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Bericht des

Schweiz. Generalkonsuls in Batavia (Hrn. Eduard Erb, von Ober-Winterthur) über das Jahr 1874.

(Vom 22. Mai, eingegangen den 8. Juli 1875)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Erster Theil.

Lage im Allgemeinen und Handelsgesetzgebung.

Das Jahr 1874 kann nur für einzelne Erwerbszweige als ein günstiges bezeichnet werden, während es für die andern durchschnittlich ungünstige Resultate aufweist.

Zu den vom Glück Begünstigten gehören in erster Linie die Pflanzer, welche im Berichtsjahre wieder viel Geld verdient haben.

Die Ernten der verschiedenen Kulturen sind im Allgemeinen günstig ausgefallen, doch trotzdem hielten sich die Preise im Durchschnitt über dem Mittelpreis der früheren Jahre und ist die natürliche Folge davon, daß die landwirtschaftlichen Unternehmungen noch mehr im Werthe gestiegen sind. Die Kaffeepreise erreichten im Anfang dieses Jahres den noch nie gekannten Punkt von Fr. 70. 50 per pic. für gewöhnliche Bereitung und kann angenommen werden, daß der größte Theil des durch Privaten gewonnenen Kaffees, wovon das Quantum auf circa 100,000 picl. geschätzt wird, in den

864 Preisen zwischen Fr. 60 und Fr. 70 per picl. auf Lieferung coi> trahirt war, welche Preise dem Pflanzer einen sehr bedeutenden Gewinn lassen, so daß also die im Laufe des Jahres eingetretene Baisse die Kaifeepflanzer nur wenig berührte.

Nicht minder beneidenswerth sind die Zuckerpflanzer, die ebenfalls mit dem in 1874 erzielten Resultate sehr zufrieden sein dürfen. Die Zuckerpreise variirten von Fr. 14. 50 bis Fr. 161/» und ließen also dem Fabrikanten ebenfalls einen schönen Nutzen.

Das regnerische Wetter während der Mahlzeit hat zwar der Zuckerproduktion viel Schaden gebracht und ließ besonders der während dieser Zeit produzirte Zucker in qualitativer Beziehung viel zu wünschen übrig. Da indessen der meiste weiße Zucker bereits auf Lieferung verkauft war, so kam der dadurch entstandene Schaden mehr auf Rechnung der Käufer als der Zuckerpflanzer.

Trotz der starken Baisse auf den Zinnpreisen liefern doch die Zinnminen noch gute Resultate, indem, wie man sagt, der picol franco hier ungefähr auf Fr. 30 zu stehen kommt, während der niedrigste Verkaufspreis in 1874 Fr. 55. 77 war.

Andere Unternehmungen, Tabak- und Theepflanzungen, haben ebenfalls günstige Resultate aufzuweisen. Die Tabakseruten sind auf einige Jahre hinaus zu hohen Preisen gekauft. Auch die kleinern Produkte der Inländer, wie Pfeffer, Gomme Damar u. s. w..

fanden immer coulanten Absatz und ergeben auch diese Produkte trotz den großen Fluctuationeninu den Preisen durchschnittlich sehr befriedigende Resultate.

Was dagegen den Handel in 1874 betrifft, so müssen die Resultate als entschieden ungünstig bezeichnet werden, sowohl für Export als Import.

Auf dem Artikel Kaffee wurde viel Geld verloren, indem die Preise im Laufe des Jahres von Fr. 70l/a auf Fr. 51 fielen und zu hohen Preisen große Quantitäten contrahirt waren. Es ist allerdings anzunehmen, daß ein großer Theil für Rechnung europäischer Häuser war, doch sind einige hiesige Firmen auch mit größer u oder kleinern Quantitäten sitzen geblieben, wodurch sie einen schönen Theil des in 1873 auf diesem Artikel gemachten Gewinnes wieder einbüßten.

Das Zuckergeschäft war auch nichts weniger als brillant, und es hat der theuer eingekaufte Zucker ein schlechtes Resultat er geben. Die große Concurrenz in diesem Artikel treibt die Preise hier immer zu hoch und wollte man den in den letzten Jahren auf diesem Produkt gemachten Gewinn mit dem erlitteneu Verlust

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vergleichen, so bliebe wahrscheinlich dem Kaufmann für seine Mühe nicht viel übrig.

