07.028 Botschaft über die Finanzierung der Tätigkeiten der Stiftung Pro Helvetia in den Jahren 2008­2011 vom 28. Februar 2007

Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin Sehr geehrter Herr Ständeratspräsident Sehr geehrte Damen und Herren Wir unterbreiten Ihnen den Entwurf zu einem Bundesbeschluss über die Finanzierung der Tätigkeiten der Stiftung Pro Helvetia in den Jahren 2008­2011 mit dem Antrag auf Zustimmung.

Wir versichern Sie, sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin, sehr geehrter Herr Ständeratspräsident, sehr geehrte Damen und Herren, unserer vorzüglichen Hochachtung.

28. Februar 2007

Im Namen des Schweizerischen Bundesrates Die Bundespräsidentin: Micheline Calmy-Rey Die Bundeskanzlerin: Annemarie Huber-Hotz

2006-2661

1939

Übersicht Nach Artikel 3 Absatz 1 des Bundesgesetzes vom 17. Dezember 1965 betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» gewährt der Bund der Stiftung zur Erfüllung ihrer kulturellen Aufgabe in der Schweiz und im Ausland jährliche Beiträge, die in der Regel alle vier Jahre mit einem einfachen Bundesbeschluss festgelegt werden. Die laufende Beitragsperiode endet am 31. Dezember 2007. Der Bundesrat unterbreitet Ihnen mit dieser Botschaft den Entwurf eines Bundesbeschlusses über die Finanzierung der Stiftung für den Zeitraum 2008­2011.

Ein Kulturförderungsgesetz zur Umsetzung von Artikel 69 der Bundesverfassung befindet sich in Ausarbeitung. Das Bundesgesetz betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» wird parallel zur Ausarbeitung dieses neuen Gesetzes revidiert. Diese Botschaft stützt sich bewusst auf die gegenwärtige Gesetzgebung. Das Bundesgesetz über die Kulturförderung und das Bundesgesetz über die Stiftung Pro Helvetia müssen gemäss aktuellem Zeitplan in der Herbstsession 2007 behandelt werden. Falls diese Gesetze zu einer Aufgaben- und Kompetenzverschiebung führen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Tätigkeiten der Stiftung Pro Helvetia und ihre Finanzierung noch im Laufe der Legislaturperiode 2008­2011 haben, wird der Bundesrat die beschlossenen Beträge erneut zur Diskussion stellen und eine Umverteilung der Mittel vorschlagen.

Grundlage der Ausführungen und Anträge ist die Eingabe der Stiftung, die den Finanzbedarf für die nächste Vierjahresperiode bezeichnet und erläutert. Diese Eingabe ist als Anhang in diese Botschaft integriert.

Diese Botschaft zieht Bilanz über die Tätigkeiten der Stiftung in der vergangenen Vierjahresperiode sowie über die gegenwärtige Situation. Sie präsentiert die Ziele der Stiftung für die nächsten vier Jahre und nimmt dazu Stellung.

Wir stellen fest, dass die Stiftung ihre Tätigkeiten in den Jahren 2004­2007 in Übereinstimmung mit ihrem Auftrag ausgeführt hat. Sie hat dabei drei Schwerpunkte definiert: den Tanz, die Verständigung zwischen den Kulturgemeinschaften der Schweiz und den interkulturellen Dialog. Sie hat damit Impulse geschaffen, die eine nachhaltige Wirkung auf das Kulturleben der Schweiz haben. Im internationalen Bereich hat die Stiftung ihr Aussenstellennetz neu organisiert und drei Verbindungsbüros und das Kulturzentrum in Mailand geschlossen; die
Aktivitäten des Mailänder Zentrums hat nun das Schweizerische Institut in Rom übernommen.

Weiter hat sie die interne Restrukturierung fortgeführt, so dass der Allgemeine Aufwand schrittweise auf 30 Prozent ihres Gesamtbudgets gesenkt werden konnte, was den Forderungen entspricht, die das Parlament bei der letzten Finanzierungsperiode an die Stiftung gestellt hat.

Für die kommende Finanzierungsperiode hat sich Pro Helvetia einerseits verschiedene Globalziele zur Erfüllung ihres Grundauftrags vorgenommen, um ihre Tätigkeiten gezielt ausführen zu können. Andererseits hat die Stiftung Schwerpunkte festgelegt, auf die sie punktuell den Akzent setzen will, namentlich auf die Kultur-

1940

und Kunstvermittlung, den Austausch mit Asien, die Übersetzung sowie die Koproduktion zwischen der Schweiz und dem Ausland.

Der Bundesrat unterstützt die Eingabe von Pro Helvetia, die mit einsichtigen Überlegungen sowie mit plausiblen Begründungen und Schlussfolgerungen argumentiert, und kann sich mit ihren inhaltlichen Eckwerten einverstanden erklären. Er hält aber eine Anpassung an die aktuellen finanzpolitischen Rahmenbedingungen für erforderlich. Die Stiftung beantragt für die kommende Vierjahresperiode 2008­2011 ein Budget von 143,8 Millionen Franken zur Erfüllung ihres Auftrags. Dies entspräche einer Erhöhung um 6,8 Millionen Franken im Vergleich zum bewilligten Rahmenkredit für die vergangene Vierjahresperiode. Der Bundesrat beantragt Ihnen, der Stiftung Pro Helvetia für die kommende Vierjahresperiode insgesamt 135 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen. Dies sind 2 Millionen Franken weniger als der bewilligte Rahmenkredit für die Jahre 2004­2007. Der Bundesrat ist sich bewusst, dass dieses Budget die Stiftung zu Kürzungen im Bereich einiger ihrer Aktivitäten zwingt. Die Stiftung legt die Bedürfnisse zur Erfüllung ihres gesetzlichen Mindestauftrags auf 125,6 Millionen Franken fest und will 18,2 Millionen Franken für ihre Schwerpunkprogramme einsetzen. Der Bundesrat empfiehlt der Stiftung, ihre Ziele dem gekürzten Budget anzupassen, das dem Finanzplan des Bundes für die Jahre 2007­2011 entspricht. Der beantragte Zahlungsrahmen ist auf die Massnahmen des Entlastungsprogramms 2003 abgestimmt.

1941

Inhaltsverzeichnis Übersicht

1940

1 Allgemeiner Teil 1.1 Zweck der Botschaft 1.2 Rolle der Kultur 1.3 Die Kulturförderung des Bundes 1.3.1 Historischer Überblick 1.3.2 Stand der Gesetzesarbeit 1.4 Die Finanzierung der Kultur in der Schweiz 1.5 Der Kulturauftrag des Bundesamtes für Kultur und der Stiftung Pro Helvetia 1.5.1 Das Bundesamt für Kultur 1.5.2 Pro Helvetia

1943 1943 1943 1944 1944 1944 1945 1946 1946 1947

2 Die aktuelle Situation der Stiftung Pro Helvetia 2.1 Neuausrichtung der Stiftung Pro Helvetia 2.2 Die Tätigkeit der Stiftung Pro Helvetia 2004­2007 2.2.1 Neuausrichtung der internationalen Politik 2.2.2 Schwerpunkte 2.3 Schlussfolgerungen über die Tätigkeit von Pro Helvetia in den Jahren 2004­2007

1948 1948 1949 1949 1950 1951

3 Die Eingabe von Pro Helvetia für die Finanzierungsperiode 2008­2011 3.1 Aufbau und Inhalte 3.2 Beurteilung der Eingabe 3.2.1 Übergeordnete Ziele 3.2.2 Schwerpunkte 2008­2011

1952 1952 1952 1953 1953

4 Auswirkungen 4.1 Finanzielle Auswirkungen 4.1.1 Auf den Bund 4.1.2 Auf Kantone und Gemeinden 4.2 Personelle Auswirkungen 4.3 Andere Auswirkungen

1955 1955 1955 1956 1956 1956

5 Verhältnis zur Legislaturplanung

1956

6 Vereinbarkeit mit internationalen Verpflichtungen der Schweiz

1956

7 Rechtliche Grundlagen

1956

8 Ausgabenbremse

1957

Anhang: Eingabe der Stiftung Pro Helvetia an das Eidgenössische Departement des Innern: Ziele und Finanzbedarf für die Finanzierungsperiode 2008­2011

1958

Bundesbeschluss über die Finanzierung der Tätigkeiten der Stiftung Pro Helvetia in den Jahren 2008­2011 (Entwurf)

2021

1942

Botschaft 1

Allgemeiner Teil

1.1

Zweck der Botschaft

Die Tätigkeit der Stiftung Pro Helvetia wird seit ihrem Bestehen durch den Bund finanziert. Der Bundesrat unterbreitet dem Parlament alle vier Jahre eine entsprechende Botschaft.

Diese Botschaft legt die Eingabe der Stiftung an das Eidgenössische Departement des Innern für die Jahre 2008­2011 dar. Die Eingabe ist Gegenstand einer Evaluation, die im ersten Teil der Botschaft vorgestellt wird und die Übereinstimmung der Eingabe mit dem gesetzlichen Auftrag der Stiftung entsprechend den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten beurteilt.

Die Kulturförderung durch den Bund hat mit Artikel 69 der im Jahr 2000 in Kraft getretenen neuen Bundesverfassung eine Verfassungsgrundlage erhalten. Der Bundesrat wird dem Parlament diesen Frühling ein entsprechendes Gesetz, das Kulturförderungsgesetz (KFG), unterbreiten. Die Grundlagen dieses Gesetzesentwurfs wurden von der Steuergruppe BV 69 vorbereitet, die aufgezeigt hat, in welchen Bereichen die Zusammenarbeit von Bundesstellen, Stiftung Pro Helvetia, Kantonen und privaten Förderern neu überdacht werden muss. Parallel zur Ausarbeitung des KFG wird das Bundesgesetz vom 17. Dezember 1965 betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» revidiert.

1.2

Rolle der Kultur

Die Kultur ist ein wesentlicher Teil des Lebens. Sie ist eine Quelle des Vergnügens und der Lebensfreude, und sie erlaubt es der Gesellschaft, über sich selbst nachzudenken und neue Wege zu beschreiten. Unter Kultur versteht man auch die Lebensweisen und Überzeugungen, die das Fundament einer Gesellschaft bilden.

Der Europarat definiert Kultur folgendermassen: «Kultur umfasst alles, was dem Individuum erlaubt, sich gegenüber der Welt, der Gesellschaft und auch gegenüber der Überlieferung zurechtzufinden, alles was dazu führt, dass der Mensch seine Lage besser begreift, um sie gegebenenfalls verändern zu können.» So verstanden ist die Kultur ein immer wichtiger werdender Faktor des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Die kulturpolitischen Aufgaben werden vielfältiger und genauer definiert.

Es geht nicht nur darum, Kulturgüter zu erhalten und das künstlerische Schaffen zu fördern, sondern auch darum, Mittel zu finden, um alle Bevölkerungsgruppen am kulturellen Leben zu beteiligen. Die Vermittlung ­ mit dem Ziel, den Zugang zur Kultur zu fördern ­ ist somit zu einem Schlüsselbegriff der Kulturpolitik geworden.

In der Schweiz ist der Austausch zwischen den Kulturen von grundlegender Bedeutung für den nationalen Zusammenhalt. In einem Land, in dem drei Sprachräume zusammenkommen und vier Landessprachen gesprochen werden, muss die Kultur in ihrer Vielfalt betrachtet und die Begegnung dieser vielfältigen Ausdrucksformen ermöglicht werden. Im Kontext der Globalisierung trägt die Kulturpolitik eines Staates auch zum Bild bei, das dieser der Welt vermittelt. Die kulturellen Werte der 1943

Schweiz bestimmen auch ihren Ruf im Ausland. Alle diese Aspekte müssen bei unseren Überlegungen zur Kultur mit einbezogen werden.

1.3

Die Kulturförderung des Bundes

1.3.1

Historischer Überblick

In der Schweiz macht das Subsidiaritätsprinzip die Kultur in erster Linie zur Angelegenheit der Kantone und Gemeinden. Die Kulturförderung durch den Bund geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Der Bund übernimmt 1886 in einem Bundesbeschluss für den Schutz historischer Denkmäler und 1887 in einem Bundesbeschluss betreffend «die Förderung und Hebung der schweizerischen Kunst» die Aufgabe, über den Schutz des kulturellen Erbes zu wachen, das schweizerische Kunstschaffen durch den Kauf zeitgenössischer Kunst zu unterstützen und ihre Verbreitung durch Ausstellungen zu fördern. Dies ist der Beginn der Kulturförderung durch den Bund. Kurze Zeit später entstehen zwei grosse Kulturinstitutionen: 1890 das Schweizerische Landesmuseum und 1894 die Schweizerische Landesbibliothek.

Die Stiftung Pro Helvetia wird 1939, unter den besonderen Bedingungen der Vorkriegszeit, gegründet und hat den Auftrag, die «geistigen Werte» der Schweiz zu verteidigen. Ursprünglich als Arbeitsgemeinschaft gebildet, erhält sie mit Bundesbeschluss vom 28. September 19491 den Status einer öffentlich-rechtlichen Stiftung.

Seit den Fünfzigerjahren und bis heute entwickelt die Stiftung ihre Tätigkeiten in der Unterstützung des Kunstschaffens und der Förderung des Kulturaustauschs. 1965 ersetzt das Gesetz betreffend die Stiftung «Pro Helvetia»2 den früheren Bundesbeschluss über die Stiftung. Dieses Gesetz ist heute noch in Kraft.

Ende der Sechzigerjahre wird die Kulturpolitik Gegenstand heftiger parlamentarischer Auseinandersetzungen. 1969 wird eine Kommission gebildet mit dem Auftrag, die kulturelle Situation des Landes zu untersuchen. Die nach ihrem Präsidenten benannte Kommission Clottu legt ihre Schlussfolgerungen in einem Bericht dar und spricht sich insbesondere für einen Verfassungsartikel zur Verankerung der Aktivitäten des Bundes im Bereich der Kultur aus.

1975 wird das Bundesamt für Kultur geschaffen, das mit der Umsetzung der Kulturpolitik des Bundes betraut ist und dem auch die Aufsicht über die Stiftung Pro Helvetia obliegt.

1.3.2

Stand der Gesetzesarbeit

Der Wille, dem Engagement des Bundes im Bereich der Kultur eine verfassungsmässige Grundlage zu geben, ist mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Bundesverfassung umgesetzt worden. Artikel 69 der neuen Bundesverfassung legt folgende Grundsätze fest:

1 2

AS 1949 1347 AS 1966 665

1944

Art. 69 1

Für den Bereich der Kultur sind die Kantone zuständig.

Der Bund kann kulturelle Bestrebungen von gesamtschweizerischem Interesse unterstützen sowie Kunst und Musik, insbesondere im Bereich der Ausbildung, fördern.

2

Er nimmt bei der Erfüllung seiner Aufgaben Rücksicht auf die kulturelle und die sprachliche Vielfalt des Landes.

3

Das in Ausarbeitung befindliche Kulturförderungsgesetz (KFG) soll den Kulturartikel der Bundesverfassung umsetzen. Parallel zum KFG wird das Gesetz betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» revidiert. Das KFG wird die Kulturförderung der Bereiche regeln, für die bislang eine gesetzliche Grundlage fehlt. Es wird die Hauptausrichtungen in der Kulturförderung festlegen, die Partnerschaft des Bundes mit den Kantonen und den Gemeinden bei kulturellen Aktivitäten ausbauen und die Aufgaben den verschiedenen öffentlichen Instanzen der Kulturförderung auf Bundesebene zuordnen.

Das Bundesgesetz von 1965 betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» (PHG) wird total revidiert und an die neuen Bedürfnisse angepasst. Die Stiftung wird damit ihre Tätigkeiten auf einen angepassten Gesetzestext abstützen können.

Im Hinblick auf diesen veränderten Gesetzesrahmen und in der Folge der Diskussionen über einige von Pro Helvetia gewährte Subventionsleistungen3 hat die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerats (WBK-SR) der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle den Auftrag zur Überprüfung der Stiftung Pro Helvetia erteilt. Der Mitte 2006 erschienene Bericht zeichnet ein insgesamt für die Stiftung positives Bild. Er hat allerdings einige Unzulänglichkeiten in den Funktionsabläufen der Stiftung aufgedeckt, denen bei der Revision des Gesetzes betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» Rechnung getragen werden soll.

1.4

Die Finanzierung der Kultur in der Schweiz

Die Gemeinden und die Kantone sind in der Schweiz die wichtigsten öffentlichen Finanzierungsquellen der Kultur: Rund die Hälfte der Mittel (48 Prozent) werden von den Gemeinden und 39 Prozent von den Kantonen aufgebracht. Weiter wird die Kultur in hohem Masse von der Privatwirtschaft finanziert. 2001 stammten 22 Prozent der in der Schweiz gewährten Unterstützungsbeiträge an die Kultur von privaten Geldgebern. Das waren 420 Millionen Franken. Im selben Jahr verfügte das Bundesamt für Kultur über ein Budget von 194,8 Millionen Franken und die Stiftung Pro Helvetia über eines von 31,6 Millionen Franken4. Der Bund beteiligt sich mit 13 Prozent an der öffentlichen Finanzierung der Kultur in der Schweiz. In erster Linie sind dafür das Bundesamt für Kultur und Pro Helvetia zuständig. Aber auch das Departement für auswärtige Angelegenheiten unterstützt Kulturprojekte im Rahmen seiner Aktivitäten im Bereich Entwicklung (Direktion für Entwicklung und 3

4

Siehe die Diskussion im Zusammenhang mit der Ausstellung des Schweizer Künstlers Thomas Hirschhorn «Swiss Swiss democracy» im Dezember 2004 im Centre culturel suisse in Paris.

Siehe Jahresbericht Pro Helvetia 2001 und Jahresbericht BAK 2001.

