345 abläge für 1872, welche mit einem Guthaben von Rubel 162. 26 Kop.

·abschließt, weist Rubel 2676. 36 Eop. Einnahmen auf, welche sich aus Beisteuern und Kollekten (Rubel 1357) und aus kleinen Beiträgen seitens des Bundesrathes und der Regierungen von 4 Kantonen (Rubel 135. 17 Kop.) sowie aus Kapitalzinsen u. s. w. ergaben.

In Bezug auf die Zahl der Unterstützten, welche dem Kanton Glarus (12), Waadt (7), Genf (5), Zürich (4), Tessin (4), Graubündten (3), Thurgau (3), Baselstadt (5), Neuenburg (5), Bern (2), Aargau (1), Schaff hausen (1), Freiburg (1), St. Gallen (1) angehören und 54 betragen, mithin durchschnittlich "mit Rubel 45. 65 Kop.

.bedacht wurden, ist zu wünschen, daß die Regierungen jener Kantone deren Bürger der Zahl nach die Vereinshülfe am meisten beanspruchten, das Beispiel der 4 obenbezeichneten Kantone nämlich Thurgau, Neuenburg, Aargau und Bern, nachahmen möchten.

# S T #

Bericht des

Schweiz. Generalkonsuls in Neapel (Hrn. Meuricoffre von Frauenfeld über das Jahr 1872.

(Vom 27. März 1873.)

,

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

*

Allgemeine Lage.

Das Jahr 1872 kann in commerzieller und finanzieller Hinsicht nicht, wie das Jahr 1871 in Italien, den Charakter außerordentlicher Thätigkeit, großer Entwicklung schöpferischen Associationsgeistes für sich in Anspruch nehmen.

Der zur Gründung .vieler Crédit- und Bankgesellschaften im Jahr 1871 gegebene Anstoß war indessen hinreichend, um eine Bundesblatt. Jahrg. XXY. Bd. III.

23

346 große Anzahl der neuen Schöpfungen irn Allgemeinen ziemlich lebensfähig zu erhalten. Immerhin darf man hieraus nicht 'den Schluß ziehen, als wären in dem Resultat dieser Bewegung, neben zahlreichen .ernsten und soliden Unternehmungen, nicht auch solche zu bemerken, welche sieh mit Elementen bedauernswürdiger Art verbunden haben.

Der Umstand, daß man sich bereits sehr weit in die Ausgabe einer beträchtlichen Menge von Wertpapieren eingelassen hatte, müsste doch in gewissem Maße einen Rükschlag zur Folge haiben.

Derselbe machte sich* hauptsächlich gegen Ende des Jahres fühlbar, als sich die Nationalbank zu einer Zahlung von 40 Millionen an die Regierung auf diejenigen Summen, welche dieselbe von ihr zu.

verlangen befugt war, sowie zur daherigen Beschränkung ihrer Skontirungen genöthigt sah, woraus ein außerordentlicher Geldmangel und sichtbare finanzielle Verlegenheiten an den meisten italienischen Börsen entstanden. Indessen wurde diese Krisis noch, ziemlich glücklich überstanden und es läßt sich gerade nicht behaupten, daß bedeutende finanzielle Störungen' daraus hervorgegangen seien.

Die Finanzwelt von Neapel übrigens, welche im Ganzen dieser Art von Geschäften ziemlich fremd geblieben war, wurde von den Folgen dieser Umstände nur indirekt und in geringem Maße berührt.

Handelsgesetzgebung.

Die zwei italienischen Kammern haben das Gesetz über die Fabrikation und den Handel mit Gold- und Silberwaaren jeden Feingehalts, dessen Vorlage an das Parlament mein vorjähriger Bericht angekündigt hatte, angenommen. Dieses Gesetz hat die königliche Genehmigung am 2. Mai 1872 erhalten, dasselbe wird aber erst am 1. Juni 1873 in Kraft treten.

