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Schweizerisches ·&.

Jahrgang II. Band I.

Mro. 13.

Mittwoch, den 3. April 1850.

Man abonnirt ausschließlich beim nächstgelegenen Postamt. Preis für das Jahr 1850 im ganzen Umfange der Schweiz p o r t o f r e i grkn. 3.

Jnferate sind f r a n k i r t an die Expedition einznfenden. Gebühr l Batzen per Zeile oder deren Rannt.

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Denkschrift an den

schweizerischen Bundesrath, betreffend die schwel" zerische Münzfrage, von Herrn F Borel, Konsul der schweizerischen Eidgenossenschaft in Brüssel.

Der fchweizerifche Bundesrath hat im Interesse der Beleuchtung der Münzfrage an den schweizerischen Konsul in Belgien nachstehende Fragen gestellt : 1) Welchen Einfluß mag in Belgien das franzosische Münzsystem ans die, in jenem Lande entstandenen Finanzkrisen ausgeübt haben.

2) Wäre die Annahme eines andern Münzsystems oder die gesetzliche Zulassung aller fremden Münzsorten, in den Augen kompetenter Personen für Belgien ein Vortheil oder ein Nachtheil?

Bnndesblatt I. Jahrg. II. Bd.i.

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154 Diefe Fragen hat der Konful, Hr. F. Borei in Brüssel, mit nachstehender Denkschrift, d. d. 10. Februar 1850 beantwortet.

Ich habe die Ehre, Jhnen den Empfang Jhrer Depesche vom 23. Jänner zu bescheinigen ; es bezog sich dieselbe auf das französische Dezimalmünzsystem, von dessen

Einführung in der Schweiz die Rede ist, welches aber in Folge der Anhänglichkeit am Althergebrachten einerseits, und der dem allgemeinen Jnteresse nachtheiligen Privatinteressen anderseits, auf Widerstand zu stoßen scheint.

Seit Jahren habe ich diesen Gegenstand von sehr ausgezeichneten Männern besprechen hören, an deren Spitze ich Hrn. Ramel, gewesenen Finanzminister unter der ersten sranzösischen Republik, nennen möchte, welcher im Jahr 1814 verbannt wurde und im Jahr 1829 hier verstorben ist; es war derselbe einer der Schöpfer des Dezimalsystems, und ich habe bei seinen Lebzeiten

beinahe täglich mit ihm verkehrt. Seither habe ich über diesen Gegenstand öfters mit unfern hervorragens den Finanzmänncrn und Industriellen gesprochen, und führe als solche Hrn. Mercier, gewesenen Finanzminister, sowie mehrere Direktoren der Société générale an.

Jch werde es, Tit., daher versuchen, Jhnen die Ansichten dieser verschiedenen Personen zu entwickeln, welche Ansichten Sie dann auch als die meinigen ansehen wollen; es wird etwas lang werden, ich will mich so klar als möglich aussprechen, allein es werden dieß immerhin nur individuelle Ansichten bleiben, denn es kann dieser Stoff nicht mit authentischen Aktenstücken behandel.5 werden.

155 Hr. Ramel betrachtete als Ursache aller Münzverfchlechterungen, welche Frankreich während 12 Jahrhunderten erdulden mußte, den Mangel einer Münzeinheit von bestimmtem Gewicht.

Das Wort Livre bedeutete ehemals einen Werth und nicht ein Gewicht; nun geschah es aber, daß, indem die ehemaligen Könige in ihren öfters wiederkehrenden Finanzbedrängnissen den Gehalt herunterfetzten, das Gewicht verminderten, und dennoch die Benennung Livre beibe* hielten, woraus bedeutende Verluste entstanden, welcher zu erwähnen nutzlos wäre.

Wenn ich nicht irre, fo ist Friedrich der Große der letzte, welcher im verflossenen Jahrhundert feine Zuflucht zu diesem ruinirenden Auskunftsmittel nahm.

Das französische1 Dezimalsystem hat nun eine solche

Verschlechterung sür die Zuknnst unmöglich gemacht; was man einen Franc nennt hat ein Gewicht von 5 Grammen, bestehend aus '/io fein Silber und Vi0 Legirung.

Will man daher nicht falfche Münze machen, fo wird der Werth immer ein reeller fein, denn jede Münze,

welche diese Bedingungen nicht in sich vereinigt, ist kein Franc mehr.