1945

Zusammenarbeit, DEZA), seiner diplomatischen Beziehungen (Kompetenzzentrum für Kulturaussenpolitik, KKA) und der Förderung des Auftritts der Schweiz im Ausland (Präsenz Schweiz).5 Diese fünf Stellen sind für die Kulturförderung auf Bundesebene zuständig und koordinieren ihre Aktivitäten in einer Arbeitsgruppe mit dem Namen Pentapartite. Die Aktivitäten der einzelnen Stellen werden unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Zielsetzungen festgelegt. Einige Überschneidungen bei den jeweiligen Aufgabenbereichen der verschiedenen Akteure auf Bundesebene in Kulturbelangen sind heute zwar noch festzustellen, sie sollten jedoch bei der Diskussion über das künftige Gesetz aufgehoben werden können.6 Der Bund wendet 0,3 Prozent seines Gesamtbudgets für die Kultur auf.7

1.5

Der Kulturauftrag des Bundesamtes für Kultur und der Stiftung Pro Helvetia

Die Kulturförderung in der Schweiz beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit des Bundesamtes für Kultur und Pro Helvetia. Ihre Tätigkeit ist subsidiär zu jener der Kantone und Gemeinden.

1.5.1

Das Bundesamt für Kultur

Das Bundesamt für Kultur (BAK) ist das zuständige strategische Organ für die Ausarbeitung und Umsetzung der Kulturpolitik des Bundes. Es nimmt die im strengen Sinn staatlichen, das heisst bundeshoheitlichen Aufgaben wahr. Es ist zuständig für die Ausarbeitung von Erlassen, für die Rahmenbedingungen sowie die internationalen Beziehungen und Abkommen im Bereich der Kultur.

Die Tätigkeit des Bundesamtes für Kultur ist auf zwei Ebenen ausgerichtet:

5

6

7 8

­

auf das kulturelle Schaffen und die kulturelle Vielfalt einerseits;

­

auf die Erhaltung und Vermittlung des kulturellen Erbes andererseits.8

Die DEZA widmet 1 % ihres bilateralen Budgets der Förderung der lokalen Kulturen ihrer Partnerländer. Das Kompetenzzentrum für Kulturaussenpolitik (KKA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verfügt über ein Budget von 1,5 Millionen Franken. Präsenz Schweiz verfügt über ein Budget von 10,3 Millionen Franken (2005, siehe Jahresbericht Präsenz Schweiz), wovon ein Teil für kulturelle Projekte eingesetzt wird.(Die genannten Beträge verstehen sich ohne Personal- und Betriebskosten).

In ihrer Eingabe formuliert Pro Helvetia unter Ziff. 4.3 diesbezüglich einige Überlegungen, namentlich über ihre Aufgabenzuordnung und jene des Kompetenzzentrums für kulturelle Aussenpolitik (KKA). Dies ist die stiftungseigene Meinung. Über diesen Punkt wird im Rahmen des Kulturförderungsgesetzes diskutiert.

Diese Beträge stammen aus dem Finanzplan des Bundes 2008­2011.

Der Pfeiler «Kulturschaffen und kulturelle Vielfalt» umfasst die Bereiche Film, Förderung der visuellen Künste und des Designs, Förderung der Minderheitensprachen und der Fahrenden, kulturelle Erwachsenenbildung sowie Schweizer Schulen im Ausland; der Pfeiler «Erhaltung und Vermittlung des kulturellen Erbes» umfasst den Bereich Denkmalschutz und Bewirtschaftung der Archive, Sammlungen des Bundes sowie den Dienst Internationaler Kulturgütertransfer und die Anlaufstelle für Raubkunst.

1946

Administrativ und budgetmässig mit dem BAK verbunden sind: ­

die Nationalbibliothek mit dem Schweizerischen Literaturarchiv, seit dem 1. Januar 2006 über eine Führung mit Leistungsauftrag und Globalbudget (FLAG);

­

die Museen des Bundes, d.h das Landesmuseum in Zürich mit der Zweigstelle Château de Prangins, das Musikautomatenmuseum in Seewen, das Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz, die Schlossdomäne Wildegg, das Schweizerische Zollmuseum Gandria, das Zunfthaus zur Meisen und das Museum Bärengasse in Zürich.

1.5.2

Pro Helvetia

Die Stiftung Pro Helvetia, die Schweizer Stiftung für Kultur, ist eine unabhängige Trägerin der Kulturförderung auf nationaler Ebene. Sie gewährt Subventionen und fördert die Kulturvermittlung und den Kulturaustausch in den Bereichen ­

visuelle Kunst,

­

Musik,

­

Literatur,

­

Theater,

­

Tanz

und in interdisziplinären Projekten, welche diese Sparten verbinden.9 Primäre Aufgabe der Stiftung ist die Förderung des schweizerischen Kulturschaffens, wobei der Schwerpunkt bei der zeitgenössischen Kultur liegt. Pro Helvetia erfüllt aber auch die Funktion eines Informations-, Dokumentations- und Kompetenzzentrums für das Schweizer Kunstschaffen.

Pro Helvetia besteht aus einem Stiftungsrat und einer Geschäftsstelle. Der Stiftungsrat ist das strategische Organ der Stiftung. Er setzt sich zusammen aus 25 Mitgliedern, die die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz vertreten, und wird alle vier Jahre vom Bundesrat gewählt. Der Stiftungsrat wählt die Mitglieder des Leitenden Ausschusses, den Direktor oder die Direktorin sowie weitere Funktionsträgerinnen und ­träger. Der Leitende Ausschuss sorgt für die Umsetzung der Leitlinien.

Die Geschäftsstelle ist das ausführende Organ und setzt die Beschlüsse des Stiftungsrats um. Sie kann im Rahmen der strategischen Ziele Gesuche um kleine Beiträge selbstständig behandeln10 sowie stiftungseigene Projekte entwickeln und durchführen. Seit den letzten Reorganisationen im Rahmen von Vision 70 besteht die Geschäftsstelle aus der Direktion und ihren Diensten sowie aus den drei Bereichen International, Programme und Kulturförderung. Letzterer umfasst fünf themati-

9

10

Der Film ist nicht Teil dieser direkt durch Pro Helvetia unterstützten Bereiche, da er einen Sonderstatus geniesst. Swiss Films, ein gemeinsames Gremium des Schweizerischen Filmzentrums (Stiftung), der Kurzfilmagentur (Verein) und Pro Helvetia wurde 2004 zur Promotion des Schweizer Films im In- und Ausland gegründet.

Die Eingaben, die 20 000 Franken überschreiten, müssen den Fachbereichsgruppen des Stiftungsrats unterbreitet werden. 88 Prozent der Gesuche werden direkt von der Geschäftsstelle des Stiftung behandelt.

1947

sche Bereiche (plus die Zusammenarbeit mit Swiss Films) und eine spartenübergreifende Koordinationsgruppe.

Pro Helvetia ist auf zwei Ebenen tätig: ­

Sie gewährt auf Grund von Gesuchen Subventionen an Kulturprojekte in den oben erwähnten Bereichen.

­

Sie führt eigene Projekte in kulturellen Bereichen durch, die sie als besonders bedeutend betrachtet und auf die sie einen Schwerpunkt legen will.

Sie führt zudem über das weltweite Netz der Aussenstellen und Verbindungsbüros Projekte im Ausland durch. Dank ihrer Aussenstellen kann Pro Helvetia die kulturelle Vertretung der Schweiz auf internationaler Ebene sicherstellen. Sie trägt zur Verbreitung des Schweizer Kulturschaffens bei, fördert den Austausch auf internationaler Ebene und entwickelt Projekte in Zusammenarbeit mit anderen Staaten.

Die Stiftung Pro Helvetia zählt 2007 56 Vollzeitstellen, davon 13 im Ausland.11 Ihr Budget für die Jahre 2004­2007 betrug 133,8 Millionen Franken.

2

Die aktuelle Situation der Stiftung Pro Helvetia

In einer zunehmend von Freizeit und Vergnügen geprägten Gesellschaft ist die Kultur zu einem Thema der öffentlichen Debatte geworden. Es stellen sich immer wieder dieselben Fragen: Welche Kultur soll unterstützt werden und wie? Welche Schwerpunkte sollen gesetzt werden, wenn die Beiträge der öffentlichen Hand gekürzt werden?

Die Rolle und die Funktionsweise der Stiftung Pro Helvetia wurden in den letzten Jahren auf breiter Basis diskutiert. Die Stiftung steht in einer Phase der Neuausrichtung, die mit dem neuen Gesetz, das die Zuständigkeiten neu regelt, abgeschlossen werden sollte.

2.1

Neuausrichtung der Stiftung Pro Helvetia

Die Stiftung hat in der Periode 2004­2007 das Ende der Neunzigerjahre in Angriff genommene, breit angelegte Reformprogramm weitergeführt. 2002 wurden eine neue Geschäftsordnung und eine neue Verordnung über die Subventionen der Stiftung erlassen. 2003 und 2004 führte die Stiftung auf ausdrückliches Verlangen des Parlaments Strukturreformen durch, um den Allgemeinen Aufwand zu senken. 2004 startete Pro Helvetia den Spezialplan «Vision 70»: Die operationellen Kredite sollen 70 Prozent des Gesamtbudgets der Stiftung ausmachen, die verbleibenden 30 Prozent sollen für die Deckung des Allgemeinen Aufwands genügen. Dieser wiederum ist unterteilt in Produktionskosten und Verwaltungskosten, wodurch die Lesbarkeit der Jahresrechnungen erleichtert wird. Die Produktionskosten umfassen die Kosten für die Kulturprogramme, welche die Stiftung selber durchführt sowie die Kosten für die Arbeit der Kulturinformation und für die Verbindungsbüros und Aussenstellen im Ausland. Die Verwaltungskosten umfassen alle Aufwendungen im Zusam11

70 Vollzeitstellen, davon 25 im Ausland, wenn man die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Schweizer Kulturprogramms für Südeuropa und die Ukraine mitzählt, das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA finanziert wird.

1948

menhang mit der Behandlung der Gesuche. Alle diese Kosten zusammen machten Ende 2006 31 Prozent des Gesamtbudgets aus. Die Stiftung hat ihren Allgemeinen Aufwand zwischen 2003 und 2006 um 2,5 Millionen Franken gesenkt.

Pro Helvetia hat die Strukturen ihrer Geschäftsstelle neu organisiert, vereinfacht und prozessorientierter ausgerichtet. Die Verwaltung und das Finanzmanagement wurden professionalisiert. Dank einer neuen Datenbank können die Gesuche rascher behandelt werden.

Wie die Stiftung in ihrer Eingabe ausführt, hat sie in der laufenden Periode Prioritäten setzen müssen. Sie wird in der kommenden Finanzierungsperiode den Plan «Vision 70» weiterverfolgen. Wir begrüssen die Bemühungen der Stiftung, ihr Ressourcenmanagement zu verbessern. Dies erlaubt ihr, schrittweise die von ihr selbst gesetzten Ziele zu erreichen und auf eine Konsolidierungsphase hinzuarbeiten.

2.2

Die Tätigkeit der Stiftung Pro Helvetia 2004­2007

Für die Periode 2004­2007 hat die Stiftung Pro Helvetia ein Budget von 179,5 Millionen Franken beantragt. Vom Parlament wurde ein Budget von 137 Millionen genehmigt. Auf Grund von Kürzungen verfügte die Stiftung schliesslich für diese Periode über 133,8 Millionen Franken. 2005 wendete Pro Helvetia 44 Prozent ihres Budgets für nationale und 56 Prozent für internationale Projekte auf.

2.2.1

Neuausrichtung der internationalen Politik

Die Stiftung hat in der Periode 2004­2007 ihre internationale Präsenz neu ausgerichtet und ihr Aussenstellennetz neu organisiert. So hat sie auf ihre Niederlassungen in Bratislava, Prag und Budapest verzichtet und dafür ein Verbindungsbüro in Warschau geschaffen. Das Kulturzentrum in Mailand wurde eine Filiale des Schweizerischen Instituts in Rom (SIR), das sich künftig um ganz Italien kümmert. Mit dieser Neuorientierung der Aussenstellen der Stiftung wurden die nötigen Mittel freigesetzt, um die Eröffnung neuer Niederlassungen an kulturell besonders interessanten Orten zu planen: 2007 in Neu-Delhi, 2010 in Shanghai.

Parallel zu dieser geografischen Umstrukturierung möchte die Stiftung Pro Helvetia ihre Präsenz in einigen Schlüsselländern sicherstellen, indem sie die Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) ausbaut, entsprechend dem Modell des Schweizerischen Instituts in Rom (SIR). Das SIR wurde im Oktober 2005 wieder eröffnet und beruht auf einem Partnerschaftsabkommen zwischen dem Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), dem BAK, der Stiftung Pro Helvetia und dem SBF. In diesem Abkommen verpflichten sich die verschiedenen Organe, das Institut mit den für die Erfüllung seines Auftrags nötigen Finanz- und Infrastrukturmitteln auszustatten. Pro Helvetia und das SBF planen bereits solche Formen der Zusammenarbeit für die Verbindungsbüros in Neu-Delhi und Shanghai.

Die Projekte wurden unter starker Mitwirkung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) durchgeführt. Zudem wurde im Mai 2005 ein Abkommen zwischen dem Eidgenössischen Departement des Innern und dem EDA abgeschlossen, das die Zuständigkeiten zwischen der Stiftung Pro Helvetia und dem Kompetenzzentrum für Kulturaussenpolitik des EDA regelt. In ihrer Eingabe 1949

stellt Pro Helvetia die Wirksamkeit dieses Abkommens in Frage12 und schlägt vor, die kulturellen Aktivitäten im Ausland unter die Leitung von Pro Helvetia zu stellen.

Der Bundesrat teilt die Ansicht der Stiftung über die Wirksamkeit des Abkommens nicht. Die Aufgabenteilung zwischen den verschiedenen im Bereich Kultur aktiven Bundesstellen ist einer der Punkte, die in den in Vorbereitung befindlichen Gesetzen über die Kulturförderung und die Stiftung Pro Helvetia geregelt werden. Sollte eine Neuregelung der Zuständigkeiten vorgeschlagen werden, so muss sie in diesem Rahmen diskutiert werden.

2.2.2

Schwerpunkte

Die Stiftung Pro Helvetia hat in der Periode 2004­2007 den Akzent auf drei Schwerpunkte gelegt.

Im Bereich Tanz hat die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem BAK ein Pilotprojekt zur Tanzförderung entwickelt mit dem Ziel, die Verbreitung und das Sichtbarmachen des Tanzes in der Schweiz im In- und Ausland zu verbessern, die bestehenden Infrastrukturen zu konsolidieren und die Aus- und Weiterbildung der Sparte sicherzustellen. In einem neu gebildeten nationalen Netzwerk arbeiten die Städte, die Kantone und der Bund zusammen, wobei sie sich auf die bestehenden Synergien stützen. Konkret wurden dreijährige «kooperative Fördervereinbarungen» abgeschlossen zwischen verschiedenen staatlichen Stellen einerseits und Tanzkompanien andererseits, dank denen die Projekte freier Tanzkompanien mittelfristig gesichert sind. Diese im Tanzbereich entwickelte Form der Partnerschaft könnte sich auch in anderen Kultursparten bewähren. Das Projekt Tanz hat somit in der Schweiz neue Perspektiven der Kulturförderung eröffnet.

Im Bereich der Verständigung im Inland verfolgte Pro Helvetia ein doppeltes Ziel: einerseits die Förderung des Austauschs mit den fremden Kulturen in der Schweiz, andererseits die Auseinandersetzung mit dem Reichtum der Volkskultur im Sinne einer Erweiterung des Kulturbegriffs. Dieses für den nationalen Zusammenhalt der Schweiz sehr wesentliche Ziel wurde durch eine vertiefte Beschäftigung mit Projekten zu diesem Thema verfolgt. So ist insbesondere auf den Erfolg des Programms swixx ­ Kulturelle Welten der Schweiz hinzuweisen, dank dem sich zahlreiche Veranstaltungen rund um das Thema des Kulturaustauschs gebildet haben. Das 2006 für zwei Jahre lancierte Programm Echos ­ Volkskulturen für morgen regte eine grundsätzliche, ein breites Publikum ansprechende Reflexion über den schweizerischen Identitätsbegriff an. Mit dem Schwerpunktprogramm der Periode 2004­2007 schaffte Pro Helvetia einen Überblick über die kulturelle Vielfalt der Schweiz.

Dieses Thema wird für die Stiftung auch in den kommenden Jahren von grundlegender Bedeutung bleiben, auch wenn es nicht mehr als Schwerpunkt bezeichnet wird.

Die kulturelle Repräsentation der Schweiz im Ausland wurde in der Periode 2004­2007 als prioritär bezeichnet und der interkulturelle Dialog zum Schwerpunkt der Stiftung Pro Helvetia erklärt. Die Aktivitäten
sollten zu einer verbesserten Wahrnehmung der Schweizer Kultur im Ausland beitragen und zu dauerhaften Partnerschaften mit anderen Staaten führen. Das Programm L'autre Méditerranée hat Brücken geschlagen zwischen europäischen und arabischen Kunstschaffenden, 12

Siehe Anhang Punkt 4.3. «Zusammenarbeit mit anderen Bundesstellen».

