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Bericht des

schweiz. Generalkonsuls in Rio de Janeiro (Hrn. Eug. Emil Raffard von Genf) über das Jahr 1871.

(Vom 15. April 1872.)

An den hohen schmelz. Bundesrath.

Tit. l Die Finanzlage des brasilianischen Reiches ist eine äusserst günstige , troz der bedeutenden Staatslasten, welehe der Krieg mit Baraquay im Gefolge

hatte und wodurch die öffentliche Schuld aus Rs. 390,000. 000/000 oder,

zum Tageskurse von 390 Rs. per Fr. berechnet, auf Fr. 1,000,000,000 gestiegen ist, werden nicht allein die Ausgaben durch die Einnahmen laut Budget gedekt, sondern es wird überdies die Staatsreehnnng für die Periode vom 1. Juli 1871 bis 30. Jnni 1872 mit einem Uebersehusse von mehr als Rs. 10,000,000,000 oder 25 Millionen Franken abgeschlossen werden.

Das von den Kammern sür das Finanzjahr vom 1. Juli 1872 bis 30. Juni 1873 angenommene Budget berechnet die Einnahmen

auf .

.

.

.

.

.

. . Rs . 93,370:000.000 und die Ausgaben auf . . . . , , 86,340:000/000 und erzeigt also ebenfalls einen Uebersehuss von Rs. 7,030:000 000 Dieser Uebersehuss bleibt jedenfalls, Angesichts der stets zunehmenden Entwiklung des Reiches, noch unter der Wirklichkeit.

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Die Staatsschuld, obgleich bedeutend, geht doch nich.. über di^ unermesslichen Hülssmittel dieses so zukunstreichen .Landes ; nach de.^ neuesten Schalungen wi.^d sie wie folgt eotirt.

Anleihen im Auslande ^ 15,895,500, zum Kurse von 241/2 Rs. l 55,7 l l .020^ Staatsfonds a 4, 5 und 6.1/2 . . . ., 254,930.700^000 Anleihen von 1868, Bonds in Gold rükzahlbar . . . . . . , , 29,045:500000 Schazbillets . . . . . . , , 18^673:500^000 Papiergeld der Regierung, in Zirkulation . ,, 150,833.532^000^ Depots von Waisen und Landesabwesenden ,, 25,683.357 000 ^u li.^ndirende Krie^skosten .

. ,, 14,000.000^000 Total Rs. 648,827:809^408 Beim Beginne des Krieges mit Baragua^, also im Jahre t 865, Betrugen die Staatsschulden nieht mehr als Rs. 307,623.000^000.

Die eingetretene Vermehrung datirt also einzig von der durch diesen Krieg geschaffenen ausserordentliehen Lage der Dinge her, ..ndem, bei gewohnlichen Zuständen. die Budgets sortwährend mit Ueberschüssen abgeflossen haben.

Während des Jahres .870 variirte der Knrs zwischen 221/2 und 251/2 (gleich Rs. 470 per Fr. bis Rs. 370). Jm Durchschnitte stand er zu 24 d. Sterl. per 1000 Rs., und dieses ist noch jezt der mittlere^ Kurs, den man als normalen Tageskurs betrachten kann.

Jn der Handelsgesezgebung ist während des verflossenen Jahre.^

keine Veränderung eingetreten. ^eit Ansang l 872 si^d, mit Rucksieht aus die erfolgte Kurserl..ohung , die Zuschlagszolle sür die Einsnhr auf 28 Brozent reduzirt worden.

Die Erzeugnisse des Reiches bestehen in landwirthsehas.liehen Vrodukten, wie Kaffee, Znker, Baumwolle, Tapioka, Rhum, Leder, Horner,.

Tabak, Balisander n. s. w. Die Gold- , Diamanten^ und Erzgruben des Landes sind noeh wenig bekannt nnd ausgebeutet und geben nur ein Geringes an die Anssuhr ab. Was die Jndustrie betrifft, so liegt diese noch ganz in der Kindheit ^ Versuche zur Errichtung von Fabriken fehlen zwar nicht, aber die Schwierigkeit, sich die erforderlichen Hände^ zu einem Vreise zu verschassen, der die Konkurrenz mit Europa er.möglicht, bildet für ihr Gedeihen ein unübersteigliehes Hinderniss.

