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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Ankauf der Liegenschaft ehemaliges Hotel Eiger an der Belpstrasse in Bern.

(Vom 21. März 1919.)

Bei der arn 26. Dezember 1918 erfolgten Wiederübernahme der eidgenössischen Militärversicherung durch den Oberfeldarzt erwies sich als die grösste technische Schwierigkeit, nicht nur in bezug auf die Auszahlungen, sondern in bezug auf den ganzen Geschäftsbetrieb, die Lokalfrage. Allerdings ist es seither durch die Zuweisung von zwei Stockwerken im ehemaligen Hotel Eiger möglich geworden, die früher an fünf verschiedenen Orten befindlichen Bureaux an drei Orten zu konzentrieren : im Bundeshaus Ostbau, an der Effingerstrasse Nr. 6 und im alten Hotel Eiger an der Belpstrasse. Aber auch dies genügt nicht, wenn man zu einem absolut notwendigen Resultat in der Sanierung der gegenwärtigen unglücklichen Verhältnisse bei der MilitärVersicherung gelangen soll.

Das Archiv mit den Aktendossiers, die ständig zu Rate gezogen werden müssen, ist im Souterrain des Bundeshauses Ostbau in einer Art und Weise untergebracht, die ein rationelles Arbeiten nicht nur jetzt, sondern auch unter normalen Verhältnissen unmöglich macht. Der zugezogene Experte, Herr Oberinspektor Otto Müller, macht immer und immer wieder mit vollem Recht auf diesen schweren Übelstand aufmerksam. Die jetzigen Lokal Verhältnisse bedeuten eine stete Verschwendung von Personal und Zeit, ganz abgesehen davon, dass oft Akten nur schwer oder auch gar nicht aufzufinden sind. Auch eine richtige Kontrolle und Registratur sind unmöglich. Was das für den

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Geschäftsbetrieb der Militärversicherung zu bedeuten hat, liegt auf der Hand.

Nach dem Erachten des Oberfeldarztes ist kaum ein anderer Weg denkbar, als dass sämtliche Bureaux der Militärversicherung sobald als möglich in einem Gebäude vereinigt werden.

Es muss unbedingt darauf gezählt werden, dass die grosse Zahl der Erkrankungen im Militärdienst noch auf lange Zeit hinaus nachwirken wird in Form von Rezidiven, Nachkrankhoiten etc. Sollte früher oder später eine neue Generalmobilmachung nötig werden, so würden diese Folgen noch vermehrt, und ausserdem wäre dann wieder während langer Zeit mit sehr schlimmen Verhältnissen im Geschäftsbetrieb zu rechnen, wenn nicht beizeiten für eine richtige Bereitstellung gesorgt werden kann. Beim Weiterbestehen der jetzigen schlimmen Lokalverhältnisse müsste bei einer allfälligen Generalmobilmachung zum vornherein mit einer geradezu katastrophalen Desorganisation des Geschäftsbetriebes der eidgenössischen Militärversicherung gerechnet werden.

Aber auch für den Betrieb in normalen Zeiten ist die Zuweisung von genügenden Lokalitäten aus praktischen Gründen durchaus erforderlich. Die Organisation der eidgenössischen Militärversicherung war vor dem Kriege an sich schon ganz ungenügend. Es ist dringend notwendig, deren sämtliche Bureaux räumlich zu vereinigen, d. h. sie in einem Gebäude unterzubringen.

Vor einiger Zeit hat die Schweizerische Treuhandstelle für Überwachung des Warenverkehrs infolge Aufhebung ihrer Kontrolltätigkeit der Bundesverwaltung das von ihr gekaufte und umgebaute ehemalige Hotel Eiger an der Belpstrasse in Bern um die Summe von Fr. 470,000 zum Kauf angeboten. Es sind in fünf Stockwerken 33 Bureaulpkale sowie eine Abwartwohnung und ausserdem eine grössere Anzahl trockene gut beleuchtete Räume im Souterrain vorhanden, die sich bestens für Archivzwecke eignen.

Das Gebäude liegt bei der Tramhaltestelle Sulgenbach an der Belpstrasse, zirka 10 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Die Stockwerke weisen folgende Lichthöhen auf: Erdgeschoss 3,« m I. Stock 3,40 ,, II. Stock 2,88 ,, III. Stock 2,85 ,, Dachstock 2,75 ,,

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Die,Fassade gegen die Strasse hat einen Granitsockel. Das Parterre ist in Bernersandstein, der erste und zweite Stock in Backstein-Verblendern mit Sandstein-Fenstereinfassungen und der dritte Stock in Backsteinmauerwerk mit Sandstein-Fenstereinfassungen ausgeführt. Das Dach ist mit Schiefern eingedeckt.

