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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Ancona (Hrn. M. C. B lumer, von Schwanden, Kts. Glarus) über das Jahr 1874.

(Vom 30. Juni, eingegangen den 1. Juli 1875.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Ich beehre mich, Ihnen den Jahresbericht des hiesigen schweizerischen Konsulates, die Periode vom 1. Januar bis 31. Dez. 1874 umfassend, zu unterbreiten.

Die Folgen der Mißernte vom Jahre 1873 machten sich hauptsächlich in den ersten Monaten vom Jahre 1874 fühlbar. Es wurden ungeheure Quantitäten von Mais eingeführt, welche zu hohen Preisen Abnehmer fanden. Unsere Gutsbesitzer sahen sich gezwungen, für ihre Bauern zu sorgen; die Gemeinden sahen sich gleichfalls genöthigt, Einkäufe zu machen, um das unzufriedene Volk zu beschwichtigen. Daß diese drückenden Umstände einen schlimmen Eindruck auf die Finanzen der Grundbesitzer und der Korporationen ausüben mußten, brauche ich wohl kaum hinzufügen zu müssen. Wenn es auch Zeit brauchen wird, bis der durch die Mißernte von 1873 erlittene Schaden wieder einigermaßen ausgeglichen sein wird, so konnte doch eine gute Ernte von 1874 denselben bedeutend mildern. Es war dies im Allgemeinen auch der Fall. Die Ernte war gut und die Preise der Produkte fielen.

Letzterer Umstand wirkte natürlicher Weise wohlthuend auf das Volk; die Grundbesitzer jedoch litten wieder einigermaßen, indem ihre Produkte niedrige Preise erzielten, während auf der andern Seite die Steuern die gleichen blieben oder eher gewachsen sind.

817 Getreide. K o r n . Die Ernte-Aussichten waren überall vielversprechend und das erzielte Endresultat ist allgemein über Erwarten gut ausgefallen. Da von alter Waare nichts oder wenig vorhanden war, so fanden die ersten Partien, welche auf dem Markte erschienen, bald Abnehmer und die Spekulation trieb die Preise im Monat Juli bis auf L. 32 und 33 per 100 Kilogramm. Nachdem auf der einen Seite der Konsum momentan seine Bedürfnisse gedeckt und auf der andern von fast allen Ländern Europas die eingegangenen Berichte eine gute Ernte konstanten, zog sich die Spekulation zurück und die Preise fielen im August bis auf L. 28 per 100 Kilogramm. Die Ankunft der Ladungen vom asowischen und schwarzen Meere, welche zu niedrigen Preisen angeboten wurden, hatte zur natürlichen Folge, daß die Käufer sich nicht veranlaßt sahen, ihre Einkäufe in unserer Provinz zu machen, trotzdem sich die Grundbesitzer geneigt zeigten, ihre Waare zu veräußern und von ihren Forderungen abzulassen. Die vielen Angebote von weniger guten Qualitäten, welche im Monat Dezember 1874 und Januar 1875 gemacht wurden, trugen dazu bei, daß die Preise noch mehr fielen und bis auf L. 23 und 23J/2 herunter gingen. Die Besitzer glaubten an eine bessere Zukunft und wurden in ihrer Meinung bestärkt, indem die AVitterung im Monat April 1875 weniger günstig für die neue Ernte war. Die Regierung machte einige Einkäufe für die Truppen und die Preise stiegen wieder auf L. 24^2 per 100 Kilogramm. Die reichen Grundbesitzer m den Abruzzen hatten bis jetzt nur theilweise ihr Produkt veräußert, indem die Preise ihnen nicht befriedigend schienen. Da sie jedoch lange auf die Hausse gewartet, so entschlossen sie sich schließlich, ebenfalls abzugeben, und die Preise fielen in der Folge wieder auf L. 23 à 231/2, um so wahrscheinlich bis zur neuen Ernte zu verbleiben.

Mais. Das Resultat der Ernte in diesem Artikel war ebenfalls gut und betrug im Allgemeinen 3/4 einer gewöhnlichen Ernte.

Die Preise debütiren mit L. 16 und 17 per 100 Kilogramm. Später, in Folge von gemachten Einkäufen für Oberitalien und besonders für England, stiegen solche bis auf L. 181/2. Die Preise jedoch boten keine Convenienz mehr für den Export und hörte dieser auch auf, was ein Fallen der Preise bis auf 16 à 16y2 zur Folge hatte.

