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Bericht des

Schweiz. Vize-Konsuls in Rotterdam (Hrn. K. J. Koch von Zürich) über das Jahr 1874.

(Vom 16. Juli, eingegangen am 3. August 1875.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Das Jahr 1874 brachte die Nachwehen der unheilvollen 1873er Krisen und mag als eines der unglücklichsten bezeichnet werden, welche es ohne Krieg und Theuerung je gegeben hat.

Ueberall Einschränkung der Fabriken und Gewerbe aller Art, hier und da gänzliche Einstellung der Arbeiten, Entlassung von Arbeitern und namhafte Reduktion der Taglöhne, da wo Arbeiter das Glück hatten, thätig bleiben zu können.

Ueberall nahm der Wohlstand ab, mitunter mit der Gefahr einer gänzlichen Zerstörung, überall im gemeinen Volksleben nahm Verarmung zu.

Ueberall Verluste im Waarenhandel, welcher nur ganz vereinzelte Artikel aufweisen kann, welche ergiebig waren.

Massen Kapital ging zu Grunde und so wurde manches in den glücklichen Jahren 1871 und 1872 Errungene wieder total verloren.

In Nordamerika sah es nicht besser aus. Auch da empfand man erst in 1874 die ganze Wucht der (durch schwindelhafte Eisenbahn-Anleihen) in 1873 entstandenen unheilvollen Krisen.

War Nordamerika in früheren Zeiten das gelobte Land, wo willensfähige Arbeitskraft und Ausdauer reichen Segen einernten konnte und wo deßhalb Tausende und Tausende von Europa dahin zogen, um sich und den Nachkommen ein freies und nutzenbringendes Leben, ein glückliches Daheim zu sichern, so hat es in den letzten Jahren diesen Ruhm verwirkt und lange zu kämpfen, bis es in Handels- und Fabrik-Zuständen wieder die frühere Schwungkraft erreicht hat.

Hätte in beiden Hemisphären nicht zugleich dasselbe Uebel obgewaltet, so würden die Folgen im Ganzen gewiß nicht so traurig gewesen sein; der Segen der Einen würde am Unglück der Andern Manches haben gut machen können. Im Handel würde dann die Leistungsfähigkeit und Thatkraft der Einen den Andern wieder haben aufhelfen können. So aber wurde das Vertrauen in die allgemeinen Zustände überall immer mehr abgeschwächt. Die natürliche Folge davon war zunächst der Rückgang beinahe aller Waarenpreise.

Auch hier in Holland wurde das tief empfunden. Mit einzelnen Ausnahmen gingen die Preise der Waaren zurück.

K a f f e e machte selbst eine Krisis durch, wie sie noch nie erlebt wurde und wohl von Niemanden geahnt worden war.

Es ist unverkennbar, daß in der Position des Artikels während des Jahres 1873 eine Preissteigerung begründet lag, aber nicht eine Steigerung von so kolossalem Umfang wie damals erfolgte, nämlich von 491/4 für gut ordinär Java zu Anfang Januar bis auf 65 1fz c. zu Ende Dezember 1873.

Dennoch hielt man diese Erhöhung für vollkommen gerechtfertigt, ja man hielt selbst die Fortdauer der Konjunktur für unvermeidlich; die Phantasie regte sich so auf, daß man hier und da Preise von Fr. l für gut ordinär Java prophezeien hörte.

Autoritäten ersten Ranges, angeregt durch den bisherigen glückliehen Geschäftsgang, vermochten dem allgemeinen Drange nicht zu widerstehen und mußten daher später die so nachtheiligen Folgen davon schwer empfinden.

Die Ursache von all Dem war, daß man, namentlich an den Seeplätzen, eine Thatsache nicht richtig auffaßte; das waren die kolossalen Ablieferungen an die Konsumländer zu steigenden Preisen; man schrieb sie einer großen Zunahme des wirklichen Verbrauches zu, nicht wissend, daß sie vielmehr das Ergebniß

einer im Zwischen- und Detail-Handel erwachten Spekulationssucht waren.

Damals wurde an vielen Artikeln schweres Geld verloren.

