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Bericht des

schweizerischen .Konsuls in Valparaiso (Hrn. Julius Nägeli von Borgen) über das Jahr 1871.

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Erster Theil.

1.

Lage im Allgemeinen und Handelsgesezgebung.

Ehili fährt fort, sich rasch und glüklieh zu entwikeln. Am 18. September 1871 übernahm. der neue Vrästdent, Senuor Don Federico E r r a z u r i z die Leitung der Regierung. Laut einem neuen Gesez...

ist die Amtsdauer süns Jahre, mit Wiederwählbarkeit erst nach unterbroehenen weitern fünf Jahren, während das alte Gesez zwei auseinander folgende Berioden, jede von sünf Jahren, gestattete. Es ist dies ein mächtiger Fortschritt für ein Land, wo das Staatsoberhaupt fast unumschränkten Einsluss hat.

Obwohl Grenzzwistigkeiten mit den Rachbax-Republiken Bolivien und der Argentinischen Republik bestehen, ist an friedlicher Schlichtung derselben doch nicht zu zweifeln.

Das gegenwärtige Jahr (1872) wird ein ausgezeichnet günstiges

für Ehil. werden. Die Hauptprodukte Kupser und Getreide sind hoch im Preise.

Die Ernte 1871/72 ist eine nur mittelmässige.

982 Die Silberminen in Earaeoles (Bolivien) haben seit meinem lezten Berichte grosse Wichtigkeit bekommen. Man zählt die gegründeten Ausbentnngsgesellschasten zu Duzenden, die zusammen nach ungefährer Berechnung 10---12 Millionen Thaler ausweisen. An Schwindeleien fehlt es nicht, und es sind Minen verhandelt worden, die weiter nichts als den Ramen haben. Von den 3---4 Tausend denunzirten Minen in Earaeoles sind vielleicht 100 etwas werth, aber bis

jezt werden von diesen 100 nur 30 bis 40 wirklich bearbeitet und

produziren. Die weitaus reichste Mine ist die "Deseada", deren Reiehthum fabelhast sei ; sie hat gegenwärtig einen Kauswerth von drei Millionen Thalern.

Es sind der bolivianischen Regierung 26 verschiedene Konzession...begehren sur den Bau einer Eisenbahn von der Küste nach Earaeoles unterbreitet werden.. und binnen Kurzem wird jene sich entschlossen.

Von vier Häfen aus geht man nach Earaeoles, die bestgelegenen

sind, der Reihe nach, Antosogasta, Mejillones, Toeopilla, Eobija.

Jn Peru werden seit 1870 grosse Eisenbahnen gebaut, für welche Arbeiten meistens Ehilenen verwendet werden, weil ausdauernder als die Peruaner. Man berechnet, dass im Jahr 1871 nicht weniger als 18,00.0 Ehilenen nach Veru auswanderten. Ehili, das ohnedem arm an Arbeitskräften ist , sah mit Bedauern erwähnte Auswanderung, und die Regierung hätte ihr gerne Einhalt gethan, auch fehlte es nieht an Projekten, die aber alle, entweder weil gegen die Verfassung, oder als unzureichend verworfen wurden.

Der chilenische Grundbesizer (Haeendado) zahlt seinen Arbeitern (Beones) Fr. 1. 50 bis Fr. 2. 50 per Tag nebst Unterhalt, in Beru bekommen sie Fr. 5, aber ohne Beköstigung. Dieser hohe Taglohn lokt natürlich an, da aber in Peru der Lebensunterhalt theuer ist, so ist dort der Ehilene nicht besser gestellt, als in seinem eigenen Lande, das weit gesünder ist als Beru, wo sie von Fiebern in Menge weggerafft werden. Um diesen Ausfall an Feldarbeitern zu deken, werden Akerbaumaschinen in grossem Massstabe eingeführt, wozu schon die erste

im Jahre 1869 in Santiago stattgehabte Ausstellung den Anstoss gegeben.

. ^

Eine Akerbau-Gesellschaft, die seit einem Jahre existirt und eine Zeitschrift herausgibt, worin alle wichtigen ökonomischen Fragen be-

leuchtet werden, wird ein mächtiger Hebel des Fortschrittes in Ehili

sein, da sie von tüchtigen und uneigennüzigen Männern geleitet wird.

Die Staatsschuld und Einkünfte im Jahr 1870 stnd dieselben wie im vorigen Jahre 1869.

983 ^. Erzeugnisse der ^andwirthfchaft.. der ^er^erke und Industrie.

a. A u s f u h r im Jahr 1 8 7 0 : Tupfer, Erze, Silber .

.

.

Blei und Kohlen .

.

.

.16 Millionen Thaler, .

1/2 ,, ,,

Weizen, Gerste und Mehl . . .

.Leder, Wolle, Vieh, Hol^, Ehar.^ui, Wachs, Honig, Schmalz, Ouillai, Wein, Wein-

51/2 ,,

beeren, Häute, Hanf, Eier, Russe ..e., zusammen für .

.

.

. 3 Gemünztes Gold und Silber für .

. 1

,,

,,

,, ^ ,,

,,

h. J.u Jahre 1^70 wurden zirka 62 Millionen Litres Wein ge-

erntet und 4^ Millionen Litres Branntwein gebrannt. Um die hiesigen Weine ^u veredeln, haben Landwirthe Reben von Frankreich eingeführt, und es werden im gleichen Jahre zirka 1 Million Litres dem Bordeaux^

ahnliehe Weine erzielt.

.^.

.^taleinfuhr, 1.^0, in runder Summe für 38 Millionen.

