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# S T #

Bericht des

Schweiz. Konsuls in Cincinnati (Hrn. J. Ritchie aus Zürich) über das Jahr 1872.

(Vom 1. Februar 1873.)

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Tit. !

Das Volk im Staate Ohio hat, wenn es im verflossenen Jahre auch nicht ganz frei von Unglücksfällen gewesen ist, doch keine große Calamität zu beklagen. Innerhalb der Grenzen des Staats herrschten im Allgemeinen Zufriedenheit, Gesundheit und finanzielle Prosperität; im Schulwesen fand ein stetiger Fortschritt statt; die Zahl der Verbrechen hat im verflossenen Jahre abgenommen ; die Unternehmungen der Kapitalisten waren mit Erfolg gekrönt, und die Arbeit wurde reichlich belohnt. Während verheerende Feuersbrünste in anderen Staaten großes Unglück brachten, blühten die größern Städte in ununterbrochener Geschäfts!nätigkeit fort. Die Staatsschuld von Ohio betrug am 15. Nov. 1871 $ 9,022,721.73.

Hievon wurden eingelöst: Anleihen von 1860 im Betrage $ 1,170.00.

,, 1870 ,, ,, 1871 ,, ,,

,, ,,

,, 413,912.99.

,, 2,100.00.

1871 ,,

,,

,,

,, 1871 ,,

,,

,, 20,992.37.

1,000.00.

.;,

439,175.36.

Die zinstragende fundirt Schuld des Staates Ohio beläuft sich also auf $ 8,583,546.37/100 deren Zinsen in der Stadt New-York zahlbar sind.

318 .

In dieser Angabe sind die Staats- und die Lokalschuld inbegriffen. Zu der Lokalschuld sind hiebet zuzufügen die zur Unterstützung von Eisenbahnunternehmungen gemachten Schulden, (bis zum 1. Jänner 1873) welche unter dem neuen Gesetz (genannt Bonsel-Gesetz) nicht weniger als 4 Millionen Dollars mehr betrugen.

Die Aufmerksamkeit der Legislatur des Staates Ohio ist häufig auf die Lokalschuld gelenkt worden, ohne jedoch weiter Rücksicht darauf zu nehmen. Das Uebel wächst beständigo und wird wahrscheinlich nicht vermindert werden, bis sich ein Büttel in positiven und prohibitorischen Gesetzen oder konstitutionellen Verfügungen findet, welche lokale öffentliche Schulden absolut verbieten.

Unter den gegenwärtig bestehenden Gesetzen haben Beamte, welche nicht immer im Stande sind, große, pekuniäre Interessen zu verwalten, außerordentliche Gewalt und eine Diskretion, welche selbst die Legislatur anstehen würde, direkt auszuüben. Nach der Form, welche unser höchster Gerichtshof der Konstitution Ogegeben hat.i und o nach den Gesetzen, die im Einklang damit passirt wurden, ist die Autorität der untergeordneten politischen Organe, Schulden zu ereiren wenn nicht gerade unbegränzt,> so doch wenigstens sehr " groß und O g vollständig.

«

lieber Eisenbahnen.

Im verflossenen Jahre wurden 270 Meilen Eisenbahnen innerhalb der Grenzen des Staates Ohio gebaut und dem Verkehr übergeben! Außerdem wurden auf 320 Meilen Schienen gelegt, so wie Freibriefe für weitere 4000 Meilen bewilligt.

Der Staat Kentucky hat der Stadt Cincinnati die Bewilligung ertheilt, ihre Eisenbahn direkt nach dorn Süden und zwar über Knoxville zu bauen und wird diese Linie mit den zahlreichen Nebenlinien den Verkehr bedeutend heben.

Wichtigkeit des Ohioflusses.