Desto willkommener war die Kaffee-Konjunktur. Nicht nur Fachleute, sondern auch andere Händler traten als Käufer auf. Dadurch sammelten sich im Innern der Bezugsländer große Stocks an, welche man hier leer wähnte, und darin liegt die Ursache der traurigen Katastrophe, welche das Jahr 1874 brachte. Doch würde sie nicht so unglücklich gewesen sein, wenn sich nicht an einem der Hauptmärkte Europa's eine Contremine gebildet hätte, welche durch Windverkäufe und Schein-Offerten, durch allerlei Zeitungsartikel und Plugschriften, bald hier, bald dort erscheinend und bis in die kleinsten Lokalblätter verbreitet -- Manoeuvres, wie man sie in Kaffee vorher noch nie erlebt hatte -- das Vertrauen überall von den Seeplätzen an bis herab in die kleinste Kundschaft erschütterte.

So sah es aus, nachdem der Preis zu Anfang Februar 1874 auf 72 1/z gestiegen und in der Auction der Maatschappy am 11. Februar zu 71 à 71 */2 abgelaufen war.

Angst, Beklemmung und Furcht traten an die Stelle des Vertrauens. Alle früheren Käufer wurden nun Verkäufer. In diese Zeit fiel der hiesige Abschluß von 1243 Ballen Java, Privateinfuhr, welche, weil Consignation, zum Tageswerth verkauft werden mußte; sie brachte nicht mehr als 65 c. auf, was, nach allen Seiten hin telegraphirt, überall große Bestürzung hervorrief und einen gänzlichen Stillstand im Abzug zur Folge hatte.

Je näher die auf 18. März anberaumte Auction, 64 V2 taxirt, heran rückte, desto mehr sank der Muth bei den hierländischen Fachkäufern. Erst als die Maatschappy in derselben Mine machte, zu 14 c. unter Taxe aufzuhalten, gewann ein etwas besserer Ton die Oberhand. Auf 51 l/t begonnen stieg der Preis, nachdem sich auch einige große Käufer mit Nachdruck betheiligten und dadurch die Kauflust allgemein ward, bis zu Ende der Auction auf 55 c. ; der Durchschnitt stellte sich auf 53 c.

Hiermit war der niedrigste Moment überstanden. Einzelne Fallimente an andern Hauptmärkten blieben auf sich allein beschränkt und hatten weiter keine nachtheiligen Folgen.

Die April-Auction lief 54 c. und die vom Mai 55 c.

Der Augenblick war nun gekommen, wo map einer besseren Gestaltung des Geschäftes zuversichtlich entgegensehen konnte.

Vom Anfang Februar an bis Ende Mai waren die Ablieferungen außerordentlich klein, weil nicht mehr bezogen wurde, als äußerst

nöthig war; man wollte die alten Bestände lieber bis auf den letzten Ballen aufräumen, als sich zu neuen Einkäufen verstehen.

Daher betrugen die Ablieferungen der ersten 5 Monate 1874 in Holland 339,047 Ballen gegen 532,077 Ballen in 1873 und an den europäischen 6 Hauptmärkten zusammen 1,529 metr. Zentner gegen 2,325 metr. Zentner in 1873.

Nun war es'erreicht, was man wollte; die Bestände im Innern der Bezugsländer waren bis auf den letzten Ballen aufgeräumt worden. Damit hatten der Zwischen- und Consumhandel aber ihre letzte Stütze zu einem ferneren Widerstand aus der Hand gegeben; sie mußten von da an wieder ihr volles Quantum kaufen, daher auch die Ablieferungen der letzten 7 Monate 1874 an den 6 europäischen Haupthäfen zusammen die Ziffer von : 3,650 metr. Zentner erreichten gegen 3,286 ,, ,, in 1873, ,, 3,201 ,, ,, ,, 1872,

* ,, ,,

3,356 3,529 2,856

,, ,, ,,

, ,, ,,

,, 1871, ,, 1870, ,, 1869.

Die größten Ablieferungen also, welche es in dieser Periode je gegeben hat; -- sie liefern den Beweis, daß die Hoffnung auf einen bessern Geschäftsgang wohl begründet war; auch stieg der Preis der Maatschappy-Auction am 24. Juni auf 59 1/i c. Trotz dieser Erhöhung stellten sich zahlreiche Orders und Accepte ein und es würde hier die Position gesichert gewesen sein, wenn nicht London, durch jene Katastrophe arg mitgenommen, an geistiger und materieller Kraft große Verluste gehabt hätte. Es war den freilich außergewöhnlich großen Dampfbootzufuhren im Sommer nicht gewachsen und daher konnten dieselben nur durch Nachgiebigkeit in den Preisen erzielt werden. Während der ganzen zweiten Jahreshälfte blieb der Londoner Markt schwankend, bald auf, bald ab, je nachdem die Zufuhren kleiner oder größer waren; die weichende Tendenz blieb aber immer vorherrschend.

