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5090 Bericht des

Bundesrates an die Bundesversammlung über die Schweizer Spende.

(Vom 19. August 1946.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Wir beehren uns, Ihnen einen Bericht über die Schweizer Spende zu unterbreiten.

Das fortdauernde, durch den Krieg verursachte Elend in Buropa rechtfertigt es, dass sich die schweizerische Öffentlichkeit in hohem Masse für die Hilfstätigkeit interessiert. Dieses Interesse, das getragen ist von der Überzeugung, dass die Schweiz hier eine hohe Aufgabe zu erfüllen hat, kam auch im Parlament in diesem Jahr mehrfach zum Ausdruck. So hat der Nationalrat am 28. Juni, im Anschluss an den Bundesbeschluss betreffend die Eröffnung eines Kredites von 20 Millionen für die Fortführung internationaler Hilfswerke, das folgende Postulat angenommen: «Die Bewilligung eines Kredites von 20 Millionen Pranken für die Portführung der internationalen Hilfswerke stellt eine Sofortmassnahme dar. Da es geboten ist, die schweizerische Nachkriegshilfe für längere Zeit sicherzustellen, wird der Bundesrat eingeladen, über ihre Fortführung baldmöglichst einen Bericht zu erstatten und der Bundesversammlung die Bewilligung der nötigen Kredite zu beantragen.

Auch im Ständerat widersprach niemand dem Kommissionsreferenten, als er zum Ausdruck brachte, dass der in Frage stehende Betrag zweifellos nicht der letzte sein werde.

Indessen wurde mit Eecht auch verlangt, dass erst einmal in umfassender Weise über die bisherige Tätigkeit der mit Bundesmitteln arbeitenden Hilfswerke zugunsten der Kriegsgeschädigten berichtet werde. Dabei steht natürlich

1247 die Schweizer Spende im Vordergrund, und wir haben sie deshalb gebeten, uns zuhanden der Bundesversammlung einen umfassenden Bericht zu erstatten, den Sie im Anhang finden.

Aus diesem Bericht geht hervor, dass die Schweizer Spende die ihr gesteckten Ziele erreicht hat. Durch entschlossenes Eingreifen konnte in manchen Ländern im richtigen Zeitpunkt eine entscheidende Hilfe erbracht werden.

An vielen Orten war die schweizerische Hilfe die erste und wurde um so mehr gewürdigt. Neben der materiellen Wirkung der Hilfe ist die psychologische Wirkung derart, dass die Werke der Schweizer Spende nicht mehr aus den Bestrebungen der Schweiz in der Nachkriegszeit weggedacht werden können.

Durch ihre Universalität brachte die Hilfe der Schweizer Spende in schönster Weise unsere aussenpolitische Haltung zum Ausdruck, mit allen Völkern freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten, sie in ihren Schwierigkeiten zu verstehen und ihnen den Aufbau einer bessern Zukunft zu erleichtern. Die Neutralität in Kriegszeiten rechtfertigt sich nicht zuletzt dadurch, dass sie den Neutralen erlaubt, schon während, aber auch nach dem Krieg, dessen Folgen zu mildern. Uns dieser moralischen Pflicht, welche uns die Solidarität der Völker auferlegt, nicht entzogen, zu haben, ist eine Selbstverständlichkeit.

Wir wollen dafür nicht einmal besondere Dankbarkeit erwarten, und doch ist diese Dankbarkeit gross, und zwar nicht nur von offizieller Seite, sondern auch in den Herzen der vielen Tausenden, denen die Hilfe direkt oder indirekt zugute kam. Die Tradition schweizerischer Hilfstätigkeit hat eine neue Bestärkung erfahren. Indem sie dem freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte vorgreifen, leisten die Hilfswerke in den noch nicht zur Buhe gekommeneu Verhältnissen einen wesentlichen Beitrag an den Frieden. Die Schweizer Spende erfüllte in diesem Zusammenhang vor allem den Zweck, den Geist wahrer, uneigennütziger Hilfe zu pflegen und die Anstrengungen unseres Volkes zusammenzufassen, damit sie nach aussen als ein Ganzes erscheinen.

Schliesslich hat ihre Tätigkeit auch zweifellos dazu beigetragen, dem Schweizervolk die Augen zu öffnen für das, was sich gegenwärtig ausserhalb unserer Grenzen abspielt und für die privilegierte Lage, in der sich unser Land befindet.

Eine Schilderung der schweizerischen Leistungen auf humanitärem
Gebiet während des Krieges und in der Nachkriegszeit wäre natürlich unvollständig, wenn wir darin nicht die grossen Anstrengungen auch anderer Organisationen aufführen würden, so vor allem des Internationalen Komitees vom Boten Kreuz und des Vereinigten Hilfswerkes vom Internationalen Boten Kreuz, des Schweizerischen Boten Kreuzes und seiner Kinderhilfe sowie zahlreicher anderer grösserer und kleinerer Organisationen. Da wir uns indessen nicht zur Aufgabe stellten, auch über die Tätigkeit dieser Organisationen zu berichten, möchten wir ihnen hier lediglich den Dank aussprechen für all das, was sie zum Wohl der Menschheit und unserem Lande zur Ehre getan haben.

Der Bundesrat wird über die Weiterführung der Aktion in nächster Zeit Beschluss zu fassen haben.

1248 Wir beantragen Ihnen, von dem vorstehenden Bericht Kenntnis zu nehmen.

Genehmigen Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 19. August 1946.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t : Kofoclt.

Der Bundeskanzler: Leimgruber.

Beilage: Bericht über die Tätigkeit der Schweizer Spende.

Liste der Mitglieder des Nationalen Komitees.

1249 (Beilage.)

Bericht über die Tätigkeit der Schweizer Spende.

I. Organisation.

Die Organisation der Schweizer Spende stützt sich auf den Bundesbeschluss vom 13. Dezember 1944. Darnach ist oberstes Organ der Schweizer Spende das Nationale Komitee (Mitgliederliste siehe Anhang), dessen Zusammensetzung aus allen Kreisen des Volkes vom Bundesrat genehmigt und als dessen Präsident Herr alt Bundesrat Wetter bestimmt ist. Das Komitee wird regelmässig über die Tätigkeit der übrigen Organe orientiert und bespricht Fragen allgemeiner Natur. Es ist bis jetzt zweimal zusammengetreten. Eine Umfrage bei den Mitgliedern ergab, dass diese ein häufigeres Zusammentreten nicht für notwendig halten. Immerhin wird demnächst eine weitere Sitzung stattfinden.

Das eigentlich leitende Organ ist der Arbeitsausschuss. Er setzt sich aus 18 vom Bundesrat genehmigten Mitgliedern (Liste siehe Anhang) zusammen und steht unter dem Präsidium von Herrn alt Bundesrat Wetter. Bei der Zusammensetzung des Arbeitsausschusses wurde darauf geachtet, dass die Parteien, die humanitären Organisationen, die Frauen, sowie die für die Tätigkeit der Schweizer Spende wichtigen Bundesverwaltungen vertreten sind. Der Arbeitsausschuss tritt ungefähr alle 4 Wochen zusammen. Er ist für die gesamte Tätigkeit der Schweizer Spende verantwortlich.

Als ausführendes Organ stand dem Arbeitsausschuss für die Sammeltätigkeit die Abteilung S a m m l u n g zur Verfügung, für die Hilfstätigkeit dagegen ist die Zentralstelle zuständig. Letztere weist heute über 100 Angestellte auf und teilt sich in verschiedene Abteilungen. An ihrer Spitze steht Herr R. Olgiati. Die Arbeitsweise dieser beiden Organe wird in den Abschnitten über die Mittelbeschaffung und die Hilfstätigkeit näher umschrieben.

Die eidgenossische F i n a n z v e r w a l t u n g besorgt die Verwaltung des Vermögens der Schweizer Spende. Durch sie erfolgen auf Anweisung durch die Zentralstelle die Auszahlungen und bei ihr wird, ebenfalls auf Grund von Anweisungen der Zentralstelle, die Buchhaltung der Schweizer Spende geführt.

Als Kontrollstelle besteht die eidgenössische Finanzkontrolle, soweit es sich um das Rechnungswesen handelt. Über die übrige Tätigkeit der ausführenden Organe bestand lange Zeit keine andere Kontrolle als diejenige des Arbeitsausschusses auf Grund der Berichte der Abteilung Sammlung und
der Zentralstelle. Neuerdings wurde, da diese Kontrolle als kaum genügend erschien, eine Geschäftsprüfungskommission aus Mitgliedern des Arbeitsausschusses eingesetzt.

Der Bundesrat hat das Patronat über die Schweizer Spende. Es werden ihm periodische Berichte über deren Tätigkeit erstattet. Die bisherigen vier Berichte hat er, ebenso wie die Jahresrechnung 1945, genehmigt.

Es ist schwierig zu sagen, ob sich diese Organisation bewährt hat. Tatsache ist, dass das Nationale Komitee nur wenig auf die Tätigkeit der Schweizer Spende eingewirkt hat. Der Arbeitsausschuss musste sich zwar mit allen Fragen befassen, aber seine Mitglieder hatten wenig Zeit, sich selbständig mit den verschiedenen Problemen der Schweizer Spende abzugeben, und waren auf die Informationen angewiesen, die sie von der Zentralstelle erhielten.

In der Tat lag das Schwergewicht auf dem ausführenden Organ, also, wenn wir von der Sammlung absehen, auf der Zentralstelle, ein Zustand, der vom Bundeeblatt. 98. Jahrg. Bd. II.

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1250 Leiter der Zentralstelle durchaus nicht als ideal betrachtet wird, da er gerne die materielle Verantwortung von einem breiteren Gremium getragen haben möchte. Lediglich der Präsident des Arbeitsausschusses vermag durch einen engern Kontakt mit dem Leiter der Zentralstelle hier ausgleichend zu wirken.

II. Mittelbeschaffung.

1. Allgemeines über die Sammlung.

Die Vorarbeiten für die Sammlung gehörten zum Ersten, was von der Schweizer Spende an die Hand genommen wurde, denn es war von allem Anfang an klar, dass das Werk der Schweizer Spende sich nicht allein auf Bundesmitteln aufbauen durfte, sondern eine möglichst grosse Beteiligung aller Volkskreise aufweisen musste.

Die Abteilung Sammlung wurde mit einer Geschäftsprüfungskommission aus Fachleuten verschiedener Richtung unter der Leitung von Herrn Stadtrat Landolt und mit einer Geschäftsstelle unter der Leitung von Herrn E. A. Graf konstituiert. Die Geschäftsprüfungskommission hatte über alle grundsätzlichen Fragen zu entscheiden, während der Arbeitsausschuss der Schweizer Spende lediglich eine Art Oberaufsicht ausübte. Später traten als weitere Organe der Abteilung Sammlung die kantonalen Sammlungskomitees hinzu, welche auf lokalem Gebiet die Sammlung erleichtern sollten. Die Abteilung Sammlung genoss ausserdem die Mitwirkung zahlreicher Organisationen und Einzelpersonen, denen bestimmte Aufgaben zugewiesen, werden konnten.

Die Koordination der verschiedenen schweizerischen Sammlungen für das Jahr 1945 und die vorauszusehenden umfangreichen Vorarbeiten machten es nötig, schon im November 1944 die Sammlung auf die Monate März, April und Mai festzulegen, wobei mit der Propaganda schon im Februar begonnen werden sollte. Das grosse Verständnis, das das Kriegs-Fürsorge-Amt und die jährlich sammelnden Organisationen für die Schweizer Spende hatten, ermöglichte die Vereinbarung, dass in der erwähnten Zeit keine andere Sammlung stattfinden sollte. Rückblickend darf gesagt werden, dass der Zeitpunkt der Sammlung günstig gewählt war. Der Krieg war praktisch zu Ende und eine grosse Erleichterung ging durch unser Volk, verbunden mit dem Verständnis dafür, was andere Völker in dieser Zeit gelitten hatten und was sie noch zu leiden haben würden. Diese Gefühle in die Gebefreudigkeit zugunsten der Kriegsgeschädigten als einer Tat jedes Einzelnen umzuwandeln, war Aufgabe der Schweizer Spende. Ihr Ziel ging weit über die blosse Mittelbeschaffung hinaus. Es sollte dem Volk die Augen geöffnet werden, in was für einer privilegierten Lage die Schweiz sich in Europa befindet, und es sollte in ihm der Wille geweckt werden, dem Chaos, das der Krieg zurückliess, nicht mutlos oder egoistisch gegenüberzustehen, sondern anzupacken
und seinen Beitrag am Wiederaufbau zu leisten.

Der Entschluss, einen angemessenen Teil vom Vermögen und Einkommen für die Schweizer Spende zu geben, konnte nur durch eine umfangreiche Aufklärung über die Ziele der Schweizer Spende und dadurch erreicht werden, dass an die Spende immer wieder und in allen Formen als an eine Pflicht erinnert wurde. Diesem Ziele diente die allgemeine Propaganda, der sich für die einzelnen Sammelaktionen die besondere Propaganda anschloss.

Die illustrierte Broschüre «Unser Volk will danken» wurde in, einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren in der ganzen Schweiz verteilt. Daneben zeigte die Presse grosse Aufgeschlossenheit gegenüber der Aufgabe, für die Idee der Schweizer Spende zu werben. Es wurde ferner ein Signet geschaffen, das übrigens auch auf alle Waren, die ins Ausland gehen, aufgedruckt wird. Plakate, Postwerbestempel, Unterlagen an die Lehrer für Schullektionen, Aufdruck auf

1251 Rationierungskarten, Radiosendungen, Vorträge, eine kurze Filmreportage, besondere Schaufensterwerbungen usw. waren weitere Mittel, die in den Dienst der Schweizer Spende gestellt werden konnten.

2. Die einzelnen Sammelaktionen.

Die Postscheck-Aktion wurde mit der in allen Haushaltungen verteilten Broschüre eröffnet, die einen Postscheck enthielt. Sie wendete sich im Gegensatz zu einer Reihe anderer Aktionen an alle Kreise und darf deshalb mit den Spenden, die spontan erfolgten, sowie mit den Ergebnissen der in gewissen Kantonen durchgeführten Haussammlungen zusammengerechnet werden. Total machen diese Spenden Fr. 6 400 000 aus.

Die sogenannte Spende der Privaten war für die bessersituierten Kreise bestimmt, an welche 165 000 Schreiben gerichtet wurden. Die Sammlung ergab Fr. 6 385 000. Ein Teil davon (ca. Fr. 200 000) ging durch Barsendungen in Briefen direkt an die Abteilung Sammlung. Hier war bei der Öffnung der Briefe die Kontrolle in den grössten Stosszeiten ungenügend, und es konnte deshalb einem Angestellten gelingen, Fr. 6500 zu unterschlagen.

Die Spende der Werktätigen war eine Sammlung in den Betrieben, die entweder durch die Arbeitnehmerverbände oder durch die Abteilung Sammlung direkt organisiert wurde. Sie nahm die verschiedensten Formen an, wie Verkauf von Marken, Verzicht auf einen Taglohn, Verzicht auf Überstundenentschädigung usw. Das Ergebnis waren Fr. 2719 000.

Weitaus die gròssten Resultate ergab die Spende der W i r t s c h a f t .

Sie brachte Fr. 13 196 000 ein.

Die Spende der Jugend war von der Pro Juventute organisiert. Den Lehrern und Schülern war hier grosse Freiheit gegeben, wie sie etwas für die Schweizer Spende tun könnten. In der ganzen Schweiz machte sich die Schuljugend mit grossem Eifer an die Sammlung heran und brachte Fr. 590 000 zusammen.

' Sehr vielseitig war in der Art der Durchführung auch die Spende der Vereine, die das schöne Ergebnis von Fr. l 275 000 erzielte.

Der A b z e i c h e n v e r k a u f , dessen Durchführung in den Händen der Pro Juventute lag, zeitigte einen Erfolg wie noch nie ein Abzeichenverkauf und brachte Fr. 970 000 ein.

Die Beckeli-Aktion wurde vom Schweizerischen Roten Kreuz, Kinderhilfe, organisiert, dem dann auch der gesamte Reinertrag zufloss. Die Aktion brachte Fr. l 320 000 ein, doch waren die Unkosten mit Fr. 295 000
relativ hoch. Das Ergebnis der vorjährigen gleichartigen Aktion des Schweizerischen Roten Kreuzes, Kinderhilfe, konnte dank der Einbeziehung dieser Sammlung in die Aktionen der Schweizer Spende wesentlich gesteigert werden.

Für den Tag der W a f f e n r u h e war eine Reihe Aktionen durch die Pro Juventute vorbereitet, die dann am 8. Mai 1945 Fr. l 043 000 einbrachten.

Dazu kommen weitere Sammlungen aus Anlass des Kriegsendes, u. a. eine Sammlung in der Armee von zusammen Fr. 163 000.

Die Schweizer im Ausland haben teilweise sehr schone Beträge gesammelt, doch sind hier die Leistungen von Land zu Land sehr verschieden.

Die Sammlungen fanden zu sehr verschiedenen Zeitpunkten statt und sind noch nicht abgeschlossen. Das Ergebnis kann auf Fr. 400 000 geschätzt werden, wobei die fremden Währungen erst zum Teil in Schweizer Franken oder Waren umgewandelt sind.

Eine bewegte Geschichte hatte die Spende der Künste. Werke von Künstlern, Bücher, Theater- und Kinobillette, Reisegutscheine usw. sollten

1252 in einer Lotterie verwertet werden. Dieser Gedanke stiess aber, zum Teil weil es verwerflich schien, durch eine Lotterie für ein Hilfswerk Mittel zu beschaffen, zum Teil aus technischen Gründen auf Widerstand und musste, nachdem er zahlreiche Stadien durchlaufen hatte, verlassen werden. Die Kunstgegenstände wurden schliesslich in einer Verkaufsausstellung in verschiedenen Städten verwertet. Die Bücher gingen an die Schweizerische Kommission für Bücherhilfe für deren Hilfswerke, Theater- und Kinobillette wurden zurückgegeben und die Gebrauchsgegenstände in die Hilfsaktionen geleitet.

Die bei der Abteilung Sammlung eingegangenen Fr. 205 000 stammen vor allem aus verschiedenen künstlerischen Veranstaltungen, u. a. dem «Tag der Schweizer Kinos». Die Aktion ist noch nicht abgeschlossen.

Aus dem föderalistischen Aufbau der Schweiz heraus ist es sehr zu begrüssen, dass sich nicht nur Private und der Bund, sondern auch Kantone und Gemeinden mit Beiträgen an der Schweizer Spende beteiligten. Die Spende der Kantone belief sich auf Fr. 5 876 000, diejenige der Gemeinden auf Fr. 3 061 000.

In den während der Zeit der Sammlung auf Strassen und Plätzen aufgestellten Töpfen wurde die Spende der Passanten gesammelt, die Franken 477 000 ergab.

Ein sehr erfreuliches Resultat zeitigte der Verkauf der SchweizerS p e n d e - B r i e f m a r k e n mit Fr. l 314000.

Für die Landwirtschaft und das Gewerbe wurden Naturalspenden geplant. Die Spende der Bauern fiel wegen der schlechten Ernteresultate dahin, und die Spende des Gewerbes kam ebenfalls nicht in Fluss. Die Bauern und Gewerbetreibenden wiesen allerdings mit Recht darauf hin, dass sie ihre Beiträge in andern Aktionen gaben. In der Tat sind diese beiden Aktionen etwas das Opfer der Vielheit von Sammelaktionen geworden.

Etwas spater als die übrigen Aktionen wurde von den Schweizerischen Frauenvereinigungen eine grosse S a m m l u n g von H a u s h a l t u n g s g e g e n ständen eingeleitet, hinter der eine grosse und verdienstvolle Arbeit steckt.

