328 Der erste Verein, ein Wittwen- und Waisenverein; der zweite ein Gesangverein, der nur seine Interessen fördert, und der dritte, der es sich zur Aufgabe macht, unglücklichen Schweizern zu helfen. Der Unterstüzungsverein steht gegenwärtig auf gutem Fuße und unter guter Verwaltung. Den nähern Bericht werde später einsenden.

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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Algier (Hrn. Eugène Joly von Granges, Waadt) über das Jahr 1872.

(Vom 12. Februar 1873.)

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Allgemeine Handelsverhältnisse des Departements Algier.

Einfuhr.

« Bei Uebermittlung der hier folgenden allgemeinen Tabelle, über Ein- und Ausfuhr des Departements wird es nicht unzweckmäßig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß die Einfuhr derjenigen Artikel, welche durch inländische Produkte ersetzt werden können, mit geringen Ausnahmen im Sinken begriffen ist, während im Gegentheil die der andern, \velehe nicht in Algerien produzirt werden, eine ziemlich starke Zunahme im Vergleich zum Jahr 1871 erfahren hat.

329 Die wichtigem der erstem Artikel sind folgende: Abnahme 1871 1872 Gesalzenes Schweinefleisch Kil.

192,492 348,492 156,300 Gedörrte, gesalzene und 484,660 geräucherte Fische ,, 403,679 80,981 Mehl ,, 820,563 2,043,456 1,222-893 Oelfrüchte ,, 199,153 307,740 108,587 Wein Liter 17,227,267 17,362,831 135,564 Präparirte Häute Werth Fr.

889,672 2,549,591 1,649,919 Von ausschließlich ausländischen Erzeugnissen befindet sich die Einfuhr der folgenden in Abnahme: Abnahme 1872 1871 Rohzucker Kil.

406,792 646,629 239,837 Kaffee .

,, 999.224 1,095,492 96,268 Hanf- oder Flachsgewebe ,, 1,961,161 2,324,401 363,240 Wollenwaaren ,, 3,862,413 5,282,863 1,420,450 Seidenwaaren ,, 1,357,822 1,677,783 319,961 Eine Vermehrung der Einfuhr hat dagegen bei folgenden Artikeln stattgefunden : 1872 1871 Zunahme Käse Kil.

481,284 415,744 65,740 Gerste D.-Cr.

64,751 19,239 45,512 Kartoffeln Kil. 4,590,162 3.936,092 654,070 Tannenholz Stère 1,549,324 726,934 822,390 Gußeisen- und Stahlwaaren Kil. 2,025,842 1,749,890 275,952 Grobe Töpferwaarcn ,, 896,683 396,010 500,673 Feine ,, ,, 470,549 325,850 - 144,699 Glas- u. Kiystallwaaren Werth Fr. 805,631 342,433 463,198 Baumwollenzeuge ,, ,, 19,971,735 15,102,614 4,869,121 Papier und Karton Kil. 807,088 611,101 195,987 A u s f u h r.

Die Ausfuhr der Erzeugnisse des Departements Algier haben dieses Jahr eine ziemlich befriedigende Ziffer erreicht.

"Von den 39 Artikeln der hier beigefügten Tabelle sind im Vergleiche zum vorigen Jahre 21 in der Zunahme, und nur 14 in der Abnahme begriffen.

In Summa geht aus dem Resultat eine Verbesserung der Lage der Kolonie hervor, welche aufs Neue ihre Lebensfähigkeit beweist, trotz der ungünstigen Erschütterungen, welche sie erfahren hat.

Bundesblatt. Jalirg.XXV. Bd. III.

22

"

330

Zur bessern Beurtheilung dieser Zunahme, von welcher sich der Leser ohne Zahlen keine Rechenschaft geben kann (das Bundesblatt veröffentlicht nicht die statistischen Zolltabellen, welche dieses Konsulat alljährlich der Regierung zustellt), wollen wir hier die wichtigsten Artikel anführen: 1S72 1871 Zunahme Hornvieh Stücke 6,432 975 5,457 Wollvieh ,, 323,042 195,341 127,701 Rohe Häute Kil.