Die Korrektion des Ohioflusses und seiner Nebenflüsse ist ein Gegenstand, welcher aus vielen Gründen während der letzten Jahre die Aufmerksamkeit des Volkes von Ohio mehr oder weniger für lange Zeit in Anspruch genommen hat. Vor nicht langer Zeit wurde eine Kommission gebildet von Gouverneuren der Staaten Pennsylvanien Ohio, Westvirginia Kentucky, Tennessee, Indiana und Illinois.

Dieselbe hat die Schritte zu berathen und die Mittel anzu-wenden, welchenothwendigg sind, um eine frei?, und ungestörte Schiffahrt auf dem Ohio und den Nebenflüssen so viel wie möglich

319 zu sichern. Die Kommission hat viele Sitzungen gehalten und ist noch mit ihren Arbeiten beschäftigt. (Auf meinen Bericht vom letzten Jahre verweisend über den Stand der Schiffahrt Seite 11).

Um die Wichtigkeit des Ohioflusses und seiner Nebenflüsse zu begreifen, diene folgender kurze Bericht über Ein- und Ausfuhrverkehr der Stadt Cincinnati mit anderen Städten den Ohio, Kentucky, West-Virginia, Indiana und Illinois Ufern entlang. Im verflossenen Jahre wurden hier 20 Dampf boote und Barges mit einem Tonnage von 7,761 gebaut und liefen Frachtboote in der Anzahl von 354 mit einer Tonnage von 85,721 ein, die den Eisenfabrikanten Kohlen und rohes Eisen von den Bergwerken in Pennsylvanien und West-Virginia zuführten und im Austausche Manufakturwaaren entgegennahmen, welche in beträchtlich 1er Anzahl auch nach den oben bereits erwähnten Staaten und Städten, wie z. B. Louisville, Madison, New-Albany, Evansville, Paducx, Shanetown, Cairo, sowie anderen kleineren Städten, die sehr bedeutenden Handel im Innern führen, versandt werden. Man fabricirt hier Eisenbahnschienen, Dampfmaschienen Mobilien, Kleidungsstücke, Agrikulturutensilien Nähmaschinen, Baumaterial wie z. B. Fenster- und Thürrahmen, Eisen-Säulen, Cornissen für Häuser, Spunten für Fässer, Hölzer aller Art, Nagelmaschinen Eisenbahnwaggons und eine Menge von anderen kleineren Artikeln, die hier nicht weiter angegeben sind. Benannte Artikel werden meistens per Wasser, wegen Billigkeit der Fracht und ihrer prompten Beförderung versandt. Hiezu kommen noch Artikel, deren Verschiffung enorm ist, z.B. Mehl, Sämereien, Kartoffeln, Früchte, Spirituosen u. s. w.

Schulgesetz.

Die Notwendigkeit, die Staatsschulgesetze zu kodifieiren und zu revidiren, ist hier fühlbar gemacht worden. Die öffentliche Meinung und die hervorragendsten Lehrer im Staate Ohio haben dem Schulkomite der Legislatur eine Bill zur Berücksichtigung eingebracht: 1. Normalunterricht. 2. Grafschaftsuperintendentunr 3. Townshiporganisation, als eine Abänderung des Distriktsystems.

In Betreff der Normalschulen wind ohne gute Lehrer keine guten Schulen möglich und keine tüchtige Lehrer, ohne daß dieselben gehörig in ihren Amtspflichten unterrichtet sind. Countysuperintendenten mögen und werden zweifelsohneinigermassen mithelfen, aber es ist Thatsache, daß der Mangel an tauglichen Superintendenten gerade so groß sein w i r d a l s der Mangel an guten Lehrern. Es ist beantragt worden Normalschulenen zu errichten um Beide zu unterrichten und der Staat sollte unumgänglich für

320 dieselben sorgen. Bis dahin wird ein großer Theil der für Erziehungszwecke verwendeten Geldsummen so zu sagen weggeworfen sein. Es ist unzweifelhaft wahr, daß die Schulen in den größeren Städten und Ortschaften einen sehr vorteilhaften Vergleich mit denen anderer Staaten zulassen, allein selbst diese sollten verbessert werden. Dagegen sind die Landschulen in vieler Hinsicht untergeordnet. Der Antrag deutet an, daß Anstrengungen zur Hebung dieser Schulen gemacht werden sollen, damit alle Kinder derselben Vortheile sich erfreuen können; es muß der Unterschied zwischen Stadt- und Landschulen gesucht werden und die Gesetzgebung soll die Art und Weise angeben, welche die größten Vortheile für die größtmöglichste Zahl der jungen Leute darbietet.

