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Bericht des

Schweiz. Generalkonsuls in Rom (Hrn. Louis Schlatter) über das Jahr 1872.

(Vom 18. März 1872.}

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Seit dem Einzug der italienischen Truppen in Rom und seiner Provinz haben sich die Zoll- und Handelsverhältnisse daselbst vollständig verändert; die Geschäfte haben jedenfalls zugenommen und diese Zunahme begleitet natürlich die Konkurrenz.

Von überall her kamen die Geschäftsleute herbeigeströmt, im Glauben, Rom sei von Allem entblößt und besize keine Waarcnvorräthe, wie die andern Städte Italiens.

Die Negozianten zahlten ungeheure Miethpreise und machten sich große Illusionen; die Magazine waren wohl versehen und viele der Neuangekommenen haben bittere Erfahrungen gemacht; sogar in den nationalen italienischen Artikeln war Stillstand wegen der großen Waarenmenge, die hieher gesendet wurde. Die italienische Industrie macht bedeutende Fortschritte, indem sie durch den Eingangszoll und die Wechseldifferenz beschüzt wird, welche heutzutage einem andern Eingangszoll gleichkömmt, da Gold oder Silber gegenwärtig auf 13% und sogar bis 14% stehen. Dieser Wechselverlust auf den B larzahlungen, welcher seit dem vergangenen Sommer von 5% bis zu der gegenwärtigen Höhe beBundesblatt Jahrg. XXV. Bd. II.

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m ständig zugenommen hat, drükt schwer auf die Handelsbeziehungen, zum Ausland.

Die feinen Musselinen und Stikereien von St. Gallen haben^ keine ernstliehe Konkurrenz zu befürchten.

Die Bijouterie von Genf hat gegen diejenige von Mailand, Genua und Rom zu kämpfen.

Die Uhrmacherei von Ste. Croix, von Genf, von Locle und La Chaux-de-Fonds haben immer einen guten Vertrieb und im Ganzen wenig Konkurrenz.

Die Seidenbänder von Basel und die Seidenwebereien von Zürich finden ihren regelmässigen Absaz troz der französischen Konkurrenz in diesem Artikel.

Die Emmenthaler- und Greyerzer-Käse haben einen regelmäßigen und gesicherten Markt, denn dieser Artikel kann durch andere Qualitäten weder nachgeahmt, noch ersezt werden.

Im Allgemeinen gehen die Geschäfte nicht gut.^ Das fortwährende Steigen der Wechsel und des Agio's, welches heute auf 14°/o steht, beweisen, daß das Vertrauen fehlt.

Hier folgen einige Ziffern, welche von Nuzen sein können und die ich der Beachtung derjenigen empfehle, die sieh für diese Dinge interessiren.

Zölle. Exportirte Waaren mit Abzug des rükerstatteten Zolls auf Rohstoffe 1871 .

.

. Fr. 19,252.95 1872 .

.

. ,, 134,490.7-8 Die Zolleinahmen, welche im Jahr 1861 Fr. 61,162,986.31 betrugen, standen im «fahr 1871 auf .

. ,, 79,080,886,64 und im ersten Semester des Jahres 1872 auf ,, 41,468,851.46 Für das Jahr 1871 können wir also circa Fr. 80 Millionen Zolleinnahmen annehmen, etwa um ein Drittel mehr als im Jahr 1861.

Der Import erreichte den Betrag voa .

. Fr. 963,698,441 Der Export .

.

w 1,085,459,597.

Unterschied zu Gunsten des Exports .

. Fr. 121,761,156 Diese Thatsache ist um so bemerkenswerther, als im Jahr 1870 zu Gunsten des Imports noch ein Ueberschuß von .

.

Fr. 139.,440,778 existirte.

·· " Im Jahr 18TÖ betrug der'Import. .

.

.

Fr. 756,296,903 · der Export .

'.

.

? 895,717,683

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Folgendes ist die Reihenfolge der am meisten importirenden Nationen: England, Frankreich, Oesterreich, Schweiz, Vereinigte Staaten und Türkei. Im Export nehmen folgende Länder der Reihe nach die erste Stelle ein : Frankreich, Oesterreich, Schweiz, England, Südamerika, Vereinigte Staaten.

T a b a k . Im Jahr 1870 betrugen die Einnahmen, diejenigen von Rom nicht inbegriffen, die Summe von Fr. 100,752,304 im Jahr 1871, Rom inbegriffen, dieSumm&von ,, 105,710,100 Der Bruttoertrag des Salzregals betrug im Jahr 1871 Fr. 74,183,521 ,,. ,, 1872 ,, 72,658,478 daher Zunahme von .

