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B\irtdesï>l£kti 106. Jahrgang

Bern, den 30. September 1954

Band II

Erscheint wöchentlich. Preis 3O Franken im Jahr, 16 Tranken im Halbjahr zuzuglich Nachnahme- und PoabenUllvaigtgebühT Einrückungsgebühr: 60 Bappen die Petitzelle oder deren Baum. -- Inserate franko an Stampfli & Ciz. in Bern

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6702

Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über die technische Hufe der Schweiz an wirtschaftlich ungenügend entwickelte Länder (Vom 24. September 1954) Wir haben die Ehre, Ihnen zu beantragen, wir seien zu ermächtigen, am erweiterten Programm für die technische Hilfe der Organisation der Vereinigten Nationen weiter mitzuwirken und die auf bilateraler Ebene unternommene Aktion fortzusetzen.

I.

Technische Hilfe der Vereinigten Nationen Durch Bundesbeschluss vom 11. April 1951 haben Sie die Beteiligung der Schweiz am Programm der technischen Hilfe zugunsten wirtschaftlich ungenügend entwickelter Länder gutgeheissen. Eine Million Franken ist der Organisation der Vereinigten Nationen für das sich vom 1. Juli 1950 bis 31. Dezember 1951 erstreckende Eechnungsjahr überwiesen worden. Mit Beschluss vom 19. Juni 1952 haben Sie sich für die Portsetzung der schweizerischen Beteiligung am Programm für die technische Hilfe der Vereinigten Nationen ausgesprochen und uns ermächtigt, den jahrlichen Beitrag von einer Million Franken beizubehalten. Dieser zuletzt erwähnte Beschluss hat Gültigkeit bis Ende 1954. Es ist deshalb nötig, jetzt einen Beschluss über die Fortsetzung unserer Mitwirkung ab 1. Januar 1955 zu fassen.

Wir möchten kurz daran erinnern, dass es sich um ein Werk der internationalen Zusammenarbeit handelt, das es technisch ungenügend entwickelten Ländern ermöglichen soll, den wirtschaftlichen und sozialen Stand ihrer Bevölkerung durch Beschleunigung der Entwicklung zu heben. Zur Erreichung dieses Zweckes werden ihnen Experten, Techniker, Stipendien und Ausrustungsgegenstände zur Verfugung gestellt. Am Programm für die technische Hilfe beteiligen sich 71 Länder; die in den vorangehenden Jahren in Aussicht gestellten Beiträge erreichten Bundesblatt. 106. Jahrg. Bd. II.

34

442

20 035 578 Dollars im Jahre 1951 18797232 » ».

» 1952 22395687 » » » 1953 24284522 » » » 1,954 In unserer Botschaft vom 28. März 1952 (Seiten 2 bis 6) haben wir das Programm für die technische Hilfe wahrend des Jahres 1951 beschrieben; es erübrigt sich deshalb, darauf zurückzukommen. Wir beschränken uns darauf, Ihnen eine Übersicht des Programms der Jahre 1952 und 1953 sowie nach Möglichkeit des laufenden Jahres zu vermitteln, wobei wir die unserm Lande zugedachte Eolle hervorheben.

Die folgenden Zahlen, die im Zeitpunkt der Ausarbeitung dieser Botschaft zur Verfügung standen, geben einen Begriff vom Umfang des Programms der vorangegangenen zwei Jahre sowie des laufenden Jahres: Organisationen :

Ausgaben in Dollar: 1952 1953

.UNI !) 2) PAO1) UNESCO 1 ). . . .

OMS x) .

OIT1) . . . . . .

OACI1) . . . . .

5 432 200 6 855 577 3 533 762 4353970 1 875 562 941 542 Total 22492613

6 578 000 6 047 000 2 727 000 4 179 000 2 264 000 1 015 000 22 810 000

gestellte Experten: 1952 1953 342 389

509 223 334 154 64 1626

zugeteilte Stipendien: 1952 1953 792 251

481 225 355 213 94

223 214 369 486 43

1757

2127

161 75 238 413 58 1196

Im Jahre 1952 haben 62 Länder, Territorien und Kolonien Experten bei sich aufgenommen und deren 92 haben Angehörige als Stipendiaten ins Ausland entsandt; im Jahre 1953 betrug die Zahl 65 beziehungsweise 82.

Im Laufe der beiden Rechnungsjahre sind die folgenden Länder der tech nischen Hilfe teilhaftig geworden: Österreich Zypern Spanien !) UNO: FAO:

Europa · Finnland Griechenland Island Italien

Malta Portugal Triest Jugoslawien

Organisation der Vereinigten Nationen Organisation der Vereinigten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft UNESCO: Organisation der Vereinigten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur OMS : Weltgesundheitsorganisation, OIT: Internationale Arbeitsorganisation OAOI: Internationale Zivilluftfahrtsorganisation.

2 ) Zuständig für Fachgebiete, die nicht aussohliesslich in den Bereich der Spezialorganisationen der Vereinigten Nationen fallen.

443

Afghanistan Saudi-Arabien Burma Kambodscha Ceylon China Korea Hong-Kong Eranzösisch-Westafrika Belgisch-Kongo Goldküste Ägypten

Asien Indien Indonesien Iran Irak Israel Japan Jordanien Laos Afrika Äthiopien Kenia Libérien Libyen Nigeria

Libanon Nepal Pakistan Singapur Syrien Thailand Türkei Vietnam Süd-Ehodesien Somaliland Anglo-ägyp tischer Sudan

Amerika Alaska Guatemala Bolivien Haïti Brasilien Honduras Inseln unter dem Winde Chile Columbien Virgin-Inseln Costa Eica Jamaika Cuba Mexiko Dominikanische Eepublik Nicaragua Panama Ecuador

Paraguay Peru Porto-Bico Sta. Lucia Salvador Surinam Trinidad Uruguay Venezuela

Ozeanien Bornéo Pazifikinseln Samoa Brunei Malaya Sara^vak Britisch Guayana Philippinen Die Ausgaben für die technische Hilfe verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Eegionen der Erde: Prozentsätze pro Region

Afrika Asien und Ferner Osten . . . .

