657

# S T #

Bericht des

schweizerischen Konsuls in Manilla (Hrn. Karl Germann, von St. Gallen) über das Jahr 1874.

(Eingegangen 5. Juni 1875.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit.!

Im letzjährigen Bericht schon mußte ich auf düster sich gestaltende Verhältnisse hindeuten : allmählige Entwerthung der hauptsächlichsten Bodenerzeugnisse Zucker und Hanf und daherige Lahmlegung des Küstenhandels, Knappheit des Geldes, sichtliche Verarmung einiger von den Herbstorkanen heimgesuchten Distrikte.

Unter diesem düsteren Bild verließen wir das Jahr 1873. Sein.

Nachfolger -- das Berichtjahr -- hat leider keine Besserung gebracht. Kaum schien ein Sonnenstrahl mit der Aussicht auf eine glänzende Zucker- und Tabak-Ernte durchbrechen zu wollen, so lagen die schönsten Hoffnungen mit einem Schlag darnieder; zwei furchtbare Orkane am 1. und 4. Januar haben die Zuckerdistrikte in Visayaa und die Tabakpflanzungen im Norden gänzlich verwüstet. Das Sinken der Preise fast sämmtlicher Produkte hat während dem Berichtjahr stetig Fortschritte gemacht und alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der allgemeine Wohlstand aufs Empfind-

658 lichste betroffen ist. Die Klagen über den traurigen Geschäftsgang sind noch nie so allgemein wie jetzt gewesen und noch nie so übereinstimmend aus allen Schichten der hiesigen Verkehrswelt hervorgegangen. Der Einfuhrhandel ist natürlich in bedeutende Mitleidenschaft gezogen, das Bedürfniß nach Waaren hat sich verringert, einestheils weil man sieh in deren Verbrauch nach Kräften einschränkte, anderntheils weil noch massenhafte Vorräthe vom Vorjahr her zurückblieben.

Luxusartikel erfuhren eine herbe Zeit ; schon in meinem letzten Berichte bezeichnete ich die Gefahr für das Seidenstoffgeschäft und es haben sich meine Befürchtungen im vollsten Maße erwahrt.

Schlag auf Schlag gingen bei sich mehrenden Zufuhren die Erlöspreise zurück und heute steht diese Branche auf dem traurigsten Fuße. Seidenbänder blieben sehr vernachläßigt. Auf die bunt gewobenen Toggenburger-Artikel drückt die Unbehaglichkeit des Geschäftes zwar nicht in gleichem Maße, obschon sowohl in Erlöspreisen als Absatzfälligkeit ein Ausfall recht fühlbar wurde. -- St. Galler- und Appenzeller Weißwaaren werden, mit Ausnahme der Maschinenstickereien, wenig mehr in hiesigem Markt gesehen.

Uhren, Spieldosen, Bijouteries etc. litten und leiden noch empfindlich.

Von Strohgeflechten fanden einzig Hüte einigen Absatz. Käse ist weder ein Artikel von regelmäßigem noch belangreichem Absatz.

E r z e u g n i s s e.

a. D e r L a n d w i r t h s c h a f t. Tabak, Zucker, Hanf und Reis sind in erste Linie zu stellen und bilden den Reichthum dieses Landes; Caffee-Anpflanzungen vermehren sich von Jahr zu Jahr.

Der Tabakbau ist bekanntlich Regierungs-Monopol. Die IndigoProduktion wird nicht rationell genug betrieben, daher deren "Ergebnisse untergeordneter Natur sind.

l). Bergwerke. Ein Kupferbergwerk und verschiedene Kohl juminen sind nennenswert!!, allein bis jetzt haben die Unternehmer keine Vortheile dabei gefunden. Das gewonnene Kupier soll von guter Qualität sein und verkauft sich hier zu $ 171/2 pr. quintal von 100 «*. Der jährliche Ertrag variirt zwischen 1500 und 2000 quintalen.

c. I n d u s t r i e . In erster Linie ist die Cigarren-Fabrikation zu nennen, welche von der Regie auf großem Fuße betrieben wird und gegen 30,000 Menschen beschäftigt.

