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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Pernambuco (Hrn. F. Linden von St. Gallen) über das Jahr 1872.

(Vom 2. März 1873.)

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

I. Theil.

Die Ergebnisse der Ernte der beiden Export-Produkte, Zucker und Baumwolle, welche den Reichthum und das Gedeihen des Geschäftes in den 4 Provinzen des Consulatsbezirkes : Pernambuco, Parahyba, Rio Grande do Norte und Céara bedingen, waren in dem Erntejahr 1871/72 ausgezeichnet und es erreichten die Zufuhren an den Markt von Pernambuco bis anhin noch nie gekannte Ziffern; die .Preise der Producte waren fortwährend im Steigen begriffen.

Unter diesen Auspizien konnte sich das Importgeschäft wieder erholen und kräftigen; die ersten sechs Monate von 1872 machten sich selbst in der sonst todten Saison durch großen Verkehr bemerkbar.

Die Aussichten auf die Ernten von 1872/73 waren bis Juli vielversprechend und ließen eine besonders ergiebige Baumwollernte erwarten. Die anhaltend starken Regen, die bis Ende September dauerten, ließen aber die Baumwolle nicht zur Reife kommen.

Die Knöpfe verfaulten und fielen ab und die Zeit war schon zu

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vorgerükt, um noch frisch zu pflanzen. Im October wußte -man bereits, daß die Ernte völlig mißrathen und das Ergebniß kaum der Hälfte von 1871/72 gleichkommen würde. (Vide beifolgende Tabelle.)

In Zucker erwahrten sich aber die Hoffnungen und die Zufuhren vom October bis Februar ergeben nie erreichte Zahlen.

Die Ergebnisse der 5 Monate der laufenden Ernte erweisen gegenüber gleichem Zeitraum von 1871/72 in Zucker einen Ueberschuß von 382,277 Säcken, dagegen in Baumwolle einen Ausfall von 110,445 Ballen.

Dasselbe Verhältniß ergibt sich auch in den Nachbarprovinzen, welche für den Absatz ihrer Artikel auf Fernambuco angewiesen sind; denn, wenn auch directe Verschiffungen von den Zwischenhäfen Parahyba, Natal-Aracaty-Céara-Mossoró und Maceio stattfinden, so geschehen doch alle Geld- und Wechseltransactionen durch Fernambuco, auf welchem Platze die betreffenden Provinzen beinahe ausschließlich für den Bezug der Importen jeder Art angewiesen sind. Cearâ macht die einzige Ausnahme, indem es einen Theil directe importili.

Fernambuco ist daher mit besagten Plätzen in lebhaftem Verkehr und unterhält eine sehr belebte Küstenschiffahrt per Segelund Dampfschiffe.

Die Producte Zucker und Baumwolle von dieser Ernte sind aber auf den europäischen oder amerikanischen Consum-Märkten nicht so günstig gestellt als letztes Jahr ; für ersteres Product wird die Runkelrüben-Cultur eine große Concurrenz; für Baumwolle hat bekanntlich die große Ernte in den United States auf die Preise eingewirkt.

Prima Fernambuco Baumwolle bleibt indessen sehr gut accreditirt und stellt sich in Parität mit New-Orléans. Die beste Auswahl mit langem Stengel wird fast auschließlich nach Rußland verschifft.

In Käse, Kirschenwasser, Absinth etc. ist der Absatz sehr beschränkt.

Eisenbahnen und Verkehrswege.

Die Provinz Fernambuco besitzt 330 Kilometer fahrbare StraßenAn Eisenbahnen mit Gütertransport besteht bis jetzt nur die Recife-St. Francisco-Linie, erste Section bis Una 124 Kilom. ; auch das letzte Jahr hat wieder die Rentabilität der Bahn und den ungeheuren Nutzen für die betreffenden Districte_ dargethan; die

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Fortsetzung der Bahn bis an den Rio St. Francisco ist bereits vor 2 Jahren schon in der Deputirten-Kammer beschlossen worden, sowie die Vollendung des Bahnhofs im Weichbild der Stadt 5 dennoch sind seitdem nur die Vorstudien für circa 50 Kilometer gemacht worden. Die Gegend bis zur zweiten Section soll ein sehr fertiles Land und für Baumwolle, Caffee und selbst Weizen geeignet sein, indem das Klima ungefähr wie dasjenige des sudlichen Frankreichs ist.