Die holländischen Märkte wurden dadurch nachtheilig beeinflußt und die folgenden Maatschappy-Auctionen liefen am: 19. August zu 56 1/2 c.

23. September ,, 55 ,, 21. Oktober ,, 56 */2 ,, 25. November ,, 57 ,, und das Jahr 1874 schließt auf 55 1/t c.

Das durch die Maatschappy in 1874 versteigerte Quantum beträgt 807,100 Ballen gegen 759,841 Ballen in 1873, ,, 734,000 ,, ,, 1872.

Durch Privaten wurden während der 12 Monate 244,800 Ballen verkauft, gegen 311,100 ,, in 1873, ,, 255,400 fl ,, 1872.

Die Ablieferungen betrugen bei der: Maatschappy.

Privaten.

Total.

1874 819,073 Ballen. 292,200 Ballen. 1,111,273 Ballen.

1873 800,334 ,, 308,800 1,109,134 1872 768,857 ,, 279,300 ,, 1,048,157 ,, Z u c k e r blieb das ganze Jahr hindurch in einer bald mehr, bald weniger gedrückten Stimmung; von fl. l 1/z unter November 1873 fiel der Preis in Folge großer Zufuhren und geringen Abzuges auf fi. 3 à fl. 3 1/t unter November, stieg bis im April um circa fl. l J /2 und ging später wieder um fl. 1/z zurück. Nur ordinäre braune Sorten, welche fortwährend für Export stark verlangt waren, behaupteten sich nicht allein im Preis, sondern gingen noch höher.

In der Maatschappy-Auetion am 27. August wurden die braunen Sorten am besten bezahlt; die besseren liefen circa fl. l unter November 1873, Nr. 14 bedang fl. 31 3/4. Im September stieg der Preis bei belangreichem Handel in raffinirtem um fl. 2.

Im Oktober ging, auf die günstigen Berichte über die Runkelrübenernte hin, diese Besserung wieder verloren. Die am 17. November durch die Maatschappy abgehaltene Auction lief für die braunen und Mittelsorten zu fl. l und für Nr. 15 bis 20 zu fl. ]/2 über August ab und brachte somit den Werth auf die Basis .vom November 1873 zurück. Von da an verkehrte der Markt bis zu Ende des Jahres in einem nominellen Zustand.

Die beiden bei der Maatschappy abgehaltenen Auctionen betrugen 64,147 Körbe Java gegen 67,909 und 212,569 Körbe Java in 1873 und 1872.

Von R u n k e l r ü b e n - Z u c k e r aus der letzten Ernte wurden die ersten Geschäfte im April gemacht zu fl. 27 '/2 Basis 88 c., welcher Preis sich mit geringen Fluctuationen bis in September behauptete, alsdann stieg er auf fl. 291/4, um schon kurz darauf auf fl. 27 3/4 im Oktober zurück zu gehen. Nach einer kurzen Besserung auf fl. 28 J /2 wich die Notirung auf fl. 26 l/2 à fl. 26 3/* zurück, womit das Jahr schließt.

R a f f i n i r ter Zucker ging in 1874 von fl. 35 auf fl. 32 für sofortige und fl. 33 für spätere Lieferung zurück.

Die Ausfuhr betrug 85,750 Tons gegen 87,500 und 100,250 Tons in 1873 und 1872; sie hat also in 1874 abermals abgenommen.

R e i s . Mit Ausnahme einer kleinen Erhöhung, welche im Februar schon wieder verloren ging, blieb der Handel das ganze Jahr hindurch schleppend. Die Einfuhr betrug 722,900 Ballen gegen 765,400 und 608,200 Ballen in 1873 und 1872. .

Der Handel in T h e e hatte für die Importeure befriedigende Resultate, namentlich für J a v a - Sorten, welche in den besten Qualitäten stets eine coulante Verwendung in England fanden.

Auch die besseren Chinesischen Gattungen, welche selten wurden, bedangen hohe Preise.