Der Wert der gesammelten Gegenstände wird auf mindestens Fr. l 500 000 geschätzt.

Eine besondere Patenschaftsaktion für Notwohnungseinrichtungen ergab Fr. 45 000.

Einige kleinere Sammlungen, vor allem im Anschluss an Radiosendungen, seien hier ebenfalls erwähnt.

3. Ergebnisse der Sammlung.

Die Abteilung Sammlung liquidierte am 31. März 1946. Freilich waren die meisten Sammlungen, obschon die vorgesehenen Termine nicht immer eingehalten werden konnten, schon längst vorher abgeschlossen. Aber es ergaben sich noch eine Reihe von Liquidationsarbeiten. Die hier angeführten Zahlen beziehen sich auf die Ergebnisse per 31. März 1946. Darnach stehen insgesamt Einnahmen von Fr. 47 000 000 Ausgaben von Fr. l 623 000 gegenüber. Wie sich die Einnahmen zusammensetzen, ergibt sich aus der Darstellung der einzelnen Sammelaktionen. Nach Kantonen gegliedert waren die Spenden, pro Kopf der Bevölkerung berechnet, sehr verschieden. An der Spitze stehen die Kantone Zürich, Basel, Schaff hausen und Glarus. Den Spendern war die Möglichkeit gegeben, ihre Spende für ein bestimmtes Land zu spezifizieren.

Sie machten davon bei Beträgen von insgesamt Fr. 7 723 000 Gebrauch.

Am meisten bedacht wurden Holland mit Fr. 3 172 000, Frankreich mit Franken l 602 000, Belgien mit Fr. 781 000 und Norwegen mit Fr. 696 000, während weitere Länder Beträge von unter Fr. 300 000 erhielten.

1253 Die Ausgaben setzen sich zusammen aus Fr. 396 000 für Verwaltungskosten der Abteilung Sammlung, Fr. 97 000 für allgemeine Propaganda und Fr. l 130 000 für die Unkosten der einzelnen Sammelaktionen. Von letzteren gingen allein Fr. 253 000 als Vergütung an die Pro Juventute. Die Unkosten der Sammlung betragen somit nicht ganz 31/2 % der Einnahmen. Sie konnten nur dank der zahlreichen unentgeltlichen Leistungen und der gewährten Rabatte so günstig gehalten werden.

Die Schweizer Spende nimmt auch nach Abschluss der Abteilung Sammlung noch Beitrage entgegen. Es handelt sich vor allem um die noch nicht abgeschlossene Spende der Künste, um Spenden der Auslandschweizer, um zahlreiche Naturalgaben sowie spontane Geldspenden.

4. Beiträge des Bundes.

Der Sammlung stehen die Beitrage des Bundes gegenüber, die sich aus den 100 Millionen des Bundesratsbeschlusses vom 13. Dezember 1944, aus 15 Millionen des Bundesbeschlusses vom 27. Juni 1946 betreffend die Hilfe an hungernde Kinder, und aus einer vom Bundesrat am 17. Juli 1946 auf Grund einer Ermächtigung der Bundesversammlung beschlossenen Spende von Kartoffeln im Werte von einer Million Franken zusammensetzen und somit total 116 Millionen Franken ausmachen.

III. Hilfstätigkeit.

A. Arbeitsweise.

i. Bestimmung der Hilfsaktionen.

Es ist Sache des Arbeitsausschusses, die einzelnen Hilfsaktionen zu bestimmen. Im Anfang wurden ihm dabei meist Projekte von Hilfsorganisationen vorgelegt, die von der Zentralstelle begutachtet worden waren. Im Laufe der Zeit aber ist die Zentralstelle in vermehrtem Masse dazu übergegangen, selbst Projekte aufzustellen und dem Arbeitsausschuss zu unterbreiten. Der Arbeitsausschuss heisst die Projekte entweder unter Bewilligung eines Kredites gut oder er lehnt sie ab oder stellt sie zurück. Er stutzt sich bei seinen Entscheidungen auf die bestehenden Programme und, wo solche nicht vorliegen, auf gewisse Grundsätze, die im nachstehenden aufgezeigt seien.

Die Schweizer Spende hatte nicht von Anfang an ein festes Gesamtprogramm, da damals die Situation noch sehr wenig abgeklärt war. Als sich die dringendsten Bedurfnisse besser voraussehen Hessen, ging die Schweizer Spende dann zum Ankauf von Waren auf Lager über, wofür ein ungefähres Programm nötig war. Ein eigentliches Gesamtprogramm arbeitete sie sodann für die Aktionen im Winter 1945/46 aus. Jedes Gesamtprogramm bedarf der fortlaufenden Anpassung, da sich die Verhältnisse rasch ändern durch die Anstrengungen der ausländischen Behörden und anderer Hilfsorganisationen, durch politisch bedingte Änderungen und durch die Entwicklung der Wirtschaft, insbesondere auch durch den Ausgang der Ernten. Auch für die einzelnen Länder wurden Programme aufgestellt, wobei darnach getrachtet wurde, dort wo wir am besten helfen können, Schwerpunkte zu bilden, um eine Vereinfachung der Hilfstätigkeit und eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Bei Berücksichtigung der einzelnen Länder musste sich die Schweizer Spende von mehreren Gesichtspunkten leiten lassen. Vor allem ist die Grosse der Not, oder mit andern Worten die Hilfsbedürftigkeit massgebend. Daneben ist die Schweizer Spende bestrebt, vor allem den Nachbar-

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r

ländern zu helfen und innerhalb diesen wiederum besonders den Grenzgebieten.

Die Schweizer Spende stellt auch auf die Sympathien ab, die unser Volk für bestimmte Länder hegt. So wurde auch weitab liegenden Ländern wie Norwegen und Finnland geholfen.

Selbstverständlich ist sodann entscheidend, ob im betreffenden Land die Voraussetzungen für eine Hilfe gegeben sind, d. h. ob die Hilfe zugelassen wird, ob das nötige Minimum an politischem Frieden und Rechtssicherheit vorhanden ist, damit die Hilfssendungen an ihre Bestimmung kommen, ob nicht durch Requisitionen die Wirkung der Hilfe illusorisch gemacht wird, ob Transportmöglichkeiten bestehen, sowie die Möglichkeit, die Verteilung der Sendungen durch schweizerisches Personal zu überwachen. Weil diese Voraussetzungen nicht von Anfang an vorlagen, konnte in einer Reihe von Ländern erst in einem spätem Zeitpunkt mit der Hilfe begonnen werden.

Um dennoch die Mittel der Schweizer Spende gerecht zu verteilen, wurden diesen Ländern Quoten reserviert.

Bei den Arten der Hilfe steht an erster Stelle die Nothilfe oder Hilfe in lebensrettendem Sinne, also Bewahrung vor Gefährdungen des Lebens und der Gesundheit durch Hunger, Kälte und Krankheit. Es kommen hier vor allem in Betracht Sendungen von Lebensmitteln, Kleidern, Schuhen, Baracken, Wohneinrichtungen und medizinischen Artikeln, ferner gehören hierher Aktionen zur Betreuung von Kindern und Kranken. Die Schweizer Spende lehnt es grundsätzlich ab, an Ort und Stelle Waren zu beschaffen, da sie es für ihre Aufgabe hält, dort wo Mangel herrscht, zusätzliche Waren hinzubringen.

Neben die Nothilfe tritt immer mehr die indirekte Hilfe oder Hilfe zur Selbsthilfe. Durch eine Initialzündung soll hier eine Reihe von eigenen Anstrengungen der Kriegsgeschädigten ausgelöst werden. Diese Hilfe ist um so wertvoller, als sie auch die Selbstachtung und den Lebenswillen der Kriegsgeschädigten stärkt. Als Beispiele seien genannt die landwirtschaftliche Hilfe, die Sendung von Werkzeugen und ärzti'chen Instrumenten, die Wiederingangsetzung von Spitälern und Heimen usw. Dagegen nimmt die Schweizer Spende nicht am eigentlichen Wiederaufbau teil.

Einen wichtigen Platz räumt die Schweizer Spende sodann den Hospitalisierungsaktionen in der Schweiz ein.

Bewährte schweizerische Hilfsorganisationen werden für die Durchführung als
Träger der Hilfsaktionen so weit wie möglich herangezogen. Ihre Berücksichtigung erfolgt nicht nach der Stärke der hinter ihnen stehenden Kreise, sondern einzig nach Massgabe ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Fähigkeit, sich in eine Gesamtkonzeption der schweizerischen Hilfe einzufügen.

Die Hilfsorganisationen haben sich dabei auf die Prinzipien der Schweizer Spende zu verpflichten, d. h. auf eine in jeder Beziehung neutrale, rein humanitäre Hilfe, ohne Verfolgung irgendwelcher Sonderziele; sie haben allfällige Weisungen der Schweizer Spende zu befolgen und ihre mit Hilfe der Schweizer Spende durchgeführten Aktionen nach aussen als Hilfe des ganzen Schweizervolkes in Erscheinung treten zu lassen. In diesem Rahmen aber wird den Hilfsorganisationen möglichste Freiheit gelassen. Ihre Mitarbeit ist besonders bei jenen Aktionen angezeigt, bei denen es sich nicht nur um die Verteilung von Waren, sondern um soziale Arbeit handelt. Um sie am Gelingen der Aktion besonders zu interessieren, wird in der Regel verlangt, dass sie sich daran durch einen eigenen Beitrag beteiligen.

Daneben tritt die Schweizer Spende selbst als Aktionsträger auf, wenn die Einschaltung einer weitern Instanz nur komplizierend wirken würde, und dort, wo die Zusammenarbeit mit den ausländischen Behörden und andern als schweizerischen Hilfsorganisationen eine besonders enge sein muss.

1255 Weitere Grundsätze: Die Schweizer Spende achtet darauf, dass, obwohl möglichst vielen geholfen werden soll, die Hilfe für den Einzelnen von nachhaltiger Wirkung ist und für eine bestimmte Gegend eine spürbare Erleichterung bedeutet.

Bei Aktionen der Schweizer Spende wird kein Angehöriger irgendwelcher Nationalität, Konfession oder politischer Bewegung ausgeschlossen. Dementsprechend unterstützt sie keine Aktion, die für irgendeine derartige Gruppe bestimmt ist. Desgleichen unterstützt sie nicht Aktionen für Angehörige eines bestimmten Berufes. Solche und andere Bevorzugungen würden von den Nichtbegünstigten als ungerecht empfunden werden. Sie würden damit den Frieden stören, wo doch unsere Hilfe eine versöhnende Wirkung haben soll.

2. Warenbeschaffung.

Alle Einkäufe erfolgen durch den Einkaufsdienst der Schweizer Spende, selbst dann, wenn eine Hilfsorganisation Träger der Aktion ist. Nur in ganz besondern Fällen, wo eine Vielzahl von Detailkäufen notig ist, erhält die Hilfsaktion die Ermächtigung, selbst einzukaufen.

Das Einkaufsverfahren hat im Laufe der Zeit verschiedene Wandlungen durchgemacht. Im Gegensatz zu früher sind es heute nur noch in wenigen Fällen, insbesondere bei den Lebensmitteln, die Kriegswirtschaftssektionen, welche im Zusammenwirken mit der Preiskontrollstelle den Einkauf besorgen.

Die Regel ist hingegen der direkte Einkauf durch die Einkaufsabteilung der Zentralstelle mit lediglich fakultativer Mitwirkung der Preiskontrolle, wobei für sämtliche Käufe von Bedeutung das Gutachten eines Experten der betreffenden Branche eingeholt wird, das sich über Qualität und Preiswürdigkeit ausspricht. Für gewisse Einkäufe, wie Medikamente und Sanitätsmaterial, bedient sich die Schweizer Spende der Dienste des hierfür spezialisierten Vereinigten Hilfswerkes vom Internationalen Roten Kreuz.

Um die für die einzelnen Aktionen benötigten Waren rascher zur Verfügung zu haben sowie um beim Einkauf rationell vorgehen zu können, hat die Schweizer Spende Warenlager angelegt, die zusammen mit den in Auftrag gegebenen Fabrikationen noch heute einen Wert von mehreren Millionen aufweisen.

Es werden meist Waren gekauft, die im Inland liegen, und es ist deshalb auf die Landesversorgung besondere Rücksicht zu nehmen. Die Behörden haben in dieser Richtung in der Regel viel Verständnis gezeigt,
die für die Hilfstätigkeit besonders wertvollen Waren freizugeben. Umgekehrt hat sich die Schweizer Spende bemüht, im Rahmen ihrer Hilfsmöglichkeiten diejenigen Waren zu kaufen, deren Absatz in der Schweiz infolge zu grossen Angebotes erschwert war. Dabei setzte sie sich immer erfolgreich zur Wehr, wenn ihr die Übernahme von für ihre Bedürfnisse unzweckmässigen Waren nahegelegt wurde. An der Liquidation des Armeematerials hat sich die Schweizer Spende durch Käufe in der Höhe von rund 20 Millionen beteiligt. Die Schweizer Spende schliesst Käufe im Ausland nicht aus, trägt aber dem Umstand Rechnung, dass in den Augen des Auslandes oft der als Spender erscheint, von dem die Waren stammen und nicht derjenige, der sie finanziert.

3. Personalbeschaffung.

Aufgabe der Abteilung Hilfskräfte ist es, das für die Aktionen benötigte Personal zu beschaffen und eventuell zu schulen, wobei zwischen dem fürsorgerischen Personal und dem technischen Personal unterschieden wird. Sehr viel hängt von der richtigen Zusammensetzung der Equipen ab, die auch

1256 während der Aktion selbst der Betreuung bedürfen. Wo die Wahl der Hilfskräfte Sache der Hilfsorganisationen ist, stellt die Abteilung Hilfskräfte gleichfalls ihre Dienste zur Verfügung.

4. Durchführung.

Die Durchführung der Aktionen liegt, soweit sie Sache der Zentralstelle ist, in den Händen einer Reihe von nach Ländern gruppierten Aktionsbüros, denen in allen Ländern mit einer grössern Hilfstätigkeit Delegierte der Schweizer Spende zur Seite stehen. Für alle landwirtschaftlichen Aktionen steht diesen Aktionsbüros das landwirtschaftliche Büro zur Verfügung, für alle technischen Fragen der technische Dienst.

Die Aktionsbüros arbeiten die Hilfsprojekte aus oder prüfen die von den Hilfsorganisationen eingereichten Projekte. Nach dem Entscheid des Arbeitsausschusses treffen sie, in Verbindung mit der Einkaufsabteilung und der Abteilung Hilfskräfte die nötigen Vorbereitungen und organisieren in Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Hilfswerk vom Internationalen Roten Kreuz den Transport. Während der Durchführung der Aktion an Ort und Stelle überwachen sie diese, treffen im Zusammenwirken mit den Equipenleitern und den Delegierten allfällige Umdispositionen, sorgen für die notigen Ergänzungslieferungen und schliesslich für eine reibungslose Liquidierung der Aktion, eventuell durch Sicherstellung der Fortführung durch landeseigene Organisationen.

5. Rechnungswesen.

Wo die Leistungen der Schweizer Spende an die Hilfsorganisationen in Natura erfolgen und bei den eigenen Aktionen der Schweizer Spende, werden die eingehenden Rechnungen von der Zentralstelle geprüft und dann zur Begleichung über die eidgenössische Finanzkontrolle an die eidgenossische Finanz Verwaltung geleitet.

In jenen Fällen, wo die Hilfsorganisationen berechtigt sind, zu Lasten der Schweizer Spende Ausgaben einzugehen, haben sie diese genau zu belegen, wobei meist Verrechnung mit gewährten Vorschüssen erfolgt.

Nur ausnahmsweise verlangt die Schweizer Spende keine genaue Abrechnung, sondern lediglich eine allgemeine Rechenschaft über die Verwendung der den Hilfsorganisationen anvertrauten Gelder. Es handelt sich dabei um Aktionen, die am Rande des eigentlichen Aufgabenkreises der Schweizer Spende liegen und für deren nähere Behandlung die Schweizer Spende deshalb nicht den notigen Apparat aufzuziehen wünscht, und ferner um
Unterstützung von Organisationen, deren Selbständigkeit ohne solche Beiträge in einem von der Schweizer Spende nicht gewünschten Ausmass gefährdet würde.

6. Informationsdienst.

Der Informationsdienst sorgt für die laufende Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bestrebungen und die Wirksamkeit der Schweizer Spende, um einem berechtigten Bedürfnis des Volkes, zu erfahren, -was mit den der Schweizer Spende anvertrauten Geldern geschieht, nachzukommen und um die Bevölkerung soviel wie möglich an der Arbeit der Schweizer Spende innerlich teilnehmen zu lassen. Er organisiert zu diesem Zweck Vorträge, gibt Pressecommuniqués heraus, veranstaltet Journalistenreisen zur Besichtigung der Aktionen an Ort und Stelle, sammelt Bildmaterial und hat mit Radio und Kino Verbindung. Er befasst sich auch mit der Kritik an der Schweizer Spende und macht die leitenden Organe auf die Stimmung der öffentlichen Meinung aufmerksam. Jedermann, der eine Auskunft über die Schweizer Spende erhalten möchte, kann sich an den Informationsdienst wenden.

1257 B. Die einzelnen Hilfsaktionen.

t. Aktionen un Jahre 1944.

Das ursprunglich als Nachkriegshilfe gedachte nationale Hilfswerk der Schweiz zeichnete sich in seinen Möglichkeiten im Laufe des Sommers und Herbstes 1944 immer deutlicher ab. In jene Zeit fiel die Befreiung Frankreichs, Belgiens, Luxemburgs und eines Teils von Holland. Da diese Hilfe kurz nach den kriegerischen Handlungen aïs besonders wichtig erschien, wollte man nicht mehr langer mit den ersten Aktionen zuwarten. Gestützt auf einen Vorschusskredit des Bundesrates begann die Schweizer Spende deshalb im November 1944 mit einer provisorischen Organisation ihre Tätigkeit. Am 13. Dezember beschloss dann die Bundesversammlung einen Beitrag von 100 Millionen an die Schweizer Spende und zu Beginn des Jahres 1945 konnten die definitiven Organe der Schweizer Spende bestellt werden.

a. Frankreich.

Dem Schweizerischen Arbeiterhilfswerk, das in verschiedenen französischen Städten wirkte und dort bereits im Rahmen seiner eigenen Mittel unter der Arbeiterschaft besonders betroffener Fabriken half, wurden Lebensmittel und Kleider für eine Hilfe an die Belegschaften der Berliet- und Somuawerke sowie an die PTT-Arbeiter in Lyon abgegeben. Ein Genfer Komitee erhielt Milchprodukte zur Verteilung in Marseille. Der Caritasverband wurde beim Wiederaufbau von Häusern in der Maurienne unterstützt. Eine sehr vielseitige Aktion entwickelte das Schweizerische Rote Kreuz mit Unterstützung der Schweizer Spende in Vercors. Es wurden Werkzeuge und Holzbearbeitungsmaschinen, ja selbst Bauholz geliefert, um der Bevölkerung beim Wiederaufbau neuer Wohnstatten zu helfen. Die Aktion dehnte sich weit ins Jahr 1945 aus und den neuen Lieferungen wurden auch Kleider und Schuhe beigefügt. Sodann setzte die Hilfe in den Grenzgebieten, insbesondere in der Gegend von Beifort und Montbéliard sofort nach deren Befreiung ein. Einem Pruntruter Hilfskomitee wurde hierfür ein gròsserer Betrag für die verschiedenartigsten Aktionen eingeräumt. Im Elsass begann die «Aktion beider Basel » mit einer Medikamentenhilfe.

