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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Bastia (Corsica) (Hrn. Salvatore Feretti aus dem Kanton Tessin) für das Jahr 1874.

-(Vom 10. März 1875, eingegangen den 15. März.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit. !

Corsica ist seit einiger Zeit in Bezug auf großen Umsatz stationär geblieben und es herrscht dort wenig Vertrauen zum Geschäft. Die Getreide- und Weinerträge waren in diesem Jahre ziemlich ergiebig und man hoffte das Gleiche für die Gelernte, welche sich gut anließ, aber unglücklicher Weise hat der Südwind (Sirocco) im Oktober die Früchte beschädigt und diese wichtige Einnahmsquelle wäre somit für das Land verloren.

Die Ausbeute der Tannenwälder geht ziemlich regelmäßig vor sich und es sind mehrere Ladungen Schwellen dieser Holzart nach Italien ausgeführt worden.

Die Ausbeutung der Bergwerke beginnt auf großartige Weise unternommen zu werden ; bereits haben sich verschiedene englische Gesellschaften auf verschiedenen Punkten der Insel niedergelassen, um Lager von Kupfer- und Bleierz auszubeuten, und man vermuthet, daß an Ort und Stelle zum Ausschmelzen dieser Erze

508 Hochöfen erbaut werden sollen, welche bedeutenden Nutzen abwerfen würden. In nächster Nähe der Stadt Bastia finden sich auch Ablagerungen von Eisenoxyd vor, welches als Farbe (Eisenminium) in ausgedehntem Maße und mit Vortheil zum Ersatz des Bleiminiums benutzt wird, weil es billiger und dauerhafter ist.

Diese regelmäßig betriebene Industrie wird jedenfalls vorzügliche Resultate liefern. Bis heutigen Tages hat die Fabrik des Herrn de Cartier in Belgien dafür fast das ausschließliche Monopol und verkauft dieses Produkt in Marseille zu Fr. 45 bis 50 per 100 Kilos, während es hier zum Preise von Fr. 10 bis 15 per 100 Kilos erhältlich und in den Handel zu bringen ist, was einen enormen Unterschied ausmacht. Dieser Industriezweig wird jedenfalls nicht lange vernachläßigt bleiben; es werden sich Gesellschaften bilden, um diese Industrie, welche die besten Ergebnisse in Aussicht stellt, zu betreiben.

Endlich bietet Corsica, das in mancher Beziehung noch im Urzustände sich befindet, den strebsamen Industriellen die sichersten Aussichten auf Erfolg. Was diesem Lande fehlt, um eines der reichsten Europa's zu werden, ist der Associationsgeist, dessen belebende Wirkungen es noch nicht kennt, und die Einführung jener Forlschritts-Systeme, aus welchen England und Deutschland den größten Nutzen gezogen haben. In der That bieten wenige Gegenden so günstige Verhältnisse, wie Corsica, welches im Mittelpunkte des Mittelländischen Meeres liegt, sich eines gemäßigten Klima's erfreut und einen sehr fruchtbaren Boden hat, der nur der Arbeitskraft, Intelligenz und einigen Kapitals bedarf, um mit Vortheil angebaut zu werden.

Mehr als achttausend Italiener kommen jährlich nach Corsica, um Feldarbeiten zu verrichten, und doch ist diese Zahl ungenügend, denn kaum ein Fünftel des kulturfähigen Bodens ist angebaut, trotz des guten Willens der Inselbewohner, denen es nicht an Intelligenz, wohl aber an zureichenden Betriebsmitteln fehlt. Dennoch bemerkt man alljährlich merkliche Fortschritte auf dem Gebiete des Ackerbaues. Sehr große Weinberge sind seit 4 oder 5 Jahren angelegt worden, und man hat den Anbau der Cedrabäume mit Eifer betrieben, deren Kultur an's Wunderbare streifende Resultate liefert.

Die Cedrafrucht, welche eingemacht wird und als Conserve dient, wird sehr theuer verkauft. Das Land wird in wenigen Jahren
eine bedeutende Einnahme aus dieser Kultur ziehen. Man könnte auf 'Corsica auch Fabriken von Conserven und Eingemachtem von Cedraen errichten, welche in England und Amerika sehr beliebt sind; ebenso auch Fabriken für die Herstellung von Citronensäure, deren Produkte vortheilhafteu Absatz nach England und Amerika

509 finden würden. Endlich könnten verschiedene gegenwärtig vernachläßigte Industriezweige, deren Grundbedingungen das Land besitzt, und für welche es das Rohmaterial liefert, mit Erfolg betrieben werden. Hoffen wir, daß eine neue Aera sich öffnen wird und daß alle Reichthümer, welche die Insel in sich birgt, durch einen fleißigen und intelligenten Betrieb gehoben werden können.

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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Christiania (Hrn. Thomas J. Hefti, von Hätzingen, Kt. Glarus) für das Jahr 1874.

(Vom 12. März 1875, eingegangen am 17. März.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit.!

Die sanitarischen Verhältnisse waren fortwährend befriedigend.

Die Bevölkerung befindet sich in stetem Zuwachs, und hat seit Anfang dieses Jahrhunderts sich verdoppelt. Zudem ist die Emigration-in Abnahme, weil die Verhältnisse im Lande besser sind, gestützt auf eine Reihe günstiger Ernten und erleichterten Absatz unserer Produkte.

Die Zolleinnahmen des Reichs weisen, hauptsächlich durch gesteigerte Einfuhr, eine Mehreinnahme von Sp. Th. 310,000 auf, und betrugen Sp. Th. 4,179,000.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Bastia (Corsica) (Hrn. Salvatore Feretti aus dem Kanton Tessin) für das Jahr 1874. -(Vom 10. März 1875, eingegangen den 15. März.)

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1875

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27.03.1875

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507-509

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