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Botschaft des

ßundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Errichtung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Biel.

(Vom 20. Dezember 1926.)

I.

Das Post-, das Telegraphen- und das Telephonamt Biel sind seit 1882 in einem der Société Immobilière Bienne gehörenden Gebäude an der Ecke Zentralstrasse-Seevorstadtstrasse mietweise untergebracht.

Die Postlokale, die von einigen Vergrösserungen abgesehen, heute noch dieselben sind, genügen dem bedeutend gesteigerten Verkehr nicht mehr.

Das Gebäude ist zudem zirka 900 m vom Bahnhof entfernt, wodurch sich die Abwicklung des Postdienstes umständlich und kostspielig gestaltet. .Dieso Verhältnisse Hessen es bereits vor fünfzehn Jahren als zweckmässig erscheinen, dass die Postverwaltung sich für die Zukunft in einem Neubau unmittelbar beim neuen Bahnhof einrichte. Ein von der Direktion der eidgenössischen Bauten im Jahre 1914 ausgearbeitetes Bauprojekt musate aber infolge des Weltkrieges auf bessere Zeiten zurückgelegt werden. Im Jahre 1920 wurde es wieder aufgenommen und umgearbeitet. Es konnte aber angesichts der zu hohen Kosten und mit Bückaicht auf die für die Gegenden der Uhrenindustrie unabgeklärten wirtschaftlichen Verhältnisse auch damals noch nicht verwirklicht werden. Mitbestimmend für die nochmalige Hinausschiebung war auch der Umstand, dass die Lokalverhältnisse beim Telephonamt Biel den Bedürfnissen noch bis zum Jähr 1982 zu genügen schienen. Man war bestrebt, die sehr kostspielige Verlegung der Telephonzentrale nicht früher als unbedingt nötig vorzunehmen.

Nun weist aber der Verkehr der Hauptpost Biel, wie aus nachstehender Aufstellung hervorgeht, seit 1921 für alle Sendungsgattungen erfreulich steigende Zahlen auf. Die Vorkriegswerte sind bedeutend überschritten. Das trifft namentlich für den Paketverkehr zu, der für die Abmessung der Postdiensträume in erster Linie in Betracht fällt.

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Verkehrszahlen des Postamtes Biel.

1882

1900

1913

192t

1925

Aufgegebene gewöhnliche Briefpostgegenstände 738,000 1,285,000 1,396,000 !) 1,348,000 !) 1,041,000 Zeitungen, Versand , . 1,287,000 1,885,000 3,011,000 2,930,000 5,843,000 Postanweisungen und Einzahlg auf Check43,000 160,000 rechnungen Versand 12,600 112,000 89,000 176,000 244,000 Aufgegebene Pakete. .

74,000 178,000 205,000 476,000 Bestellte Pakete . . .

99,000 280,000 438,000 879,000 214,060 308,000 553,000 Wertzeichen verkauf Fr.

807,000 Checkdienst, Zahl der Postche kamt Biel 580,000 481,000 952,000 im Jahre 1910 eröffn et efkaste en nommene ') Seit dem Jahre 1921 wer den die d Briefpostgegenständ statt nach de m Hauptpo en Stadtbriestamtt n a c h Z w eam igposta dem Transitp ostamt Bahnhof verbracht. Die Zahl der bei diesem amtaufgegeb enen Briefpostgegenstände stieg d eshal von 1,514,000 im Jahre 1913 auf3,5{574,000 im Jahre 1925.

Zieht man nicht nur den Postverkehr der Hauptpost, sondern auch den der Nebenpoststellen in Betracht, so ergibt sich gleichfalls eine beträchtliche Zunahme, wie aus nachstehenden Zahlen erhellt.

Gesamter Postverkehr der Stadt Biel.

1882

1900

1913

1921

1925

Aufgegebene gewöhnliche Briefpostgegenstände . .

984,000 2,321,000 3,180,000 4,289,000 5,355,000 Zeitungen, Versand . , , 1,287,000 1,885,000 3,021,000 2,990,000 5,880,000 Postanweisungen und Einzahlungen auf Checkrechnungen, Versand. , . .

64,000 137,000 222,000 325,000 14,800 .Aufgegebene Pakete . . .

93,000 291,000 460,000 462,000 632,000 Bestellte Pakete . . . .