6. Holland.

Die Hilfe an Holland wurde trotz der Schwierigkeit des Transportes von Baslerkreisen in initiativer Weise an die Hand genommen. Zuerst dachte man an den Transport auf dem Rhein, doch verzögerte sich die Einwilligung der Kriegsparteien, und nachher wurde der Rhein Kampfzone. Dagegen gelangte
eine erste Sendung Lebensmittel über Belgien nach dem damals befreiten Südholland. Soweit sie dort nicht selbst gebraucht wurde, gelangte sie durch das Hollandische Rote Kreuz unmittelbar nach der Befreiung im Frühjahr 1945 an die viel schwerer unter dem Hunger leidende Bevölkerung der nördlichen Gebiete. Gleichzeitig wurde auf Grund alarmierender Nachrichten aus dem damals besetzten Teil Hollands eine grosszügige Lebensmittelhilfe direkt dorthin organisiert, die sich aber erst 1945 auswirkte.

c. Belgien.

, Grössere Mengen von Lebensmitteln wurden vom Schweizerischen Roten Kreuz an unterernährte Kinder in zerstörten Städten sowie spater auch in den Ardennen verteilt. Mit der Lebensmittelhilfe verband sich eine ärztliche Betreuung der Ausgewählten. Die Aktion wurde teilweise unter den Wirkungen der V-Waffe durchgeführt und erstreckte sich bis ins Frühjahr 1945.

2. Aktionen im ersten Halbjahr 1945.

In diese Zeit, wo es bereits ziemlich sicher war, dass die Schweiz nicht mehr in kriegerische Ereignisse verwickelt werde, und das Ausmass der Zer-

1258 Störungen immer bewusster wurde, fiel die grosse' Sammlung der Schweizer Spende. Auf dem Gebiete der Hilfstätigkcit war der Einüuss der Kriegshandlungen noch derart, dass sie sich im grossen ganzen nur dort auswirken konnte, wo der Krieg bereits vorbeigezogen war. Mit der Beendigung der Feindseligkeiten in Europa dehnten sich, dann die Hüfsmöglichkeiten rasch aus, und neue Länder wurden der Tätigkeit der Schweizer Spende eröffnet. Immerhin erwies es sich als unmöglich, sogleich mit grossen Sendungen an Ort und Stelle zu sein. Widersprechende Nachrichten über die Bedürfnisse, eine allgemeine Desorganisation von Wirtschaft und Verwaltung und der Fortbestand kriegsbedingter Bestimmungen, die die zivile Tätigkeit erschweren, zogen die Vorbereitungen an Ort und Stelle in die Länge. Verschiedene Erfahrungen mussten erst einmal gemacht werden, doch mussten anderseits, wenn wir nicht den wertvollsten Moment verpassen wollten, gewisse Risiken eingegangen werden.

a. Frankreich.

An weitaus erster Stelle standen in dieser Periode die Hilfsaktionen in Frankreich. Sie sind durch eine grosse Vielseitigkeit hinsichtlich der Art der Hilfe charakterisiert. In den meisten Fällen ging die Initiative von einer'Hilfsorganisation aus, der dann auch die Durchführung anvertraut wurde, während die Schweizer Spende selbst nur wenige Aktionen organisierte. Dieses Vorgehen, bei dem das nationale Moment der Hilfe notwendigerweise etwas zurücktritt, war angesichts der noch sehr wenig ausgebauten Organisation der Schweizer Spende wohl richtig. Doch macht die Hilfstätigkeit in Frankreich infolge dieser Umstände den Eindruck einer gewissen Zufälligkeit, so sorgfältig die Projekte im einzelnen studiert worden sind. Die Verbindung mit den französischen Behörden wurde durch einen Delegierten der Schweizer Spende in Paris hergestellt, während die Franzosen ihrerseits zum Zweck der Zusammenfassung der schweizerischen Hilfstätigkeit in Frankreich in Genf ein Büro eröffneten,!

das mit der Schweizer Spende in Beziehung stand.

Die «Aktion beider Basel» fuhr fort, Medikamente nach dem Elsass zu senden. In verschiedenen zerstörten Orten daselbst eröffnete sie Kantinen, die während mehrerer Monate von schweizerischem Personal betrieben und mit Lebensmittelzuschüssen versorgt wurden. In zum Teil dieselben Orte wurden Baracken, Decken,
Geschirr usw. gesandt. Die Baracken dienten vor allem als Wiederaufbauzentren, ferner Kranken und Obdachlosen. Nach dem Kriege nahm sich die «Aktion beider Basel» mit Unterstützung der Schweizer Spende Heimkehrern aus Deutschland in sanitarischer Hinsicht und durch die Lieferung von Kleidern an. Einen besondern Charakter hatte eine Aktion zur Bekämpfung des Koloradokäfers. Weiter südlich war die Aide frontalière neuchâteloise im Grenzgebiet tätig, -während ein Waadtländerkomitee verschiedene Sendungen nach zerstörten Dörfern des Departement du Jura vermittelte. Eine grosse Verteilungsaktion wurde von der Caritas im Moseltal organisiert. Von verschiedenen Zentren aus gelangten Kleider, Schuhe, Stärkungsmittel, Werkzeug, Haushaltungsgegenstände und Material für die Reparatur von Wohnstätten an die am meisten betroffene Bevölkerung. Ähnlich ging das Schweizerische Rote Kreuz in den Departements Ardèche und Drôme vor, das Schweizerische Arbeiterhilfswerk in St-Etienne, die schweizerischen Quäker in Argence, einer Ortschaft im Invasionsgebiet, und die schweizerische Vereinigung für internationalen Zivildienst in den Vogesen. Das im einzelnen sehr verschiedenartig ausgebildete und eingesetzte schweizerische Personal nahm sich bei all diesen Aktionen auch in fürsorgerischer Hinsicht der Kriegsgeschädigten an. In Brest, Caen und Le Havre errichtete das Schweizerische Rote Kreuz Baracken, in die, vom schweizerischen Personal betreut, die bedürftigsten Kinder aus ihren misslichen Lebensbedingungen herausgenommen wurden, um ihnen eine genügende Nahrung, ärztliche Hilfe und die dringendste

1259 Kleidung zu geben. Das Centre genevois d'aide aux victimes de la guerre eröffnete in Nantes ein Säuglingsheim. Dem schweizerischen evangelischen Kirchenbund wurden Baracken zur Verfügung gestellt, die er seinerseits einer französischen Organisation für die Betreuung Jugendlicher in verschiedenen Städten Nordfrankreichs und des Elsass abgab. Den schlechten Ernährungszustand der Kinder in gewissen Landesgegenden und vor allem in den Städten visierten verschiedene grossere und kleinere Aktionen wie z. B. die Milchaktion des Schweizerischen Roten Kreuzes, Kinderhilfe, in den Städten der Côte d'Azur, Aktionen in Lyon und zusammen mit dem schweizerischen Arbeiterhilfswerk, in St-Etienne. Grossen Anklang unter der Schuljugend fand sodann die grosse Frischobstaktion in zahlreichen Städten von Pontarlier und Besançon über Lyon bis nach Marseille und den andern Städten an der Mittelmeerküste von Nizza bis an die spanische Grenze. Für die Kinder, i die während einer gewissen Zeit täglich einen Apfel bekamen, bedeutete dies einen wertvollen Zusatz an Vitaminen, während die schweizerische Wirtschaft über den Absatz des grossen Obstüberschusses froh war. In einem weitern Sinne diente auch die landwirtschaftliche Hilfe, die in der Entsendung von Ackerbaukolonnen in verschiedene Departemente in der LTmgebung Lyons bestand, dem Kampf gegen die Lebensmittelknappheit. Es konnten auf diese Weise weite Landstriche bebaut werden, für die sonst die Maschinen, aber auch die Arbeitskräfte gefehlt hätten. Eine Handwerkerequipe wurde mit allem Nötigen nach Le Havre gesandt, wo sie am Wiederaufbau von Wohnstätten mitwirkte. Solche Aktionen, wie übrigens auch eine Gartenbauhilfe in Lyon, erschöpften sich nicht in ihrer materiellen Wirkung, sondern bedeuteten für die Bevölkerung eine Ermutigung, sich selbst tatkräftig an den Wiederaufbau heranzumachen.

b. Holland.

Dank der Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gelang es dem Rotkreuzdampfer Henri Dunant, schweizerische Lebensmittel aus Lissabon entlang der Westküste Englands über Schweden und durch den Kieler Kanal nach dem Hafen Delfzijl in Nordholland zu führen. Zusammen mit schwedischen Sendungen wurden sie von dort nach schwierigen Verhandlungen der Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten - Kreuz mit den deutschen Besetzungsbehörden nach
den grossen Städten Mittelhollands geführt und zur Erhöhung der Hungerrationen verwendet. Demselben Ziel diente eine grosse Sendung von Roggen aus Deutschland, die auf dem Wege von Rumänien nach Belgien infolge der kriegerischen Ereignisse in der Nähe der holländischen Grenze stecken geblieben war, dem Vereinigten Hilfswerk des Internationalen Roten Kreuzes gehörte und für die Schweizer Spende freigemacht werden konnte. Weniger Glück hatte die Schweizer Spende mit einem Zug von Lebensmitteln und Medikamenten, der von der Schweiz aus über Deutschland nach dem besetzten Holland geführt werden sollte. Ein Teil des Zuges kehrte nach einem leichten Bombardement in die Schweiz zurück. Der Rest der Wagen, welche die Weiterfahrt antreten konnten, blieben verschollen. Der Erfolg der andern beiden Aktionen zugunsten des damals ' besetzten Hollands hat aber die Risiken bei weitem gelohnt, denn auf diese Weise konnte die Schweiz, zusammen mit Schweden, dem bedrängten Holland im schlimmsten Moment des Krieges einen entscheidenden Beitrag zur Verhinderung einer grossen Hungerkatastrophe bringen. Ein weiterer grosser Lebensmitteltransport gelangte nach der Befreiung Hollands auf dem Landwege an sein Ziel, wo er vom Holländischen Roten Kreuz entgegengenommen und verteilt wurde.

c. Italien.

Die Schweizer Spende hatte verschiedene Aktionen im Studium, als der Krieg in Italien zu Ende ging. Als dringendstes Problem schien sich die Ver-

1260 hinderung der Verbreitung von Epidemien zu stellen, die durch die Ströme von heimkehrenden Italienern aus Deutschland in die Städte Oberitaliens eingeschleppt werden mochten. Die schweizerische Armee war bereit, für diesen Zweck verschiedene Hygienemissionen mit allem nötigen Material zur Verfügung zu stellen. Im Laufe der Vorbereitungen zeigte sich jedoch, dass von der Errichtung eines cordon sanitaire abgesehen werden konnte, und dass die Alliierten in der Lage waren, selbst zusammen mit den Italienern die nötigen Massnahmen zu treffen. Dagegen finanzierte die Schweizer Spende verschiedene vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zusammen mit dem Schweizerischen Roten Kreuz organisierte Missionen, die sich nördlich und südlich der Alpen der heimkehrenden Italiener annahmen, welche grösstenteils in einem grässlichen Zustand der Vernachlässigung ihre Heimreise unternehmen mussten. Mit, dem Centro italo-svizzero di assistenza sanitaria verteilte die Schweizer Spende in ganz Oberitalien diejenigen Medikamente, deren das Land am meisten bedurfte. In Mailand setzte sowohl die Caritas wie das Schweizerische Arbeiterhilfswerk mit Aktionen zugunsten verwahrloster Kinder ein, welche gespiesen und mit der nötigen Pflege sowie mit Kleidern versehen wurden.

d. Jugoslawien.

Dank der Verbindungen, welche die Centrale Sanitaire Suisse schon frühzeitig herstellen konnte, gelang es im Frühjahr mit Hilfsaktionen in Jugoslawien zu beginnen und zwei Projekte der Centrale Sanitaire Suisse, das eine für eine Veterinärmission, das andere für eine chirurgisch-orthopädische Mission zu verwirklichen. Die Veterinärmission diente dem Kampf gegen Tierseuchen und baute auch das Seruminstitut in Belgrad wieder auf. Sie kehrte noch im Jahre 1945 wieder zurück, während die chirurgisch-orthopädische Mission bis im Frühjahr 1946 in Zagreb tätig war. Eine weitere Equipe von Fachleuten, technisch-pädagogische Mission genannt, begab sich etwas später, von der Schweizer Spende selbst organisiert, nach Jugoslawien, wo sie Werkzeuge und Maschinen für den Wiederaufbau verteilte und die Jugoslawen in ihrer zweckmässigsten Handhabung unterrichtete.

e. Hospitalisierung.

Noch zu Ende des Jahres 1944 beschloss die Schweizer Spende, das provisorische Aufnahmezentrum für ein internationales Hochschulsanatorium instandzusetzen,
kriegsgeschädigte Studenten zur Heilung ihrer Tuberkulose in Leysin aufzunehmen. Ihre Auswahl und teilweise auch die Finanzierung oblag dem Fonds européen de secours aux étudiants, während sich zur Überwachung der Aktion in Leysin ein besonderes Komitee aus Vertretern des Schweizerischen Roten Kreuzes und des Aktionskomitees für ein internationales Hochschulsanatorium bildete. Die ersten Studenten kamen im Frühjahr an.

Es handelt sich um 31 Franzosen und 40 Belgier.

/. Verschiedene Aktionen.

Im Hinblick auf die kommenden Aufgaben der Nachkriegshilfe hatten sich verschiedene Organisationen, wie die soziale Frauenschule in Zürich, die Zentralkommission für Flüchtlingskinder und zwei Genfer Komitees mit der Durchführung von Kursen befasst, an deren Kosten die Schweizer Spende im Verhältnis zur Anzahl der schweizerischen Kursteilnehmer einen Beitrag zahlte.

3. Aktionen im zweiten Halbjahr 1945.

In dieser Periode erreichte die Schweizer Spende ihre volle Entwicklung.

Im Hinblick darauf, dass wahrscheinlich der erste Nachkriegswinter der schlimmste sein werde, setzte sie sich zum Ziele, ihre Hilfe auf den Winter

1261 1945/46 zu konzentrieren. Das entsprechende Programm konnte dann freilich nur teilweise eingehalten werden, indem infolge von Schwierigkeiten bei der Warenbeschaffung Verzögerungen eintraten. Rückblickend kann man allerdings feststellen, dass dies nicht sehr bedauerlich ist, da der Winter glücklicherweise relativ mild und die Hilfe auch später noch sehr nötig war, so dass man die noch nicht ausgegebenen Mittel ebenso zweckmässig verwenden konnte.

a. Frankreich.

Die Hilfe an Frankreich behielt im grossen ganzen ihren Charakter bei.

Zu nennen sind einmal verschiedene Verteilungen der «Aktion beider Basel» im Elsass, ferner Hilfsaktionen der Aide Frontalière Neuchâteloise in der Haute Saône, vor allem auch zur Förderung der Selbsthilfe in der Landwirtschaft. In der Maurienne und in der Tarentaise wurden vielseitige Hilfsaktionen der Caritas unterstützt. Nach Dünkirchen und Bergues sandte das Schweizerische Rote Kreuz, Kinderhilfe, Equipen zur Aufstellung, Einrichtung und zum Betrieb von Kinderhorten. An alle diese wie auch an die früher eingeleiteten Aktionen gelangte ein Teil der Haushaltungsgegenstände zur Verteilung, die von den schweizerischen Frauenorganisationen gesammelt worden waren. Die gleiche Art der Verteilung wurde angewendet für einen grösseren Posten von Kleidern und Schuhen aus den Lagern der Schweizer Spende, sowie für Notmöbel. Barackensendungen erfolgten für Kinderstationen in der Haute Saône, für ein village universitaire in Strassburg, als Wohnbaraken in zerstörten Dörfern des Elsass und für verschiedene Zwecke, wie insbesondere Fürsorgestationen an das Ministère de la Réconstruction. Für die Wiederinbetriebsetzung zerstörter Spitäler sandte die Schweizer Spende durch das Schweizerische Rote Kreuz Medikamente, Instrumente und Sanitätsmaterial nach Falaise, St. Malo und Valence. Auch die Aktionen des Secours dentaire international wurden von der Schweizer Spende unterstützt. Die bestehenden Ackerbaukolonnen wurden ausgedehnt. Neben all diesen Aktionen traten neue grössere Verteilungs- und Fürsorgeaktionen in besonders zerstörten Gebieten; sogenannte Centres sociaux wurden mit Hilfe des Caritasverbandes vorerst in den Vogesen und im Moseltal in die Wege geleitet. Der Heilsarmee wurde ermöglicht, in Le Havre Heime zu betreiben, und in Nantes wurde eine Milchzentrale
eröffnet. Zahlreiche Lieferungen erfolgten sodann an die Kinderheime in Savoyen, welche mit städtischen Kindern beschickt werden, damit diese sich dort erholen können. Schliesslich stattete die Schweizer Spende ihre ·Delegation in Paris mit Waren aus, so dass diese da und dort rasch eingreifen konnte.

b. Italien.

Durch Visaschwierigkeiten vorerst längere Zeit beengt, konnte die Schweizer Spende im Laufe des Sommers und Herbstes schliesslich doch zu umfangreichen Aktionen in Italien übergehen. Zunächst für Oberitalien und später für Mittelitalien wurde je ein Delegierter ernannt. Mit grosser Dankbarkeit wurden die schweizerischen Sendungen aufgenommen und vor allem auch als eine moralische Hilfe gewürdigt. Die Hilfstätigkeit nahm etwas andere Formen an als diejenige in Frankreich. Während dort das Gewicht auf den verschiedenen schweizerischen Hilfsorganisationen lag und die Schweizer Spende nur in sehr beschränktem Masse selber ausführende Organisation war, wartete die Schweizer Spende in Italien nicht die Projekte der Hilfsorganisationen ab, sondern ging selbständig vor, unter Zusammenarbeit mit den italienischen Organisationen. Den Aktionen verschiedener schweizerischer Hilfsaktionen standen somit vermehrt eigene Aktionen der Schweizer Spende gegenüber.

Im einzelnen waren es die folgenden Aktionen, die bis Ende des Jahres in Angriff genommen werden konnten: Auf dem Gebiete der Ernährung steht

1262 an erster Stelle eine grosse Getreidesendung, welche ursprünglich unmittelbar nach. Kriegsschluss nach Genua zu transportieren beabsichtigt war, aber wegen Mangel an Schiffsraum erst später eintreffen konnte. Auf Anraten der italienischen Stellen wurde dieses Getreide zu Teigwaren verarbeitet und diese an alle bedürftigen Familien der Städte an der ligurischen Küste als Gabe der Schweiz verteilt. Die meisten dieser Leute hatten schon seit langem keine Teigwaren mehr gehabt, und aus vielen Zuschriften geht der grosse Erfolg dieser Aktion deutlich hervor. Im übrigen beschränkte sich die Ernährungshilfe auf Kinder in verschiedenen Städten, wie Padua, Turin, Trient, Bergamo, Mailand, Florenz, wo verschiedene Organisationen, wie Caritasverband, Arbeiterhilfswerk, ein Tessiner- und ein Genferkomitee Kinderhilfsaktionen aufzogen. Desgleichen unternahm das Schweizerische Rote Kreuz und dessen Kinderhilfe in verschiedenen Orten, vor allem in der Nähe der Grenze, Speisungsaktionen. Die meisten dieser Kinderhilfsaktionen umfassten auch die Verteilung von Kleidern, Schuhen und verschiedene Arten der Fürsorge. Nach genauen Erhebungen über die dringendsten Bedürfnisse erfolgten besondere Sendungen ins Aostatal und ins Veltlin. An alle diese Aktionen wurde die Verteilung von Haushaltungsgegenständen aus der Sammlung der Schweizerfrauen angeschlossen. In Fortsetzung der Hilfe an die aus Deutschland zurückkehrenden Italiener wurde in Meran mit dem Schweizerischen Roten Kreuz ein Spital während mehreren Monaten betrieben.