1950

Schriftstellern und Schriftstellerinnen sowie Journalistinnen und Journalisten, was zu einem besseren Verständnis zwischen den beiden Kulturen beigetragen hat. Dank vermehrter Bemühungen um die Übersetzung von Werken von Schweizer Autorinnen und Autoren konnte die nationale Literatur über die Grenzen hinaus verbreitet werden. Das Festival 0406 Swiss Contemporary Arts in Japan verdient dabei eine besondere Erwähnung. Es umfasste mehr als 40 Projekte aus verschiedenen Sparten in zehn verschiedenen Städten, war von hoher künstlerischer Qualität und wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen. Es erregte in Japan auch grosse mediale Aufmerksamkeit. Das Projekt wurde zu 50 Prozent von japanischen Partnerinstitutionen finanziert und ermöglichte darüber hinaus die Schaffung erster Grundlagen für die Zusammenarbeit bei Kulturprojekten zwischen Pro Helvetia und ihren ausländischen Partnern. Solche Partnerschaften für internationale Kulturprojekte wird die Stiftung künftig weiter ausbauen. Sie hat für die Periode 2008­2011 die Koproduktionen zum Schwerpunkt erklärt.

2.3

Schlussfolgerungen über die Tätigkeit von Pro Helvetia in den Jahren 2004­2007

Die Schlussfolgerungen aus der Evaluation der Tätigkeiten der Stiftung Pro Helvetia in der Periode 2004­2007 sind positiv. Die Stiftung hat ihre Ziele im Rahmen der verfügbaren Mittel erreicht. Sie hat anerkanntermassen ihre Organisation tiefgreifend überarbeitet. Sie nähert sich immer mehr ihrem Ziel «Vision 70», hat sie doch 2006 den Allgemeinen Aufwand auf 31 Prozent ihres Gesamtbudgets reduziert.

Insgesamt hat die Stiftung Pro Helvetia ihre Aufgabe kohärent erfüllt und beträchtliche Anstrengungen unternommen, um ihre Ziele den Budgetkürzungen anzupassen.13 Sie hat ihre Präsenz im Ausland neu strukturiert, ihr Aussenstellennetz neu organisiert und sich bei internationalen Projekten um die Zusammenarbeit bemüht, so dass ihre Kosten gesenkt werden konnten. Sie hat auf Synergien mit den Partnern in der Bundesverwaltung, insbesondere mit dem SBF gesetzt, um ihre Präsenz auf internationaler Ebene zu verstärken, ein Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten realisiert wird.

Die Reform der Stiftung ist auf guten Wegen. Die kommende Periode sollte es der Stiftung ermöglichen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Stellung zu festigen, wozu ihr das neue Gesetz über die Stiftung Pro Helvetia den nötigen rechtlichen Rahmen bieten wird.

13

Die Stiftung hat im Lauf dieser Periode insbesondere 13 Vollzeitstellen aufgehoben.

1951

3

Die Eingabe von Pro Helvetia für die Finanzierungsperiode 2008­2011

3.1

Aufbau und Inhalte

Die Eingabe gliedert sich in 5 Teile.

Im ersten Teil äussert sich die Stiftung über das veränderte gesellschaftliche und kulturelle Umfeld, in dem sie tätig ist.

Im zweiten Teil geht es um die Finanzierungsperiode 2004­2007, die laufenden Aktivitäten und die Schwerpunktprogramme.

Der dritte Teil ist den Zielen und Schwerpunktprogrammen der Stiftung in der Finanzierungsperiode 2008­2011 gewidmet.

Im vierten Teil der Eingabe geht es um die Frage der Kosten und vor allem der Restrukturierung der Stiftung nach dem Prinzip «Vision 70»: 30 Prozent des Gesamtbudgets sollen für den Allgemeinen Aufwand und 70 Prozent für die Unterstützung von Projekten aufgewendet werden. In diesem Teil wird auch die Beziehung der Stiftung zu den anderen im Kulturbereich tätigen Bundesstellen erläutert.

Im fünften Teil führt die Stiftung ihre Finanzeingabe detailliert aus. Die Finanzbedürfnisse der Stiftung werden insgesamt (mit den Schwerpunktprogrammen, den verschiedenen Bereichen und den Produktions- und Administrationskosten) auf 143,8 Millionen Franken beziffert, wobei 18,2 Millionen Franken auf die Schwerpunktprogramme und 125,6 Millionen Franken auf den Grundauftrag der Stiftung entfallen.

3.2

Beurteilung der Eingabe

Pro Helvetia legt umfassend und vertieft Rechenschaft ab über ihre Ziele für die Finanzierungsperiode 2008­2011. Sie stellt ein Programm vor, das in kohärenter Weise eingeht auf die gegenwärtigen kulturellen Herausforderungen der Schweiz.

Diese sind vielfältig und erwachsen sowohl aus den Bedürfnissen der künstlerischen und kulturellen Kreise als auch aus den Erwartungen des Publikums und den Forderungen der Politik.

Für die Entscheidungen der Stiftung bei ihrer Subventionspolitik ist nicht die Verwaltung zuständig. Seit der Gründung im Jahr 1939 haben sich die Ziele und Aufgaben der Stiftung Pro Helvetia verändert. Sie wurde als eine von der Bundesverwaltung getrennte Einheit geschaffen, um ihre Unabhängigkeit sicherzustellen. Heute verfolgt die Stiftung andere Ziele als früher: Es geht weniger um die geistige Verteidigung der Schweiz als vielmehr um die Verteidigung einer freien und unabhängigen Kultur und deren Vielfalt. Für die Periode 2008­2011 setzt sich Pro Helvetia einerseits übergeordnete Ziele, die ihr Basisprogramm leiten, und andererseits Schwerpunkte, auf welche die Stiftung den Akzent legen möchte.

Die Eingabe ist kohärent und in Bezug auf die Bedürfnisse des schweizerischen Kulturlebens überzeugend formuliert. Der Bundesrat ist jedoch der Ansicht, dass Einsparungsanstrengungen notwendig sind, um mit dem Finanzplan des Bundes für die Jahre 2007­2011 in Einklang zu kommen. Er schlägt vor, der Stiftung Pro Helvetia anstelle der beantragten 143,8 Millionen Franken einen Betrag von 135 Millionen Franken für die Finanzierung ihrer Tätigkeiten zu bewilligen.

1952

3.2.1

Übergeordnete Ziele

In ihrem kontinuierlichen Einsatz für die Verständigung zwischen den kulturellen Gemeinschaften der Schweiz will Pro Helvetia den sprachlichen Aspekten der Kulturprojekte besondere Aufmerksamkeit schenken. Das betrifft die Übersetzung, die die Stiftung zu einem ihrer Schwerpunkte erklärt hat, aber auch die Kommunikation und die Verbreitung der Projekte in den verschiedenen Sprachregionen.

Pro Helvetia möchte das Prinzip der Partnerschaft, das sie mit den Kantonen und Städten im Rahmen des Projekts Tanz angewendet hat, auf andere künstlerische Bereiche ausdehnen und kooperative Fördervereinbarungen abschliessen, mit dem Ziel, die Kosten für alle Partner zu reduzieren und die Unterstützung der Kunstschaffenden zu verbessern.

Pro Helvetia möchte die Praxis der Kofinanzierung von Kulturprojekten mit internationalen Partnern intensivieren. Darüber hinaus möchte Pro Helvetia die Beziehungen zu ihren Partnerinstitutionen im Ausland ausbauen mit dem Ziel, Abläufe zu optimieren und die Reflexion über die Aufgaben weiterzuführen. Sie setzt sich dafür ein, über ihre Partnerschaft mir dem SBF ein internationales Netzwerk zu schaffen14.

Die Stiftung sieht einerseits vor, die Instrumente zur Evaluation von Projekten zu verbessern, andererseits aber auch ihre Verwaltungskosten dank besserer Instrumente zu stabilisieren.

Weiter legt Pro Helvetia die Schwerpunkte für die kommende Periode fest.

3.2.2

Schwerpunkte 2008­2011

Pro Helvetia legt für die Jahre 2008­2011 vier Schwerpunkte fest: die Kultur- und Kunstvermittlung, den Austausch mit Asien, die Übersetzungen und die Koproduktionen zwischen der Schweiz und dem Ausland.

Kultur- und Kunstvermittlung und Kommunikation Pro Helvetia versteht ihren Auftrag umfassend und beschränkt ihr Handeln nicht auf die Unterstützung von Kulturprojekten, sondern zieht auch die Rezeption durch das Publikum mit in Betracht. Im Sinn von Angebot und Nachfrage unterscheidet sich die Kultur von einem anderen Produkt auf dem Markt durch die Tatsache, dass der «Konsument» oder die «Konsumentin» oft das angebotene Produkt nicht kennt: Er oder sie verfügt nicht über die Bildung, Empfehlungen oder nicht einmal über die grundsätzlichen Informationen, die nötig sind, um das Angebot einschätzen zu können. Pro Helvetia hat daher für die Jahre 2008­2011 einen Schwerpunkt festgelegt: Unterstützung von Vermittlungsformen, die den verschiedenen Publikumssegmenten und den aktuellen Kommunikationsformen entsprechen. Jedes Publikum muss gezielt und unter Berücksichtigung seiner jeweiligen Besonderheiten angesprochen werden.

14

Alle Projekte werden mit der Beratung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten realisiert.

1953

Die Stiftung will einen besseren Zugang zur Kultur für jedes Publikum fördern. Sie möchte, ausgehend von Analysen der Erfahrungen des Auslands, in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Städten Vermittlungsmodelle entwickeln. Diese Modelle könnten von den Kulturakteuren selbst umgesetzt werden, wodurch die gesamte schweizerische Kulturszene an Sichtbarkeit gewinnen würde. Der Bundesrat begrüsst den Willen von Pro Helvetia, ihre Tätigkeit auf die Kultur- und Kunstvermittlung auszurichten.

Austausch mit Asien Die Förderung des Dialogs mit anderen Kulturen ist Teil der Aufgaben von Pro Helvetia. Über diesen Austausch können die Schweizer Kunstschaffenden neue Erfahrungen gewinnen und sich in der internationalen Szene positionieren. In einer globalisierten Wirtschaft bedeutet Kulturaustausch immer auch Kontakte mit den Schwellenländern. Der Aufbau von Beziehungen mit diesen ist sehr wichtig. Der Kulturaustausch erfüllt verschiedene Zwecke, die sich nicht widersprechen, sondern ergänzen.

Aufgrund der neuen Dynamik Indiens und Chinas und der sowohl kulturellen als auch wirtschaftlichen Entwicklung in diesen Ländern hat Pro Helvetia 2007 ein neues Verbindungsbüro in Neu-Delhi eröffnet und plant ein weiteres in Shanghai.

Mit diesen Initiativen sollen die Bemühungen um einen Austausch mit den beiden Ländern noch verstärkt werden. Pro Helvetia schlägt deshalb zu Recht den Austausch mit Asien als Schwerpunktprogramm für die Jahre 2008­2011 vor.15 Der Bundesrat ist sich der Bedeutung des Austauschs für die Kultur, der Bedeutung der Netzwerke auf diplomatischer Ebene und der Herausforderung, welche die asiatischen Regionen für die Zukunft Europas darstellen, bewusst und heisst deshalb die Wahl dieses Schwerpunktprogramms gut.

Übersetzung Für unsere Kulturschaffenden ist der Kulturaustausch mit dem Ausland und im Inland gleichermassen wichtig. Der erste Schritt für die Verständigung und das Einvernehmen zwischen den Kulturgemeinschaften in der Schweiz ist die Förderung der Übersetzungen.

Pro Helvetia kommt im Bereich der Übersetzung in der Schweiz eine grundlegende Rolle zu, und ihr Beitrag zur Verständigung zwischen den Sprachregionen der Schweiz ist von wesentlicher Bedeutung. Die Gesuche um Unterstützung im Bereich Übersetzung auf nationaler Ebene nehmen zu, was ein sehr positives Zeichen für den Austausch
zwischen den Sprachkulturen unseres Landes ist. Um diese Rolle weiterhin wahrnehmen zu können und den Dialog zwischen den Kulturen in der Schweiz zu fördern, hat Pro Helvetia ein Schwerpunktprogramm Übersetzung beschlossen.

Mit diesem Programm will Pro Helvetia in Übereinstimmung mit ihrer Politik des internationalen Kulturaustauschs den Austausch mit den Ländern fördern, mit denen sie ihre Kontakte ausgebaut hat, d.h. mit Indien, Osteuropa und Asien.

Der Bundesrat ist überzeugt, dass es notwendig ist, die Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturgemeinschaften unseres Landes zu fördern, um den Zusammenhalt sicherzustellen. Er anerkennt deshalb die grundlegende Bedeutung der 15

Projekte unter Einbezug des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten

1954

Stiftung Pro Helvetia, dank der die Autorinnen und Autoren der Schweiz kontinuierlich über die Sprachgrenzen hinweg bekannt geworden sind. Er unterstützt auch die Ansicht, dass der Austausch mit anderen Ländern und anderen Kulturen dank der Übersetzung als Schritt zu einem gegenseitigen Verständnis erleichtert wird.

Koproduktionen Schweiz-Ausland Bestätigt durch den Erfolg bei Veranstaltungen wie 0406 Contemporary Arts in Japan, hat sich Pro Helvetia zum Ziel gesetzt, die Koproduktionen mit fremden Ländern für punktuelle Anlässe weiter auszubauen. Mit der Zusammenlegung von finanziellen Mitteln, aber auch von Know-how und Kompetenzen kann der Austausch mit anderen Ländern verstärkt werden und gleichzeitig sehr direkt zur Verbreitung der Schweizer Kultur im Ausland beigetragen werden. Weiter fördern die Koproduktionen den Austausch und die Weiterbildung der Schweizer Kunstschaffenden und tragen so zur internationalen Öffnung der Schweizer Kulturakteure bei.

Der Bundesrat ist überzeugt, dass es sinnvoll ist, die Koproduktionen von Kulturprojekten mit dem Ausland zu fördern. Er heisst die Wahl dieses Schwerpunktprogramms der Stiftung gut.

4

Auswirkungen

4.1

Finanzielle Auswirkungen

4.1.1

Auf den Bund

Der Stiftung Pro Helvetia wird nach unserem Antrag für die Beitragsperiode 2008­2011 ein Zahlungsrahmen von insgesamt 135 Millionen Franken bewilligt.

Antrag Bundesrat 2008

33 000 000

2009

34 000 000

2010

34 000 000

2011

34 000 000

Total

135 000 000

Gemäss Artikel 20 Absatz 2 des Finanzhaushaltgesetzes vom 7. Oktober 200516 kann ein Zahlungsrahmen insbesondere dann festgesetzt werden, wenn Zusicherungen und Zahlungen in das gleiche Jahr fallen und gleichzeitig eine längerfristige Ausgabensteuerung geboten ist.

16

SR 611.0

1955

4.1.2

Auf Kantone und Gemeinden

Die Vorlage hat keine direkten Auswirkungen auf die Kantone und Städte bzw.

Gemeinden. Auch wenn die Stiftung ihre Mittel ergänzend zu weiteren Geldgebern auszurichten sucht, kann daraus keine Verpflichtung anderer öffentlicher Kulturförderungsstellen abgeleitet werden.

4.2

Personelle Auswirkungen

Die Vorlage hat keine direkten Auswirkungen auf den Personalbestand des Bundes.

4.3

Andere Auswirkungen

Die Vorlage hat keine direkten Auswirkungen auf die übrigen Bundesstellen, die sich mit kulturellen Fragen befassen.

5

Verhältnis zur Legislaturplanung

Die Vorlage ist im Bericht über die Legislaturplanung 2003­2007 (BBl 2004 1149) angekündigt.

6

Vereinbarkeit mit internationalen Verpflichtungen der Schweiz

Die Vorlage berührt keine internationale Verpflichtung der Schweiz.

7

Rechtliche Grundlagen

Die Finanzierung der Tätigkeiten von Pro Helvetia stützt sich auf Artikel 69 Absatz 2 der Bundesverfassung (BV)17.

Die Zuständigkeit der Bundesversammlung ergibt sich aus Artikel 167 BV (Budgetkompetenz). Die gesetzliche Grundlage für die Verwendung des Kredits bildet Artikel 3 Absatz 1 des Bundesgesetzes vom 17. Dezember 196518 betreffend die Stiftung «Pro Helvetia». Der Kreditbeschluss ist nicht rechtsetzender Natur und damit in die Form eines einfachen Bundesbeschlusses zu kleiden. Als solcher untersteht er gemäss Artikel 163 Absatz 2 BV und Artikel 25 Absatz 2 des Parlamentsgesetzes vom 13. Dezember 2002 (ParlG)19 nicht dem Referendum.

17 18 19

SR 101 SR 447.1 SR 171.10

1956

8

Ausgabenbremse

Der beantragte Zahlungsrahmen unterliegt der Ausgabenbremse (Art. 159 Abs. 3 Bst. b BV).

1957

Anhang

Eingabe der Stiftung Pro Helvetia an das Eidgenössische Departement des Innern: Ziele und Finanzbedarf für die Finanzierungsperiode 2008­2011

1958

Zusammenfassung Mit dieser Eingabe an die eidgenössischen Räte macht die Kulturstiftung Pro Helvetia für die Jahre 2008­2011 einen Finanzierungsbedarf von 143,8 Mio. Franken geltend. Das sind 6,8 Mio. mehr als der Rahmenkredit für die Periode 2004­2007.

Die Stiftung stützt sich auf einen unverändert hohen Bedarf für ihre Basisaktivitäten, mit denen sie wichtige Unterstützungsleistungen für alle Landesteile und alle künstlerischen wie kulturellen Ausdrucksformen erbringt. Sie stärkt damit das kulturelle Selbstbewusstsein des Landes, den Respekt der Kulturen vor- und das Verständnis der verschiedenen Kulturen im Lande füreinander.

Ebenso ist die Mehrzahl der kulturellen Auftritte der Schweiz im Ausland ohne Unterstützung durch Pro Helvetia nicht denkbar. Mehr noch: Die wachsende globale Vernetzung verstärkt das Bedürfnis nach kulturellem Austausch. Pro Helvetia kann dazu Entscheidendes beitragen. Kultur hat als Mittel im Kampf um Aufmerksamkeit, als Medium der Auseinandersetzung und als Lernfeld im internationalen Kontext mächtig an Gewicht gewonnen. Alle drängen auf die Kulturbühne. Die Schweiz darf nicht zurückstehen.

