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3064 Botschaft dee

Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebändes in Chiasso.

(Vom 23. Januar 1984.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Das dem Ortsverkehr dienende Postamt Chiasso l ist seit 1900 in einem privaten Miethaus gegenüber dem Aufnahmegebäude SEE eingerichtet. Es nimmt das ganze Erdgeschoss des Hauses in Anspruch. Die nutzbare Bodenfläche von rund 300 m3 würde für den Bureaubetrieb allein noch genügen.

Den Dienstlokalen haften aber verschiedene Mängel an, die ein weiteres Verbleiben der Post am gegenwärtigen Ort nicht ratsam machen. Die Eäumhchkeiten und namentlich die Schalter sind unzweckmässig angelegt. Eine Eemise für die Fourgons und Handkarren fehlt; diese Vehikel müssen über Nacht wohl oder übel im Bureau selbst eingestellt werden. Eine rationelle Vergrösserung der Lokale ist nicht möglich; deshalb konnten bis heute weder eine Massenannahmestelle für Pakete, noch ein Warteraum für die Postreisenden eingerichtet werden. Hinzu kommt, dass die Lage des Postamtes bemängelt wird. Durch den Bahnhofumbau ist der Durchgang zwischen Bahnhofeingang und gegenüberliegendem Postbureau zu eng geworden, so dass die vor der Post haltenden Automobile den Verkehr hindern. Eerner hat sich die Ortschaft in den letzten 80 Jahren hauptsächlich nach Norden bin ausgedehnt. Hierdurch ist das Posthaus je länger je mehr a,n die südliche Peripherie gerückt. Die von den Gemeindebehörden unterstützte Bevölkerung verlangt daher seit vielen Jahren schon die Verlegung der Ortspost mehr in das Verkehrszentrum oder aber die Eröffnung einer weitern Poststelle an der Kantonsstrasse, in der Richtung des Quartiers Buffalora. Eine einzige Poststelle für den Ortsverkehr würde aber genügen, wenn sie am richtigen Ort stünde.

Im Posthaus ist seit dessen Erstellung im Jahr 1900 auch das Telephonund Telegraphenamt untergebracht. Dieses hat den I. Stock des Gebäudes inné. Während einer gewissen Anzahl Jahre wurde ein Teil der Bäumlichkeiten dem Stelleinhaber als Dienstwohnung überlassen. Seit längerer Zeit ist diese Wohnung jedoch aufgehoben; deren Lokale mussten zur Vergrösserung der eigentlichen Diensträume herangezogen werden. Die Telephonzentrale Chiasso wird zurzeit immer noch als Lokalbatterie-Zentrale betrieben; sie soll aber

69 baldmöglichst eine vollautomatische Anlage und ein neues Fernamt erhalten, das den Verkehr des ganzen Gebietes südlich Capolago mit der Innerschweiz und mit Italien zu vermitteln haben wird, während sich die Verbindungen mit dem übrigen Kantonsteil künftig grösstenteils automatisch abwickeln werden. Die projektierte neue Telephonanlage ist auf ca. Fr. 300,000 veranschlagt. Dazu kommt noch die Kabeleinführung, und diese ganze Anlage wird so fest mit dem Gebäude verbunden sein, dass damit nicht leicht wieder umgezogen werden kann. Auch die Gebäudekonstruktion hat sich mit Bezug auf die Tragfähigkeit der Böden etc. dem besondern Zweck anzupassen. Diese Umstände müssen dazu führen, das neue Telephonamt in einem verwaltungseigenen Gebäude unterzubringen.

Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass in Chiasso neben dem Ortspostdienst noch der direkte Postauswechsmngsdienst Schweiz und rückliegende Länder nach Italien und weiter und umgekehrt besorgt wird. Diese Transitpost ist von der Ortspost räumlich getrennt und mietweise im Bahnhof mit Geleiseanschluss nördlich des Aufnahmegebäudes der schweizerischen Bundesbahnen eingerichtet.

Der Ortspostverkehr und der Telegraphen- und Telephonverkehr von Chiasso haben sich seit dem Bezug der gegenwärtigen Diensträume wie folgt entwickelt : 1900

1910

1920

1930

1932

a. Post (Ortsverkehr der Postämter Chiasso l und 2) Reisende........

200 2,800 500 12,400 12,000 Eingeschrieb. Sendungen: 40,000 51,000 53,000 49,000 Armahme 13,000 Zustellung 30,000 68,000 60,000 54,000 Uneingeschriebene Briefsendungen: Annahme 327,000 1,183,000 1,627,000 1,420,000 1,478,000 Paketpost Inland: Annahme 83,000 165,000 213,000 194,000 177,000 Zustellung 64,000 344,000 325,000 271,000 240,000 Paketpost Ausland: Annahme 173,000 204,000 251,000 217,000 106,000 Post- und Zahlungsanweisungen und Einzahlungsscheine : Empfang und Versand 63,000 96,000 98,000 23,000 83,000 Verkaufte Wertzeichen und Barirankierungen .