Das grosse Medikamentenprogramm des Centro italo-svizzero di Assistenza sanitaria, das ganz Oberitalien umfasste, konnte durch mehrfache Lieferungen weitergeführt werden. In der Gegend von Bologna wurde ähnlich wie in Frankreich eine Ackerbaukolonne eingesetzt. Kleider, Schuhe, Medikamente und anderes gelangte nach Plänen, die mit der Ente Nazionale per le Distribuzione die Soccorsi all' Italia (END SI) genau besprochen wurden, durch diese in Mittelitalien zur Verteilung. Dort konzentrierte die Schweizer Spende ihre sanitäre Hilfe auf die Provinz Latinia, deren Spitäler sie mit allem Nötigen, wie Medikamente, Impfstoffe, Instrumente, Baracken und Einrichtungen ausrüstete. In Mailand wurde für obdachlos gewordene Familien ein ganzes Barackendorf unter tatkräftiger Mithilfe der Stadt
aufgestellt. Andere Baracken gelangten als Sanitätsposten und Gemeindezentren in zerstörte Orte an den einstigen Kriegsfronten.

c. Österreich.

Die Hilfe an Österreich begann nach Kriegsabschluss nur sehr allmählich, obwohl sich dagegen in der schweizerischen Öffentlichkeit keine Opposition bemerkbar machte. Unter Benützung einer Camionkolonne des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gelangten im Juli die ersten Medikamente nach Wien. Ihr folgte im September eine zweite, wesentlich grössere Sendung. Die beiden Sendungen wurden von schweizerischen Ärzten an verschiedene Spitäler verteilt und waren als erste und in dieser frühen Epoche einzige Hilfe aus dem Ausland ausserordentlich wertvoll. Gleichzeitig wurden kleinere Lebensmittelaktionen zugunsten von Kindern im Tirol in Angriff genommen. Die Zusammendrängung von Flüchtlingen aus Osten und Westen verursachte-in Oberösterreich eine Notlage, unter der vor allem die Kinder litten. Eine Aktion der Zürcher Frauenzentrale setzte sich für deren Speisung ins Werk, womit die Verteilung von Medikamenten, Strickwolle und Seife verbunden war. Verschiedene Medikamentensendungen erfolgten ins Vorarlberg, ins Tirol und schliesslich auch nach Graz. Sodann gelangten gegen Jahresende die ersten grösseren Lebensmittelsendungen nach Wien und Graz.

d. Deutschland.

Von aller Hilfstätigkeit war diejenige in Deutschland am meisten umstritten. Von der vollständigen Ablehnung jeder Hilfe bis zum stürmischen

1263 Fordern umfangreicher Aktionen waren alle Ansichten vertreten. Neben Sympathien und Antipathien beeinflussten widersprechende Nachrichten über die Lage der Deutschen sehr die öffentliche Meinung, die hin und her schwankte.

Für die Schweizer Spende war es klar, dass Deutschland von der schweizerischen Hilfe nicht ausgeschlossen werden dürfe, da für ein humanitäres Werk politische Überlegungen nicht massgebend sein können. Indessen veranlasste schon die unbestimmte Haltung der Besetzungsmächte eine gewisse Zurückhaltung. Die Schweizer Spende stellte dann den Grundsatz auf, dass nur Kinder und Kranke von ihrer Hilfe in Deutschland profitieren sollten. Damit sollte vermieden werden, dass allenfalls auch solche Deutsche bedacht werden, die sich schwer gegen die Gebote der Menschlichkeit und die Lebensinteressen unseres Landes vergangen hatten.

Die Tätigkeit der Schweizer Spende setzte, abgesehen von einigen Grenzaktionen, wie die landwirtschaftliche Hilfe in Jestetten und Lotstetten und Medikamentensendungen nach Freiburg und einigen Grenzorten, erst gegen Ende des Jahres ein. Dabei standen die französische und britische Zone sowie Berlin, nient aber die amerikanische und die russische Zone offen. Die Aktionen lassen sich in sanitäre Hilfe und Kinderhilfe teilen. Nach Saarbrücken und Mainz, Aachen und Köln wurden Medikamente für Spitäler, nach Tuttlingen für die dortige Entlassungsstelle für Kriegsgefangene Desinfektionsmittel geschickt. Eine besonders umfangreiche Medikamentensammlung gelangte nach Berlin, eine kleinere nach Fallersleben. Die Verteilung aller dieser Medikamente erfolgte durch die lokale Gesundheitsbehörde nach einem mit den Delegierten der Schweizer Spende oder des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz aufgestellten Plan, der von diesen überwacht wurde. In einem weitern Sinne gehören zur sanitären Hilfe auch die Baracken im Werte von über % Million, die im Ruhrgebiet als Spitalerweiterungen aufgestellt wurden. Von den Kinderhilfsaktionen ist an erster Stelle die Sendung von Kleidern und Schuhen an jene Berliner Kinder zu erwähnen, die aufs Land evakuiert wurden. Diese rasch und erfolgreich durchgeführte Aktion hat weitgehend dazu beigetragen, das Vertrauen in die schweizerische Hilfe zu stärken und andern Aktionen die Türe zu öffnen. In den Städten Freiburg, Mainz, Koblenz
und Saarbrücken wurden sodann für je 1000 Kinder, in den Städten Aachen, Köln und Berlin für je 2000 Kinder Speisungsaktionen durchgeführt. Sie lagen in den Händen von schweizerischen Equipen, denen Baracken mitgegeben wurden, und die ausserdem Nähstuben einrichteten, Medikamente verteilten, und je nach der besondern Lage den Charakter der im übrigen einheitlich konzipierten Aktionen durch zusätzliche Leistungen variierten. Verschiedene Hilfsorganisationen wurden für diese Aktionen herbeigezogen, wie protestantische Hilfskomitees, Caritasverband, Arbeiterhilfswerk, Vereinigung für internationalen Zivildienst.

Die Berliner Aktion, die vorerst den Kindern in den Flüchtlingslagern zugute kam, wurde gegen Ende des Jahres durch eine Aktion zugunsten weiterer 3000 Kinder, diesmal vor allem der in Heimen untergebrachten Waisen, erweitert.

Durch Zuschüsse konnten auch die andern Kinderhilfsaktionen über die1 ursprünglich vorgesehenen 100 Tage ausgedehnt werden.

e. Holland.

Die Ernennung eines Delegierten, der mit den holländischen Behörden und dem Volksherstel, der nationalen Hilfsorganisation Hollands eine enge Zusammenarbeit pflegte, erwies sich als glückliche Lösung. Ungefähr jeden Monat wurde ein Blockzug mit den als dringend bezeichneten Waren nach Holland gesandt.

Bei der positiven Einstellung zum Wiederaufbau, die in Holland herrschte, konnte man sicher sein, dass alle unsere Sendungen an Schuhen, Kleidern, Haushaltungsartikeln, Notmöbeln, Baracken und Werkzeugen mit äusserster Gewissenhaftigkeit verteilt wurden. Es fanden in erster Linie die Großstädte

1264 und die einstigen Frontgebiete Berücksichtigung. Ein äusserst wertvoller Beitrag an den Wiederaufbau der Deiche auf der Insel Walcheren konnte sodann dadurch erbracht werden, dass die Schweizer Spende die Baracken lieferte, in denen die Bauarbeiter untergebracht wurden. Dank des Zusammenwirkens verschiedener schweizerischer und ausländischer Stellen gelangten die Baracken nach kürzester Frist noch rechtzeitig an, bevor die Herbststürme die Arbeit verunmöglicht hätten.

/. Luxemburg.

Die besondere Verbundenheit der Kleinstaaten liess Luxemburg eine Hilfe zukommen, die in Anbetracht der Entfernung von der Schweiz und der Grosse der Bevölkerung als recht hoch betrachtet werden darf. Die erste Aktion bestand in der Verteilung von Milch durch das Luxemburgische Rote Kreuz.

Sodann richtete das Schweizerische Rote Kreuz, Kinderhilfe, in drei Ortschaften Kinderhorte ein. Das Arbeiterhilfswerk entsandte eine Handwerkerequipe. Beiden Organisationen wurden auch Haushaltungsgegenstände, Kleider und Schuhe zur Verteilung übergeben. Ferner arbeitete in Luxemburg eine Ackerbaukolonne, und eine kleinere Sendung von Baracken diente der Unterbringung von Obdachlosen.

g. Norwegen.

Über die Notlage in Norwegen hatte man nach Kriegsschluss nur widersprechende Nachrichten, doch das Wissen um das, was die Norweger während des Krieges gelitten hatten und die Sympathien der schweizerischen Bevölkerung für ihren Freiheitskampf liessen es nicht verantworten, zur Vermeidung jedes Risikos erst noch lange Abklärungen zu treffen. So wurden denn auf dem raschesten Wege, nämlich mittels Lastwagen über Deutschland, Dänemark und Schweden, eine grosse Menge Lebensmittel, Verbandstoffe und Medikamente nach Oslo gesandt, während von Lissabon aus auf dem Seeweg schweizerische Lebensmittel aus den dortigen Lagern herbeigeschafft wurden. Die Lebensmittel gelangten grösstenteils auf dem normalen Weg in das Rationierungssystem, wobei der Erlös später für die Errichtung einer Krankenstation in dem am meisten zerstörten Finnmarken verwendet wurde. Da der Lebensmittelmangel bald durch Einfuhren aus Übersee behoben werden konnte, es aber anderseits noch sehr an Textilien und Schuhen fehlte, erfolgten zwei Sendungen dieser Art, welche durch norwegische Hilfsorganisationen verteilt wurden.

h. Jugoslawien.

In Jugoslawien waren verschiedene
bereits früher erwähnte Missionen tätig, und grosse Sendungen an Medikamenten, Samtätsmaterial und Textilien gelangten durch Vermittlung des dortigen Delegierten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zur Verteilung.

i. Albanien.

In dem besonders stark unter schlechten Gesundheitsbedingungen leidenden Albanien kamen durch Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Medikamente zur Verteilung.

k. Bulgarien.

Unter Mitwirkung der Schweizerkolonie wurden in Sofia dringend benötigte Medikamente verteilt.

l. U n g a r n .

Die ersten Sendungen betrafen Medikamente und wurden durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz transportiert. Sie waren in den

1265 starken Mangel leidenden Spitälern der Hauptstadt hoch willkommen. Nachtragliche Berichte erwiesen, dass die Verteilung eine sehr sorgfaltige v\?r. Im übrigen aber konnte die Schweizer Spende vorerst keine grossen Aktionen aufziehen, da die Verhaltnisse in Ungarn undurchsichtig waren und die Möglichkeit einer Überwachung fehlte.

m. Tschechoslowakei.

Auch in der Tschechoslowakei wurde als das dringlichste eine grosse Sendung Medikamente geschickt. Sie wurde durch weitere Sendungen dieser Art ergänzt, während die Arbeiter im Distrikte von Morava-Ostrava Textilien erhielten.

n. Polen.

In Polen war die Traiisportfrage noch heikler, und erst gegen Ende des Jahres wurden im Zusammenhang mit den Heimschaffungszügen die ersten grösseren Sendungen möglich. Der Einsatz eines Delegierten sicherte die Abklärung der Bedürfnisse sowie die Überwachung der Verteilung.

o. Finnland.

Über den andern Ländern wurde Finnland, das noch schwer unter den Folgen des Krieges zu leiden hatte, nicht vergessen, und nachdem das Transportproblem (Seeweg) gelöst war, konnte für l Million Kleider, Schuhe und Medikamente abgesandt werden, wobei sich die Verteilung, die unter der Leitung des Delegierten der Schweizer Spende stand, auf gewisse besonders betroffene Gegenden konzentrierte, um daselbst eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

p. Displaced Persons.

Solche Personen befanden sich vor allem in Deutschland, von wo sie aus verschiedenen Gründen nicht alle sofort heimgeschafft werden konnten.

Ihrer nahm sich zwar die UNRRA an. Sie war aber froh, dass auch die Schweizer Spende diesen besonders schwer geprüften Opfern des Krieges gewisse Hilfen zukommen liess, für welche sie besonders geeignet erschien. So wurde eine grosse Zahl Lagerinsassen -- die displaced persons waren meist in Lagern zusammengefasst -- auf Tuberkulose untersucht, um die Kranken auszuscheiden und damit die Ansteckungsgefahr zu verhindern. Ferner erfolgten nach genauer Abklärung der Bedürfnisse verschiedene Sendungen in die Displaced-persons-Lager, vor allem für Kinder.

q. Hospitalisierung.

Grossen Umfang nahmen im zweiten Halbjahr 1945 diei Hospitalisierungsaktionen in der Schweiz an. An erster Stelle ist dabei wohl die Hospitalisierung von Tuberkulosen zu nennen, die sich auf zwei Jahre erstrecken soll. Obwohl die Kosten dieser Aktion -- 18,5
Millionen für ablösungsweise 1500 Kranke -- sehr hoch sind, glaubte die Schweizer Spende, dass sie sich lohnen werden, denn der Kampf gegen die Tuberkulose gehört zu den grössten Problemen der kriegsgeschädigten Völker, und unser günstiges Klima sollte in seinen Dienst gestellt werden. Auch ist zu berücksichtigen, dass ja nicht nur dem Geheilten, sondern seiner ganzen von Ansteckung verschonten Umgebung solche Aktionen zugute kommen. Da die eigentlichen Sanatorien fast bereits anz belegt waren, wurden für die Aktion geeignete Hotels herangezogen, ie werden nicht in Regie betrieben, was eine grosse Organisation erfordert hätte, sondern mit den Hoteliers wurden entsprechende Verträge abgeschlossen, wobei jeweils ein Arzt die Verantwortung für diejenigen Teile des Betriebes hat, die für die Gesundheit unserer Gäste von Bedeutung sind. Die Vereinigung gegen die Tuberkulose, welche in derartigen Fragen Erfahrung geltend machte, Bundesblatt. 98. Jahrg. Bd. II.

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f

1268 bestimmte im Namen der Schweizer Spende die Hotels und die Ärzte und ordnete die ganze Art des Betriebes an. Die Kranken wurden auf Arosa, Davos, Leysin und Montana verteilt. Die ersten von ihnen trafen im Oktober ein.

Für die spezielle Hospitalisierungsaktion für Studenten in Leysin, welche im Anschluss an das dortige Hochschulsanatorium erfolgte, wurde die Weiterführung bis im Jahre 1947 sichergestellt.

Ebenfalls der Bekämpfung der Tuberkulose und zwar in einem hiezu besonders geeigneten Stadium diente die Aufnahme prätuberkulöser Kinder durch das Schweizerische Rote Kreuz, Kinderhilfe. Solche Kinder, die bei den durch den Krieg geschaffenen ungünstigen hygienischen und ernährungsmässigen Verhältnissen sich mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Tuberkulose zuziehen würden, werden während eines Aufenthaltes von 3--6 Monaten derart widerstandsfähig gemacht, dass sie als gegen diese Krankheit gefeit gelten können. 1000 französische und 100 holländische Kinder wurden in Adelboden, 100 tschechische Kinder in Beatenberg und 250 belgische Kinder in Pontresina untergebracht, wobei m ähnlicher Weise wie bei der Hospitalisierung von erwachsenen Tuberkulosen die dafür verwendeten Hotels von ihren Besitzern betrieben werden, dagegen das für die Betreuung der Kinder notwendige Personal vom Schweizerischen Roten Kreuz, Kinderhilfe, gestellt und geleitet wird.

Zugunsten kriegsverstümmelter Jugendlicher wurde eine Hilfsaktion in die Wege geleitet, die unter der Verantwortung des Schweizerischen Roten Kreuzes und in Zusammenarbeit mit Pro Infirmis diese unglücklichen Opfer des Krieges durch Pflege in unseren Heilanstalten und durch Anpassung an die neuen Verhältnisse zu Frohmut und nützlicher Betätigung führen soll.

Im Zuge der Zusammenarbeit mit der UNRRA wurden im Sommer 200 Kinder und Jugendliche aus deutschen Konzentrationslagern (vor allem Buchenwalde) in Heime in der Schweiz aufgenommen. Die Kinder unterstanden zuerst dem Schweizerischen Roten Kreuz, Kinderhilfe, und gingen dann im Einverständnis mit der UNRRA an jüdische Organisationen über, welche die Betreffenden auf die Auswanderung nach Palästina vorbereiten wollten. Das mit der UNRRA abgeschlossene Abkommen sah die Aufnahme bis zu 2000 solcher Kinder vor, aber in der Folge wurden uns nur noch 60 displaced-persons-Kinder übergeben. Zweck dieser
Aktion ist, die Kinder aus den Lagern in Deutschland so schnell als möglich herauszunehmen, um ihnen eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung zu bieten, bis sie an ihren definitiven Aufenthaltsort übersiedelt werden können.

Die Vereinigung Kinderdorf Pestalozzi, welche mit der Verwirklichung des Planes eines besondern für diesen Zweck erstellten Kinderdorfes noch zuwarten musste, eröffnete mit Mitteln der Schweizer Spende vorerst ein Heim in Winterthur.

Dem Arbeiterhilfswerk wurde die Aufnahme österreichischer Kinder in Hasliberg ermöglicht, und eine westschweizerische Organisation, die sich zur Hilfe an ehemalige französische deportierte Frauen gebildet hatte, konnte dank der Schweizer Spende die Erholungsaufenthalte solcher Frauen in der Schweiz fortführen.

r. Verschiedene Aktionen.

Die Not in den kriegsgeschädigten Gebieten ist nicht nur eine materielle.

Von ebenso grosser Bedeutung ist es, den geistigen Wiederaufbau zu fördern, soweit das von der Schweiz aus möglich ist. Die Schweizer Spende hat sich auch dieser Aufgabe nicht verschlossen und der schweizerischen Kommission für Bücherhilfe einen Beitrag von Fr. 750 000 in Aussicht gestellt, um durch die Lieferung von Volksbibliotheken und von Literatur für die zerstörten

1267 oder ihrer dereinst nicht genehmen Literatur beraubten Universitäten den geistigen Hunger zu stillen und die Kräfte des Wiederaufbaus zu stärken.

Der Transit von 30 000 ehemaligen österreichischen Kriegsgefangenen aus Frankreich nach ihrer Heimat wurde durch die Schweizer Spende unterstützt, indem sie die Betreffenden speiste und mit Kleidern versorgte sowie die Transportkosten übernahm.

Weitere Kurse zur Ausbildung von Fürsorgepersonal und zwar sowohl von schweizerischem als von ausländischem fanden die Unterstützung der Schweizer Spende, die damit nicht nur eine Vorbedingung für die schweizerischen Hilfsaktionen schuf, sondern dem Ausland die Selbsthilfe erleichtert.

Da zahlreiche Flüchtlinge die Schweiz verlassen konnten und den Flüchtlingsorganisationen die Mittel nicht ausreichten, um sie mit genügender Ausrüstung in ihre Heimat ziehen zu lassen, übernahm die Schweizer Spende einen Beitrag an die entsprechenden Kosten.

Schliesslich unterstützte die Schweizer Spende die internationale Studienwoche für das kriegsgeschädigte Kind, welche dem Erfahrungsaustausch und der Aufstellung von Richtlinien diente, nach denen die den Kindern verr ursachten Schäden des Krieges am besten behoben werden können.

4. Aktionen im Jahre 1946.

Die Intensität der Tätigkeit der Schweizer Spende nahm im Jahre 1946 keineswegs ab. Erst etwa im Mai zeigte sich, dass infolge des Abnehmens der Mittel eine Zurückhaltung im Einleiten neuer Aktionen geboten war.