Das Grundprogramm ist mit 125,6 Mio. Franken veranschlagt.

Die Stiftung wird, basierend auf sorgfältiger Evaluation, ihre administrativen Prozesse weiter optimieren.

In vier Bereichen will die Stiftung in der nächsten Finanzierungsperiode Schwerpunkte setzen: Einmal im «Austausch mit Asien». Der Aufstieg Chinas und Indiens hat mächtige kulturelle Kräfte geweckt und Potenziale freigelegt. Den Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich mit der globalen Kräfteverschiebung ergeben, muss auch die Kultur sich stellen, und zwar im Interesse von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.

Einen zweiten Schwerpunkt will die Stiftung im Inland unter dem Titel «Vermittlung» setzen. Sie geht von der Feststellung aus, dass das Kulturangebot dank breiter Förderung in den letzten zwanzig Jahren prächtig gediehen ist, verschiedene Bevölkerungsgruppen davon aber nicht profitieren. Über vier Jahre hinweg will Pro Helvetia mit Kantonen und Städten zusammen Modelle entwickeln, wie neue Publikumsschichten gewonnen und wie neue Bedürfnisse in wertvolle kulturelle Arbeit übersetzt werden können.

Je gesättigter der Buchmarkt, umso unwägbarer die Risiken für die Übersetzung wichtiger Werke unserer
Literaturen in andere Sprachen: Hier abzuhelfen und mit Schweizer Verlagen langfristige Übersetzungsprogramme zu entwickeln ist eines der ehrgeizigen Ziele des Schwerpunktes «Übersetzung». Ein weiteres betrifft Übersetzungen in die Sprachen anderer Länder. Der Zerfall der Blöcke hat neue Märkte eröffnet, in die mit bescheidenem Mitteleinsatz vorzudringen sich lohnte.

Osteuropa wie Asien sind Lesegesellschaften; hier bieten sich einmalige Chancen, Schlüsselwerke der Schweizer Literatur in die Welt hinauszutragen.

Der vierte Schwerpunkt trägt den Titel «Internationale Koproduktionen». Die Erfahrungen aus grösseren Projekten lehren, dass grenzüberschreitenden Zusammenarbeiten zwischen Kulturschaffenden der Schweiz und anderer Länder das ermöglichen, was wir allgemein als Austausch, Dialog und Lernen bezeichnen. Koproduktionen sind auch ideale Möglichkeiten, die Ergebnisse der Kulturarbeit im Ausland in die Schweiz zurückzuspiegeln. Mit diesem Schwerpunkt will Pro Helvetia nicht selber 1959

Koproduktionen planen, sondern Anreize für Kulturschaffende und Veranstalter schaffen, die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit ausländischen Partnern zu suchen und die Ergebnisse hüben wie drüben zu zeigen.

Für die Schwerpunkte sind 18,2 Mio. Franken vorgesehen.

Nach einer Periode der Reorganisation und des Sparens (mit einer Senkung der Administrations- und Produktionskosten um einen Sechstel) will die Stiftung ihre Kräfte ab 2008 wieder voll auf die Kulturarbeit konzentrieren und mit motiviertem Personal ihren Auftrag erfüllen: Förderung des vielfältigen kulturellen Schaffens im Lande, Austausch zwischen den vielen Kulturen innerhalb der Grenzen und über die Grenzen hinweg, letzteres in produktiver Zusammenarbeit mit den diplomatischen Vertretungen der Schweiz und mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung.

Kultur formt. Unser Land. Unsere Selbstwahrnehmung. Und die Weise, wie die anderen uns sehen. Sie ist unaufhörliches Lernen.

Hinweis: Wo im Text dieser Eingabe bei Personen die männliche Form erscheint, ist die weibliche immer mit gemeint.

1960

Einleitung Mit dieser Eingabe zieht die Stiftung Pro Helvetia eine vorläufige Bilanz der laufenden Finanzierungsperiode (vorläufig deshalb, weil dieser Text im Sommer 2006, also nach gut der Hälfte der analysierten Periode, geschrieben werden muss) und legt ihren Finanzbedarf für die Periode 2008­2011 dar. Dabei unterscheidet sie wie in der Vergangenheit zwischen: ­

dem Basisprogramm, also jenen zahlreichen Aufgaben, die einer kontinuierlichen Arbeit bedürfen und deren Erfüllung das gesetzlich geforderte Minimum darstellt. Das Basisprogramm mag unspektakulär wirken und aus Hunderten kleiner Elemente bestehen; es ist jedoch jener Teil der Aktivitäten von Pro Helvetia, der kulturelle Vielfalt und Nachhaltigkeit am besten illustriert; und

­

den Schwerpunkten als Bereichen, in denen besonderer Handlungsbedarf besteht, gekoppelt an erhöhten Mitteleinsatz. Solche Schwerpunkte ergeben sich aus kulturpolitischen Fragen oder aus neuen Bedürfnissen auf Grund globaler Verschiebungen.

Diese Eingabe stützt sich auf das Gesetz betreffend die Stiftung «Pro Helvetia» von 1965. Sie folgt, was die Struktur angeht, der letzten Eingabe, welche im Herbst 2003 von den Räten behandelt wurde. Im Unterschied zum Text von 2003 präsentiert sie sich im Interesse der Lesbarkeit rein linear und verzichtet auf die Matrix von Fachbereichen und Schwerpunkten. Die Schwerpunkte werden nur in ihren eigenen Kapiteln thematisiert, in den Abschnitten zu den einzelnen Fachbereichen höchstens gestreift. Mehr als vor vier Jahren begreift die Stiftung Schwerpunkte als transversale Projekte, in denen nicht die einzelnen Ausdrucksformen ­ Musik, Literatur, Fotografie, usw. ­ im Vordergrund stehen, sondern die angestrebte Wirkung, welche aus der Synergie der Einzelteile entsteht. Das Wirkungsziel verlangt Flexibilität; deshalb haben die unter den Schwerpunkten genannten Projekte Vorschlagscharakter; sie sind mit den jeweiligen Partnern zu erhärten und zu verfeinern.

1 1.1

Verändertes Umfeld Die internationale Kulturoffensive

Die Schweiz ist eine Stimme unter vielen im Konzert der Nationen. Keine unbedeutende, wenn wir ihr wirtschaftliches Gewicht und ihre Rolle in den internationalen Organisationen betrachten. Doch damit sie gehört wird, muss sie spielen! Und ­ um im Bild zu bleiben ­ ihre Instrumente pflegen.

Die Kultur ist nur ein Ton im grossen Akkord, doch wenn dieser Ton fehlt, klingt die Musik fad und die Welt hört weg. Kultur in ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt ist der unerlässliche Bestandteil der internationalen Existenz einer Nation; sie ist das Fluidum, das den Beziehungen Tiefe verleiht. Selbst wo unsere Beziehungen zu anderen Staaten primär wirtschaftlich oder politisch bestimmt sind, braucht es die Kultur, um der Zweckorientierung eine humane Dimension, eine gesellschaftliche Orientierung zu geben. Denn was die Völker schlussendlich erkennbar macht, sind nicht die Waren, sondern die kulturellen Werte.

1961

Das lässt sich an drei Beispielen aus den letzten 50 Jahren gut verfolgen. Bis in die 60er Jahre hinein betrieben die Vereinigten Staaten in Europa systematische Kulturdiplomatie. Sie präsentierten ihre Kultur von Jazz über Pop, Literatur und Film in einer vielfältigen, von kommerziellen Interessen freien Weise. Diese Kulturoffensive trug Wesentliches zum guten Image der Vereinigten Staaten als Land der Freiheit und des Aufbruchs bei, und sie war erheblich am kulturellen Umbruch beteiligt, welcher Europa 1968 erfasste. Der Verzicht auf diese Art der Beziehungspflege, gefolgt von der Überhandnahme der kommerziellen Kulturindustrie, brachte den ersten grossen Einbruch in der Wertschätzung Amerikas durch die europäischen Nationen. Der Anholt-GMI Nation Brands Index vom Herbst 2005, basierend auf der Befragung von 10 000 Meinungsführern in den 25 wichtigsten Nationen der Welt, lässt die USA auf Platz 11 zurück fallen und die Schweiz aufholen auf Platz 3!

Als Schlüsselfaktor für ein Länderimage bezeichnet Simon Anholt die Kultur, da sie «wertneutral» sei, also nicht der Politik gehorche. Wenig erstaunlich, hat das amerikanische Aussenministerium im Frühling 2006 Mitarbeiter nach Europa entsandt, um bei den europäischen Kulturinstituten in Erfahrung zu bringen, wie erfolgreiche Cultural Diplomacy heute funktioniert.

Japan umgekehrt hat einen beispiellosen Aufstieg zur Industriemacht hinter sich.

Doch erst, nachdem das Land begonnen hatte, in den kulturellen Austausch zu investieren, erschien der Aufstieg für die übrigen Industrieländer nicht mehr als Bedrohung, sondern als Chance ­ Chance, kulturelles Neuland zu entdecken, die eigene Kultur mit neuen Ideen und Konzepten zu befruchten. Kein Zufall denn, dass die Japan Foundation, das Pendant zu Pro Helvetia, 1972 ins Leben gerufen wurde, als das Land zum wirtschaftlichen Höhenflug ansetzte.

China schliesslich erlebt seinen Aufstieg zu einem Global Player in diesen Jahren.

Auch diesen Aufstieg begleitet ein immer intensiverer kultureller Austausch. Industrielle Potenz ist ohne kulturelle nicht vorstellbar; gemessen an seiner Wirtschaftskraft muss ein Land wie China über tiefe und reiche Quellen verfügen. Das Reich der Mitte selbst stimuliert den kulturellen Austausch auf allen Ebenen. Seine Behörden sind sich nur zu bewusst, dass das industrielle
Wunder in einen kulturellen Dialog übersetzt werden muss, und tun alles, diesen in Gang zu setzen, u.a. mit regelmässigen hochrangigen Kulturdelegationen in die europäischen Länder. In Deutschland will das Land in Kürze drei Kulturinstitute eröffnen. Europäische Kultur in China, chinesische in Europa ­ das ergänzt unsere Wahrnehmung vom Riesenreich, der Austausch liefert den Hintergrund, der die grossen Leistungen in anderen Bereichen verständlich und annehmbar macht. Fasziniert vom Reichtum der chinesischen Kultur, brechen immer mehr Kulturschaffende aus der Schweiz nach Shanghai und Peking auf. Waren es 2001 noch vier Schweizer Kulturprojekte, die Pro Helvetia in China unterstützte, so zählte die Stiftung 2005 bereits 17; und der gesamte Unterstützungsbetrag stieg von 40 000 auf 200 000 Franken.

Nicht nur China und Japan haben den Wert der Kultur als Medium internationaler Kontaktnahme erkannt; asiatische, lateinamerikanische sowie europäische Länder haben sich zu hervorragenden Tänzern auf dem Kulturparkett entwickelt und wetteifern um Aufmerksamkeit und Anerkennung. Selbst «Neulinge» wie Litauen oder Rumänien verwalten bereits Kulturfonds für Auslandaktivitäten und bauen eifrig Kulturzentren im Ausland.

1962

1.2

Nutzen und Instrumentalisierung

Die Karriere der Kultur als Werkzeug der internationalen Beziehungspflege ist wechselhaft, insgesamt aber beeindruckend. Seit dem Mauerfall und der Öffnung Asiens hat ihre Bedeutung als Medium der Kontaktnahme, der Verständigung und der gegenseitigen Achtung weiter zugenommen. Kultur, naturgemäss schon immer neugierig auf das Fremde, dient als Instrument der Interessenwahrung, der Imagepflege, des Marketings und der Wirtschaftsförderung. Denn sie ist günstig, universell und nachhaltig.

Von diesem Zuwachs an Bedeutung zeugt hierzulande die Gründung des Kompetenzzentrums für Kulturaussenpolitik KKA im Eidgenössischen Departement des Äussern im Jahr 2004, welches die Kulturarbeit der Schweizer Botschaften betreut, davon zeugen die Anstrengungen um eine koordinierte Landeswerbung, angestossen durch Vorstösse in den Räten im Jahre 2004 bzw. 2006, sowie das Gewicht, das die Kultur für die Arbeit von Präsenz Schweiz seit der Gründung einnimmt.

Das alles sind legitime Aufträge an die Kultur, bzw. Formen eines nutzenorientierten Einsatzes. Die Kulturförderung von Pro Helvetia geht allerdings weiter. Die Stiftung lässt im Inland wie im Ausland die Kultur in erster Linie für sich selbst sprechen.

Das ist der Kern ihres Selbstverständnisses. Kultur ist praktizierte Freiheit, Kunstwerke erzählen ihre eigene Geschichte, in der Konfrontation mit anderen Lebensmodellen sagen sie uns, wer wir sind, und wer die anderen. So wirkt Kultur glaubwürdig und positiv für unser Land, selbst da, wo sie kritisch daherkommt. Auf dieser Basis ist es möglich, ausländische Partner zu beträchtlichem Mitteleinsatz zu motivieren. Beidseitiges Engagement ist eines der Prinzipien, auf denen die Arbeit von Pro Helvetia ruht.

1.3

Vervielfachung des Angebots, begrenztes Publikum

Nicht nur auf der aussenpolitischen Bühne spielt Kultur die Rolle der Primaballerina, auch im Inland hat sie ihre Präsenz verstärkt. Die künstlerische Produktion hat sich vervielfältigt, die Zahl der Kulturinstitute und der Veranstaltungen im subventionierten wie nicht-subventionierten Bereich ist weiter gewachsen ­ die Schweiz zählt mittlerweile fast 1000 Museen, jedes Jahr entstehen neue Festivals, neue Kulturhäuser dienen der Profilierung im Standortwettbewerb. Parallel zur öffentlich subventionierten Kulturwelt blühen ein selbst finanzierendes Kulturangebot sowie eine parakulturelle Freizeitindustrie, welche im Kampf um die Aufmerksamkeit der Konsumenten immer aggressiver auftreten.

Allein, das reiche Angebot und der verschärfte Kampf um die Aufmerksamkeit des Bürgers haben den Prozentsatz der kulturinteressierten Bevölkerung nicht proportional zum Angebot wachsen lassen ­ gemäss Statistik des Freizeitverhaltens der Schweizer (2003, vom Bundesamt für Statistik publiziert im Jahre 2005) partizipiert nach wie vor nur ein Drittel am subventionierten Angebot; ein Drittel der Schweizer besucht sehr selten Museen, Konzerte oder Theateraufführungen, das letzte Drittel geht gar nie hin.

Es lässt sich sogar sagen, dass die Bemühungen, neue Schichten in die Theater, Konzertsäle und Museen zu holen, in den letzten zehn Jahren nachgelassen haben. Das von Pro Helvetia gemeinsam mit dem Kunstmuseum des Kantons Thurgau und der Universität Basel 2005 veranstaltete Symposium «Professiona1963

lisierung ­ Fluch oder Segen» hat das sehr deutlich nachgewiesen (Texte auf http://kunstmuseum.backslash.ch/online/texte).

Von der Professionalisierung war in unserer letzten Eingabe (S. 4928) bereits die Rede. Sie betrifft zum einen das Management von kulturellen Häusern und Projekten, welches im Sinne rationeller Betriebs- und Projektführung sich entschieden verbessert hat. Sie hat aber auch Rückwirkungen auf die Qualität der unterstützten Projekte, welche zunehmend dem Kriterium der Professionalität genügen müssen.

Soziokulturelle Arbeit ist heute Sache der Sozialdepartemente, der Dialog zwischen Kulturanbietern und neuen Publikumssegmenten schwach entwickelt. Pro Helvetia hingegen betrachtet die Beteiligung möglichst breiter sozialer Schichten am kulturellen Leben als für den Zusammenhalt des Landes als vordringlich. Der geschätzte Wertepluralismus trägt ein Übriges dazu bei, dass die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Kanon vielen immer weniger gewinnbringend erscheint.

Die Entpolitisierung der Künste und die Rehabilitation des Vergnügens, wie wir sie seit dem Mauerfall mitverfolgen können, erschweren jedoch auch die Umsetzung gesellschaftlicher Anliegen. Der Austausch zwischen den Landesteilen, nach wie vor eine unbestrittene Notwendigkeit, benötigt neue Formen und neue Partner, will er Interesse beim Publikum wecken und nicht bloss Pflichtübung der Veranstalter sein.

Die Vorstellung einer erneuerten Volkskultur stösst ringsum ­ bei den Hütern der Tradition wie jenen der Avantgarde ­ auf Widerstand. Grosse soziale Gruppen ­ Immigrantengemeinden, bildungsferne Milieus ­ bleiben vom kulturellen Leben dieses Landes abgeschnitten, da es im Unterschied zum Warenmarkt und zur PopKultur keine attraktiven Angebote für sie bereit zu halten scheint.

Will Kulturpolitik zur Gestaltung der Gesellschaft beitragen, will sie Kultur als Beitrag zur Bildung des Menschen (zu seiner ästhetischen Erziehung, wie Schiller sagte) nutzen, so steht sie hier vor bedeutenden Aufgaben.

1.4

Im Kern die Schweiz? Haltungsfragen

Die Migrationsströme der letzten zwanzig Jahre haben die kulturelle Landschaft der Schweiz verändert und den Begriff der schweizerischen Identität aufgeweicht. Doch noch viel mehr haben wirtschaftliche und kulturelle Globalisierung der Frage nach den konstitutiven Elementen einer Nation Schweiz ungeahnte Aktualität verliehen.

