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Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte sind am o. November 1934, um 18 Uhr, zur vierzehnten Tagung der 29. Legislaturperiode zusammengetreten.

Im N a t i o n a l r a t hat der Präsident, Herr Huber, am 5. November folgenden Nachruf auf Herrn Nationalrat Carl Suker gehalten : Meine Herren Nationalräte!

Letzten Dienstag, den 30. Oktober, ist unser Kollege, Herr Nationalrat Carl Sulzer-Schmid in Winterthur, durch den Tod von einem längeren und schmerzhaften Leiden erlöst -worden. Geboren am 4.. Februar 1865 als Spross der Industriellenfamilie Sulzer, durchlief er den Lebensweg, der ihm durch seine Abkunft vorgezeichnet war. An den Mittelschulen Winterthur und Zürich empfing er die Vorbildung, die ihn befähigte, in Lausanne und Dresden sich theoretisch und sodann in den Vereinigten Staaten von Amerika und schliesslicn in der Unternehmung seiner Familie praktisch zum Ingenieur auszubilden.

Er hat seinen Namen und sein Erbe nie als blosses Privileg, sondern auch als Verpflichtung aufgefasst. Schon als 26jähriger trat er in leitende Stellung in seiner Firma, an deren Aufschwung er tätigen Anteil nahm. Als im Jahr 1914 die Firma Gebr. Sulzer die juristische Form einer Aktiengesellschaft annahm, wurde er zum Präsidenten des Verwaltungsrates gewählt, der er bis zu seinem Tode geblieben ist. Die Bedeutung seines Unternehmens und seine eigenen Qualitäten brachten es mit sich, da«s seine Tätigkeit nicht beschränkt bleiben konnte auf den Kahmen seines Unternehmens. Der Schweizerische Verein der Dampfkesselbesitzer wählte ihn in dtn Vorstand und zum Präsidenten der technischen Kommission. 1915 übernahm er das Präsidium des Vereins Schweizerischer Maschinenindustrieller, in dem er einen massgebenden Einfluss ausübte. Auch in der Schweizerischen Handelskammer und im Vorort des Schweizerischen Handels- und Industrievereins vertrat er die gewichtigen Interessen der schweizerischen Maschinenindustn'c. Für seine internationale Schätzung spricht die Tatsache seiner 20jährigen Zugehörigkeit zum technischen Ausschuss und später zum wissenschaftlichen Beirat des Vereins deutscher Ingenieure. Im Militär bekleidete Herr Carl Sulzer-Schrnid den Bang eines Obersten und Brigadekommandanten. Politisch trat er erst in reiferen Jahren hervor, als er 1917 in den Nationalrat gewählt wurde. Hier beschäftigten ihn vor allem wirtschaftliche Fragen, vorab die Interessen der Maschinen- nnd Exportindustrie. So war es gegeben, dass er vom Nationalrat in eine ganze Anzahl wichtiger Kommissionen gewählt wurde: in die Zolltarifkommission, in verschiedene Kommissionen, die sich mit der Eevision des Fabrikgesetzes, mit don

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Fragen der Einfuhrbeschränkungen, der Sozialversicherung, der Getreideveisorgung, der Elektrizitätswirtschaft, der produktiven Arbeitslosenfürsorge usw. zu beschäftigen hatten. Herr Sulzer-Schmid ergriff im Eate selten das Wort. Wenn er es tat, so geschah es stets auf Grand einer sorgfältigen Vorbereitung in vornehmer, sachlicher Form. Herr Sulzer-Schmid gehörte der freisinnig-demokratischen Partei an. Er war ein konsequenter, überzeugter Liberaler. Die tiefgreifenden Wandlungen der Wirtschaft haben ihm nicht nur schwere, direkte Sorgen gebracht, sondern ihn auch zu erneuter Prüfung seiner wirtschaftlichen Grundanschauungen genötigt. Es gereicht ihm zur Ehre, dass er sich der harten Lehre der veränderten Verhältnisse nicht einfach verschloss, sondern bemüht war, theoretische und praktische Konsequenzen zu ziehen, die ihm sicher nicht leicht geworden sind. Im Bat und in der grossen Öffentlichkeit genoss der Verstorbene Vertrauen und Achtung. Die Technische Hochschule ehrte ihn im Jahre 1927 durch die Verleihung des Titels eines Ehrendoktors der technischen Wissenschaften «in Anerkennung seiner Verdienste um die technische Entwicklung und Hebung der schweizerischen Maschinenindustrie sowie der Hochhaltung der alten, aufs Gesamtwohl zielenden Geistesrichtung seines Stammhauses».

In ernster Zeit hat eines der grössten industriellen Unternehmen der Schweiz seinen Leiter, die schweizerische Grossindustrie einen einflussreichen und geachteten Vertreter verloren, unser Eat ein Mitglied, dessen Sachkenntnis, Verantwortungsgefühl und vornehme Objektivität auch der politische Gegner anerkannte. Ich bitte Sie, sich zu Ehren des Verstorbenen von Ihren Sitzen zu erheben!

Der im S t ä n d e r a t vom Präsidenten, Herrn Riva, gehaltene Nachruf ist in der französischen Ausgabe des Bundosblattes, 1934, III, 664, erschienen.

Die ausserordentliche Novembersession ist am Donnerstag, den 8. November 1934, geschlossen worden. Die Übersicht dei' Verhandlungen wird nächstens dem Bundesblatt beigelegt werden.

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Aus den Verhandlungen des Bundesrates.

(Vom 8. November 1934.)

Die ,,Allgemeine Versicherungs-Gesellsohaft Helvetia in St. Gallen"1 wird ermächtigt, indirekte Geschäfte in der Unfall-, Haftpflicht- und Schadenversicherimg zu tätigen.

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Bundesversammlung.

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Jahr

1934

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

46

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

14.11.1934

Date Data Seite

631-632

Page Pagina Ref. No

10 032 478

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