Dasselbe erthcilt in seinem ersten Artikel die Erlaubnis zu Fabrikation und Handel von Gold- und Silberartikeln jedwelchen Feingehalts; es setzt hierauf die Bedingungen fest, unter°welchen die Gegenstände in den Bureaux der Münzwardeine kontrolirt und mit ihrem Stempel versehen werden: nämlich für Gold zum Feingehalt von 900, 750 und tOO, ,, Silber ,, ,, . * 950, 900 ,, 800.

Die goldenen und silbernen Gegenstände, welche, ohne unter den niedrigsten der vom Gesetze bezeichneten Feingehalte herab: zugehen, doch nicht genau einen derselben erreichen, werden poinconirt, als hätten sie den nächst niedrigen gesetzlichen Gehalt, unmittelbar nach dem durch die Erprobung konstatirten Gehalt.

347

Diejenigen Erzeugnisse aus Edelmetall, welche nicht aus einer einzigen homogenen Legirung bestehen, können nicht poinçonirt werden.

Die Nachahmung, Aenderung oder Versetzung des amtlichen Wardeinstempels auf andere Gegenstände, sowie die betrügerische Angabe, daß ein zur Kontrolirung gelieferter Gegenstand eine homogene Legirung besitze oder keine fremdartigen Substanzen enthalte, werden mit Strafe bedroht.

Ein königliches Dekret vom 15. Dezember 1872 veröffentlicht das vom Gesetz vorgesehene Reglement tiber die Typen, die Größe und die Aufbewahrung der Wardeinstempel, die Bedingungen, unter welchen Gegenstände zur Probe zuläßig sind, die Wiederholung der Probe, die zu entrichtenden Gebühren, die Vornahme derStempelung, über die Vertheilung des Probebüreau, über die Pflichten der Kontrolirungsbeamten.

Die für das Stempeln der Gold- und Silberschmiedwaaren zu entrichtenden Gebühren sind auf 50 Cent, per Kilogramm festgesetzt; es findet somit eine Ermäßigung im Vergleich zum frühern Tarif statt, welcher 80 Cent, per Kilogramm festsetzte.

In den 13 Provinzen dieses Generalkonsulats werden zwei Probebüreaux erstellt, nämlich in Neapel und Bari.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Ausfuhr derselben nach der Schweiz.

O l i v e n ö l . Dieses werthvolle Kulturprodukt, dessen Ertrag für die Provinzen von Süd-Italien sich bei einer guten Jahresrente auf die beträchtliche Summe von 60 bis 80 Millionen Franken belaufen kann, hatte dieses Jahr zu schönen Hoffnungen Anlaß gegeben, indem die Olivenbäume in mehreren Provinzen reichlich mit Früchten behangen waren. Allein die während des ganzen Herbstes und Anfangs des Winters herrschenden heißen Siroccowinde führten in der Umgegend von Gallipoli ein verfrühtes Abfallen der Oliven herbei, was eine beträchtliche Verminderung des Ertrages dieser wichtigen Provinz zur Folge hatte. Der südliche Theil von Calabrien, d. h. der Distrikt von Gioja, scheint besser begünstigt gewesen ·zu sein und durch diese Verhältnisse nur wenig gelitten zu haben.

Im allgemeinen kann man sagen, daß die Ernte von 1872 sich zwischen einer mittelmäßigen und einer guten gehalten hat.

Die Verminderung der gehofften Ertragsmenge hatte feste und höhere Preise, als in den übrigen ölerzeugenden Gegenden des

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mittelländischen Meeres zur Folge. Die Olivenöle von Gallipoli (Fabriköl) gelten an Bord des Schiffes, Verladung und Fässer inbegriffen, Liv.' 112 per 100 Kilogramm.

Einige Parthien Salatöl von Bari sind im Jahr 1872 direkt nach der Schweiz versendet worden; ohne Zweifel wird die Ausfuhr dieses vortrefflichen Produkts nach der Schweiz noch mehr zunehmen.