Jodeln oder Rap ­ was ist schweizerischer, seitdem es mehr Rapper gibt im Lande als Jodler und seitdem wir wissen, dass anderswo fleissiger gejodelt wird als in den helvetischen Alpentälern?

Von derselben Brisanz zeugt auch die Diskussion bezüglich des Fremdsprachenunterrichts. Die Schweiz hat grosse Mühe, einen Konsens zu finden. Breite Bevölkerungskreise sind bereit, bislang als staatstragend eingestufte Prinzipien fallen zu lassen und auf das Erlernen der Sprache des Nachbarn zu verzichten. Umgekehrt wächst auf politischer Ebene das Bewusstsein, dass die Sprachenvielfalt ­ Englisch inbegriffen ­ eine grosse Bereicherung darstellt und für die innerstaatliche wie für die globale Kommunikation unverzichtbar bleibt.

«La Suisse n'existe pas», der anlässlich der Weltausstellung in Sevilla von Ben Vauthier geprägte Satz, löste 1992 einen Skandal aus. Heute gilt er als Binsenwahrheit. Und in der Tat: In den Zeiten wachsender Vernetzung, offener Grenzen, zunehmenden Freihandels, geballter wirtschaftlicher Macht in der Hand supra1964

staatlicher privater Strukturen, der geschwächten nationalstaatlichen Entscheidungsgewalt, des Erscheinens neuer Mächte auf der Bühne der Wirtschaft und der Kultur wird die Frage drängend, was eine Nation wie die Schweiz kulturell ausmacht, was sie zusammenhält. Die Antwort kann nicht mehr in einzelnen Traditionen oder Ausdrucksweisen liegen; diese hat der Weltmarkt als kulturelles Treibgut längst bis in die letzten Winkel geschwemmt. Die Antwort liegt in Haltungen: Haltungen des Respekts, des Lernens und des Zusammenarbeitens, die man ständig neu erproben muss. Hiermit hat die Schweizer Kulturarbeit im Ausland sich bisher ausgezeichnet ­ nicht durch das Was, sondern das Wie. Und hier wird sie sich weiter entwickeln!

1.5

Aufgaben der öffentlichen Hand

Für die Schweiz gilt, dass Kultur und kultureller Austausch unverändert zuoberst auf der Prioritätenliste stehen. Noch immer sind es die grossen Leistungen der besten Köpfe in Wissenschaft und Kultur, welche in den anderen Landesteilen Anerkennung und Stolz auf die Zugehörigkeit zu unserem Lande schaffen. Ein funktionierendes Gemeinwesen ist für das Kulturschaffen von einzigartiger Bedeutung ­ aber eine lebendige und international beständige Kultur für das Gemeinwesen noch viel wichtiger.

Kultur bietet Muster der Selbstbewahrung und der Entwicklung, indem sie zum Dialog der sozialen Gruppen und Schichten einlädt, indem sie Unterschiede herausarbeitet und zu vertiefter Reflexion ermutigt; in jedem Moment befragt sie unser Gedächtnis: Erkennen wir uns im Gebotenen wieder? Möchten wir so leben? So sein? Je kunstvoller diese Befragung, umso mehr Respekt erzeugt sie. Die Bühne ist noch immer der Ort, wo sich unabhängig von der Herkunft der Akteure Anerkennung einstellt. Diese Funktionen von Kultur zu stärken, ist eine Aufgabe von landesweiter Tragweite, wie sie einer nationalen Kulturstiftung zukommt. Die Aufgabe der Stiftung ist es, für einen Ausgleich zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bewahrung und Veränderung zu sorgen und die besten kulturellen Leistungen in den Vordergrund zu stellen, als Zeichen lebendiger Auseinandersetzung und als Lehrstücke.

Auch auf dem internationalen Kulturparkett ist ein kontinuierliches Engagement der öffentlichen Hand unverzichtbarer denn je. Der Wettbewerb der Nationen spielt auch im kulturellen Feld ­ und dort verfügt die kleine Schweiz über die besten Karten. Mit dem kulturellen Austausch kann sich unser Land auf der Weltbühne als intellektuell herausforderndes, kulturell reiches und aufgeschlossenes Land positionieren.

Staatliches Engagement für den kulturellen Austausch öffnet auch neue Märkte für Schweizer Kulturschaffende, die sich damit wiederum neue Inspirations- und Einkommensquellen erschliessen. So hat das von 2004­2006 umgesetzte JapanProgramm die besten japanischen Kulturinstitutionen zu Partnern von Pro Helvetia gemacht und unserem Land zu einem bewunderten Auftritt in einer wichtigen Industrienation verholfen. Gleichzeitig hat es Dutzenden von Kulturschaffenden zu dauerhaften Beziehungen zu Japan und zum definitiven Eintritt in den japanischen Kulturmarkt verholfen. Das ist staatliche Hilfe zur Selbsthilfe!

1965

2

Die Finanzierungsperiode 2004­2007

Die folgenden Seiten präsentieren den Rückblick auf die noch laufende Finanzierungsperiode, auf Erreichtes und Verpasstes. Er ist notgedrungen unvollständig und bezieht die zweite Hälfte der Vorperiode mit ein. Er zieht die groben Linien und bezeichnet die Konsequenzen für die Periode 2008­2011.

2.1

Allgemeine Verwendung der Mittel

Die Schwergewichte der Stiftungstätigkeit liegen bei der Förderung des Kulturschaffens (direkte Unterstützung von Künstlern) ergänzend zu Städten und Kantonen, beim Austausch im Inland (nationaler Zusammenhalt) sowie mit dem Ausland (Pflege der kulturellen Beziehungen). Das Verhältnis der im Inland und im Ausland eingesetzten Mittel verharrte in den letzten Jahren relativ konstant bei rund 45 zu 55 Prozent.

Das höhere Gewicht des Auslands entspringt der Einsicht, dass den Kulturschaffenden und Veranstaltern für Aktivitäten im Inland eine Fülle weiterer Finanzierungsquellen zur Verfügung steht. Bei Auslandprojekten hingegen ist Pro Helvetia häufig genug die einzige unterstützende Institution ­ eine Rolle, die angesichts der internationalen Kulturoffensiven immer wichtiger wird. Diese Priorität kommt auch einer klareren Abgrenzung zu Städten und Kantonen entgegen.

Der Blick auf die geografische Verteilung offenbart die Dominanz Europas: Rund 40 Prozent aller von Pro Helvetia unterstützten kulturellen Vorhaben spielen in Europa ­ fast so viele in der Schweiz! ­, während die übrigen Kontinente sich die restlichen 20 Prozent teilen.

(Quelle aller Grafiken: Jahresbericht 2005)

Pro Helvetia arbeitet mit vier Instrumenten: Gesuchen, Programmen, Aussenstellen und Kulturinformation. Anfragen in Form von Gesuchen bilden mit Abstand den wichtigsten Tätigkeitsbereich von Pro Helvetia; in den Jahren 2002­2005 hat der Bereich «Förderung» insgesamt über 14 000 Unterstützungsanfragen bearbeitet.

Unter Programmen versteht die Stiftung jene Grossprojekte, die von ihr selbst ­ häufig auf Anregung von Präsenz Schweiz oder von den Botschaften ­ konzipiert und mit anderen umgesetzt werden. Programme ermöglichen temporäre Schwer1966

punktsetzungen; zwischen 2003 und 2007 waren es deren neun. Aussenstellen arbeiten nicht nur in ihrer Gaststadt, sondern für die weitere Region, zu der sie gehören, Kairo zum Beispiel für Ägypten und den vorderen Orient, Warschau für den ganzen nordosteuropäischen Raum. Ihre Aufgabe ist es, Schweizer Kultur zu verbreiten und Zusammenarbeit zu initiieren. Kulturinformation umfasst das ganze Feld von Tätigkeiten, mit denen die Stiftung ausländische Veranstalter und Entscheidungsträger auf Schweizer Kulturprodukte aufmerksam macht.

Die Instrumente sind naturgegeben sehr unterschiedlich gewichtet:

2.2

Eine Lücke von 40 Millionen Franken

Für die Finanzierungsperiode 2004­2007 hatte Pro Helvetia 179 Mio. Franken beantragt, 137 hat ihr das Parlament auf Antrag des Bundesrates schliesslich bewilligt; nach der Causa Hirschhorn, zwei Sparschnitten im Zuge des Entlastungsprogramms 04 sowie einer Kreditsperre verblieben 133,8 Mio. Der um 25 Prozent kleinere Rahmenkredit konnte auf die Tätigkeit der Stiftung nicht ohne Folgen bleiben. In Vielem musste Pro Helvetia zurückstecken, etliche Ziele hat sie nicht erreicht: ­

Der Ausbau des Aussenstellennetzes reduzierte sich auf die Eröffnung eines Verbindungsbüros in Indien (Januar 2007). Die mit Kulturexperten ausführlich diskutierte Eröffnung von Verbindungsbüros in China und in Lateinamerika wurde in die fernere Zukunft verschoben. Die knappen Finanzen beschleunigten dafür den Rückbau in Osteuropa (Schliessung von Budapest, Bratislava und Prag).

­

Das verstärkte Engagement für die Belange der Botschaften konnte nur partiell umgesetzt werden. Insbesondere die für die Betreuung der Schweizer diplomatischen Vertretungen geplante Servicestelle (die interne Agentur, S.

4942 der Eingabe von 2003) blieb ein Traum. Die Finanzierung von grösseren kulturellen oder wirtschaftlich-kulturellen Projekten der Botschaften, die der allgemeinen Interessenswahrung dienen, ist nach wie vor nicht möglich.

Ebenso übersteigt die personelle Begleitung der Kulturprojekte, wie der

1967

Accord zwischen EDI und EDA vom Juni 2005 sie vorsieht, die Kapazitäten von Pro Helvetia.

­

Zahlreiche von Präsenz Schweiz und den Botschaften angeregte Grossprojekte, u.a. Russland 2006, Ungarn 2006, Grossbritannien, Österreich/ Euro2008, konnte die Stiftung mangels Mitteln nicht an die Hand nehmen oder nur symbolisch unterstützen.

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Pro Helvetia stellte die Serie der Kulturbroschüren ein, also jene in vier bis sieben Sprachen übersetzten buchähnlichen Überblicke über Schweizer Kunstsparten und kulturelle Phänomene. Eine Fortsetzung hätte nach einer Überarbeitung des Konzeptes, einem Ausbau der Redaktion und dem Einbezug neuer Sprachen, v.a. Russisch, Chinesisch und Arabisch, verlangt.

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Das Projekt Tanz, welches die Arbeitsbedingungen für den zeitgenössischen Tanz in der Schweiz verbessern sowie Städte, Kantone und Bund zu einer Harmonisierung ihrer Förderpolitik im Interesse grösserer Synergie bringen will, konnte die Stiftung nur auf Sparflamme weiterführen (siehe Kap.

2.4.6).

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Auslandgastspiele grösserer Schweizer Ensembles (der «Leuchttürme») kann die Stiftung nur in seltenen Fällen unterstützen, einfach mangels Mitteln. Entsprechende Anfragen von allen grösseren Kulturhäusern mehren sich jedoch. Eine USA-Tournee des Orchestre Symphonique de la Suisse Romande zum Beispiel kostet 1,5 Millionen Franken ­ das entspricht dem jährlichen Musik-Auslandbudget der Stiftung.

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Gestrichen wurde das Projekt einer Besuchsagentur, obwohl es sich für die Pflege der internationalen Beziehungen als wirksam erweist, regelmässig kulturelle Multiplikatoren anderer Länder in die Schweiz einzuladen.

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Die Unterstützung für Medienkunst, die auf den neuen Kommunikationstechnologien beruht, verharrt im symbolischen Bereich. Der Wegfall des Schwerpunktes NIKT liess keine Wahl.

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Der Wegfall des Schwerpunktes Film hatte negative Auswirkungen auf die Filmarbeit im Inland. Realisiert wurde einzig das budgetneutrale Pilotprojekt Swiss Films, der Zusammenschluss des Filmdienstes von Pro Helvetia mit dem Schweizerischen Filmzentrum und der Kurzfilmagentur.

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Eine Reihe von interessanten Einzelprojekten konnte die Stiftung nicht unterstützen, da der Mittelbedarf zu beträchtlich war, so die Jubiläumsfeiern zu Ehren des Komponisten Arthur Honegger, der Ausbau der Verlagsprämien, Übersetzungsprogramme und anderes.

Die Differenz von 40 Millionen erklärt auch, weshalb die Stiftung in den einzelnen Bereichen deutlich hinter ihren eigenen Vorgaben zurückblieb. Das zeigen die Abschnitte zur Arbeit der Fachabteilungen (Kap. 2.4.1 bis 2.4.7).

2.3

Schwerpunkte

Von fünf beantragten Schwerpunkten hat der Bundesrat für die Periode 2004­2007 drei dem Parlament in finanziell komprimierter Form zur Gutheissung unterbreitet.

Der Schwerpunkt «Tanz» wird im Kapitel 2.4.6 abgehandelt, gemeinsam mit dem Fachbereich Tanz.

1968

2.3.1

Verständigung im Inland

Aufgabe. Verständigung gehört zum Grundauftrag von Pro Helvetia. Mit dem entsprechenden Schwerpunkt reagierte die Stiftung auf die wachsende kulturelle Vielgestaltigkeit der Schweiz infolge von Migration und Globalisierung. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die Zirkulation von Werken und Projekten aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu stärken, sondern Formen der Zusammenarbeit und des inhaltlichen Austauschs zu fördern. Dazu sollte auch eine verstärkte Beschäftigung mit dem Phänomen und den Bedürfnissen der Volkskultur gehören sowie mit den kulturellen Implikationen der sechsten Schweiz.

Ergebnis. Etliche Verständigungsziele konnte Pro Helvetia realisieren. Das Netzwerk der Regionalmuseen befindet sich im Aufbau, Veranstalternetzwerke im Musikbereich haben zugelegt. Das Projekt .echanges hat die Zusammenarbeit von Kunstmuseen aus verschiedenen Landesteilen verstärkt. Die Schweizer Übersetzungsprogramme (ch-Reihe) konnten weiterhin solide gefördert werden, wenn auch sehr selektiv. Tanz und Theater unterstützten Aufführungen in anderen Regionen der Schweiz sowie die Übersetzung von Theaterstücken.

Im Rahmen des Schwerpunktes «Verständigung» führte Pro Helvetia drei Programme durch. Gallerie 34.7/54 km legte einen Akzent auf die Frage der regionalen Identität angesichts sich beschleunigender Transits, und das anhand der grossen Tunnelbaustellen für die neuen Eisenbahntransversalen. swixx ­ Kulturelle Welten der Schweiz verdeutlichte, wie sehr unsere aktuelle kulturelle Identität eine Konstruktion aus Eigenem und Fremdem ist und wie sehr die Schweiz immer schon von Einflüssen aus der Ferne gelebt und sich an ihnen orientiert hat. echos ­ Volkskultur für morgen schliesslich, lanciert im September 2006, erforscht die Übergangszone von Volkskultur und zeitgenössischer Kunstproduktion. Es sucht das erneuernde Potential und weist nach, wie wertvoll die Beschäftigung mit Volkskultur sein kann, auch um ihrer Lebendigkeit willen.

Der Schwerpunkt war in der Eingabe mit 7,6 Mio. skizziert, zugesprochen hat das Parlament 4,5 Mio. Auf der Strecke blieben die Filmprogramme zu Mehrsprachigkeit und Immigrantenkultur, die Atelieraufenthalte von Künstlern in anderen Landesteilen sowie Werkaufträge im Theaterbereich zu Verständigungsfragen. Es erschien zwar eine Broschüre zu Alltags- und Festkultur in der
Schweiz, doch die volkskundliche Basisinformation konnte die Stiftung nicht liefern, ebenso wenig reichte es für interdisziplinäre Projekte im Volkskulturbereich.

Fazit: Die mit dem Schwerpunkt «Verständigung im Inland» angestrebten Ziele wurden teilweise eingelöst. Allgemein jedoch ist die Aufgabe unerschöpflich, das Ziel, Verständigung herzustellen, nicht endgültig einlösbar, da die Aufgabe sich mit dem kulturellen Wandel ständig neu stellt. Kulturelle Werte als gemeinsame Werte darzustellen, verlangt mehr, als sie in Produkteform zirkulieren zu lassen. Es verlangt Arbeit an der Aufmerksamkeit, es verlangt Konzentration der Mittel und klare, für viele lesbare Signale, die Würdigung von Grösse und Erfolg. Der Schwerpunkt hat geholfen, die Aufmerksamkeit zu schärfen und die Probleme herauszuarbeiten, denen die Stiftung sich im Rahmen ihrer regulären Aktivitäten weiter widmen muss.

1969

2.3.2

Interkultureller Dialog

Aufgabe. Unter dem Titel «Interkultureller Dialog» legt die Stiftung in der laufenden Periode einen Akzent auf die Auseinandersetzung mit aussereuropäischen Kulturen, auch in der Absicht, den Schweizer Kulturschaffenden neue Weltgegenden zu erschliessen. Dabei geht es um beidseitiges Lernen, wie Kultur weltumspannend «verfertigt» wird.

Konkret geplant waren Aktivitäten im Orient und in Asien, eine Klärung der Zusammenarbeit mit der DEZA, eine Anpassung des Aussenstellennetzes, die Systematisierung der Präsenz an Buchmessen, Künstleraustausch in allen Sparten, Übersetzungsprogramme, verstärkte Aktivitäten auf der Süd-Nord-Achse durch Förderung von Residenzprogrammen für Kulturschaffende aus Schwellenländern.