M u s k a t n ü s s e Anfangs 190 à 200 c. für Nr. l gingen im März bis auf 210 à 215 c. und nach und nach bis auf 200 à 205 zurück.

M a i s in langsam weichender Tendenz, Anfangs 235 à 245 c., zuletzt 195 à 205 c.

N e l k e n Nr. l gingen von 83 c. im Februar auf 109 c., März 106, April 101 c., Mai und Juni 96, im Juli wieder auf 108, September 106, Oktober 107, November und Dezember 109 c.

J a v a - Z i m m e t blieb unverändert auf 170 à 200 c.

S c h w ä r z er P f e f f e r stand zu Anfang des Jahres 42 c., im Mai 24 c., Ende Juli 37 c. und ging von da an langsam bis Ende Dezember auf 34 à 34 1/2 zurück.

Ta b a c k war einer der wenigen Artikel, welche dem Händler günstige Resultate brachten. Unser Markt hat an Bedeutung zugenommen, was hauptsächlich dem Import von Java zu verdanken ist, welche Gattung sich in Europa immer mehr eingebürgert hat und je länger desto mehr andere Decksorten verdrängt.

B a u m w o l l e verkehrte, einzelne Monate ausgenommen, das ganze Jahr hindurch in weichender Richtung der Preise, so daß 1874 nur eine Fortsetzung von 1873 war. Nordamerikanische middling stand zu Anfang des Jahres 47 c. und zu Ende desselben 40 1/2 c. à 41 c.

In M a n u f a k t u r w a a r e n ging der Handel mit unsern ostindischen Besitzungen noch mehr zurück. Die Fabrikanten senden ihre Fabrikate direkt nach Ostindien, können also billiger verkaufen, als die Exporteure, die darum die Verbindung dahin in dieser Branche ganz aufgegeben haben. " Z i n n wird dem legitimen Handel immer mehr fremd. Lieferungscontracte beherrschen den Markt jetzt; je nachdem die Contremine kauft oder verkauft, steigen oder fallen die Preise. Es ist ein Windhandel geworden.

Banca stand zu Anfang des Jahres fi. 70 1/2 im März fl. 55 35 im Mai fl. 571/2i im Juli fl. 561/2i im. September fl.56 80, im November fl. 5840 und Ende Dezember fl. 571/4.

In F a r b w a a r e n war der Handel allgemein etwas lebhafter als zuvor in 1873. Einzelne Artikel, worunter Indigo eine Hauptrolle spielte, erfreuten sich eines regelmäßigen und guten Abzuges.

In Krapp blieb dagegen die Tendenz fortwährend flau.

In F e t t w a a r e n war zwar der Handel ziemlich ausgebreitet, doch waren die Resultate für die Importeure und Fabrikanten in Folge der rückgängigen Preisbewegung in den meisten Sorten nicht befriedigend P e t r o l e u m befand sich 11 Monate hindurch in einem fortwährenden Rückgang der Preise. Erst im Dezember kam es damit zum Stehen und der Artikel stieg plötzlich wieder um 20 % Das Jahr begann auf fl. 15 1/2 für loco; im November war die Notirung fl. 11 1/4 im Dezember fl. 13 1/2 G e t r e i d e hat wohl selten eine so ungünstige Conjunktur durchgemacht als in 1874.

Die überall reichen Ernten hatten für Roggen und Waizen bedeutende Wertherniedrigungen im Gefolge.

Den G e l d m a r k t betreffend ist zu erwähnen, daß Geld fortwährend abundant war und der Wechsel-Disconto der niederländischen Bank am 16. Januar von 5 % auf 41/2% Y2 % am 2. Februar auf 4 °/o und am 16. Februar auf 3 herabgesetzt werden konnte, worauf er bis zu Ende des Jahres blieb.

Ende Mai 1875 haben endlich die Generalstaaten die ihnen von der Regierung auf Veranlassung verschiedener Corporationen des Handels gemachte Gesezesvorlage, die Einführung des Geldstandardes betreffend, angenommen.

Vom 1. Juli 1875 sollen goldene Zehnguldenstücke geschlagen werden und neben dem bisherigen Silbergelde als gesetzliches Zahlmittel bestehen.

Dieses hatte sofort ein belangreiches Steigen der Kurse auf das Ausland zur Folge.

Vor 1. Januar 1877 soll dieses Gesez revidirt werden.