In gewissen Ländern, die sich rasch erholen oder jedenfalls die Hilfe nicht im gleichen Masse benötigen wie andere, konnten bestehende Aktionen abgebaut werden und neue Aktionen unterbleiben, so etwa in Belgien, Luxemburg, Holland und Norwegen. In Frankreich wurden die Aktionen teilweise abgebaut, aber auch noch neue Aktionen eingeleitet. Bei allen übrigen Ländern hat sich die Hilfstätigkeit verstärkt. Dabei ist eine Verlegung des Schwergewichtes nach dem Osten und Norden festzustellen. Neu in den Kreis der begünstigten Länder traten England, Rumänien und Griechenland.

Unter den verschiedenen Arten der Hilfe kam der Verteilung!von Lebensmitteln in letzter Zeit eine besondere Bedeutung zu. Die ganze Welt beschäftigte sich mit den Problemen der Bekämpfung des Hungers und die Schweiz versuchte, sich daran ebenfalls nach Kräften zu beteiligen. Die Bemühungen
der Schweizer Spende, dabei mit ihren bisherigen Mitteln auszukommen, wurden durch einen neuen Kredit des Bundes von 15 Millionen zugunsten hungernder Kinder verstärkt. Der Bund gestattete die Ausfuhr der entsprechenden Lebensmittel aus der Schweiz und beauftragte die Schweizer Spende mit der Durchführung der Aktion. Damit hat die Tätigkeit der Schweizer Spende eine neue Steigerung für die Sommermonate erfahren, über die jedoch noch nicht in diesem Zusammenhang berichtet werden kann.

a. Frankreich.

Frankreich ist noch weit davon entfernt, die vom Krieg geschlagenen Wunden auch nur einigermassen geheilt zu haben. Es hatte die Hilfe der UNRRA abgelehnt, stellte sich aber im übrigen zur Hilfe aus dem Ausland positiv ein. Seine eigene nationale Hilfsorganisation, die Entr' aide française, wurde trotz der vielfachen Schwierigkeiten, die sich in Frankreich jeder zielbewussten Arbeit entgegenstellen, immer wirkungsvoller. Die Zusammenarbeit der Schweizer Spende mit dieser Organisation sowie mit dem Wiederaufbau- und dem Gesundheitsministerium gestaltet sich erfreulich. Der Umfang der Tätigkeit der Schweizer Spende hat sich noch keineswegs verringert, obwohl sie mit der Zeit immer mehr zu verstehen geben musste, dass es nicht

1268 stets so weitergehen könne und sie bestrebt war, die für eine längere Dauer vorgesehenen Aktionen allmählich an geeignete französische Organisationen zu übergeben.

Im Grenzgebiet waren weiterhin die «Aktion beider Basel» und die Aide Frontalière Neuchâteloise mit verschiedenen Aktionen tätig (Barackenlieferung, Verteilung von Textilien, Lieferung von Zuschüssen an Milch für Kinder und Mütter, Reparatur von Häusern durch schweizerische Dachdeckerequipen).

Im Departement Haute Saône wurden drei Stationen für erholungsbedürftige Stadtkinder in Betrieb genommen, zu denen die Schweizer Spende die Baracken mit Einrichtung geliefert hatte. Eine Reihe von Centres sociaux in Montebourg, Coutances, Avranches, Falaise und Lisieux in der Normandie mit Nähstuben, Schreinerwerkstätten, Kinderhorten, Säuglingsheimen und Gemeinschaftsräumen konnten nach 'längeren Vorbereitungen durch Equipen der Caritas eröffnet werden, desgleichen die beiden grossen Fürsorgezentren des Arbeiterhilfswerkes in St. Lò und Fives/Lille. Von allen diesen Zentren aus erfolgen Verteilungen von Textilien, Schuhen, Haushaltungsgegenständen und Notzimmergarnituren. Zur Einrichtung von fliegenden Werkstätten, die auf dem Lande zerstörte Werkstätten reparieren und mit den fehlenden Bestandteilen versehen sollen, wurde ein grösserer Betrag ausgesetzt. Eine grosse Sendung von Notzimmergarnituren wird durch unsern Delegierten zusammen mit der Entr' aide française verteilt. Von den Kinderhorten des Schweizerischen Roten Kreuzes in Caen, Brest und Le Havre aus, deren Fortführung bis zum Übergang in französische Hände durch einen weitern Beitrag sichergestellt wurde, wird eine neue Kleiderspende verteilt. Die Schweizer Spende beschloss ferner, die Hilfe an verstümmelte französische Wehrmänner, welche das Schweizerische Rote Kreuz übernimmt, mit einem grösseren Beitrag zu unterstützen. Es sollen durch diese Aktionen vor allem jenen Franzosen Prothesen verschafft werden, die seinerzeit in der Armee des Generals de Lattre de Tassigny dazu beigetragen haben, dass die Schweiz in der letzten Kriegsphase nicht noch in Kämpfe verwickelt worden ist. Zur Erfassung der Tuberkulosekranken wird ein Röntgencamion nach Savoyen gesandt, und demselben Ziel dient eine Aktion im Moseltal, während in Zusammenarbeit mit der Centrale Sanitaire Suisse eine umfassende
Hilfe an tuberkulöse Arbeiter in Sochaux eingeleitet wurde. Im Rahmen der dieses Frühjahr durchgeführten Aktion zur Verteilung des in der Schweiz überschüssigen Wintergemüses erhielten auch die französischen Grenzgebiete einen Anteil. Schliesslich stattete die Schweizer Spende ihre Delegation in Paris mit Waren aus, so dass diese da und dort rasch eingreifen konnte. An kleineren Aktionen, welche vor allem der Selbsthilfe der Franzosen dienen, sind zu nennen: Einrichtung eines Mütterheimes in Pontarlier in Zusammenarbeit mit der Aide Frontalière Neuchâteloise, Hilfe an das Centre pour enfants abandonnés in Pont-dé-Roide und an das Centre de rééducation für kriegsgeschädigte Kinder in Longueil/Annel, ferner an die Cité des Gosses in Massily und an eine Schulküche in Strassburg, an ein Spital und an ein Waisenhaus in Metz, an die Nähstube der Vereinigung ehemaliger deportierter Französinnen in Paris, Entsendung einer Baracke mit Einrichtung für eine Krankenstation in Modane (Maurienne) durch Vermittlung eines Genfer Komitees, Unterstützung eines Säuglingsheimes des Schweizerischen Roten Kreuzes, Kinderhilfe, in Marseille und einer Milchaktion für die Kinder von Boulogne und schliesslich Erweiterung der Hilfe an das Spital in St. Malo durch Vermittlung des Schweizerischen Roten Kreuzes.

b. Italien.

Die Hilfe an Italien erfuhr verschiedene Erweiterungen. Dass auch die UNRRA umfangreiche Aktionen durchführte, machte unsere Tätigkeit keineswegs überflüssig, denn die Not ist auf den verschiedensten Lebensgebieten

1269 noch gewaltig, und die Italiener legen ganz besonders Wert darauf, dass ihnen auch von einer Seite geholfen wird, die keinerlei machtpolitische Ziele verfolgt. In der Tat kommt unter den verschiedenen auslandischen Hilfsorganisationen die Schweizer Spende an Bedeutung unmittelbar nach der UNRRA.

Eine Koordination mit deren Aktion ist durch die Zusammenarbeit der Schweizer Spende mit der Ente Nazionale per la Distribuzione di Soccorsi ali' Italia (END SI) sichergestellt.

In Rimini wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeiterhilfswerk ein Centre social mit schweizerischen Baracken und Personal eröffnet, wobei der Bevölkerung die verschiedensten Waren verteilt und soziale Dienste geleistet werden. In Oberitalien wurde durch das Italienische Rote Kreuz ein grósserer Posten Kleider und Schuhe der Schweizer Spende verteilt. In den Valdensertälern leitete die Schweizer Spende auf Initiative waadtländischer Kreise eine vielseitige Hilfe ein. In Venedig, Treviso und Brescia hat der Caritasverband mit Unterstützung der Schweizer Spende Lebensmittelaktionen zugunsten der Kinder an die Hand genommen. Das Schweizerdorf in Mailand, welches Platz für 120 Familien bietet, ist fertiggestellt worden. Dem unter dem Patronat der Regierung stehenden Tessiner Hilfskomitee wurde für verschiedene Grenzaktionen ein Beitrag gegeben, der vor allem für kleinere Aktionen der Caritas und des Arbeiterhilfswerkes Verwendung fand. In der Umgebung von Bologna hat die Ackerbaukolonne der Schweizer Spende die ganze Zeit hindurch eine segensreiche Tätigkeit entfaltet. Sie wurde durch die Lieferung von Saatkartoffeln ergänzt. Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk erhielt einen Posten von 1400 Notzimmergarnituren zur Verteilung in Rimini, Bologna, Mailand, Ferrara und verschiedenen Orten im Gebiet von Florenz. Auch die ENDSI erhielt eine grossere Anzahl Notzimmergarnituren zur Verteilung. Dem Spital von Rimini wurde eine umfangreiche Hilfe zuteil; ebenso bekam das Spital von Pontecorvo verschiedene Lieferungen und das Centro Italo-Svizzero di Assistenza Sanitaria wurde durch bedeutende Medikamentenlieferungen instand gesetzt, seine Aktion zur Versorgung Oberitaliens mit den am dringendsten benotigten Medikamenten fortzusetzen.

In das Gebiet der pontinischen Sumpfe, wo die Überschwemmungen durch die Zerstörungen des Krieges erneut
die Malaria zum Ausbruch gebracht haben, sandte die Schweizer Spende Chininprodukte. Dem Arbeiterhilfswerk wurden vor allem Lebensmittel, aber auch Kleider für eine Kinderhilfsaktion in Venaria bei Turin gegeben. Eine Kinderhilfsaktion wurde ferner in Trento eingeleitet. Die Hilfe an Kinder in Mailand wurde durch die Errichtung eines Asilo modello, das vom Arbeiterhilfswerk betrieben wird, ergänzt. Ferner fand ein Mütterheim der Caritas in Varese Unterstützung. Nach Mailand und Rom erfolgten grosse Sendungen von Textilien und Schuhen sowie einem Posten Haushaltungsgegenstände, die nach einem mit der ENDSI aufgestellten Plan verteilt werden. Von einer Schweizerfirma in Italien hergestellte Baracken wurden an den von der ENDSI bezeichneten Orten für Spitalerweiterungen Krankenstationen und Gemeinschaftsräume, insbesondere in ehemaligen Frontgebieten, aufgestellt.

c. Österreich.

Die Hilfe an Österreich erfuhr eine wesentliche Ausdehnung. Sie konnte ungehindert in allen Besetzungszonen erbracht werden, verlagerte sich aber immer mehr in den ostlichen Teil des Landes, da dort die Not besonders gross ist. In Graz und Innsbruck hat die Schweizer Spende besondere Delegierte, während der Delegierte in Wien die Schweizer Spende beim alliierten Kontrollrat vertritt, und auf dessen Wunsch auch die Verbindung zwischen den alliierten Behörden und andern schweizerischen Hilfsorganisationen übernahm. Die relativ gesunden politischen Verhältnisse in Österreich ermöglichten eine

1270 zuverlässige Verteilung der Sendungen der Schweizer Spende, die sich dabei in vielen Fällen auf die österreichischen Behörden stützte, während die Besetzungsbehórden unserer Hilfe keinerlei Schwierigkeiten entgegensetzten und lediglich den Wunsch nach Koordination und Vermeidung von Zersplitterung der schweizerischen Anstrengungen äusserten.

In Salzburg, in Linz, im Tirol, im Vorarlberg, sowie in Kärnten, Steiermark, Wien und Niederösterreich erfolgten Verteilungen von Schuhen, Kleidern, Haushaltungsgegenständen im Werte von total gegen 2 Millionen Franken.

Sehr grosse Sendungen an Lebensmitteln gelangten schon im Laufe des Frühjahrs, also unabhängig von der nachmaligen Aktion zugunsten hungernder Kinder, in alle Teile Österreichs, insbesondere aber nach Wien und Niederösterreich (gesamter Wert über 3 Millionen Franken, davon ca. 2,5 Millionen für Wien und Umgebung). Aus den Depots, die an Ort und Stelle errichtet wurden, gelangten diese Lebensmittel an schweizerische Hilfsorganisationen, z. B. an das Schweizerische Rote Kreuz, Kinderhilfe, das in Wien und .einigen Städten Niederösterreichs täglich 25 000 Kinder speist, oder an andere Hilfsorganisationen, die Kinderheime betreiben. Aber auch an Schüler- und Kinderspeisungen, welche von den Behörden organisiert werden, geht ein grosser Teil dieser Lebensmittel. Besondere Erwähnung verdient die Gemüseaktion in verschiedenen Teilen Österreichs. Auf dem Gebiet der gesundheitlichen Hilfe ist die bedeutendste Aktion die Verteilung von Medikamenten und Sanitätsmaterial an Spitäler in Wien und Niederösterreich sowie dem Burgenland.

Ausser in das russisch besetzte Gebiet gelangten auch grössere Sendungen Medikamente in die englische Besetzungszone. Grössere Posten von Windeln, Notzimmergarnituren und Wolldecken wurden in die bestehenden Verteilungszentren gesandt. An Orten wo der Strom der Heimkehrer und Flüchtlinge besonders gross ist, wurden Baracken aufgestellt. In Wien wurden Flüchtlingslager und Kinderheime mit dem nötigen Inventar, mit Nähstuben und Werkstätten ausgestattet. Durch die Sendung von Saatgut ins Tirol und i nach der Steiermark, insbesondere von Saatkartoffeln, wurde der Landwirtschaft und damit der künftigen Landesversorgung ein wertvoller Beitrag zur Meisterung künftiger Notlagen geleistet.

d. Deutschland.

Nachdem sich das
Ausmass der Not in Deutschland deutlich abzeichnete und die Befürchtungen hinsichtlich einer übertriebenen Hilfe der Schweizer Spende an dieses Land sich legten, konnte die Schweizer Spende ihre Hilfe an Deutschland ohne grössere Störungen fortsetzen. Dabei waren ihr vorerst nur die französische und britische Zone offen, wobei sie in der französischen Zone durch den Delegierten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und neuerdings durch einen eigenen Vertreter, in der britischen Zone durch ihren eigenen Delegierten vertreten ward. Beim alliierten Kontrollrat in Berlin vertrat der Delegierte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz die Schweizer Spende. Ihm ist es dann anfangs März bzw. Mitte April gelungen, die Zustimmung der amerikanischen und russischen Besetzungsbehörden zu erlangen, dass in deren Zonen ausländische Organisationen Hilfe bringen können. Wie schon in Österreich, aber noch in vermehrtem Masse sind die schweizerischen Aktionen auf Verlangen der Besetzungsbehörden in einer einzigen Stelle zusammengefasst, so dass im allgemeinen den einzelnen Hilfsorganisationen nur ein geringer Spielraum gelassen werden kann. Im übrigen zeigen die Besetzungsbehörden ein sehr grosses Interesse an der schweizerischen Hilfstätigkeit und unterstützen diese, vor allem was die britische, aber auch die französische Zone betrifft, auf jede Art. Für die amerikanische und russische Zone, in welche vorläufig noch keine schweizerischen Equipen entsandt werden konnten, steht die Schweizer Spende in Verbindung mit deutschen Hufs-

1271 Organisationen, welche dort anerkannt sind, insbesondere mit dem < Deutschen Evangelischen Hilfswerk und der Deutschen Caritas. Im übrigen besteht in den meisten Orten ein durchaus erfreulicher praktischer Kontakt mit den örtlichen deutschen Verwaltungen.

In erster Linie wurde die Aktion zugunsten von Kindern in zerstörten Städten fortgeführt und auf neue Städte ausgedehnt. In diesem Sinne sind Equipen mit Baracken nach Trier, Jülich, Düren, Goch, Kleve, Dortmund, Gelsenkirchen und Bochum abgegangen und haben dort, den Betrieb mit Kinderspeisungen und andern Hilfeleistungen an Kindern aufgenommen, wobei verschiedene schweizerische Hilfsorganisationen beigezogen wurden.

Eine besondere Kinderspeisungsaktion wird in Hannover durchgeführt, und , ein Heim des Arbeiterhilfswerkes für Kinder in Kaisersleute'n sowie ein solches in der Nähe von Kassel unterstützt. Neuerdings werden ähnliche Aktionen auch für die amerikanische Zone vorbereitet, und sogar für die russische Zone, wobei das Internationale Komitee vom Roten Kreuz die nötigen Verhandlungen mit den von selten der Besetzungsbehörden bezeichneten durchführenden Organen führt. Die Belieferung von Spitälern in allen drei westlichen Besetzungszonen mit Medikamenten wird von hiemit beauftragten Ärzten, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, durchgeführt. Ins Ruhrgebiet wurde eine Reihe von Baracken für Spitalzwecke gesandt. Die Schweizer Spende hat sich auch der Ostflüchtlinge angenommen, und zwar wiederum in erster Linie durch die Sendung von Baracken, welche vorerst als Spitalerweiterungen in Durchgangsstationen und am Bestimmungsort der Flüchtlinge aufgestellt werden, später aber für Flüchtlingssiedlungen vorgesehen sind. Da den Ostflüchtlingen die normalen Rationen niemals genügen können, um sich bei ihrem geschwächten Zustand von den erlittenen Strapazen erholen zu können, werden vor allem ihnen die Lebensmittelsendungen zugute kommen, die von Depots aus an den kritischsten Punkten der Versorgung eingesetzt werden sollen, insbesondere, wenn der normale Versorgungsapparat aus irgendeinem Grunde nicht spielt. Sehr verschiedenartig sind sodann die Grenzhilfsaktionen. Sie bestehen vor allem in der Abgabe von Lebensmitteln, in der Hilfe an Ostflüchtlinge und in der Lieferung von Saatgut. Deutsche Spitäler und
Volksküchen haben sodann auch von der Gemüseaktion profitiert, die gleich wie in Frankreich und Österreich eine wertvolle Ergänzung der ungenügenden Nahrung brachte.

e. Holland.

Die Hilfe an Holland wurde nur noch durch eine weitere Sendung von Notzimmergarnituren und die Einrichtung von Kinderstationen in Arnheim ergänzt. Die Hilfstatigkeit in Holland selbst -- die Hospitalisierung in der Schweiz von Holländern, wie übrigens auch von Belgiern und Luxemburgern dauert weiter -- dürfte damit abgeschlossen sein. Ein ausserordentlich dankbares Gedenken an die Hilfe, welche die Schweiz in schwierigen Zeiten den Holländern gebracht hat, verbindet dieses Volk mit uns.

/. Luxemburg.

In Luxemburg wurde die Tätigkeit der Ackerbaukolonne zum Abschluss gebracht, ebenso diejenige der Handwerkerequipe, während die Kinderhorte des Schweizerischen Roten Kreuzes, Kinderhilfe, demnächst an luxemburgische Institutionen übergehen sollen.

g. Jugoslawien.

Die in Jugoslawien arbeitenden schweizerischen Equipen hatten mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen, um eine rein humanitäre Tätigkeit zur Geltung zu bringen. Am besten ist dies noch bei den sanitären Hilfsaktionen

1272 möglich, weshalb auf diese vermehrtes Gewicht gelegt wurde. Zugleich erfolgte eine Konzentration auf das am meisten mitgenommene Bosnien. Die sanitären Verhältnisse sind derartig ungenügend, dass schon mit wenigen Sendungen ausserordentlich viel erreicht werden kann. Durch die Errichtung von Spitälern, vor allem für Kinder, von Krankenstationen, Ambulanzen usw. wird von unserem Delegierten, einem Arzte, sehr wertvolle Arbeit geleistet. Die Verteilung von Lebensmitteln und von Kleidern schliesst sich an diese Hilfsstellen an, welche damit Kristallisationspunkte des Wiederaufbaues werden. Bei allen diesen Aktionen erfolgt eine gute Koordination mit der Tätigkeit der UNRRA. Besonderer Erwähnung bedarf noch die Unterstützung eines Kinderheimes des Arbeiterhilfswerkes in Istrien.

h. Ungarn.

