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schweiz. Konsuls in .Mailand (Hrn. Oskar Bonwiller von St. fallen) über das Jahr 1871.

(Vom 19. März 1872.)

An den hohen s.chl.veizerischen Bundesrath.

Seide.

Die Seidenindustrie des Jahrganges 1870-1871 hatte ohne Zweifel unter dem Einflüsse des franzostsch-de..tschen Krieges zu leiden, aber nicht in dem Verhältnisse wie man befürchtete, und vielleicht würd...

der Abschlag auch geringer gewesen sein, als er wirklich war, wenn der Krieg allein dessen Ursache gewesen wäre.

Man wolle sich aber erinnern, dass die Eoeonsernte es war, die den Absehlag hervorrief, weil sie eine normale Quantität ergab entgegen der allgemeinen ungünstigen Voraussicht, gegründet aus den Mangel der jährliehen ursprünglichen Saamen.

Die Krisis. in der sieh der Seidenhandel während der oben angeführten Epoche 1870-- 1871 verflochten sah, hätte furchtbare Folgen haben können, wenn die finanzielle .Lage des Landes im Allgemeinen weniger gut gewesen wäre . aber unsere grossen Geldinstitute kamen den dringendsten Bedürfnissen zu Hülse, indem sie dem edeln Produkte die.

Thore ihre... Magazine osfneten und aus dasselbe Geld vorstrekten.

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So wurde die Gefahr ei.ies großen Unsterns ^lükli.^rweise, und z^agänzlich abgewendet.

Die Geschäfte im Gegentheil nahmen stufenweise eine gewisse Akt.vität an, und die Preise sanken überdies nicht .neh..... Jndessen näherte steh l.ue Epo^.he der ueuen Ernte ; der friede zwischen Frankreich und .^reuss...n war so zu sagen geschlossen. aber in dieser Konstellation hielt der ..Bürgerkrieg und d.e Eommune von .^aris mit ihrem Befolge die Gemüther in Spannung und abgeneigt. wichtige Spekulationen oder Jndnstrien zu unternehmen.

Ohnedem herrschte d.e Meinung, dass bedeutende ^e.denüberreste.

vom vorhergehenden Jahrgange vorhanden wären. ..in.... man war keineswegs besorgt in Betreff des Gelingens de^ Bevorstehenden Ernte. Diese ergab sich in der That befriedigend ...^^talien, und in Folge aller oben angesührten Gründe ware^ die preise der Eoeons sehr billig, indem

die Original-Eoeons zirka L. 4^und di.^ gelben eingebornen zirka L. 5

kosteten.

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..Nachdem die Ernte ...^endigt, der friede zwischen Frankreich und Deutschland definitiv abgeschlossen und die franzosisehe Revolution bewältigt war, erwaehten^.ie Gemüther wieder, in der Hoffnung eines dauerhaften Friedens^ die Geschäfte belebten steh neuerdings; man er.ofsnete viele Fabrike.^ grasse Bedürsnisse fnr den .Consumo in Frankreich und überall machten sieh fühlbar und die preise stiegen wieder.

Die Ratur ^er Gründe, welche in der Folge die Vreise auf ihrer Hohe erhielten .^nd allmä..ig noch weiter in die Hohe trieben, ist verschieden. Ansser^em, dass in Frankreich die Ernte missrathen war, gelangte man znr Einsicht, dass die Ueberreste des vorhergehenden JahrBanges bei weitem nicht ^o bedeutend waren, wie man sich vorgestellt ^^..^ ^.^ ..^..tte nicht überlegt, dass die Fabriken seit mehreren Monaten für ihre ^edürsn.sse lieber mit italienischen als mit asiatischen Tramen ^intraa.) sieh versahen, wie in den vorgehenden Jahren.

Ans diese Art gingen die Ueberrefte sehr bald ihrem Ende zu, und die Bewährung dieser ..^hatsache war natürlich sehr geeignet, die .^urse der Seiden in die Hohe zu treiben.

Einen andern und mächtigen Stoss gab in Frankreich den preisen ^ das Finanzprojekt, einen Eingangszoll von 20 ^ auf die Rohprodukte.

zu sezen.