10 I n d u s t r i e , lieber die Schiffsbau-Werften bleibt nur zu bestätigen, was bereits in früheren Jahren darüber gesagt wurde; es werden keine Segelschiffe mehr gebaut und daher leben die Werften nach und nach ab. Dagegen konnte sich das große Etablissement der Nederlandsche Stooinboot-Maatschappy in Feyenoord eines lebhaften Vorausgauges und eines blühenden Emporkommens erfreuen. Die neuen Eisen- und Metallgießereien sind vollendet worden und im Betrieb.

Die Ausbreitung und Verbesserung der Werkplätze, Häfen, Maschinen und Räumlichkeiten wurde fortgesetzt und trägt bereits gute Früchte. Die Zahl der Arbeiter war ungefähr 1100 Mann.

Zum ersten Male liefen in einem Jahr 4 Seedampfer von Stapel.

2 Schraubendampfer wurden vollendet. Ein großes mit Holz bekleidetes Räderboot ist in der Arbeit.

Für die Seemacht in Indien wurden 2 Dampf-Barkassen und 2 eiserne. Flußdampfer gebaut und l Paar Dampfwerkzeuge mit Kesseln und Zubehör für Gouvernements-Fahrzeuge auf Java in Bau genommen.

3 zur Verteidigung hier zu Lande bestimmte Dampfkanonenboote wurden auf Stappel gesetzt, Werkzeuge zu für den TorbedoDienst bestimmten Fahrzeugen verfertigt, ebenso 3 Dampfkessel für die Reichswerft in Amsterdam.

Auch sind wieder viele neue Bestellungen sowohl vom Gouvernement, als von der Stadt Rotterdam und von Privaten gemacht worden.

Der Zustand der Z u e k e r r a f f i n e r i e n war ungünstig, weniger wegen der abermals kleineren Ausfuhr von raffinirtem, als wegen der bestehenden ,,Convention mit Frankreich, in weichern Land die Raffinerien durch den hohen Rückzoll, der ihnen für die exportirte fabrizirte Waare vergütet wird, den holländischen Raffinerien gegenüber einen großen Vortheil genießen.

Bevollmächtigte von Holland, Belgien, Frankreich und England haben darüber in Brüssel eine andere Uebereinkunft getroffen, wodurch überall die Fabriken unter strenge und genaue Eoa troie der erwähnten Regierungen gestellt werden sollen. Näheres darüber mitzutheilen bleibt dem folgenden Jahresbericht vorbehalten.

Die B r e n n e r e i e n und D i s t i l l e r i e n hatten ein günstiges Jahr.

11 Die B i e r b r a u e r e i e n erfreuten sich eines Jahres wie dasjenige von 1873. Die im vorigen Jahresbericht erwähnte ,,Heinekens Bierbrouwery Maatschappy Rotterdam" wurde im Frühjahr 1874 vollendet, um sofort ihr gutes Fabrikat unter die Leute in Consumo zu bringen. Die übrigen Brauereien haben dadurch jedoch keinen Naehtheil erfahren, da der Verbrauch ebenfalls zunahm.

Am n e u e n W a s s e r w e g n a c h See wurde auch in 1874 mit aller möglichen Kraft und der den holländischen Wasserbauleuten eigenen Umsicht fortgearbeitet.

Der größte Tiefgang, womit in 1874 dieser Weg befahren wurde, war 51 Decimeter. In 1874 haben: aus See 1,632 Dampfschiffe, 462 Segelschiffe; nach See 2,264 Dampfschiffe, 1,524 Segelschiffe, also zusammen 3,896 Dampfer, 1,986 Segler oder Total 5,882 Schiffe diesen Weg passirt gegen 4,417 ,, in 1873, 416 ,, ,, 1872.

In diesen Ziffern sind die Logger, Hocker und andere Fischerfahrzeuge nicht inbegriffen.

An der Eisenbahnverbindung mit dem Süden und dem Anschluß an die anderen von Rotterdam ausgehenden Eisenbahnen wird noch immer eifrig fortgearbeitet.