Durch die Entsendung von zwei Delegierten, die nicht früher möglich war, wurde die Schweizer Spende instand gesetzt, die genauen Hilfsmöglichkeiten abzuklären und mit einer ganzen Reihe bedeutender Aktionen in diesem in jeder Hinsicht schwer leidenden Lande zu helfen. Am wichtigsten war wohl die Hilfe auf dem sanitären Gebiet, wo alles fehlt. Durch Sendungen von Medikamenten und Sanitätsmaterial im Werte von nahezu 2 Millionen wurden umfangreiche Aktionen eingeleitet. Speziell wurde der Säuglinge gedacht, deren Sterblichkeit bei der mangelnden Nahrung für die Mütter und der fehlenden Säuglingswäsche ungeheuer gross ist. Sodann unterstützte die Schweizer Spende 4 von der Centrale Sanitaire Suisse betriebene Polikliniken. Die grossen Sendungen von Lebensmitteln, Textilien und Schuhen kamen in erster Linie Kindern in der Hauptstadt zugute, daneben Kleider und Schuhe aber auch der Arbeiterbevölkerung, insbesondere in den Bergwerksgebieten. Die seinerzeit vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz geführten Kinderheime in der Umgebung von Budapest wurden vom Schweizerischen Roten Kreuz, Kinderhilfe, übernommen und ihr Betrieb von der Schweizer Spende unterstützt. Im übrigen wurden ständig neue Sendungen von Lebensmitteln nach Ungarn geschafft, um die bestehenden Verteilungsaktionen weiterzuführen und neue zu eröffnen, da die Ernährungslage geradezu katastrophal ist. Diese Aktionen werden neuerdings in den Plan zugunsten der hungernden Kinder Europas übergeführt.

i. Tschechoslowakei.

In der Tschechoslowakei waren
es ebenfalls die sorgfältigen Abklärungen durch unseren Delegierten, die einer weitern Reihe von Aktionen riefen. Das Land steht zwar nicht so schlecht da wie die übrigen Länder Osteuropas.

Aber die stark verbreitete Tuberkulose stellt grosse Probleme, und so wurde denn eine vielseitige Aktion zu ihrer Bekämpfung eingeleitet. Ferner sandte die Schweizer Spende Vitamine für schlesische Kinder und half auf ausdrücklichen Wunsch der Tschechen den deutschen Flüchtlingen.

k. Polen.

Im Bewusstsein des schweren Loses, das der Krieg Polen auferlegt hatte, veranlasste die Schweizer Spende eine Reihe von grossen Sendungen, die zum Teil mit besondern Zügen nach Polen geführt wurden. Es handelt sich vor allem um Medikamente und Verbandstoffe, um ärztliche und zahnärztliche Instrumente und anderes Sanitätsmaterial sowie um Windeln, Kleider, Schuhe und Haushaltungsgegenstände. Ferner wurde schon früh eine Anzahl Baracken nach Polen gesandt. Von besonderer Art ist das Kinderdorf in Otwock bei Warschau, in dem sich ständig mehrere hundert Kinder abwechslungsweise erholen können. Ferner steht eine fahrbare Klinik, ein Projekt des Arbeiter Samariter Bundes, in Vorbereitung, und auf dem Gebiete der Tuberkulose-

1273 bekämpfimg ist die Ausrüstung von Sanatorien geplant. Mit diesen Leistungen stellt sich die Hilfe in würdiger Weise neben diejenige anderer Lander wie Schwedens oder der UNRRA, mit denen ein guter Kontakt hergestellt wurde.

/. Finnland.

Als schwer vom Krieg betroffenes Land verdient Finnland unsere Hilfe ebenso wie andere Länder, denen sich das Interesse der Weltöffentlichkeit in höherem Masse zuwendet. Die Schweizer Spende fuhr deshalb mit ihren Sendungen von Kleidern, Schuhen, Windeln, Haushaltungsgegenständen, von Medikamenten, Stärkungsmitteln und Sanitätsmaterial in grossem Maßstab fort. Sie beteiligte sich auch an der Versorgung des Landes mit hochwertigen Lebensrnitteln wie Milch und anderes. Durch den Delegierten für die skandinavischen Länder ist die Koordination mit den schwedischen Aktionen sichergestellt.

m. Griechenland Trotzdem Griechenland, wo ja die Schweiz während des Krieges zahlreiche Hilfsaktionen laufen hatte, heute weitgehend von der UNRRA versorgt wird, ist die Not insbesondere unter den obdachlosen Kindern noch sehr gross, und die Schweizer Spende entschloss sich deshalb auf Anregung der Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in -Athen zu einer grossen Kinderhilfsaktion. Sie besteht in der Lieferung von Baracken mit allen Einrichtungen für zwei Kinderdórfer, in denen sich die Kinder abwechslungsweise sollen erholen können. Der Betrieb wird einer Stiftung mit griechischem Personal überlassen werden, während ein Komitee aus Schweizern die Oberaufsicht haben wird.

n. R u m ä n i e n .

Wie etwa auch in Albanien und Bulgarien wird die Schweizer Spende in Rumänien nicht Aktionen im grossen Stile unternehmen können, wenn sie sich nicht zu sehr zersplittern will, ganz abgesehen davon, dass das Land nicht sehr unter den direkten Einwirkungen des Krieges gelitten hat. Nichts destoweniger hat die Schweizer Spende die Gelegenheit zur Entsendung eines bekannten Spezialisten ergriffen, der mit schweizerischem und an Ort und Stelle rekrutiertem Personal den Flecktyphus mit dafür mitgebrachten Desinfektionsmitteln bekämpfte.

o. England.

Ausgehend von einer Sammlung der Schweizerkolonie in London hat die Schweizer Spende eine Anzahl Möbelgarnituren für die Notwohnungen der ausgebombten Londoner Bevölkerung geliefert, die einen derartigen Anklang fand, dass sie
sich zu einer weitern Sendung entschloss. Darauf sollen sich freilich die Aktionen in England selbst beschränken. Über die Mithilfe bei der Bekämpfung der Tuberkulose durch Aufnahme von Engländern in der Schweiz wird an anderer Stelle zu sprechen sein.

p. Displaced Persons.

Die Zahl der in Deutschland lebenden displaced persons hat im Laufe des Winters wesentlich abgenommen, aber die Nachrichten, wonach diese Leute noch immer in schlechteren Verhältnissen leben als die Bevölkerung in Deutschland selbst, veranlassten auch die Schweizer Spende zu einer neuen Anstrengung durch Sendungen besonders benötigter Waren in die verschiedenen Lager.

q. Hospitalisierung.

Die Zahl der aufgenommenen Tuberkulosekranken ist ständig gewachsen und beträgt heute ca. 1450, die sich wie folgt auf die einzelnen Nationalitäten

1274 verteilt. 570 Franzosen, 280 Holländer, 260 Belgier, 250 Italiener, 60 Österreicher und 50 Luxemburger. Die Durchführung der Aktion ging im Laufe der Zeit immer mehr aus den Händen der Vereinigung gegen die Tuberkulose, welche die grundlegenden Dispositionen getroffen hatte, in die Hände der Schweizer Spende selbst über. Sie machte der Schweizer Spende bisweilen nicht geringe Sorgen, doch konnten die Schwierigkeiten allmählich verringert werden. Die Angewöhnung an die streng geregelten Lebensverhältnisse eines Sanatoriums war für viele aus Kriegsverhältnissen kommende Patienten nicht leicht. Von selten der Betreuer wie der Patienten ist viel Geduld erforderlich. Es zeigte sich auch, dass nur durch eine strenge Kontrolle eine Ausnützung der Situation durch Ärzte und insbesondere Hoteliers vermieden werden kann und unseren Gästen das geboten wird, was den von der Schweizer Spende für diese Aktion ausgesetzten Mitteln entspricht.

Besondere Hospitalisierungsaktionen werden zugunsten von jüdischen Tuberkulosen von jüdischen Organisationen durchgeführt. In Anbetracht dessen, dass die Juden unter dem Kriege besonders gelitten haben, hat die Schweizer Spende hier eine Ausnahme von ihrem Grundsatz gemacht, eine Aktion für bestimmte Konfessionsangehörige nicht zu unterstützen.

Die Hospitalisierung tuberkulöser Studenten in Leysin wurde weitergeführt. Zur Zeit befinden sich 166 Studenten in Pflege. Davon sind 40 Belgier, 26 Franzosen, 25 Tschechen, 22 Italiener, 18 Holländer, 15 Griechen, 13 Österreicher und 7 Angehörige anderer Nationen.

Für die Aufnahme prätuberkulöser Kinder gilt ähnliches wie für die Aufnahme tuberkulöser Erwachsener. Erst nach einigen schmerzlichen Erfahrungen konnten gewisse Verbesserungen erreicht werden. Die Belastung des Arbeitsmarktes macht es recht schwierig, genügend geeignetes Personal anzustellen. Im grossen ganzen sind diese Aktionen aber durchaus von Erfolg.

Im Laufe des Frühjahrs konnten 1000 französische Kinder entlassen werden.

200 französische Kinder sind neu angekommen, ferner 400 Polenkinder, 100 Österreicherkinder und 200 Engländerkinder. 200 jugoslawische Kinder weilen zur Zeit in Olivone. Der Plan, auch 300 Italienerkinder in der Schweiz aufzunehmen, wurde fallen gelassen, da sich für ihre Aufnahme in Druogno, nahe der Schweizergrenze, aber in Italien,
hiefür eine günstigere und billigere Gelegenheit bot. Die dortige Aktion verfolgt aber mit den gleichen Mitteln das gleiche Ziel.

In der Aktion des Schweizerischen Roten Kreuzes zugunsten verstümmelter Jugendlicher sind bisher 79 Elsässer und 28 Belgier betreut worden.

Von den der UNRRA abgenommenen Kindern haben 52 Polen die Schweiz wieder verlassen, während nur einer ganz geringen Anzahl von Juden die Ausreise gelang. Für die übrigen bereitet es nicht geringe Schwierigkeiten, eine neue Heimat zu finden.

Die Vereinigung Kinderdorf Pestalozzi hat in Trogen mit dem Bau eines Kinderdorfes begonnen. Die Schweizer Spende gab ihr einen Beitrag an die Betriebskosten.

Schliesslich hat die Schweizer Spende der Genfer Organisation Revivre, die sich die Anlernung eines Handwerkes an Kriegsverstümmelte zum Ziele setzte und eine Gruppe von Luxemburgern aufgenommen hat, einen Beitrag zukommen lassen.

r. Verschiedene Aktionen.

Die Schweizerische Bücherhilfe hat bis heute mit Geldern der Schweizer Spende Bücher im Werte von ca. Fr. 100 000 ins Ausland gesandt. Es handelt sich vor allem um Volksbibliotheken nach Frankreich, Luxemburg und Deutschland und um wissenschaftliche Literatur in diese Länder, sowie nach Österreich, Italien, Polen, Ungarn und Jugoslawien,

1275 Um dem Schweizerischen Roten Kreuz, Kinderhilfe, dessen Hilfstätigkeit sicherzustellen, hat die Schweizer Spende dieser Organisation mehrfach Beiträge geleistet, die zusammen 3 Millionen ausmachen. Dazu kommen besondere Beiträge für die Anschaffung von Kinderausrustungen im Betrage von Franken 800 000 und der Reinertrag der letztjährigen, im Rahmen der Schweizer SpendeSammlung durchgeführten Beckeliaktion von über Fr. l 000 000.

Das Schweizerische Hilfswerk für Emigrantenkinder erhielt ebenfalls mehrere Beiträge zur Fortführung seiner Tätigkeit an in der Schweiz weilenden Opfern des Krieges.

5. Zusammenfassung.

Für Hilfsaktionen, seien sie nun schon durchgeführt, in Durchführung oder gar erst in Vorbereitung, hat die Schweizer Spende bis jetzt gesamthaft 123 125 000 Franken eingesetzt. Diese verteilen sich auf die verschiedenen Länder wie folgt (die Sonderaktion zugunsten hungernder Kinder ist in diesen Zahlen nicht Inbegriffen) : Aktionen im Ausland

Albanien Belgien Bulgarien Deutschland Finnland Frankreich Griechenland Grossbritannien Holland Italien Jugoslawien Luxemburg Norwegen Österreich Polen Rumänien Tschechoslowakei Ungarn Heimatlose Aktionen, die sich nicht auf die einzelnen Länder aufteilen lassen Beiträge an Hilfsorganisationen Total

100 697 20 14875 3 125 17 767 l 650 325 8 819 14016 3 713 822 2 133 9 149 4 164 250 l 646 4912 l 456

Aktionen im Inland (in looo Fr.)

3305

10 134 301 3 846 4100 157 520 l 457 592 227 738

882

l 816

90 521

27 173

Total

100 4002 20 14875 3 125 27 901 l 650 626 12 665 18116 3 850 l 342 2 133 10 606 4 756 250 l 873 4912 2 194 2 698 5 431 123 125

Wie die Schweizer Spende mit andern Hilfsorganisationen zusammengearbeitet hat, ergibt die folgende Zusammenstellung (in 1000 Franken): Schweizerisches Rotes Kreuz, inklusive Kinderhilfe 15 353 Grenzland-Hilfskomitees 5 298 Schweizerischer Caritas-Verband 5 233 Schweizerisches Arbeiterhilfswerk 4 293 Evangelische Hilfswerke l 740 Kinderhilfswerke, exklusive Schweizerisches Rotes Kreuz, Kinderhilfe l 104 Übertrag 33 021

1276 Übertrag Komitee für Internationales Hochschulsanatorium Schweizerische Kommission für Bücherhüfe Centrale Sanitaire Suisse Internationaler Zivildienst, Quäker, Heilsarmee Stiftung Schweizer Hilfe Zürcher Frauenzentrale ' Zahnärztliche und Veterinäre Hilfswerke Jüdische Hilfswerke Flüchtlingshilfswerke Verschiedene Hilfsorganisationen Eigene Aktionen der Schweizer Spende Total

33 021 l 000 750 750 611 500 440 260 255 250 419 84 889 123 125

Die Abgrenzung ist nicht immer leicht, da verschiedene Stufen der Zusammenarbeit bestehen. So sind z, B. verschiedene Aktionen in Österreich und Deutschland in dieser Zusammenstellung als solche der Schweizer Spende angenommen, obwohl auch andere Organisationen zur Mitarbeit herangezogen wurden, insbesondere das Schweizerische Rote Kreuz und evangelische Hilfswerke.

Nach den verschiedenen Arten der Hilfe ausgeschieden, sind folgende Aktionen durchgeführt worden (in 1000 Franken) : Medizinische Hilfsaktionen . . . 19 766 Baracken 7 441 Hospitalisierung Erwachsener . . 18 599 Hospitalisierung von Kindern . . 8 298 Landwirtschaftliche Hilfe . . . . 2 297 Lebensmittel 14748 Kinder-Aktionen 15 239 Kleider und Schuhe 12 694 Haushaltungsartikel 3 874 Zusammengesetzte Aktionen. . . 14 736 Beiträge 5 431 Total 123 125 Die Verwaltungsausgaben für die Hilfstätigkeit betragen, budgetiert bis Ende 1946, Fr. 2 700 000, also etwas mehr als 2 % der für Hilfsaktionen eingesetzten Mittel.

IV. Erfahrungen.

1. Stellung der Schweizer Spende.

Die Unabhängigkeit der Schweizer Spende vom Staat hat sich zweifellos bewährt. Dank ihr konnte sich die Schweizer Spende losgelöst von politischen Einflüssen entfalten, und auch im Ausland hatte sie freiere Hand. Es ist auch gar nicht denkbar, dass die Bevölkerung einem staatlichen Institut derartige Beiträge zu spenden bereit gewesen wäre. Der Staat seinerseits hat nicht nur durch die Tragung des Hauptteils der Kosten, sondern auch sonst die Tätigkeit der Schweizer Spende in jeder Weise erleichtert. Umgekehrt behält die Schweizer Spende natürlich als nationales Werk die Interessen unseres Landes im Rahmen ihrer humanitären Aufgabe stets im Auge.

1277 Weniger einfach zu lösen ist das Verhältnis der Schweizer Spende zu den Hilfsorganisationen. Es konnte sich nie darum handeln, dass die Schweizer Spende alle Aktionen selbst durchführt. Aber auch das Umgekehrte erwies sich als unmöglich : Die Schweizer Spende konnte sich nicht darauf beschränken, ihre Mittel einfach unter die Hilfsorganisationen zu verteilen. Die Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen weist zahlreiche Vorteile auf. Sie ermöglicht einmal, eine zu grosse Ausdehnung des Apparates der Schweizer Spende und damit alle Nachteile einer dem Schweizer ohnehin unsympatischen Zentralisation zu vermeiden. Ferner ist wichtig, dass durch eine Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen deren Erfahrungen verwertet, und eine grosse Zahl erfahrener Kräfte in den Dienst der Schweizer Spende gestellt werden können. Die Unterstützung durch die Schweizer Spende verschafft den Hilfsorganisationen neuen Auftrieb und lässt sie ihre eigenen Anstrengungen vermehren. Ein viel grösserer Kreis der Bevölkerung wird dadurch von den Bestrebungen der Schweizer Spende erfasst. Die Schweizer Spende denkt auch daran, dass nach Beendigung ihrer Tätigkeit die Hilfsorganisationen eventuell in der Lage sein müssen, die Arbeit fortzuführen. Indessen sind der Unterstützung der Hilfsorganisationen im Rahmen der Schweizer Spende Grenzen gesetzt. Es hat keinen Sinn, ihren Apparat sich übermässig aufblähen zu lassen und die Zersplitterung der schweizerischen Anstrengungen zu fördern.

Gerade die wirksamsten Hilfsorganisationen sind zudem ideologisch gefärbt, und die Erfahrungen haben gelehrt, dass es ihnen nicht immer leicht fällt, bei Aktionen, die sie mit den Mitteln der Schweizer Spende durchführen, ihr besonderes ideologisches Ziel ausser acht zu lassen. Ferner haben die Erfahrungen gezeigt, dass es schwierig ist, im Ausland die Tätigkeit der verschiedenen Organisationen als eine gesamtschweizerische Leistung in Erscheinung treten zu lassen. Die Schweiz kommt so ins Hintertreffen gegenüber den andern Nationen und internationalen Hilfsorganisationen. Wenn gesagt wird, die Schweizer Spende könne ja ihre Bedingungen stellen und deren Einhaltung überwachen, so wird vielleicht vergessen, dass eine erfreuliche Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn man den Hilfsorganisationen Vertrauen entgegenbringen und möglichste
Selbständigkeit lassen kann. Es gelangen auch immer wieder Organisationen an die Schweizer Spende heran, die in Hilfsfragen nicht die nötige Erfahrung besitzen. Wenn sie von der Schweizer Spende zurückgewiesen werden, so geschieht es aus der Sorge, dass die Mittel der Schweizer Spende nicht dilettantisch ausgegeben werden. All diese Überlegungen führen zu der Mittellösung, dass zwar die Hilfsorganisationen soweit wie möglich berücksichtigt werden, dass aber daneben dem Werke der Schweizer Spende durch eigene Aktionen die nötige Geschlossenheit und Umsicht gegeben wird. Es soll aber von den Hilfsorganisationen nicht gesprochen werden, ohne zu betonen, welch hervorragende Arbeit zahlreiche Organisationen im Rahmen der Schweizer Spende geleistet haben, wofür ihnen diese 'zu grossem Dank verpflichtet bleibt.

