälschung von Bundcsakten 2 ff. Beschädigung von Schwach- und Starkstromanlagen . l h . Übertretung d e s Viehseuchenpolizeigesetzes . . . . l *. Amtspflichtverletzung l k. Übertretung des Forstpolizeigesetzes l Von diesen Gesuchen wurden dem Bundesrate zu Händen der Bundesversammlung 25 in empfehlendem, 26 in abweisendem Sinne begutachtet.

Bezüglich der weitern Behandlung dieser Begnadigungsgesuche durch Bundesrat und Bundesversammlung wird auf die irn Bundesblatt enthaltenen betreffenden Berichte und Übersichten der Verhandlungen der Bundesversammlung verwiesen.

Vergleiche Bundesbl. 1906: I, 366, 369, 655, 657, 659, 661, 663. II, 343, 345. III, 695, 697, 699, 701, 703, 706, 842, 845, 847, 850, 883, 981. IV, 489, 517, 519, 521, 549, 552, 554, 556, 558, 650, 652, 655, 657, 673, 675, 913, 916, 918, 920. V, 169, 172, 604, 695, 697. VI. 202, 205, 207, 209, 211, 213.

587

TI. Mädchenhandel.

21. Nach Inkrafttreten des internationalen Übereinkommens betreffend Unterdrückung des Mädchenhandels (A. S. n. F., XXI, 37) wurden seit Anfang des Jahres 1905 von der Bundesanwaltschaft als schweizerischer Zentralstelle, die in der Schweiz gemachten Erhebungen bezüglich des Mädchenhandels gesammelt und verbreitet, sowie der direkte Verkehr mit den dem gleichen Zwecke dienenden Amtsstellen des Auslandes besorgt. Im fernem trat der Generalanwalt offiziell in Beziehung mit dem schweizerischen Nationalkomitee der privaten Vereinigungen zur Unterdrückung des Mädchenhandels und mit dem Sekretariat der zürcherischen Sittlichkeitsvereine, um auf diese Weise die Zwecke des internationalen Übereinkommens zu fördern.

TU. Gesetzgebung.

22. Das Bundesgesetz betreffend Ergänzung des Bundesstrafrechtes vom 4. Februar 1853, in bezug auf die anarchistischen Verbrechen vom 30. März 1906, ist nach Ablauf der Referendumsfrist am 11. Juli gleichen Jahres in Kraft getreten (Bundesblatt H, Seite 561).

Der Entwurf des Bundesrates zu einem Bundesgesetz betreffend das Begnadigungswesen, wurde in der Dezembersession vom Ständerat durchberaten. -- Derjenige über Ergänzung des Bundesstrafrechtes vom 4. Februar 1853, bezüglich der Verleitung von Militärpflichtigen zu Dienstpflichtverletzungen liegt vor der Kommission des Ständerates.

TIIL Politische Polizei.

23. Gegen die antimilitaristische Propaganda ausländischer Agitatoren richtet sich der Bundesratsbeschluss vom 20. Februar 1906 (Bundesbl. 1906, I, 388, 389).

Bezüglich der im Jahre 1906 nötig gewordenen besonderen Massnahmen wegen anarchistischer und antimilitaristischer Propaganda verweisen wir auf die im Bundesblatt veröffentlichten Ausweisungsbeschlüsse (vgl. Bundesbl. 1906 I, 390, 665, 1053, 1055; II, 359, 361; III, 475, 708, 709, 984, 985; IV, 180, 182, 491, 922, 923.

588

D. Versicherungsamt.

Über den Stand der unter Bundesaufsicht befindlichen Versicherungsunternehmungen soll nach Vorschrift des Bundesgesetzes betreffend Beaufsichtigung von Privatunternehmungen im Gebiete des Versicherungswesens vom 25. Juni 1885 jedes Jahr ein eingehender Bericht publiziert werden. Der Spezialbericht über das Jahr 1904 wurde durch Beschluss des Bundesrates vom 22. Mai 1906 veröffentlicht.

Die Zahl der unter Aufsicht stehenden Versicherungsgesellschaften hat sich im Berichtsjahr vermehrt durch die Konzessionierung von zwei französischen Feuerversicherungsgesellschaften, der ,,Compagnie d'Assurances Générales contre l'Incendie et les Explosions" und der Gesellschaft ,, Le Nord '·.

Beide Unternehmungen sind Aktiengesellschaften. Die Gesellschaft ,,Le Nord" betreibt ausser der Feuerbranche die Glasversicherung.

Drei Konzessionsgesuche waren am Schlüsse des Berichtsjahres noch nicht erledigt.

Einer Gesellschaft, nämlich der Sächsischen Vieh-Versicherungsbank in Dresden, die die schweizerische Konzession nicht mehr besass, wurde die hinterlegte Kaution herausgegeben, nachdem auf die gesetzlich vorgeschriebenen Publikationen keine Einsprachen eingelangt waren.

Dagegen haben die sämtlichen im Vorjahre in der Schweiz arbeitenden, konzessionierten Versicherungsunternehmungen auch im Berichtsjahr den Betrieb in unserm Lande fortgesetzt. Ein Verzicht auf die schweizerische Konzession fand nicht statt.

