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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf einer Liegenschaft in Lugano-Yiganello zu Postgaragezwecken.

(Vom 12. Juni 1981.)

Herr Präsident !

Hochgeehrte Herren !

Im Jahr 1926 hat die Postverwaltung den Autokurs Lugano-Agra und den Sendungstransportdienst durch Autos von Lugano-Hauptpost zum Bahnhof (Höhenunterschied zirka 60 m) in eigenen Betrieb übernommen. Im gleichen Jahr hat sie auf den bisherigen Pferdepoststrecken Lugano-Carona, LuganoTesserete-Bidogno und Lugano-Figino posteigene Automobilkurse eingerichtet, und in der Folge wurde der Kurs Lugano-Figino bis Morcote verlängert. Von den 9 Wagen, die zur Bedienung dieser Kurse erforderlich waren, nächtigten 4 in Lugano. Diese wurden, wegen Platzmangels im Hauptpostgebäude, rund 500 m davon entfernt in einer Privatgarage mietweise eingestellt. Die Garagelokale entsprachen den damaligen Bedürfnissen. Sie bieten Baum für 8 Wagen, Zum Mietobjekt gehören ein Werkstätteraum, ein kleinerer Bureau- und Magazinraum, sowie ein gedeckter Waschplatz. Das MietVerhältnis ist im Jahr 1926 für 10 Jahre test abgeschlossen worden. Seither hat die Postverwaltung von Lugano aus 2 weitere Autokurse in Betrieb gesetzt, und der Beiseverkehr hat sich auch sonst sehr gut entwickelt, wie aus nachstehenden Zahlen ersichtlich ist; Anzahl Reisende 1925: Konzessionierter Autobetrieb Lugano-Agra dazu P f e r d e p o s t e n Lugano-Carona 37,500 ·a -Figino » -Tesserete-Bidogno.

1927: Posteigener A u t o betrieb auf den Strecken Lugano-Agra » -Garona » -Figino-Morcote . .

124,300 » -Tesserete-Bidogno.

» -Comano >j -Muzzano 1930: gleiche Strecken 171,000 Es darf mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, dass dieser Verkehr sich weiterhin in ansteigender Linie bewegen wird. Zu erwähnen bleibt, dass seit einiger Zeit auch der Paketzustelldienst, der 4 Camions erfordert,

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durch Autos ausgeführt wird. Diesem Reise- und Transportverkehr von Lugano und "Umgebung Bind heute 11 Personen- und 6 Lastwagen dienstbar gemacht. 12 dieser Wagen, d. h. 8 "Wagen mehr als im Jahr 1926, stehen über Nacht in Lugano. 8 Wagen finden in der gemieteten Garage Unterkunft, während die übrigen 4 Wagen jeweilen in der Eemise der Hauptpost eingestellt werden. Der dort zur Verfügung stehende, auf 3 Seiten geschlossene Baum eignet sich wohl für die "Unterstellung, nicht aber als Garage für Reparaturen und Unterhalt. Die Eemise wird überdies für dae Aufstellen der Kurswagen und für den Verlad benötigt. Der Posthof kann zum Parkieren der Wagen nur wenig benutzt werden, da Ankunft und Abgang der Kurse vielfach zusammenfallen. Ein Teil des Platzes wird überdies beansprucht zum Verlad der Einsatzkarren über eine Hebebühne, sowie zur Abwicklung des übrigen Festverkehrs und der Materialtransporte der Telephonverwaltung.

Anderseits haften der gemieteten Postgarage gewisse Mängel an, die dem Dienstbetrieb hinderlich sind. Die Zufahrt über ein schmales Strässchen ist ungünstig, und der Garagevorplatz ist zu klein. Die Wagen können nur nach umständlichem Manövrieren in die Garage einfahren. Das Unterstellen der neuen, längeren Wagentypen ist dort überhaupt nicht mehr möglich. Um mit dem vorhandenen Platz auskommen zu können, müssen die Wagen wider alle Eegeln der Vorsicht quer zur Ausfahrt aufgestellt werden. Bei einem Brandausbruch in der Garage würde der grösste Teil des Wagenmaterials dem Feuer zum Opfer fallen. Das Gebäude ist von einem Häuserblock umschlossen; es kann deshalb nach keiner Seite vergrössert werden. Die Garage- und Werkstättelokale sind überdies schlecht belichtet.

Angesichts des stets zunehmenden Beiseverkehrs erscheint es dringend nötig, die misslichen Unterkunftsverhältnisse zu verbessern. Hierzu müssen grössere und zweckmässig eingerichtete Garagelokale beschafft werden. Bei dem ausgedehnten und entwicklungsfähigen Postautobetrieb in Lugano kommt die Miete von Garageräumlichkeiten nicht mehr in Frage. Die Post muss sich auf die Dauer und in einem eigenen Garagegebäude einrichten können.

Auf der Suche nach passender Unterkunft sind verschiedene Möglichkeiten geprüft worden. In dienstlicher Beziehung wäre es am rationellsten, ein Garagegebäude in nächster Nähe der Hauptpost zu
besitzen. Die Bauplätze sind dort aber rar und teuer. Dabei wäre es wegen der Einwirkungen des Postgarage- undWerkstättebetriebes auf die Nachbarschaft nicht ausgeschlossen, dass einem solchen Projekt von privater Seite ernstlicher Widerstand bereitet würde. Auch an der Peripherie der Stadt sind die Bodenpreise verhältnismässig hoch. Je nach Lage müssten Fr. 25 und mehr per m2 bezahlt werden. Ein Garageneubau samt Bauplatz käme dort immer noch auf Fr. 800,000--850,000 zu stehen. Verschiedene Angebote über Ankauf von Bauland oder Gebäulichkeiten wurden, weil zu kostspielig oder nicht zweckdienlich, fallen gelassen.

