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Bericht des

Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend den gegenwärtigen Stand der Befestigungsanlagen auf dem Gotthard.

(Vom 5. Dezember 1892.)

Tit.

Wir haben die Ehre, Ihnen im Nachfolgenden Bericht zu erstatten über den gegenwärtigen Stand der Befestigungsanlagen auf dem Gotthard und über die nothwendigen Ergänzungen derselben.

Bis zum 1. Januar 1892 haben Sie für die Befestigungsbauten am Gotthard im Ganzen einen Kredit von Fr. 9,020,000 bewilligt.

Dieser Gesammtkredi sollte sich folgendermaßen vertheilen : Airolo, Inbegriffen Verbindungstunnel mit Fr. 350,000 Fr. 3,020,000 Gotthardhospi ,, 300,000 Andermatt " 3,950,000 Oberalp ,, 750,000 Furka 1,000,000 Fr. 9,020,000 Hiezu bewilligten Sie in der Junisession dieses Jahres für die zu Fr. 264,000 devisirte Flankirgalleri bei Stueï einen ersten Kredit von

150,000

Summa

Fr. 9,170,000

Bundesblatt.

44. Jahrg. Bd. V.

49

750 Davon waren bis I.Januar 1892 verausgabt worden: Airolo Fr. 2,706,000 Gotthardhospiz ,, 98,000 Andermatt ,, 3,925,000 Oberalp ,, 505,000 Furka ,, 490,000 Verschiedenes ,, 163,000 Summa

Fr 7,887,000

Wir bemerken an dieser Stelle, daß in der vorstehenden Summe auch die Kosten derjenigen Munition Inbegriffen sind, welche für die Forts von Airolo und Andermatt zum großen Theil bereits beschafft worden war, und zwar im Betrage von Fr. 493,000.

Im Verlaufe der Arbeiten hat es sich herausgestellt, daß die Anlagen auf dem Gotthard mit den von Ihnen bewilligten Krediten nicht vollendet werden können. Das auf die bisherigen Erfahrungen gestutzte neue Programm der Befestigungskommission sah folgende Gesammtkosten vor : Airolo Fr. 3,460,000 Gotthardhospiz ,, 1,060,000 Andermatt ,, 5,185,000 Oberalp ,, 2,395,000 Furka ,, 1,303,000 Verschiedenes u n d Unvorhergesehenes . . . . ,, 484,000 Summa

Fr. 18,887,000

In dieser Gesammtsumme wären zudem noch nicht Inbegriffen die Befestigung zum Schutz von Gesehenen, die Wachthäuser auf den Nebenpässen Cavanna, Lucendro, Lohlen u. A., die Kasernen und Magaziüe in Andermatt und Göscheuen, die Vorräthe au Schanzzeug und Schanzmaterial, Heizmaterial, Oefen, Gebirgsausrüstung für die Truppen etc.

Abgesehen hievon würde die obige Gesammtkostensumme im Betrage von Fr. 13,887,000 gegenüber den von den Käthen bewilligten . . ,, 9,170,000 einen Nachtragskredit für die Vollendung der Gotthard befestigung erfordern im Betrage von . , . Fr. 4,717,000 Indessen betrachteten wir es als von vornherein ausgeschlossen, daß eine Summe von dieser Höhe für die Befestigung des Gotthard, über alle bisherigen Kreditbewilligungen hinaus, zur Zeit noch vt;r-

751 langt werden dürfe. Unser Militärdepartement hat auch nicht ermangelt, die Befestigungskommission von dieser Auffassung der Sachlage in Kenntniß zu setzen und sie aufzufordern, ihr Programm betreffend die Vollendung der Anlagen auf dem Gotthard wesentlich zu reduziren.

Die Befestigungskommission gelangte hierauf nach längeren Berathungen zu dem Ergebnisse, daß Angesichts der schwierigen Situation und Angesichts des bestimmten Begehrens des Militärdeparternents eine Reduktion im Gesammtbetrage von Fr. 2,500,000 zugestanden werden könne, wodurch der Gesammtbedarf von Fr. 13,887,000 auf Fr. 11,387,000 herabgesetzt würde.