Es lag auch für die Aufsichtsbehörde keine Veranlassung vor, einen Konzessionsentzug auszusprechen.

Zwei Gesellschaften wurde die abgelaufene Konzession erneuert. Einige Gesellschaften erweiterten ihren Geschäftsbetrieb durch Aufnahme neuer Versicherungszweige.

Wir geben in nachstehendem Verzeichnis den Bestand der unter Bundesaufsicht stehenden Versicherungsunternehmungen am Ende des Berichtsjahres.

589

A. Konzessionierte Anstalten.

I. Konzessionierte Lebensversicherungsgesellsehaften.

Atlas, Deutsche Lebensversicherungs-Gesellschaft, in Ludwigshafen am Rhein: Basler Lebens-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (auch für Einzelunfallversicherung) ; Caisse Paternelle, Compagnie anonyme d'assurances générales sur la vie humaine, in Paris ; Compagnie d'Assurances Générales sur la vie des hommes, in Paris ; Concordia, Kölnische Lebensversicherungs-Gesellschaft, in Köln; General Life Assurance Company, in London ; La Genevoise, Compagnie d'assurance sur la vie, in Genf ; Germania, Lebens-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Stettin ; The Germania Life Insurance Company, in New-York ; Gothaer Lebensversicherungsbank auf Gegenseitigkeit, in Gotha ; Karlsruher Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit, vormals Allgemeine Versorgungs-Anstalt, in Karlsruhe ; Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig ; La Nationale, Compagnie d'assurances sur la vie, in Paris ; New-York Life Insurance Company, in New-York ; Northern Assurance Company, in London (auch für Feuerversicherung) ; Norwich Union Life Insurance Society, in Norwich ; Le0 Phénix, Compagnie française d'assurances sur la vie humaine, in Paris ; Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt, in Zürich ; Schweizerischer Lebens-Versicherungs-Verein, in Basel ; Schweizerische Sterbe- und Alterskasse, in Basel ; Star Life Assurance Society, in London ; 'Stuttgarter Lebensversicherungsbank auf Gegenseitigkeit (Alte Stuttgarter), in Stuttgart ; La Suisse, Société d'assurances sur la vie, in Lausanne (auch für Einzelunfallversicherung) ; Teutonia, Allgemeine Renten-, Kapital- und Lebensversicherungsbank, in Leipzig (auch für Einzelunfallversicherung) ; Union Assurance Society, in London ; L'Union, Compagnie d'assurances sur la vie humaine, in Paris; L'Urbaine, Compagnie anonyme d'assurances sur la vie et d'achats de nues-propriétés et d'usufruits, in Paris.

590

H. Konzessionierte Unfallversicherungsgesellschaften.

Allianz, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Berlin (auch für Maschinen-, Transport-, Kautions- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; L'Assicuratrice Italiana,, Società anonima di assicurazioni contro gli infortuni e di riassicurazioni, in Mailand ; Assurance mutuelle vaudoise contre les accidents, in Lausanne ; Basler Lebens-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (für Einzelunfallversicherung, auch für Lebensversicherung) ; Helvetia, Schweizerische Unfall- & Haftpflicht-Versicherungsanstalt, in Zürich ; Kölnische Unf all-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Maschinen-, Transport-, Glas-, Diebstahl- und Kautionsversicherung) ; Mannheimer Versicherungs-Gesellschaft, in Mannheim (auch für Transportversicherung) ; Oberrheinische Versieb er ungs-Gesellschaf t, in Mannheim (auch für Transport-, Glas- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; La Préservatrice, Compagnie anonyme d'assurances contre les risques d'accidents, in Paris ; Rhenania, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Transport- und Diebstahlversicherung) ; Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (auch für Maschinen-, Transport-, Glas-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung, sowie für Feuer-Rückversicherung) ; Schweizerischer Schützenverein, in Lausanne ; Schweizerische Unfallversicherungs-Aktiengesellschaft, inWinterthur (auch für Diebstahl- und Kautionsversicherung) ; Le Soleil-Sécurité générale et Responsabilité civile réunies, Compagnie d'assurances à primes fixes contre les accidents, in Paris ; La Suisse, Société d'Assurances sur la vie, in Lausanne (für Einzelunfallversicherung, auch für Lebensversicherung) ; Teutonia, Allgemeine Renten-, Kapital- und Lebensversicherungsbank, in Leipzig (für Einzelunfallversicherung, auch für Lebensversicherung) ; Unfallversicherungs - Genossenschaft schweizerischer Schützenvereine, in Zürich ; Zürich, Allgemeine Unfall- und Haftpflicht-Versicherungs-Aktiengesellschaft, in Zürich (auch für Diebstahl- und Kautionsversicherung).

591

m. Konzessionierte Feuerversicherungsgesellschaften.