F e y e n o o r c i , Insel am linken Ufer der Maa, gegenüber Rotterdam, soll eine neue Handelsstadt werden. Die rotterdamsche Handelsvereinigung hat Ende 1873 dieses Terrain von der Gemeinde käuflich übernommen,, um daselbst neue Häfen herzustellen und andere große für den Waarenverkëhr nöthige Bauten vorzunehmen, auch ein großes Reichs-Entrepôt daselbst hinzustellen, Entrepothäfen und die ferner dazu nöthigen Lagerhäuser einzurichten etc.

Mit allem Eifer wird an diesen großartigen Bauten und an der Verbindung von Feyenoord durch mehrere Brücken mit Rotterdam fortgearbeitet.

Die S c h i f f a h r t ' hat im Allgemeinen keine günstigen Resultate; namentlich auf Java zeigte sich ein großer Unterschied in

12 den Frachten, die für Schiffe nach Niederland angelegt wurden, gegenüber denen für Schiffe, die nach englischen Orderhäfen segelten. Erstere konnten für das Hauptprodukt jZaicker nicht mehr als fl. 40 à fi. 50 per Last bedingen, während man für letztere fl. 60 à fl. 70 bewilligte. Für andere Produkte zahlte man fl. 60 à fl. 70 per Last.

Die D a m p f b o o t e zwischen Mutter- und Tochterland hatten befriedigendere Resultate : diese Fahrt soll daher eine weitere Ausbreitung erfahren; es sind hier bereits wieder, zwei große Dampfboote im Bau ; auch eine englische Rhederei will eine regelmäßige Fahrt zwischen Rotterdam und Batavia einrichten.

Die Dampfboote nach Amerika aber verloren viel Geld, was um so mehr zu bedauein ist, als die niederländisch-amerikanische Stoomvaart-Maatschappy im Sommer ihren beiden früheren Booten zwei neue größere hinzufügte, worüber der vorige Jahresbericht bereits Näheres enthielt.

Beinahe totaler Mangel an Auswanderern, wie das auch an den anderen europäischen Häfen der Fall war, ferner früher ungekannt niedrige Retourfrachten, besonders für den Stapelartikel Getreide, waren die Ursache, daß diese junge Unternehmung in 1874 viel Geld verlor.

Die Schiffahrt nach der Ostsee, dem schwarzen Meer etc.

ergab auch schlechte Resultate, da der Transport von Eisenerz so gering war und ein großer Theil der Dampferflotte sich auf den Transport von Getreide werfen mußte, wodurch die Frachten ungekannt niedrig herunter gingen.

In Rotterdam wurden einklarirt: Von Nach europäischen Häfen .

. 2,979 3,400 außereurop.

,, .

.

470 199 Total

3,449

3,599

gegen 1873 .

.

. 3,828 3^889 ,, 1872 .

.

. 3,570 3,710 Das Tonnenmaß betrug: in 1874 einklarirt 1,582,600, ausklarirt 1,631,644 gegen 1873 1,658,765, ,, 1,661,179 ,, 1872 ,, 1,428,290, ,, 1,438,895 Hieraus geht hervor, daß die Bewegung der Schiffahrt und der damit im engen Verband stehende Güterverkehr über Rotterdam in 1874 abgenommen haben.

13 Von A u s w a n d e r e r n sind, nach dem Ausweis der hiesigen Staatskommission für Ueberwachung derselben, über und vom hiesigen Hafen befördert 2,241 Personen gegen 1873 5,091 ,, ,, 1872 3,662 ,, ,, 1871 2,844 · .,, ,, 1870 3,441 ,, Diese 2241 Personen bestanden aus : 500 Männern, 705 Männern, 277 Frauen, 280 Frauen, 289 Kindern.

190 Kindern.

1,066 aus Niederland.

1,175 vom Ausland.

Davon gingen 17 via London nach Australien, ferner: 1,435 direkt 777 via Liverpool nach Nordamerika, 2 ,, London 6 ,, Glasgow 3 ,, Antwerpen nach Brasilien.

l ,, Liverpool "^Die Zahl der hiesigen S c h w e i z e r ist noch immer sehr klein geblieben und hat es dem Unterzeichneten beim besten Willen noch nicht gelingen wollen, einen Schweizer-Verein zur Unterstützung hülfloser unbemittelter Schweizer zu gründen.

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Bericht des schweiz. Vize-Konsuls in Rotterdam (Hrn. K. J. Koch von Zürich) über das Jahr 1874. (Vom 16. Juli, eingegangen am 3. August 1875.)

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1875

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35

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14.08.1875

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