Hienaeh gestaltete sich die Rechnung folgendermaßen : Gesammtbedarf Fr. 11,387,000 Bewilligte Kredite ,, 9,170,000 Nachtragskredit erforderlich oder vertheilt sich auf die einzelnen Positionen : Position.

Bewilligter Kredit.

Airolo incl. Stueï .

Gotthardhospiz . .

Andermatt .

Oberalp . . . .

Pui'ka Verschiedenes und Unvorhergesehenes

Fr. 3,170,000 ,, 300,000 ,, 3,950.000 ,, 750,000 ,, 1,000,000

Gesammterf ordern iß.

Fr. 2,217,000 Erforderlicher Nachtragskredit.

Fr. 3,460,000 Fr. 290,000 630,000 ,, 330,000 5,015,000 ,, 1,065,000 805,000 ,, 55,000 1,258,000 ,, 258,000

219,000

,,

219,000

Fr. 9,170,000 Fr. 11,387,000 Fr. 2,217,000 oder vertheilt auf die Arbeiten vor und nach dem 1. Januar 1892 : Vom 1. Januar Ausgegeben Gesammt1892 an noch zu bis 1. Januar erforderniß.

1892.

verausgaben.

Fr. 2,706,000 Fr. 3,460,000 Fr. 754,000 Airolo ,, 98,000 Gotthardhospiz .

,, 630,000 ,, 532,000 ,, 1,090,000 ,, 5,015,000 Andermatt . . .

,, 3,925,000 ,, 300,000 Oberalp . . . .

,, 505,000 ,, 805,000 ,, 768,000 Furka ,, 490,000 ,, 1,258,000 Verschiedenes und ,, 56,000 Unvorhergesehenes ,, 163,000 ,, 219,000

Position.

Fr. 7,887,000

Fr. 11,387,000

Fr. 3,500,000

752 Der reduzirte Voranschlag der Befestigungskommission beruht demnach (siehe die vorstehende Zusammenstellung) auf der Annahme, daß die absolut dringlichen und nöthigen Arbeiten, die nach dem 1. Januar dieses Jahres noch übrig blieben, sich auf eiueu Kostenbetrag von Fr. 3,500,000 belaufen, wofür noch ein Kredit von ¥r. 1,283,000 vorhanden und demnach ein Nachtragskredit von Fr. 2,217,000 nöthig ist.

Diese absolut nöthigen und dringlichen Vollendungsai-be.iten im Gesammtbetrage von Fr. 3,500,000 werden folgendermaßen spezifizirt: Airolo.

Vollendungsarbeiten am Fort Airolo Vermehrung der Munition im Fort Airolo . . .

Armirung des Verschlusses des Gotthardtunnels .

Vollendung des Verbindungsstollens Schießtabletten Allgemeines Flankirgallerie Stueï

Fr.

,, ,, ,, ,, ,, ,,

60,000 77,000 10,000 302,000 6,000 35,000 264,000

Fr. 754,000 Gotthardhospiz.

Allgemeines Landerwerbungen Jägergräben auf Banchi Werk hinter dem Hospiz: Bau und innere Einrichtung . . . Fr. 140,000 Panzerungen: 2 Haubitzthürme und 2 fahrbare 5,3 cm. Kanonen mit Munition ,, 300,000 Unterkunftsgebäude Schießtablettenerstellen und Büreuueinrichtungen .

Telephonleitungen und Ausrüstung der Beobachter Schußsiehere Blenden an den Gotthardgebäuden .

Schießversuche, Unvorhergesehenes etc Unterirdische Telegraphenverbindung mit Motto Bartola

Fr. 25,000 ,, 2,000 ,, 6,000

,, 440,000 ,, 30,000 ,, 30,000 ,, 15,000 ,, 7,000 ,, 25,000 ,,

50,000

Hie von vor I.Januar 1892 verausgabt . . . .