Aachener und Münchener Feuer-Versicher;ungs-Gesellschaft, in Aachen (auch für Versicherung gegen Einhruchdiebstahl und Wasserleitungsschäden) ; Basler Versicherungs-Gesellschaft gegen Feuerschaden, in Basel (auch für Versicherung gegen Einhruchdiebstahl) ; Compagnia di assicurazione di Milano contro i danni degli incendi, sulla vita dell' uomo e per le rendite vitalizie, in Mailand 5 Compagnie d'Assurances Générales contre l'Incendie, in Paris ; Emmenthalische Mobiliar-Versicherungsgesellschaft, in Biglen ; La Foncière, Compagnie d'assurances mobilières et immobilières contre l'incendie et le chômage, in Paris ; La France, Compagnie d'assurances contre l'incendie, la foudre et les divers cas d'explosion, in Paris ; Gladbacher Feuerversicherungs-Aktien-Gesellschaft, in M.-Gladbach (auch für Glas-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; , Gothaer Feuerversicherungsbank auf Gegenseitigkeit, in Gotha; Hamburg-Bremer Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, in Hamburg; Helvetia, Schweizerische Feuerversicherungs-Gesellschaft, in St. Gallen; La Nationale, Compagnie d'assurances contre l'incendie et les explosions, in Paris ; Le Nord, Compagnie anonyme d'Assurances à Primes fixes, in Paris (auch für Glasversicherung) ; Northern Assurance Company, in London (auch für Lebensversicherung) ; Compagnie française du Phénix, Société anonyme d'assurances contre l'incendie, in Paris ; Phoenix Assurance Company, in London ; La Providence, Compagnie d'assurances contre l'incendie, in Paris ; Schlesische Feuerversicherungs-Gesellschaft, in Breslau (auch für Transport-, Glas-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Schweizerische Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft, in Bern ; L'Union, Compagnie anonyme d'assurances contre l'incendie, in Paris ; L'Urbaine, Compagnie anonyme d'assurances contre l'incendie, la foudre, l'explosion du gaz et des appareils à vapeur, in Paris.

592

IV. Konzessionierte Glasversicherungsgesellschaften.

Allgemeine Spiegelglas-Versicherungs-Gesellschaft, in Berlin ; Brandenburger Spiegelglas-Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit, in Brandenburg ; Bremer Spiegelglas-Versicherungs-Gesellschaft, in Bremen ; Gladbacher Feuerversicherungs-Aktien-Gesellschaft, in M.-Gladbach (auch für Feuer-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Kölnische Glas-Versicherungs-Aklien-Gesellschaft, in Köln (auch für Versicherung gegen Wasserleitungsschäden) ; Kölnische Unfall-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Unfall-, Maschinen-, Transport-, Diebstahl- und Kautionsversicherung) ; 'Le Nord, Compagnie anonyme d'Assurances à Primes fixes, in Paris (auch für Feuerversicherung) ; Oberrheinische Versicherungs-Gesellschaft, in Mannheim (auch für Transport-, Unfall- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; Schlesische Feuerversicherungs-Gesellschaft, in Breslau (auch für Feuer-, Transport-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (auch für Transport-, Unfall-, Maschinen-, Einbrnchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung, sowie für Feuer-Rückversicherung) ; Union Suisse, Compagnie générale d'assurances, in Genf (auch für Wasserleitungsschäden- und Einbruchdiebstahlversicherung).

V. Konzessionierte Gesellschaften für Versicherung gegen Wasserleitungsschäden.

Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, in Aachen (auch für Feuer- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; L'Assurance Générale des Eaux et autres accidents mobiliers et immobiliers, in Lyon ; Gladbacher Feuerversicherungs-Aktien-Gesellschaft, in M.-Gladbach (auch für Feuer-, Glas- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; Kölnische Glas-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Glasversicherung) ;

593

Schlesische Feuerversicherungs-Gesellschaft, in Breslau (auch für Feuer-, Transport-, Glas- und Einbruchdiebstahlversioherung) ; Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (auch für Transport-, Unfall-, Maschinen-, Glas- und Einbruchdiebstahlversicherung, sowie für Feuer-Rückversicherung) ; Union Suisse, Compagnie générale d'assurances, in Genf (auch für Glas- und Einbruchdiebstahlversicherung).

VI. Konzessionierte Gesellschaften für Versicherung gegen Einbruchdiebstahl.

Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, in Aachen (auch für Feuer- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Allianz, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Berlin (auch für Transport-, Unfall-, Maschinen- und Kautionsversicherung); Basler Versicherungs-Gesellschaft gegen Feuerschaden, in Basel (auch für Feuerversicherung) ; Gladbacher Feuerversicherungs-Aktien-Gesellschaft, in M.-Gladbach (auch für Feuer-, Glas- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Kölnische Unfall-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Unfall-, Maschinen-, Transport-, Glas- und Kautionsversicherung) ; Oberrheinische Versicherungs-Gesellschaft, in Mannheim (auch für Transport-, Unfall- und Glasversicherung) ; Ehenania, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Transport- und Unfallversicherung) ; Schlesische Feuerversicherungs-Gesellschaft, in Breslau (auch für Feuer-, Transport-, Glas- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (auch für Transport-, Unfall-, Maschinen-, Glas- und Wasserleitungsschädenversicherung, sowie für Feuer-Rückversicherung) ; Schweizerische Unfallversicherungs-Aktiengesellschaft, in Winterthur (auch für Unfall- und Kautionsversicherung) ; Union Suisse, Compagnie générale d'assurances, in Genf (auch für Glas- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Bundesblatt. 59. Jahrg. Bd. I.