. 2. Erfahrungen bei der Sammlung.

Die Ergebnisse der Sammlung werden sehr verschieden beurteilt. Die einen, welche den Vergleich mit andern Sammlungen anstellen, finden den Erfolg sehr gross, andere, welche davon ausgehen, was für Werte uns dadurch erhalten blieben, dass wir vom Krieg verschont wurden, finden die Ergebnisse bescheiden. Keine dieser Betrachtungsweisen wird indessen der Sache ganz gerecht. Wir müssen vielmehr von den für eine Sammlung äusserst günstigen Voraussetzungen ausgehen, dann aber auch die sammlungstechnischen Schwierigkeiten sowie die besondere Mentalität des Schweizergebers in Rechnung stellen. Die Sammlung der Schweizer Spende lässt sich wohl kaum mit irgend einer andern vergleichen. Aber unwillkürlich wurde dennoch der Vergleich

1278 gezogen und oft einfach «etwas mehr» gegeben. Es zeigte sich, dass die meisten gerne die Augen davor schliessen, in was für einer bevorzugten Lage sich unser Land befindet. Gegenstand häufiger Kritik waren gewisse Propagandamethoden, deren Reklamehaftigkeit und Aufdringlichkeit besonders diejenigen störte, die von der Notwendigkeit, zu geben, bereits überzeugt waren. Doch darf wohl gesagt werden, dass das Ziel, alle Kreise zu erreichen und davon zu überzeugen, dass sie sich der gestellten Aufgabe nicht entziehen dürfen, nur mit umfassenden Massnahmen erreicht werden konnte. Die Organisatoren der Sammlung waren vor eine riesige Aufgabe gestellt. Es galt, innerhalb weniger Monate eine Organisation von über 40 Angestellten und zahlreichen freiwilligen Kräften bereitzustellen und die Mitarbeit unzähliger aussenstehender Persönlichkeiten zu sichern. Sodann konnte nicht auf irgendwelche Erfahrungen abgestellt werden, denn eine Sammlung dieses Umfanges war ja noch nie durchgeführt worden. Hinzu kam, dass für eine derartige kurzfristige Anstellung nicht immer das wünschbar qualifizierte Personal zu finden war. Herr Graf, der Leiter der Sammlung, hatte viele gute Ideen und ging mit grosser Energie an die Durchführung. Wenn man der Sammlung vorwarf, dass sie zu zentralistisch organisiert worden sei, so mag dies teilweise richtig sein, indem man der lokalen Mentalität vielleicht mit Vorteil mehr entsprochen hätte. Es darf aber auch gesagt werden, dass dadurch die schon so sehr schwierig zu bewältigende Durchführung noch grössere Anforderungen gestellt hätte. Mit der Vielheit der Sammelaktionen wurden im allgemeinen keine schlechten Erfahrungen gemacht, gelingt es doch nur auf diese Weise, alle Kreise zu erfassen. Der, welcher schon genug gegeben hat, kann ja mit gutem Gewissen ablehnen, wenn er ein weiteres Mal angegangen wird, und nur derjenige wird darüber aufgebracht sein, der sich der moralischen Pflicht, zu geben, entziehen will.

Unter der grossen Anspannung, welche die Sammlung für das Personal der Abteilung Sammlung mit sich brachte, wurden leider auf einem Sektor die Massnahmen unterlassen, die zur Vermeidung von Unregelmässigkeiten hätten führen sollen. Es ist zu bedauern, dass das Vorgehen eines Angestellten den Schlusseindruck der Sammlung beeinträchtigen konnte. Wenn schliesslich der Schweizer
Spende vorgeworfen wird, dass sie für Sammlungsunkosten zuviel ausgegeben habe, so muss demgegenüber betont werden, dass man bei einer derartig grossen Aktion ohne eine gewisse Grosszügigkeit nicht auskommt.

Und im übrigen beweist die Schlussabrechnung, dass die Unkosten prozentual viel kleiner sind als bei irgendeiner Sammlung der letzten Jahre.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Sammlung erreicht hat, weite Teile des Volkes durch eine intensive Bearbeitung für die Ziele der Schweizer Spende und ihre Arbeit zu interessieren und allen die Möglichkeit bot, sich an dem nationalen Werk persönlich zu beteiligen. Solch ausserordentliche Sammlungen müssen auch mit ausserordentlichen Mitteln durchgeführt werden, für welche die Zustimmung aller zu finden nie möglich sein wird.

3. Erfahrungen bei der Hilfstätigkeit.

a. Die Arbeit der Z e n t r a l e .

Die Erfahrungen, die in Bezug auf die Arbeit in der Zentrale gemacht wurden, spiegeln sich in den Reorganisationsmassnahmen wieder, die bis jetzt durchgeführt wurden oder noch beabsichtigt sind. Der Apparat der Zentrale entstand aus kleinen Anfängen. Die ständige Erweiterung vollzog sich unter dem Druck der Arbeitslast und stand im Zeichen der Anpassung an die sich in unvorhersehbarer Weise ändernden Verhältnisse. Rückblickend lässt sich vielleicht sagen, dass man manches hätte voraussehen können, indessen bestanden für die Schweizer Spende keine Vorbilder, sondern sie musste alles aus den ganz besondern Gegebenheiten ihrer Arbeit heraus entwickeln und vorab aus den gemachten Erfahrungen lernen.

1279 Die Schweizer Spende stützte sich im Anfang bei ihren Einkäufen ausschliesslich auf die Kriegswirtschaftsämter, welche für die gerechte Verteilung der Aufträge auf die Lieferanten sorgten. Auch die eidgenössische Preiskontrolle wurde in das Verfahren einbezogen, indem sie zu prüfen hatte, ob der Grundsatz eingehalten sei, dass der Schweizer Spende zum Einstandspreis verkauft werde, dass also aus den Geschäften der Schweizer Spende niemand einen Gewinn erziele. Diese zahlreichen Sicherungen sowie auch, dass die Schweizer Spende keinen eigenen Einkaufsapparat aufziehen musste, waren für diese ein grosser Vorteil. Aber das Verfahren envies sich mit der Zeit als zu schwerfällig. Die Vorwürfe, die Schweizer Spende arbeite zu langsam, gehen zum grössten Teil darauf zurück. Dazu kam, dass immer mehr Waren nicht mehr erhältlich waren, wenn die Schweizer Spende nicht bereit war, einen höheren Preis als den Einstandspreis zu zahlen, dass also bei Aufrechterhaltung des alten Grundsatzes eine Reihe von Aktionen gar nicht durchgeführt werden konnten. Da zudem ein Teil der Kriegswirtschaftssektionen aufgehoben wurden, drängte sich das heutige Verfahren auf.

Das Einkaufsverfahren wirkte sich auch auf das Zahlungswesen aus, indem alle in den Einkauf eingeschalteten Instanzen die Rechnungen zu visieren hatten. Die Zahlungen kamen teilweise sehr in Rückstand. Das vereinfachte Einkaufsverfahren wie auch ein Ausbau des Personals werden hier mit der Zeit Remedur schaffen. Die Rechnungen gehen indessen nach wie vor durch die eidgenössische Finanzkontrolle, welche sie wie Rechnungen einer Bundesverwaltung prüft. Wir glauben, dass die dadurch entstehenden Verzögerungen in Kauf genommen werden müssen.

Die Zentralstelle war in der Vorbereitung der Hilfsaktionen nicht nur mit den Kriegswirtschaftssektionen und der eidgenössischen Preiskontrolle verkettet, sondern auch mit dem Vereinigten Hilfswerk vom Internationalen Roten Kreuz, welches seine zahlreichen wertvollen Verbindungen zur Verfügung stellte und ausser gewissen Käufen die Exportformalitäten und den Transport besorgt. Auch hier war die Zentrale weitgehend auf das gute Funktionieren einer aussenstehenden Stelle angewiesen. Durch den Einsatz gewisser Verbindungsleute besserten sich auch hier einige unerfreuliche Zustände.

Erschwerend für den internen Betrieb
wirkte sich auch aus, dass jede Aktion, sei sie auch noch so klein, buchhalterisch gesondert behandelt wurde.

Durch Zusammenfassung verschiedener Hilfsaktionen und durch den Verzicht auf kleinere Aktionen zugunsten grösserer kann eine wesentliche Rationalisierung eintreten.

Weniger gerechtfertigt als die Vorwürfe der Langsamkeit und der Kompliziertheit des früher bestehenden Verfahrens ist der Vorwurf des Bürokratismus, denn oft wurden in dringlichen Fällen die bestehenden Regeln im Sinne von Ausnahmen durchbrochen, wenn sie für die Erreichung des gesteckten Zieles hinderlich schienen. Freilich hatten diese Ausnahmen auch die Folge, dass die übrigen Geschäfte um so länger auf Erledigung warten mussten, und dass eine gewisse Unsicherheit entstand. Suchen wir nach den Gründen der teilweise wenig befriedigenden Zustände, wie sie während geraumer Zeit herrschten, so sind sie darin zu finden, dass die Schweizer Spende ihren eigenen Apparat möglichst, klein behalten wollte und sich deshalb anderer, eingespielter Institutionen bediente, wobei sie natürlich trotzdem die Verantwortung für das Ganze hat. Sie wollte dadurch die Verwaltungsspesen möglichst reduzieren, hätte aber im übrigen auch gar nicht das qualifizierte Personal gehabt, um die entsprechenden Aufgaben selbst zu lösen.

Die Schweizer Spende litt sozusagen ständig unter Personalmangel und PersonalWechsel. Oft mussten Angestellte, welche nicht befriedigten, unersetzt bleiben, und gute Angestellte verliessen die Schweizer Spende, wenn sie andern-

1280 orts eine besser bezahlte oder eine dauernde Anstellung fanden. Schuld an diesen Zuständen sind die allgemeine Lage des Arbeitsmarktes, die Tatsache, dass die Schweizer Spende keine dauernde Anstellung anbieten kann, und schliesslich auch, dass sie als Hilfswerk nicht die Gehälter zahlen konnte, die unter den gegebenen Umständen hätten geboten werden müssen. Dementsprechend ist das idealistisch gesinnte Personal, das mit grossem Eifer und innerer Beteiligung an die Arbeit geht, zahlreich vertreten. Sein gelegentlicher Dilettantismus wirkte sich aber auf die nüchterner denkenden Mitarbeiter oft lähmend aus. Die bisherigen Erfahrungen können dahin zusammengefasst werden, dass es sich rächt, aus Sparsamkeitsgründen auf qualifiziertes Personal zu verzichten und dass, trotzdem ein jedes Hilfswerk von hohem Idealismus getragen werden muss, eine straffe kaufmännische Führung nicht entbehrt werden kann. Es müssen alle Anstrengungen gemacht werden, damit Behörden und Wirtschaft, aus Einsicht in die Bedeutung eines guten Funktionierens der Schweizer Spende für unser Land, ihr das nötige qualifizierte Personal für die Dauer ihrer Tätigkeit abtreten und damit das Personalproblem lösen helfen. Auf den grossen persönlichen Einsatz des bisherigen Personals soll durch diese Bemerkungen kein Schatten fallen, im Gegenteil, war es nur dank dieses Einsatzes bisher möglich, trotz mancher widriger Umstände die gestellten Aufgaben zu lösen.

b. Aktionen im Ausland.

Die im Ausland gesammelten Erfahrungen sind natürlich von Land zu Land verschieden. Es würde aber zu weit führen, auf die einzelnen Länder einzutreten, so dass wir uns auf einige allgemeine Erfahrungen, beschränken wollen.

An erster Stelle darf wohl erwähnt werden, dass der ganze Erfolg oder Misserfolg der Hilfsaktion von den Personen abhängt, die wir mit unsern Sendungen ins Ausland schicken. Von ihrer Geschicklichkeit und Ausdauer, von ihrem Verständnis für das Land und seine Mentalität, vor allem aber von ihrer Charakterstärke hängt es ab, was aus den Mitteln wird, die das Schweizervolk zur Verfügung stellte. Von ganz besonderer Nützlichkeit erwies es sich, in allen Ländern mit einer Hilfstätigkeit von einiger Bedeutung, sowie für gewisse Länder auch in einzelnen Landesteilen, Delegierte eingesetzt zu haben, welche den Überblick besitzen und nach
allen Seiten die nötigen Verbindungen pflegen können, um die leitenden Organe in der Heimat stets auf dem laufenden zu halten, und für die Hilfsaktionen alle Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Wir dürfen sagen, dass die Personen, die im Namen der Schweizer Spende ins Ausland geschickt wurden, trotz all den schwierigen Umständen, unter denen sie ihre Arbeit ausführten, nur in seltenen Fällen enttäuscht haben.

Am besten hat es sich bewährt, wenig Personal hinauszuschicken, dieses aber so zu wählen, dass es wirklich jeder Belastung standhält. Unerfahrene Leute, die lediglich gerne etwas erleben möchten, gehören nicht in eine verantwortungsschwere Arbeit in Notgebieten. Besondere Interessen in dem betreffenden Land oder politische Sympathien für das geltende Regime erleichtern im allgemeinen die Arbeit nicht. Der Krieg hat überall den Nationalismus gefördert und die Bevölkerung ist deshalb gegen alle Fremden äusserst empfindlich. Nur wirkliches Können und stille Pflichterfüllung schaffen die nötige Achtung, die eine maximale Auswertung unserer Sendungen garantiert.

Da die Lebensbedingungen meist äusserst streng sind, erwies sich die materielle und geistige Betreuung des Personals von der Schweiz her als von grösster Bedeutung, ebenso eine genügende Ablösung.

In gewissen Ländern besteht gegen Hilfsorganisationen ein berechtigtes Misstrauen, denn nicht selten verstecken sich dahinter1 geschäftliche Interessen und politische Berechnungen. Dagegen konnten wir mit Befriedigung fest-

1281 stellen, dass die Hilfe aus der Schweiz ganz besonders geschätzt wird. In verschiedenen Landern besteht die Tendenz, die ausländische Hilfe durch ein nationales Organ zusammenzufassen. Die Schweizer Spende steht mit diesen Organen und, wo solche fehlen, mit den interessierten Ministerien in einem engen Kontakt, um ihre Anstrengungen mit denen der offiziellen Stelle des Landes zu koordinieren. Die Koordination der Hilfe mit den Hilfsorganisationen anderer Lander und internationalen Hilfsorganisationen erfolgt ebenfalls über diese Stellen oder dann aber direkt mit den betreffenden Organisationen.

Eine Zeitlang bestand bei den Auslandschweizern der Eindruck, dass sie von der Schweizer Spende vermehrt berücksichtigt werden sollten. Es gelang dann aber, verständlich zu machen, dass sich andere schweizerische Einrichtungen der Auslandschweizer annehmen und die Schweizer Spende keine besonderen Aktionen für die Auslandschweizer unternehmen kann. Da indessen die Bedürftigen nie nach Nationalität ausgewählt werden, konnten in vielen Fällen auch Schweizer an der Hilfe teilnehmen. Ausserdem suchte die Schweizer Spende überall den Kontakt mit den Auslandschweizerkolonien, und zahlreiche Auslandschweizer helfen bei der Durchführung der Hilfsaktion mit.

Im Gegensatz zu verschiedenen ausländischen Hilfsorganisationen übergibt die Schweizer Spende ihre Sendungen nicht an ausländische Behörden oder Hilfsorganisationen, ohne zu kontrollieren, was weiter mit ihnen geschieht.

Wir haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass nur bei einer strikten Überwachung vermieden werden kann, dass die Waren ihrem Zweck entfremdet werden. Die Auswahl der Begünstigten nach rein humanitären Gesichtspunkten ist eben in den noch oft von innern Kämpfen durchtobten Ländern und bei einer Moral, die unter dem Krieg und unter der Besetzung sehr gelitten hat, nicht so selbstverständlich, wie man hoffen möchte. Vor allem muss dort, wo aus irgendeinem Grunde nicht eine schweizerische Equipe die Ware direkt an die Bedürftigen abgeben kann, darauf geachtet werden, dass sich nicht eine andere Stelle das Verdienst dieser Spende anmasst.

In eine ähnliche Richtung wie solche Kontrollmassnahmen weisen die Massnahmen zur Verhinderung des Schwarzhandels mit Waren der Schweizer Spende. Es sind diese Massnahmen nicht nur nötig, weil wir gegenüber
den Spendern die Verantwortung für eine Verteilung an die Bedürftigsten tragen, sondern sie lohnen sich auch im Hinblick auf die Achtung, welche ein Hilfswerk gewinnt, dem es gelingt, Missbräuche zu vermeiden. An Massnahmen gegen den Schwarzhandel mögen als Beispiele aufgeführt werden: Die essfertige Abgabe von Lebensmitteln, Gewichts- und Gesundheitskontrolle, das Verlangen von Quittungen bei wertvolleren Gegenständen und die Kontrolle nach einiger Zeit, ob die verteilten Waren, wenn es sich um Gebrauchsgüter handelt, noch vorhanden sind. Die beste Garantie gegen Schwarzhandel aber ist, dass die Bedachten die Waren derart nötig haben, dass sie es sich nicht leisten können, sich ihrer gegen Entgelt zu entäussern. Verschiedenen Gerüchten, dass mit Waren der Schweizer Spende Schwarzhandel getrieben werde, wurde nachgegangen. Sie haben aber keine Bestätigung finden können. Irgendwelche nennenswerte Fälle von Schwarzhandel mit Waren der Schweizer Spende sind unseres Wissens nicht vorgekommen.

Wir haben immer wieder gesehen, wie Ausländer und vor allem auch unsere Auslandschweizer es nicht verstehen können, dass sich so vielerlei schweizerische Hilfsorganisationen nebeneinander im Ausland betätigen wollen, dass es also nicht möglich ist, eine einheitliche schweizerische Leistung zu erzielen und im Bewusstsein der Begünstigten die Schweiz als Trägerin des Hilfsgedankens erscheinen zu lassen, sondern dass einzelne Gruppen besondere Dankbarkeit ernten möchten. Eine gewisse Konkurrenz, wo es doch nur ein einziges Ziel geben sollte, macht in der Tat bisweilen einen peinlichen Eindruck. Da die Schweizer Spende indessen kein Monopol für Hilfsaktionen Bundesblatt. 98. Jahrg. Bd. II.

85

1282 hat, bleibt ihr in der Regel nichts anderes übrig, als immer wieder an das Verständnis für Koordination und geschlossenes Auftreten im Ausland zu appellieren und dazu praktisch Hand zu bieten. Einzig dort, wo die Behörden, z. B.

die Besetzungsmächte, nur mit einer einzigen Organisation verhandeln wollen, ergibt sich auf natürliche Weise eine straffe Zusammenfassung durch die Schweizer Spende.

Die gleichen Kreise im Ausland finden es oft bedauerlich, dass die schweizerischen Leistungen nicht propagandistisch besser ausgenutzt werden, und dass dadurch die Schweiz gegenüber andern, die solches viel besser verstünden, ins Hintertreffen gerate, obwohl sie ebensoviel oder noch mehr tue. Nun ist es allerdings richtig, dass Bescheidenheit gewiss nicht immer am Platze ist, und dass es der Hilfe keinen Abbruch tut, wenn sie der Öffentlichkeit des betreffenden Landes in richtiger Weise bekannt wird. Aber wir dürfen umgekehrt nicht etwa unsere Hilfsaktion nach den Bedürfnissen der Propaganda richten. So verzichten wir z. B. auf grosse Lastwagenkolonnen mit besonderer Aufmachung oder komplette Ausstattungen, bei denen alles mitgebracht wird und nichts von dem betreffenden Lande bezogen zu werden braucht, denn die unscheinbaren Eisenbahntransporte sind billiger, und man kann entsprechend mehr liefern, und dasselbe gilt, wenn man lediglich das zu ergänzen sucht, was im Lande selbst fehlt.