Das Gebäude ist vor 20 Jahren erstellt worden und befindet sich in gutem Zustande.

Im Erdgeschoss, ersten und zweiten Stock sind Parkettböden aus Eichen-, Buchen- und Pitch-pine-Holz gelegt; im dritten Stock bestehen die Fussböden aus Langriemen von Pitch-pine-Holz und im Dachstock aus gewöhnlichem Tannenholz.

Die Treuhandstelle hat die Liegenschaft im letzten Jahr um den Preis von Fr. 350,000 erworben. Der Bundesrat hat die daherige Ermächtigung zum Zwecke der Sicherstellung von Räumlichkeiten für die Treuhandstelle am 28. Juni 1918 erteilt.

Das Gebäude, welches seinerzeit als Hotel erstellt worden iist, wurde im Herbst 1918 mit einem Kostenaufwand von Fr. 125,000 im Innern zum grossen Teil umgebaut und renoviert und wird nun von der Eigentümerin zum Preise von Fr. 470,000 zum Kauf angetragen.

Durch die vorgenommenen baulichen Änderungen und Renovationen entspricht das Gebäude allen Anforderungen einer Verwaltung, es kann einem Neubau gleichgestellt werden. Es wurde auch eine Zentralheizungsanlage eingerichtet, alle Räume mit neuen Beleuchtungsanlagen sowie mit Telephons versehen.

Ebenso genügen die sanitären Anlagen sowie die Garderoben allen Ansprüchen. Sämtliche Räume wurden neu tapeziert und alles frisch gestrichen. Die hellen, trockenen Kellerräumlichkeiten eignen sich sehr gut zu Archivzwecken.

In Anbetracht der günstigen Lage des Gebäudes sowie deiin jeder Hinsicht vollkommenen Einrichtung desselben hält unsere Baudirektion den geforderten Preis von Fr. 470,000 den jetzigen Verhältnissen angemessen. Rechnet man für den Grund und Boden heute Fr. 60 per m3, so ergibt dies für das 547 m2 haltende Bauterrain eine Summe von rund Fr. 32,800, so dass das Gebäude mit Fr. 437,200 in Berechnung gezogen werden muss. Bei einem Inhalt des umbauten Raumes von 5812 m 3 resultiert für die Baukosten ein Preis von rund Fr. 75 per m3, während ein Neubau in gleicher Bauart bei den jetzigen Bauverhältnissen jedenfalls nicht unter Fr. 85 per m8 erstellt werden könnte.

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Zu der Kaufsurnme von Fr. 470,000 müssen noch folgende Beträge hinzugeschlagen werden : Handänderungsgebühr 6 °/oo der Kaufsumme . . ,, ' '2,820 Stipulationsgebühr V* % '-.· 1,175 Fr. 473,995 rund ,, 474,000 Es wäre bedauerlich, wenn das bei der Liquidation der Schweizerischen Treuhandstelle allfällig entstehende Defizit, das bekanntlich durch die Eidgenossenschaft getragen werden müsste, darch eine Veräusserung der in Frage stehenden Liegenschaft unter ihrem jetzigen Wert sich vergrössern würde.

Nach reiflicher Überlegung gelangen wir dazu, Ihnen den Ankauf des ehemaligen Hotel Eiger, das sich mit seinen modernen Einrichtungen vorzüglich zu einem Verwaltungsgebäude eignet.

AUF rationellen Unterbringung sämtlicher Dienstzweige der Militärversicherung zu empfehlen. Sobald der Fall eintreten wird, dass der Betrieb der Militärversicherung vereinfacht werden kann und alsdann in diesem Gebäude Lokale disponibel werden, so würde es nahe liegen, die ganze Abteilung für Sanität dorthin zu verlegen.

Indem wir im übrigen auf die Akten und Pläne verweisen, beehren wir uns, Ihnen die Annahme des nachstehenden Beschlussentwurfes zu beantragen und benützen den Anlass, 8ie unserer ausgezeichneten Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 21. März 1919.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Ador.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Steiger.

Bundeablatt. 71. Jahrg. Bd. 1.

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(Entwurf.)

Bundesfoeschluss betreffend

den Ankauf der Liegenschaft ehemaliges Hotel Eiger an der Belpstrasse in Bern.

Die Bundesversammlung der s c h w e i z e r i s c h e n E i d g e n o s s e n s c h a f t , nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 21. Mär/,

1919, beschliesst: 1. Für die Erwerbung der Liegenschaft ehemaliges Hotel Eiger.an der Belpstrasse in Bern wird ein Kredit von Fr. 474,000 bewilligt.

2. Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft.

3. Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Ankauf der Liegenschaft ehemaliges Hotel Eiger an der Belpstrasse in Bern. (Vom 21. März 1919.)

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Jahr

1919

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12

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1031

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

26.04.1919

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474-478

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