41

594 Zürich, Allgemeine Unfall- und Haftpflicht-Versicherungs-Aktiengesellschaft, in Zürich (auch für Unfall- und Kautionsversicherung).

VII. Konzessionierte Viehversieherungsgesellschaften.

Badische Pferdeversicherungs-Anstalt, in Karlsruhe ; Central-Viehversicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit, in Berlin r, La Garantie Fédérale, Société d'assurances mutuelles à cotisations fixes contre la mortalité du bétail et des chevaux, in Paris ; Mutuelle Chevaline Suisse, Société d'assurance mutuelle contre la mortalité des chevaux, in Lausanne.

VUE. Konzessionierte Hagelversicherungsgesellschaften.

Le Paragrêle, Association d'assurance mutuelle contre la grêle., in Neuenburg ; Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft, in Zurich.

IX. Konsessionierte Transportversicherungsgesellschaften.

Allgemeine-Versicherungs-Gesellschaft ,,Helvetia", in St. Gallen; Allianz, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Berlin (auch für Unfall-, Maschinen-, Kautions- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; Badische Assekuranz-Gesellschaft Aktiengesellschaft, in Mannheim ; Basler Transport-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel ; Eidgenössische Transport-Versicherungs-Gesellschaft, in Zürich (auch für Kreditversicherung) ; Kölnische Unfall-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Kola (Valorenversicherung, auch für Unfall-, Maschinen-, Glas-, Diebstahl-, und Kautionsversicherung) ; Mannheimer Versicherungsgesellschaft, in Mannheim (auch für Unfallversicherung) ; The Marine Insurance Company, in London ; La Neuchâteloise, Société suisse d'assurance des risques detransport, in Neuenburg ;

595

Nord-Deutsche Versicherungs-Gesellschaft, in Hamburg ; Oberrheinische Versicherungs-Gesellschaft, in Mannheim (auch für Unfall-, Glas- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; Rheinisch-Westfälischer Lloyd, Transport-Versicherungs-AktienGesellschaft, in M.-Gladbach ; Rhenania, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Unfall- und Diebstahlversicherung) ; Schlesische Feuerversicherungs-Gesellschaft, in Breslau (auch für Feuer-, Glas-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Schweiz, Allgemeine Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Zürich (auch für Feuer- und Unfall-Rückversicherung) ; Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft, in Basel (auch für Unfall-, Maschinen-, Glas-, Einbruchdiebstahlund Wasserleitungsschädenversicherung, sowie für FeuerRückversicherung) .

X. Konzessionierte Gesellschaften für Kautionsversicherung.

Allianz, Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Berlin (auch für Unfall-, Maschinen-, Transport- und Einbruchdiebstahlversicherung) ; Kölnische Unfall-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Köln (auch für Unfall-, Maschinen-, Transport-, Glas- und Diebstahlversicherung) ; Schweizerische Unfallversicherungs-Aktiengesellschaft, in Winterthur (auch für Unfall- und Diebstahlversicherung) ; Zürich, Allgemeine Unfall- und Haftpflicht-Versicherungs-Aktiengesellschaft, in Zürich (auch für Unfall- und Diebstahlversicherung).

XI. Konzessionierte Bückversicherungsgesellschaften.

Basler Rückversicherungs-Gesellschaft, in Basel ; Prudentia, Aktiengesellschaft für Rück- und Mitversicherungen, . in Zürich ; Schweiz, Allgemeine Versicherungs-Aktien-Gesellschaft, in Zürich (für Feuer- und Unfall-Rückversicherung, auch für Transportversicherung) ;

596

Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschait, in Basel (für Feuer-Rückversicherung, auch für Transport-, Unfall-, Maschinen-, Glas-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherung) ; Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft, in Zürich.

B. Anstalten, die auf die eidgenössische Konzession verzichtet haben, aber bis zur Abwicklung des schweizerischen Vcrsichernngsbestandcs der Staatsaufsicht unterstellt bleiben.

L'Aigle, Compagnie française d'assurances sur la vie, in Paris; La Confiance, Compagnie d'assurances sur la vie, in Paris ; The Equitable Life Assurance Society of thé United States, in New-York ; La Foncière, Compagnie d'assurances sur la vie, in Paris ; La Providence, Compagnie anonyme d'assurances sur la vie, in Paris ; Le Soleil, Société anonyme d'assurances sur la vie, in Paris ; La Providence, Compagnie d'assurances contre les accidents, in Paris ; Rheinisch -Westfälische Rückversicherungs -Aktien-Gesellschaft, in M.-Gladbach.

Bei mehreren Lebensversicherungsgesellschaften wurden durch die Mathematiker des Versicherungsamtes Inspektionen vorgenommen.