F a b r i k a t i o n s t a x e im Budget von 1871 angeschlagen zu ergab eine Einnahme von

Fr.

1,525,043

Fr. 900,000.-- ,, 1,268,144.61

daher ein Ueberschuß von .

Fr. 368,144.61 B e s t a n d der im J a h r e 1871 in I t a l i e n e x i s t i r e n d e n F a b r i k e n : Alkohol 708, Bier 169, künstl. Mineralwasser 229, Pulver 225, Tonnen 31, Mühlen 33.

T o t a l b « t r a g der Z o l l e i n n a h m e n im Jahr 1871 Fr. 311,307,989.99 im Jahr 1872 ,, 256,558,686.93 Mehrbetrag des Jahres 1871

. Fr.

54,749,303.--

Eisenbahnen.

Die Spezialdirektion der Eisenbahnen hat neuerlichst einen Bericht veröffentlicht über.den Ertrag der italienischen Eisenbahnen vom 1. Januar bis zum 1. Dezember 1872 im Vergleich zu demjenigen des Jahres 1871, während des nämlichen Zeitraums.

1872 Staatseisenbahn Römische .

Südliche .

Oberitalienische Sardinische .

Turin-Cirie .

Turin-Rivoli .

.

.

.

.

.

.

.

1871

Franken 11,047,368 22,441,149 19,276,635 70,060.210 607,879 317,277 92,780

Franken 8,965,514 19,442,017 15,145,904 63,606,047 74,095 295,356 23,196

123,843,298

107,552,102

Paherige Zunahme zu Gunsten des Jahres 1872

16,^91,196

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Alle Linien haben grössere Längen aufzuweisen. Die mittlere während des Jahres 1872 im Betrieb befindliche Länge sämmtlicher..

Eisenbahnen betrug 6582 Kilometer.

Hier folgen die Erträgnisse per Kilometer.

1872 1871 Franken Franken Staatseiseubahn .

.

. 10,959 10,141 Römische .

.

.

. 14,572 12,944 Südliche .

.

.

. 14,962 11,588 Oberitalienische' .

.

. 27,399 25,250 Sardinische .

.

.

4,605 2,963 Turin-Cirie .

.

. 15,108 14,064 Turin-Rivoli .

.

.

7,731 6,619 Mittlerer Ertrag . 18,815 17,175 Daherige mittlere Zunahme für das Jahr 1872 . 1,640 Hier folgen die neuen Haupt- und Nebenlinien, welche vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1872 dem Verkehr übergehen worden sind : von Savona nach Ventimiglia .

.

. Kilom. 108 ,, Ventimiglia an die französische Grenze ,, 7 T, dem,Bahnhof Genua's Piazza principe nach d e r place Brignole .

.

.

,, 3 ,, Rostella nach Monasterace .

.

,, 20 ,, Modena nach Rezziolo Gònzaga .

,, 35 ,, Monte Anuàta nach Grozzetto .

.

,, 62 ,, Maglie nach Oranto .

.

.

,, 18 ,, St. Gavino nach Oristano .

.

,, 45 ,, Recimomannce nach Siliqua .

.

,, 1 3 ,, Sassari nach Portotorres .

.

.

,, 2 0 Silequa nach Plesias .

.- .

,, . 24 fl Unsere schweizerische Unterstüzungsgesellschaft prosperirt fortwährend, dank den edelmüthigen Geschenken und dem .einmüthigen Zusammenwirken ihrer Mitglieder, wodurch sie in Stand gesezt wird, arme Landsleute in der Fremde zu unterstüzen und manchem Unglükliehen zu Hülfe zu kommen.

Einnahmen der Zollverwaltung in den Jahren 1872 und 1873.

Monate.

!

1872.

1873.

1873.

Mehreinnahme.

i Fr.

Februar März

Juli September November Dezember

. . . .

928,388 957,481 1,076,672 1,016,441 1,006,704 948,365 979,333 967,009 1,042,360 1,153,912 1,172,690 1,266,625

Total Fr. 12,515,986 auf Ende Mai ,, 4,985,688

Kp. ' Fr.

13 1,152,068 22 1,034,116 49 1,233,873 90 1,241,051 87 1.208,415 97 45 60 14 06 88 56

Kp.

69 08 43 67 87

Fr.

223,680 76,634 157,200 224,609 201,711

Rp.

i

Mindereinnahme.

Fr.

Ep.

56 86 94 77

!

27 61

5,869,525

74

883,837

13

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Jahr

1873

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27

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

14.06.1873

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731-735

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