Unter den Privat-Iudustriezweigen linden wir : Tauwerk-Fabriken Ziegel- und Thonbrennereien, Zündholzfabriken, Sägemühlen

659 Zubereitung von künstlichem Eis, der berühmten Slang Slang Essenz (aus der Unona odoratissirna) von Anisado und Rhum, IndigoFärbereien u. s. f., Stroh- und Bastgeflechte aller Art geben in den umliegenden Distrikten vielen Händen Beschäftigung; in mehreren Provinzen befinden sich Handwebstühle -- freilich in primitiver Einrichtung -- in großer Anzahl, welche die verschiedenartigsten Stoffe aus Baumwolle, Hanf, chinesischer Seide oder kostbaren Ananas-Fasern liefern. In Handstickerei, Gold- und Silberarbeiten wird alljährlich ein hübsches Kapital verarbeitet; indessen drücken die Zeiten jetzt hart auf diesen und ähnliche Erwerbszweige.

Total-Einfuhr während 1874 zeigt eher eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr; offizielle Daten über den Werth der eingeführten Waaren sind noch nicht publizirt, dagegen läßt sich Gesagtes aus den amtlichen Aufstellungen der Zoll-Einnahmen schließen, die 1873 für Einfuhr betrugen .

.

. $ 853,802 und 1874 .

.

.

. ,, 928,445 Die Zölle waren aber seit dem 1. Juli 1873 um 5 °/o erhöht, so daß die Mehreinnahmen von 1874 zum großen Theil durch diesen Zuschlag motivirt sind.

Die Transaktioneil in den nennenswertesten englischen Stapelartikeln befassen : Verkäufe in Vorräthe Ende 1874.

Stück.

Weiße Shirtings .

Ungebleichte Shirtings " ,, Twills .

,, LongCloths ,, Cambrics Jaccoiiats .

.

Mousselines .

.

Grandrills .

.

Türkisch roth Tuch

. 180,685 . 67,414 . 29,854 . 56,833 . 78,319 . 81,260 . 62,698 . 26,157 .

7,364

Dezember 1874.

Stück

"

71,879 11,310 3,306 24,009 16,768 46,077 56,291 8,844 1,470

Ueber den Werth der Einfuhr von der Schweiz und Ausfuhr nach derselben lassen sich keinerlei Daten ermitteln, da die amtlichen Tabellen nur die Seeplätze, beziehungsweise unmittelbaren Verschiffungsplätze rubriziren, so z. B. werden sämrntliche über Singapore instradirte Güter unter der Rubrik ,,Singapore" aufgeführt.

Total-Ausfuhr von 1874 beziffert sieh auf . $ 17,309,300 gegen 16,803,614 im Jahr 1873.

Jiund^Ma't Jahrg. XXVI7. Bd. III.

46

660

Es wurden exportirt: Zucker aus Manila ,, Cebù.

,, Moilo

. 1,011,489 pds.

234,466 ,, 415,827 ,, 1,661,782 pds. $ 4,985,300

Hanf aus Manila .

,, Cebù .

,, Moilo .

.

·

Sapanholz .

.

Cigarren .

.

Cafiee Tauwerk .

.

Indigo .

.

Tabak .

.

Perlmutterschalen Schildkrott .

.

Häute .

.

Hautabfälle .

.

Gummi .

.

Muscheln .

.

Reis Farbstoffe .

.

Kupfer.

.

.

Diverses .

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

452,013 154,922 9,078- ,, 616,013 pds.

130,026 ,, 97,339 mil 45,921 pds.

13,039 ,, 1,170 qtls.

112,740 ,, 1,249 pds.

·n ·n Ti

·n TI ·n T)

·n ·n 3,128 ,, ·n 7,831 ,, 11 2,510 ,, ·n 2,233 ,, ·n 883 cav. 11 3,123 qtls. ·n 2,145 ,, ·n ·n

4,928,100 195,000 1,363,000 918,400 128,600 41,000 4,510,000 50,000 2,600 46,900 62,700 12,500 0,600 1,800 9,300 17,500 30,000

$ 17,309,300 Z o l l w es en. Von künftigem 1. Juli wird die Zoll Vergünstigung' auf Importen unter spanischer Flage von den heute bestehenden 20 °/0 auf 15 °/o herabgesetzt.