521,753 280,746 241,007 Rohe Wolle ,, 2,418,272 1,486,832 931,440 Getreide, Korn, Doppel-Centner 108,669 73,546 35,123 ,, Gerste, ,, ,, 33,680 29,723 3,975 Mehl Kil. 5,080,187 4,978,042 102,145 Getrocknete Gemüse ,, 2,916,891 1,476,611 1,440,280 Tabaksblätter und Rippen ,, 2,215,188 1,636,348 578,840 Crin végétal ,, 8,188,580 4,217,402 3,971,178 Grüne Gemüse ,, 1,182,228 1,000,413 181,815 Hier folgen nun die in Abnahme begriffenen Artikel, unter welchen besonders Olivenöl zu nennen ist, dessen Ausfall von zwei Ursachen herrührt: nämlich von der. schlechten Ernte und der Zerstörung der Oelmühlen durch die Insurgenten.

1872 1871 Abnahme Brod und Zwieback Kil.

63,964 1,316,278 1,252,314 Frische Tafelfrüchte ,, 2,044,797 2.115,939 71,142 Gedörrtes oder tapé-Obst ,, 662,497 1,011,514 349,017 Leinsamen ,, 1,657,596 2,852,975 1,195,379 Olivenöl ,, 715,221 2,263,550 1,548,329 Viehfutter ,, 1,557,107 5,674,685 4,117,578 Fabrizirter Tabak ,, 156,305 292,692 136,387 Schweizerische Fabrikanten haben Muster von algerischem Tabak verlangt und erhalten, um zu prüfen, ob sich derselbe zur Fabrikation der sogenannten Grandsou-, Vevey- und anderen ähnlichen Cigarren eigne. Die Erfahrung hatte eine ungünstige Antwort von Seite des einen und eine günstige von Seite des andern Fabrikanten zur Folge.

Wahrscheinlicher Weise würde eine neue Prüfung der verschiedenen Sorten, welche nach London spedirt oder von der Regie .aufgekauft oder am Platze selbst verwendet werden, den Beweis liefern, daß dieselben mit größerm Vortheil direkt vom Orte ihrer Erzeugung weg bezogen, als auf dem englischen Markte gekauft werden.

331 Man hat sich in jüngster Zeit viel mit der Frage der Alfa beschäftigt, deren übertriebene Ausbeutung im Departement Oran die völlige Ausrottung dieser Pflanze befürchten ließ, während eine intelligentere und mäßigere Benüzung auch die Zukunft berücksichtigt hätte. Zu diesem Zwecke glaubte der Generalgouverneur die Agrikulturund Handelskammern über die zweckmäßigsten Mittel o O zu berathen, durch welche die Kultur dieser Pflanze auf den Staatsund Getneinde-Ländereien erhalten werden könnte.

Die Handelskammer von Algerien sprach sich für das System der Loosvevthcihmg aus mit der Bestimmung, daß dieselbe sowohl den großen als den kleinen Kapitalien zugänglich sein sollte.

Sie schlug vor, die von der Alfa bewachsenen Ländereien in drei Zonen zu theilen, mit einer dem Verhältnis ihrer Entfernung entsprechenden Vergrößerung der Loose, so daß die weniger entfernten den kleinern Unternehmern zufallen sollten, und theilte in Folge dessen die verschiedenen Zonen in Loose von folgender Größe : 1. Zone in Loose von 3000 bis 4000 Hectars 2. Zone ,, ,, ,, 6000 ,, 10000 ,, 3. Zone ,, ,, ,, 20000 ,, 25000 ,, Die Ausbeutung der. Alfa in der Provinz Oran wurde hauptsächlich durch den Umstand begünstigt, daß die Pflanze in der Nähe der Küsten gedeiht und daß dieses Erzeugniß hier mit sehr geringen Kosten zur Verladung nach den Seehäfen gebracht werden kann.

