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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend Bewilligung des Kredites für Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Zollgebäudes in Chur.

(Vom 30. November 1900.)

Tit.

Am 15. Juni 1894 haben Sie behufs Ankaufes des Bauplatzes für ein neues Post-, Telegraphen-, Telephon- und Zollgebäude zwischen der Grabenstraße und der Gäuggelistraße in Chur einen Kredit von Fr. 230,000 bewilligt, ,,in der Meinung, daß die Ausführung des Baues erst stattfinden dürfe, wenn nach Inbetriebsetzung der projektierten Bahnen sich das Bedürfnis nach einer solchen Baute abgeklärt haben werde".

Am 1. Juli 1896 wurde die Bahn Chur-Thusis dem Betrieb übergeben, und wir sind nun in der Lage, einen Vergleich anstellen zu können zwischen den Verkehrsergebnissen des ganzen Jahres 1899 mit denjenigen des letzten Kalenderjahres vor der Eröffnung der genannten Bahnstrecke.

Diese Statistik ergiebt für das Hauptpostbureau Chur folgende Verkehrsziffern : Zahl der Reisenden ,, ,, Korrespondenzen . . . .

,, ., abonnierten Zeitungen . .

,, ,, Fahrpoststücke . . . .

,, ,, aufgegebenen Nachnahmen ,, ,, Geldanweisungen . . .

,, ,, Einzugsmandate . . . .

1895.

1899.

23,134 4,006,835 2,030,112 551,107 101,779 83,292 6,908

9,757 5,360,190 2,294,191 510,895 151,908 101,606 11,612

769 Mit Bezug auf den Rückgang der Zahl der Fahrpoststücke ist zu bemerken, daß derselbe einzig auf Rechnung des Umspeditionsdienstes fallt. Die Zahl der aufgegebenen und distribuierten Fahrpoststücke des Hauptpostbureaus Chur betrug im Jahre 1895 280,503 und ist im Jahre 1899 angestiegen auf 344,767 Diese Zahlen beweisen, daß die im Jahre 1894 zu Tage getretene Annahme, der Postverkehr in Chur werde infolge Fortsetzung der Bahn nach Thusis eine empfindliche Einbuße erleiden, so daß die Übelstände, welche den jetzigen Postlokalen in Bezug auf ihre räumliche Beschränktheit anhaften, in Zukunft sich nicht mehr fühlbar machen werden, nicht nur nicht zur Thatsache geworden ist, sondern daß im Gegenteil der Postverkehr in Chur seither, mit Ausnahme der Postreisenden und der Uraspedition der Fahrpoststücke, im allgemeinen eine nicht unerhebliche Zunahme erfahren hat.

Was speciell die Abnahme in der Zahl der Postreisenden betrifft, so war dieselbe natürlich vorauszusehen. Thatsächlich sind aber die Kaumverhältnisse des Posthofes trotz der bedeutenden Reduktion im Reisendenverkehr immer noch unzureichend. Es darf eben nicht außer acht gelassen werden, daß sich der Hauptverkehr im Keisendendienst des Postbureaus Chur in der engbegrenzten /eit von 6--8 Wochen der Monate Juli und August abwickelt.

Ein Neubau erscheint aber nicbt nur im Hinblick auf die den Postdiensträumen anhaftenden Übelstände, die in der Botschaft betreffend den Ankauf des Bauplatzes hervorgehoben worden sind, notwendig, sondern auch angesichts der Thatsache, daß die Küuinlichkeiten, in welchen sich der Telegraphen- und Telephondionst abwickelt, bei dein stets zunehmenden Verkehr ebenfalls nicht mehr ausreichen und daher jetzt schon Mängel aufweisen, deren baldige Beseitigung als höchst wünschenswert bezeichnet worden muß.