Die schon seit Jahren concessionirte Linie von Recife nach Limoeiro und Abzweigung nach Victoria, resp. in die eigentlichen Baumwoll-Districte sich erstreckend, ist noch nicht in Angriff genommen und die Concession wird von Jahr zu Jahr erneuert, indem sich keine englischen Kapitalien ohne Zinsengarantie vom Staate finden lassen und Brasilien ist für solche große Unternehmungen immer auf den englischen Geldmarkt angewiesen.

Die Provinz wird noch lange ohne Eisenbahnen bleiben, wenn die Provincial-Regierung Concessionen zur Spéculation ertheilt; inzwischen gehen die Provinzen Cearâ und Parahyba rüstiger voran und in beiden sind Eisenbahnen im Bau begriffen.

Die Localbahnen von Recife-Caxanga und Recife-Olinda sind nur für den Personenverkehr und erreichen die nächsten Ortschaften ; die Rentabilität soll trotz der enormen Frequenz sehr schlecht sein; das ganze Material ist in abgenutztem Zustande.

Eine neuere Gesellschaft, die Fernambuco Street Railway Comp.

(Sitz in Neu-York) baute die Pferdebahn im Weichbild der Stadt und deren Umgebung, welche bedeutend frequentirt wird ; die Gesellschaft besitzt jetzt schon 40 Wagen und 400 Maulthiere.

Der Hafen von Fernambuco wurde im Jahr 1872 von 1217 Schiffen besucht.

Von regulären Dampf- und PostschiffVerbindungen gehen hier : Die Boote der Pacific-Steatn-Navigation Comp. von Liverpool nach Valparaiso; die Royal-Mail-Steam-Linie von Southampton nach La Piata ; der Messagerie-Maritime . von Bordeaux nach La Piata ; der American-Steamer-Comp. von New-York nach Rio de Janeiro ; außerdem haben wir monatlich 2 Fracht- und Gütcrsteamer von Liverpool. Die Küstenverbindung besorgt speziell von Rio de Janeiro bis Para die Comp. Brasileira & vapor in amerikanischen Händen.

Die Comp. Pernambucana befährt mit ihren Booten die Provinzen Alagoas bis Cearâ; die kleine Baumwoll-Ernte hat auch hier auf ein geringeres Dividendenergebniß eingewirkt.

835 Im Allgemeinen trägt die Cultur der Baumwolle viel mehr zur Prosperität des Landes und dem Aufschwung der Geschäfte bei; der Einfluß auf das Importgeschäft ist ein viel directerer als bei Zucker. Die Cultur der Baumwolle ist im Innern von freien Händen betrieben und weniger bemittelte Bauern können sich damit befassen; die Erlöse gehen daher eher in den Kleinverkehr über, während Zucker auf Pflanzungen mit Sclavenhänden betrieben wird; die Ernten sind vielfach schon zum Voraus belastet und der Ertrag fließt erst in die Hände der Capitalisten und erst langsam wieder in den allgemeinen Verkehr.

Die Rentabilität des Baumwollbaues dürfte aber sehr in Frage gezogen werden, wenn der Werth des Productes noch weiters sinken wird; sollte dieser unter à 8/000 Rs. pr. 15 K°. zurückgehen, so wird der Pflanzer keine Rechnung mehr finden, so lange er 50 à 60 °/o des Erlöses für Transport bis an Markt bezahlen muß und die Ernte eher abandoniren. Diesem vorzubeugen, wäre das einzige Mittel, daß die Provinz ernstlich und energisch die Mittel an Hand nähme, die meist bebauten Districte mit der Küste -durch Verkehrswege, resp. Eisenbahnen in Verbindung zu bringen. Fernambuco dürfte sich hierin ein Vorbild in den Provinzen St. Paulo, Santos etc. nehmen.

Die Gründung von Agricultur-Instituten_ zur Hebung und Vervollkommnung der Baumwoll- und Zuckerproduktion, zur Einführung von neuen Erwerbsquellen, besonders Caffee- und Tabaksbau, ist, obwohl schon decretirt, doch nie zu Stande gekommen.

Als Export-Artikel sind noch anzuführen Häute, Hörner, Rhum und einige Holzarten.