Europa Latein-Amerika Mittlerer Orient Interregionale Programme . . .

Total

1952

1953

8,63 81,57 10,23 26,14 21,90 1,53 100,00

9,44 30,72 8,54 25,91 17,90 7,49 100,00

444

Im Jahre 1952 trat in der Durchführung des Programms, ein grosser Aufschwung ein, da die nicht ausgegebenen Beträge des vorangegangenen Eechnungsjahres beansprucht werden konnten; ferner ist die Entsendung von Experten sowie die Aufnahme von Stipendiaten rascher in Gang gekommen.

Ausserdem mehrten sich die Nachfragen aus den nun besser ins Bild gesetzten ungenügend entwickelten Ländern. Dagegen wurde der Khythmus in der Durchführung des Programms im Jahre 1953 absichtlich verlangsamt, nachdem es sich herausgestellt hatte, dass die vorhandenen Mittel die Berücksichtigung zahlreicher Gesuche nicht erlaubten. In der Gesamtzahl der Experten tritt die Verlangsamung zwar nicht in Erscheinung (obschon die Zahl der im Laufe des Jahres neu angestellten Experten kleiner war), dagegen ist der Bückgang in bezug auf die Gesamtzahl der Stipendiaten klar erkennbar. Im Laufe des Jahres 1952 sind von der technischen Hilfe 1626 Experten angestellt und 2127 Stipendien vergeben worden. Pro 1953 betragen die entsprechenden Zahlen Ì757 bzw. 1195.

Beteiligung der Schweiz am Programm in den Jahren 1952, 1953 und teilweise im Jahre 1954 In den Jahren 1952 und 1953 ist der Jahresbeitrag der Schweiz von einer Million Franken l ) nicht nur ausschliesslich für Zahlungen an schweizerische Experten, für die Aufnahme von Stipendiaten in der Schweiz sowie für den Ankauf schweizerischer Ausrüstungsgegenstände verwendet worden; für diese Zwecke wurde sogar erheblich mehr ausgegeben. So wurden 1952 nach den vorsichtigen Schätzungen der zuständigen eidgenössischen Stellen l 592 330 Franken für schweizerische Dienstleistungen verausgabt. Infolge Beanspruchung des im vorangegangenen Bechnungsjahr nicht ausgegebenen Betrages unseres Jahresbeitrags ermässigen sich indessen die eine Million Franken übersteigenden .

Ausgaben auf ungefähr 285 000 Franken. Für 1953 betragen die entsprechenden Ausgaben nach den niedrigsten Schätzungen ungefähr l 650 000 Franken. Die Differenz zwischen dem schweizerischen Beitrag und den Ausgaben für schweizerische Dienstleistungen ist in den Jahren 1952 und 1953 durch andere Beiträge gedeckt worden, unter anderem durch denjenigen der Vereinigten Staaten von Amerika. Obschon es noch nicht möglich ist, genaue Zahlen zu nennen, darf angenommen werden, dass von unserem Beitrag für 1954 entsprechend den von uns
festgesetzten Bedingungen im laufenden Jahr mindestens 85 Prozent für schweizerische Dienste verwendet werden. Während wir in unserer Botschaft von 1952 die Befürchtung aussprachen, unser Beitrag könnte allzu weitgehend für die Bezahlung von Verwaltungskosten und nicht für schweizerische Dienste im engeren Sinn des Wortes verwendet werden, stellen wir heute mit Befriedigung fest, dass im Laufe der zwei Jahre, für die uns genaue Zahlen zur Verfügung stehen, d. h. 1952 und 1953, die Gesamtheit unseres Beitrages für schwei*) Da alle Beiträge zusammen 20 Millionen Pranken nicht erreicht haben, betrug der schweizerische Beitrag 1952 effektiv 947 672 Franken.

445 zerische Dienstleistungen ausgegeben wurde, und dass die von uns gestellte Bedingung zweifellos auch im Jahre 1954 erfüllt sein wird. Im Vergleich mit anderen Ländern hat sich die Schweiz mit einer verhältnisinässig grossen Zahl von Stipendiaten zu befassen; die Ausgaben in Schweizerfranken für diese Art von technischer Hilfe sind denn auch beträchtlich.

Der Grund, weshalb für schweizerische Dienste mehr : Schweizerfranken ausgegeben wurden als unserem Beitrag entsprach, beruht darauf, dass einerseits das Können und die Gewissenhaftigkeit der schweizerischen Experten und anderseits die in unserem Lande vorhandenen Möglichkeiten der Ausbildung von Stipendiaten sehr geschätzt werden.

: Die nachfolgende Tabelle gibt Rechenschaft über die Zahl der angeforderten schweizerischen Experten sowie die in den Jahren 1952 und 1953 und im laufenden Jahr aufgenommenen Stipendiaten. Die Zahlen für 1954 gelten für die Zeit bis 1. September.

Experten 1 ) Fachgebiete

Zahl der tätigen Experten engagiert engagiert im Jahre 1952: früher:

Landwirtschaft,Viehzucht 14 und verwandte Zweige Forstwirtschaft : Naturwissenschaften Technische Wissenschaften und Industrie Unterricht und Berufsausbildung Hygiene und Gesundheit

2

2 -- 6

-- 3 l

7.