Das Tabakgeschäft weist ebenfalls nicht mehr die brillanten Resultate auf wie früher, und soll mau dem ,,on dit" einigen Glauben beimessen, so ist auf diesem Produkt, hauptsächlich in den geringen Sorten, viel Geld verloren worden.

Auch beim Zinn war das Geschäft nicht günstig, indem die Preise im Laufe des Jahres von Fr. 73. 56 auf Fr. 55. 77 fielen.

Das Importgeschäft war nicht so großen Verlusten ausgesetzt wie der Exporthandel, doch sind die erzielten Resultate noch keineswegs günstig zu nennen. Große Fluetuationen haben in den Preisen von Manufakturen nicht stattgefunden, doch sind, dem Baumwollmarkte in Europa folgend , die Hauptartikel langsam im Preise heruntergegangen und ließen deshalb die angeführten Parthien in den meisten Fällen nur einen sehr bescheidenen Gewinn, während dagegen die alten Waaren durchschnittlich Verlust ergaben.

Lebhaft war das Importgeschäft in 1874 nicht und blieb es in dieser Beziehung weit hinter den gehegten Erwartungen zurück, da man allgemein erwartet hatte, daß die günstige Reiserute eine», wohlthätigen Einfluß auf das Manufakturen-Geschäft ausüben werde.

Nach dieser Erscheinung urtheilend kommt man zu der Annahme, daß der Wohlstand der Inländer abgenommen hat, welche Annahme indessen schwer zu begründen ist. Auf den ersten Blick mag es den Anschein haben, als ob der Consum von Manufakturen auf Java gegen früher abgenommen habe, doch mit Rücksicht auf die ganz veränderten Verkehrsverhältnisse könnte möglicherweise auch das Gegentheil der Fall sein. Man darf hiebei nicht vergessen, daß, während früher Batavia einen großen Theil des Handels von Samarang, Soerabaya, Padang und MM cassar vermittelte, alle diese Plätze fast alle ihre Waaren nun direkt von Europa beziehen, Was Falliten angeht, so bot 1874 den Schurken (für die meisten der Falliten ist dieser Ausdruck nicht zu stark) wieder ein grosses Feld der Thätigkeit und erreichen die auf diese Weise verlorenen Summen wieder einen großen Betrag. Was an Brutalität und weitgehender Betrügerei nur immer möglich ist, wurde in 1874 auf diesem Gebiete geleistet, ohne daß der hiesige Handelsstand etwas dagegen thun kann, indem die Gesetze in diesem Punkt entschieden zu lax sind. So lauge aber auch die Liquidation solcher Concursmassen
der ,,Chambre des orphelins" übertragen bleibt, welches Institut für solche Arbeiten viel zu schwerfällig ist, werden solche betrügerische Bankerotte, die in den meisten Fällen unmöglich zu beweisen sind, immer an der Tagesordnung bleiben. Um

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diesem Uebelstand abzuhelfen, hat die hiesige Handelskammer zu verschiedenen Malen petitionnirt, doch immer umsonst.

Auf dem Gebiete der Handelsgesetzgebung ist gar nichts Neues vorgekommen.

Erzeugnisse der Landwirtschaft. Bergwerke und Industrie.

Die Kaffeeernte von 1874 wird geschätzt auf 1,035,858 picl.

Gouvernements- und circa 100,000 picl. Kaffee der Privaten, kann also als sehr günstig ausgefallen bezeichnet werden. Dagegen sind die Aussichten für 1875 nicht günstig und wird die Das Gouvernement verkaufte auf Auktion in 1874 : 100,000 picl. Java - Kaffee zum Mittelpreis von Fr. 55. 31.

121,800 ,, Sumatra- ,, ,, ,, ,, " 56- 12Die Kaffeekultur auf Java nimmt von Jahr zu Jahr zu und sind solche Resultate, wie der Kaffee in den letzten Jahren geliefert hat, wohl geeignet, um die Kaffeepflanzungen auszubreiten und neue anzulegen. Es ist denn auch außer Zweifel, daß die Kaffeeproduktion in den nächsten Jahren schon bedeutend größer sein wird, deun in der letzten Zeit wurde eine Masse junger Bäume angepflanzt, die erst nach einigen Jahren Früchte bringen werden.