Am 20. October 1872 wurde hier die Ausstellung derjenigen Artikel eröffnet, aus welchen die Auswahl für die allgemeine Weltausstellung in Wien getroffen werden sollte.

Der Bericht der Commission sagt, daß dieselbe hinter derjenigen von 1866, welche der Pariser Ausstellung voranging, geblieben sei und besonders an Verbesserung in Landesproducten nichts aufweise. Derselbe nennt als die Haupthindernisse, welche der Rentabilität der Zucker- und Baumwollcultur im Wege stehen, den Mangel an genügenden, raschen und billigen Verkehrsmitteln, Eisenbahnen, Chausseen, schiffbaren Flüssen, und anderseits die enorme Belastung dei selben durch Exportzölle, welche die Concurrenz mit andern Productions-Ländern ausschließen.

Es zahlt z. B. Baumwolle als Exportzoll: 9°/o Generalzoll 43/io °/0 Provincialzoll

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und Zucker 9°/o Generalzoll 6 °/o Reis pr. Kilogramm und 3 °/o Additionalzoll nach wöchentlicher Berechnungen des Marktpreises.

Um das Deficit der Provinz-Einnahmen zu decken, macht der Präsident in seinem Relatorio an die Prov.-Deputirten-Versammlung den Vorschlag, die Ansätze für diese 2 Producte noch mehr zu erhöhen.

Zur Hebung der Zucker-Production, sowohl in quantitativer als qualitativer Hinsicht, ist sozusagen Nichts gethan worden.

Ein kleiner Theil der Zucker-Plantagen wird mit verbesserten Maschinen, Dampf- oder Wasserkraft, betrieben; der größte Theil derselben hat noch ein höchst primitives System beibehalten und liefert deßhalb stets das gleiche Produci.

Als einzige Ausnahme figurirt in der Ausstellung die Probe einer neuen Methode, welche von 2 Schweizern, Gebrüder Schmalz aus dem Kanton Bern, eingeführt werden soll, wie sie in Cuba und (Costa) Porto Rico üblich ist. Dieselbe soll, gegenüber der hier gebräuchlichen, bedeutende Vortheile in quantitativer und qualitativer Beziehung, sowie in Zeit- und Brennmaterial-Ersparung bieten. Dieselben werden jedoch erst im Laufe dieser Ernte beurtheilt werden können, indem bis jetzt nur eine Pflanzung die Einrichtung getroffen hat, aber bereits mehrere Contraete abgeschlossen sind.

Die Ausstellung wies eine hübsche Collection Tischler- und Bauhölzer, welche den Beweis liefern konnten, daß das Land nicht arm daran ist. Der Transport nach der Küste würde aber zu mühsam und kostspielig sein, um einen ausgedehnten Export zu bedingen.

Der Tabaksbau wird noch sehr mangelhaft betrieben und würde dieser eine reiche Erwerbsquelle für den kleinen Grundbesitzer abgeben.

Caffee figurirt als Export-Artikel nur in der Provinz Cearâ; für den Consum ist Pernambuco auf Rio de Janeiro angewiesen.

Bergwerke finden sich in keiner der 4 Provinzen vor, es sollen sich in der Nähe des Stromgebietes des St. Francisco Spuren von Eisen und Steinkohlen befinden, deren nähere Untersuchung empfohlen wird.

Von industriellen Etablissements sind in Pernambuco einige .Eisen- und Metallgießereien, Sägewerke, Seifensiedereien, Bier-

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brauereien, Liqueur- und Essigfabriken, Dampfbäckereien und eine Schnupftabakfabrik zu nennen.

Das alt berühmte Fabrikat in Schnupftabak von Meuron & Co.

(Schweizer) wurde wieder mit der silbernen Medaille prämiirt.

Die meisten der genannten Etablissements sind in Händen von Fremden; ebenso gehört auch die Gasfabrik und Drainage Company einer englischen Gesellschaft.

Landwirt h schaft: Viehzucht wird in den Hochebenen des Landes circa 100 à 150 Léguas von der Küste entfernt betrieben und bildet den Reichthum jener Gegenden.

Die Production von Lebensmitteln erstrekt sich auf: MandiocaMehl, Mais, Hülsenfrüchte; die südlichen Provinzen, wie St. Catharina etc. versehen aber den Markt noch reichlicher und billiger, als es kleine Bebauer thun können.