Nach der Ueberzeugung der Lehrer sind die vom Staate gestifteten und regulirten Normalschulen die erste Notwendigkeit, diese sollten wenigstens gegenwärtig mit Normalunterricht nach dem InstitutSystem unter der Kontrole eines Staatsboards versorgt werden und dieselbe sollte sich über jede Grafschaft des Staats erstrecken.

Ackerbauschule.

Die Ackerbauschule des Staats Ohio naht ihrem Ende, eine generöse Subvention ist Seitens des Staates für dieselbe bewilligt worden. Die Ackerbau- und Handwerksschule sollte mehr als eine Musterfarm sein, auf welcher die Kunst, den Boden zu kultiviren und die Methode zur Verbesserung der Viehracen anschaulich gemacht wird. Wenn das das ganze Ziel des Bestrebens sein soll, so bemerkt man, dnß wenige junge Männer dabei sich betheiligen werden, und selbst diese, wie zu befürchten wäre, mit geringem Nutzen.

Die Grundlage sollte breit und tief sein, und in ihren Mauern sollten alle die Grundlehren OBelehrt werden,' aufweichen alle industrieli len, liberalen und verschönenden Künste beruhen. Der Lehrplan sollte so ausgedehnt werden, daß in derselben alle jungen Leute für alle gewöhnlichen Lebenswege erzogen werden können.

Wäre dieselbe unter einem generösen System und auf rechtem Wege geleitet, so würde sie sehr bald Schenkungen von gemeinnützig gesinnten Leuten erhalten und dem Staat Ohio zur Ehre und seinem Volk zum Segen gereichen. Es ist nicht zu erwarten, daß die Schule gleich bei ihrer Eröffnung allen Ansprüchen entsprechen wird, daß alle ihre Zweige sofort in vollkommener Wirksamkeit sein werden, allein man beginne sie mit der Absicht, sie am Ende zu einer großen Staatsuniversität zu machen, deren Unterricht allgemein und gründlich sei.

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Irrenanstalten.

Es stellt sich eine dringende Notwendigkeit heraus, augenblicklich für die Unterbringung und Verpflegung von Irrsinnigen des hiesigen Staats Maßregeln zu treffen. Vor cirka zwei Jahren wurden 2 von den Staatsirrenanstalten durch Feuer zerstört. Das neue Gebäude, das man in Athens baut, wird vor September oder Oktober dieses Jahres zur Aufnahme dieser Unglücklichen nicht fertig werden und das in Columbus nicht vor zwei Jahren. Die Anstalt in Newburgh, deren Flügel neu gedeckt werden, kann vor einem Jahre nicht fertig gemacht werden. Viele von diesen Unglücklichen sind jetzt in Gefängnißhäusern, Armenhäusern und Arbeitshäusern, oder müssen so gut als möglich bei ihren Verwandten zur Verpflegung untergebracht werden. Nach den bisher gemachten Erfahrungen sollte bei der Legislatur beantragt werden, daß bei dem Bau in Newburgh und bei der Vollendung jener in Athens und Columbus große Vorsorge gegen Feuer getroffen werde. Auch gibt es eine solche Anstalt in Dayton, die wie man glaubt ebenfalls einer Veränderung unterliegt und auch feuerfest gemacht werden soll.

Einfluss der Reformschulen.

