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2700 Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf eines Bauplatzes und die Erstellung einer Postgarage in Chur.

(Vom 12. Juni 1931.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Die Postgarageverhältnisse in Chur sind sehr unbefriedigend und ungenügend. Es erweist sich deshalb als notwendig, an passendem Ort eine neue geräumige Garage zu erstellen. Wir erlauben uns, hierüber folgendes auszuführen.

Die Postverwaltung unterhält von Chur aus die Autokurse nach Lenzerheide-St. Moritz und nach Tschiertschen. Chur ist gleichzeitig Depot für die Postautokurse Reichenau-Flims, Thusis-San Bernardino, Küblis-St. Antönien und Eagaz-Yättis.

Über die Entwicklung des Reisendenverkehrs auf den zwei von Chur ausgehenden Postautokursen geben nachstehende Zahlen nähern Aufschluss: 1. Chur-Lenzerheide-St. Moritz: Anzahl Reisende: 1923 im Sommer Autobetrieb bis St. Moritz , . Ì im Winter Autobetrieb bis Ghurwalden . > . . . . rund 38,000 Pferdebetrieb Churwalden-Bivio 1925 im Sommer Autobetrieb bis St. Moritz . . Ì im Winter Autobetrieb bis Lenzerheide. V . . . .

rund 44,000 Pferdebetrieb Lenzerheide-Bivio ) 1928 im Sommer Autobetrieb bis St. Moritz . . . .]

im Winter Autobetrieb bis Mühlen und [. . . rund 58,000 Pferdebetrieb von Mühlen bis Bivio J 1930 dito rund 75,000 2. Chur-Tschiertschen: 1925 im Sommer Autobetrieb im Winter Pferdebetrieb { 1930 im Sommer und Winter Autobetrieb

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rund

5

,500 12,000

877 Pur diese Kurse sind in Chur 18 Beisepostwagen, l Gepäckfourgon, 3 Schneepflugwagen und l Schlepper erforderlich. 8 Beisepostwagen lassen sich in der bundeseigenen Bemise im Posthof einstellen; 4 weitere Wagen finden in der ebenfalls der Postverwaltung gehörenden Bemise an der Fontanastrasse Platz, und das übrige Wagenmaterial bringt man soweit möglich in der gemieteten Garage Trippel, zirka l km vom Postgebäude entfernt, unter.

Der Umstand, dass die drei Garagelokale räumlich so weit auseinanderliegen, erschwert den Dienstbetrieb. Die einzelnen Garagen geben ausserdem zu verschiedenen Aussetzungen Anlass.

1. Die Garage im Posthof lässt sich nicht vergrössern. Die Postgebaudeliegenschaft wird von 4 Strassen umschlossen, wodurch ihr jede Erweiterungsmöglichkeit benommen ist.

2. Die Garage an der Fontanastrasse diente früher als Bemise für die Pferdepostwagen ; zum Unterstellen der Postautos ist sie sehr wenig geeignet. Die Ein- und Ausfahrt auf der Seite der obern Bahnhofstrasse erweist sich, weil hart an der Bahnlinie Ohur-Arosa gelegen, als gefährlich. Verschiedene Male schon sind die langen, schweren Postautos beinahe mit den Bahnwagen zusammengestossen. Das Bemisegebäude hat eine ungünstige, langgestreckte Form. Die Postautos müssen hintereinander aufgestellt werden, was jeweilen nur möglich ist nach umständlichem Hin- und Herschieben der Wagen. Es fehlt sodann ein heizbarer Waschplatz. Die Depotwerkstätte, die stets 2 Mann beschäftigt, ist zu klein; sie sollte Platz für mindestens 2 Wagen bieten, da hier ausser den Wagen der Ghurer Kurse auch jene der Jahreskurse BeichenauWaldhaus Flims und Thusis-Hinterrhein repariert werden. An eine Vergrösserung des Gebäudes ist nicht zu denken. Der vorhandene Umschwung ist zu gering und der Ankauf von anstossendem Land kommt nicht in Frage. Auf der einen Seite befindet sich ein Wohnhaus mit kleinem Vorgarten, auf der andern Seite eine Öffentliche Anlage. Die Garage liegt in einem Wohnquartier.