Der Artikel blieb sodann ganz vernachlässigt.

B o h n
e u. Die Ernte in unserm Konsularbezirke war nicht reichlich und die Preise blieben nicht im Verhältniß zu denen der andern Produkte, indem bis L. 20 und 22 per 100 Kilogramm, bezahlt wurde.

818 Hafer. Das Resultat der Ernte entsprach den gehegten Erwartungen nicht; dieser Umstand hatte zur Folge, daß die Preise in der Puglia bis auf L. 221/2 und 23 per 100 Kilogramm stiegen.

Je näher wir jedoch der neuen Ernte rücken, desto größer zeigt sich die Lust zum Verkaufen, und Eigner sind zu Konzessionen bereit.

Seide. Auch für das Jahr 1874 kann die in der Provinz Ancona produzirte Seide auf 40 à 45,000 Kilogramm beziffert werden und ist vielleicht die zweite Zahl der Wahrheit mehr entsprechend, indem einige der größern Spinnereien durch größere Einkäufe von fremden Cocon's auch den ganzen Winter durch arbeiteten. Die Art und Weise, hiesige Filanden mit Cocon's zu versorgen, ist die nämliche, denn auch dies Jahr haben wieder viele außer der Provinz gelegene Märkte ihren Antheil an den Vorräthen der hiesigen Spinnereien. Die Preise der Cocon's waren in der Campagne 1874 weniger gefährlich für den Spinner und konnte man die grünen annuellen Cocon's zwischen L. 3. 60 à 4. 20 je nach den Provenienzen und der Qualität beziffern, während der Mittelpreis der gelben einheimischen Sorte von L. 5 à 5. 50 varirte. Trotz dieser gegen 1873 fast um die Hälfte billigeren Preise haben viele Spinner nicht nur wenig verdient, sondern es büßen viele auch dies Jahr Geld ein, weil sie die nur wenige Tage lang anhaltende Gelegenheit, zu noch einigermaßen gewinnbringenden Preisen zu verkaufen, versäumten, und nachher dem fortwährenden Abschlage einen vergeblichen Widerstand entgegensetzend mit ihren Vorräthen bis vor die Thür der neuen Campagne gekommen sind, ohne realisiren zu können. Die ersten Preise der wenigen Einkäufe, die zu Anfang der Campagne gemacht wurden, waren L. 73/74 für ganz gute Waare, die rasch bis auf L. 80/82 hinaufgetrieben mit einem gänzlichen Einstellen der Aufträge endeten, so daß von auf den Markt kommenden Partien vielleicht 4 à 5,000 Kilogramm hier verkauft wurden. Die andern Lots . warteten hier einige Monate vergebens auf Offerten und wurden hernach da und dorthin in Consignation gegeben, ohne ihrem Schicksal zu entgehen. Demi die wenigen Verkäufe zu leidlichen Preisen von L. 70 à 74 sind denen geworden, die sich noch zur rechten Zeit entschlossen, auf die ihnen gemachten Gebote ohne lange zu markten einzugehen, die andern müssen sich nun mit Preisen von L. 60 à 65 begnügen, wenn
sie verkaufen wollen. Das Obgesagte bezieht sich auf die Spinnereien, deren Produkt einigermaßen aus der großen Menge hervorragt; denn die Spinnereien zweiten und dritten Ranges und die kleinen haben, durch die Konkurrenz der asiatischen Seiden aus dem Konsum verdrängt, kein Angebot erhalten können und

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werden, wenn deren Besitzer sich zum Verkauf entschließen muß, zu allen Preisen verkauft.

Strusen. Man kann die Produktion auf circa 15--17,000 Kilogramm beziffern. Die Preise waren sehr niedrig. Ganz klassische Waare wurde à L. 10 à 12 abgegeben, gute und schöne von L. 8. 50 à 9. 50 und L. 10 per Kilogramm. Die Caderie in Jesi betheiligte sich für 6--7,000 Kilogramm, soll aber noch einen großen Theil ihrer Einkäufe vom Jahre 1873/74 unverarbeitet haben; denn sie arbeitet nur mit einigen Maschinen.