Die Thatsache gereicht zur großen Befriedigung, daß sich 200 Sträflinge weniger im Staatsgefängniß dieses Jahr befanden, als im vorigen Jahre (1871) und seit der Eröffnung der Herbstsitzungen des Gerichts 2/:i weniger Sträflinge als in den gleichen Monaten de» Jahres 1871 aufgenommen worden sind. Für diese Erscheinung bestehen verschiedene Gründe. Der hauptsächlichste ist in unseren Reformschulen für Knaben und Mädchen zu suchen, welche die schlecht geleitete und verwahrloste Jugend aus den Höhlen des Lasters fortnehmen, ehe sie ein Verbrechen begehen, und sie in ein Institut verpflanzt, wo sie zu einem thätigen und tugendhaften Leben erzogen wird. Wir haben wenig Institute, .welche sich was Segen und Mildthätigkeit betrifft, mit unsern Reformschulen messen können.

Waisenanstalt für zurückgelassene Kinder der Soldaten und Matrosen.

Der Bau dieses neuen Gebäudes schreitet rüstig voran. Es wird bald Raum genug haben, um alle hilf- und obdachlosen Kinder unserer verstorbenen Soldaten und Matrosen aufzunehmen.

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Geologische Vermessungen.

Die geologischen Vermessungen des Staates habei während des verflossenen Jahres große Fortschritte gemacht. Der erste Band des Schlussberichts wird jezt gedruckt.

Asyl für Taubstumme, Blinde und Geistesschwache.

Diese wohlthätigen Anstalten des Staats., das Asyl für Taubstumme, Blinde und geistesschwache junge Personen, unter einer fähigen vollkommen treuen Verwaltung, haben für Hunderte von Knaben und Mädchen eine neue Welt eröffnet. Leben , die sonst unnütz und trostlos sein würden, sind durch diese Institi .te nützlich und glücklich gemacht worden.

Versicherungsgesellschaften.

Es ist von verschiedenen Versicherungsgesellschaften bei der Legislatur des Staates Ohio Beschwerde gegen das Gesetz vom 12. März vorigen Jahres, welches nunmehr in Kraft getreten ist, erhoben worden, wonach das durch dasselbe ins Leben gerufene Versicherungsdepartement mit unnöthiger Strenge gegen die Versicherungsgesellschaften im Staate Ohio aufgetreten sein soll.

Die Sektion 9 des Gesetzes macht es dem Superintendenten zur Pflicht, im Falle das Netto Kapital einer Gesellschaft um mehr als 20 Procent reduzirt worder., von den Beamten zu verlangen, daß sie die Aktienbesitzer zur Zahlung der Summe les Déficits innerhalb einer solchen Periode, wie er in seiner Requisition bestimmen mag, anhalten.

Einwanderung nach dem Staat Ohio.

Ueber Einwanderung läßt sich nichts berichten, indem im Staat Ohio kein Einwanderungsbürea ' existirt. Solche Erkundigungen müßten vom Einwandarungsbüreau in New-York eingezogen werden, indem du "tun in den Büchern Namen und Bestimmungsort der Einwanderer eingetragen sind Aus den Berichten der Zeitugen läßt sich schließen, daß die Hau p te migration nach dein Süden und den Staaten Missouri, Illinois (nördlicher Theil), Indiana und Kansas stattfinden, wo Land noch billig zu haben und Lebensmittel wohlfeil sind.

Banken In Ohio.

Im dem Staate Ohio gibt es keine Staatsbanken mehr, nur Nationalbanken gesichert durch Bonds. Dagegen bestehen Spar-

323 kassabanken und Privatbanken in allen größeren Städten. Die meisten dieser Banken sind zuverläßig und haben Garantie gestellt. Nachstehend eine Liste hiesiger Bank- uiid Wechselgeschäfte die solid sind : Erste Nationalbank $ 1,500,000.

,, 200,000.

Zweite V) ,, 800,000.

Dritte ·n ,, 500,000.

Vierte ·n Mcrchants

·n

$ 3,000,000.