G e t r e i d e . Die Getreideernte des Jahres 1872, welche im nördlichen Italien eine sehr mittelmäßige war, ist in den südlichen Provinzen ziemlich gut ausgefallen, so daß dieselben die Märkte von Ober-Italien mit' ihrem Ueberschuß versehen konnten. Nach dem Ausland fand nur in den ersten Monaten des Jahres Ausfuhr statt.

A l i z a r i s oder K r a p p . Der Ertrag dieser Wurzel wird in der Gegend von Neapel im Jahr 1872 nur auf ungefähr 21000 Ballen (zu cirka 440 Kilogramm per Ballen) geschätzt, was nur wenig mehr als die Hälfte des Ertrages von 1871 ausmacht. Die Preise wurden vom Anbeginn der Ernte (August bis September) bedeutend in die Höhe getrieben, nämlich auf cirka Liv. 122 per 100 Kilogr. an Bord des Schiffes, Verpackung inbegriffen. Diese hohen Preise hatten indessen eine Verminderung der Konsumtion und Begünstigung der Fabrikation und Anwendung des künstlichen, aus dem Rückstande der Reinkostendestillation gewonnenen Krapps zur Folge, so daß nicht nur die Preise der Krapp wurzeln herabgingen, sondern noch viele Tausende von Ballen disponibel blieben.

B a u m w o l l e . Die Baumwollenernte von Süd-Italien war eine mittelmäßige. Obschon der größte Theil derselben durch die einheimischen Spinnereien sowohl des Nordens, als des Südens von Italien verbraucht wird, so findet doch eine nicht unbedeutende Ausfuhr dieses Artikels auf dem Schienenwege des Brenners statt, theils nach der Schweiz, theils nach dem südlichen Deutschland.

Die Schweiz scheint die Qualität der apulischen Baumwolle vorzuziehen, welche gewöhnlich um Liv. 10 bis 15 per 100 Kilogramm wohlfeiler erhältlich ist, als diejenige von Castellamare. Es ist zu bedauern, daß die kürzlich in Kraft gesetzte Erhöhung der Transportpreise auf den süd-italienischen Eisenbahnen diesen Geschäftsverkehr eirfcermaßen behindert.

"o*Die S e i d e betreffend, so hat das Jahr 1872 in diesem Theil von Italien ein noch ungünstigeres Ergebniß geliefert, als die vorhergehenden Jahre. Zu den traurigen Folgen der Seidenwurmkrankheit kam noch in einem/ausgedehnten Bezirk die Wirkung

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des großen Vesuvausbruches vom 26. April 1872, welcher in dem für diese Industrie wichtigsten Zeitpunkt eintrat, und dessen Erscheinungen der Seidenwürmerzucht ungemein verderblich waren.

Weine. Die Weinlese ist im Allgemeinen in Italien nicht eehr reichlich ausgefallen, und die Weinpreise erreichten das Doppelte des Vorjahres; allein da die Erzeugnisse des italienischen Weinbaues, obschon vielleicht in nicht ferner Zukunft zu einer wichtigen Rolle im internationalen Handel berufen, nur für vereinzelte Sorten sich ausländische Mächte erworben haben, so können dieselben bis jetzt noch nicht als bemerkenswerthcr Ausfuhrartikel aufgezählt werden.

H a n f . Der Hanfbau wird hauptsächlich in den zwei Provinzen von Terra die Lavoro und von Salerno betrieben. Je nach der Bodenbeschaffenheit und der Bewässerung wird er in zwei Hauptkategorien eingetheilt, nämlich 1. für Gewebe, sog. Paesanoflaehs, 2. für Seilerarbeit, .sog. Marcianiseflachs.

