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Botschalt des

Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf einer Liegenschaft als Bauplatz für ein neues Postdienstgebäude beim Bahnhof Chur.

(Vom 30. August 1946.)

Herr Präsident !

Hochgeehrte Herren !

Im Hauptpostgebäude in Chur sind gegenwärtig zur Hauptsache folgende Verwaltungs- und Betriebsdienste der PTT-Verwaltung untergebracht: Im Erdgeschoss : Post- und Telegraphenbureaux.

Im l. Stock : Kreispostdirektion und Checkamt.

Im 2. Stock: Telephondirektion und Telephonzentrale.

Im Dachstock: Dienstwohnungen für Hauswart und Telephonmonteur, Archive.

Die zu diesem Gebäude gehörende Eemise beherbergt zur Hauptsache Telephonmaterialien sowie die Posthandkarren.

Die fortwährende Entwicklung des Telephonverkehrs bringt es mit sich, dass die Telephonanlagen beträchtlich erweitert werden müssen. Die Ortszentrale, das Fernknotenamt und das daran angegliederte Tandemamt sowie der Telephonrundspruch und die verschiedenen weitern Nebendienste werden inskünftig den ganzen 2. Stock in Beschlag nehmen, so dass die bisher auf diesem Stockwerk untergebrachte Telephondirektion Chur mit ihren Verwaltungs-, Betriebs- und Baudiensten, die inzwischen ebenfalls der Verkehrszunahme entsprechend an Umfang zugenommen haben und sich deshalb heute bereits zum Teil mit unzulänglichen Dachstocklokalen behelfen, weichen muss. Wegen der engen Verknüpfung mit dem Betrieb der obgenannten Telephonanlagen müssen diese Dienste unbedingt im Gebäude verbleiben. Man trug sich eine Zeitlang mit dem Gedanken, den hiefür nötigen Platz durch den Aufbau eines weitern Stockwerkes auf dem Hauptpostgebäude zu beschaffen, Hess dieses Projekt dann aber wieder fallen. Abgesehen davon, dass eine ästhetisch befriedigende

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Lösung kaum möglich gewesen wäre, hätte diese kostspielige bauliche Massnahme doch bloss eine vorübergehende Erleichterung gebracht, ohne das Problem des Platzbedarfes für den Postbetrieb, auf das wir weiter unten zurückkommen, endgültig zu lösen. Es bleibt deshalb nichts anderes übrig, als die Bureaux der Telephondirektion Chur in den 1. Stock des Hauptpostgebäudes zu verlegen und für die bisher daselbst untergebrachte Kreispostdirektion eine andere Unterkunft zu beschaffen.

Wie der Telephonverkehr, allerdings nicht im gleichen Ausmasse, hat auch der Postverkehr in Chur seit der Erstellung des dortigen Hauptpostgebäudes im Jahre 1905 ständig zugenommen.

Als Folge hievon vermögen die Postbetriebslokale im Hauptpostgebäude je länger, je weniger zu genügen. Zudem sind die baulichen und betrieblichen Einrichtungen derart veraltet, dass sich eine umfassende Änderung im Interesse einer rationellen Gestaltung und reibungslosen Abwicklung des Betriebes als dringend notwendig erweist. Bei dieser Gelegenheit soll der Betrieb, einem längst bestehenden Bedürfnis entsprechend, in der Weise unigestaltet werden, dass der Briefversand, die Nachnahmenumleitung und die Paketausgabe an den Bahnhof verlegt werden. Durch diese betriebliche Änderung kann der Postdienst vereinfacht und zugleich beschleunigt werden. Dadurch, dass der gesamte Versanddienst inskünftig am gleichen Ort abgewickelt wird, lassen sich viele Gänge des Personals von der Hauptpost nach dem Bahnhof und umgekehrt vermeiden und es wird der Betrieb damit wirtschaftlicher.