--

2

2

Verwaltung und Wirtl Schaft , Total 32

l

Länder

Afghanistan, Brasilien, Äthiopien, Finnland, Indien, Iran, Libyen, Nepal, Peru, Jugoslawien Indien, Jugoslawien Irak, Türkei Indien, Pakistan, Syrien, Jugoslawien Brasilien, Costa-Eica, Ecuador, Griechenland, Philippinen Indonesien, Jordanien, Thailand, Vietnam Bolivien, Ecuador [ '

9

Stipendiaten2) Fachgebiete

Zahl der Stipendiaten

Landwirtschaft, Viehzucht v 9 und verwandte Zweige Forstwirtschaft 2

Länder

',

.

Afghanistan, Brasilien, Finnland, Guatemala, Israel, Nepal, Jugoslawien Indien, Iran

1 ) Die Anstellungsdauer für Experten schwankt je nach den Umständen zwischen einem Monat und drei Jahren bei einem Durchschnitt von einem Jahr.

2 ) Die Stipendien sind nicht ausschliesslich auf wirtschaftlich ungenügend entwickelte Länder beschränkt. Hin und wieder können auch schweizerische Staatsangehörige solche erhalten, besonders auf sozialen und ausnahmsweise auf andern Gebieten (z. B. Antibiotika).

446

Stipendiaten Zahl der Stipendiaten

Fachgebiete

Naturwissenschaften Technische Wissenschaften und Industrie

2 13

Unterricht und Berufsausbildung

17

Stagiaires in Industrie Hygiene und Gesundheit

47 29

Wirtschaft

7

16

Verwaltung Sozialdienste

7

Länder

Iran, Türkei ·.

Chile, Ägypten, Finnland, überseeische Gebiete Frankreichs, Griechenland, Indien, Pakistan, Türkei, Jugoslawien Brasilien, Burma, Ceylon, Haiti, Hongkong, Indien, Japan, Malaya, Pakistan, Philippinen, Portugal Jugoslawien Österreich, Finnland, Griechenland, Jugoslawien Afghanistan, Brasilien, Ecuador, Haïti, Pakistan, Syrien Afghanistan, Belgien, Ägypten, Ecuador, Griechenland, Haïti, Iran, Israel, Türkei Brasilien, Chile, Guatemala, Iran, Venezuela

Total 149

1953

Experten Fachgebiete

Länder

Zahl der tätigen Experten engagiert engagiert im Jahr 1953 : früher:

Landwirtschaft, Viehzucht und verwandte Zweige

2

11

Forstwirtschaft Naturwissenschaften Technische Wissenschaften und Industrie Unterricht und Berufsausbildung

2 3 4

Hygiene und Gesundheit Verwaltung und Wirtschaft Total 25

2

Afghanistan, Ägypten, Honduras, Indien, Iran, Libyen, Nepal, Peru, Jugoslawien Indien, Jugoslawien Afghanistan, Irak, Nepal Äthiopien, Indien, Iran, Pakistan, Philippinen, Türkei, Jugoslawien Brasilien, Costa-Bica, Ecuador, Griechenland, Italien, Iran, Philippinen, Somalien, Jugoslawien Indonesien, Jordanien, Syrien, Türkei

2

Bolivien, Ecuador

6

30

Stipendiaten Fachgebiete

Zahl der Stipendiaten

Landwirtschaft, Viehzucht und verwandte Zweige

3

Länder

Iran, Pakistan, Jugoslawien

447

S tip:endiaten Fachgebiete

Zahl der Stipendiaten

Forstwirtschaft Technische WissenSchäften und Industrie Unterricht und Berufsausbildung Stagiaires in Industrie Hygiene und. Gesundheit

6 13 6 11 20

Wirtschaft

9

Verwaltung

7

Sozialdienste

12

Total

Burma, Brasilien, Finnland, Jugoslawien Afghanistan, Griechenland, Indien, Iran, Israel, Syrien, Türkei, Jugoslawien Brasilien, Israel, Libanon Türkei Afghanistan, Österreich, Finnland, Indien, Indonesien, Israel, Japan. Pakistan, Jugoslawien, Iran Afghanistan, Guatemala, Haïti, Indien, Iran, Israel, Syrien Afghanistan, Belgien, Brasilien, Ägypten, Indien, Israel Österreich, Chile, Griechenland, Haiti, Iran, Israel, Libanon, Jugoslawien

87

1954

Experten Fachgebiete

Länder

Zahl der tätigen Experten engagiert engagiert im Jahr 1954: früher:

Landwirtschaft, Viehzucht l und verwandte Zweige Forstwirtschaft l Naturwissenschaften 2 Technische Wissen4 Schäften und Industrie Unterricht und Berufs-- ausbildung Hygiene und Gesundheit 3 Verwaltung und Wirtschaft Total 12

5 -- 2 10 8 3 2

Länder

Afghanistan, Iran, Nepal, Peru, Jugoslawien Türkei Afghanistan, Irak, Nepal Äthiopien, Iran, Pakistan, Philippinen, Türkei, Jugoslawien Brasilien, Costa-Eica, Italien, Iran, Jugoslawien : Indonesien, Jordanien, Syrien, Irak, Marokko, Tanganyka Bolivien, Ecuador

30

Stipendiaten Fachgebiete

Landwirtschaft, Viehzucht und verwandte Zweige Forstwirtschaft

Zahl der Stipendiaten

Länder

Finnland Jugoslawien

448 Stipendiaten Fachgebiete

Zahl der Stipendiaten

Technische Wissen19 Schäften und Industrie ' Technischer Unterricht 2 Wirtschaft ' 3 Sozialdienste 4

Länder

Costa-Bicaj Griechenland, Indien, Israel, Pakistan, Jugoslawien, Ägypten Iran, Mexiko Finnland, Griechenland Dahome, Dänemark, Madagaskar, Iran

Total 33 Allgemeine Bemerkungen Aus den uns zur Verfügung stehenden Zahlen ergibt sich, dass in der Durchführung des Programms zuerst ein grosser Aufschwung (1952) und später, d. h.

im Laufe der Jahre 1953 und 1954, eine Verlangsamung eingetreten ist. Wahrscheinlich wird das gegenwärtige Arbeitsvolumen im Jahre 1955 ungefähr beibehalten werden.