Auf Sumatra haben nun auch Privaten begonnen, Kaffeeplantagen anzulegen und wird mit der Zeit auch dieses Land ganz bedeutend mehr produziren, als gegenwärtig. Es ist nur Schade, daß da die Arbeitskräfte nicht in genügender Anzahl vorhanden sind.

Die Zuckerernte ist ebenfalls ergiebig ausgefallen, doch ist eine genaue Angabe nicht möglich, weil dazu die offizielle Statistik fehlt. Die Produktion in 1874 beträgt wahrscheinlich zwischen S1/^ à 4 Millionen pieols.

Die Produktion von Banca-Zinn betrug in 1874 75,562 picl.

und diejenige von Billiton-Zinn 62,808 picl. ; im Jahre 1865 betrug letztere nur 15,319. Seit 1853 bis 1874 produzirte Billiton 460,260 pieols. Der höchste Mittelpreis war in 1872 Fr. 92. 48, der niedrigste in 1866 Fr. 50. 07. Das Banca-Zinn wird immer für Rechnung des Gouvernements nach Holland gesandt, während das Billiton-Zinn in Batavia auf Auktion verkauft wird. Von diesem letztern wurden in 1874 52,147 picl. zum Mittelpreis von Fr. 62. 15 per picl. verkauft.

867 Es ist nun auch auf Sumatra Zinnerz entdeckt worden und liât sich bereits eine Gesellschaft gebildet, um diese Minen auszubeuten.

Ueber deren Zukunft lässt sich indessen noch nichts Bestimmtes sagen, jedenfalls aber sind dieselben, was den Transport des Produktes angeht, nicht so günstig gelegen, wie die Minen von Banca und Billiton.

In der Gegend von Padang sind ebenfalls Steinkohlen gefunden worden, und liegt es jetzt im Plan, von da nach der See eine Eisenbahn anzulegen zum Trausport der Kohlen.

Die Produktion von Tabak hat in 1874 ganz bedeutend zugenommen und werden jetzt noch immer neue Plantagen angelegt.

Die Tabakskultur auf Delhi (Sumatra) gedeiht ebenfalls ganz ausgezeichnet und hat der Delhi-Tabak einen guten Ruf auf dem europäischen Markte.

Die China-Kultur wurde in den letzten Jahren ebenfalls auf Java eingeführt und betrug das gewonnene Quantum Clrinabast in 1873 schon circa 25,000 Kilos. Die Produktion von 1874 wird indessen auch nicht höher geschätzt, da das regnerische Wetter im letzten Jahr den Pflanzen bedeutend geschadet hat.

Die Theepflanzungen Resultate.

ergaben ebenfalls

ganz

befriedigende

Auf Java sind auch Petroleumquellen entdeckt worden, es ist indessen noch zweifelhaft, ob der großen Transportkosten wegen das hier gewonnene Petroleum mit dem amerikanischen wird concurriren können.

Die Totaleinfuhr auf Java betrug im Jahr 1874: Baumwollenmanufakturen .

. 84,855 Kisten oder Ballen Baumwollgarne .

.

.

. 11,209 Collis Eisen 212,123 Stäbe und Bündel Blattkupfer .

.

.

.

1,628 Kisten Stahl 1,656 Collis Blei 279 ,, Zink 12,194 ,, Steinkohlen .

.

.

. 60,117 Tons v o n 2 0 Zentner Steinzeug .

.

.

.

. 12,578 Collis Cognac .

.

.

.

.

9,758 Kistchen Wein (Bordeaux und Rheinwein) 56,277 Fässer und Kisten Bier 32.090 ,, ,, ,,

868 31,966 Kisten Genièvre .

48,727 Fäßchen Butter 8,163 Stucke Schinken .

10,452 ,, Käse 60,427 Collis Provisionen und diverse Getränke . 114,790 Kistchen Seife .

22,345 Fäßchen Mehl 2,083 Collis Eisenwaaren 1,043 Fässer Kohltheer .