V e r k e h r s m i t t e l . Man kann nicht sagen, daß in dieser Hinsicht seitens der Regierung viel gethan wird; nur langsam dehnt sich das Telegraphennetz aus, welches vor der Hand dazu bestimmt ist, die wichtigsten Theile der Insel Luzon in Verbindung mit der Hauptstadt zu bringen. Submarine-Telegraphen existiren nicht.

B a n k e n . Neben der schon längst bestehenden Banco Espanol Filipino arbeitet seit zwei Jahren mit Erfolg eine Ager.tur der Chartered Bank of India Australia et China.

Der Zins- und Disconto-Fuß ist nominell 8 °/o pr. annuiti, doch ist in Geschäftskreisen 9 bis 12 °/o der gewöhnliche Ansatz.

661

Der Durchschnittskurs für 6 Monate Sicht Wechsel auf Londoner Banken erreicht 4 shillings und 03/4 pence pr. Dollar, die höchste Notirung war 4 shillings 2 pence im März, die tiefste 4 shillings im August und erste Hälfte September.

V e r s i c h e r u n g e n . Außer dem gegenseitigen Versicherungsverein spanischer Rheder -- seguros mutuos -- sind etwa 50 auswärtige Transport- und Feuerversicherungs-Gesellschaften durch Agenten vertreten. Die besten Geschäfte machten die letzteren, da solche bis jetzt höchst selten von Brandschäden betroffen worden sind.

Schweizergesellschaften gibt es keine, dagegen üben sich eine Anzahl Schweizer gruppenweise in der Schießkunst mit schweizerischen Hinterladerwaffen. Ein am 14. Februar abgehaltenes kleines Schützenfest verlief in höchst gelungener Weise.

662

Einnahmen der Zollverwaltung in den Jahren 1874 und 1875.

1875.

1874.

Monate.

1875.

Mehreinnahme. Mindereinnahme.

, Fr.

Fr.

Kp.

1 1,144,810 73 1,200,780 1,056,210 33 1,228,774 Februar 1 März 1,262,690 47 1,497,203 !

April 1,238,522 94 1,514,913 Mai 1,199,563 52 1,447,955 , 1,171,959 lö 1,291,526 Juni Juli 1,174,356 65 1,196,747 42 1,305,215 Oktober . . . . ' . . . 1,468,752 12 November . 1,499,706 15 Dezember | 1,603,858 38 i

Total Fr. ,15,322,392 auf Ende Juni . 7,073,757

il

87 -10-1 A ** \ 15 8,J.OJ.,10rt

Rp.

15 93 64 84 48 08

-i n X,

i

l

Fr.

55,969 172,564 234,513 276,390 248,391 119,566

Rp.

42 60 17 90 96 92

1 -\ f\n ooß

97

À. j-*-\/ · }U^V/

Fr.

Rp.

!

Uebersicht der Einzugsmandate im Jahr 1875.

Terkehr mit Deutschland.

Interner Yerkehr.

Versandt.

1 Monate.

Stüke.

l!

Fr.

p

)£0

S O

Betrag.

Stüke.

Januar Februar .

März April . .

M a i. . .

Juni . .

Juli August .

September Oktober .

November .

Dezember .

Empfang.

O> ,£1

Kp.

Betrag.

Stüke.

Fr.

fip.

Betrag.

Fr.

·

Bp.

. . .

.

.

.

1386

162,809 47 392

57

4,400

39

212

20,490 56 69

1386

162,809 47 392

57

4,400

39

212

20,490 56

.

. . .

. . .

69

663

Total Ende April

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Konsuls in Manilla (Hrn. Karl Germann, von St. Gallen) über das Jahr 1874. (Eingegangen 5. Juni 1875.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1875

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

28

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

03.07.1875

Date Data Seite

657-663

Page Pagina Ref. No

10 008 700

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.