Es wird ganz besonders geschätzt, wenn man den einheimischen Organisationen grosses Vertrauen entgegenbringt und sie soviel wie möglich zur Mitarbeit heranzieht. Das schweizerische wie das ausländische Personal lernen auf diese Weise von einander, und es entstehen persönliche Beziehungen, die der Hilfe an sich, aber auch der Freundschaft unter den Völkern, in hohem Masse zugute kommen. Es ist auch ein Gebot der Voraussicht, die ausländischen Organisationen in die Hilfsarbeit einzuführen, denn wenn einmal diese aus Mangel an Mitteln nicht mehr fortgeführt werden kann, sollen, wenn sie noch nötig sind, die Hilfswerke durch einheimische Organisationen übernommen werden. Gerade dieser Überführung in einheimische Werke und der Anregung eigener Hilfswerke durch das Beispiel unserer Aktionen kommt eine das Materielle der Hilfe weit überragende Bedeutung zu.

c. Aktionen im Inland.

Hospitalisierungsaktion für T u b e r k u l
o s e : Da es schien, dass die Schweizerische Vereinigung gegen die Tuberkulose über die nötigen Erfahrungen verfüge, wurde ihr die Organisation der Aktion überlassen, doch zeigte es sich, dass ihr Apparat nicht ausreichte, so dass die Zentralstelle der Schweizer Spende als die Aktion bereits im Gang war, nach und nach die ganze Arbeit übernehmen musste unter Ausbau ihrer Abteilung Hospitalisierung. Dieser Ausbau ist, u. a. durch Verstärkung der Geschäftsstellen in den einzelnen Höhenstationen, unterdessen erfolgt.

Es ist richtig, dass in einzelnen Fällen die materielle, die ärztliche und die geistige Betreuung der Patienten ungenügend war. Dies lässt sich zurückführen auf die bei einer solch grossen und einzigartigen Aktion fast nicht anders zu erwartenden Anfangsschwierigkeiten und auf die verglichen mit andern Tuberkulosenhospitalisierungen ungünstigeren Voraussetzungen, sodann aber auch darauf, dass gewisse Hoteliers, Ärzte, aber auch Organe der Zentralstelle der Schweizer Spende ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren.

Auf die Anfangsschwierigkeiten wollen wir hier nicht eingehen, nachdem die Aktion bereits drei Vierteljahre läuft. Dagegen ist es zur Beurteilung ausserordentlich wichtig, die Gegebenheiten zu kennen, unter denen sich die Aktion abspielt.

Man hatte sich einerseits entschlossen, die für die Unterbringung geeigneten Häuser nicht in Regie zu nehmen. Man fasste diesen Entschluss, ein-

1283 mal, weil man dadurch, den Apparat der Schweizer Spende nicht übermässig vergrössern musste, und sodann, weil es sehr schwierig gewesen wäre, bei der gespannten Lage des Arbeitsmarktes Personal aufzutreiben, das mit den Verhältnissen vertraut ist.

Neben dem Umstand, dass die Schweizer Spende keinen direkten Einfluss auf die Betreuung der Patienten ausüben, sondern sich lediglich auf die Einhaltung der mit den Hotels und Ärzten abgeschlossenen Verträge berufen kann, wirkt erschwerend, dass es wegen deren Überfüllung nicht möglich war, nur eigentliche Sanatorien zu benützen, sondern dass ausserdem für die Hospitalisierung geeignete Hotels herangezogen werden mussten. Was sich für den Sanatoriumsbetrieb eignet, ist umstritten. Immerhin dürfen wir darauf hinweisen, dass der Präsident der Schweizerischen Vereinigung gegen Tuberkulose die Hotels ausgewählt hat. Durch eine weniger zweckmässige Anordnung und Ausgestaltung der Räume treten Erschwerungen auf, die in einem Zweckbau nicht vorhanden sind, und die durch keine Aufwendungen ganz behoben werden können. Auf der andern Seite wirkt auf die Patienten die freie Atmosphäre eines Hotels wohltuend, ein Umstand, dessen psychologische Bedeutung für Leute, die während Jahren in Konzentrationslagern oder andern Zwangsverhältnissen des Krieges gelebt haben, nicht unterschätzt werden darf.

Damit kommen wir zu dem wichtigen Punkt der psychologischen Verfassung der Patienten der Schweizer Spende. Ihre Ausgangslage ist eine ganz andere als bei schweizerischen Patienten, die in unsern normalen Verhältnissen gelebt haben. Zahlreich sind unter jenen die asozialen Elemente, die sich jeder Disziplin zu entziehen suchen, wie sie nun einmal ein Kurbetrieb erfordert. Auch an die moralische Haltung dieser vom Krieg Gezeichneten dürfen nicht die gleichen Maßstäbe angelegt werden. Daneben freilich gibt es prachtvolle, -durch den Krieg und die Krankheit geläuterte Menschen unter den Patienten. Um so mehr muss man sich vor Verallgemeinerungen hüten und vor vorschnellen Schlüssen bewahren.

Nur in wenigen Fällen konnten zu den ortsansässigen Ärzten zusätzliche Lungenärzte herangezogen werden. Man musste somit auf die vorhandenen Ärzte abstellen, für die die Übernahme der Schweizer-Spende-Patienten eine ausserordentliche Mehrbelastung bildete. Es war ihnen vor allem während
der Hochsaison im Winter beim besten Willen nicht möglich, sich im gewünschten Umfange der Patienten anzunehmen. Die ursprünglichen Ansätze für die Entschädigungen der Ärzte erwiesen sich in mehreren Fällen als zu hoch und wurden in der Folge auf ein vernünftiges Mass reduziert. Des weitern erwies es sich als unglückliche Lösung, die Ärzte in einem Anstellungsverhältnis zum Hotelier stehen zu haben, da ein Sanatoriumsbetrieb sich den ärztlichen Anforderungen unterziehen muss. Durch direkte Verträge zwischen den Ärzten und der Schweizer Spende wurde deren Stellung gegenüber den Hoteliers ins richtige Verhältnis gerückt. Aus ähnlichen Überlegungen wird auch die Loslösung des übrigen Pflegepersonals vom wirtschaftlichen Betrieb geprüft werden müssen. Sehr günstig wirkte sich in allen ärztlichen Fragen die Arbeit der Ende Februar bestellten Ärztekommission aus.

Es geht wohl nicht an, den Hoteliers generell vorzuwerfen, dass sie aus der Schweizer-Spende-Aktion grosse Gewinne zu schlagen versucht hätten.

Indessen wurde zweifellos in gewissen Fällen zu sehr gespart und nicht dasjenige geliefert, was den Pensionspreisen entsprochen hätte. Man kann den Hoteliers zugute halten, dass sie mit dem Sanatoriumsbetrieb nicht vertraut waren und deshalb vielleicht am Anfang etwas vorsichtig rechneten. Die Schweizer Spende hat verschiedene Kontrollen durchgeführt und Mißstände behoben. In besonders stossenden Fällen hat die Schweizer Spende erreicht, dass die wirtschaftliche Leitung oder der Küchenchef ersetzt wird. Ein Ver-

1284 gleich der als zu hoch bezeichneten Pensionspreise mit denjenigen von Volksheilstätten ist nur bedingt möglich. Die nötigen baulichen Anpassungen an Sanatoriumsbetrieb und die vorauszusehende Umstellung nach Abschluss der Aktion auf Sportbetrieb, die weniger zweckmässigen Einrichtungen, der Umstand, dass man einem Hotel nicht wie einem öffentlichen Betrieb zumuten kann, Defizite auf sich zu nehmen, die grössern Erfahrungen der Volksheilstätten und ihre eingespielten Beziehungen sowie die Schwierigkeiten, billige Arbeitskräfte zu erhalten, wirken sich auf die Preise aus. Die Einteilung der Hotels in die verschiedenen Preiskategorien erfolgte übrigens durch die eidgenössische Preiskontrollstelle.

Die geistige Betreuung der Patienten ist um so wertvoller, als sie von grossem Einfluss auf den Heilerfolg ist. Zahlreiche Hoteliers und Ärzte geben sich in dieser Hinsicht viel Mühe, und ihre Massnahmen zeugen von grossem Einfühlungsvermögen in die Patienten. Wo dies weniger der Fall ist, wirken Fürsorgerinnen der Schweizer Spende. Sehr wichtig ist, dass keine Nationalität bevorzugt und überhaupt grosses psychologisches Geschick gegenüber gewissen nationalen Empfindlichkeiten und Rücksicht auf nationale Eigenheiten an den Tag gelegt wird.

Wenn den Organen der Schweizer Spende ein Vorwurf gemacht werden kann, so ist es vor allem der, dass sie bzw. die Schweizerische Vereinigung gegen die Tuberkulose der Meinung waren, dass sich manches von selbst regle, während die genaue Umschreibung der Pflichten aller Beteiligten von grosser Wichtigkeit ist. Ferner wurde zu spät eine ständige fachmännische Kontrolle eingeführt, die dem Umstand Rechnung trägt, dass die Patienten nicht wie im Privatbetrieb aus freiem Entschluss ihren Platz wechseln können, also die Konkurrenz kein Ansporn für die Interessierten ist, ein Maximum zu bieten, sondern stets an ihr Verantwortungsbewusstsein appelliert und jür die Einhaltung der Verträge gesorgt werden muss.

Obwohl noch kein abschliessendes Urteil möglich ist, darf der Heilerfolg und damit der Erfolg der Aktion überhaupt, als befriedigend bezeichnet werden.

Allerdings zeigen die Erfahrungen, dass bei der Auswahl der Patienten noch mehr Vorsicht nötig ist, indem keine Schwerkranken in die Schweiz geschickt werden sollten und ebenso nicht solch leichte Fälle, für die kaum
eine eigentliche Lungenkur erforderlich ist. Hier muss das Zusammenspiel mit den die Auswahl besorgenden ausländischen Organisationen noch verbessert werden.

Die übrigen Hospitalisierungsaktionen im Inland -- es handelt sich vor allem um die Hospitalisierung prätuberkuloser Kinder durch das Schweizerische Rote Kreuz, Kinderhilfe, -- wurden vertrauenswürdigen schweizerischen Hilfsorganisationen überlassen, bei denen sich keine detaillierte Kontrolle aufzudrängen schien. Es ist in den Verhältnissen begründet, dass bei diesen Aktionen ähnliche Schwierigkeiten wie bei der Hospitalisierung von tuberkulösen Erwachsenen auftraten. Die Schweizer Spende kann hier, abgesehen von der schon bisher gehandhabten rechnerischen Kontrolle, vor allem den Meinungs- und Erfahrungsaustausch fördern, die materielle Verantwortung darf aber nicht verwischt werden, sondern muss bei den betreffenden Hilfsorganisationen bleiben. Was den Heilerfolg anbetrifft, darf man erfreulicherweise ebenfalls zum Schlüsse kommen, dass sich diese Aktionen lohnen.

Allgemeine Bemerkungen : Die bisherigen Hospitalisierungsaktionen haben gewisse Erfahrungen gezeitigt, die noch während der Aktion selbst ausgewertet wurden. Es hat sich gezeigt, dass die Hospitalisierung im Inland eine wenn auch etwas teure, so doch sehr wertvolle Hilfe, vor allem bei der Bekämpfung der Tuberkulose, darstellt. Weniger Improvisation in der Vorbereitung, grössere Sorgfalt bei der Auswahl des Personals und die Bevorzugung

1285 kleinerer' Betriebe drängen sich bei eventuell neuen Aktionen auf. Da mit dem aus dem Ausland herbeigezogenen Personal im allgemeinen keine guten Erfahrungen gemacht wurden und schweizerisches Personal zur Zeit nur beschränkt vorhanden ist, aber auch weil die geeigneten Gebäude seltener sind als man annehmen konnte, wird die Hilfstätigkeit im Inland wohl ein relativ kleiner Teil der gesamten Hilfstätigkeit bleiben müssen.

Bern, den 12. August 1946.

6793

Für die Zentralstelle der Schweizer Spende:

Für den Arbeitsausschuss der Schweizer Spende:

R. Olgiati.

Wetter.

1286

N (Beilage.)

Nationales Komitee der Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten.

Die mit einem * versehenen Mitglieder gehören dem Arbeitsausschuss an.

Präsident: *Herr Dr. E. Wetter, alt Bundesrat, Zürich.

Vizepräsidenten : *Sig. Prof. G. Calgari, Presidente della Nuova Società Elvetica, Locamo; Herr Dr. Th. Holenstein, Nationalrat, St. Gallen; *Herr Dr. Emil Klöti, Ständerat, Zürich; *M. Adrien Lachenal, Conseiller national, Conseiller d'Etat, Président du Bureau international d'éducation, Genève; *M. F. Fauquex, député au Conseil des Etats, Conseiller d'Etat, Riex; Herr Dr. F. T. Wahlen, Ständerat, Delegierter des Bundesrates für Mehranbau, Zürich.

Mitglieder: Herr U. Aebi, Präsident der Schweizerischen Hilfsaktion für kriegsnotleidende Studenten, Zürich; *M. le Prof. Pierre Aeby, Conseiller national, Fribourg; Herr Prof. Bachmann, Präsident des Verwaltungsrates der Schweizerischen Nationalbank, Winterthur ; Frau Beck-Meyenberger, Zentralpräsidentin des katholischen Frauenbundes, Sursee ; Herr Pfarrer Bernouilli, Präsident des Schweizerischen Verbandes für innere Mission und evangelische Liebestätigkeit, Greifensee; Herr Prof. Dr. Paul Boesch, Präsident des Schweizerischen Lehrer Vereins, Zürich ; M. Antoine Borei, Président de la Chambre Suisse du Cinéma, Marin/Neuchâtel ; Herr Robert Bratschi, Nationalrat, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Bern; M. Gaston Bridel, Président de l'Association de la Presse Suisse, Genève; Herr Dr. R. Briner, Regierungsrat, Präsident der Schweizerischen Vereinigung Pro Infirmis, Zürich; *M. le Col.-Div. G. Combe, Sous-Chef d'Etat-Major, Département militaire fédéral, Berne ; Herr Dr. R. Cottier, Direktor des eidgenössischen Amtes für Verkehr, Bern; Herr G. Duttweiler, Nationalrat, Rüschlikon; Herr Dr. H. Fehlmann, Präsident des Verbandes schweizerischer Versicherungsgesellschaften, Winterthur ; *Herr Dr. Feisst, Chef des Kriegs-Ernährungs-Amtes, Bern;

1287 M. Ernest Fischer, ancien Conseiller d'Etat, Lausanne; Herr Flückiger, Präsident des Landesverbandes freier Schweizerarbeiter, Solothurn ; Herr Ignaz Fürst, Präsident des Schweizerischen katholischen Lehrervereins, Trimbach (Solothurn); *Herr Gmür, Präsident des Ausschusses für Wiederaufbau des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks, Bern ; Herr Dr. P. Gysler, Nationalrat, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Zürich; *M. Ed. de Haller, Délégué du Conseil fédéral aux OEuvres d'entr'aide internationale, Berne; Frau Dr. Haemmerli-Schindler, Präsidentin des Schweizerischen zivilen Frauenhilfsdienstes, Zürich ; Herr Dr. W. Hofmann-Hess, Präsident der Vereinigung des Schweizerischen Import- und Grosshandels, Basel; Herr Dr. Johannes Huber, Nationalrat, Präsident des Verbandes Schweizerischer Konsumvereine, St. Gallen; Herr Prof. Dr. h. c. Max Huber, Mitglied und ehemaliger Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Genf; Herr Prof. Hug, Präsident der Rektor'enkonferenz, St. Gallen; Herr A. Iten, Ständerat, Präsident des Schweizerischen Detaillistenverbandes, Zug; Mme A. Jeannet-Nicolet, Présidente de l'Alliance des Sociétés féminines suisses, Lausanne ; M. le Dr. Charles Junod, Président de la Société pédagogique de la Suisse romande, Delémont; Frau R. Kaegi-Fuchsmann, Schweizerisches Arbeiterhilfswerk, Zürich; Herr Peter Keckeis, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Studentenschaften, Zürich; Herr Prof. Adolf Keller, Generalsekretär der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen, Genf; Herr Prof. Paul Keller, Delegierter für Handelsverträge, Handelsabteilung, Bern; Herr Pfarrer Dr. A. Koechlin, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Basel ; Herr Dr. Adolf Küry, Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz, Bern; *Herr Dr. E. Landolt, Stadtrat, Präsident der Landeskonferenz für soziale Arbeit, Zürich ; Herr Robert La Röche, Präsident der Schweizerischen Bankier Vereinigung, Basel; Herr Prof. Ernst Laur, Ständiger Delegierter des Schweizerischen Bauernverbandes, Präsident ad int. des internationalen Verbandes der Landwirtschaft, Brugg; Herr Bernhard Marty, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Angestelltenverbände, Zürich; Herr Dr. Wilhelm Meile, Präsident der Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen, Bern; *Frau
A. H. Mercier-Jenny, Präsidentin des Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenvereins, Glarus ; Herr Dr. J. von Muralt, Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes, Zürich; Herr Dr. h. e. Alois Muri, Direktor des Weltpostvereinsamtes, Bern; Herr Dr. Nägeli, Stadtammann, Präsident des Schweizerischen Städteverbandes, St, Gallen;

1288 Sig. Dott. h. c. Ing. A. Nizzola, Lugano ; M. Albert Picot, Conseiller national, Conseiller d'Etat, Genève; M. F. Porchet, Président de l'Union Suisse des Paysans, Lausanne; *Herr Dr. Reinhardt, Direktor der eidgenössischen Finanzverwaltung, Bern; M. G. Rigassi, Président du Conseil d'administration de l'Agence télégraphique suisse, Lausanne; Herr Prof. Arthur Rohn, Präsident des Schweizerischen Schulrates, Zürich; Herr Dr. Karl Sartorius, Präsident des Schweizerischen Zeitungsverlegerverbandes, Basel; *Herr Direktor Saxer, Chef des Kriegs-Fürsorge-Amtes, Bern; Herr Enst Hunziker, Generalsekretär des Schweizerischen Samariterbundes, Ölten; Herr J. Scherrer, Nationalrat, Präsident des Christlichsozialen Arbeiterbundes der Schweiz, St. Gallen; Herr Dr. A. Schmid, Nationalrat, Oberentfelden; *Herr Direktor Speiser, Nationalrat, Chef des Kriegs-industrie- und -ArbeitsAmtes, Bern; Herr Prof. Spoerri, Präsident des Gotthardbundes, Zürich; Mgr. von Streng, Bischof von Basel und Lugano, Solothurn; Herr Minister Dr. Hans Sulzer, Präsident des Schweizerischen Handels- und Industrie Vereins, Winterthur; M. M. Troillet, Conseiller aux Etats, Conseiller d'Etat, Sion; *Herr Dr. Vollenweider, Direktor des eidgenössischen Gesundheitsamtes, Bern; Herr G. Wenk, Ständerat, Regierungsrat, Basel ; Herr Dr. Carl Wick, Nationalrat, Präsident des Schweizerischen Caritasverbandes, Luzern; Herr Oberstkorpskommandant U. Wille, Präsident der Stiftungskommission der Schweizer Stiftung Pro Juventute, Zürich; *Frau Dr. h. c. Züblin-Spiller, Präsidentin des Schweizerischen Verbandes Volksdienst, Zürich; Herr Dr. Robert Zumbühl, Präsident des Schweizerischen Landesverbandes für Leibesübungen, Zürich.

KX*-

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Schweizer Spende. (Vom 19.

August 1946.)

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1946

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2

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18

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5090

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

29.08.1946

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1246-1288

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