Auch im Berichtsjahre hatte das Versicherungsamt auf Anfragen der mannigfaltigsten Art seitens des Publikums Auskunft zu erteilen. Sie betrafen Erkundigungen über die Solidität konzessionierter Gesellschaften, Anfragen rechtlicher und technischer Natur, insbesondere die Berechnung von Umwandlungsund Rückkaufswerten. Das Amt erteilte die gewünschte Auskunft bereitwillig, soweit dies mit der Wahrung des Amtsgeheimnisses und mit der dem Amte zukommenden Eigenschaft einer unparteiischen Behörde vereinbar war.

Zahlreicher als im Vorjahre waren wieder die von Agenten und Gesellschaften vorgebrachten Beschwerden wegen unlautern Wettbewerbes. Diese Beschwerden richteten sich namentlich gegen die Herabwürdigung der von den Beschwerdeführern vertretenen oder geleiteten Gesellschaften durch Konkurrenten. Die im letzten Bericht ausgesprochene Hoffnung,

597

dass die im Vorjahre konstatierte Verminderung dieser Beschwerden nicht nur eine vorübergehende Erscheinung, sondern der Anfang einer wirklichen Besserung der beklagenswerten Missstände des Anwerbebetriebes sei, ist somit leider noch nicht zur Tatsache geworden.

Das Versicherungsamt hat sich stets bemüht, gegen die Missstände im Anwerbebetrieb anzukämpfen und in diesem Bestreben ist es auch in den Beschwerdefällen eingeschritten oder es hat zwischen den Parteien zu vermitteln gesucht. Eine gesetzliche Verpflichtung, Konkurrenzstreitigkeiten unter den Agenten und unter den Gesellschaften zu schlichten, besteht indessen für das Amt nicht, solange nicht Interessen der Versicherten verletzt werden. Angesichts der Häufigkeit solcher Beschwerden und der Zeit, welche die Beschäftigung mit diesen Angelegenheiten erfordert, wird zu erwägen sein, ob nicht in Zukunft die Parteien einfach auf den Rechtsweg zu verweisen seien.

In einem Falle war der Bundesrat genötigt, gegen eine Gesellschaft wegen Verletzung der in Art. 4 des Bundesgesetzes vom 25. Juni 1885 ausgesprochenen Anzeigepflicht eine Ordnungsbusse auszusprechen.

Ferner sah sich die Aufsichtsbehörde veranlasst, gegen mehrere ausländische, vom Bundesrat nicht konzessionierte Versicherungsunternehmungen, die in der Schweiz unbefugterweise Geschäfte betrieben, bei den kantonalen Gerichten Strafklage zu erheben.

Der Gesetzentwurf über den Versicherungsvertrag wurde im Berichtsjahre von der Kommission des Nationalrates durchberaten.

Mit Aufmerksamkeit verfolgte die Aufsichtsbehörde den Gang der ausländischen Gesetzgebung im Gebiete des Versicherungswesens, insbesondere der Gesetzgebung über die Staatsaufsicht, die indirekt auch die Interessen der schweizerischen Versicherten berührt.

An den fünften internationalen Kongress für Versicherungswissenschaft, der vom 10. bis 15. September in Berlin abgehalten wurde, waren als Delegierte der Schweiz abgeordnet Herr Dr. Moser, Direktor des Versicherungsamtes, und Herr Rosselet, Mathematiker im Versicherungsamt.

In Ausführung des Bundesratsbeschlusses vom 20. Dezember 1888 sind dem Versicherungsamte von den Gerichten 58 Ur-

598

teile in privaten Versicherungsstreitigkeiten mitgeteilt worden.

Dieselben verteilen sich folgendermassen auf die verschiedenen Branchen : Unfall- und Haftpflichtversicherung 37, Feuerversicherung 14, Lebensversicherung 5, Viehversicherung l, Versicherung gegen Wasserleitungsschäden 1.

Die von den konzessionierten Versicherungsunternehmungeu zu entrichtende Staatsgebühr von l %o der von ihnen in der Schweiz eingenommenen Prämien (Art. 12, Abs. 2, des Bundesgesetzes vom 25. Juni 1885) ergab im Berichtsjahr die Summe von Fr. 73,472. 90. Dazu kommt noch ein Betrag von Fr. 100 nach Massgabe von Art. 10 des Aufsichtsgesetzes. Der Verkauf der deutschen und französischen Berichte des Versicherungsamtes brachte im ganzen Fr. 3516. 55 ein, so dass die Einnahmer zusammen Fr. 77,089. 45 ausmachen.

Die oben genannte, eine Quote der Prämieneinnahmen darstellende Staatsgebühr ist um mehr als 10 % höher als die höchste bisher erreichte Summe und zeigt daher zugleich, dass das Versicherungswesen in unserm Lande in erfreulichem Wachstum begriffen ist.

E. Amt für geistiges Eigentum.

Allgemeines.

Mit Bezug auf die internationalen Verbände zum Schütze des gewerblichen Eigentums und der literarischen und künstlerischen Werke sind im Berichtsjahre keinerlei Änderungen zu verzeichnen.