Zum Zwecke der Beschaffung eines Entwurfes wurde im Februar 1899 eine architektonische Konkurrenz voranstaltet, infolge deren einer der prämiierten Architekten den Auftrag bekam, ein definitives Projekt auszuarbeiten. Dasselbe liegt nun, allerdings bloß in Bleistiftzeichnung, vor, allein der Stadtrat von Chur spricht sich in einem Schreiben vom 3. November dagegen aus und empfiehlt aus verschiedenen und nicht zum \venigsten architektonischen Gründen eindringlich die Ausführung des schon frühe:' vorhandenen Projektes des Departements des Innern. Wir können

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diesen Wunsch billigen, um so mehr, als dadurch infolge der in diesem Projekt einfacheren und kleineren Ausbildung des Gebäudes eine Ersparnis von mindestens Fr. 140,000 erzielt werden kann.

Aus den Plänen, die wir Ihnen vorlegen, ist ersichtlich, daß die Anlage sich in ein Hauptgebäude und eine auf der Rückseite selbständig disponierte Remise zerlegt. Zwischen beiden Gebäuden liegt ein geräumiger Posthof, welcher auf der Nordseite von der Gäuggelistraße her eine breite Einfahrt erhält, während er auf der Südwestseite mittelbar durch eine Einfahrtsstraße zugänglich wird, welche die Grabenstraße mit der Badruttschen Privatstraße verbinden soll. Auf diese Weise wird aus der ganzen Gruppe eine abgeschlossene und nach jeder Richtung zweckmäßige Anordnung entstehen.

Die in Aussieht genommenen Räume sollen nach vorliegendem Entwurf folgende Abmessungen erhalten : Hauptgebäude.

Kellergeschoß.

Centralheizung, Räume für Holz- und Kohlenaufbewahrung, Materialmagazine für die Telegrapheninspektion und das Telephon, Keller für die Abwartwohnung.

Erdgeschoß. Stoekhöhe 5,so m.

a. P o s t b u r e a u : Schalterhalle Fahrpostexpedition und Fahrpostdekartierung .

Faktorenzimmer Fahrpostaufgabe und Winterpassagierbureau Mandatbureau Briefdistribution und Zeitungsbureau Briefträgerzimmer Briefexpedition Sommerpassagierzimmer für Platzbestellung und Wartezimmer für Postreisende Gepäcklokal

b. T e 1 e g r a p h : Telegrammaufgabc Kassa Ausläuicrzimmer

120 260 49 »3 45 62 35 79

m2 ·o M

·n ;i ;i ;i VI

29 ',1 55 V) 26 m 2 29 V) 22 V)

771

/. Stock. Stockhöhe 4,5o m.

a. K r e i s p o s t d i r e k t i o n : Kreispostdirektor Konferenzzimmer Kreispostadjunkt Kreispostkanzlei Train materialbureau Wertzeichenbureau u n d Formularabteilung . . .

Magazin Archiv Kreispostcontroleur Kreispostkontrolle Kreispostkasse Disponibles Zimmer

28 31 29 9J 59 51 39 37 21 74 38 42

m2 ,, .fl .n ., ., .n ., ., ., ,,

b. T e l e g r a p h e n i n s p e k t i o n : ·Inspektor Adjunkt und Gehülfen Archiv Forrnularmagazin

Ili 45 17 21

mj ., '.n .,

21 114 23 19 33 14 17

rn1 ., ., .(1 ., ., .,

II. Stock, Stockhöhe 4,5o m.

«.Telegraph: Bureauchef Morsesaal Hughezimmer Nachtdienstzimmer Batterieküche Archiv Garderobe

fl

b. T e I e p h o n : Telephonchef und Gehülfe Telephoncentrale Disponibles Zimmer

3.S iiia 40 ., 40 .,

c. Z o l l d i r e k t i o n : Zolldirektor Sekretär Kanzlei Archiv

23 i<> 40 2!)

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Magazin

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Grenzwachtchef.

Revisor Revisorat Formularmagazia Kassa Abwart

28 21 40 38 33 14

in3 ,, fl

,, ,, ,,

Daclistock: u. P o s t : Großes Archiv, Magazine, Hauswartwohnung.

b. T e l e g r a p h : Blitzplattenraum, Kaum filr Leitungsverteiler, Werkzeugräume für die Inspektion, sowie für das Telephon.

c. Z o l l : Makulaturraum.