Dieses Vrojekt erwekt^ in den großen Hänsern ^ons eine fieberhaste Thätigkeit, sich aus breiter Basts mit Roh^ und unverarbeiteten Stosfen zu versehen, bev^r da.^ Projekt zum Geseze würde.

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Diese Furent hat fi.^ d..nn nicht verwirklicht, obschon sie noch nicht ^anz verwunden ist, aber der Ueberflnss an ^el^, das fortwahrende B.^düxsniss .....ch Seide, die Erhohnng aller Wertpapiere, die allgemeine Aktivität während dieser lezten Zeit in allen ^..sehästen, hielten die Breise der Seide beständig in der Hohe, n.^.d man kann daher die ^rhohung vom Beginne des Jahres an bis Ende des ver^offenen Dezembers auf 25^ anschlagen. Wenn man schliessiich noch erwägt, daß die Trokenheit des verflossenen Sommers und der starke Frost des Winters die .^ussühruna^ der übermässigen Lie^rungsverträge .^ehr verspäteten nnd aueh verhindern, dass zu viel verarbeitete Waare die Märkte überschwemmt, so dars man in Folge dessen annehmen, dass die preise in diesem Jahre keine merkliche Veränderung erleiden werden.

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Mitfolgend eine .Liste der ^eidenballen, die im

vorigen Jahre

über den Splügen und den Gotthar^ gegangen sind. Diese ^iste gibt

aber durchaus keinen Anhaltspunkt, u^.n den Export der lombardisehen Seiden nach der Schweiz benrtheilen zu Donnen. Unter den 10,322 Ballen, die über den ^otthard gingen, ..^ e^n grosser ^heil piemontesische Seide, die ihm über den .Langensee z^esührt wurde; dann geht eine grosse Quantität über den Mont.Eenis^.naeh .L.^on, eine andere über den Brenner nach Deutschland und noch ^ine andere direkt nae^ Wien. Ferner ist nicht ^u übersehen, dass hi^r grosse .^uantitäte..

.bengalischer, chinesischer und japanischer Seiden gewonnen und gezwirnt werden, von welchen der grossere Theil wieder ins .Ausland geht ....nd natürlich mit dazu beiträgt, auch die Ballenanzahl, d.^e fi.r die Sehwei^ ^estimmt ist oder nnr durch dieselbe transitirt, ^u vermehren.

neber den

Splügen.

BaIlen.

Jannar Februar März .

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April . .

Mai . .

Juni

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Jnli . .

August . . .

September .

Oktober November .

Dezember .

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593

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71^

. . . . 775 .

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^06

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^27

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54^

^6l

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662

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927

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^96

776

. . . . 1,003 ^,790

I.leber den

S^^^thard.

...^en.

663^ 796 892 740 780 643 77^ 924 1,272 1,.22 80.^ 90^ 10,322

297 Getreide.

Vorausgesezt, dass im Kornhandel die jährliche Periode der Gefehäste mit dem jahreszeitlichen Anbau der Landwirthschaft zusammentrifft, die vom Anfange des Heumonats oder von der Einsammlung der Getreidefrüchte an bis zu Ende Juni des folgenden Jahres läuft; vorausgeht ferner, dass aus Mangel an wirthsehastskundigen .Beamten jede positive Angabe in Bezug auf das Ergebniss der Ernten

abgeht; dass man in Fol^e dessen sieh lediglieh aus die individuelle Urtheilskraft ftüzen mnss, welche die bezüglichen Handlungen und Ergebniffe, die ihm znr Kenu..niss gelangen, wieder nach eigenem Ermessen .ordnet und gestaltet, lasse ich mit allem Vorbehalt nachstehende Vetrachtungen hinsichtlich der Getreideernte in der Vrovinz Mailand folgen.

