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5095 Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines PTT-Gebäudes in Arosa.

(Vom 30. August 1946.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Wir beehren uns, Ihnen anmit das Geschäft über die Erstellung eines PTT-Gebäudes in Arosa zur Genehmigung vorzulegen und geben Ihnen, bevor wir zur Begründung deb Bauvorhabens näher auf die Entwicklung des örtlichen Post- und Telephonverkehrs eingehen, einen kurzen Überblick über die Entstehung und den raschen Aufschwung dieses Kurortes.

Gegen Ende der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts wohnten im hintersten Teil des abseits von jedem Verkehr gelegenen Schanfiggertales nur einige Bergbauern. Noch im Jahre 1888 zählte die ortsansässige Bevölkerung bloss 88 Seelen in 24 Haushaltungen.

Zu jener Zeit entstanden die ersten Gasthauser. Ihre Zahl nahm rasch zu, als im Jahre 1890 die Poststrasse von Langwies her gebaut wurde. Arosa erlebte seinen ersten grossen Aufschwung, der sich bis zum Kriegsausbruch im Jahre 1914 geradezu sprunghaft fortsetzte. Von der neuen Chur-ArosaBahn, die im Dezember 1914 eröffnet wurde, erwartete man eine weitere Steigerung des Fremdenzustroms und des Verkehrs. Infolge der Kriegsereignisse blieben diese Erwartungen einstweilen unerfüllt. Im darauffolgenden Jahrzehnt entstanden aber zahlreiche Hotels, Pensionen, Sanatorien, Geschäfts- und Privatbautea, obschon der Kurbetrieb damals noch ausschliesslich auf den Sommer eingestellt war. Der immer mehr aufkommende Wintersport brachte in den folgenden Jahren einen neuen Aufschwung und machte aus dem Dorfe Arosa bald einen stark besuchten, international berühmten Winterkurort, der von den Städten im Unterland aus verhältnismässig rasch erreichbar ist.

Der zweite Weltkrieg hatte einen erheblichen Eückgang des Fremdenverkehrs zur Folge, doch ist die Zahl der Gaste inzwischen wiederum angestiegen. Gegenwärtig deuten alle Anzeichen darauf hin, dass diese Entwicklung anhalten und Arosa immer mehr zu den wichtigsten Fremdenplätzen und Wintersportgebieten der Schweiz gehören wird.

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Der aussergewöhnlichen. Entwicklung des Ortes entsprechend hat auch der Post- und Telephonverkehr in Arosa seit Anfang des Jahrhunderts gewaltig zugenommen.

Die folgenden statistischen Angaben vermögen hierüber am besten Aufschluss zu geben: 1900

1910

1920

1930

1940

1945

Uneingeschriebene Kiemsendungen

Aufgabe 188 000 388 000 570 884 1 137 700 630 700 833 400 Zustellung 1 877 9001 125 6001 417 300

Pakete

Aufgabe Zustellung

Briefnachnahmen Geldeinzahlungen WertzeichenVerkauf Fr.

Aufgabe

11540 17000 54380 66185 30460 44640 102 022 174 804 572

721

47409 78062 93403 147 275

3392

2895

2461

4542

5720 11200 31407

67419

58804

81739

27600 46850 58868 311 832 136 969 204 385

In Arosa bestand schon im Jahre 1850 eine Postablage. Im Jahre 1889 wurde in Innerarosa eine zweite Ablage eröffnet. Wenig später trug man sich mit dem Gedanken, die beiden Ablagen zusammenzulegen. Die Gemeinde erhob aber hiegegen Einspruch, worauf beide Poststellen bis auf den heutigen Tag bestehen blieben.

Nach der Bahneröffnung im Ja hre 1914 wurde bereits der Wunsch geäussert, es möchte in der Nahe des Bahnhofes am Obersee, wo damals nur wenige Häuser standen, ein drittes Postbureau errichtet werden. Die Postverwaltung konnte einstweilen nicht entgegenkommen. Die Sache kam aber nicht zur Euhe, weshalb die Verwaltung sich entschloss, das Hauptpostamt beim Bahnhof einzurichten. Bemühungen zur Miete von entsprechenden Lokalitäten führten bald zum Erfolg. Nahe beim Bahnhof entstand ein neues Hotel, in dessen Erdgeschoss die Hauptpost im Jahre 1928 untergebracht wurde.

Der Mietvertrag für diese Lokale ist nun von der Vermieterin nach Ablauf der festen Dauer auf 2 Jahre gekündigt worden. Die Bemühungen der Verwaltung, die Kündigung ruckgängig zu machen oder hinauszuschieben, blieben leider erfolglos. Die Post muss daher die Bäume des gegenwärtigen Hauptamtes Ende September 1947 verlassen und ist gezwungen, einen Neubau zu erstellen, da es heute ausgeschlossen ist, anderswo passende Lokale zu mieten.

Die Wiederherstellung des frühem Zustandes, d. h. die Aufhebung des Postamtes beim Bahnhof und die Verlegung des gesamten Postdienstes in das

13 Bureau im Dorf kann nicht in Frage kommen, weil diese Bäume viel zu klein wären, um auch noch den Zustelldienst aufzunehmen. Da übrigens auch die gegenwärtigen Telephonlokale in Arosa Dorf sich für den Einbau der neu vorgesehenen, automatischen Zentrale nicht eignen, ist es gegeben, die Post mit dem Telephon und Telegraphen unter ein Dach zu bringen.

Über die Entwicklung des Telephonverkehrs in Arosa dürften die nachstehenden Angaben ein anschauliches Bild vermitteln.