Wenn die Ausführung eines derart umfassenden und vollständigen Programmes wie desjenigen der technischen Hilfe in Angriff genommen wird, sind Schwierigkeiten unvermeidlich. Auf Grund der gemachten Erfahrungen gelangten denn auch die Leiter zur Überzeugung, dass die Finanzierungsmethoden und das System der Zuteilungen an die SpezialOrganisationen sowie die Kontrollen der Verwaltung der beteiligten Länder verbessert werden könnten. Wie früher erwähnt worden ist, kam es dabei besonders darauf an, dass keine Pläne zur Ausführung gelangen, bevor die dafür benötigten finanziellen Mittel endgültig gesichert sind. Der für die Durchführung des Programms in letzter Linie verantwortliche Wirtschafts- und Sozialrat prüft gegenwärtig die Möglichkeiten einer Verbesserung der Organisation und der Wirksamkeit des Programms. Zwei Eeformen gelangten bereits zur Durchführung: Einerseits wird der Beservefonds gegenwärtig erhöht, um in finanzieller Hinsicht eine breitere Grundlage zu schaffen; andererseits können keine Ausgaben über einen bestimmten Betrag hinaus beschlossen werden, ohne dass diese den zu erwartenden Einnahmen angepasst sind. Es darf deshalb damit gerechnet werden, dass mit der for;tschreitenden Durchführung des Programms eine noch bessere Verwendung der zur Verfügung stehenden Mittel erzielt werden kann. Auf Grund der vom Wirtschafts- und Sozialrat vorgeschlagenen Beformen stellt sich ferner die Frage, ob Staaten wie die Schweiz, die sich zwar am Programm für die technische Hilfe beteiligen, aber nicht Mitglied der Vereinigten Nationen sind, an der Leitung mitwirken sollen. Wir würden eine solche Massnahme sehr begrüssen.

Es wäre indessen trügerisch, wenn man sich lediglich auf Zahlen stützen wollte, um den Wert und die Wirksamkeit eines solchen Programms zu'beurteilen. Zahlreiche Faktoren politischen, psychologischen, rassischen, kulturellen und sprachlichen Charakters spielen eine wichtige Bolle und sind durch Zahlen nicht erfassbar. Nach den Berichten der Vereinigten Nationen und

449 ihrer SpezialOrganisationen ist das Programm für die technische Hilfe tatsächlich eines der wesentlichsten Elemente zur Förderung der iEntwicklung wirtschaftlich zurückgebliebener Länder.

'Die im Eahmen des erweiterten Programms geleistete technische Hilfe stellt iridessen nur ein Bruchstück der Entwicklung dar, die sich im Bereich der Volkswirtschaft eines Landes vollzieht. Obschon es,nützlich und wirksam ist, besteht das Programm aus einer grossen Zähl von kleinen Projekten, die in den Pianeti einer grossen Zahl von Ländern für'die Förderung ihrer Wirtschaft nur einen, bescheidenen Kaum einnehmen. Diese Projekte dienen jedoch vor allen Dingen als Katalysator bei der Einführung und Handhabung neuer oder verbesserter Methoden der Technik, wodurch in der Wirtschaft der betreffenden Länder mit Kettenreaktionen vergleichbare Wirkungen entstehen. Der praktische Wert dieser Projekte hängt somit nicht von ihrer unmittelbaren Bedeutung, sondern von der Art ab, wie sie in das weit wichtigere Programm dieser Länder zur Förderung der Wirtschaft eingegliedert- werden und die Einführung der besten technischen Methoden bei einer optimalen Ausnützung menschlicher Kräfte und der materiellen Hilfsquellen erleichtern.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass das Programm > den wirtschaftlich ungenügend entwickelten Ländern auf fünf verschiedene Arten dienen kann; diese bestehen: -- in der Erforschung der noch nicht ausgebeuteten natürlichen Hilfsquellen im Interesse der Volkswirtschaft dieser Länder: -- in der Steigerung des> Ertrages der bereits ausgebeuteten natürlichen Hilfsquellen; -- im wirksameren Gebrauch .der ihnen beschränkt zur Verfügung: stehenden ; Kapitalgüter; ·-- in der Erhöhung des Potentials der wichtigsten Hilfsquelle, nämlich der Arbeitskraft,, und schliesslich i -- in der Verbesserung der Verwaltungen, die mit der Ausarbeitung und Durchführung von Plänen zur Förderung der Wirtschaft beauftragt sind.

Ein gutes Beispiel für die erste Art einer Hilfeleistung ist die der Begierung Brasiliens gewährte Unterstützung zur Ausnützung des Waldbestandes im Becken des Amazonas. Obschon dieses weite Gebiet, das annähernd der Ausdehnung von Australien entspricht, ungefähr 1500 verschiedene Holzarten hervorbringt, sind seine Hölzer derart wenig bekannt gewesen, dass sich die Nachfrage auf einige Arten und
besonders auf Mahagoni beschränkt hat. Die Brasilien im Eahmen des Programms zur Verfügung gestellten Experten waren der Begierung in den Jahren 1952 und 1953 bei der Durchführung von Vorstudien behilflich, und es stellte sich heraus, dass die Wälder an wertvollen Hölzern für ausländische Märkte zwar nicht reich sind, dagegen grosse Mengen von Laubholz enthalten, die in Brasilien selber Verwendung finden können.

Ferner würde das Wassernetz die Ausbeutung der Wälder des Amazonas leichter gestalten als dies in irgendeinem andern Tropenwald des Erdballs zutreffen mag.