Auf Grund der zuverlässigsten Angaben und der sehr augenfälligen

Zustände, die sich im ersten Semester des Jahres 1871---1872 gezeigt

haben, ist anzunehmen : 1^ Die Weinernte des Jahres 1871^ in der Brovinz kann man, nach der Aussage der Mehrheit, zu den mittleren rechnen. Jn Folge der .Lokalverträge der Grundftükvertheiiung kann der Bauer in den Jahren des Ueberflnsses, nachdem er dem Grundeigentümer die Miethe nach Uebereinkommen in Korn bezahlt hat, noeh sür sich davon er.übrigen und bisweilen in einer Menge, die der bezahlten Vacht gleich kommt. Diese verschiedenen Ueberreste werden von den Kleinhändlern aus dem Lande durch Ka^.s in grossere Barthien vereinigt und auf .hiesigem Markte verkauft. Jedoch in den Jahren des Erntemangels oder der .^heurung bleibt die. Abgabe der Miethe wegen Mangels an .bezüglichem Produkte unerfüllt und das patronatisehe Korn (resp. das Korn des Grundbesizers), hat aus dem Markte keine Konkurrenz von Seite der dauern zu erleiden.

Jm Jahr 1871 wurden die Kornmiethen grosstentheils pünktlich ^e^ahlt, doch blieb wenig und au manchen Orten nichts sür die Bauern .übrig. Jn der nassen Gegend, unweit Mailand, wo der Getreidebau eine verschiedene Behandlung erfordert, stimmten die grossen Bäehter in der Behauptung überein, eine verhältnissmässig karge Getreideernte a,e.macht zu haben.

2) Die Ernte fiel, nach Aussagen im Allgemeinen, hinsichtlich der Qualität befriedigend aus. Das Korn, zur vollkommnen Reise gelangt und gut erhalten, konnte im Allgemeinen eine besondere Seh.vere er.langen, eine grossere als in den vorangegangenen Jahren. Von den angrenzenden Gru.idstnken der Stadt Mailand erhielt man ausgezeiehnetes Korn. Das Mittelgewicht des Weizens beim Hektoliter kann dieses Jahr um ein Kilogramm hoher angesehlagen werden al.^

298 im vorigen Jahre der E...nte.

und ersezt somit zum Theil die fehlende ..^....n^tat

3) Die Krankheit durch Erhizung, welche mehrere Jahre insol^e ungewohnlicher Naturerscheinungen eintrat, hat sieh auch in dieser .^rovi..z in diesem Jahre auf keine klare Weise gezeigt. Sehr wenige KornSpeicher wurden von ihr berührt und auch diese zum grosste^ Theil nur partiell. Man sah dieses Jahr keinen Eigenthümer genothigt, seinen Weizen in Eile und zu einem erniedrigten Vreise zu verkaufen, sei es aus Fureht por Erhizung oder wegen Gesahr der Zerstörung durch Jnsekten.

Keine anssergewohnliehe Raehsrage für Ausfuhr kann pon Seiten der angrenzenden Vrov.nzen aus diesen Markt. Der Handel mit den Städten und Dörfern, ausser Tessin, welches den ansehnlichsten unterhält, bewegt sich in den gewohnlichen Grenzen. Auch die Einfuhr von fremdem Getreide war sehr beschränkt. Die mantnanischen und venetia^isehen Provinzen, welche uns gewohnlieh einen guten Theil ihres grossen Ueberflusses zusühren, besriedigen bisweilen auch sür mehrere Monate die Hauptl..edürsnisse unseres Verbrauches. in diesem Jahre gaben sie uns wenig, weil die gegenseitigen Vreise der Märkte keinen Grund zur Spekulation zulassen. Eine kleine Weizenprobe, welche vielleicht später

^u einem guten Handelszweig sieh gestalten kann, gab das südliche

Jtalien und besonders Apulien. Die Konkurrenz des penetianischen Kornes ist durchaus nothwendig, um die Massigkeit unserer B..eise aus dem Markte zu erhalten.

Die Ernte des türkischen Korns (Mais^ war karg in Folge anhaltender Kälte im verflossenen ^rühling, welche die regimassi ge Entwiklung der .^..aat verhinderte, besonders im schweren ...^oden. Auf hoher gelegenen Flächen um Mailand machte die so lau^e abhaltende Hize das Produkt krank. Doch ist zu bemerken, dass die Ernte des türkischen Kornes in diesem Theile der Vrovin^ ungeachtet des seh^dliehen Einflusses der oben angegebenen Ursachen im Ganzen genommen sich weit weniger ungünstig zeigte als man vermuthet hatte.