Ende des Jahres 1906 gehörten an: la. D e r U n i o n z u m S c h ü t z e d e s g e w e r b l i c h e n Eigentums, gemäss der K o n v e n t i o n vom 20. M ä r z 1883: Belgien, Brasilien, Dänemark mit den Ferör - Inseln, Deutschland, die Dominikanische Republik, Frankreich mit Algier und Kolonien, Grossbritannien, einschliesslich Ceylon, Neuseeland und Queensland, Italien, Japan, Kuba, Mexiko, Niederlande mit niederländisch Indien, Surinam und Curaçao, Norwegen, Portugal mit Acoren und Madeira, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien, Tunis und Vereinigte Staaten von Amerika.

599 lö. D e m d i e K o n v e n t i o n a b ä n d e r n d e n Z u s a t z a b k o m m e n v o m 1 4 . D e z e m b e r 1900: Belgien, Brasilien, Dänemark mit den Ferör-Inseln, Deutschland, Frankreich mit Algier und Kolonien, Grossbritannien, einschliesslich Ceylon und Neuseeland, Italien, Japan, Kuba, Mexiko, Niederlande mit niederländisch Indien, Surinam und Curaçao, Norwegen, Portugal mit Acoren und Madeira, Schweden, Schweiz, Spanien, Tunis und Vereinigte Staaten von Amerika.

2. Der Ü b e r e i n k u n f t b e t r e f f e n d die i n t e r n a t i o n a l e E i n t r a g u n g der Fabrik- oder H a n d e l s m a r k e n , vom 14. A p r i l 1891, a b g e ä n d e r t d u r c h Z u s a t z a b k o m m e n v o m 14. D e z e m b e r 1900: Belgien, Brasilien, Frankreich, Italien, Kuba, Niederlande, Portugal, Schweiz, Spanien und Tunis.

3. Der Ü b e r e i n k u n f t betreffend das Verbot f a l s c h e r Herkunftsbezeichnungen auf Waren, vom 14. A p r i l 1891: Brasilien, Frankreich, Grossbritannien, Kuba, Portugal, Schweiz, Spanien und Tunis.

4. Dem V e r b a n d zum Schütze des U r h e b e r r e c h t s an Werken der Literatur und Kunst: Belgien, Dänemark mit den Ferör-Inseln, Deutschland, Frankreich mit Algier und Kolonien, Grossbritannien mit Kolonien und Besitzungen, Haiti, Italien, Japan, Luxemburg, Monaco, Norwegen, Schweden, Schweiz, Spanien, mit Kolonien und Tunis.

Personal.

Am 10. März bestätigte der Bundesrat die sämtlichen Beamten des Amtes für geistiges Eigentum auf eine neue Amtsdauer vom 1. April 1906 bis 31. März 1909.

Auf 1. April wurden die technischen Experten III. Klasse, Herren Albert Einstein und Jakob Stocker, zu Experten II. Klasse befördert und der bisher provisorisch gewählte technische Experte II. Klasse, Herr Fritz Häusler, definitiv gewählt.

Am 30. April trat Herr Paul Tüscher, Kanzlist I. Klasse, aus dem Dienste des Amtes.

600 Im Berichtsjahr sind neu eingetreten: am 2. April: Herr William Eduard Diacon von Dombresson (Neuenburg) als Kanzlist II. Klasse; am 25. Mai: Herr Casimir Pétremand von Côte-aux-Fées und Locle als Kanzlist 1. Klasse.

Erfindungsschutz.

Infolge der 1905 durchgeführten Revision des Art. 64 der Bundesverfassung (siehe den vorjährigen Geschäftsbericht) legte der Bundesrat der Bundesversammlung mit Botschaft vom 17. Juli 1906 den Entwurf zu einem neuen Bundesgesetz betreffend die Erfindungspatente vor. Der Entwurf ist zunächst vom Ständerat in der Dezembersession durchberaten worden.

Im Berichtsjahre gingen ein : Beim Departement: 3 Rekurse gegen Verfügungen und l Reklamation gegen eine sonstige Handlung des Amtes. Von den Rekursen wurden 2 gutgeheissen, der dritte im Berichtsjahr noch nicht erledigt. Die Reklamation wurde als begründet anerkannt.

Beim Bundesrat: l Rekurs gegen eine Entscheidung des Departementes und eine direkte Beschwerde gegen eine Handlung des Amtes. Auf die Beschwerde trat der Bundesrat nicht ein; der Rekurs wurde im Berichtsjahr nicht erledigt.

Statistik.

A. Allgemeine Informationen.

1906

Hinterlegte Gesuche

1905

3582

3211

wovon : provisorische Patente definitive Patente Zusatzpatente Ausstellungsschutz

2876 625 80 l

251& 611 87 --

Zurückgezogene Gesuche Zurückgewiesene Gesuche

132 109

118 161

für ,, ,,' ,,

601 Rekurse gegen Gesuchszurückweisung u. s. w.

Beanstandungen betreffend pendente Gesuche .

·wovon : I. Beanstandungen H.

III.

,, ,,

weitere ,, Fristverlängerungen Konfidentielle Anzeigen Hauptpatente, eingetragene Zusatzpatente, eingetragene Ausstellungsschutz, eingetragener Umwandlungsmahnungen Modellausweise dem Amte zugestellt . .

wovon : Zur Vergleichung auf dem Amte Zur Vergleichung ausserhalb des Amtes . .