Hr. Ramel hielt jedes Münzsystem für gut, sosern dasselbe, wie das seirn'ge, aus der Grundlage eines bestimmten Gewichtes und Gehaltes beruht, und dessen Basis nicht Gold, sondern Silber ist, denn, da sich das Gold in der Welt stets in geringerer Menge vorfindet, das Silber hingegen viel verbreiteter ist, so würde man, durch Bestimmung eines sesten Verhältnisses, sür diese beiben Metolle Gefahr laufen , bei eintretendem Ucberfluß des einen oder des andern, das Gold oder das Silber verfchwinden zu sehen, und man kann leichter des Goldes als des Silbers entbehren. Er wollte keine andere als Silber

156 münze haben, wollte es indessen unbenommen lassen, Goldstücke zu prägen, welche er Medaillen nannte, und deren Werth durch den Handel je nach feinen Bedürfnissen bestimmt worden wäre, wie dieß zu allen Zeiten in Holland in Betreff der Dukaten geschehen ist, welche zwar bestimmten Titel und Gewicht, aber keinen bestimmten, noch gesetzlichen Werth haben ; ihr Werth wurde an der Amsterdamerbörse bestimmt und veränderte sich oftmals.

Als im Jahr 1815, beim Sturze des französischen Kaiferreichs, die niederländische Regierung aus einer, für denjenigen, der den Geist dieser Nation nicht kennt, unbegreiflichen Anhänglichkeit am Hergebrachten, im neuen Königreiche der Niederlande den alten holländifchen Gulden wieder einführte, wurde Gold als dessen Grundlage an-

genommen, mit Beibehaltung der Dezimaleintheilung. -- Das Zehnguldenstück in Gold wurde die Basis des Münzsüßes, und in Folge eines übelberathenen Verhältnisse....

znm Silber, wanderten fämmtliche Dreigulden-, Einguldenund Einhalbguldenstücke plötzlich aus unfern Münzstätten

in diejenige zu Lille, um daselbst in Francs umgewandelt zu werden, so daß, wenn man in Holland nicht das alte so sehr verschlechterte, und in Belgien das französische Geld gehabt hätte, die Geschäfte unmöglich geworden wären. -- Am Tage nach dem Erscheinen des Gesetzes ließ Hr. Ramel den damaligen Finanzminister, wenn ich nicht irre, Hrn. Appellino, von dem was geschehen werde benachrichtigen. Der Minister gestand, daß auch er es bemerkt habe, allein es war zu spät ; die Stempel waren , alle schon gestochen und die Prägung hatte begonnen. -- Von da an wurden Zehnguldenstücke in unermeßlichen Summen ausgegeben, und es hat dieß so lange gewährt, bis die

niederländische Regierung das Verhältniß geändert und Silberstücke von geringerem Gehalt schlagen ließ; es bleiben

157 dieselben im Lande, aber ihr Gehalt ist nicht nach dem Dezimalsystem berechnet. -- Soweit erstreckten sich meine Besprechungen mit Hrn. Ramel.

Nach der Revolution von 1830 beeilte sich die neue

belgische Regierung einfach zum französischen Münzfystem zurückzukehren, mit der Beifügung jedoch, daß man, da der Gebrauch des Goldes in den Gewohnheiten des Landes war, und man nicht Napoleons in gesetzlichem Gewicht und Gehalt prägen konnte, den Zehnguldenstücken gefetzlichen Kurs à Francs 21.164/i0 Centimes gab, was

zur Folge hatte, daß wir feit 20 Jahren mit diesen Stücken überschwemmt werden und zwar zu einem Kurs, welcher im Verhältniß zum französischen Franken zu hoch ist.

Dieses, Tit., sind einige vorläufige Erläuterungen, welche ich geben zu sollen glaubte, bevor ich zur Beantwortung Jhrer beiden Fragen, die ich nun behandeln werde, übergehe.

Sie sragen mich: 1) Welchen Einfluß das belgische Münzfystem auf die finanziellen Krisen, welche Belgien erlitten, ausgeübt haben mag.

2) Ob in den Augen kompetenter Personen, die Annahme eines andern Systems, oder die gesetzliche Zulassung aller sremden Münzsorten Belgien zum Vortheil oder zum Nachtheil gereichen würde.