.

.

2,226 ,, Schwedischer Theer 5,951 Collis Glaswerk .

14,117 Kisten Leinöl 6,563 Säcke Getreide 5,313 Stück Arrak-Legeers .

10,577 Fäßchen Eiserne Nägel 2,608 Tons Eis .

. 358,563 Kisten Petroleum 3,145 Ballen, Säcke (Kaffee) .

Hiebei sind nicht gerechnet die Waaren, die für Rechnung des Gouvernements durch die ,,Ned. Handelsmaatschappy" eingeführt wurden.

Die Ausfuhr betrug an : Kaffee Z ucker Reis .

Arrak Rottang Pfeffer Gomme Elastique Häute Tabak Indigo Muskatnüsse Muskatblüthe Gomme Damar .

Gutta Percha Oelkuchen Zimmt Zinn .

.

.

Thee

pici.

·ti

Particulier. Handelsmaatschappy.

318,113 807,987 3,390,076 189,597

233,285 4,724 44,662 11,964 800 ·n 31,560 ·n 292,049 pici.

Amst. S 698,477 6,696 pici.

2,005 ·n 9,460 fi 2,693 11 56,534 11 199 11 48,116 ·n 35,212 11 VI

Leggers pici.

11

100 14,546 73 118 2,63(5 934,720 k°s 746 Piel.

709 18

1,154 64,571 175

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Vermehrung und Verminderung der Ein- und Ausfuhr.

Gegenüber 1873 betrug die Einfuhr von 1874 : Baumwollenmanufakturen Collis 15,489 Mehr Weniger.

2,563 i» Baumwollgarne ·n Eisen Stäbe und Bündel 1,991 ·n 132 11 Blattkupfer Kisten Stahl 152 n Collis Blei 5,265 ·n -- -- ·n Zink 3,350 11 VI Steinkohlen Tons 10,749 11 Steinzeug Collis 3,570 11 Cognac Kistchen 2,342 ·n Wein Fässer und Kisten 8,504 "n Bier 4,365 11 vi n n Genièvre Kisten n 25,885 Butter Fäßchen 1,350 11 Schinken Stück 2,202 V) Käse 2,595 11 ·n -- -- Provisionen div.

Collis 7,139 T) Seife Kistchen 58,976 lì Mehl Fäßchen und Säcke 21,078 Tt Eisenwaaren Collis 729 n Kohltheer Fässer 251 11 Schwedischer Theer ,, 1,946 11 Glaswerk Collis 1,631 ii Leinöl Kisten 1,401 11 Getreide Säcke 6,970 ii Arrak Leggers 809 11 -- -- Eiserne Nägel 2,639 ~n Fäßchen 538 11 Eis Tons -- -- Kisten 283,989 11 Petroleum -- -- Säcke Bällen 1,181 11

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während dagegen die Ausfuhr folgendes Verhältniß zeigt : Particulier.

Handelsmaatschappy..

Mehr.

Weniger.

Mehr. Weniger...

Kaffee pici.

85,286 21,580 -- -- Zucker 867,012 -- -- 75,637 T) -- -- -- -- Reis .

115,646 ·n -- -- Arrak Leggers 276 -- -- _ 21 Rottang pici.

7,942 2,388 -- -- _ _-- Pfeffer 8,826 73 7) Gomme Elastique 2 114 11 -- Häute 609 f> -- -- 16,155 Tabak 97,044 7,612 ·n -- -- Indigo Amst. S> _ -- 18,761 pici. 590 Muskatnüsse pici.

1,200 48 -- -- -- -- Muskatblüthe 149 101 ·n -- -- -- -- _ -- Gomme Damar .

2,122 402 T) -- Gutta Percha 4,621 378 11 -- -- Oelkuehen .

11 -- -- -- -- 37,405 Zimmt 136 i> -- -- -- -- Zinn .

269 -- -- 10,234 n -- -- Thee .

5,544 53 11

Einfuhr aus der Schweiz.

Die Schweizermanufakturen haben auch in 1874 keinen guten Markt getroffen und ließen im Allgemeinen die Preise zu wünschen übrig. Die alten Vorräthe, die in zweiter Hand noch anwesend sind, sowie die starke Concurrenz der holländischen und englischen Industrie ließen die Schweizerwaaren noch nicht aufkommen und.

hat deßhalb die Einfuhr davon in 1874 nicht zugenommen.