Nachrichten auf elektrischem Wege wurden von Arosa aus erst vom Jahre 1885 an und zwar zuerst nur telegraphisch übermittelt.

Elf Jahre spater, im Jahre 1896, wurde in Arosa ein Telephonnetz mit anfänglich 25 Teilnehmern eröffnet. Das Personal des Postbureaus bediente den daselbst aufgestellten Urnschalteschrank. Pur den Fernverkehr stand anfänglich eine einzige Leitung mit der Zentrale Chur zur Verfügung.

Im Jahre 1906 wurde der Telephonbetrieb vom Postdienst abgetrennt und in den ersten Stock des gegenwärtigen Posthauses Arosa Dorf verlegt, wo die Zentrale unter ständigen Erweiterungen nun bereits 40 Jahre lang untergebracht ist.

Der Telephonbetrieb nahm in Arosa besonders stark zu, als dieser Ort sich von der Heilstätte immer mehr zum Wintersportplatz zu entwickeln begann. Die nachstehenden Verkehrszahlen zeigen dies augenfällig: Gespräche Teilnehmer

Jahr

Sprechstellen Ortsverkehr

Fernverkehr

1

1896.

1900.

1910.

1920.

.

.

.

.

.

.

.

.

1930. . .

1940. . .

1945. . .

25 36

103

236 448 469 568

25 37 137 335 928 889 1269

2870 17500

;

'

90 934 207 699 487 372 316 997 459 155

4085 10816 31624

147 '588 402 460 406 910 744 869

Um den besonders im Winter aussergewöhnlich starken Hauptstundenverkehr bewältigen zu können, mussten die Zentralenausrüstungen ständig erweitert und weitgehend modernisiert werden. Ebenso mussten die Fernleitungen derart vermehrt werden, dass der oberirdische Leitungsstrang durch das Schanfigg nun nicht mehr weiter ausgebaut werden kann. Da dieser zudem häufigen Störungen unterworfen ist, wird gegenwartig von Chur nach Arosa ein Bezirkskabel ausgelegt und damit die Grundlage zur Automatisierung der Zentrale Arosa geschaffen. Die Wichtigkeit der künftigen automatischen Anlage des Kurorts, deren Wert im Erstausbau über l Million Franken beträgt, lässt es als unerlässlich erscheinen, die neue Zentrale in einem verwaltungseigenen Gebäude unterzubringen.

Der Bauplatz für das neue PTT-Gebäude ist bereits vorsorglich erworben worden. Die Suche nach einem passenden Areal bereitete allerdings etwelche

14 Schwierigkeiten, indem es wegen der besondern topographischen Ve rhältnisse und der sehr intensiven Überbauung längs der Hauptstrasse sozusagen unmöglich war, an einer für den Verkehr gut zugänglichen Stelle ein für die Zwecke der Verwaltung geeignetes Grundstück zu finden. Als einziger hiefür in Betracht fallender Platz blieb schliesslich eine Liegenschaft direkt am Oberseeplatz, deren Lage als ausserordentlich günstig bezeichnet werden darf. Das neue PTT-Gebäude wird nicht weit vom bisherigen Hauptpostamt entfernt, immerhin aber etwas näher beim eigentlichen Dorfkern zur Aufstellung kommen, so dass es möglich sein wird, die bisherige Aufgabestelle in diesem Dorfteil eingehen zu lassen.

Die Direktion der eidgenössischen Bauten hat im Benehmen mit den Organen der PTT-Verwaltung für das neue PTT-Gebäude in Arosa ein Projekt erstellt, das bei einer überbauten Fläche von ca. 450 m2 für den Hauptbau und ca.

800 m2 für den Eemisenanbau folgende Einteilung der Eäumlichkeiten vorsieht : Keller: Akkumulatoren- und Maschinenraum, Materialraum, Garderoben, Heizung, Waschküche und Wohnungskeller; Erdgeschoss: Postbureaux sowie Eemise für Paketraum, Magazine und Telephongarage ; 1. Stock: Telegraphenbureau und Telephonkabinen, Personalräume und Privatwohnung ; 2. Stock: Automatische Telephonzentrale, Techniker- und Monteurräume, Dienstwohnung für Hausmonteur.

Eür die nähern baulichen Details sei auf die Projektpläne verwiesen.

Die Baukosten sind auf Grund der heutigen Ansätze und unter Berücksichtigung einer etwelchen Verteuerung während der Dauer der Bauausführung mit Fr. l 200 000 veranschlagt. Eine allfällige weitere, wesentliche Verteuerung der Baupreise muss immerhin vorbehalten werden.

Gestützt auf die vorstehenden Ausführungen ersuchen wir Sie, den erforderlichen Kredit für die Erstellung eines PTT-Gebäudes in Arosa zu bewilligen und den nachstehenden Entwurf zu einem entsprechenden Bundesbeschluss gutheissen zu wollen.

Wir versichern Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 30. August 1946.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t :

Kobelt.

Der Bundeskanzler: Leimgrnber.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss über

die Erstellung eines PTT-Gebäudes in Arosa.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 30. August 1946, beschliesst :

Art. 1.

Für die Erstellung eines PTT-Gebäudes in Arosa wird ein Kredit von Fr. l 200 000 bewilligt.

Der Bundesrat wird ermächtigt, am vorgelegten Bauprojekt im Bahmen des bewilligten Kredites noch jene Änderungen anzubringen, die sich nachtraglich als notwendig erweisen.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemeinverbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Der Bundesrat ist mit dem Vollzug beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines PTTGebäudes in Arosa. (Vom 30. August 1946.)

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1946

Année Anno Band

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19

Cahier Numero Geschäftsnummer

5095

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

12.09.1946

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