Jn Betreff der ersten Frage könnte hier Niemand einsehen -- und es herrscht hierüber nur eine Stimme -- in welcher Beziehung das Münzfystem, welcher Art es auch sein mag, anf die Handelskrifen Einfluß haben könnte.

Diese Krisen treten leider von Zeit zu Zeit in allen handeltreibenden Ländern ein, und zwar in Folge der mannigfachsten Ursachen.

158 Wenn mehrere gu.e Jahre auf einander gefolgt sind, so unternimmt der Handel zu viel, und es tritt Uebersüllung ein; ein Bankrott zieht den andern nach sich, das Uebel verbreitet sich von einem Lande zum andern, und währt bis es in Folge der Rückkehr zur Klugheit erlifcht, um späterhin aufs neue zurückzukehren.

Die Münze hat hiermit nichts zu fchaffen! allein sie zieht sich auf welches System sie auch gegründet fein mag,

zurück, bleibt in den Kassen liegen und zirkulirt nicht mehr, was die Unwissenden zum Glauben veranlaßt, das Geld sei selten oder es sei keines mehr vorhanden.

Was die Geldausfuhr anbetrifft, welche von Zeit zu Zeit aus Belgien nach Frankreich stattfindet, so hat dieselbe ihre Ursache im Steigen des Pariser Wechselkurses.

Man bezahlt von hier nach Paris für den Geldtransport bloß Vs%; es ist daher klar, daß man möglichst viel dorthin sendet, wenn der Kurs auf 100*A steht, was öfters, gefchieht, wenn große Operationen in den össent.lichen Fonds, Anleihen u. dgl. eine starke Nachfrage aus Paris veranlassen.

Es fehlt hier nicht weniger als in der Schweiz an Leuten, welche die Dinge nur oberflächlich betrachtend, stets bereit sind lächerliche Mittel zur Abhülfe zu verlangen; wurde ja doch unter der ersten Republik und fogar zu Anfang des Kaiserreiches die Geldausfuhr aus Frankreich verboten, damit das Geld im Lande bleibe.

Wie vieler Schriften von Staatsökonomen "bedurfte es nicht, um den Regierungen begreiflich zu machen, daß das Geld eine Waare fei wie eine andere; daß, wenn diefe ausgeführt wird, sie ersetzt wird, und die Regierung auf deren Fabrikation gewinnt; daß wenn ein Land dem andern fchuldig ist, es dasfelbe bezahlen muß und wenn es diefes nicht in Geld thun kann, es zu Operationen

159 seine Zuflucht nehmen muß, welche ihm theurer zu stehen kommen. -- Diese Wahrheiten sind heutzutage abgedro* schen vom vielen Wiederholen derselben !

Dessenungeachtet gibt es noch Einzelne, welche dieselben nicht -Begreifen können ; -- so haben wir vor zwei Jahren in der Mitte des Jahres 1848 ziemlich hochgestellte Mitglieder in ,den Kammern die Prägung von Nationalmünzen verlangen sehen, welche im Lande zu bleiben hätten ; es wurde ihnen mit Recht geantwortet, der größte Vortheil einer Münze bestehe darin, daß sie überall hinkomme; daß, wenn eine Nationalmünze im geringsten diejenige der Nachbarstaaten an Werth überträse, erstere eingeschmolzen würde, im entgegengesetzten Fall aber im Anslande den Kurs für Belgien herabgesetzt würde. -- Um endlich Frieden zu haben, ließ die Regierung, glücklicherweise nur für e i n e g e r i n g e Summe, Francs 2.

50 Centimes Stücke prägen, jedoch immer nach franzosifcher Währung. Die Franzosen haben dieselben nicht

gewollt; sie bleiben bei uns, aber sie sind nicht beliebt,

eben deßhalb weil Frankreich sie nicht will ; sie gehen von Hand zu Hand, denn man zieht vor die Fünffrankenstücke zu behalten.