183,000 349,000 502,000 1,571,000 1,103,000 Teilnehmer Ortsgespräche. . . . . .

Ferngespräche, Durchgangsgespräche . . . .

Telegramme

b. Telegraph und Telephon 29 316 133 2,000 51,000 186,000

429 345,000

472 342,000

284,000 77,000

394,000 36,000

448,000 37,000

2,000 19,000

51,000 25,000

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Die Zahlen weisen ausser dem Verkehr des Ortspostamtes auch den Ortsverkehr des Transitpostamtes aus, weil der Ortspostverkehr sich infolge Neuordnung der Dienste im Laufe der Jahre verschieden auf die beiden Postämter verteilt hat. Die reinen Verkehrszahlen des Ortspostamtes würden nur ein unvollkommenes Bild des Ortsverkehrs vermitteln.

Die Postverwaltung hatte sich gegenüber dem Begehren der Gemeindebehörde um Verlegung der Ortspost in der Eichtung nach dem Zentrum der Ortschaft vorerst ablehnend verhalten. Sie war vielmehr bestrebt, das Postamt in der Nähe des Bahnhofs zu belassen, da dies in Chiasso wie in manchen andern Orten Vorteile für den Postbetrieb bringt, die sowohl dem Publikum als der Verwaltung zugute kommen. Eine nähere Prüfung der Verhältnisse zeigte dann aber, dass ein dauerndes Verbleiben der Post am gegenwärtigen Ort wegen der Anlage des Gebäudes nicht in Präge kommt und dass man auch nicht daran denken kann, die Ortspost mit dem Transitpostamt am Bahnhof zu vereinigen. Auf Bundesbahnareal könnten weder die erforderlichen Lokale noch der unerlässliche Posthof bereitgestellt werden. Anderseits wollten die Klagen der Gemeindebehörde über die unbefriedigende Lage und Einrichtung des Ortspostamtes nicht verstummen. Nach längeren. Unterhandlungen hat die Postverwaltung mit der Gemeindebehörde schliesslich eine besondere Vereinbarung abgeschlossen. Darnach verpflichtet sich die Gemeinde, der Postverwaltung an der Piazza Indipendenza ein Bauterrain von rund 770 m2 zu Eigentum abzutreten. Zu diesem Zweck wird die Gemeinde einige kleinere Liegenschaften freihändig oder auf dem Expropriationsweg erwerben und die darauf bestehenden altern Gebäulichkeiten niederlegen lassen. Der nördliche ·Teil des so gewonnenen Terrains ist von der Gemeinde zur Vergrösserung der Bazza Indipendenza ausersehen; der südliche Teil wird den Postbauplatz darstellen. Die Gemeinde ist überdies bereit, diesen Bauplatz durch Überdeckung des Faloppiabaches zu vergrössern. Sie wird der Post Verwaltung von der so gewonnenen Bodenfläche einen Teil im Halte von ca. 470 m2 ebenfalls zum ausschliesslichen Gebrauch überlassen. Als Gegenleistung hat die Postverwaltung unter den üblichen Genehmigungsvorbehalten die Verpflichtung übernommen, ein dem beihegenden Projekt entsprechendes Gebäude zu erstellen und der Gemeinde an
die beträchtlichen Kosten der Erwerbung des Terrains und der Überdeckung des Faloppiabaches einen einmaligen Beitrag von Fr, 90,000 zu. zahlen. Zu dieser Summe, die die Kosten der Terrainerwerbung darstellt, ist ein weiterer Betrag von rund Er. 2000 hinzuzurechnen zur Bestreitung der Handänderungsgebühren und anderer nicht vorauszusehender Nebenauslagen.

Nach dem vorhegenden Bauprojekt kommt das Postgebäude in die unmittelbare Nähe des Geschäftszentrums von Chiasso zu liegen. Gleichwohl bleiben dein Postbetrieb die Vorteile der Bahnhofriähe gewahrt. Die Lage des Bauplatzes gestattet nämlich, das Postamt durch einen kurzen Tunnel unter der Via Internazionale hindurch und einen Aufzug in direkte Verbindung mit dem Postamt Chiasso Transit und mit den Bahnperrons zu bringen. Damit kann

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nicht nur der rege Verkehr mit den Postfahrzeugen zwischen Ortspostamt und .Bahnhof über die Hauptstrasse und den belebten Bahnhofplatz auf ein Mindestmaße beschränkt werden, es wird vielmehr auch vermieden, dass Mehrkosten für die Vermittlung der Postsendungen von der Ortspost zum Bahnhof und umgekehrt erwachsen, wie dies bei jeder andern Lage im Innern der Ortschaft der Fall wäre. Der Zustelldienst wird von der neuen Ortspost aus voraussichtlich sogar leichter bewerkstelligt werden können als bisher.