Die nassen Grundstufe, begüustigt durch jene heissen Tage, gaben ein Brodukt von beträchtlicher ^chonheit, wenn auch nicht von entsprechender Menge.

Aus hiesigem Markte hat der Umstand, ungeachtet der mittelmässigen Ernte, die Kornpreise in der Hohe erhalten, dass bei Verminderung des jährlichen Anbaues von 187l --1.^72 in Folge starker Nachfragen von leiten der Herzogtümer, der Marken u. s. w. alle unsere U^er^ reste Absa^ fanden und zu guten Breisen verkaust wurden. De.sshalb kann man sagen, dass jede El.e der hohern und niedern .^rovin^, ^ei der neuen Ernte angelangt, von allen Vorräthen gänzlich entblosst war.

Die Bebauer dieses Kornes in den angrenzenden Distrikten Eremona.

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2^

Mantna und Bergamo, an wetthe steh die Kornhändler Mailand.^ wenden, haben auch hohe greise.

Bei alledem hat in den legten Monaten eine bedeutende Aussuhr von Türkenkorn aus dieser Provinz nach Mittelitalien begonnen. Von den Stationen Melegnano und .Lodi gingen grosse Züge nach den Marken, nach Toskana und selbst von der Station Monza ging ein grosser Theil dahin.

Die Reisernte, im Vergleich zu andern diese Frucht pflanzenden Gegenden, siel reichlich auch in unserer niedern Gegend aus. Ein wahres Glük ist es sür die Pächter, dass ein lebhafter Aussuhrhandel aus den Märkten in Biemont sieh im Sehwnng erhalten und somit mehr als die relativen Vreise aus unserem Blaze kompensirt hat.

Weine.

1) Der Veltlinerwein ^m Jahr 187...

Obschon die ausgestellte Statistik im Jahr 1866 ein nicht grossere.^

Ergebnis. als 60,000 Hektoliter konstatirte, hält man dasür, dass das Brodnkt schon in dieser Epoche ein bedeutendes war, zweifelhaft, dass es von dort an sich immer steigerte.

und ist es un-

Die Ernte des Jahres 1871 im Allgemeinen war ohne Zweifel bedeutender als in den vorangegangenen Jahren. Seit dem Jahr^ 1850 erinnert man sieh keines grossern Ergebnisses. Man kann fürs Jahr 1871 eine Ernte von mindestens 125,000 Hektoliter berechnen, eine Zahl, die auch gerechtfertigt sein würde durch die Ausdehnung des Bodens, der in der Vrovinz dem Weinbau gewidmet wird.

Die ...^..nalität des Veltlinerweines im Jahr 1871 war anfänglich wenig befriedigend, um so weniger. als er den Vergleich derjenigen des Jahres 1870 zu bestehen hatte, die man zweifelsohne zu den besten Jahrgängen zählt. Es ist jedoch eine Thatsache, die man in Erwägung ziehen muss, dass der Wein in der Büt..e lagernd und sein...

Umwandlung vollendend, sich bedeutend verbessert hat, so zwar, dass jezt der Weinbauer und Eigenthumer das Brodukt weniger ungünstig beurtheilt , als diess bisher der Fall war. Der Wein im Allgemeinen ermangelt der Farbe. Die Breise variiren je naeh den verschiedenen ^ .Lagen. Jn Sondrio, wo es die besten Qualitäten gibt, bezahlt man ^r. 40-50 per Hektoliter, in Tirano und Mandament von Fr. 20 .bis Fr. 25 per Hektoliter. in Bonte und Ehiuro, wo die Qualitäten geringer sind, Fr. 10.--.l5 per Hektoliter. Diese Vreise verstehen sich für Barthien von ganzen Weinkellern. Jm Allgemeinen sind die Breise sehr gehalten und stehen nur um zirka 1/2 von denjenigen des porigen Jahres zurük.

^00 ..^ewohnlh.h berechnet man nieht weniger als auf 40,^00 Hektoliter den jährlich nach der Schweiz ausgeführten Wein, der über den Splü^.en ...der dureh das .^nsehlaver^hal geht.

Diese Ziffer halt man auch für diejenige des diesjährigen Exports, .....eil di...