Dagegen bot die Offerte der Firma Gebr. Kegazzoni in Lugano-Viganello über den Verkauf ihrer Autokarosseriewerkstätte daselbst von Anfang an ein gewisses Interesse, und es zeigte sich in der Folge, dass der Ankauf dieser Liegen-

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schaft empfehlenswert ist. Das Grundstück hält rund 3800 ma. Darauf steht ein grosses eingeschossiges Gebäude von zirka 1500 m2 Flächeninhalt, das ausser den erforderlichen hellen Bureau-, Werkstätte-, Magazin- und andern Nebenräumen Garagelokale zur Remisierung von zirka 25 Postautos aufweist. Die Räumlichkeiten liessen sich, von einigen kleinen Änderungen abgesehen, ohne weiteres für den Postgaragebetrieb in Gebrauch nehmen und würden auf Jahre hinaus genügen. Neben der Garage steht ein Schöpf, der vorläufig als solcher verwendet werden könnte. Das Garagegebäude liegt allerdings zirka l km von der Hauptpost entfernt auf Boden der Vorortsgemeinde Viganello. Es ist aber auf guter, breiter Strasse leicht zu erreichen. Der Benzinverbrauch für die Leerkilometer Hauptpost-Garage und zurück wäre trotz der etwas grössern Wegstrecke geringer als gegenwärtig, weil das umständliche Manövrieren der Wagen vor und in der Garage dahinfallenallen würde.

In den Unterhandlungen mit der Firma Gebr. Eegazzoni über den Verkauf ihrer Liegenschaft an den Bund konnte der ursprünglich verlangte Kaufpreis von Fr. 250,000 auf Fr. 230,000 ermässigt werden.

Die eidgenössische Baudirektion hat das Kaufsobjekt durch ihre Organe besichtigen lassen. Nach dem beiliegenden Schätzungsbericht befindet sich die Garage, die erst vor zirka 2 Jahren erstellt worden ist, in gutem baulichen Zustand. Die Erstellungskosten betrugen rund Fr. 170,000, so dass das zirka 3800 m2 haltende Terrain mit » 60,000, d. h. rund Fr. 16 per m2 in Rechnung gestellt ist.

Der geforderte Kaufpreis von total » 230,000 wird als annehmbar bezeichnet. Auf Grund dieses Schätzungsberichtes und in der Überzeugung, dass jede andere Lösung ungleich höheren Kosten rufen -würde, hat die Postverwaltung mit den Liegenschaftseigentümern unter den üblichen Vorbehalten einen entsprechenden Kaufvertrag abgeschlossen. Durch den Erwerb der Liegenschaft lassen sich endlich geordnete Postgarage- und Werkstätteverhältnisse schaffen. Die Wagen können schonlicher behandelt werden, und es wird möglich sein, die "Reparaturen in vermehrtem Masse am Platze auszuführen. Dies ist besonders wünschbar, weil die der Kursgruppe Lugano zugeteilten Wagen wegen der grossen Entfernung nur in ganz wichtigen Fällen zur Eevision in die Hauptwerkstätte in Bern eingeliefert werden.

Im Karosseriegebäude
müssten eine Putzgrube und ein Waschplatz erstellt und einige andere kleinere bauliche Verbesserungen vorgenommen werden.

Die Kosten dürften nach der überschlagsmässigen Berechnung der eidgenössischen Baudirektion insgesamt zirka Fr. 6000 betragen. Für Vermessungsund Handänderungsgebühren run rond Fr. 4 0 0 R e c h n u n g b n u n g zu stellen, so dass ein Gesamtkredit von Fr. 240,000 erforderlich ist.

Auf den Zeitpunkt der Verlegimg des Postgaragebetriebs in die. Liegenschaft Regazzoni muss das bis 1936 feste Metverhältnis über die gegenwärtige Postgarage wenn möglich aufgelöst werden; je nach den Umstanden wird man das Mietobjekt aber auch in Untermiete geben können. Da die Garage gut

875 gelegen ist, dürfte der Verwaltung hieraus keine finanzielle Einbusse von Belang erwachsen. Die Remise im Hof des Hauptpostgebäudes wird weiterhin für die Eeisepost benötigt; sie dient bei schlechtem Wetter als Einsteigehalle. Voraussichtlich kann aber ein Teil dieser Lokale der Telephonverwaltung abgetreten werden zum Einstellen von 2 Dienstwagen, die gegenwärtig im Magazin remisiert werden müssen.

In Zusammenfassung der vorstehenden Darlegungen erlauben wir uns, den Ankauf der Liegenschaft Regazzoni in Lugano-Viganello zu Postgaragezwecken zu befürworten und Ihnen den nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss zur Genehmigung zu unterbreiten. Dabei benützen wir den Anlass, um Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 12. Juni 1931.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t :

Häberlin.

Der Bundeskanzler:

Kaeslin.

(Entwurf.)

Bundesbeschluss über

den Ankauf einer Liegenschaft in Lugano-Viganello zu Postgaragezwecken.

Die Bundesversammlung der schweizerischen E i d g e n o s s e n s c h a f t , nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 12. Juni 1931, beschliesst :

Art. 3.

Für den Ankauf und die Herrichtung einer Liegenschaft in LuganoViganello zu Postgaragezweckenecken wird ein Kredit von Fr. 240,000 bewilligt.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Art. 3.

Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

»

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Ankauf einer Liegenschaft in Lugano-Viganello zu Postgaragezwecken. (Vom 12. Juni 1931.)

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1931

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17.06.1931

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