Die Gemeindebehörde begrüsst die Lösung lebhaft. Sie weiss die Vorteile, die sich für das Publikum sowohl aus der Lage des Postamtes wie aus der Neueinrichtung der Lokale ergeben, zu schätzen. Tatsächlich wird die Mehrzahl der Postbenützer künftig einen kurzem, bequemern Weg zur Post zurückzulegen haben, was sich nicht nur bei der Aufgabe der Postsendungen, sondern namentlich auch bei der Postabholung auswirkt, da dieses Postamt eine recht ansehnliche Zahl von Postfachabonnenten aufweist. In den neuen Dienstlokalen wird man sodann einen genügend grossen Schalterraum, eine zweckmassige Fächeranlage im Vorraum, wie auch einen Warteraum für die Postreisenden und eine besondere Annahmestelle für die Massensendungen einrichten können.

Diese Aussichten haben die Gemeindebehörde bewogen, das Bauprojekt nach Möglichkeit zu unterstützen. Die Gemeinde Chiasso übernimmt durch die Abtretung des Bauplatzes an die Postverwaltung und die Herrichtung des Posthofes, wie auch durch die Vergrösserung und Neuanlage der Piazza Indipendenza als Vorplatz zum Postgebäude eine nicht zu unterschätzende Leistung.

Die Direktion der eidgenössischen Bauten hat auf Grund des Vorprojektes der Verwaltung ein endgültiges Bauprojekt ausgearbeitet. Dessen Ausführungskosten sind auf Fr. 585,000 veranschlagt. Der Neubau kommt mit seiner Hauptfront an die Piazza Indipendenza zu hegen und besteht aus dem Hauptgebäude, mit Kellergeschoss, Erdgeschoss, I. Stock, II. Stock, III. Stock und ausgebautem Dachstock. Die Anzahl der Stockwerke ist durch den städtischen Charakter, den die Stadtbehörden dem projektierten Platze zu geben wünschen, und durch die gegenüberliegenden, bereits bestehenden und z. T. sogar höhern Gebäude bedingt. Auf der Südseite ist ein Erdgeschossanbau mit anstossendcr Remise vorgesehen. Die ganze Anlage wird, wie erwähnt,
durch einen kurzen Tunnel mit dem beim Postamt Chiasso Transit am Babnhof bereits bestehenden Karrenaufzug in Verbindung gebracht. Der südöstliche Teil der Liegenschaft ist als Hofraum freigehalten.

Die Baumeinteilung ist in den Prqjektplänen veranschaulicht.

Die verschiedenen Geschosse haben folgende Ausdehnung: Kellergeschoss 346 m2, Erdgeschoss 452 m2, I. Stock 258 m2, II. Stock 258 m2, III. Stock samt Dachstock 290 m2. Es ist dafür folgende Verwendung vorgesehen: Kellergeschoss. Heizungsräume, Nebenräume für Post und Telephon, sowie weitere Kellerlokale.

Erdgeschoss. Postbetriebsräume, Warteraum, Bemisen.

72 I. Stock. Telegrammannahme, Telephonbetriebsräume.

II. und III. Stock. Private Bureaulokale und Wohnungen, wovon l Dienstwohnung, Nach den Angaben der Ortsbehörden wird die Vermietung dieser Bäume keine Schwierigkeiten bieten. Es besteht heute schon die Aussicht, dass ein ganzes Stockwerk an einen ernsthaften Interessenten vermietet werden kann.

Der Kubikinhalt des umbauten Baumes, ermittelt nach den Normen des schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins, beträgt für das ganze Gebäude 7100 ms. Die Baukosten sind nach dem detaillierten Voranschlag wie folgt berechnet : a. Gebäude Fr. 495,000 b. Kanalisations- und Umgebungsarbeiten » 15,000 c. Umbauarbeiten (Unterführung) . . . . . . . . . . . . .

» 54,000 d. Diverses. . . . ' . . .

» 21,000 Total

Fr. 585,000

Der Einheitspreis je Kubikmeter umbauten Baumes beträgt nach Vornahme der üblichen Abzüge von den Gebäudekosten für nicht eigentlich zum Hochbau gehörende Aufwendungen Fr. 58.

Der erforderliche Gesamtkredit (Terrain und Baukosten) beträgt Fr. 677,000.

Auf Grund dieser Darlegungen ersuchen wir Sie, dem nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss Ihre Zustimmung erteilen zu wollen.

Genehmigen Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

Bern, den 28. Januar 1984.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident :

Pilet-Golaz.

Der Vizekanzler: Leimgruber.

73 (Entwurf.)

Bundesbeschluss über

die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Chiasso.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 28. Januar 1984, beschliesst :

Art. 1.

Für die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongehäudes in Chiasso wird ein Kredit von Fr. 677,000 bewilligt.

Der Bundesrat wird ermächtigt, am Bauprojekt im Eahmen des bewilligten Kredits diejenigen Änderungen anzubringen, die sich nachträglich noch als notwendig erweisen sollten.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Der Bundesrat wird mit dem Vollzug beauftragt.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Chiasso. (Vom 23. Januar 1944.)

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24.01.1934

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