Ankäufe fortfährt, ^wohnlich

bis dat... von den schweizerischen Weinhändlern e.emachten von keiner Bedeutung sind, und weil man auch heutzutage in diesem Handel einige Konkurrenz zu unterhalten. ^enaeh den ersten Ankänsen im November und Dezember er-

leidet der Wein im Veltlin einigen Abschlag . da man .^ber bis dato

davon nichts bemerkt h..t, muss man schließen, dass die bezüglichen Nachfragen auch gegenwärtig noch fortdauern und dass die Antanse in ^rösserem Massstabe fortgesezt werden.

2) Die italienischen Weine im Allgemeinen.

Die Weinernte des Jahres 187t im Allgemeinen war für .^anz .Jtalien ein sehr segensreiches . überall war die .....Quantität bedeutend, und auch in ^ezug ans die Qualität hat man alten Grund zufrieden zu sein. Die Weinpreise stehen daher sehr niedrig.

K ä s e (Ex^ortkäse).

Die Vroduktion von Varmesaner- und Straechino-Käsen war im Jahr 1871 etwas geringer als in den vorangegangenen Jahren; dagegen standen die greise 10 bis 15 ^o hoher als im abgelaufenen Jahre.

Die Einfuhr von ^..chweizerkäsen in die Lombardie ist immer nicht unbedeutend.

Vieh.

Die Viehproduktion in der Schweiz ist immer se^r wiehtig für Jtal.en, dessen Händler aber da^.an gewohnt werden müssen, in der Schweiz das Vieh ans^kanfen. Es kommt noeh von Zei.. zu Zeit .vor, dass unersahrne schweizerische Viehhändler mit unbestimmten und .ost vielleicht auch ohne alle .^lnssi.hten ans guten und rasehen Absa^

ihres Viehes genothigt sind, dasselbe die italienischen Ebenen hinunter

^u treiben und sehliesslieh ..aeh unsäglichen Strapazen und grossen .Opfern an Gel^ noch zu Spottpreisen losschlagen zu müssen.

Es freut mich daher um so mehr die Wahrnehmung, dass das Schweizervolk und seine Regierungen endlich eingesehen haben, dass man durch .Abhaltung gr.^sser ^entralviehmärkte die fremden Viehhändler daran gewohnen mnss, in der Sehwei^ ihr .^ieh aufzubansen. Diese weise Einrichtung wird ihren Zwek nicht verfehlen un^ immer mehr si...h Gewähren.

30t Die B a u m w o l l i n d u f t x i e .hatte in den ersten seehs Monaten des lezten Jahre^ durch den be-

ständigen Abschlag des Rohmaterials nicht wenig zu leiden, erholte steh

aber tn der zweiten Hälfte des Jahres, weil der Jmport aus dem Ausiande im Allgemeinen und aus der Schweiz im Besondern fehlte, welche, wie es seheint, in andern Ländern bessere Vreise erzielte, al....

h ...r bezahlt wurden.

Bei diesem Anlasse mochte ich die Herren Jndustxiellen der Schweiz dringend ersuchen, keine Bestellungen für Jtalien ans Kredit anzunehmen.

^hne sich vorher und nicht erst nach Absendung der Waaren nach der Solvabilität der Besteller .^u erkundigen. Mehrere Handelshäuser der .Schweiz stnd in^ Lause von t 871 in empfindliche Verluste gerathen, weil sie sich durch personliche Besuche von hiesigen Bestellern bethoren liessen, die Waaren absandten und leider zn spät entdekten, dass sie es mit Jndustrierittern zn thun hatten. Zu dem ersten ......erlust gesell^.n steh dann au.h die Advokatenspesen, die meistens do.^h keinen Erfolg haben, weil der Sehnldner mit dem Erlös der aus diese Art ersehwindelten, resp. gestohlenen Waaren das Weite gesucht und nur die leeren Wände nnd den betrogenen Gläubigern das Rachsehen zurükgelassen hat.

Scha^wollenwaaren.