,, 1,000,000.

$ 4,000,000.

Privatbanken unter keinem Bankingcharter : Commercialbank $ 500,000.

Franklinbank ,, 300.000.

Lafayettebank ,, 200ÌOOO.

Evans cfc'Comp ,, 200!()00.

E. Kinuey & Comp. '. . ,, 100!000.

Larkin Wryht & Comp. ,, 300^000.

Andrew Bissei & Comp. ,, 134JOOÜ.

.$ 1,734.0(10.

Europäische Wechselhäuser und Sparkassen: C. F. Adae & Comp $ 50,000.

Espy Heidelbach & Comp. . ,, 200,000.

Seasongood Netter & Comp. . ,, 160,000.

Gilmore Dunlap & Comp. . . ,, 75,000.

Joseph A. Hemann & Comp. ,, 40,000.

Privatbanken . . ,

| 525,000.

1 734 000

Nntioiiiilbîinkcn. . .

-

$ 2,259.000" 4 000 000

$ 6,259,000.

Leztere 5 europäische Wechselhiiuser sind als sehr solid hier anerkannt. Es hat seit den lezten Monntcii ein neues Wechselhaus seine Erscheinung gemacht mit Namen Henyahold, Hockmann & Comp., genannt die deutsch-amerikanische Bank. Kapital nicht angegeben.

324

Einfuhr.

Es möchte von Interesse sein, zu erfahren, daß Cincinnati erst seit dem 14. Juli 1870 zum Port of Entry geworden und von der Seeküste wie folgt liegt cirka 810 Meilen von New-York via Pau Handel, ,, 720 ,,' ,, Philadelphia via Penn. Cent. Eisenbahn, ,, 620 Baltimore via Baltimore u.Ohio Eisenbahn, ,, 800 " Charleston (noch keine Verbindung), ,, 1400 ,, · New-Orléans (via Louisville , Nashville und Memphis Eisenbahn) oder per Dampfschiff, ,, 1010 ,, ,, Mobile.

Cincinnati hat dadurch viel gewonnen und ist von großem Interesse für alle europäischen Fabrikanten geworden. Die schweizerische Industrie, aller Art, hat dabei ebenfalls viel gewonnen, wenn sie richtigen Gebrauch davon macht. Fabrikanten sind nicht mehr allein auf die Seehäfen verwiesen, sie können nun "Verbindungen mit dem Innern des Landes anknüpfen, da kein Hinderniß betreff Importation irn Wege mehr liegt, indem Waaren nach den Städten in Ohio, Indiana oder Kentucky ohne Verzögerung nach dem hiesigen Zollamt kommen, und von da aus mit Avis des Zollbetrages weiter versandt werden.

Fabrikanten, die ihre Geschäfte auszudehnen wünschen, ist nun eine Bahn gebrochen, indem dieselben Reisende mit Muster versehen nach den innern Staaten (Vereinigten Staaten) um Geschäfte zu machen versenden können. Es unterliegt keinem Zweifel, daß wenn man Städte wie Cincinnati, Chicago, St. Louis, Louisville, Pittsburgh, Indianapolis, Cleveland, Columbus, Dayton und eine Menge andere, die ich hier nicht benannt habe, fie eine Bevölkerung von 75,000 bis 375,000 Einwohnern aufweiten, bereisen kann, man also nicht allein auf die Städte New-York, Philadelphia, und Boston angewiesen ist. Unsere westlichen Geschäftsleute sind in ihrer Saison, im Frühjahr und im Herbst, auf die östlichen Märkte angewiesen, da wir keine bedeutenden Importeure im Westen, namentlich in Schnittwaaren, Seiden- und Spielwaaren, Käse, Stikereigeschäften haben; auch Uhren- und Juweliergeschäfte gibt es hier eine Anzahl, diewenn hier von schweizer Reisenden besucht was, wie oben bemerkt, keinem Zweifel unterliegt, profitable Verkäufe und solide Verbindungen anknüpfen würden. In Fabrikation von Modewaaren und Seidenartikeln ist es wiederholt zu em pfehlen, daß man hier zu Lande weniger dauerhafte Waaren verlangt wenn dieselbe nur glanzreich mit brillanten Farben versehen und billig

325 zu stehen kommen. Gute schwere Waare ist hier nicht mit Nuzen verkäuflich.