Die Ernte war in diesem Jahr eine sehr reichliche. Man kann den Betrag auf 100 Tausend Ballen . schätzen. Die zweite Kategorie wurde theilweise durch die Asche des im Frühjahr stattgehabten Vesuvausbruches verkümmert und verdorben.

Beinahe die ganze Hanfernte fand in Italien selbst ihre Verwendung; höchstens '/io wurde nach Frankreich und Belgien exportirt. Ungefähr ]/4 der Ernte befindet sich noch in den Händen der Grundbesitzer.

Einfuhr aus der Schweiz.

S c h m l e d e w a a r e n a r b e i t und U h r e n m a c h e r e i . Dag Jahr 1872 war im Allgemeinen für den Handel mit Schmuckwaaren in den Bildlichen Provinzen von Italien ziemlich günstig.

Hinsichtlich der Uhrrnacherei war der Geschäftsverkehr ein beschränkter, weil es schwierig war, die Waare aus den schweizerischen Fabrikationsbezirkcn zu erhalten, indem dieselben im Allgemeinen für andere Plätze stark beschäftigt waren.

G e d r u c k t e Baumwollenzeuge, Musselinumhänge, B a u m w o l l e n b ä n d e r , e i n f a r b i g e Seidenbänder etc. Der Importhandel schweizerischer Manufakturprodukte nach Neapel war früher in den Händen einiger Firmen koncentrirt, welche große Niederlagshäuser und eine bedeutende Kundschaft in den Provinzen von Unter-Italien besaßen. Aus den Angaben dieser Häuser konnte man sich einen ziemlich genauen Schluß auf die Menge und Eigenschaft d'er eingeführten Waaren ziehen und demnach abgeben,

35D welche von den verschiedenen Artikeln der schweizerischen Industrie für den Verbrauch in diesem Theile von Italien geeignet seien.

Diese Handelsbewegung, die man einem schmalen, aber tiefen Flusse vergleichen konnte, dessen Tiefe und Breite leicht zu bemessen war, hat heutzutage ihre Natur verändert; der Fluß ist über seine Ufer getreten und hat sich in Tausenden von Bächen über das Land ergossen, wo seine Gewässer sich im Sande verlieren. Es ist unmöglich geworden, seinem Laufe zu folgen und seine Bewegung richtig zu beurtheilen.

Die Großhandelshäuser haben in Betracht der schlechten Creditverhältnisse, der Unsicherheit des Absatzes und der Kleinheit des Reingewinns, ihre Operationen beschränkt. Die Leichtigkeit der Verkehrs- und Transportmittel, die mittelst der zahlreichen Succursalen der Nationalbank leichte Ermöglichung der Zahlungen haben Producenten und Consumenten einander genähert; der Verkauf wird großentheils durch Angestellte oder direkte Agenten der Fabrieanten selbst besorgt, welche auf diese Weise um einen sehr kleinen Gewinn konkurriren.

Dies ist ohne Zweifel der regelmäßige und natürliche Verlauf; allein es ist zu hoffen, daß die sprichwörtliche Klugheit der schweizerischen Industriellen sie vor unvermeidlichen, durch diese Sachlage bedingten Enttäuschungen bewahren werde.

So haben bereits die Fabrikanten von Glarus deren gedruckte baumwollene Schnupftücher (sowie auch die rothen türkischen Calicots von Zürich) sowohl ihrer Güte, als ihrer Wohlfeilheit wegen sich fortwährend merklicher Gunst erfreuen, und keinen Vergleich mit ähnlichen Artikeln anderer Fabriken zu scheuen haben, sich ·schließlich mit einander verständigt, um Verkaufspreise zu erzielen, welche einerseits mit den Fabrikationskosten in Einklang stehen, jedoch andererseits auch den Absatz der Waare nicht beeinträchtigen.

Einfuhr und Ausfuhr im Ganzen.