Einzelne Anstösser sehen den Postgarage- und Werkstättebetrieb sehr ungern.

Sie haben vor längerer Zeit schon hiegegen Einsprache erhoben und die Angelegenheit seither sogar beim Bundesgericht anhängig gemacht, weil die Postverwaltung ihren Betrieb unverändert beibehielt. Der Entscheid des Gerichts steht noch aus.

8. Die Garage Trippel wurde im Jahre 1926
auf 10 Jahre fest gemietet, weil die beiden bundeseigenen Garagen schon damals nicht mehr genügten.

Andere passende Lokale näher bei Post oder Bahnhof waren nicht zu finden.

Es hat sich seither gezeigt, dass diese Nebengarage viel zu weit von der Hauptgarage entfernt ist. Daher lagert man darin hauptsächlich das Material, das nicht tagtäglich benötigt wird. In besondern Bedarfsfällen lässt sich Platz erübrigen für einen Beisepostwagen. Das Einstellen dieser Wagen erweist sich aber als sehr zeitraubend und umständlich. Beim Saisonwechsel im Sommer und im Winter genügt der verfügbare Eaum nicht. Chur dient dann als Zwischenstation für die nach den Pässen Graubündens zu verbringenden und von dort

878 heimkehrenden Postantes. Während dieser Zeit müssen die Wagen nicht selten tagelang ohne Schutz vor der Witterung im Freien stehen gelassen werden.

Hierunter leidet das kostspielige Wagenmaterial.

Man hat sich bisher sohlecht und recht mit diesen misslichen Verhältnissen abgefunden. Nun benötigt auch das Telephonarnt Chur weitere Räumlichkeiten zur Unterstellung seines vermehrten Wagenmaterials und zur Lagerung der Materialbestände. Das Amt muss heute schon einen Personenwagen mietweise auswärts einstellen. Es erhält im Laufe dieses Jahres einen weitern Personenwagen und ] Camionnette und später voraussichtlich noch ein Kleinauto.

Für dieses Wagenniaterial, das vorläufig ebenfalls auswärts unterzubringen sein wird, lässt sich nach Bezug des Garageneubaues in der frei werdenden Postgarage im Posthof Platz schaffen, und es dürfte überdies möglich sein, dort etwelche Magazinräumlichkeiten herzurichten für das Linienmaterial, das man gegenwärtig wegen Mangel an Platz ausserhalb des Postgebäudes in einem Mietlokal lagern muss. Die Eäumung der Postgarage im Posthof wird somit willkommene Gelegenheit bieten, den vermehrten Platzbedarf der Telephonverwaltung, der durch den stark anwachsenden Verkehr hervorgerufen ist, zu befriedigen.

Alle diese Verhältnisse Jasson es als gerechtfertigt erscheinen, dass in Chur eine neue, posteigene Garage mit Werkstätte erstellt wird. Die Eemise an der Eontanastrasse würde zu den bestmöglichen Bedingungen verkauft. Diesem Geschäft kann indessen erst nähergetreten werden, wenn der Garagehau, in Angriff genommen ist. Die gemietete Eemise Trippel müsste, wenn eine andere Begelung mit dem Vermieter nicht möglich sein sollte, bis zum Vertragsablauf in Untermiete gegeben werden.