Battik-Artikel. Das Geschäft in diesen Artikeln war nicht lebhaft: nicht nur die Schweizerindustrie, sondern auch die holländische und inländische Concurrenz hatten Anlaß, sich über diesen Geschäftsgang zu beklagen. Die Resultate waren denn auch wenig lohnend, so daß nach Abzug des Schadens auf den alten Waaren auf den neuen Parthien kein Nutzen mehr übrig blieb. Ob nun das folgende Jahr 1875 die so lang ersehnte Besserung endlich einmal bringen wird, läßt sich nicht voraussagen, doch ist wohl anzunehmen, daß es mit solchen Artikeln nun allmälig auch wieder besser kommen wird.

Buntgewobene Artikel lieferten auch in diesem Jahre wieder ganz befriedigende Resultate ; wohl ist der Consum davon lauge

871 nicht mehr so bedeutend wie früher, aber die mäßig angeführten Parthien wurden coulant und mit einigem Gewinn verkauft. Die Vorräthe davon sind nicht groß.

Türkischrothe bedruckte Artikel, die früher auf unserm Ma,rkte eine große Rolle gespielt haben, sind in 1874 noch mehr im Werth zurückgegangen und ließen besonders die türkischrothen Prints durchschnittlich einen großen Verlust. In diesem Artikel ist die Schweizerwaare ganz durch die englische Industrie verdrängt worden und wird nun wohl nie wieder zu ihrer früheren Geltung kommen.

In Kleidungsstücken ist noch hie und da etwas mit Gewinn zu verkaufen, doch nicht mehr in gleichem Grade wie früher.

Türkischrothe unis wurden aus der Schweiz wieder etwas mehr eingeführt und ließen sich mit einigem Nutzen coulant verkaufen.

Gewöhnliche Indiennes indessen waren das ganze Jahr hindurch nur mit Verlust zu verkaufen.

Mousseline-Artikel haben hier nur einen sehr geringen Consum, doch ist der Colonie Import schleunig verkauft worden.

Seidenwaaren aus dem Kanton Zürich wurden regelmäßig eingeführt und fanden zu billigen Preisen prompten Absatz ; im Allgemeinen aber waren die Vorräthe von Seidenwaaren auf unserem.

Platze ziemlich bedeutend. Seidenbänder lassen sich zu befriedigenden Preisen coulant verkaufen, so lange nämlich die Einfuhr klein bleibt.

Strohhüte aus dem Kanton Aargau in feinen Qualitäten waren das ganze Jahr hindurch in guter Nachfrage, doch wurde davon fast gar nichts angeführt. Auch von lakirtem Leder war die Einfuhr ganz unbedeutend.

Uhren, Bijouterien und Spieldosen aus den Kantonen Neuenburg und Genf ließen sich das ganze Jahr hindurch mit Gewinn prompt verkaufen.

Von Emmenthalerkäse wurde in 1874 nichts eingeführt; so lange derselbe aber auch nicht in kleinen Broden ausgeführt werden kann, wird derselbe immer ungünstige Resultate ergeben. Soll der Schweizerkäs auch auf Java Eingang finden, so müssen erst die Händler anfangen, Brode von höchstens 10 %t zu exportiren.

Es ist auffallend, daß aus der Schweiz noch nie versuchsweise gesalzene Butter nach Java gesandt wurde.

Veränderung in den Ansätzen der Ein- und Ausfuhrzölle.

Wie schon im letzten Berichte erwähnt, wurden mit 1. Januar 1874 die Differenzzölle abgeschafft und der Zoll auf alle Manu-

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fakturen auf 6 % herabgesetzt. Die gute Absicht des Gesetzgebers wurde indeß paralisirt durch die Art und Weise, wie das Gesetz zur Ausführung gelangte, indem die Taxationen so hoch gehalten wurden, daß die meisten Artikel zu 6 °/o mehr Zoll bezahlen mußten, als früher zu 10 °/o. Je mehr der Handel sich gegen solch willkürliches Verfahren beklagte, desto mehr wurden die Ausätze bei den vierteljährlichen Taxationsrevisionen erhöht. (Der Preiscouraut der Bataviabörse vom 4. Juli 1874 bringt hierüber einige Details.)