Ergebnis. Der Schwerpunkt war mit einem Budget von 8 Mio. ausgestattet. Mit diesen Mitteln ist es der Stiftung gelungen, gut die Hälfte der gesetzten Ziele zu erreichen. Das Programm L'autre méditerranée ­ Kulturaustausch mit dem Mittelmeerraum wurde 2005 erfolgreich abgeschlossen, ebenso das achtjährige Schwerpunktprogramm Bolivien. Mit 0406 Swiss Contemporary Arts in Japan führte Pro Helvetia von 2004­2006 ihr bisher grösstes Programm durch. Mit rund 40 Projekten aller Disziplinen gelang es ihr, die wichtigsten japanischen Institutionen für die Schweizer Kultur zu gewinnen; ein mehrere hundert Seiten dicker Pressespiegel zeugt von breitem Interesse an Helvetiens kultureller Präsenz. Mit New Delhi verfügt Pro Helvetia seit 2007 erstmals über ein Pied-à-terre in Asien. Die Schweizer Präsenz an Buchmessen wurde auf Warschau, Guadalajara, Teheran, Kapstadt und Leipzig ausgeweitet.

Herausragende Einzelvorhaben im Bereich Interkultureller Dialog waren: ­

die Veranstaltungen unter dem Titel «Diesseits vom Jenseits» zum Allerheiligen- und Allerseelenkult in Basel und Mexico im Herbst 2006, gemeinsam realisiert mit dem mexikanischen Kulturministerium;

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musikalische Koproduktionen mit Schweizer und ägyptischen Musikern;

­

«The Curtain», eine schweizerisch-ägyptische Koproduktion im Theater, uraufgeführt 2005 in Alexandria;

­

das internationale Festival Europäischer Dramatik in Chile mit regelmässiger Schweizer Beteiligung;

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Ausstellungen mit lokalen und Schweizer Malern und Bildhauern in Argentinien und Chile («Buenos Días Buenos Aires» und «Buenos Días Santiago»);

­

die Konfrontation von Naoya Hatakeyamas Fotografien der Schweizer Alpen mit solchen von Balthasar Burkhard zu Japan im Rahmen von 0406 Swiss Contemporary Arts in Japan;

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Die «Passagen»-Nummern zu Osteuropa («Centrelyuropdriims»), zu Ostasien («Blickwechsel Ostasien»), zu USA und der Schweiz («Swiss Roots»), zu Indien («Passage to India»).

Im Rahmen der allgemeinen Flurbereinigung hat Pro Helvetia 2004 die Unterstützung für Künstler Afrikas und Lateinamerikas eingestellt. Die Unterstützung grösserer Projekte überlässt die Stiftung seither der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, welche sie in ihre Öffentlichkeitsarbeit einbezieht. Für kleinere 1970

Tourneen und Präsentationen von Kulturschaffenden aus dem Trikont haben die DEZA und Pro Helvetia gemeinsam den Südkulturfonds geschaffen. Er wird von der Fachstelle «Kultur und Entwicklung» in Bern betreut.

Fazit: Die Schwerpunktsetzung entsprach einem echten Bedürfnis. Es ist gelungen, die Schweiz auch in fernen Ländern als verlässlichen Partner zu positionieren und ihr in Japan zu einem breit gefächerten, mit Respekt beobachteten Auftritt zu verhelfen, der überdies von den japanischen Institutionen zu 50 Prozent mitfinanziert wurde.

Die Ziele des Schwerpunktes «Interkultureller Dialog» wurden qualitativ erfüllt, quantitativ wären beträchtliche Steigerungen möglich; das Interesse zahlreicher aufstrebender Länder am kulturellen Austausch mit der Schweiz bleibt ungestillt.

Das positive Echos auf symmetrisch angelegte Projekte hat gezeigt, dass die Zukunft nicht nur in der Selbstdarstellung in der Fremde liegt, sondern in echter Zusammenarbeit ­ in Koproduktionen über die Landesgrenzen hinweg (siehe Kap. 3.2.4).

2.4

Fachbereiche

Aus Sicht der einzelnen Fachbereiche präsentiert die Periode 2004­2007 sich wie folgt.

2.4.1

Film

Aufgabe. Absicht für die Periode 2004­2007 war, die Organisationen der Filmpromotion zu bündeln, dem Film im Inland zu mehr Präsenz zu verhelfen und das filmkulturelle Erbe in einer von Neuheiten und Trends geprägten Kinowelt stärker zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig wollte der Filmdienst zahlreiche Projekte mit den diplomatischen Vertretungen der Schweiz realisieren.

Ergebnis. Der Wegfall des Schwerpunktes Film (Bundesrätliche Botschaft 04­07, S. 4914) hat die Aktivitäten von Pro Helvetia im Filmbereich stark beeinträchtigt.

Umgesetzt wurde immerhin das Bündelungsvorhaben, da es keine Auswirkungen auf das Budget hatte. Per 1. Januar 2004 gründeten Pro Helvetia, das Schweizerische Filmzentrum und die Kurzfilmagentur Schweiz Swiss Films als nationale Promotionsagentur. Diese Zusammenführung beinhaltete eine Kombination von vertriebsfördernder Promotion und kultureller Vermittlung von Schweizer Filmen, operationell als Zusammenlegung der finanziellen wie personellen Ressourcen. Vor allem in der Deutschschweiz weist das Schweizer Filmschaffen der letzten Jahre stark anwachsende Publikumszahlen auf, natürlich der Blüte der Komödie geschuldet. In der Westschweiz entstehen Filme mit internationalem Potential. Swiss Films konnte die Schweizer Beteiligung an ausländischen Festivals mit namhaften Beiträgen, dem Ankauf von untertitelten Kopien und der Vermittlung von Kontakten zu Medien, Verleihern und TV-Einkäufern ausbauen. Dazu kommen Informationsstände an Filmmärkten und Fernsehmessen sowie die Arbeit mit Regisseuren und Schauspielern.

Die Antenne Romande von Swiss Films kämpft mit bescheidenen Mitteln für eine verbesserte Auswertung der Schweizer Filme im westlichen Landesteil, u.a. mit einer jährlichen Trade-Show für Kinobetreiber. Den Austausch zwischen Sprachregionen unterstützt Swiss Films mit den reisenden Kurzfilmnächten und mit Beiträ1971

gen an nationale Veranstaltungen wie «Roadmovie» in Kleinstgemeinden oder die von den Tessiner Cinéclubs organisierte Serie «Un po' di cinema svizzero».

Fazit. Die Ausgestaltung von Swiss Films hat sehr viele Kräfte absorbiert; die definitive Form wird die Organisation noch in der laufenden Periode finden. Unter der hohen politischen Priorität litt die verstärkte Pflege des Kinoerbes, ebenso die Stärkung der Inlandarbeit; das hat zu Kritik geführt. Die Pflege der Filmkultur wird eine der wichtigen Aufgaben von Swiss Films ab 2007 sein. Die Zusammenlegung von Filmdienst, Filmzentrum und Kurzfilmagentur vereinfachte die Zusammenarbeit mit den Schweizer Botschaften.

Zweckmässigkeit und Effizienz der Struktur Swiss Films im Vergleich zur früheren Instanzenvielfalt wurden im Winter 2005/06 vom Idhéap Lausanne evaluiert. Was die Effizienz angeht, war die Zeit zu kurz, um messbare Auswirkungen zu konstatieren ­ in der Tat kämpft Swiss Films mit hohen, ja überrissenen Erwartungen seitens der Westschweizer Filmszene. Was die Struktur angeht, empfiehlt das Idhéap, die Unabhängigkeit von Swiss Films vis-à-vis von Politik und Kinobranche zu stärken.

Die Anpassung der Trägerschaft erfolgte per Anfang 2007. Zum Portfolio von Swiss Films schlägt das Institut Vereinfachungen vor, welche in der Zwischenzeit realisiert sind. Die Zusammenarbeit mit der Sektion Film des BAK wurde im Frühsommer 2006 geregelt.

2.4.2

Visuelle Künste

Aufgabe: Im Bereich Visuelle Künste hatte Pro Helvetia sich vorgenommen, die Rolle als Mittlerin zwischen den Landesteilen zu stärken, die Promotionsinstrumente zu verfeinern und die Zusammenarbeit zwischen den Museen zu verstärken. Auch wollte die Stiftung einen Ausstellungspool einrichten, um vorhandene Ausstellungen leichter an ausländische Partner zu vermitteln.

Ergebnis. Das Projekt Cahiers d'Artistes, Erstpublikationen für junge Künstler, hat zwei weitere Serien erlebt. Die Sammelausstellung der Cahiers d'Artistes 2004 in Lugano sowie deren erstmalige Präsentation im Ausland in La Spezia waren für alle Beteiligten wichtige Meilensteine, mit positivem Medienecho in Italien wie der Schweiz.

Zweites wichtiges Pro-Helvetia-Medium im Bereich Visuelle Künste sind die Wanderausstellungen auf CD-ROM. Die neusten Produkte «Comic-Land Schweiz» und «Tessiner Architekturen» wurden bis Sommer 2006 bereits mehr als hundertmal präsentiert. Leicht zu transportieren und mit minimalen lokalen Kosten verbunden, eignen sie sich vor allem für die diplomatischen Vertretungen im Ausland, welche sie an Universitäten, Bibliotheken oder Buchmessen vermitteln.

Ein Erfolg verspricht die Wanderausstellung «PHOTOsuisse» zu werden. Ausgehend von der viersprachigen Fernsehreihe und der Publikation der SRG SSR idée suisse, startete sie im Winter 2005 in Rom und tourte anschliessend in der Schweiz, Frankreich, Polen und anderen Ländern.

Die Ausstellung «Reprocessing Reality» bearbeitete das Verhältnis von visuellen Künsten und Film, wurde anlässlich der Visions du Réel in Nyon erstmals gezeigt und später, im Rahmen von Swiss Roots, ans PS1 in New York gezügelt.

1972

Fazit: Das Schweizer Kunstschaffen erlebt eine weltweit wachsende Nachfrage. Pro Helvetia hat die Verbreitung von Schweizer Kunst breit gefördert. Mittels Projekten wie Cahiers d'Artistes oder «PHOTOsuisse» nutzt die Stiftung die Möglichkeit, eigene Akzente zu setzen und den Botschaften geeignetes Rohmaterial für ihre kulturelle Arbeit zur Verfügung zu stellen. Effizienter Mitteleinsatz setzt künftig eine stärkere Betreuung von Netzwerken und Schlüsselpersonen der Kunstszene voraus.

2.4.3

Musik

Aufgabe. Für die Periode 2004­2007 hatte Pro Helvetia sich vorgenommen, das Musikschaffen ausserhalb des Mainstreams zu fördern, den Austausch zwischen den Sprachregionen zu intensivieren, wichtige Strukturen für die Verbreitung von Musik (Veranstalterzusammenschlüsse, Labels) zu stärken und Möglichkeiten zu schaffen, Schweizer Musik auch in armen Ländern aufzuführen.

Ergebnis. Mittels 15 Kompositionsaufträgen und rund 60 Uraufführungsbeiträgen jährlich trägt Pro Helvetia zu einer vielfältigen, kreativen und lebendigen Musikszene bei. Für die Verständigung zwischen den einzelnen Kulturen der Schweiz war der Ausbau der wichtigsten Netzwerke für Kammermusik und Jazz wesentlich. Das 2004 durchgeführte dezentrale Weltmusikfest konnte den Gästen und Delegierten aus über 50 Ländern demonstrieren, was gelebter kultureller Föderalismus und die gesamtschweizerische Zusammenarbeit von über 20 Veranstaltern sein kann.

Die gemeinsam mit privaten und institutionellen Partnern herausgegebenen CD-Portraits von Komponisten, Ensembles und Interpreten wurden ausgebaut. Für den Jazz hat die Stiftung das Instrument der Labelförderung eingeführt; das Ziel eines besseren internationalen Vertriebs hat sie laut der extern durchgeführten Evaluation erreicht.

Was das Ausland angeht, änderte Pro Helvetia ihre Politik. Begrenzte Mittel zwingen zu einer Fokussierung auf Schlüsselpartner mit eigenen finanziellen Ressourcen.

Daraus resultieren langfristige Partnerschaften statt punktueller Projekte, mehr Wirkung und geringerer administrativer Aufwand. Erstmals hat Pro Helvetia im Jazzbereich langfristige Unterstützungsformen für Ensembles eingeführt; Verfeinerungen sind für die zweite Hälfte der laufenden Periode geplant.

Immer mehr ist Pro Helvetia auch als Beratungs- und Auskunftsstelle gefragt. Mangels personeller Kapazitäten blieb allerdings das internetbasierte Musikinformationszentrum auf halbem Weg stehen.

Fazit: Die Vielfalt der Aufgaben erfordert eine Vielfalt der Instrumente und eine Konzentration auf wichtige Partner. Am nachhaltigsten erwiesen sich dabei Residenzprogramme sowie vertraglich gesicherte Partnerschaften (Swiss Music Export) sowie mittelfristige Leistungsvereinbarungen (Ensembleförderung im Jazz, Labelförderung). Der Aufbau und Ausbau von Netzwerken, Koproduktionen, Residenzprojekten und nachhaltigen Partnerschaften waren die wichtigsten Massnahmen.

1973

2.4.4

Literatur und Gesellschaft

Ausgangslage. Es werden immer mehr Bücher publiziert, obwohl die Buchbranche unter dem rasanten Strukturwandel leidet. Mit diesem Widerspruch müssen sich auch die Förderstellen auseinandersetzen. Resultate lassen sich längerfristig erreichen, wo alle Partner, Förderer und Geförderte die Kräfte bündeln. Eines der vorrangigen Ziele des Fachbereichs Literatur und Gesellschaft war, das breite Einsatzgebiet einzugrenzen und die Mittel auf besonders wirksame Aktivitäten zu konzentrieren.

Ergebnis. Mit Werkbeiträgen an Schreibende verfolgt die Stiftung eine kontinuierliche Förderpolitik mit gesamtschweizerischer Ausrichtung, welche die Arbeit von Kantonen und Kommunen ergänzt. Beim Dramentext liegt der Akzent auf der Nachwuchsförderung. Zusammen mit der Theaterabteilung wurden die Projekte Dramenprozessor, MC6 und textes-en-scènes gefördert.

Innerhalb der Schweiz mit ihren verschiedenen Sprachregionen, aber auch im Dialog mit anderen Kulturen gestattet die Übersetzungsförderung die Veröffentlichung wichtiger Werke von Schweizer Autoren ­ Pro Helvetia unterstützt alle Übersetzungen der ch-Reihe ­ und aktueller Werke zu Themen der Schweizer Kultur im In- und Ausland. Der Gastauftritt der Schweiz an der Warschauer Buchmesse 2005 zeigt Wirkung in Form intensivierter Übersetzungstätigkeit polnischer und russischer Verlage für Schweizer Literatur. Einen Höhepunkt bildeten ohne Zweifel die Aktivitäten im In- und Ausland aus Anlass des 50. Todestages von Robert Walser. Auch unterstützte Pro Helvetia allein in den Jahren 2004 und 2005 fünfzehn Debatten und Kongresse zu Schweizer Themen im kulturwissenschaftlichen Bereich sowie zehn entsprechende Publikationen.

Mittels Unterstützung von literarischen Veranstaltungen, von interessanten Verlagen, von Literaturprogrammen im Rahmen von Buchmessen und mittels Verteilung von wichtigen Schweizer Werken an Bibliotheken und Universitäten in aller Welt (pro Jahr verschickt Pro Helvetia ca. 15 000 Bände mit Schweizer Literatur und kulturellen Themen) fördert Pro Helvetia die Verbreitung der Schweizer Literatur.

Der Fachbereich Kultur und Gesellschaft bemüht sich um die Förderung von Verständigung und Solidarität zwischen den unterschiedlichsten Kulturen im Lande, das vor allem mittels thematischer Veranstaltungen und Ausstellungen. Die Ausstellung «Glaubenssache» (2006)
des Stapferhauses Lenzburg bildet dafür ein interessantes Beispiel. Als Teil des Schwerpunkts «Verständigung im Inland» arbeitet Kultur und Gesellschaft auch an der Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung der Ortsund Regionalmuseen.

Fazit: Die Konzentration auf die Kernaufgaben der Stiftung hat sich bewährt: Förderung des kulturellen Schaffens, Verständigungsprojekte, Unterstützung von grossen Projekten im Ausland, die ein breites Publikum anziehen und der Schweizer Literatur zu grösserer Sichtbarkeit verhelfen. Die aktivere Rolle, die es erlaubt hätte, die Übersetzungsförderung zu stärken und Verlage und Vertriebe zu stabilisieren, konnte die Stiftung im eng gesteckten Finanzrahmen nicht spielen.

1974

2.4.5

Theater

Aufgabe: Für die Periode 2004­2007 hat Pro Helvetia die Dramatikerförderung, das Musiktheater, Koproduktionen zwischen den Landesteilen sowie Nachwuchsförderung als Akzente gesetzt. Ebenso wollte sie Untertitelung von anderssprachigen Theatern erproben, vermehrt ausländische Veranstalter einladen sowie die Zusammenarbeit mit Osteuropa verstärken. Zuallererst wollte die Stiftung aber die Qualität heben.

Ergebnis: Künstlerische Qualität verlangt häufig mehr Mittel. Um diese zu gewährleisten, hat die Stiftung vermehrt auf Subsidiarität mit Städten und Kantonen geachtet. Folge war eine engere Auswahl von Truppen für das internationale Parkett und, anders als geplant, mehr Abstand zum Nachwuchs.

Im Inland ist es gelungen, sprachübergreifende Austauschplattformen zu schaffen und zu festigen (Bern, Aarau, Thalwil, Nyon, Genf und Zürich). Die stark angestiegene Sprachgrenzen überschreitende Gastspieltätigkeit der Gruppen bestätigt die Politik von Pro Helvetia in Sachen Verständigung; Untertitelung ist bald Standard bei Gastspielen.