Fr. 630,000 ,, 98,000

Bleiben Ausgaben n a c h I.Januar 1892

Fr. 532,000

753 Andermatt.

Vollendung des Fort Buel . F r . 330,000 Vollendung des Fort Bätzberg ,, 460,000 Vollendung der Bätzbergstraße ,, 35,000 Vollendung des Weges nach Roßmettlen nebst Schirmhäusern ,, 35,000 Schießtabletten und Schießversuche ,, 60,000 Telegraphen- und Telephonleitungen, nebst elektrischen Leitungen für Scheinwerfer ,, 150,000 Wachthaus am Bätzberg ,, 20.000 Summa Fr. 1,090,000 Oberalp.

Vollendung der Straße nach Großboden und der dortigen Barakeu Emplacements für Artillerie uûd Infanterie auf Großboden und am Oberalppasse Schießtabletten Summa

Fr. 90,000 n

,,

Fr. 300,1)00

Furka.

Vollendung des Baues des Galenhüttenwerks . . Fr.

Vollendung der Armirung des Galenhüttenwerks . . ^ Vollendung der Straße zum Galenhüttenwerk . . ,, Vollendung der Baraken, Wachthäuser und übrigen baulichen Anlagen ,, Telephonlinien f ü r Beobuchtungsposten . . . . ,, Schießtabletten und Schießversuche ,, Allgemeines ,, Summa

180,000 30,000

330,000 300,000 3,500 38,000 15,000 34,000 47,500

Fr. 768,000

Auch hier bemerken wir ausdrücklich, daß in diesen Voranschlägen die Kosten der Munitionsdotirung überall Inbegriffen sind, und zwar mit einem Gresammtbetrage von Fr. 438,000, wogegen die Ansicht wohl vertreten werden könnte, daß diese Kosten sowohl aus den bisherigen Ausgabeurechnungen, als aus den Voranschlägen der Gotthardbefestigung auszuscheiden und auf die gewöhnliche Kriegsmaterialrechuuug zu übertragen seien. Würde in dieser Weise vorgegangen «eiden,» so würde sich die RechnungO O o O für dtn Gütthard tblgendermai.ien sestulten:

754

Ausgaben bis zum 1. Januar 1892 . Fr. 7,887,000 hievon abzuziehen Munitionskosten ,, 493,000 bleiben Voranschlag der Ausgaben n a c h dem I.Januar 1892 . . . . Fr. 3,500,000 hievon abzuziehen Munitionskosten ,, 438,000 bleiben

Fr. 7,394,000

,,

3,062,000

Summa Fr. 10,456,000 Bisher bewilligter Kredit . . ,, 9,170,000 Erforderlicher Nachtragskredit Fr. 1,286,000 statt des Nachtragskredites von Fr. 2,217,000, welcher verlaugt werden muß, wenn die Kosten für die Beschaffung der Munition in die Rechnung der Gotthardbefestigung einbezogen werden.

Hier angelangt, und bevor wir unsere Schlußanträge stellen, sind wir geuöthigt, Sie aufmerksam zu machen, dalS das Befestigungsbaubüreau und die Bel'estigungskommission in ihren Berichten an das Militärdepartement ausdrücklich erklären, daß es sich bei diesem Voranschlag ihrer Ansicht nach nur um einen e i n s t w e i l i g e n V e r z i c h t auf weitere nolhvvendige Anlagen handle und daß diese letzteren ,,/.u gehöriger Vollendung der Gotthardbefestigung unentbehrlich seien, ihr Ausfall Lücken lasse, die sobald als möglich'ausgefüllt werden sollten."

Die Anlagen, auf welche die Befestigungskommission im jetzigen Augenblick verzichtet, welche aber ihrer Ausicht nach später ausgeführt werden sollten, finden Sie in dem beiliegenden Berichte des Militärdepartements vom 29. Juni 1892 spezifizirt.