Glücklicherweise ist in der zweiten Hälfte des Jahres ein neuer Finanzdirektor gekommen, der mehr Begriff von Recht und Billigkeit als sein Vorgänger besitzt, und der denn auch dem Handel so viel wie möglich in anerkennenswerther Weise entgegen kommt.

Jetzt marschirt die neue Verzollungsmaschine ganz gut, und hat das jetzige Gesetz gegenüber dem frühem, abgesehen von der Zollreduktion, entschiedene Vortheile.

An Zoll wurde auf Java und Madura eingenommen 1874 Fr. 8.554,027. 1l' 1873 ,, 7,938,326. 57 1872 '.', 7406004 27 1871 ,, 6,204,451. 70.

Eisenbahnen und Verkehrswege.

Neue Eisenbahnen wurden während 1874 nicht eröffnet und lagen auch keine in Arbeit.

Die Linien Samarang-Fürstenländer und Bafavia-Buitenzorg ergaben in 1873 ein günstiges Resultat und betrugen auf ersterer die Ausgaben nur 48 % von der Brutto-Einnahme und auf letzterer mir 4(5 % Die erzielte Mehreinnahme betrug: Batavia-Buitenzorg Fr. 205,297. 57 oder per Jahr und per Meile Fr. 376(5. 93, während Samarang - Fürstenländer Fr. 82(5,758. 8(5 oder per Jahr und vier Meile 4196. 74 aufbrachte. Der Bericht, dem diese Notizen entnommen sind, enthält leider keine Angabe, in welchem Verhältniß obige Summen zu dem Anlagekapital stehen.

Auf die Anfrage dieser Eisenbahngesellschaft, um auch eine Linie nach Madioen und eine solche nach Bagelen anzulegen, welche voraussichtlich gut rentiren würden, ist vom Gouvernement noch keine Antwort eingelaugt.

Dagegen hat die Regierung die Anlage der projektirten Eisenbahnen für Java auf Rechnung des Staates beschlossen und als erste Anlage die Linie Soerabaya-Passoeroean-Malang genehmigt.

Der Dampfschiffverkehr mit den Küstenplätzen hat während 1874 keine Veränderung erfahren. Auch der Maildieust ist, unver-

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ändert geblieben.

Dagegen hat die Dcimpfschifffahrt zwischen.

Holland und hier wieder bedeutend zugenommen.

Die hiesige Dampfschifffahrtsgesellschaft hat mit der neu eingerichteten Linie von Java nach Australien ein schlechtes Geschäft gemacht, indem, sie, außer den Subsidien auf jeder der beiden Seefahrten, die zur Probe gemacht wurden, Fr. 60,000 verloren hat; sie hat deßhalb nach diesen zwei Fahrten dea Dienst auf dieser Linie wieder eingestellt. Die Dampfschiffverbindung von Singapore mit Australien via Batavia besteht indessen noch fort.

Die Postadministration ließ in 1874 zu wünschen übrig, indem viele Briefe verloren gegangen sind. Vom 1. Dezember 1873 bis September 1874 sind zwischen Padang und Java nicht weniger als für Fr. 928,000 Anweisungen der Java-Bank verloren gegangen und auch zwischen Cheribon und Batavia sind einige Briefe mit Wechseln nicht an den Ort ihrer Bestimmung gelangt. Aus diesem Grunde hat denn auch die Padang-Agentschaft der Java-Bank dem Publikum dringend empfohlen, Wechsel enthaltende Briefe immer Chargiren zu lassen.

Die Anzahl Briefe betrug in 1873 1,073,183 mit einem Porto von Fr. 130,002. 25 gegenüber 540,001 Briefen in 1863 mit Fr. 66,292. 24 Porto.

Der Telegraph zwischen Java und Europa arbeitet ausgezeichnet.