Das Jahr 1871 hatte zum erstenmale seit dem Bestände des Königreichs Italien als Resultat der Vergleichung des Totalimports und Exports von Italien einen Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr ergeben. Dieses günstige Verhältniß hat sich im Jahr 1872 nicht behauptet, indem die Totaleinfuhr von Italien nach den veröffentlichten Zahlen in diesem Jahr 1186 Millionen die Ausfuhr dagegen . . 1167 ,, betrug, woraus sich ein Ueberschuß von 19 für die Einfuhr

351 gegenüber die Ausfuhr ergibt. Derselbe ist übrigens nicht beträchtlich, wenn man ihn mit dem Durchschnitt des mittleren Ueberschusses der Ausfuhr über die Einfuhr der Jahre 1861 bis 1870 vergleicht, welcher ungefähr 250 Millionen jährlich betrug.

Die ganze Handelsbewegung von Italien, Ausfuhr und Einfuhr zusammengenommen, erreichte im Jahr 1871 die Ziffer von 2049 Millionen, im Jahr 1872 dagegen die Ziffer von . . 2353 ,, was für das letztere eine Zunahme von 304 ,, ausmacht.

Eisenbahnen und andere Terkehrsmittel.

Folgendes sind die neuen im Jahr 1872 dem Verkehr übergebenen Eisenbahnlinien in den zu dem Bezirke des schweizerischen Generalkonsulats in Neapel gehörenden Provinzen von Maglia nach Otranto (Südbahnen) . Kilom. 18, ,, Roccella nach Monastrerace(Calabro-Sicilische Baiin) ,, 20.

Die Eisenbahn von Tarent nach Eboli über Potenza ist theilweise im Bau begriffen; Der Ertrag der italienischen Eisenbahnen hat im Jahr 1872 bedeutend zugenommen.

Im Jahr 1871 betrug derselbe L. 107,552,102.

,, ,, 1872 ,, ,, ,, 123,842,298.

Unterschied zu Gunsten des Jahres 1872 ,, 16,291,196.

Die Zunahme betraf sämmtliche Linien. Der mittlere Ertrag per Kilometer sämmtlicher italienischen Linien, welcher im Jahre 1871 . . L. 17,175 betrug, stand ,, ,, 1872 auf ,, 18,815, was für das letztere Jahr eine Mehreinnahme von ,, 1,640 per Kilometer ausmacht.

In Betreff der Einnahmen der Römischen und süditalienischen Bahnen, welches die hauptsächlichsten im Betriebe befindlichen Linien unseres Konsulatbezirkes sind, geben wir hier folgende Statistik : Einnahme von Einnahme von 1871.

1872.

Römische Eisenbahnen 19.442,017.

Italienische Südbahnen 15,145,904.-

22,641,149.

19,276,635.

Zunahme.

2,999,132.

4,130,731.

K i l o m e t r i s c h e r Ertrag.

Römische Eisenbahnen Italienische Südbahnen

12,944.

11,588. .

14,572.

14,692.

.

1,628.

3,104.

352 Die Dampschiffe der Messageries Nationales von Frankreich, deren Dienst sich bis nacja Japan erstreckt, berühren nun dreimal monatlich Neapel, sowohl auf der Hin-, als auf der Herreise in.

Verbindung mit den Verkehrslinien dieser mächtigen Compagnie nach Aegypten, Indien und dem äußersten Orient.

Der Post- und Depeschendienst zwischen Brindisi, Aegypten und dem Orient wird durch die Schiffe der mächtigen englischen Peninsular- .und Orientalcompagnie versehen. Außer den Linien des österreichischen Lloyd, welche den nämlichen Seehafen in mannigfache Verbindung mit der Levante setzen, kam noch in derselben Richtung im Jahr 1872 der Dienst der italienischen Compagnie Trinacria hinzu.

Telegraphenwesen.