.^lus den in meinen frühexen Berichten angeführten Gründen vermag lch es niebt, über die Gesammt-Ein- und Aussuhr des Reiches ein^ genaues Bild ^u entwerfen ; ich beschränke mich demnaeh an^ den Hafen ^...n Rio de Janeiro, welcher die grösste Bedeutung bestzt und, für sich

309 Allein, gut die Halfte der totalen Ein^ und Anssuhr des Landes repräsent^t.

Jm Jahre 187t hat Rio de Janeiro ausgeführt:

^affee 1 1,534,1 70 Arroben im Werthe Zuker 188,600 ,, ,, ,, Baumwolle l 1l ,009 .,, ., " Rhum 6,900 Bipen ,, ,, Tapioka 37,000 Arroben ,, ,, Leder 5,084,952 ,, ,, ,, Tabak 136,250 ,, ,, ,,

von ,, ,, ,, ., ,, ,,

.

.

.

.

.

.

.

Diamanten, roh, 115,000 Karats im Werthe von

Valissander und Verschiedenes

,,

,,

,,

....der Rs. 124,754.451^000.

^11,072,803 ,, 79,512 ,. 122,205 ,, 60,628 ,, 17,755 ,, 85,465 ,, 237,075 ,,

500,000

,, 300,000 ^ 12,475,443

Der Hanptartikel der Aussuhr pon Rio ist also der .Kaffee, wovon 1871 die Aussuhr betrug: Raeh Europa und dem mittelländischen Meere 1,002,655 Säke, ,, den Vereinigten Staaten .

.

. 1,304,045 ,,

zusammen 2.306,700 .^äke.

Die Totaleinsuhr nach Rio n..ird für das Jahr 1871 auf Rs. 70,000:000^000 im Minimum berechnet:^ wir besizen aber bis jezt blos die Rachweise über die Einsuhr während des ersten Jahres-

Semesters, laut denen sie Rs. 37,561.724 780 beträgt.

Bezeichnung einiger .^radukte und offizieller Berthe.

Baumwolle, roh, gesponnen und gewebt Geistige und gegohrene Getränke .

^tiefet u n d schuhe . . . .

.Leinengarn, gesponnen und gewebt ..

Butter . . . . . . .

Bijouterie, aus Gold und Silber .

Spizen von jeder Dualität . .

^leider, verfertigte . . . . .

^eide, roh, gesponnen und gewebt .

Wein jeder A r t . . . . .

. Rs. 9,90l .736^094 . ,, 345.228 370 . ^ 630:654^050 .

.. 1,379:470 424 , , 449:36^754 . ,, 315.l62 l 19 . ,, 134:184 l 00 , , 357:754^540 . ,. .l ^36:51 l ^892 ,, 2,330:425^40

Es ist eine Unmogliehkeit.. den der schweig. Eidgenossenschaft ansfallenden Anlheil an dieser Einsuhr zu ermitteln , indem leztere hier nieht na^.h ihrem Ursprünge, sondern nach d..m Einse.hissungshasen klassi-

fizirt wird. Das Gleiche gilt sür die .Ausfuhr.

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Seit 1865 behauptet stch die Ausfuhr auf dem gleisen Standpunkte und vaxiirt ie nach ^en Ernten ; gewisse Artikel haben sieh ...e.:mindert, andere vermehrt. So z. B. ist eine Vermehrung eingetreten .bezüglich des Rhums, der Baumwolle, de^ Tabaks, eine Verminderung

hingegen m Bezng auf das Reis, das beinahe gar nicht mehr aus-

geführt wird. Dex Zuker, und zwar in auffallendem Verhältnisse, folgt diesem Beispiele, ebenso die gegerbten Hänte. Die Ausfuhr vo.r Zuker, welche im Jahre 1862 12,818 Kisten betrug, reduzirte fleh 187t auf 3772 Kisten. Die Ziffer der Ausfuhr bleibt seit 10 Jahren stationär, ein Umstand, der im Mangel an Arbeitskräften sür die .Landwirthschast oder in der Verminderung der schwarzen Bevölkerung seinen ^rund hat. Um diese Lage zu ändern und die Entwiklnng eines so nichtigen Zweiges zu besordern, ist die. Regierung ernstlieh bemüht, d^r Einwanderung von Kolonisten und Arbeitern allen Vorschub zu leiste^.

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Summarische Uebersicht der

Ein-, Aus- und Durchfuhr ul der Schweiz im Monat August 1872gegenüber 1871.

Mit Angabe der nichtigsten Artikel dieses Verkehrs.

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