Zu jener Zeit, im Jahr 1848, gewannen die Fünfsrankenstücke beim Eintausch unserer Bankbillete oder Zehnguldenstücke ein Agio von y/f, y8 und sogar 1 / 2 %, weil dieses Agio in Frankreich noch höher war, weil unsere Banquiers, da sie mit Frankreich sich nicht einlassen wollten, kein Papier ans Paris gaben, und endlich weil man zahlen mnß, wenn man etwas schuldig ist. Um die fremden Münzsorten in's Land zu ziehen und die Francs zu ersetzen, welche hinansgingen, gab man dnrch ein Gesetz den englischen Sovereigns einen gesetzlichen Kurs von Francs 25. 50. Der Londonerkurs war 25. 55, bis

160 25. 60. allein es fiel derselbe einige Tage später auf 25. 35, bis 25. 40. und es kamen Massen dieser englischen Sovereigns in's Land. Diese Sachlage hätte theuer zu stehen kommen können, allein der Finanzminister war auf feiner Hut und bei einem vor drei Monaten eingetretenen Steigen des Kurses auf London bestimmte er eine Frist von drei Tagen zur Auswechslung derfelben bei allen öffentlichen Kassen zu 25. 50., nach welcher Frist diefelben als anßer Kurs gefetzt erklärt wurden.

Sie werden die Menge dieser ermessen., wenn ich Jhnen sage, daß nach Verlauf dieser drei Tage bei der Société générale (Staatskafsier) sich deren sür ungefähr 30 Millionen Francs in Kasse befanden, von denen ein großer Theil, in Folge des momentanen hohen Kurfes, nach London zurückging ; der Rest wird eingefchmolzen und der Staat dabei blos einige Monate des Zinfes verlieren.

Jch mnß hier bemerken, daß in Belgien auch nicht ein einziger Tag Mangel an Fünffrankenstücken sichtbar war; man fand deren zu jeder Zeit fo viel man wollte, wobei man sich freilich ein mehr oder minder hohes Agio gefallen lassen mußte ;· aber woher dieses Agio ? Offenbar wegen der Konkurrenz des im Verhältniß zu den Francs zu hoch tarifirten fremden Geldes, wie der Zehnguldenstücke und der Sovereigns, wie auch wegen des, den Bankbillets gegebenen Zwangkurses. Wenn dieses noch eines überflüssigen Beweises bedürfte, so würde ich hinzufügen, daß vom Tage der Einziehung der Sovereigns an, das Geld wieder zum Vorschein kam, daß dermalen großer Ueberfluß vorhanden ist und daß die Banken es vorziehen, solches statt ihrer eigenen Billete zu geben. -- Es ist in der That klar, daß die beweglichen und bedeutenden Kapitalicn eines so reichen Landes wie dieses, weniger bedeutend in andern, stets in irgend einer Form vorhanden

161 sind, wenn man aber fchlechte Münzen zuläßt, worunter ich die zu hoch tarifirten verstehe, fo werden die guten verschwinden; dieser Satz scheint mir auf die Schweiz sehr anwendbar zu sein; -- Es befinden sich u. a. in Basel und Genf fehr bedeutende Mobiliarvermögen; --

ist es glaublich, daß man daselbst an Geld erschöpft werden könne? Offenbar nein, denn in diesem Falle wären jene Vermögen nicht vorhanden ; unter gewissen Umständen

zirkulirt dieses Geld eben nicht, sondern bleibt in den Kassen; daher dann die ewige Wiederholung der Albernheit: das G e l d ist selten.-- Seien Sie, um mich end-

lich kurz zu sassen, wohl überzeugt, daß die Annahme des französischen Münzsystemes in Belgien niemals den geringsten Nachtheil vernrfacht hat. Jch kann nicht anders als meinen innigsten Wunsch ausfprechen, es möchte dasselbe auch sür die .Schweiz angenommen werden ; es ist unter allen bestehenden das schönste, vernünstigste und beciuemste. -- Das Widerstreben der östlichen Kantone ist mir unbegreiflich, es sei denn wegen des mißbrauchlichen Gewinnstes, den einige Banquiers durch Einführung der deutschen zu hoch tarifirten Münzen, anf diefen letztern

machen. Es ist dieß die Geschichte der Zehngnldenstücke in Holland und der englischen Sovereigns in Belgien. -- Zur Ersetzung der Zehnguldenstücke und den Gewohnheiten

der Belgier zu lieb, welche Gold in der Tasche haben wollen, ließ man Fünfundzwanzigfranesstücke im gleichen Gehalt als die Napoleons, aber von etwas geringerem Gewicht prägen; man sieht deren wenige, es wird mir indessen versichert, sie gehen nach Deutschland, in Folge einer mir unbekannten Spekulation; -- und doch ist dieses eine "Nationalmünze von der man glauben sollte, sie würde im Lande bleiben ! ! -- Betreffend den, den fremden