Für die an den Bahnhof zu verlegenden Dienste müssen entsprechende Lokale bereitgestellt werden. Die Verwaltung hat gegenwärtig für den Postdienst am Bahnhof Chur, sowie auch für die Reisepost Lokale im dortigen Aufnahmegebäude der SBB gemietet. Die Platz Verhältnisse in diesen Lokalen sind indessen bereits seit längerer Zeit absolut unzulänglich. Während der Sommer- und Winter-Saisonzeit muss ein Teil des Paketversanddienstes im Freien abgewickelt werden. Auch der Schalterraum der dortigen Postfiliale und des Postreisebureaus vermag für den jeweiligen stossweisen Andrang des Publikums in keiner Weise mehr zu genügen. An eine Erweiterung der Postlokale im Bahnhofgebäude ist leider nicht zu denken, da die SBB selber unter Platzmangel leiden.

Desgleichen werden die Klagen über die
unbefriedigenden Verhältnisse bei der Postautoabfertigung am Bahnhof Chur immer häufiger. Auf dem zur Verfügung stehenden schmalen Platz können die Postkurswagen jeweils nur mit komplizierten und zeitraubenden Manövern aufgestellt werden. Die Fahrzeuge müssen in der Eegel im Eückwärtsgang vom Bahnhofplatz auf ihre Standplätze gefahren werden, wobei das wartende Reisepublikum ständig gefährdet und das Wagenmaterial durch Kollisionen des öftern beschädigt wird.

Die Anzahl der Postreisenden der Kursgruppe Chur hat von 21 658 im Jahre 1922 auf 246 776 im Jahre 1945 zugenommen. Bei Hochsaisonbetrieb fuhren beim Bahnhof Chur täglich bis zu 880 Personen in 26 Kurswagen ab und es kamen bis zu 535 Personen in 20 Kurswagen an. Nach den bisherigen Bundesblatt.

98. Jahrg.

Bd. III.

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18 Erfahrungen ist damit zu rechnen, dass der Postreiseverkehr in den nächsten Jahren weiterhin stark zunehmen wird. Die PTT-Verwaltung sieht sich deshalb veranlasst, dafür Sorge zu treffen, dass dieser grosse Verkehr inskünftig möglichst reibungslos und ohne Gefährdung der Postreisenden abgewickelt werden kann.

Nach eingehender Prüfung der Verhältnisse gelangte die Generaldirektion PTT schliesslich zur Auffassung, den oben geschilderten Mängeln, die zur Hauptsache auf den ständig zunehmenden Verkehr zurückzuführen sind, könne am besten dadurch abgeholfen, werden, dass die Verwaltung in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes ein eigenes Dienstgebäude erstelle. In diesem Neubau sollen vorab jene Verwaltungs- und Betriebsdienste, die aus dem Hauptpostgebäude weichen müssen, untergebracht werden. Ferner ist der Paketversand aus dem Bahnhofgebäude in das neue Gebäude zu verlegen, so dass sich dort inskünftig der gesamte Postumleitdienst abwickeln wird. Dadurch wird am bisherigen Standort des Bahnpostamts genügend Platz frei, um die Beisepoststelle und Postfiliale im Bahnhof Chur den heutigen und künftigen Bedürfnissen entsprechend zu erweitern. Schliesslich sollen bei dieser Gelegenheit auch in der Postauto-Abfertigung Verhältnisse geschaffen werden, die einen flüssigen und für das Beisepublikum bequemeren Abfahrts- und Ankunftsverkehr ermöglichen.

Man muss sich bewusst sein, dass Chur das Eingangstor ist zum grössten Kanton, zu dessen 150 Tälern und zahlreichen Passübergängen, zu den grossen Kur- und Sportzentren und den vielbesuchten Ferienorten. Die PTT-Verwaltung legt deshalb Wert darauf, an diesem Schlüsselpunkt des bündnerischen Verkehrs endlich jene baulichen und betrieblichen Einrichtungen zu schaffen, die geeignet sind, auf absehbare Zeit eine prompte und reibungslose Umleitung der Brief- und Paketpost und eine rasche und ungefährdete Abwicklung des Postreiseverkehrs am Bahnhof Chur zu gewährleisten.