450 Die zweite Art von Hilfeleistung bezweckt die Hebung des Ertrages der Ernten, des Viehs und der Fischerei sowie die Erhöhung der Produktion in den grossen Fabrikationsbetrieben durch moderne Arbeitsmethoden und eine rationellere .Organisation.

Ein Beispiel: Der durchschnittliche Jahresertrag eines Fischers in Ceylon betrug nur 0,5 Tonnen, während derjenige in Island 38 Tonnen beträgt. Gegen Ende des Jahres 1951 gab es auf Ceylon kein einziges mit einem Motor ausgerüstetes Fischerboot. Die im Rahmen des Programms entsandten Experten haben inzwischen gelehrt, wie sich die Fischer durch Verwendung kleiner Dieselmotoren weiter aufs Meer vorwagen können und so grössere Fänge erzielen. Es wurden Vorkehrungen getroffen, um ihnen im Rahmen des Plans von Colombo solche Motoren zu verschaffen.

Im Bereiche der grossen Fabrikätionsindustrie haben Experten des Produktionsprogramms in den Textil- und Metallwerken Indiens sowie in den Agrumenplantagen und Eisenbahnwerken Israels gelehrt, wie man durch verbesserte Methoden, durch die Vermeidung doppelt ausgeführter Arbeitsvorgänge und durch zweckmässige Lohnsysteme eine erhebliche Erhöhung der Produktivität ohne Vermehrung des Werkzeugbestandes erzielen kann.

Die dritte Art von Hilfeleistung besteht in der Erteilung von Eatschlägen an die Regierungen im Hinblick auf die wirksamste und ökonomischste Verwendung von Kapitalien, die nicht von der technischen Hilfe selber stammen und somit entweder durch die betreffenden Länder bereits aufgebracht oder anderweitig beschafft worden sind. Mit Hilfe eines Darlehens der Internationalen Bank für Wiederaufbau hat zum Beispiel Italien grosse Mengen landwirtschaftliche Geräte erhalten, desgleichen Ceylon im Rahmen des Plans von Colombo mit Hilfe Australiens. Es besteht die Absicht, diese Geräte bei grossen Bodenverbesserungsprojekten zu verwenden. Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass die Geräte infolge mangelndem Unterhalt vielfach Schaden erleiden. Man ist deshalb den Ländern in der Weise behilflich, dass Arbeiter für die Pflege der landwirtschaftlichen Geräte ausgebildet werden. Ein Landsmann hat an dieser Aktion mitgewirkt.

Ganz allgemein wird im Programm grosser Wert auf die beste Ausnützung der menschlichen Arbeitskraft gelegt. In Burma und ,Mexiko sind typische Beispiele dieser Art von Hilfe anzutreffen. Ein
Projekt zur Demonstration von Abwehrmassnahmen gegen Sumpffieber ist 1951 in Burma im Gebiet von Lashio zur Ausführung gelangt ; der betreffende Dienst wird bald in eine andere Gegend verlegt werden. Dank der eingeführten Massnahmen war es möglich, die Zahl der Arbeitsstunden erheblich zu erhöhen, und es wird gemeldet, dass die Bauern im Laufe der trockenen Jahreszeit eine zweite Ernte einbringen konnten. Da die Menschen nicht mehr periodisch vom Sumpffieber befallen wurden, ergab sich ausserdem die Möglichkeit, Reismühlen, Holz^ und 01fabriken in der Gegend von Lashio zu erstellen. Im Laufe der dreissig Monate ihres Wirkens hat die Gruppe von Experten drei Ärzte, drei Insektenkenner, fünf Assistenten im Kampfe gegen das Sumpffieber, eine gewisse Anzahl von

451 Inspektoren und sechsundvi erzig Sanitätshelfer für bäuerliche Gegenden ausgebildet.

. ·.

Seit drei Jahren ist dank des erweiterten Programms ein Zentrum für Berufsausbildung in Patzcüaro (Mexiko) tätig. Dieses Zentrum hat dazu beigetragen, Werktätigen verschiedener Länder Lateinamerikas die Technik der Erwachsenenbildung beizubringen. Der Zweck besteht darin, das Unterrichtswesen den praktischen Bedürfnissen anzupassen und die Dorfbewohner bessere Methoden der Bewirtschaftung, der Haushaltführung, der Hygiene, der Gesundheit und der lokalen Verwaltung zu lehren. Eine kürzliche Erhebung hat ergeben, dass die in diesem Zentrum ausgebildeten Lehrkräfte für Erwachsenenbildung in ihren eigenen Ländern, nämlich Bolivien, Brasilien, Costa-Bica, Kuba, Honduras, Peru, El Salvador und Venezuela, tatsächlich die Kenntnisse verbreiten, die sie sich im Zentrum von Patzcüaro angeeignet haben.

Schliesslich wurde in zahlreichen Ländern festgestellt, dass einer der wertvollsten Beiträge darin besteht, den Regierungen bei der Verbesserung ihrer Verwaltung und der Ausarbeitung und Koordinierung der Programme zur Förderung ihrer Wirtschaft an die Hand zu gehen. Die Wirksamkeit des erweiterten Programms hängt zu einem wesentlichen Teil auch davon ab, inwieweit die Eegierungen es verstehen, die Projekte der technischen Hilfe in ihre eigenen Wirtschaftspläne einzugliedern. Dies setzt eine Koordinierung unter den Ministerien und Dienststellen voraus, die sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung befassen. Eine der wichtigsten Tätigkeiten im Eahmen des erweiterten Programms für die technische Hilfe bestand darin, den Eegierungen bei der Schaffung einer gut funktionierenden Verwaltung beizustehen. In gewissen Ländern, zum Beispiel Bolivien, beteiligen sich die Experten unmittelbar an den Arbeiten der Eegierungen, wie dies im Fall eines unserer Experten zutrifft ;. andernorts hat ihre Eolle nur konsultativen Charakter. In Brasilien lind der Türkei sind Zentren für die Ausbildung von Verwaltungsbeamten im weitesten Sinn des Wortes ins Leben gerufen worden.