99,000 281,000 442,000 440,000 569,000 Wertzeichenverkauf . . .

352,000 552,000 1,036,000 1,511,000

908 . Die Unzulänglichkeit der Postdienstlokale tritt infolge des grossen Verkehrszuwachses der letzten Jahre neuerdings eindringlich in Erscheinung.

Beim Hauptpostamt erweist sich der nur 89 m2 messende Schalterraum namentlich gegen Abend als viel zu klein, da sich zuweilen 50--60 Personen gleichzeitig darin zusammendrängen. Wegen Platzmangels war es bisher nicht möglich, die Zahl der Schalter und Schlossfächer zu vermehren. Eine besondere Massenaufgabestelle zur Entlastung der Schalter liesse sich aus dem gleichen Grunde ebenfalls nicht einrichten. Aber auch die eigentlichen Betriebslokale sind ungenügend. Sowohl die Aufgaberäume für Brief-, Paket- und Geldpost, als die Lokale für die Brief- und Paketträger sind zu eng. Beim Paketamt gestattet der Platzmangel nicht, zweckmässige Bureauwagen zu verwenden, so dass. alle zu bestellenden Paketsendungen von Hand in den Hof getragen und dort verteilt werden müssen. Die natürliche Beleuchtung der Lokale lässt zum Teil zu wünschen übrig. Die bestehende Ofenheizung, die in den kalten Wintermonaten den Unterhalt von 14 Öfen erfordert, könnte nur mit grossen Kosten durch eine zweckmässige Zentralheizung ersetzt werden.

Das Postcheckamt im 1. Stock, dessen Verkehr jährlich um zirka 10 % zunimmt, ist schon jetzt überfüllt, und die Eaumnot wird stets fühlbarer.

Da ursprünglich geplant war, den Bahnhof- und den Postneubau ungefähr gleichzeitig zu errichten, wurden im Bahnhof selber keine Postdienstlokale vorgesehen. Als dann aber der Postneubau unterblieb, musste bei der Bahnhoferöffnung im Jahre 1923 das in der Nähe des alten Bahnhofes gelegene Transitpostamt vorläufig in Bäume am Bahnhof, die nicht dafür bestimmt waren, untergebracht werden. Dabei wurde wegen Platzmangels die Paketumleitstelle vorn eigentlichen Transitpostamt getrennt und in einen Teil der Bahngepäckhalle verlegt. Diese Trennung von /wei zusammengehörenden Betrieben hindert die wirtschaftliche Dienstabwicklung. Das eigentliche Transitpostamt, dessen Verkehr ebenfalls zunimmt, leidet seinerseits an Baummangel und ungenügenden Einrichtungen.

Beim Hauptpostamt könnte durch vollständigen Umbau des Erdgeschosses und eines Teiles des 1. Stockes eine etwelche Verbesserung der Postdienstverhältnisse erreicht werden. Diese Lösung, die aber dem Transitpostamt am Bahnhof keine Entlastung oder
Verbesserung brächte, kommt auch darum nicht in Frage, weil sie bedeutende Kosten verursachen und die zu grosse Entfernung der Hauptpost vom Bahnhof doch nicht überbrücken würde. Sie wäre nur ein Behelf für kurze Zeit, Die Errichtung neuer Postlokale am Bahnhof drängt sich deshalb als einzig annehmbare Lösung auf, die gestattet, den zunehmenden Platzbedürfnissen gerecht zu werden und den Postbetrieb rationell zu gestalten.

Aber auch für das Telephonamt sind inzwischen neue Bäume erforderlich geworden. In den Jahren 1914 und 1920 konnten durch Umbauten an dem, hauptsächlich Wohnzwecken dienenden Gebäude die nötigen Käume für die

909 Erweiterung der Telephonzentrale geschaffen werden, aber längstens im Jahre 1980 wird die Möglichkeit, weitere Teilnehmeranschlüsse einzuführen, erschöpft sein. Aus Platzmangel war es bis dahin auch nicht möglich, die Zentrale Biel mit einem modernen Betriebssystem auszurüsten. Die gegenwärtige Einrichtung führt je länger je mehr zu hohen Betriebsaufwendungen und erschwert die glatte Abwicklung des Verkehrs um so mehr, als alle benachbarten grössern und kleinern Zentralen, wie Bern, Neuenburg,- Chaux-de-Fonds, Basel und Solothurn, entweder vollautomatisch oder seit Jahren schon mit Zentralbatteriesystem betrieben werden.