Remisengebäude.

Wagenremise und Magazin für Trainmaterial Wagenmeister Kondukteure Magazin für den Telegraph Posthof

.

.

.

290 20 25 30

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,,

2050 m 2

Die bestehende Postremise an der mittleren Bahnhofstraße wird auch nach der Erstellung des neuen Postremisengebäudes beibehalten werden, solange das Bedürfnis dafür vorhanden ist.

Die Erstellung einer großen centralen Remise im Posthof würde bedeutende Mehrkosten verursachen, welche voraussichtlich durch die Veräußerung der bestehenden Remise nicht gedeckt werden könnten. Dabei ist zu erwähnen, daß die kleine Remise den zukünftigen Bedürfnissen der Postverwaltung Chur, wie sie sich nach Eröffnung der Albulabahn mutmaßlich gestalten werden, besser entspricht als die große.

Für die Größe der beiden Bauten ergeben sich folgende Zahlen : Überbaute Fläche des Hauptgebäudes 1,380 m ä ,, ,, der Remise 420 ,, Umbauter Raum des Hauptgebäudes, samt Keller und Dach 31,000 m 3 Umbauter Raum der Remise 2,090 ,, Für den Kubikmeter des Hauptbaues müssen nach den bisherigen Erfahrungen Fr. 33, für den Kubikmeter der .Remise aber

1 Té

Fr. 20 angesetzt werden, so daß sich für die Baukosten nachstehende Berechnung ergiebt: Hauptgebäude 31,000 m 3 zu Vf. M . . . . Fr. 1,023,000 Remise 2090 m 3 zu Fr. 20 ., 4J,800 Zuschlag für tiefe Fundamente und Umgebungsarbeiten ., 15,000 Zusammen Fr. 1,079,800 oder rund Fr. 1,080,000.

Wie aus vorstehendem hervorgeht, werden die G-rüiJe des Hauptgebäudes und die Höhe der Kosten wesentlich bedingt durch den Umstand, daß außer den Post-, Telegraphen- und Telephonämtern die Telegrapheninspektion, die Kreispostdiroktion und die /olldirektion unterzubringen sind. Wir haben bereits in unserer Botschaft vom 13. März 1894 betreffend den Ankauf des Bauplatzes erwähnt, daß die Eidgenossenschaft nach Erstellung des Neubaues aus dem alten Gebäude einen namhaften Betrag erziele« dürfte. Derselbe wird auf Fr. 250,000 geschätzt.

Die Ausführung des Gebäudes wird 2 J /a Jahre erfordern, A» daß die Eröffnung desselben im Sommer des Jahres 1903 y,u erwarten ist, sofern mit den .Bauarbeiten im Frühling 1901 besonnen worden kann.

O Alle zur Beurteilung des Entwurfes erforderlichen Einzelheiten, sowie die gewählte Architektur sind aus den Plänen ersichtlich.

Wir ersuchen Sie, die Ausführung des Postgebäudes bewilligen und dein nachstehenden Entwurf eines Bundcsbeschlusses Ihre Genehmigung erteilen zu wollen.

Wir benutzen diesen Anlaß, Sie, Tit., unserer besonderen Hochachtung zu versichern.

li er n, den 30. November J900.

Im Namen des Schweiz. Buudesrates; Der Bundespräsident:

Hauser.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Ringier.

774 (Entwurf.)

Bundesbeschluß betreffend

Bewilligung des Kredites fUr die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Zollgebäudes in Chur.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Kotschaft des Bundesrates vom 30. November 1900, b e s c h l i e ß t :° Art. 1. Für den Bau eines Post-, Telegraphen- und Xollgebäudes in Chur wird ein Kredit von Fr. 1,080,000 bewilligt.

Art. 2. Dieser Beschluß tritt, als nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft, Art. 3.

beauftragt.

Der Bundesrat

ist mit dessen Vollziehung

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend Bewilligung des Kredites für Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Zollgebäudes in Chur. (Vom 30.

November 1900.)

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49

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

05.12.1900

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