Die Provinz Algier ist in dieser Beziehung weniger begünstigt; die ungeheueren, mit Alfa bewachsenen Strecken, welche sie besizt, befinden sich *200 Kilometer von der Stadt Algier. Die zunächst gelegenen sind auf den Gebirgen im Süd-Osten von Boghar, wo gleichsam die Vorposten der Alfa getroffen werden.

Jenseits des Teil sollen, wie man hört, mehr als eine Million Hectar damit bedeckt sein.

Da die Transportpreise für die Ausbeutung dieses Rohstoffes von der größten Wichtigkeit sind, so würde es sich zu deren Ermöglichung um nichst geringeres als einen Schienenweg handeln.

Wir wollen jedoch sogleich beifügen, daß dieses Projekt uns ein wenig riskirt erscheint.

Man hatte daran gedacht, die ' Papiermasse am Orte selbst zu fabriziren, um dem durch den Transport des Rohmaterials ent-

332 stehenden lästigen Uebelstande zu begegnen. Allein das ängstlich gewahrte Geheimniß der Fabrikation ist im Besiz eines oder zweier englischer Häuser.

Auch müßte man eine zur Bewegung der Räder hinlängliche Wasserkraft " haben, von welcher noch ein Th'eil für das Vieh abgegeben werden könnte. Nun ist es allbekannt, daß Algerien nicht durch Ueberfluß an Wasser sich auszeichnet, und somit darf man der Alfa nicht den Handel mit Vieh opfern, dessen Transport auf die Märkte bewerkstelligt werden kann.

Banken.

Der Umsaz der Bank von Algerien, vom 1. November 1871 bis zum 31. Oktober 1872, belief sich i n Algier auf ...

F r . 62,132,881. 4 4 ,, Bona ,, ,, 22,023,388. 12 ,, Constatine ,, ,, 61,353,589. 92 ,, Oran ,, ,, 57,778,491. 63 Summa Fr. 203,288,351. 11 Von 1870 auf 1871 belief sich derselbe auf ,, 150,931,116. 26 Zunahme Fr. 52,357,234. 85 Die Agios ergaben einen Gewinn von Fr. 2,149,587. 17.

Die in diesem Jahr zur Vertheilung gelangte Dividende betrug Fr. 77 per Aktie.

Verkehrsmittel.

Man beschäftigt sich fortwährend mit dem Projekt, die Provinz Algier mit derjenigen von Constantine durch eine fahrbare Straße, welche durch die Portes de fer gehen würde, zu verbinden. Die während der Insurrektion unterbrochenen Arbeiten mußten wieder aufgenommen werden.

Gesetzlicher Ziusfuss.

Er bleibt auf 10 °/o festgesetzt und der Sconto der Bank von Algier auf 6 °/o.

333

IL Theil.

Einwanderung.

Sie scheint sich auf die Einwanderung der Elsaß-Lothringer zu beschränken, welche aus 149 in diesem Departement installirten Familien bestand.

Schweizerische Vereine.

Der Besuch der Gesangvereine von La Chaux-de-fonds und Burgdorf in Algerien, welcher der schweizerischen Kolonie die Ge^ legenheit verschafft hat, sich zu vereinigen und zu messen, hat die Schöpfung einer schweizerischen Unterstüzungsgesellschaft in Algier hervorgerufen, deren durch die Ortsbehörde genehmigte Statuten den eidgenössischen und allen Kantonsregierungen zugestellt worden sind in der offenbaren Absicht, Subventionen zu erhalten.

Man darf sich nicht verhehlen, daß die Tendenz der Generalräthe das Départemental-Budget von den Spital-Kosten zu entlasten und dieselben den Gemeinden aufzubürden, dazu beitragen wird, unsern Landesangehörigen den unentgeltlichen Zutritt zu den Spitälern zu erschweren. Die Gemeindspräsidenten werden in der Abgabe der Eintrittsscheine strenger verfahren, wenn die Gemeinde für die Kosten verantwortlich sein wird und es läßt sich schon jczt die Unentbehrlichkeit der Hülfe der schweizerischen Unterstüzungsgesellschaft in Algier voraussehen.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Algier (Hrn. Eugène Joly von Granges, Waadt) über das Jahr 1872. (Vom 12. Februar 1873.)

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