Die Industriestadt Biel hat nebst Zürich von allen Schweizerstädten die grösste prozentuale Bevölkerungszunahme zu verzeichnen, und dièse Entwicklung ist auch nicht ohne Einfluss auf die Gestaltung des Telephonverkehrs geblieben, wie aus der nachstehenden Verkehrsübersicht erhellt:

Telegraph : Telegramme, Aufgabe, Ankunft und Durchgang .

1886

1900

1913

1921

62,885

55,640

45,559

52,628

99 60,997 12,412

618 353,177 142,780 69,654

1 162 720 834 376 369 160,663

1925

53,872

Telephon:

Durchgehende Gespräche .

1 519 1 949 992 283 1,460 424 867 066 1 ,273 538 247,806 292,811

Insbesondere dem Telephonbaudienst, der infolge Aufhebung von kleinen Bauorganisationen im Jura erhöhte Bedeutung erlangt hat, fehlen zweckmässig eingerichtete Lokale für die Lagerung der Baumaterialien und der Apparate.

Nur für das Kleinmaterial konnte in der Postremise der nötigste Platz geschaffen werden, während die Materialien für den von Jahr zu Jahr an Wichtigkeit zunehmenden Kabelbau auf einem 700 m von der Zentrale entfernten offenen Lagerplatz aufgestapelt werden müssen. Alle diese Umstände sowie ungenügende Werkstätteräume und ungünstige Zufahrten für den Lastwagen verunmöglichen eine ökonomische Betriebsgestaltung. Es ist daher auch vom Standpunkte des Telephonbetriebes aus sehr erwünscht, den geplanten Neubau beförderlichst in Angriff zu nehmen.

n. ''.''.·' Als Bauplatz für- das neue Postgebäude ist ein an das neue Aufnahmsgebäude der S. B. B. gegen Westen anstossendes Terrain von rund 8670 m 2 in Aussicht genommen. Dieses gehört zurzeit -den schweizerischen Bundes-

910 bahnen und zu einem kleinem Teil der Gemeinde Biel. Der Gemeinderat von Biel hat sich bereit erklärt, das der Stadt gehörende Stück Land von rund 732 m2 der Postverwaltung unentgeltlich zu überlassen. Er wird zudem einen Beitrag an die Herrichtung der Trottoirs längs der Gebäudefassaden leisten und den Trottoirunterhalt für die Zukunft in eigenen Kosten übernehmen, Die Bundesbahnverwaltung hat sich bereit erklärt, den in ihrem Eigentum befindlichen Teil des Baugrundes im Halte von 2937 m2 zum Preise von Franken 73,740 abzutreten, wobei 2562 m a zu Er. 20 und 375 m2 zu Fr. 60 der m 2 berechnet werden. Der für diesen kleinern Abschnitt verlangte Preis ist von den schweizerischen Bundesbahnen der .Gemeinde Biel im Jahre 1925 selbst bezahlt worden. Die gestellten Bedingungen sind als sehr günstig zu bezeichnen.

Die projektierte Anlage besteht aus dem Hauptgebäude, dem Remisegebäude und den Hofräumen.

Es sind folgende Räumlichkeiten vorgesehen: A. Hauptgebäude.

Kellergeschoss: Heizungsanlage und Kohlenraum .

Magazine, Arbeitsräume, Garderoberäume und weitere Kellerräume Erdgeschoss: .

, ' Betriebsräume der Post mit Schalter-, Schlossfächer-, Telegraphenlind Telephonräumen 1. Stock: Betriebsräume der Post, wie Sammelplatz und Briefversand . .

Räume des Checkamtes, Druckerei und Aufenthaltsräume . . .

2. Stock: Betriebsräume des Telephonamtes Verwaltungsräume des Telephonamtes Dachstock: Betriebsräume des Telephonamtes Wohnungen für den Hauswart und den Monteur und verfügbare . Räume B. Remisegebäude.

Erdgeschoss: Räume für die Post Räume für das Telephon Räume für Materialmagazine und Werkstatt Dachboden: Dachraum als Magazinreserve .