Die Hauptnahrungsmittel des Volkes im Allgemeinen sind: Carne secca von Rio Grande do Sul und den La Plata-Staaten, Bacalhao (codfish), Mandioca-Mehl, Hülsenfrüchte, Reis, Mais. Der durchschnittliche Stock per Tag berechnet mag betragen : Bacalhao 15,000 Fässer, Carne secca 600,000 Kilogramm.

Laut Tabelle 3 betrugen die Zolleinnahmen für Import und Export i. J. 1872 von Fernambuco' .

. Rs. 14,383,319/ooo gegen i. J. 1871 ,, 9,515,011/ooo Mehr i. J. 1872

Rs.

Fernambuco stellt sich in zweite Die Einnahmen der Meza Provincial Getränksabgaben etc. betrugen: i. J. 1872 .

. Rs.

,, 1871 ., . ,, Mehr i. J. 1872

. Rs.

4,868,308/ooo

Linie nach Rio de Janeiro für Export von Producten l,712,508/ooo l,424,323/ooo 288,185/ooo

In dem Tarife für Importzölle kamen i. J. 1872 keine wesentlichen Veränderungen vor; dieselben sind für das ganze Reich dieselben ; nichtsdestoweniger werden die Ansätze total verschieden ausgelegt und nach Willkühr der Zollbeamten behandelt; es betrifft dies besonders die gemischten Stoffe und neuere Artikel, die keine spezielle Taxe haben. Der Importeur hat sehr oft mühsam, Bundesblatt. Jahr-.XXY. .BÌ. TU.

.

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seine Rechte zu verfechten, da er eben so viel Ansichten gegen sich hat, als Zollangestellte sind: der Recurs nach Rio de Janeiro ist aber so langwierig, daß man sich bestmöglich abzufinden sucht.

Für verschiedene Artikel geringer Qualität, die aber früher von nicht unbedeutendem Consum waren, beträgt heute die Besteuerung 100--150 °/o vom Facturawerthe; zur Ermäßigung gewisser Taxen hat sich der hiesige Börsen-Ausschuß zu Händen des Ministeriums verwendet.

Da die Schweizerwaaren meistens im Transit via Havre, Hamburg, Bordeaux oder Liverpool ankommen, so ist es nicht möglich, eine genaue Ausscheidung der ßchweizerwaaren zu erhalten.

Unter denselben nehmen die erste Stelle die Mousseline-Waaren und Stickereien von St. Gallen und Appenzell ein, welche i. J. 1872 eher wieder an Bedeutung gewonnen haben; mit glatten Mousselines ist selbst den englischen Fabrikaten eine empfindliche Concurrenz zu machen.

In zweiter Linie kommen die Toggenburger-Fabrikate, türkischrothe Artikel, schwarze und farbige Seidenwaaren von Zürich, Seidenbänder von Basel.

In Uhren bleibt der Absatz regulär.

Genfer-Bijouterien machen sich immer mehr am Markte accreditirt, die geringeren Pforzheim-Goldwaaren sind nun ganz verdrängt.

Der Hafen von Fernambuco eignet sich nicht als Kohlenstation, indem die großen Boote von circa 350--4000 Tons Gehalt auf der Rhede liegen müssen. Die Verbesserung des Hafens ist stehende Discussion in der Kammer, ohne daß etwas gethan wird.

Von Banken bestehen hier: Die Brandi of English Bank of Rio de Janeiro, ,., ,, ,, New London & Brazilian Bank und Commercial Bank of Fernambuco kürzlich gegründet und mit erst 30 "/p, einbezahltem Capital.

Disconto ist im Durchschnitt 9 à 10 °/o.

An Assecuranzgesellschaften für Transport- u. Feuerversicherung bestehen die drei in meinem letzten Consulatsbericht erwähnten, welche ihren Sitz hier haben und sehr schöne Dividenden bezahlen.

Außerdem halten verschiedene englische Gesellschaften ihre Agenturen hier.

839 Wegen vermuthlich absichtlicher Brandstiftung kamen einige Gesellschaften in starke Mitleidenschaft, welche sich nun nur noch mit Transportversicherung befassen werden.

Die Telegraphen-Verbindung von Fernambuco und mit Maceio (Hauptstadt von Alagoas) soll nun künftigen April vollendet sein.