Exklusive Häuser unter dem Namen Milliners, die nichts anders als Seidenbänder, Sammetbänder und Seidenstoffe für üamenhüte führen, sind in großer Anzahl vorhanden.

Lederhandel.

Der Ledevhandel verbunden mit Stiefel und Schuhgeschäft ist enorm, 32,370 Rollen Leder, die Rolle zu 120 Pfund angeschlagen und vierzig Cent, per Pfund berechnet. Stiefel und Schuhe wurden im verflossenen Jahr 108,627 Kisten verschifft im Werth zu $ 13ft%no per Kiste.

Talglichter und Seife.

Talglichter wurden 249,949 Boxes verschifft zum Werthc von 19 Cents, pr. S> und Seife 152,243 Boxes zum Werthe von 7 bis 7 x /2 Cents.

Einheimischer Käsehandel.

Die Käseproduktion hat im verflossenen Jahre etwas abgenommen, da gegenwärtig viel in. Illinois Minnesota und Wisconsin gemacht wird, und durch starke Nachfrage mit unserm Ohio Käse in Berührung kommt. 187,640 Boxes wurden dieses Jahr versandt.

Ackerbauprodukte.

Heu, Hafer, Roggen, Waizen, Korn, Gersten, Erdäpfeln, Hopfen, Leinsamen und Tabak sind die Hauptprodukte des Staats Ohio, die nach allen Richtungen verschifft werden und einen großen Erlös einbringen. Nur allein durch die Handelsbörse wurden im verflossenen Jahre nach dem hiesigen Markte zur weitern Beförderung verschifft : 1,829,866 Bushel Korn, 1,160,000 ,, Roggen, 1,357-309 ,, Gersten, 762,144 ,, Weizen, 7,907 Ballen Hopfen, 133,425 Barels Erdäpfel, 40,155 ,, Flachssamen, 45,877 große Fässer) 11,176 Ballen } Tabak.

59,535 Boxes j

326

Schweiiifleisch.

Die Schweinschlachtung hat seit verflossenem Jahre,1 berieht von 1871 riesenhaft zugenommen; im Jahre 1871 wurdon 481,560 Schweine geschlachtet; in diesem Jahre 1872 wurden 630,301 Schweine geschlachtet, verpackt, und zur Weiter befördsrung nach dem englischem Markt in Bereitschaft gehalten.

Papiermanufakturgeschiift.

In unserem Staat hat die Fabrikation von Papier erfreulichen Zuwachs erhalten; die Exportation dieses Produkts belauft sich dieses Jahr (1872) auf 42,263,500 Pfund, und-einen Nettoertrag von $ 4,262,050.

Einfuhr.

Der Werth der eingegangenen Fabrikate im Jahre ' 872 beläuft sich auf $ 135,988,365.

Verzeichniß der importirten Waaren, welche im Zollhause zu Cincinnati im Jahre 1872 versteuert worden sind: Werth $ 22,259 .

Bücher 15,319 .

Droguen und Chemikalien V) fì 7,866 .

Hopfen 7) fì 3,190 .

Juwelen u. vverth volle Steine fì T) 13,439 Musikalische Instrumente .

fì fì 9,847 .

Spielwaaren fì fi 1,292 .

Schießgewehre . . . .

*fl fì 3,606 .

Feilen fi f) 2,548 .

Messer und Gabeln .

fi T) 7,615 .

Eisen u n d Stahl . . . .

fì f) 4,022 .

Papier fì f) 2,354 .

Kupfer fi fi 2,943 .

