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Schweizerische Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 6. Juni 1904 zur ordentlichen Sommersession zusammengetreten.

Im N a t i o n a l r a t wurde die Session durch Herrn Präsidenten Martin mit folgenden Worten eröffnet: Kaum sind einige Wochen seit der letzten Session verflossen und schon hat der Tod eine neue Lücke in unsere Reihen gerissen, indem er unseren Kollegen, Herrn Gschwind, hinwegraffte.

Derselbe starb am 28. April, gerade als er das 50. Altersjahr zurückgelegt hatte.

Stephan Gschwind wurde in seiner Heimatgemeinde Therwil geboren. Er besuchte die Schulen des Kantons Baselland und der Stadt Basel, machte seine Lehrzeit als Mechaniker durch, studierte am Polytechnikum in Zürich und hielt sich zu seiner weiteren Ausbildung in München und Trier auf.

Im Jahre 1875 in die Heimat zurückgekehrt, widmete er sich der Industrie und gründete in Oberwil eine mechanische Sägerei, welche sich unter seiner umsichtigen Leitung zu einer großen Parkettfabrik entwickelte.

Aber seine Haupttätigkeit lag auf dem sozialpolitischen Gebiete. Mitglied und Präsident des kantonalen Grütlivereins, wurde er im Jahre 1887 in den Landrat gewählt, dem er bis zu seinem Tode angehörte und dessen Präsidium ihm auch übertragen wurde.

Gschwind wurde bald eines der einflußreichsten Mitglieder dieser Behörde und kämpfte unentwegt auf ebenso praktische als uneigennützige Weise für die Besserstellung der arbeitenden Klasse.

Von der Idee durchdrungen, daß die Vergesellschaftung das richtige Mittel zur Herbeiführung einer radikalen Umgestaltung der sozialen Verhältnisse sei, suchte er die Reform des Grundbesitzrechtes durch die Gründung der Gesellschaft ,,Freiland" anzubahnen, gründete ferner in Birseck nicht nur eine Elektrizitätsgenossenschaft, sondern hauptsächlich auch eine Produktions- und Konsumgenossenschaft, in deren Dienst er seinen ganzen Unternehmungsgeist und sein Organisationstalent stellte, und zwar mit dem größten Erfolge.

872 Er war seit 1899 Mitglied des Nationalrates, wo wir ihn als gesinnungstüchtigen, für alle hohen Ideen und für alles, was er als gut und gerecht befunden, begeisterten Kollegen kennen gelernt und seiner frohmütigen, offenen Natur, seines liebenswürdigen und entgegenkommenden Wesens wegen geschätzt haben.

Und so wollen wir denn sein Andenken ehren und seiner Familie unsere Sympathie bezeugen. Ich lade Sie ein, sich zu diesem Zwecke von Ihren Sitzen zu erheben.

Auch im S t ä n d e r a t gedachte Herr Präsident Lachenal bei der Sessionseröffnung des verstorbenen Herrn Gschwind.

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aus den Verhandlungen des Bundesrates, (Vom

28. Mai 1904.)

Dem Kanton G r a u b ü n d e n wird an die Kosten für Entwässerungsarbeiten des Rutschgebietes bei der Pension Brunold in Inner-Arosa (Voranschlag Fr. 12,000) ein Bundesbeitrag von 40 °/o, im Maximum Fr. 4800 zugesichert.

(Vom 3. Juni 1904.)

Zum schweizerischen Konsul in Barcelona wird ernannt : Herr Friedrich G s c h w i n d aus Gottlieben.

Der taktische Kurs II für höhere Offiziere und Hauptleute der Besatzung von St. Maurice, der vom 27. Juni bis 12. Juli nächsthin stattfinden sollte, wird auf das nächste Jahr verschoben.

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Jahr

1904

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3

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23

Cahier Numero Geschäftsnummer

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08.06.1904

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871-872

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