Der H a n d e l hat im Jahrel874 durchschnittlich befriedigende Ergebnisse geliefert, wenn man die schwierigen Umstände, welche das vorhergehende Jahr zur natürlichen Folge hatte , in Betracht zieht. Das Zutrauen kehrte wieder zurück und mit demselben der Unternehmungsgeist. Fallimente sind freilich genug vorgekommen, hauptsächlich im Manufakturfache, welches, nebenbei bemerkt, in diesem Konsularbezirk sehr darnieder liegt; jedoch handelte es sich dabei um keine erheblichen Summen.

Industrie. Von den wenigen neuen industriellen Etablissementen, welche im Jahre 1874 in nächster Umgebung in's Leben gerufen wurden, verdient die in Grottamare von einer englischen Gesellschaft erstellte Fabrik zur Herstellung von Sardinenbüchsen und zur Zubereitung von Fischen mit Oel erwähnt zu werden. Ob dieses neue Etablissement lebensfähig sein wird, wird die Zukunft lehren.

Oe ff e n t l i c h e B a u t e n sind wieder einige neue am Corso in Ancona errichtet worden, und es rückt ersterer mit langsamen Schritten seiner Vollendung entgegen. Es fohlt leider bei diesen Bauten nicht nur an Schönheitssinn, sondern Jeder baut eben wie er will und wenn der Corso einmal fertig sein wird, so wird ein babilouisehes Durcheinander der Bauart nicht abzuleugnen sein.

Der bereits letztes Jahr in Angriff genommene Bau des neuen Bahnhofes ist wieder plötzlich unterbrochen worden, ohne daß der eigentliche Grund dazu bekannt wäre. Der Finanzzustand der Stadt scheint sich wenig oder gar nicht gebessert zu haben. Die vielseitig gemachten Versuche, auswärts ein Anlehen zu finden, sind bis jetzt alle ohne Erfolg geblieben und bleiben somit die Zinscoupons der gemachten Anlehen, sowie auch die ausgelosten Obligationen uneingelöst. Die Verkehrsmittel sind unverändert die nämlichen geblieben.

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Légation de la Confédération Souscription en faveur des Suisses nécessiteux Détail des recettes.

1--1

Mois.

Solde en caisse.

Recettes

sur $ S?

§: 12.

sr p <*> f- billets de départ de .

de fi P.

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sociétés.

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Fr. Ct. Fr. Ct.

Février Mars Avril Mai . .

Juin Juin 30 Totaux

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Fr. Ct. Fr. Ct. Fr. Fr. Ct.

Janvier 1er 16,145. 85 -- -- Janvier 30



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Totaux.

Fr.

Ct.

-- ._ 16,145. 85

288. 20 63.- --

351.20

134. 60 25.-- -- 100. -- :

259. 60

80.35 169.--

--

159. 05 50.-- -- 92.30 64. -

--

13. -

2(>2. 35

1.50

210. 55

-- --

325. 70 69.-- 50 -- --

-- _ --

156. 30 444. 70 201.,,95

16,145. 85 201. 95 1080. 20 440.-- 50 114. 50 1^,032. 50

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suisse en France, de Paris. Compte au 1er semestre de 1875.

Mois.

Janvier .

Février .

Commission 1 anonyme. 1

Détail des dépenses.

Ports de Rapatrie- Secours par la lettres ment.

Légation. et divers.

Fr.

Fr. Ct.

Fr. Ct.

Fr. Ct.

Fr.

Ct.

205

435. 10

294.--

18. 75

--

--

678. 80

157.--

23. 50

--

--

--

--

--

--

--

--

--

Mars

220

150. 10

191.--

17. --

Avril

205

364. 15

110.--

50. 75

443. 75

173.40

7. 80

504. 80

139.--

9. 50

Mai .

Juin . .

Totaux

Solde en caisse.

-- 125

755 2,576. 70 1,064. 40 127. 30

::

Totaux.

Fr.

Ct.

952. 85 859. 30 578. 10 695. 40 659. 45 778. 30

4,523. 40

. chez Heritsch-Lutscher & C'<> 11,802. 60 Solde en ça isse
13,509. 10 Balance Certifié conforme.

Paris, le 1er Juillet 1875.

Le Conseiller de Légation :

Lardy.

. . . 18,032. 50

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Jahr

1875

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

31

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

17.07.1875

Date Data Seite

816-821

Page Pagina Ref. No

10 008 720

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