Ein positives Ergebnis zeitigt die Dramatikerförderung, das sich im durchschlagenden Erfolg der Schweizer Theaterautoren manifestiert ­ sie haben 2005 die drei wichtigsten Preise im deutschsprachigen Raum abgeholt. Osteuropa ist, v. a. dank der Aussenstelle in Polen, zu einem starken Partner im Theaterbereich geworden.

Fazit: Bezüglich der Förderung von freien Ensembles ist Pro Helvetia auf dem richtigen Weg, hingegen wäre die Präsenz von Schweizer Theatergruppen und -häusern im Ausland mittels dauerhafter Partnerschaften und angemessener Budgets zu steigern. Gut entwickelt hat sich der Austausch im Inland. Übersetzungshilfen, Veranstaltereinladungen und finanzielle Anreize zeitigen im Theater Wirkung bei den Anbietern. Ziel muss es sein, das Theater als Träger von Verständigung stärker zu nutzen.

2.4.6

Tanz und Schwerpunkt Tanz

Aufgabe. Für die laufende Periode hatte Pro Helvetia sich vorgenommen, die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Produktionen auf höchstem internationalem künstlerischem Niveau zu ermöglichen und das Publikumspotential besser abzuschöpfen. Im Zentrum stand die Harmonisierung der Tanzförderung im nationalen Kontext im Interesse eines professionelleren Tanzschaffens, der Erhöhung der internationalen Konkurrenzfähigkeit sowie der Minderung der geografischen Ungleichgewichte. Dafür setzte die Stiftung einen Schwerpunkt.

Ergebnis. Dank grossen künstlerischen Potentials ist der Schweizer Tanz auf allen fünf Kontinenten ein gern gesehener Gast. Da er in der Schweiz anders als im Ausland lange Zeit nur stiefmütterlich gefördert wurde, sind die Produktionsbedingungen nach wie vor prekär und für die Sicherung internationaler Konkurrenzfähigkeit unzureichend. Der Schwerpunkt Tanz hat dazu beigetragen, diese Missstände zu lindern.

1975

Im Zentrum stand das Projekt Tanz. Im Blick auf das neue Kulturförderungsgesetz erarbeitete die Stiftung gemeinsam mit dem BAK, den Kantonen, den Städten und der Tanzszene ein harmonisiertes Konzept zur Förderung des Schweizer Tanzes.

Dieses setzt auf allen Ebenen des künstlerischen Tanzes an und sieht Instrumente und Massnahmen in den Bereichen Ausbildung, Kreation, Verbreitung, Infrastruktur, Vermittlung, Dokumentation und Umschulung vor. Erste umgesetzte Massnahmen sind: ­

Mehrjährige kooperative Fördervereinbarungen zwischen Tanzkompanien einerseits und Städten, Kantonen und Pro Helvetia andererseits: Diese Form der Zusammenarbeit bildet ein Novum in der föderalistischen Kulturpolitik.

Sie verbessert die Arbeitsbedingungen der Kompanien, garantiert Kontinuität und bessere Auswertung.

­

Die Gründung des Réseau Danse Suisse, das langfristig ein Kompetenzzentrum zur Förderung und Verbreitung des Schweizer Tanzes aufbaut, in dem die Aktivitäten seiner Mitglieder in den Bereichen Infrastruktur, Austausch, Vermittlung, Wahrung und Ausbildung im Interesse besserer Koordination und finanzieller Synergien zusammenfliessen.

­

Ab 2010 sind Ausbildungsabschlüsse (Bachelor of Arts) in zeitgenössischem Tanz, Tanzpädagogik und Choreographie vorgesehen; das als Ergebnis der Einführung von Nachdiplomstudiengängen in den Bereichen Tanzkultur und Tanzpädagogik (Uni Bern, Hochschule für Musik und Theater Zürich) und des Master-Studiengangs Tanzwissenschaft an der Universität Bern. 2007 startet überdies das Pilotprojekt Berufsdiplom Bühnentanz (inkl. Berufsmatur) mit Lehrgängen in der deutschen und französischen Schweiz.

Zwecks stärkerer Verbreitung des Schweizer Tanzes im In- und Ausland beteiligte sich Pro Helvetia an internationalen Netzwerken, gab eine Passagennummer zum Tanz heraus und produzierte 2004 und 2006 die Promotions-CD Swiss Dance Selection (Auflage 3000 Exemplare, nächste Ausgabe 2008). Die Stiftung hat Aufenthalte ausländischer Veranstalter mitfinanziert und Vereinbarungen mit ausländischen Bühnen gefestigt. So kamen allein an die Schweizer Tanztage 2006 in Genf und Lausanne über 120 Direktoren von Tanzbühnen aus dem In- und Ausland.

Der Schwerpunkt ermöglichte es, vermehrt Festivals und Vermittlungsprojekte ausserhalb urbaner Zentren zu unterstützen, um die regionalen Unterschiede auszugleichen (z.B. éviDanse im Jura, theater: now in Steckborn, Tage des Tanzes in Chur) Fazit. Der Schwerpunkt Tanz stellte eine erste Etappe dar auf dem Weg zum Aufbau der notwendigen finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen für den Schweizer Tanz. Weitere Etappen folgen in der nächsten Budgetperiode. Positive Zeichen sind, dass verschiedene Kantone und Städte ihre Tanzbudgets dank des Projekts Tanz erhöht haben. Auf nationaler Ebene bleiben die Stärkung der Netzwerke, der Wissenstransfer, die Bereitstellung von Promotionsinstrumenten für den internationalen Markt sowie die Mitfinanzierung von Auslandtourneen primäre Aufgaben von Pro Helvetia.

1976

2.4.7

Interdisziplinäre Projekte

Wenn die Prognosen, welche die Stiftung Ende 2003 formuliert hat, in einer Hinsicht falsch waren, dann in Sachen interdisziplinäre Projekte. Was in den 90er Jahren als die neue grosse Welle daherkam, hat sich rasch wieder normalisiert: Es gibt so viele Projekte nicht, welche die verschiedenen Disziplinen auf überzeugende Weise verbinden. Entsprechend blieb die Nachfrage nach finanzieller Unterstützung hinter der Vorhersage zurück. Viele Vorhaben konnten, da sie im Grunde aus einer Disziplin stammen, über das entsprechende Fachbudget abgerechnet werden. Bei anderen handelt es sich um spartenübergreifende Festivals, die in die Zuständigkeit der Städte fallen. Die Stiftung will das Budget «Interdisziplinär» deshalb vermehrt für spartenübergreifende Mandate verwenden, so z.B. für das Stapferhaus Lenzburg oder für die Vereinigung KünstlerInnen-Theater-VeranstalterInnen (ktv-atp). Die ktv-atp wickelt im Auftrag der Stiftung die zahlreichen Gesuche aus der Schweizer Kleinkunstszene ab und wird dafür mit einer Viertelmillion ausgestattet. Dieses Modell, das seit bereits 31 Jahren funktioniert, trägt vieles bei zur Lebendigkeit der Kleinkunstszene.

2.5

International

Aufgabe. Der Dienst International hatte sich für die Periode 2004­2007 die strategische Neuausrichtung der Auslandarbeit und des Aussenstellennetzes vorgenommen.

Der Aktionsradius der kleineren Aussenstellen sollte regional erweitert, Italien mit Mailand und Rom neu strukturiert, Osteuropa redimensioniert werden. Und um den Austausch mit wichtigen Abnehmerländern anzukurbeln, gab es Pläne für die Einrichtung von Verbindungsbüros in mehreren Ländern.

Ergebnis. Die Vorgaben aus der Eingabe 2004­2007 hat der Stiftungsrat im Herbst 2004 durch eine neu formulierte Auslandstrategie ersetzt. Die Stiftung spricht heute von neun Kulturräumen, in denen sie langfristig je eine Niederlassung als nötig erachtet: aufstrebende Weltgegenden von hoher kultureller Anziehungskraft für Schweizer Kulturschaffende. Und mit strukturellen Voraussetzungen für einen fruchtbaren Austausch. Das sind: Westeuropa, Osteuropa, Russland, Indien, China, arabischer Raum, südliches Afrika, Nordamerika, Lateinamerika.

Dort funktionieren Verbindungsbüros als Türöffner, initiieren Begegnungen und begleiten den Kulturaustausch im Sinne von Qualitätssicherung. Das Modell des Verbindungsbüros ohne eigene Veranstaltungsräume ist kostengünstig und baut auf lokale Partnerschaften, gliedert sich also in die Kulturszene des Gastlandes ein.

Dafür arbeitet es mit real existierenden Publika. Konsequent hat der Stiftungsrat 2004 beschlossen, 2007 ein Verbindungsbüro in Indien (New Delhi) zu eröffnen und damit eine der aufstrebenden Kulturnationen in den Austausch mit der Schweiz einzubinden. Parallel dazu laufen die Sondierungen in China. Dem Modell der Verbindungsbüros gehört die Zukunft ­ das schliessen wir zum Beispiel aus dem Umbau von 15 europäischen Kulturzentren in Verbindungsbüros, wie das GoetheInstitut 2006 angepackt hat.

Die Neuausrichtung der Auslandstrategie brachte folgende wichtige Veränderungen: ­

Systematisierung: Langfristig will die Stiftung in allen neun Kulturräumen mit einer Niederlassung präsent sein. Jedes Verbindungsbüro verfügt ab 2008 über ein Budget von 500 000 Franken , wovon mindestens 350 000 1977

Franken für Projekte reserviert sind. Konsequent schloss Pro Helvetia die Niederlassungen in Budapest, Bratislava und Prag, um Ressourcen für den Ausbau auf anderen Kontinenten freizustellen.

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Die Neulancierung des Istituto Svizzero di Roma (ISR): Gemeinsam mit dem BAK und dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung hat die Stiftung das ISR auf neue Füsse gestellt und das eigene Kulturzentrum in Mailand in das ISR überführt.

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Pro Helvetia löste das BAK bei der Finanzierung des Swiss Institutes in New York (SINY) ab, um der Schweiz eine Kultureinrichtung zu erhalten, welche aus Sicht der New Yorker zu den profiliertesten gehört!

Die Entscheide finden sich wieder in Kapitel 4.1 als Massnahmen 5, 6, 7 und 9.

Weitere Überlegungen betreffen: ­

Das Modell «Kulturzentrum», wie Pro Helvetia es in Paris betreibt: Es wird im Blick auf die Ziele der Stiftung, z.B. im Austausch mit den französischen Regionen, auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie die Form der Trägerschaft überprüft. Dabei spielt ein wichtiger externer Faktor mit: Das CCSP wurde von der Mairie von Paris für 20 Jahre geduldet, da es das Gesetz über die Wiederherstellung des Marais, die «Loi Malraux», vom 4.8.1962 verletzt. Pro Helvetia war sich aufgrund amtlicher französischer Stellungnahmen 1985 des provisorischen Charakters des CCSP durchaus bewusst, als sie zum Bau ansetzte. 2002 schliesslich entschied die Mairie von Paris, den zugehörigen «Plan de sauvegarde» umzusetzen. Die 20 Jahre sind 2005 abgelaufen. Pro Helvetia steht vor der Alternative: mittelfristige Schliessung oder Suche nach Ersatz ­ Ersatz, der aber aus finanziellen Gründen an einer zentralen Lage nicht mehr denkbar ist.

­

Das auf einem Mandat der DEZA beruhende Swiss Cultural Programme (SCP) South Eastern Europe and Ucraine: Eine Verlängerung bis 2010/11 ist in Verhandlung, eine Redimensionierung im Blick auf den EU-Beitritt einzelner Länder ebenfalls.

Fazit. Im Zeichen einer neu formulierten Strategie hat die Stiftung wichtige Auslandziele erreicht. Das Aussenstellennetz ist vollständig umgebaut. Von weiteren Kulturzentren will die Stiftung absehen; Verbindungsbüros erbringen dank Zusammenarbeit mit lokalen Veranstaltungspartnern ausgezeichnete Resultate zu tieferen Kosten. Die Erweiterung des Aussenstellennetzes hat die Stiftung angesichts der Budgetrealitäten verlangsamt.

2.6

Stiftungseigene Vorhaben bzw. Programme

Mit stiftungseigenen Vorhaben setzt Pro Helvetia seit ihrer Gründung 1939 besondere Akzente. Gestiegen sind die Anforderungen an eine wirkungsorientierte Umsetzung, gestiegen ist auch die Zahl der Schnittstellen in Folge von breiteren Partnerschaften und einem offensiven Verständnis von Subsidiarität. Deshalb hat die Stiftung ihre eigenen Vorhaben 2005 in einem Bereich «Programme» zusammengefasst.

Programme sind ein Schlüsselinstrument der Tätigkeit von Pro Helvetia; sie ermöglichen kulturpolitische Interventionen und überzeugende Auftritte im Ausland.

Programme kommen hauptsächlich in den Schwerpunkten zum Einsatz. Ihre finan1978

ziellen Dimensionen bewegen sich zwischen 0,4 und 2,5 Millionen Franken, was den Mitteleinsatz seitens Pro Helvetia angeht. Dazu kommt meist ein Mehrfaches an Cash und Dienstleistungen seitens der lokalen Partner ­ im Falle von «scene:schweiz», 2004 in Nordrhein-Westfalen realisiert, hat das dortige Kulturministerium das Fünffache von Pro Helvetia eingeschossen; in Japan schätzen wir die lokalen Beiträge als äquivalent zu jenen von Pro Helvetia. So kommt es, dass das Jahresbudget von «Programme» ­ 2005 ca. 2,3 Mio. ­ sich de facto verdoppelte.

Die Stiftung unterscheidet zwischen Themenprogrammen, die im Inland spielen, und Länderprogrammen, welche im Ausland verwirklicht werden. Letztere realisiert Pro Helvetia jeweils gemeinsam mit Präsenz Schweiz, wobei PRS für die Kommunikation, Pro Helvetia für die Inhalte zuständig ist. Angestossen werden Länderprogramme häufig von den diplomatischen Vertretungen der Schweiz, welche eine lokale Aktualität als Ausgangspunkt für eine verdichtete Darstellung der kulturellen Schweiz nehmen.

Die Länderprogramme der laufenden Finanzierungsperiode: ­

2003 ­ Swiss Peaks, zweimonatiges Schweiz-Festival in New York, in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat und Präsenz Schweiz.

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2003 ­ Mira Suiza, 18 Begleitausstellungen zur ARCO 2003, der grössten spanischen Kunstmesse, in Madrider Museen, Auftakt zum Schwerpunktprogramm von Präsenz Schweiz.

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2004 ­ scene:schweiz, kultureller Schweiz-Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen, auf Einladung des Kulturministeriums von NRW.

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2004­2006 ­ 0406 Swiss Contemporary Arts in Japan, zweijähriger kultureller Schweiz-Schwerpunkt im Umfeld der Weltausstellung in Aichi, in Zusammenarbeit mit Präsenz Schweiz und der Botschaft.

­

2006 ­ Swiss Roots, Schweizer Wurzeln in Amerika, unter der Leitung des Schweizer Generalkonsulates in New York.

­

2007 ­ La belle voisine, die Schweiz zu Gast in Lyon und der Region Rhône-Alpes.

Die Themenprogramme der laufenden Finanzierungsperiode: ­

2002­2007 ­ Gallerie 54/34.7 km, ein Projekt zum Tunnelbau in den Alpen und zu Fragen der Mikrokulturen und des Transits (Kandertal, Wallis, Leventina und Reusstal).

­

2004­2006 ­ swixx ­ kulturelle Welten der Schweiz, ein Programm zum Verhältnis von kultureller Identität und Migration (ganze Schweiz).

­

2006­2008 ­ echos ­ Volkskultur für morgen. Mit «echos» stellt sich Pro Helvetia die Frage, wie eine künftige Förderpolitik im Volkskulturbereich aussehen könnte. In Zusammenarbeit mit einem Dutzend Kantone entwickelt sie Projekte im Schnittbereich von traditioneller Volkskultur und zeitgenössischem Kunstschaffen.

1979

2.7

Kommunikation

Aufgabe. «Profil schaffen», «Vernetzen» und «Themen setzen» hiessen die drei Hauptziele, welche sich Pro Helvetia im Rahmen der Eingabe 2004­2007 gesetzt hatte. Die Stiftung wollte sich insbesondere verstärkt als kulturelles und kulturpolitisches Kompetenzzentrum sichtbar machen.

Ergebnis. Der Stabsdienst Kommunikation hat neue Instrumente entwickelt und eingesetzt ­ zugleich aber auch Altes aufgegeben. So hat die Stiftung im März 2005 ihren fünfsprachigen Webauftritt (deutsch, französisch, italienisch, englisch, rätoromanisch) umgestaltet und um einen elektronischen Newsletter sowie ein OnlineLexikon zu den häufigsten Begriffen aus der Pro-Helvetia-Kulturarbeit ergänzt.

Interessierte Personen aus der ganzen Welt können sich damit aktuell über Pro Helvetia und ihre Projekte informieren. Vereinfacht wurden auch die Wegleitung für Gesuchsteller und die entsprechenden Gesuchsformulare. Mit den sogenannten Salons finden im Sinne einer vermehrten Öffnung von Pro Helvetia gegenüber Kulturschaffenden und Medien seit 2005 zwei bis drei Mal jährlich Diskussionen im Fachkreis zu kulturpolitischen Themen statt.

Was die Informationsarbeit mittels gedruckter Publikationen betrifft, setzt Pro Helvetia seit 2004 kostenbewusst auf eine Konzentration und mehr Effizienz im Vertrieb. So hat die Stiftung per Ende 2005 die Reihe der Kulturbroschüren eingestellt. Dafür erscheint das dreisprachige Kulturmagazin Passagen drei statt zwei Mal jährlich und richtet sich stärker auf aktuelle Pro-Helvetia-Programme, Förderschwerpunkte und kulturpolitische Themen aus. Eine neue Publikationsform war das 2005 als Beitrag zur Diskussion um das Kulturförderungsgesetz auf deutsch, französisch und italienisch herausgegebene Glossar zur Schweizer Kulturpolitik. Es war nach kurzer Zeit vergriffen. Und hat gezeigt, dass bei Städten und Kantonen ein Bedarf nach koordinierter Information und effizienten Instrumenten im Kulturbereich besteht; auch diesen Faden will die Stiftung aufnehmen.