Die Erfahrungen schweizerischer Experten führten zur Erkenntnis, dass durch die internationale Zusammenarbeit der angestrebte Zweck in zahlreichen Fällen erreicht wird. Einige Beispiele mögen dies beweisen: In einem Lande des Nahen Orients hat sich ein
Universitätsprofessor dem höhern Unterricht und der 'Erforschung von Methoden zur Erzielung einer besseren Ausbeute der landwirtschaftlichen Produktion gewidmet. Er empfahl die Schaffung eines Forschungslaboratoriums für Datteln; dieses Laboratorium ist jetzt unter der Leitung eines im Lande niedergelassenen schweizerischen Architekten im Bau.

Ein in einem asiatischen Land mit einer Mission betrauter Forstingenieur hat der betreffenden Eegierung vorgeschlagen, den Holzschlag in Berggegenden nicht nur für die Dauer eines Jahres, sondern während eines längern Zeitraums zu gestatten, um damit die Ausbeute, welche Strassenbauten, Luftseilbahnen usw. zur Voraussetzung hat, rentabler zu gestalten. Dieser Vorschlag ist an-

452 genommen worden. Der gleiche Experte hat die Schaffung eines Zentrums für die Ausbildung von Holzarbeitern empfohlen. Dieses ist zurzeit im Entstehen begriffen.

In einem Lande des Fernen Ostens, das unter dem zweiten Weltkrieg sehr viel zu leiden hatte, zeigte ein mit der Förderung des Unterrichts beauftragter Professor der Naturwissenschaften den Lehrern der Gegend, wie man mit sehr einfachem Material arbeiten kann. Seine Tätigkeit fügt sich überdies sehr gut in den allgemeinen Plan ein, der vom betreffenden Land aufgestellt worden ist, um die Ausbildung der für die Entwicklung des Landes unerlässlichen Kader sicherzustellen.

In einem asiatischen Land, dessen Landwirtschaft noch ziemlich primitiv ist, richtet gegenwärtig ein Experte für Milchwirtschaft ein Milchlieferungszentrum zur Versorgung der Hauptstadt ein. Er hat bereits eine Bergkäserei in Gang gebracht, die als Beispiel für die bessere Verwertung der milchwirtschaftlichen Quellen des Landes angesehen wird. Diese vorläufig noch beschränkten Versuche, die später durch einen einheimischen, im Ausland ausgebildeten Spezialisten fortgesetzt werden, sind durchaus geeignet, der Landwirtschaft des Landes neue Wege zu weisen.

In bezug auf ein anderes Land des gleichen Kontinents erwähnen wir noch, dass ein Ingenieur-Agronom, dessen Aufgabe darin bestand, die Landwirte mit der Handhabung einfacher Geräte vertraut zu machen und sie zu lehren, mit diesen höhere Erträge als bisher bei Verwendung primitiver Geräte zu erzielen, sich über die Zusammenarbeit mit den Landwirten des betreffenden Landes sehr befriedigt ausgesprochen hat.

In einem Lande Lateinamerikas konnte ein schweizerischer Experte der Eegierung hinsichtlich der Preispolitik für landwirtschaftliche Erzeugnisse und die Verbesserung der Milchproduktion nützliche Ratschläge erteilen.

Wir möchten ebenfalls erwähnen, dass ein Land in Lateinamerika 22 Stück Zuchtvieh mit Unterstützung des Fonds für die technische Hilfe in der Schweiz gekauft hat.

Schliesslich konnten unsere Spezialisten in einigen Ländern mit in der Schweiz ausgebildeten Stipendiaten der Vereinigten Nationen zusammenarbeiten, wodurch unverzüglich ein Kontakt mit Personen zustande kam, die unsere Arbeitsmethoden bereits aus eigener Anschauung kennen.

Obschon unsere Experten oft Hindernisse zu überwinden haben, machen
sie trotzdem die Erfahrung, dass sich ihre Tätigkeit in die nationalen und auf die vorhandenen Möglichkeiten abgestimmten Pläne zur Förderung der Wirtschaft der betreffenden Länder eingliedern lässt. Desgleichen entspricht die Ausbildung von Stipendiaten in der Schweiz den. Bedürfnissen der meisten Länder, aus denen sie kommen.

Die folgende Tatsache ist noch zu erwähnen: Während 55 Länder im Jahre 1951 und 65 im Jahre 1952 sich am Programm beteiligten, sind es im Jahre 1958 sogar 71 gewesen, darunter die'Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken,

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453

Polen und die Tschechoslowakei, die kürzlich beschlossen haben, sich am Unternehmen zu beteiligen. Der universelle Charakter .der Organisation hat dadurch in den vergangenen Jahren eine Ausprägung erfahren und ihre Nützlichkeit wird sowohl von den gebenden als auch von den empfangenden Ländern immer mehr anerkannt.

: .

Bei der Würdigung der im Eahmen des Programms bisher vollbrachten Leistungen gelangt man zur Feststellung, dass die gehegten Erwartungen allgemein in Erfüllung gingen. Der Aktionsbereich ist erweitert worden und es besteht Grund zur Annahme, dass die Durchschlagskraft des Programms in dem Masse zunimmt, als Erfahrungen gesammelt und ausgewertet werden. Auch wurden die wohltätigen Wirkungen eines Programms der multilateralen Hilfeleistung offensichtlich, soweit sie empfangenden Ländern, die darauf bedacht sind, Beweggründe politischen Charakters fernzuhalten, zugute kamen. Es handelt sich somit nicht nur darum, dass Hilfe geleistet, sondern auch ein Programm in Gestalt einer Z u s a m m e n a r b e i t verwirklicht wird, indem manche der gebenden Staaten in der Lage sind, andere Länder in verschiedenen Bereichen aktiv zu unterstützen.