Jn der ...^ehaswollindnstrie konkurriren Biella und Sehio mit Glük, selbst im Ausland mit den Fabriken aller Rationen. Diese Orte ge.horen al.^.r nicht zu meinem Ressort, wesshalb ich mich begnüge, nur ^on Gandino und Umgegend zu sprechen. Gandiuo ist ein Dors in einem der .^äler bei Bergamo. Auch dort geben si.h die Fabrikanten Miche, vorwärts ^u kommen und sur wollene Deken, ordinäre und feine, thnt ^s ihm keine andere Gegend Jtaliens zuvor. Jn der Fabrikation von Büchern. sind sie aber im .....^ g l ei eh.. mit Piemont und dem Venezianischen noeh znrük.

Jm Allgemeinen hat die Jndustrie mit der fortschreitenden Theurnng ^es Rohmaterials .^u kämpsen^ und obgleich der Verbrauch stets ^unimmt, so hab^..n die Fabrikanten doch Mühe, ihre sertige Waare^ ^..it dem bescheidensten Ruzen anzubringen.

Eisenbahnen^ Jm Bau begrissen si^d : Mantua^Modena, Mantua^Eremona, und in Bälde Mo..^Ealolz.o (Leeeo), .^us.^hluss an den projektixten .^plügenübergang.

^und^bla^. ^^rg.XXI^. Bd.IIl. .

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302 Auch sind Gesellschaften in der Bildung Gegriffen, um die Dampfsehisssahrt aus dem Eomersee zu vermehren und zu verbessern ; eine derselben steht auch in Verbindung mit angesehenen Sehweizerhäusern.

Banken.

Am ersten Januar 1871 eroffnete die ,,Banea Lombarda^, eine Aktiengesellschaft, ihre Operationen, welche ihr am End.. des Jahres einen Rnzen (Jnteresse und Dividende) von 29^ Lire per Aktie (Nominalwert^ 500, wovon 250 einbezahlt), Dank ihre.. Po..sicht und Thätigkeit, verschaffte. Bald nachher entstanden hier eine Reihe von Banken durch das glüklieh... Zusammenwirken von Kapital u^.d Jntelligenz.

Es trat die ,,Banea di Costruzione^ ins Leben mit einem Kapital von 10 Millionen Lire und dem Zweke, bei grossen Bauten aller Art Theil zu nehmen oder dieselben auch allein auszuführen.

Es entstand serner eine Banea Jndnstriale und .Commerciale, mit schonen Ramen an der Spize aus den Reihen der ersten und intelli^entesten Jndustriellen u.^d Kapitalisten.

Dieses Jnstitut hat zur Ausgabe, die Jndustrie ^u untersten und stch dadurch dem Lande nüzlich z .i machen. Auch die Banea Jtalo^Germaniea in Rom mit bedeutendem Kapital hat hier eine Filiale eröffnet.

Gegen Ende des Jahres konstituirte steh eine Bank unter dem Titel ,,Eredito Milanese^, welche die Genehmigung der Regierung erwartet, um ihre Operationen zu beginnen. Laut ihren Statuten wird sie sieh freier bewegen können, als die Banea Lombarda und hosst dieselben brillanten Resultate ^u erlangen, wie die Banea dl .......or.no.

Unsere Rationalbank eskomptirt a 5^ Wechsel mit d^ei Unterfehlsten. Jndessen ist der Diskontos..ss bei den Ba^ea Popolare, .Lombarda und den Privatbanken für gute Wechsel das ganze Jahr zwischen 4 und 4^ ^ gewesen nnd ist Geld gerade jezt ^ehr abondant.

Der Kurs der italienischen Rente stund Anfangs des Jahres 57.05, stieg dann gradweise, um das Jahr mit 75....0 zn schliessen. Diese Erscheinung ist ein eklatanter Beweis des öffentlichen Vertrauens in

die Zukunft nnd des allgemeinen Wohlstandes.

Hervorragende neue Erfindungen find mir nicht bekannt, wohl ....ber Vervollkommnungen jeder Art und in jeder Richtung. wovon die italienische Jndustrieausstellnng, die im September hier stattsand, einen glänzenden nnd allgemein anerkannten Beweis lieserte.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Mailand (Hrn. Oskar Bonwiller von St. Gallen) über das Jahr 1871. (Vom 19. März 1872.)

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Jahr

1872

Année Anno Band

3

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43

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

21.09.1872

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294-302

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10 007 428

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