Bleibend hinterlegte Modelle Bleibend hinterlegte Photographien . . .

Modellausweise vom Amte verneint . . .

Modellausweise dem Departement zugestellt Jahresgebühren-Mahnungen ".

Stundungen für die 3 ersten Jahresgebühren Bezahlte Jahresgebühren wovon : 1. Jahresgebühren 2.

,, 3.

., 4.

',, 5.

,, 6.

., 7.

',, 8.

,, 9.

,, 10.

,, 11.

,, 12.

., 13.

',, 14.

,, 15.

,, Übertragungen, eingetragene Lizenzen, eingetragene Verpfändungen, eingetragene Firma- und Namen-Änderungen

.

1906

1905

3 5142

6 5433

2799

3040

1532 754

1723 612

57 175 61 2695 58 l 927 1758

58 168 42 3034 64 --· 834 1682

1184 .

151 ·.

99 .

324 .

170 .

47 . 3573 . 3 0 10586

1174 116 123 269 141 23 3461 16 9488

3494 2163 1474 878 659 467 328 296 239 191 124 87 73 65 48 286 35 2 --

2869 2085 1349 816 572 413 366 284 217 139 103 90 71 79 35 325 40 3 l

602 Nachträgliche Eintragungen Löschungen Nichtigkeitserklärungen, eingetragene Vertreter-Änderungen

B.

. . .

1906

1905

9 2439 2 699

15 2245 2 414

Verteilung der in den Jaliren 1905 und 1906 eingetragenen Patentgesuche nach Ländern.

1906

Schweiz Ausland

1905

1290 = 36% 2292 = 64 % 3582

1199 = 37% 2012 = 63 % 3211

'Verteilung für das Anstand.

Europa.

Belgien Bulgarien Dänemark und Kolonien Deutschland Frankreich und Kolonien Grossbritannien und Kolonien Italien Luxemburg Niederlande und Kolonien Norwegen Österreich Portugal Russland Schweden Serbien Spanien Türkei Ungarn Übertrag

1906

1905

42 -- 21 1195 320 172 70 3 11 7 161 l 27 30 -- 11 l 37

31 l 22 992 345 166 65 l 14 7 109 -- 10 13 .2 5 l 32

2109

1816

603

Übertrag

1906

1905

2109

1816

Andere Erdteile.

Afrika Amerika : Kanada Südamerika Vereinigte Staaten von Amerika . . . .

Asien Australien $ . . . .

4 5 2 153 ' -- 19 2292

C. Verteüimg der in den Jähren 1905 und 1906 Hauptpalente nach Ländern.

4 4 174 -- 5 2012

erteilten

1906

Schweiz Ausland

9

1905

976 = 36,2 % 1719 = 63,8 % 2695

1066 = 35% 1968 = 65 °/o 3034

Verteilung für das Ausland.

Europa.

Belgien Bulgarien Dänemark und Kolonien Deutsehland Frankreich und Kolonien Grossbritannien und Kolonien Italien Luxemburg Niederlande und Kolonien Norwegen Österreich Rumänien Russland Schweden Serbien Spanien Türkei Ungarn Übertrag

1906

1905

32 -- 25 833 283 147 61 3 14 4 87 -- 13 18 l 7 l 25 1554

35 -- 12 1007 323 150 '52 l 11 12 99 2 14 17 l 7 l 25 1769

604

Übertrag

1906

1905

1554

1769

.7 2 144

2 3 182

7

7

Andere Erdteile.

Afrika Amerika : Kanada Südamerika Vereinigte Staaten von Amerika Asien Australien

1719

1968

Muster und Modelle.

Die Eigentümer von 701 Hinterlegungen wurden vom Ablaufe der Schutzfrist benachrichtigt.

9 Hinterlegungsgesuche mit 17 Gegenständen wurden abgewiesen und 7 Gesuche mit 17 Gegenständen zurückgezogen.

Statistik.

A. Tabelle für die drei Schutzperioden.

Hinterlegungen

Gegenstände

Perioden 1906

I.

,, u.

III.

Periode (wovon versiegelt) Periode Periode

Übertragungen Lizenzen Verpfändungen Firma-Änderungen . . . .

Löschungen (ganzer Depotinhalt) .

Löschungen (teilweiser Depotinhalt) Löschungen (infolge Nichtigkeitserklärung) 1 2

1905

1905

1906

1043 ' 1175 2 245,806 242,241 497 222,596 205,572 463 5094 149 112 16,215 39 154 169 58 51 118 5 2 1 2 4 597 992 25 23 1

Wovon 308 mit 234,766 Stichereimustern.

,, 330 ,, 235,781 n

53,802 7704 72 3 1 2 5 93,666 46,939 979 2,005 1

605 B. Verteilung nach Ländern für die 1. Periode.

Hinterlegungen

Gegenstände

Länder 1906

974

Schweiz Ausland

.

. . .

69

Total

1043

1905

1906

1905

1096 244,082 241,541 79

1,724

700

1175 245,806 242,241

Verteilung für das Ausland.

Belgien .

.

.

.