162 Münzen zu gebenden gefetzlichen Kurs, fo fchiene es mir sehr unklug, andere zuzulassen als die französifchen, welche an Gewicht und Gehalt den nationalen gleich sind; andere zulassen'.'hieße sich einer Ueberfchwemmung derfelben aussetzen, weil dadurch die nationale Münze vertrieben würde, und wenn der Tarif keinen Vortheil darböte, so kämen die andern ebenfalls nicht herein. Nachdem ich Ihnen weiter oben gefagt habe, meine Ansichten über diefen Gegenstand feien auch diejenigen der ausgezeichnetsten Finanzmänner, so muß ich im Interesse einer gerechten Unparteilichkeit zwei derselben hievon ausnehmen, diese: beiden Herren wünschen, obwohl sie das französische Münz-

system als das einzige wirklich gute und als das bequemste von allen anerkennen -- indem es sich aus das Gewicht als

Einheit gründet, -- wenigstens für einen Theil der Münzen eine von der französifchen verschiedene Eintheilung.

Auf ihre Anregung hin, wurden die Zweieinhalbfrancs-

stücke in Silber und die Fünfundzwanzigfrancsstücke in Gold geprägt, deren -Schicksal ich weiter oben erwähnte.

Sie wünschten desgleichen eine Billonmünze, immer in der Absicht, deren Aussuhr zu verhindern, und in dieser Beziehung findet unser Projekt bei ihnen vollkommenen Beifall. -- Jhre sämmtlichen Kollegen hingegen theilen durchaus die Ansichten des Hrn. Ramel, welche auch die meinigen sind.

Erlauben Sie mir nun, Tit., eine kleine Kritik über einen sehr unwefentlichen Punkt. Jhr Projekt führt Billonmünzen ein, es mag dieß noch hingehen als Ersatz für die französifchen Fünfundzwanzigeentimesstücke. Weßhalb aber sollten die Fünfzigcentimesstücke, welche gefällig, nicht all-

zu klein und im Verkehr angenehm sind, nicht belieben?

Die Zehncentimesstücke in Kupfer sind zu groß ; es fcheint mir Kupfermünzen von 1, 2 und 5 Centimesstücke würden

163 für die Schweiz vollkommen genügen; dann fcheint es mir eine unglückliche Jdee die Benennung von Batzen und Rappen beibehalten zu wollen. Die niederländische Regierung gab im Jahr 1815 aus Liebe zum Alten, dem französischen Kilogramm den Namen l)olländifches Pfund, den Meter nannte sie Elle, damit, wie das Gefetz sagte, man sich durch die alten Namen an das neue metrische System gewöhne; -- nun können Sie sich aber keine Vorstellung machen von der Verwirrung, welche daraus im Publikum entstund, und wie sehr dieses die Annahme des

Systems verzögert hat. Das nämliche wird mit Jhren neuen Batzen und Rappen geschehen; zu neuen Dingen gehören neue Namen und endlich ist wohl das Wort Décime nicht schwerer anszusprechen, als das Wort Batzen, und Centime oder Cent nicht schwerer als Rappen. Uebrigens wird hier das Wort Décime niemals gebraucht, sondern man spricht blos von Francs und Centimes.

Jch erinnere mich aus meinen Jngendjahren, daß man in der Schweiz nur von Kreuzern, französisch: Cruches sprach ; wenn nun seither das damals unbekannte Wort Rappen Eingang gesunden hat, warum sollte man sich nicht auch an Centime gewöhnen können?

Dieses, Tit., ist Alles was ich Ihnen über diesen Gegenstand sagen kann, ich habe es gewissenhaft und nach reiflicher Ueberlegung gethan; es bleibt mir nur noch der Wunsch übrig, es möchte dieses bei der Annahme einer, für das Vaterland so wichtigen Maßregel von einigem

Nutzen sein; Sie werden vielleicht finden, daß ich über viele Dinge gesprochen, nach denen Sie mich nicht gefragt haben und die Sie besser kennen als ich, allein ich glaubte meine Ansicht gut begründen zu follen.

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