Schlussfolgerung

Wir sind überzeugt, dass die Nützlichkeit des Programms durch die Erfahrungen bestätigt wird und dieses als wichtiger Faktor der internationalen Solidarität zu gelten hat. Es handelt sich um einen der bedeutendsten Versuche der Vereinigten Nationen und ihrer SpezialOrganisationen zur Verbesserung der Verhältnisse auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Welt. Unserm Lande steht es daher an, die Mitarbeit an diesem Werke weiter fortzusetzen. Die Leiter der technischen Hilfe sind an die beteiligten Länder gelangt und haben sie aufgefordert, ihre Beiträge wenn möglich zu erhöhen.

Was uns anbelangt, sind wir allerdings der Meinung, dass unser Beitrag mit Rücksicht auf die der Eidgenossenschaft auferlegten Sparmassnahmen einstweilen auf der bisherigen Höhe von jährlich einer Million Franken zu belassen ist ; wir werden die Frage indessen erneut prüfen, sobald wir die Auswirkungen der zurzeit im Gange befindlichen Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialrats in bezug auf die finanziellen Beformen und die Struktur des Programms kennen.

Wir sind daher der Meinung, dass unser Beitrag für die Jahre 1955 und 1956 je eine Million Franken betragen sollte. Um den Erfahrungen, die während der drei letzten Jahre gemacht worden sind, Bechnung zu tragen, werden wir erneut die folgenden Bedingungen stellen: L mindestens 85,Prozent unseres Beitrags sind für Zahlungen an schweizerische Experten, für die Aufnahme von Stipendiaten, die sich in unserm Land ausbilden lassen, sowie für Kapitalgüter und Demonstrationsmaterial schweizerischer Herkunft zu verwenden; 2. ein Ende 1955 allenfalls verbleibender Saldo unseres Beitrags wäre vom Betrag, den wir im Jahre 1956 für die technische Hilfe gewähren, abzuziehen.

454 Dagegen glauben wir, dass auf die dritte Bedingung gemäss unserer Botschaft vom.28. März 1952 verzichtet werden sollte, wonach unser Beitrag in dem Masse proportional vermindert würde, als das Total der Beiträge im laufenden Jahr 20 Millionen Dollar nicht erreicht. Der Beitrag der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Programm zu 60 Prozent finanzieren, ist seinerseits davon abhängig, dass durch die Gesamtheit der gebenden Länder ein bestimmtes Minimum aufzubringen ist. Demnach würde die dritte Bedingung eine Verzögerung der Zahlung des wichtigsten Beitrags, d. h. desjenigen der Vereinigten Staaten, bewirken.

Auf Grund der vorangehenden Überlegungen beantragen wir Ihnen, der weiteren Gewährung eines Betrages der Eidgenossenschaft an das Programm für die technische Hilfe zuzustimmen und den beiliegenden Bundesbeschluss zu genehmigen.

II.

Bilaterale technische Hilfe Mit Ihrem Beschluss vom 19. Juni 1952 haben Sie sich dahin ausgesprochen, dass der Bundesrat unabhängig von der multilateralen technischen Hilfe seinerseits Massnahmen zugunsten ungenügend entwickelter Länder treffen könne.

Die jährliche Höchstgrenze für die Kosten dieser Massnahmen ist von Ihnen auf 100 000 Franken festgesetzt worden. Zwei Arten der Unterstützung sind durch .dieses Programm der bilateralen Hilfeleistung möglich; sie bestehen einerseits in der Zuteilung von Stipendien für die Ausbildung von begabten Spezialisten aus ungenügend entwickelten Ländern in der Schweiz und in der Entsendung von Experten nach diesen Ländern.

Die in Artikel 2 des Bundesbeschlusses vom 19. Juni 1952 vorgesehenen Ausführungsvorschriften sind mit unserm Beschluss vom 11. November 1952 erlassen worden und sehen insbesondere vor, dass jedes Jahr 60 Prozent der verfügbaren Mittel für Stipendien und 40 Prozent für die Entsendung von Experten nach dem Ausland verwendet werden. Diese neue Form der bilateralen technischen Hilfe, die diejenige gemäss unserm Beschluss vom 31. März 1950 ersetzt, nahm, am 1. Januar 1953 ihren Anfang.

Hier das Verzeichnis der bis jetzt gewährten Stipendien: Land

Indien . .

Indonesien Libanon . .

Nepal . . .

Pakistan .

Thailand .

Türkei . .

Zahl

. . . . 2 . . . . 1 . . . . 1 . 1 . . . . 1 . . . . 1 . . . . 3

Total 10

Studiengebiete

Pilzkunde und Pflanzenpathqlogie Volkswirtschaft Produktion und Wirtschaftlichkeit der Landschaft Milchtechnik Nachrichtenwesen Tabakindustrie Veterinärmedizin Elektrotechnik Topographie

455 Von den gewährten Stipendien entfielen sieben auf Universitätsaufenthalte.

Die zur Verfügung stehenden Mittel ermöglichten es im Jahre 1953, zwei griechischen Ingenieuren eine Ermässigung der Einschreibgebühr für Ferienkurse am Institut für Photogrammetrie der Eidgenössischen Technischen Hochschule zu gewähren.

Was' die E n t s e n d u n g von Experten anbelangt, wird gegenwärtig ein Gesuch geprüft (Entsendung eines Städteplaners in ein asiatisches Land) und ein zweites dürfte vermutlich von einem Land des gleichen Kontinents gestellt werden (Entsendung von zwei Spezialisten mit dem Auftrag, Ratschläge in bezug auf die Organisation einer Berufsschule zu erteilen). Einige andere Möglichkeiten sind noch nicht endgültig abgeklärt..