Deutschland Frankreich und Kolonien .

Grossbritannien . . . .

Italien Norwegen Österreich Ungarn Ver. Staaten von Amerika Total

1 43 12 2 1 8 1 1 69

3 37 16 4 1

4 1,361 20 71

6 1 11

1 265 1 1

79

1,724

3 395 24 7 3 251 1 16 700

Fabrik- und Handelsmarken.

Dem Departement wurde ein Rekurs eingereicht, Erledigung nicht mehr in das Berichtsjahr fällt.

dessen

Statistik.

A. Allgemeine Informationen.

Marken, welche zur Eintragung angemeldet wurden Marken mit unregelmässigen oder unvollständigen Gesuchen Eingetragene Marken (auf dem eidgenössischen Amte)

1906

1905

1626

1745

718

640

1572

1691

606

Eingetragene Marken (auf dem internationalen Bureau) Internationale Marken, denen der Schutz verweigert wurde Zurückgezogene oder zurückgewiesene Marken .

Rekurse Marken, welche zu einer vertraulichen Mitteilung Anlass gegeben haben Firmen- oder Domiziländerungen etc Übertragene Marken Gelöschte Marken (auf Ansuchen der Hinterleger oder infolge Urteils) Gelöschte Marken (wegen Nichterneuerung) . .

Marken, deren Hinterlegung erneuert wurde . .

Erneuerungsmahnungen (Art. 8 des Gesetzes) . .

1906

1905

749

691

5 75 l

3 56 2

250 14 165

159 9 238

46 179 40 235

50 158 27 188

B. Verteilung der auf dem eidgenössischen- Amte und auf dem internationalen Bureau eingetragenen Marken nach Warenklassen.

Nationale Eintragung

Warenklassen 1906

1. Nahrungsmittel etc.

2. Getränke etc. .

3. Tabak etc. . .

4. Heilmittel etc.

5. Farben, Seifen etc.

6. Textilprodukte etc.

7. Papierwaren etc. .

8. Heizung, Beleuchtung etc 9. Baumaterialien etc.

1905

Internationale Eintragung

1865/06

251 452 3,143 93 53 1,256 108 106 1,688 220 171 2,243 186 156 2,180 72 1,983 123 4l 47 504

49 16

32 20

1906

1905 1893/06

106 177 1080 83 808 142 55 306 36 153 114 1079 86 806 77 34 511 69 16 142 21

535 240

34 16

Übertrag 1087 110913,772

654

22 8

271 103

595 5106

607 Internationale Eintragung

Nationale Eintragung

Wareiiklassen 1906

1905 1865/06 1906

1905 1893/Oft

654 595 5106 41 27 285 9 16 95 10. Möbel etc 11. Metalle, Maschinen etc. 117 112 1,315 56 38 262 1 2 . Uhren etc. . . . . 322 435 6,011 25 36 258 1 3 . Diverses . . . . 5 5 6 38 8 60 Übertrag 1087 110913,772

1572 1691 21,443

749

691 5759

G. Verteilung der auf dem eidgenössischen Amte und auf dem internationalen Bureau eingetragenen Marken nach Ländern.

Nationale Eintragung 1906 1905 1865/06 1114 134715,641

Länder Schweiz Ägypten Belgien Dänemark .

Deutschland .

Frankreich .

Grossbritannien Italien Kuba Niederlande .

Österreich .

Portugal Queensland .

Rumänien .

Russland Schweden .

. . .

. . .

. . .

.

. . .

. . .

. . .

. . .

. . .

Übertrag

-- -- 4

-- 2 --

29 88 7

260

185 2,363

44 75 -- -- 1 42

22 1,491 75 1,059 1 26 1 3 6 26 31 334

--

--

Internationale Eintragung 1906 1905 1893/0&

104 175 1190 -- -- -- 50 28 334 -- -- -- -- -- -- 442 352 3120 -- 25 3 53

-- 15 -- 96

-- 127 3 803

-- -[ -- 1 1 7 1 7 1

-- 29 -- -- -- --

-- 5 -- -- -- --

-- 47 -- -- -- --.

1545 167221,147

706

671

5624

-- 1 4

608 Länder Übertrag Spanien Tunis Ungarn Vereinigte Staaten Brasilien . .

Vereinigte Staaten Amerika . .

Vereinigte Staaten Mexiko . .

von . .

von . .

von . .

Nationale Eintragung 1906 1905 1865/06 1545 167221,147

Internationale Eintragung 1906 1905 1893/06 706 671 5624

-- -- 4

-- --· --

18 -- 21

43 -- --

20 ----

127 7 --

2

--

3

--

--

1

21

17

252

--

--

--

2

2

--

--

--

1572 1691 21,443

749

691

5759

Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Es wurden 203 obligatorische und 51 fakultative Einschreibungen vorgenommen.

Hinsichtlich der Vorarbeiten für eine Revision der Urheberrechtsgesetzgebung können wir lediglich auf das im vorjährigen Bericht Gesagte verweisen.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahre 1906.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1907

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

10

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

06.03.1907

Date Data Seite

529-608

Page Pagina Ref. No

10 022 294

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.