Es muss unter den genannten prekären Verhältnissen, die immer dringender nach einer radikalen Lösung rufen, geradezu als ein Glücksfall bezeichnet werden, dass das hiefür sich am besten eignende, direkt an das Bahngebiet grenzende, und vorn gegenwärtigen Bahnpostamt und Postauto-Abfertigungsplatz bloss durch eine Strasse getrennte Areal noch erhältlich war. Es handelt sich um die dem Staat Graubünden
gehörende Zentralgarage- und Salzmagazin-Liegenschaft Parzelle Nr. 1409 an der Gürtelstrasse, mit einem Flächeninhalt von ca. 2600 m2 und einer Anzahl darauf stehender Gebäulichkeiten im GesamtAssekuranzwert von Fr. 454 000, die jedoch, weil für die Zwecke der PTT nicht verwendbar, abgebrochen werden müssen. Der Preis von Fr. 550 000, den der Staat Graubünden verlangt hat, darf sowohl in Eücksicht auf den gegenwärtigen Ertragswert als auch in Anbetracht der ausserordentlich günstigen Lage dieses Objektes nicht als übersetzt bezeichnet werden. Die zuständigen kantonalen Instanzen hegten übrigens ernstliche Bedenken und konnten sich jedenfalls nur mit Eücksicht auf die beabsichtigte Verwendung zu postalischen Zwecken dazu entschliessen, diese einzige für eine Überbauung direkt

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an den Bahngeleisen noch in Präge kommende Liegenschaft an die PTT-Verwaltung abzutreten.

Das Areal eignet sich für die vorgesehenen Zwecke sehr gut. Es hat den besondern Vorteil, dass bei entsprechender Überbauung die Untergeschoss lokale à niveau mit den Bahngeleisen und dasErdgeschoss ebenfalls à niveau mit der höher gelegenen Gürtelstrasse zu liegen kommt, und dass die Liegenschaft schliesslich noch mittelst einer Unterführung unter der genannten Strasse hindurch direkt mit dem gegenwärtigen Abfertigungsplatz der Postautos verbunden werden kann. Diese eigenartige Möglichkeit wird erlauben, mit den Kurswagen in die Postautostation einzufahren, ohne die bisherigen zeitraubenden und nicht ungefährlichen Manöver auszuführen.

Wir glauben, mit obigen Darlegungen die Notwendigkeit der Erstellung eines Postdienstgebäudes beim Bahnhof Chur dargetan zu haben und ersuchen Sie, den nötigen Kredit von Fr. 551 000 für den Ankauf des hiezu erforderlichen Bauplatzes, einschliesslich der Handänderungskosten, zu bewilligen und den beigefügten Entwurf zu einem entsprechenden Bundesbeschluss gutzuheissen.

Der Kredit für die Ausführung des auf dem erworbenen Areal zu errichtenden Postdienstgebäudes wird zu gegebener Zeit, sobald die Projektpläne endgültig ausgearbeitet und die Erstellungskosten berechnet sind, mit besonderer Vorlage nachgesucht werden.

Wir versichern Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 30. August 1946.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t :

Kobelt.

Der Bundeskanzler: Leimgruber.

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(Entwurf.)

Bundesfoeschluss über

den Ankauf einer Liegenschaft als Bauplatz für ein neues Postdienstgebäude beim Bahnhof Chur.

Die Bundesversammlung der schweizerischen E i d g e n o s s e n s c h a f t , auf Grund einer Botschaft des Bundesrates vom 30. August 1946, beschliesst :

Art. 1.

Für den Ankauf einer Liegenschaft als Bauplatz für ein neues Postdienstgebàude beim Bahnhof Chur wird ein Kredit von Fr. 551 000 bewilligt.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemeinverbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Der Bundesrat ist mit dem Vollzug beauftragt.

6790

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf einer Liegenschaft als Bauplatz für ein neues Postdienstgebäude beim Bahnhof Chur. (Vom 30. August 1946.)

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1946

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19

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5094

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12.09.1946

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16-20

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