....^talau^fuhr, 1.^0, in runder Summe für 321/2 Millionen.

a. B e m e r k u n g e n . Einfuhr. Es ergibt sich gegen 1.^69 ^eine Zunahme von 2 Millionen. Von den 38 Millionen .wurden im Lande selbst verlauft f ü r . . . . .

28.1/2 Millionen, wurden wieder ausgeführt, ohne Zoll zu entrichte.., 51/2 ,,

..ind der Rest besand sich im Zollhaus. Die 281/2 Millionen ver-

theilen sich auf folgende Länder :

England .

.

.

.

Frankreich

.

.

.

. 121/2 Millionen, .

6

Vereinigte Staaten von Rordamerika.

2

Deutschland

Bern

Belgien

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

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,,

21/2

,,

11/2

. 1

/

2

Brasilien .

.

.

.

.1 / 2 Argentinische Republik .

. 1/2 Der Rest fällt auf Jtalien, Holland, Euba, Uruguay und Ekuador.

b. B e m e r k u n g e n . A u s f u h r . Es ergibt stch gegen das Jahr 1869 eine Zunahme von 11/2 Millionen.

Von

Millionen Totalausfuhr begreisen die .Landesprodukte 27 die unverzollt wieder ausgesühxten Waaren

.

.

obigen 321/2

Millionen,

51/2

,,

984 Die 27 Millionen vertheilen sieh auf folgende Länder :

England .

.

.

.

.

. l 61/2 Millionen Thaler,

Frankreich .

.

.

.

.

.

11/2

,,

Beru

.

.

.

.

.

51/2

,,

.

Vereinigte Staaten von Nordamerika Bolivien .

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.

.

.

.

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21/2 1/2

,, .,

,, ,, ,,

Urugua.^

.

.

.

.

.

.

1

,,

,,

Eeuador

.

.

.

.

.

.

1 / 2

, ,

, ,

.

1/2

,,

,,

Schisssverproviantixung

.

.

Der Krieg zwischen Frankreich und Breussen hat nachtheilig auf

den Ausfuhrhandel eingewirkt, doch nicht in dem Masse, als befürchtet wurde.

4. Einfuhr an^ der Schweiz.

Rieht ^u ermitteln. Man kann sie aus 2-21/2 Millionen Franken schien.

^u^fuhr nach der Schweiz.

Rull.

5. .^eranderun^en in den ..lniazen der Eiu.^ und ^lu^fuhr^

Zolltarife.

Unverändert geblieben. Rächftens wird dem Kongresse ein Gesez vorgelegt werden, das bedeutende Erhöhungen in dem Einsuhrtarise vorschlägt, besonders auch aus Uhren^ Bijouterien und Seidenwaaren.

Jch werde, sobald ich hierüber Räheres ersahre, Jhnen weitexe Mittheilungen machen.

6. Eifeu.^hnen und .^erkehr.^w.^e.

Beendiget wurden im Jahr l 871 die Eisenbahn Ehauaval und die Zweigbahn von Llaillai nach .^au ^elipe. Die Regierung b.eabsichtiget, die Südbahn Santiago..Sau fernando bis an die Grenze von Araueania zu sühren. Der Telegraph von Valparaiso über die Kordilleren bis nach Buenos-A^res wird in diesen Tagen erosfnet werden.

Die franzosisehe Comp.^^me ferale transatlantique besizt nun eigene.

Dampssehiffe zwischen Valparaiso und panama, in Verbindung mit ihrer monatlichen Linie Eolon-St. Razaire. Zwei neue Dampferlinien, eine deutsehe und eine .^veite englische, durch die Magelhaens-Strasse zwischen Europa und Valparaiso, werden nächstens erofsnet werden.

985 ^

^.

Banken.

Eine neue grosse Bank ^Ban.^o N.^cion.^ de Bolivia^ wurde ge.^ gründet mit einem Kapital von 3 Millionen Thalern ; Hauptsiz in Valparaiso^ Zweigbanken in Bolivien; 10^... sind einbezahlt. Die Banco de Valparaiso hat por 3 Monaten in Sant.ago eine Filiale erossnet.

A n o n y m e G e s e l l s c h a f t e n entstehen jedes Jahx mehr, und es sind deren 39 verzeichnet.

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^ i n .

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u n .

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...^koutofn^.

Wie im vorigen Berichte.

^nieiter ^heil.

.1. Einwanderung.

Diesem sür Ehili so wichtigen Vunkte widmet die je^ige Regierung grosse Aufmerksamkeit. Das sür Ansiedelungen bestimmte Land wird genau vermessen ; man spricht von einem Vertrage, der jährlich 5000 Kolonisten, besonders Deutsche, hieherziehen ^ soll.

..... Schweizer^efellfchafteu.

Die einige, die wir haben, ist der hiesige schweizerische Hilfsverein.

Er zählt jezt 28 Mitglieder und besizt pro 3l. Dezember 1871

ein Kapital ^r. 7.^3..). 80.

.^.

^erfchiedeue.^.

Die Verkäuse in Valparaiso von Salpeter, der im Süden von Bern (J.^ui.^ne) gewonnen wird, betrugeu im Jahre 1871 : 3,6.^0,906

Zentner in 255 Schiffen. Jm Jahr 1830 war der Verkaus 18,700 Zentner

in

4 ^.hissen ;

seitdem

sind in

Valparaiso

im Ganzen

39,618,014 Zentner in 4089 schiffen verkauft worden. Die Au.^

beute nimmt gegenwärtig grossartig zu, indem Eisenbahnen von der Küste nach den Salpeterlagern gebaut wurden, und die gute Nachfrage nach dem Artikel hohe preise unterhält.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Valparaiso (Hrn. Julius Nägeli von Horgen) über das Jahr 1871.

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

27.07.1872

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981-985

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