Als Bauplatz für die neue Garage kommt nur ein Terrain in der Nähe des Bahnhofes in Erage. Dort beginnen und enden sämtliche von Chur ausgehenden Postautokurse; dort ist auch die Tankanlage eingerichtet. Eine Umfrage hat ergeben, dass die Ehätische Bahn nördlich des Bahnhofs längs der Geleiseanlage ein grösseres Stück Land besitzt und dass sie bereit ist, der Postverwaltung davon einen Abschnitt von zirka 6500 m2 zum Preis von Fr. ] 4 per ma zu verkaufen. Wenn berücksichtigt wird, dass die Bahnverwaltung die östliche Ecke dieses Terrainkomplexes zu Er. 20 per m2 an Private verkauft hat, so darf
der geforderte Preis als mässig und annehmbar bezeichnet werden.

Das Terrain ist in nächster Nähe des Aufnahmegebäudes S. B. B. gelegen und erhält gute Zufahrten. Es kann darauf eine genügend grosse Garage mit den erforderlichen Werkstätte- und Magazinräumen erstellt und ein geräumiger Vorplatz hergerichtet werden. Daneben verbleibt ein grösseres Terrainstück, das gestattet, die Garage später planmässig zu erweitern, ßie Organisation des Postautodienstes, die dem Bahnpostbureau im S. B. B.-Bahnhof zusteht, wie auch die Überwachung von Personal und Material werden bei der Wahl dieses Baugrundes bedeutend erleichtert. Die Leerfahrten der Postautos

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von und zum Bahnhof können auf ein Mindestmass herabgesetzt werden.

Andere, passende Bauplätze in nächsterNahee des Bahnhofs sind nicht vorhanden. I m Hinblick a u f diese Verhältnisse h a t d i o Post Verwaltung m i t einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen.

Die eidgenössische Baudirektion hat die Architekturfirma Schafer und Bisch in Chur mit der Ausarbeitung des Bauprojektes beauftragt in der Meinung, dass diese Firma unter ihrer Aufsicht auch mit der Bauleitung betraut werden solle. Das Projekt sieht Unterkunft für 16 Eeisepostwagen, sowie für die erforderlichen Schlepper, Pflugwagen und Fourgons vor. Daneben werden eine geräumige Werkstätte, ein "Waschraum und kleinere Magazinräumlichkeiten hergerichtet. Ferner ist Platz zu schaffen für 1--2 Wagen der Zollverwaltung, die einen entsprechenden Mietzins zu entrichten haben wird. Über den Magazinund Werkstättelokalen soll die unerlässliche Wohnung für den Garagechef bereitgestellt werden.

Die Baukosten der Garage sind gemäss dem den Akten beigelegten Kostenanschlag auf Fr. 350,000 berechnet. Dazu kommen noch rund » 10,000 für verschiedene feste Einrichtungen in den Garage- und "Werkstätterräumen, die im Kostenanschlag nicht Inbegriffen sind.

Schliesslich ist für den Bauplatz von rund 6500 m2 bei einem Einheitspreis von Fr. 14 per m2 und unter Einbezug der Kosten für Vermessung und Handänderung ein Betreffnis von . . . » 98,000 einzusetzen.

Erforderlicher Kredit somit Fr. 453,000 Gestutzt auf die dargelegten Verhältnisse bitten wir Sie, der Erstellung einer Postgarage in Chur zustimmen und dem anliegenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss Ihre Genehmigung erteilen zu wollen. Wir benützen den Anlass gerne, um Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 12. Juni 1931.

Im tarnen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t :

Häberlin.

Der Bundeskanzler:

Kaeslin.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss über

den Ankauf eines Bauplatzes und die Erstellung einer Postgarage in Chur.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft dos Bundesrates vom 12. Juni 1981, beschliesst :

Art. 1.

Für den Ankauf eines Bauplatzes und die Erstellung einer Postgaragein Chur wird ein Kredit von Fr. 453,000 bewilligt.

Der Bundesrat wird ermächtigt, im Rahmen des bewilligten Kredites am Bauprojekt diejenigen Änderungen vorzunehmen, die sich noch als nötig erweisen sollten.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Art. 3.

Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf eines Bauplatzes und die Erstellung einer Postgarage in Chur. (Vom 12. Juni 1931.)

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1931

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2700

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17.06.1931

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