Die Telegraphenlinien von Italien, welche im Jahr 1861 nur einige 1000 Kilometer betrugen, sind auf die Ausdehnung von 20,000 Kilometer mit 70,000 Kilometer Drahtlänge gelangt. Es gibt jetzt in Italien 1500 Telegraphenbüreaux mit 3000 Apparaten ; die Anzahl der Privatdepeschen, die offiziellen Telegramme nicht eingerechnet, betrug im Jahr 1872 4,200,000. Die gewöhnlichen Betriebskosten belaufen sich auf ungefähr 5,000,000 und der Reinertrag ungefähr auf 7,000,000. Zahlreiche neu erstellte Bureaux wurden dieses Jahr in den südlichen Provinzen eröffnet.

Bankwesen.

Der im Jahr 1871 gegebene Anstoß zur Bildung von Kapitalassociationen fuhr im Jahr 1872 fort, zur Bildung neuer Banken Anlaß zu geben.

In dem Bezirk des Generalkonsulats von Neapel sind namentlich zu erwähnen: Der Credito-Meridionale, welcher seinen Sitz in Bari hat, mit einem Kapital von 5 Millionen, von welchen bis 'jetzt l Million einbezahlt ist; Die Neapolitanische Kredit- und Baugesellschaft, welche bis jetzt nur ein einbezahltes Kapital von 2 Millionen besitzt.

Diskonto- und Wechseltarife.

Da der Diskonto der Nationalbank von Italien nur durch eine amtliche Verordnung geändert werden kann, so ist derselbe bei S0/» für Wertpapiere des Handels mit 3 Unterschriften stehen geblieben.

Ich habe indessen schon angeführt, daß sich gegen Ende des Jahres

353 ein bedeutender Mangel an Kapitalien bei den italienischen Börsen fühlbar machte, in Folge Einschränkung der Zahlungen der Nationalbank.

Der Wechseltarif für das Ausland hat während des Jahres 1872 Schwankungen von ziemlicher Bedeutung erlitten und zeigte in den letzten Monaten des Jahres eine beständige Tendenz zum Steigen.

Der Kurs auf London, welcher am 1. Januar 1872 L. 27,10 für l Pfund Sterling betrug, war am 31. Dezember auf L. 28,30, also um beinahe 6°/o im die Höhe gegangen.

Ein für die Berücksichtigung der ökonomischen Lage des ^Landes und seiner Beziehungen zu andern Ländern wichtiger Umstand wie der angeführte wird nicht ermangeln, eine bedeutende Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und ist schon jetzt der Gegenstand lebhafter Verhandlungen in der Presse und den gesetzgebenden Versammlungen. Es würde schwierig sein, hier in eine ausführliche Aufzählung der verwickelten Ursachen dieses Umstandes einzutreten. Die Hauptrolle spielen jedenfalls der geringe Ertrag gewisser Ernten, die bedeutende Ungleichheit des Preises gewisser anderer Erzeugnisse auf den Märkten des Inlandes im Vergleiche zu denen des Auslandes, welche momentan die Ausfuhr behindert, andererseits die Rückkehr einer gewissen Anzahl italienischer Werthpapiere, welche früher im Auslande angelegt waren, die in Folge gewisser vorgeschriebener Formalitäten eingetretene Notwendigkeit, das Ausland mit Gold zu bezahlen, die Zinscoupons der Rente und einer großen Anzahl italienischer Werthpapiere und anderes mehr.

Schweizerische Gesellschaften.

Am Schlüsse dieses Berichtes bin ich so glücklich, bezüglich d.er neu gegründeten schweizerischen Vereine, die Bildung eines schweizerischen Schützenvereins berichten zu können, welcher eine gewisse Anzahl unserer Landsleute bei den Uebungen mit der nationalen Waffe vereinigt.

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Bericht des schweiz. Generalkonsuls in Neapel (Hrn. Meuricoffre von Frauenfeld) über das Jahr 1872. (Vom 27. März 1873.)

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1873

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36

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

09.08.1873

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345-353

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10 007 794

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