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Schweizerische Bundesversammlung.

Bei der Eröffnung der Sitzung vom 18, Dezember gedachten die Präsidenten beider Rate des verstorbenen Nationalrates Oberst Rudolf Suter von Zofingen, Im Ständerat sprach Herr Präsident Bolli folgende Worte: Meine Herren Ständeräte !

Bevor wir uns mit der Traktandenliste befassen können, müssen wir eines Mitgliedes der Bundesversammlung gedenken, das durch den Tod abgefordert worden ist.

Gestern ist in seiner Heimat Nationalrat Oberst Rudolf Suter, von Zofingen, im Alter von 72 Jahren gestorben.

Im Jahre 1845 in Zofingen geboren, durchlief er die Schulen seiner Vaterstadt und seines Heimatkantons und studierte alsdann in den Jahren 1864 bis 1866 die technischen Wissenschaften am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich. Beim Eintritt in das praktische Leben widmete er sich der industriellen Tätigkeit.

Bis 1888 war er Besitzer einer Türkischrotf&rberei in Zofingen.

Schon in jungen Jahren erfasste den lebhaften und vaterländisch geweckten Geist Suters das öffentliche Leben, dem er sich in Gemeinde, Kanton und Bund bis an sein Lebensende mit Einsetzung seiner ganzen, reich veranlagten Persönlichkeit hingab, unter wachsendem Zutrauen seiner Mitbürger und mit sich mehrendem Erfolg. In seiner Gemeinde Zofingen war es namentlich die S c h u l e , der er sich mit groeser Liebe und Wärme widmete und um die er sich namhafte Verdienste erwarb. Seit 1879 gehörte er dem G r o s s e n R a t e dea Kantons Âargau an; dessen P r ä s i d e n t war er 1888. Auch der J u s t i z des Heimatkantons war er dienstbar; während 18 Jahren war er Mitglied des aargauischen H a n d e l s g e r i c h t e s .

In den N a t i o n a l r a t trat er 1901 ein, er erwarb sich darin bald eine geachtete Stellung. Geistesverwandt mit seinem aus dem nämlichen Wahlkreis stammenden, ihm im Tode vorangegangenen Freunde Nationalrat Kttnzli, richtete er sein Bestreben wie im Kanton so im Bund vor allem auf die Versöhnung und Ausgleichung der nationalen, politischen und nicht zuletzt der wirtschaftlichen Gegensätze. Er hatte grosse Achtung und viel Verständnis für die Gesinnungen und Auffassungen der Eid-

983 genossen anderer religiöser oder politischer Richtung. Und mit der ganzen Wärme seines Wesens setzte er sich bei allen Gelegenheiten ein für das Sichverstehen und Zusam nengehen der verschiedenen Sprachstämme unseres Vaterlandes. Seine Wirksamkeit im Nationalrat findet sich markiert auf fast allen Gebieten der Tätigkeit unserer nationalen Vertretung. Wir finden den Namen von Oberst Rudolf Suter bei der Prüfung der Rechenschaftsberichte und der Rechnungen des Bundesrates und der Bundesbahnen, bei der Vorprüfung und Entscheidung der wichtigsten Wirtschaftlichen Fragen, in den K o m i s s i o n e n und im Rate. In der Armee erreichte er den Grad eines O b e r s t e n der I n f a n t e r i e , und in militärischen Fragen beteiligte er sich besonders gern und lebhaft an den Beratungen, geleitet von dem Streben auf Schaffung eines einheitlichen, schlagfertigen Volksheeres. Seit dem Beginne des Weltkrieges war er ein reges Mitglied der nationalrätlichen Neutralitätskomniission. -- Überall stellte er seine unermüdliche Arbeit, seine grosse Erfahrung und Intelligenz, seine patriotische Begeisterung und seine Versöhnlichkeit uneigennützig in den Dienst der ihm anvertrauten Sache und der von ihm übernommenen Aufgaben.

Oberst Suter, der Doyen der aargauischen Vertretung in der Bundesversammlung mit dem Charakterkopfe, konnte im Rate der Eidgenossen gelegentlich warme Akzente der ihn erfüllenden Vaterlandsliebe finden. Seinem ganzen Wesen lag die gemeinsame fruchtbringende, praktische Arbeit näher und besser als der Kampf. War er aber doch zu solchem gezwungen, so führte er ihn ritterlich, rautig und offen, bereit zu ehrbarer Versöhnung und edlem Verstehen und Vergessen. Nicht Selbst/weck war ihm politischer Streit, sondern ein notwendiges Mittel zum Zweck der Entwicklung nach höheren Zielen.

Meine Herren Ständeräte t

Wir erheben uns im Gedenken an den Verstorbenen, in Ehrung seines Andenkens!

Die erste Abteijung der ordentlichen Wintersession ist am 22. Dezember 1917 geschlossen worden.

Die Übersicht der Verhandlungen wird in einigen Tagen als Beilage zum Bundesblatt erscheinen.

Am 11. März 1918 beginnt die Fortsetzung der ordentlichen Winteraession.

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1917

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53

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26.12.1917

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982-983

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