Glaswaaren fì fì 5,720 .

Leder fì fì 27,757 .

Wollenwaaren . . . .

fì f) 15,409 .

Seidenwaaren . . . . .

fi fì 26,999 .

Baumwollwaaren. . .

fì f) 6,106 .

Spielwaaren . . . . .

·fì 73 4,824 .

Fußteppiche f) Ti 5,593 .

Porzellanvvaarea . . . .

f) f) 22,516 .

Diverse i fì fì $ 210,644 . --

327

Kaffee . . . Pfund 11,522,457 $ 1,218,161 .

19,981 .

145,156 ·n Thee . . .

,, 319,900 ·n 555 .

Salz . . .

,, 172,697 n 5,589 .

Reis . . .

,, 15,704 n 8,138 .

Tabak . . .

,, 7,194 ·n 6,876 .

Spiritus . . Gallon 50,243 n 15,433 .

Weine . . .

,, 5,914 .

407 n Zinn . . - ' . . Tonne 19,944.

Feilen 4,456 .

Flinten (Gewehre.) .

n 8,651 .

·n 37,321 . -- Eisen und Stahl ·n 11,905.

Metalle 1,110.

Porzellan . . . .

11 8,920 .

Musikalische Instruineu te. . . .

6,628 .

Spielwaaren . . . .

n 5,086 .

Glaswaaren T) 3,979 .

Baumwollwaaren 17,001 .

Wollenfabrikate .

n 19,770 .

Diverse Artikel (nicht angegeben) 11 Uebertrag .

$ ·n

1,455,420 .

210,644 .

Totalbetrag $ 1,666,064 . -- Der Zollbetrag belief sich auf $ 406,808S5/i,io.

Schweizer in Cincinnati.

In Cincinnati leben Schweizer, deren jedoch im Vcrhältniß zu anderen Nationen nicht sehr viel sind. Die hier ansäßigen Schweizer sind meistens Tagelöhner, Wirthe, Litographen, Uhrmacher, wenige Kaufleute, worunter der größte Theil unbemittelt ist. Man gab sich hier vor einigen Jahren große Mühe, die Situation der*Schweizer zu heben, durch Gründung eines Lesezimmers, worin wöchentlich einmal Vorlesungen gehalten werden sollten, über irgend ein wissenschaftliches Thema, aber auch dieses schlug fehl, da man 'die Kosten zur Einrichtung und Bestellung von Flugschriften nicht erlangen konnte. Wir zählen hier 3 Vereine: Grütli, Schweizer Männerchor und Schweizerischer Wohlthätigkeitsverein.

328 Der erste Verein, ein Wittwen- und Waisenverein; der zweite ein Gesangverein, der nur seine Interessen fördert, und der dritte, der es sich zur Aufgabe macht, unglücklichen Schweizern zu helfen. Der Unterstüzungsverein steht gegenwärtig auf gutem Fuße und unter guter Verwaltung. Den nähern Bericht werde später einsenden.

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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Algier (Hrn. Eugène Joly von Granges, Waadt) über das Jahr 1872.

(Vom 12. Februar 1873.)

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Allgemeine Handelsverhältnisse des Departements Algier.

Einfuhr.

« Bei Uebermittlung der hier folgenden allgemeinen Tabelle, über Ein- und Ausfuhr des Departements wird es nicht unzweckmäßig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß die Einfuhr derjenigen Artikel, welche durch inländische Produkte ersetzt werden können, mit geringen Ausnahmen im Sinken begriffen ist, während im Gegentheil die der andern, \velehe nicht in Algerien produzirt werden, eine ziemlich starke Zunahme im Vergleich zum Jahr 1871 erfahren hat.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweiz. Konsuls in Cincinnati (Hrn. J. Ritchie aus Zürich) über das Jahr 1872.

(Vom 1. Februar 1873.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1873

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

36

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

09.08.1873

Date Data Seite

317-328

Page Pagina Ref. No

10 007 791

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