In Bälde hoffen wir, die Legung des transatlantischen Telegraphen melden zu können.

Gesundheitszustand: Sowohl 1871 wie 1872 und 1873 trat das gelbe Fieber wieder auf, suchte sich seine Opfer aber meistens unter den Seeleuten, unter denen es arg aufgeräumt hat. Nur 1870 forderte es viele Opfer am Lande, sowohl unter den Fremden als Eingebornen. Von Schweizern sind in den 3 Epidemien hier nur 2 Todesfälle vorgekommen.

Gegenwärtig ist dasselbe als erloschen zu betrachten.

H. Theil.

Einwanderung: Bis jetzt fand solche nicht statt, indem die jährliche Ankunft von einigen Hundert Auswanderer von Portugal und seinen Inseln, welche sich als Dienstbosten etc. verdingen, kaum in diese Categorie gehört.

Das bekannte Décret vom 28. September 1871, welches .einen bedeutenden Schritt zur Sclaven-Emancipation that, und die Sclavenhalter ernstlich erinnerte, daß die vollkommene Sclavenbefreiung nur noch Sache der Zeit sei, mußte dieselben auf zeitige Vorsorge aufmerksam machen. Man verfiel daher sogleich auf die Einwanderung europäischer, hauptsächlich deutscher, Colonisten. Es bildete sich Ende 1871 eine Commission zur Gründung einer AktienGesellschaft : Sociedade de Immigracao e Colonisacao mit einem Capital von Rs. 200,000/ooo, um als Vermittler der Pflanzer die gewünschte Anzahl Einwanderer kommen zu lassen ; es sollte für's Erste auf circa 15,000 Köpfe gerechnet und die nöthigen Agenten in Europa engagirt werden.

Wegen inzwischen stattgefundenen Präsidenten-Wechsels erhielten die Statuten keine Sanction und wurde besonders bemerkt, daß nicht auf Subvention der Regierung zu rechnen sei ; die Sache ist daher einstweilen ad acta gelegt, wird aber, wenn Noth an den

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Mann kömmt, schon wieder an's Tageslicht kommen. Wer irgendwie Brasilien kennt, der wird eingestehen müssen, daß der ganze Norden des Reiches von Bahia bis Para nicht zur Einwanderung der deutschen Race zu empfehlen ist.

Ich habe im ersten Theil bereits erwähnt, daß es in den 4 Provinzen des Consulatsdistricts noch äußerst spärlich mit Verkehrsmitteln aussieht und der Colonisé, der weiter im Innern angesiedelt wäre, wenig Aussichten hätte, seine Producte günstig zu verwerthen.

Zweitens ist das Klima für einen Feldarbeiter zu gefährlich, und die Hitze wäre nicht zu ertragen ; voraussichtlich würden Fieber etc. die Ansiedler bald decimimi. Der Sclavenbaron würde aber in den freien, weißen Arbeitern nur seine Werkzeuge sehen, aus denen er möglichst viel Nutzen zu ziehen hofft, während er die Sclaven als Eigenthum und kostspielige Waare schonen muß.

Daß zu gleicher Zeit ein Gesetz, das den Colonisten vor Usurpation schützen würde, beschlossen. worden, habe ich nicht gelesen.

Ich hoffe, daß gleich der Regierung des deutschen Reiches, der hohe Bundesrath durch seine Organe vor der Auswanderung nach dem Norden Brasiliens nach Kräften abrathe und die resp.

Agenten überwache.

Tüchtige Handwerker finden in der Stadt Fernambuco leicht Anstellung zu gutem Lohn, besonders Bau- und Möbelschreiner, Schlosser, Schmiede, Mechaniker, Uhrenmacher; aber auch hier ist es empfehlenswerth, nicht ohne Engagement herzukommen.

m. Theil.

Die Kopfzahl der schweizerischen Angehörigen in Fernambuco beläuft sich auf circa 70. Die Zahl der Familien hat zugenommen.

Die 5 Handelsfirmen von Schweiz. Kaufleuten nehmen einen angesehenen Rang in der Handelswelt ein.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Pernambuco (Hrn. F. Linden von St. Gallen) über das Jahr 1872. (Vom 2. März 1873.)

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1873

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43

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27.09.1873

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832-840

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