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Schweizerisches Bundesblatt.

...^...V. Jahrgang. .l.

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Nr. 3.

2^. Januar ^72.

Bundesrathsbeschluß in

Sachen des Rekurses des Hrn. Dr. Hürlimann in Wald . (Zürich), betreffend Besteuerung.

(Vom .l 5. Dezember 1871.)

D e r s chwe i z e r i s e h e B u n d e s r a t h

.

hat

in Sachen des Herrn .Dr. H e i n r i c h H ü r l i m a n n , BezirksGerichtspräsidenten in Wald, Kts. Zürich, b e t r e s s e n d B e s t e u e r u n g , nach angehortem Berichte des Justiz- und Boltzeidepartements und nach Einsieht der Akten, woraus sieh ergeben: I. Mit Beschluss vom 9. Oktober 187l hat die Regierung des Kantons St. Gallen eine Besehwerde des Herrn Gerichtspräsidenten

Dr. Hürlimann in Wald, Kts. Zürich , gegen einen Entscheid des St. gallischen Finanzdepartements vom 13. ..September gleichen Jahres abgewiesen, womit Herr Dr. Hürlimann angehalten worden war, den vollen Werth seiner in der Gemeinde Rappers.veil, Kts. St. Gallen, erworbenen Liegenschaft, ohne Abzng der daraus haftenden Hypothekarschulden, zu versteuern.

II. Hiegegen erhob nn.. Herr Dr. Hürlimann mit Eingabe vom 14. Rovember l 871 beim Bundesrathe Beschwerde, indem er Folgendes geltend machte .

Bundesblatt. Jahrg. XXIV. Bd. I.

^

70 Die fragliche Liegenschaft habe er im Juli 1^7l um Fr. 12,000 gekauft, an den Kaufpreis aber nur Fr. 2533 ^bezahlt. Bisher habe er im Kanton Zürich ein Vermögen von Fr. 4200 versteuert, welche Taxation indessen nach erhobener Reklamation um den nach Rappersweil bezahlten Betrag, also auf Fr. l 700, herunter gese^t worden sei.

Jn Zuknnst müsste^ er aber, wenn der rekurrirte Besehluss bestehen würde, in beiden Kantonen zusammen Fr. 13,700 versteuern, während er nur Fr. 4200 besize. Er müsste also sein Vermogen dreifach versteuern.

Dies stehe mit aller Vernunft und Gerechtigkeit im Widerspreche.

Die St. Gallische Steuerforderung stüze sich aus eine Bestimmung des Steuergesezes, welches einen Unterschied ausstelle ^wischen ^deu im Kanton St. Gallen n.ld de^. ansserhalb desselben wohuenden Schweizerbürgern, also eine ungleiche Behandlung schaffe, die dem Sin..e von Art. 48 der Bundesverfassung widerstreite.

Reknrrent sehe sieh d.^her veranlagt, gegen dieses Gesez zu protestiren und bei den Bnndesbehordeu Abhilse zu suchen.

Herr l)r. Hürlimann schloss m.t dem Gesuche, es mochte die Regierung von St. Gallen angewiesen werden, sein in diesem Kauton zu versteuerndes Vermogen aus Fr. 2500, resp. Fr. 2.^33, eventuell auf Fr. 4200 zu stiren.

lll. Jn ihrer Antwort vom 6. Dezember 187l verwies die Regierung des Kantons St. Gallen zunächst .aus Art. 8 des dortigen Staatssteuergesezes, dahin lautend: ^Steuerpflichtig siud alle im Karton befindlichen Gebäude und Liegenschaften auswärtiger Eigenthümer, naeh dem wahren Werthe und ohne Ab^ug der H^pothekarsehulden , nieht steuerpflichtig dagegen sind die ausser dem Kanton gelegenen Liegensehasten eines Kantonsbewohuers.^ Diese Vorsehrist --^ bemerkte die Regierung von St. Gallen weiter - mad,.e in ihrer Anwendung keinen Unterschied zwischen Kantons..

bürgern und Richtkanto..sl..ürger.., indem ^ie Erstern, wenn sie ausserhalb des Kantons. wohnen, ihre ans ^t. Gallischem Gebiete befindlichen Liegenschaften, wie die Kauto..ssremd..u, voll und ol.ne Abzug der Schulden zu versteuern haben. Der angefochten^ Grundsaz sei daher dem ei.^genossiseh.... R^ehte uieht widerstreitend, wesshalb derselbe aueh schon wiederholt von deu ^nndesbel.^orden gesehnt worden sei. (Ullmer

Bd. l, Rr. 2I5, Bd. ll, Rr. 682, Bericht der Kommission des

Nationalrathes in ^aehen Hermann v. J. l86l, und Berieht der Kommission des Ständerathes über die Ges.^äftss..hrnug d^s Bundes-

ra.thes v. J. 186l (Ullmer Bd. ll, Rr. 690.^,

71 Die Regierung gewärtige demnach, dass auch der Rekurs des Herrn .^r. Hürlimann abgewiesen werde.

J n E x w ä g n ng : Gleiche Beschwerden, wie die vorliegende gegen das Steuergesez des Kantons St. Gallen, betreffend die Besteuerung von .Liegenschaften, wurden schon wiederholt bei den Bundesbehoxden eingereicht, aber sowohl von dem Bundesrathe als von der Bundesversammlung jeweilen in abweisendem Sinne entschieden. (Vide die oben zitirten Fälle, denen sich noeh andere anreihen.)

^

b e schl o s s e n : 1.

Es sei der Rekurs als unbegründet abgewiesen.

2. Sei dieser Beschluss der Regierung des Kantons St. Gallen, sowie dem Rekurrenten, Herrn Bezirksgerichtspräsidenten Dr. Heinrich

Hüriimann in Wald, unter Rükschluss der Akten mitzutheilen.

Also beschlossen, B e r n , den 15. Dezember 1871.

Jm Ramen des schweig. Bundesrathe^, Der B u n d e s p r ä s i d e n t :

Schenk.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft:

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Bundesrathsbeschluß in Sachen des Rekurses des Hrn. Dr. Hürlimann in Wald (Zürich), betreffend Besteuerung. (Vom 15. Dezember 1871.)

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1872

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03

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20.01.1872

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69-71

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