Ende August 1874 aber wurde der Kabel in der Nähe von Batavia muthwilliger Weise zerschnitten, wodurch die Gemeinschaft mit Europa für einige Zeit gestört war. Der oder die Thäter konnten nicht aufgefunden werden, obschon ein Preis von Fr. 1000 auf deren Entdeckung gestellt war.

Auch der Telegraph über Java arbeitet regelmäßig, dagegen ist derjenige nach Padang mehr als die Hälfte Zeit gebrochen und ist es geradezu eine Seltenheit, daß man nach Padang telegraphiren kann. Es scheint, daß die Elephanten es noch immer mit Vorliebe auf diese Telegraphenlinie abgesehen haben.

Banken.

In diesen Geldinstituten ist keine Veränderung vorgekommen.

Die Java-Bank hat auch in 1874 gute Geschäfte gemacht; das Resultat der andern Banken ist noch nicht bekannt. Für 1874 bezahlt die Java-Bank 12l/2 °/o Dividende.

Zins- und Diskontofuss.

Der Zinsfuß stand während 1874 hoch und stieg im September selbst auf 8 °/o, während er auf einzelnen Küstenplätzen selbst 9 °/o erreichte. Seither ist er aber wieder gefallen.

Bundesblatt. Jahrg. XXVII. Bd. m.

60

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Die Java-Bank wurde von der Regierung zu einer weiterm Emission von Banknoten, im Ganzen von 5 Millionen, also 25 Millionen, anstatt wie bisher 20 Millionen, ermächtigt.

Der Wechselkurs auf Europa war das ganze Jahr hindurch ungünstig; nur eine kurze Zeit lang stand erauf 102°/o, die übrige Zeit dagegen immer darunter und fiel für kurze Sicht selbst unter Pari.

Versicherungen.

Neue Versicherungsgesellschaften sind in 1874 keine erstanden, dagegen wurden verschiedene Agenturen von europäischen Gesellschaften aufgerichtet. Die hiesigen Gesellschaften haben ziemlich günstige Geschäfte gemacht und konnten Dividenden von 12 bis 25°/o vertheilen.

Erfindungen.

In dieser Beziehung ist nichts Neues zu melden.

Zweiter Theil.

Immigration.

Die Zahl der schweizerischen Kaufleute bleibt immer so ziem-lieh die-selbe und varirt gewöhnlich zwischen 12 und 16.

Während 1874 haben sich für den hiesigen Kriegsdienst anwerben lassen 251 Schweizer, gegenüber 1165 Holländern, 137 Deutschen, 179 Belgiern und 76 Franzosen.

Schweizergesellschaften.

Außer dem schon in frühern Berichten erwähnten schweizerischen Lesezirkel bestehen hier keine Schweizer-Gesellschaften.

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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Triest (Hrn. "Wilhelm Cloëtta, von Bergün, Graubünden) über das Jahr 1874.

(Vom 24. Mai, eingegangen den 11. Juni 1875.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Lage im Allgemeinen und Handelsgesetzgebung.

Das letztverflossene Jahr bietet keine großartigen, den Gang der Geschäfte markant bezeichnenden Ereignisse; nicht Kriege, nicht Umwälzungen von entscheidender Wichtigkeit übten auf die Entwicklung des Staatslebens ihre kennbaren Wirkungen.

Und dennoch bildete und entwickelte sich im Stillen oder doch nur unter zeitweiligem Aufleuchten manch zersetzender Prozeß, dessen Folgen mitunter weit hinaus über die politischen Grenzen der einzelnen Staaten sich äussern mußten.

Darunter sind hervorzuheben die Folgen der Krise. Langsam trat die Entwerthung aller Objekte des nationalen Gutes ein. Es waren nicht Katastrophen, die man zu verzeichnen hätte, aber ein constantes Ringen mit der volkswirtschaftlichen Misere. Die verminderte Consumtionskraft beeinflußte Arbeit und Spéculation und diese hinwieder lahmgelegt in ihrer Thätigkeit übten auf das Volksvermögen entsprechend beeinträchtigenden Druck.

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Bericht des schweiz. Generalkonsuls in Batavia (Hrn. Eduard Erb, von Ober-Winterthur) über das Jahr 1874. (Vom 22. Mai, eingegangen den 8. Juli 1875)

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1875

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32

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24.07.1875

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863-875

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