In unserm Beschluss vorn 11. November 1952 ist vorgesehen worden, dass unter dem Titel der bilateralen Hilfe ausnahmsweise auch andere Hilfsmassnahmen getroffen werden könnten. Wir erwähnen lediglich einen kleinen Kredit, der gewährt worden ist, um den Druck einer topographischen Karte eines kleinen Sektors des nepalesischen Gebiets zu ermöglichen. Diese Karte ist auf Grund von Luftphotographien und trigonometrischen Vermessungen eines schweizerischen Ingenieurs angefertigt worden.

Trotz seiner Bescheidenheit stellt das Programm für die bilaterale technische Hilfe dennoch eine interessante Möglichkeit dar, an die Entwicklung wirtschaftlich zurückgebliebener Länder unmittelbar beizutragen und diesen eine nicht zu verachtende Hilfe zu gewähren. Es ist eine nützliche Ergänzung unserer Beteiligung an der technischen Hilfe der Vereinigten Nationen. Die Zuteilung von Stipendien an junge Leute, die befähigt sind, ihr wissenschaftliches und berufliches Wissen in der Schweiz zu vervollkommnen, wird besonders geschätzt. Es ist zwar verfrüht, die Wirksamkeit solcher Studienaufenthalte zu beurteilen, doch kann man bereits feststellen, dass mehrere Stipendiaten besonders begabte Hochschüler sind, die ihrem Lande zweifellos grosse Dienste leisten können. Um eine immer bessere Auswahl der Kandidaten zu erreichen, wird nach Möglichkeit die Meinung schweizerischer Spezialisten im Dienste der technischen. Hilfe eingeholt. Ferner kann das Echo, das unser Angebot in verschiedenen Ländern ausgelöst hat, als Beweis dafür gelten, dass unsere Initiative einem Bedürfnis entspricht. Auch
haben eine ganze Reihe europäischer Länder, von den Vereinigten Staaten abgesehen, ähnliche Aktionen unternommen; durch die im Jahre 1952 getroffenen Massnahmen auf diesem Gebiet hat es die-Schweiz vermieden, in Rückstand zu geraten.

Was schliesslich die Entsendung schweizerischer Experten anbelangt, wäre es verfehlt, zu glauben, diese Art von Hilfeleistung sei überflüssig, nachdem der dafür eingeräumte Kredit nicht beansprucht worden ist. Es ist im Gegenteil angezeigt, ihn neuerdings vorzusehen, damit die Möglichkeit besteht, jede sich bietende Gelegenheit einer technischen Hilfeleistung auszunützen und allenfalls unmittelbarere Beziehungen mit wenig entwickelten Ländern anzuknüpfen.

Dies kann dadurch geschehen, dass Experten spontan in diese Staaten entsandt

456 werden, wenn dort Probleme im Zusammenhang mit der Beteiligung an wichtigen Arbeiten abzuklären sind.

Nach unserer Überzeugung sollten daher die bisher unternommenen Anstrengungen auf dem Gebiet der bilateralen technischen Hilfe wie bisher fortgesetzt werden. Um die Möglichkeit zu wahren, die getroffenen Vorkehren ohne allzu lange Fristen zu ändern, falls die Erfahrungen dies erheischen sollten, schlagen wir Ihnen vor, die Weiterführung, für eine Dauer von nur zwei Jahren vorzusehen.

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Auf Grund der vorangehenden Überlegungen in bezug auf die Beteiligung der Schweiz am Programm für die multilaterale technische Hilfe und die Fortsetzung des Programms der bilateralen technischen Hilfe beantragen wir Ihnen, den beiliegenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss gutzuheissen, der sich auf die beiden Aktionen bezieht und ähnlich lautet wie der Bundesbeschluss vom 19. Juni 1952.

Für die Annahme des neuen Beschlusses ist das in Artikel 8 des Bundesbeschlusses über die Finanzordnung 1951 bis 1954 vorgesehene qualifizierte Mehr nicht erforderlich.

Genehmigen Sie, Herr Präsident, sehr geehrte Herren, die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 24. September 1954.

Im Namen des Schweizerischen Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t : Rubattel Der Bundeskanzler: Ch. Oser

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(Entwurf)

Bundesbeschluss über

die technische Hilfe der Schweiz an wirtschaftlich ungenügend entwickelte Länder

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g der Schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 24. September 1954, beschliesst:

Art. l Die Schweiz beteiligt sich weiterhin .am technischen Hilfsprogramm der Vereinigten Nationen zugunsten der ungenügend entwickelten Länder.

Der Bundesrat wird ermächtigt, der Organisation der Vereinigten Nationen für diesen Zweck einen jährlichen Beitrag von einer Million Pranken auszurichten.

Art. 2 Neben der in Artikel l angeführten multilateralen technischen Hilfe kann der Bundesrat auf bilateraler Basis Massnahmen zugunsten ungenügend entwickelter Länder durchführen; der Aufwand für diese Massnahmen darf 100 000 Franken nicht übersteigen.

j ' Der, Bundesrat bestimmt im Rahmen der verfügbaren Mittel das Ausmass dieser Massnahmen und erlässt die erforderlichen Ausführungsvorschriften.

Art. 3 ; Der jährliche Kreditbedarf ist in den Voranschlag einzustellen.

Art. 4 Dieser Beschluss ist nicht allgemein verbindlich und tritt sofort in Kraft.

Er ist bis Ende 1956 befristet.

Der Bundesrat wird mit dem Vollzug beauftragt.

Bundesblatt. 106. Jahrg. Bei. II.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die technische Hilfe der Schweiz an wirtschaftlich ungenügend entwickelte Länder (Vom 24. September 1954)

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1954

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39

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6702

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

30.09.1954

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441-457

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