195 m2 240 m2 818 m 2 354 m 2 288 m 2 304 m2 218 m 2 382 m2 261 m 2

157 m2 152m 211 m 2 160m

911 Die überbaute Fläche des Hauptgebäudes misst 1131 ma die überbaute Fläche des Bemisegebäudes 627 ma der Hofraum der Post- und Telephonverwaltung '. . .. 1036 ma und der Hofraum als Lagerplatz der Telephon- und Telegraphenverwaltung 510m2 Der Kubikinhalt des umbauten Eaumes beträgt: a. für das Hauptgebäude 18,651m?

&. für das Eemisegebäude .

4,609 rn3 Die nähere Anlage der Eäume ergibt sich aus den Bauplänen und dem detaillierten Kostenvoranschlag.

Die Baukosten belaufen sich auf: A.

B.

C.

D.

Hauptgebäude Eemisegebäude Umgebungsarbeiten Diverses. . .

Total Baukosten

. Fr. 1,480,000 » 224,000 » 81,000 » 88,000 Fr, 1,768,000

Die aussergewöhnlichen Bodenbelastungen in allen Stockwerken führen zu starken Deckenkonstruktionen, welche die Baukosten nicht unerheblich erhöhen. Die Beschaffenheit des Baugrundes bedingt für das Hauptgebäude eine Fundamentierung durch Betonpfähle. In der Kostenberechnung sind wegen des sehr schlechten Baugrundes entsprechende Beträge für Wasserhaltung und Spundenwände vorgesehen. Werden die Fundationsarbeiten von.

der Witterung begünstigt, so wird es möglich sein, diese Sicherungsmassnahmen zu beschränken. Die Baukosten würden dementsprechend eine Herabsetzung erfahren.

Aus dem Kostenanschlag ergeben sich nach Vornahme der üblichen Abzüge für die nicht eigentlich zum Bau gehörenden Arbeiten und Lieferungen folgende Einheitspreise per Kubikmeter des umbauten Eaumes: a. für das Hauptgebäude b. für das Eemisegebäude

Fr. 68 » 45

Die Gestaltung der Fassaden ist aus einem zwischen der eidgenössischen Baudirektion und 4 Bieler Architektenfirmen erfolgten Ideenaustausch hervorgegangen. Die Fassaden tragen das Gepräge des modernen Verwaltungs^ gebäudes, in etwelcher Anpassung an das Aufnahmegebäude der Schweizerischen Bundesbahnen. Es wird Sache der Ausführung sein, die zu erstellenden Neubauten auch in bezug auf Farbenabstimmung mit dem neuen Aufnahmegebäude der Schweizerischen Bundesbahnen in Einklang zu bringen.

912 Für die Ausführung sind folgende Materialien vorgesehen: Hauptgebäude: Fassadenuntersockel in Granit, Fassadenverkleidung des Erdgeschosses bis und mit Gurt des 1. Stockes in Kunststein. Die Fenstereinfassungen und Gesimse der übrigen Stockwerke in Kunststein. Die übrigen Mauerflächen erhalten Edelputz.

Remisegebäude Fassadenuntersockel in Granit, Fassadenobersockel, Türund Fenstereinfassungen in Kunststein. Die übrigen Mauerflächen erhalten Edelputz..

Die Dachflächen der beiden Gebäude werden, wie beim Aufnahmegebäude der Schweizerischen Bundesbahnen, mit engobierten Biberschwanzziegeln eingedeckt.

.

Gestützt auf die vorstehenden Ausführungen ersuchen wir Sie, dem nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss Ihre Genehmigung erteilen zu wollen.

Wir benützen den Anlass, Sie unserer vorzüglichen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 20. Dezember 1926.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Häberlin.

Der Vizekanzler: Leimgruber.

(Entwurf)

Bundesbeschluss betreffend

die Errichtung eines Post-. Telegraphen- und Telephongebäudes in Biel.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 20. Dezember 1926, beschliesst: -1. Für die Errichtung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäude in Biel wird einKredit von Fr. 1,842,000 bewilligt, wovon rund Fr. 74,000 auf den Ankauf des Bauplatzes und Fr. 1,768,000 auf die Ausführung des Baues fallen.

2. Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft, 8. Der Bundesrat ist mit der Vollziehung beauftragt.

'

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Errichtung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Biel. (Vom 20. Dezember 1926.)

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22.12.1926

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