Wir sind weit davon entfernt, die Begründetheit dieser weitergehenden Forderungen der Befestigungskommission in Zweifel zu ziehen, und sehen voraus, daß namentlich an der Oberalp über unsern Voranschlag hinaus ein Weiteres zur Verstärkung dieser Stellung geschehen muß. Wir glauben jedoch, daß den dringendsten Bedürfnissen ein Genüge geleistet werden könne mittelst Anschaffung einer Anzahl Panzergeschütze auf dem Wege des regulären Kriegsmaterialbüdgets, und bemerken in dieser Beziehung, daß wir infolge der Reduktion des Gotthardbefestigungsprogramms bereits eine Anzahl überzähliger Geschütze dieser Art besitzen, deren Kosten auf das Kriegsmaterialbüdget Übertragen werden sollen und unter unseren Nacht ragskredilbegehren figurimi.

Zur Zeit stehen wir unter dem Drucke der öffentlichen Meinung, welche peremptorisch verlangt, daß die Ausgaben für die LandesLiefescigung nunmehr ihrem Abschluß entgegengefahrt werden müssen.

755

Diese Stimmung des Volkes darf unseres Erachtens nicht ignorirt werden, wir liefen sonst Gefahr, daß sich die öffentliche Mißstimmung auf die Militärauslagen im Allgemeinen ausdehnen und daß auf diesem Gebiete eine Reaktion sich Bahn brechen könnte, deren Folgen für die Wehrkraft und Vertheidigungsfähigkeit des Landes ungleich verhängnißvoller werden müßten als die relative Unvollständigkeit der Befestigung des Gotthard.

Von diesen Gesichtspunkten geleitet und gestützt auf den ausführlichen Bericht unseres Militärdepartements, beschlossen wir auf den Antrag des letzteren unterin 12. Juli 1892: I. Es sei das Militärdepartement zu ermächtigen, die Vollendungsarbeiten der Befestigungen bei Airolo, auf dem Gotthardpaß, bei Andermatt, auf der Oberalp und auf der Furka ohne Unterbrechung fortzusetzen.

II. Es sei von den eidgenössischen Käthen für die Vollendung dieser Arbeiten ein Nachtragskredit im Betrage von Fr. 2,217,000 zu verlangen.

Hiebei wurde die Frage, ob die Kosten der Munitionsbeschaffung, welche für die sämmtlichen Werke im Ganzen Fr. 931,000 betragen, auszuscheiden seien, späterer Beschlußfassung vorbehalten. Diese Frage verneinen wir heute, und zwar ganz besonders mit Rücksicht darauf, daß auch iu dem von Ihnen für die Befestigungen bei St. Maurice ertheilten Kredite von Fr. 2,100,000 die Munitionskosten Inbegriffen sind.

Nach den Berechnungen des Baubüreau der Gotthard befestigungen werden die Arbeiten des laufenden Jahres im Ganzen einen Kostenbetrag von circa Fr. 1,700,000 ausmachen, demnach circa Fr. 417,000 mehr, als von den Käthen bewilligt worden. Hieraus ergibt sich folgende Rechnung: Muthmaßliche Gesammtkosten laut dem reduzirten Bauprogramm Fr. 11,387,000 Bisher bewilligte Kredite ,, 9,170,000 Erforderliche Nachbewilligung

Fr. 2,217,000

Von diesen Fr. 2,217,000 haben wir in den Voranschlag pro 1893 aufgenommen Fr. 1,800,000 und in die Nachtragskreditbegehren pro 1892 . ,, 417,000 Zusammen

Fr. 2,217,000

756 Genehmigen Sie, Tit., bei diesem Anlasse die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

B e r n , den S.Dezember 1892.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident:

Hauser.

Der Kanzler der EidgenossenschaftBingier.

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Bericht des Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend den gegenwärtigen Stand der Befestigungsanlagen auf dem Gotthard. (Vom 5. Dezember 1892.)

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14.12.1892

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