Fazit. Die Konzentration der Kommunikationsarbeit auf die zentralen Kompetenzen der Stiftung sowie eine transparentere Kommunikation haben sich gelohnt. Pro Helvetia wird von Kulturschaffenden und von der Kulturpolitik vermehrt als verbindlicher Partner wahrgenommen.

3

Ausblick auf die nächste Periode

Dieses Kapitel umreisst den Finanzbedarf der Stiftung Pro Helvetia für die Periode 2008­2011. Dabei geht es von den Mitteln aus, die der Organisation von 2004­2007 zur Verfügung standen, und benennt den Mehrbedarf. Das Kapitel ist strukturiert nach Fachbereichen, die das eigentliche Basisprogramm von Pro Helvetia absolvieren, also die Mindestleistungen in den Aufgabenfeldern Förderung des künstlerischen Schaffens, Austausch im Inland bzw. Verständigung sowie Pflege der kulturellen Beziehungen mit dem Ausland erbringen. Vorgängig erläutert es die übergeordneten Ziele sowie die Schwerpunkte, jene Bereiche, in denen die Stiftung stark gestiegenen Handlungsbedarf erkennt. Nach den Fachbereichen skizzieren wir die Entwicklungen unserer internationalen Struktur sowie kurz die unerlässlichen Beiträge, welche die Bereiche «Programme» und «Kommunikation» zur Tätigkeit der Stiftung erbringen werden. Den Fragen der Zusammenarbeit auf Bundesebene sowie den Kosten für Administration und Produktion ist das Kapitel 4 gewidmet.

1980

3.1

Übergeordnete Ziele

Ausgehend von den im Einleitungskapitel dargelegten Beobachtungen und den bereits in der laufenden Periode angelegten Prozessen ergeben sich für die Stiftung folgende übergeordneten Ziele für die nächste Finanzierungsperiode ­ generell steht die Periode im Zeichen von Vertiefung anstelle von Ausweitung: ­

Die Stärkung der Vermittlungsarbeit im Inland mit Blick auf die Jugend, die traditionell ausgerichteten Bevölkerungsschichten und die ausländischen Gemeinschaften. Ein Akzent wird dabei auf der Spracharbeit liegen.

­

Vermehrter Einsatz von mittelfristig wirksamen Förderinstrumenten wie den dreijährigen Contrats de Confiance, gemeinsam mit Städten und Kantonen.

­

Die Klärung der Aufgabenteilung mit anderen Bundesinstanzen im Sinne von ausschliesslicher Zuweisung von Aufgaben anstelle von abgesprochenen Überschneidungen (siehe Kap. 4.3). Im Kern geht es dabei um eine vereinfachte Zusammenarbeit mit dem Netz der Schweizer diplomatischen Missionen.

­

Die Bereitstellung von Wissen und Instrumenten für den Austausch mit Asien in Zusammenarbeit mit Präsenz Schweiz, durch den Aufbau von Aussenstellen und die Entwicklung stabiler Beziehungen zu wichtigen Abnehmern von Schweizer Kultur.

­

Die Intensivierung der Partnerkultur: Grössere Projekte mit vertiefter Zusammenarbeit gehen vor zahlreiche kleine Projekte ohne erkennbare Hinterlassenschaft.

­

Die Vereinheitlichung der Förderpolitik aller Abteilungen (weniger Regeln, bessere Zugänglichkeit von Pro Helvetia für Gesuchsteller, vergleichbare Voraussetzungen, strengere Auswahl und höhere Eintrittsschwellen), Ausrichtung an Wirkungen.

­

Administrative Vereinfachungen, um neue Aufgaben mit dem bestehenden Personal bewältigen zu können.

Um ihr eigenes Tun kritisch zu reflektieren und ihren Aktivitäten mehr Nachhaltigkeit zu verleihen, will die Stiftung überdies: ­

Den Wissensaustausch mit verwandten Einrichtungen anderer Länder intensivieren: Der Abschied von der Nationalkultur führt zu einer Verlagerung von Inhalten auf Arbeitsformen und Möglichkeiten des Lernens. Hier treffen sich die Interessen von Goethe-Institut, Instituts Français, CulturesFrances, Dante Alighieri, Instituto Cervantes, British Council und Pro Helvetia.

­

Instrumente der Evaluation von Kulturprojekten und -politiken weiter entwickeln: entsprechend hat sie Anfang 2006 ein Projekt initiiert, das die Erarbeitung eines Leitfadens «Evaluation» in Zusammenarbeit mit dem Migros Kulturprozent sowie der Deutschen Bundeskulturstiftung vorsieht.

­

Das Netz der Aussenstellen durch eine Partnerschaft mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung kostengünstig erweitern.

1981

3.2

Schwerpunkte

Die Schwerpunkte für die Periode 2008­2011 ­ es sind ihrer vier ­ lassen sich in zwei Gruppen einteilen: thematische («Kulturvermittlung» sowie «Austausch mit Asien») und instrumentale («Übersetzungsförderung» und «Internationale Koproduktionen»). Themen dienen der Fokussierung der Tätigkeit, Instrumente der Hebung der Qualität.

3.2.1

Kulturvermittlung

Die letzten zwei Jahrzehnte standen im Zeichen der Ausweitung des Kulturangebots.

Sowohl die kulturelle Produktion wie auch die Anzahl Veranstaltungsorte und Festivals haben sich vervielfacht ­ eine positive Entwicklung, die der Kultur zu einer starken Position in vielen Bereichen der Gesellschaft verholfen hat. Die Vermehrung der Produktion hat allerdings das Publikum nicht im selben Masse mit wachsen lassen; für viele ist die Schwellenangst nach wie vor gross (siehe Kap. 1.3).

Deshalb ist es an der Zeit, einen Paradigmenwechsel einzuleiten ­ zur Produktionstritt die Rezeptionsförderung. Der Schwerpunkt Vermittlung will Projekte fördern, die qualitativ hoch stehende Kulturproduktionen auf einfache Art zugänglich machen. Solche Projekte müssen auf beiden Seiten ansetzen: Angebot wie Kommunikation sind zu überdenken, Bedürfnisse abzufragen, Interesse ist zu wecken, persönlicher Gewinn aus der Auseinandersetzung mit Kunst sichtbar zu machen.

Denn trotz der unbestrittenen Aktualität des Themas rangiert die Vermittlungsarbeit für viele Veranstalter, Kulturschaffende und Förderstellen weit hinten.

Der Schwerpunkt richtet sich an alle Altersgruppen. Kinder und Jugendliche sind das Publikum der Zukunft und können von einem Vermittlungsangebot besonders nachhaltig profitieren; Erwachsene wären das Publikum von heute und ein starkes Argument für die Schärfung des aktuellen Kulturangebots. Der Schwerpunkt setzt deshalb Anreize, um Institutionen wie Künstler Projekte und Konzepte entwickeln zu lassen, welche: ­

sich an Kinder richten oder an Jugendliche, diesen eine zentrale Rolle unter dem Titel «Partizipation» zugestehen und von diesen (weiter) geführt werden können;

­

erwachsene Nicht-Kulturkonsumenten mobilisieren,

­

dem bestehenden Publikum zu einem vertieften Verständnis kultureller Prozesse verhelfen;

­

Alte zur aktiven wie passiven Beteiligung am Kulturgeschehen bewegen;

­

die kulturellen Bedürfnisse sogenannt «kulturferner» Bevölkerungsgruppen und kulturarmer Regionen formulieren;

­

den Liebhabern traditioneller Kultur Mut machen zur Auseinandersetzung mit aktuellen Formen und umgekehrt;

­

den Zusammenhalt zwischen den Generationen und den sozialen Schichten stärken.

Um einen Eindruck von der Vielfalt möglicher Formen zu geben, hier nur ein paar Stichworte ­ wichtig wird sein, sich an der Best Practise anderer Länder, vor allem Grossbritanniens, zu orientieren. Gerade die Briten legen seit jeher ein starkes 1982

Gewicht auf alle Formen des Audience Developments, der Heranführung neuer Publika an das kulturelle Angebot: ­

«Passive Kleinaktivitäten» wie Publikumsgespräche, Stückeinführungen, «aktive» Sensibilisierungsprojekte wie Ermöglichung eigener kultureller Erfahrung in Sommercamps, Workshops;

­

Kommunikationsorientierte Grossanlässe wie nationale Vermittlungstage, Schweizer Lesetag, allgemeine Bildungsmassnahmen im Rahmen der Bildungscurriculae;

­

Transfer von Kunst an Orte, wo sie ein neues Publikum überrascht oder wo keine finanziellen Barrieren den Zugang erschweren können;

­

Aufbau von Weiterbildungsplattformen für Vermittlungsprofis, in Zusammenarbeit mit Ländern, wo Vermittlung vielfältig praktiziert wird;

­

Einbezug populärer Ausdrucksmittel als Vehikel der Kulturförderung (Computerspiele, Podcasts, Blogs);

­

Diskussion des geltenden Kulturbegriffs, Projektionen in die Zukunft, Entwicklung von Leitfäden für eine dynamische Kulturförderung in Zusammenarbeit mit Kantonen und Städten.

Kulturvermittlung wird in der Schweiz von Veranstaltern sehr unterschiedlich gewichtet. In einem ersten Schritt wird es darum gehen, Wissen zu sammeln, um den aktuellen Stand zu erfassen. In einem zweiten Schritt wird Pro Helvetia mit externen Partnern neue Gefässe der Vermittlung schaffen. Die Wirksamkeit dieser als Pilotprojekte muss fortlaufend evaluiert werden.

Im Rahmen dieses Schwerpunktes wird Pro Helvetia auf vier Ebenen aktiv: externe Projekte mitfinanzieren, Wissen zur Verfügung stellen, Modellvorhaben initiieren, mit Kantonen und Städten die Systematisierung der Vermittlungsarbeit und deren Einbezug in die Kulturförderung vorantreiben. Die langfristigen Ziele heissen: ­

Erarbeitung eines Konzeptes gemeinsam mit den Kantonen, welches der Kultur in der Schule einen angemessenen Platz zuweist;

­

Entwicklung und Weitergabe von Wissen im Vermittlungsbereich an Institutionen und Multiplikatoren;

­

Erarbeitung von Instrumenten der Vermittlung;

­

Dauerhafte Förderung von Vermittlungsprojekten durch Pro Helvetia, Anpassung der Förderpolitik.

Das alles wird dazu beitragen, dass Institutionen durchlässiger für neue Bedürfnisse und neue Sichtweisen und Menschen in diesem Lande neugieriger auf die Leistungen der Kulturschaffenden werden. Mit dem Schwerpunkt Vermittlung will Pro Helvetia Künstler wie Institutionen befähigen, stärker auf die Gesellschaft einzuwirken und die emotionale Kraft der Kultur zu nutzen für die Herzensbildung der Menschen in diesem Lande, zu ihrer «ästhetischen Erziehung» beizutragen.

1983

Finanzbedarf: Massnahmen «Kulturvermittlung» (in Mio. Franken)

2009

2010

Bestandesaufnahme, Konzepte und Manuale (Workshops, Debatten, Mandate, Publikationen) 0,20

0,30

0,20

Lancierung, Begleitung und Auswertung von Pilotprojekten mit externen Partnern

0,60

0,60

0,60

0,40

2,20

Unterstützung bestehender Projekte, Anreizprojekte mit Pilotcharakter

0,25

0,25

0,25

0,25

1,00

Nationaler Vermittlungstag mit medialer Auswertung

0,10

0,60

0,20

0,60

1,50

Sonderprojekte, Zusammenarbeit mit Kantonen und Städten

0,25

0,25

0,25

0,25

1,00

Total für vier Jahre:

3.2.2

2008

2011

Periode

0,70

6,40

Austausch mit Asien

Florierende Wirtschaft und blühender Handel rufen nach kulturellen Begegnungen, sie wecken die Neugier und das Bedürfnis, die andere Kultur zu verstehen. Im Falle der asiatischen Länder ist das besonders interessant, weil es sich um über Jahrhunderte ausgeformte «Hochkulturen» mit starkem Selbstbewusstsein und differenzierten Codes handelt, andererseits weil die aktuelle Kunstproduktion dort im Sog des ökonomischen Booms rasend schnell wächst und ins Ausland drängt. Grosse Ausstellungen zu chinesischer Gegenwartskunst (wie «Mahjong» 2005 im Kunstmuseum Bern) sowie Filme und Gastspiele in den darbietenden Künsten stossen auf lebhaftes Interesse ­ und sie wecken Skepsis und Vorsicht. Was ist nur Boom? Was hat Hand und Fuss? Was können wir, bzw. unsere Kulturschaffenden von diesem Austausch lernen?

Die im Aufbau befindliche kulturelle Infrastruktur bietet neue Plattformen der Begegnung und Auseinandersetzung und ­ nicht unerwünscht ­ neue Absatzmärkte für Schweizer Kulturschaffende. Selbst auf offizieller Ebene wächst der Wunsch nach mehr kulturellem Austausch, der die wirtschaftliche Verschränkung begleitet.

Davon zeugen die sich mehrenden Besuche von asiatischen Kulturdelegationen bei Pro Helvetia. Präsenz Schweiz hat China und Indien bis 2010 bereits zu Schwerpunktländern erhoben.

Alles spricht dafür, dass Pro Helvetia die Herausforderung Asien annimmt und in einen intensiven kulturellen Austausch eintritt. Indien, China, Taiwan, Korea, Japan, Indonesien vertreten 40 Prozent der Weltbevölkerung. Sie bilden gemeinsam nicht nur die grösste Manufaktur der Welt, sondern beanspruchen mit Recht, die Quelle fundamentaler Kulturtechniken zu sein.

In Ablösung des bisherigen Schwerpunktes «Interkultureller Dialog» schlägt Pro Helvetia folgenden Akzent vor:

1984

­

je ein zweijähriges Programm für Indien und für China, in Zusammenarbeit mit lokalen Veranstaltern mit einem starken Akzent auf Austauschprojekten und Koproduktionen mit Künstlern der betreffenden Länder, die in der Schweiz wie im Gastland gezeigt werden;

­

Einrichtung einer Aussenstelle in China für die Projektbegleitung (Qualitätssicherung), die Begleitung von Koproduktionen, den Aufbau von qualifizierten Partnerschaften und die Bereitstellung von Wissen für die Zentrale;

­

Aufbau eines Netzes von kompetenten und zuverlässigen Veranstaltern;

­

Intensivierung des beidseitigen Bildungs- und Wissenstransfers. An Schweizer Fachhochschulen besteht grosses Interesse an praxisbezogenem Austausch: z.B. zwischen der Abteilung Architektur der Fachhochschule Burgdorf und Indien oder zwischen der Hochschule für Kunst Luzern und China:

­

Ausbau von Residenzprojekten für Künstler und Kuratoren verschiedener Disziplinen;

­

Kulturdebatten und Diskussionen zur kritischen Befragung der europäischen Faszination für Asien;

­

Tourneen, Festivalpräsenzen und Ausstellungen kombiniert mit Workshops und weiteren Vermittlungskomponenten.

Im Zusammenhang mit dem Schwerpunkt «Übersetzung» will Pro Helvetia mit dem Fremdsprachen-Institut in Beijing ein Programm mit Übersetzungen von Schweizer Literatur und Publikationen über die Kultur der Schweiz lancieren. Auch ausgewählte chinesische Werke, darunter Literaturgeschichten, verdienen eine Übersetzung in die schweizerischen Landessprachen.

Zum Schwerpunkt «Asien» gehört ein Phasenmodell. Es beginnt mit einer Bestandesaufnahme, mit der Entwicklung von Pilotprojekten, der Suche nach neuen institutionellen Partnern und mündet in qualifizierte Darbietungen von Schweizer Kultur und Koproduktionen. Pro Helvetia verfolgt damit folgende Ziele: ­

langfristige Stärkung der Beziehungen zwischen Schweizer Kulturschaffenden und asiatischen Veranstaltern/Produzenten, entsprechend dem strategischen Ziel «Verbreiten»;

­

Ausbau der interkulturellen Kompetenz der Stiftung wie der Kulturschaffenden, Bereitstellung von adäquaten Instrumenten für eine rundum wachsende Nachfrage, entsprechend dem strategischen Ziel «Lernen»;

­

Wahrnehmung der Schweiz als Kulturnation in den erwähnten sechs Ländern, entsprechend dem strategischen Ziel «Repräsentieren»;

­

Bessere Begleitung von Austauschprojekten, Ausstellungen und Gastspielen in Asien im Sinne verschärfter Qualitätskontrolle, entsprechend dem Periodenziel «Vertiefung».

1985

Finanzbedarf: Massnahmen «Austausch mit Asien» (in Mio. Franken)

2008

2009

2010

2011

Periode

5 Künstlerresidenzen jährlich in beide Richtungen

0,10

0,10

0,10

0,10

0,40

Bildungstransfer

0,05

0,05

0,10

0,10

0,30

1,10

1,10

Länderprogramm China Länderprogramm Indien Tourneen, Ausstellungen, Lesungen

0,90 0,40

Debatten, Publikationen, Hilfsmittel Schwerpunkt «60 Jahre Schweiz Indien» 2008

2,20 0,90

0,40

0,40

0,40

1,60

0,10

0,10

0,10

0,30

0,30

0,30

Aussenstelle Indien (aus regulärem Haushalt) Aussenstelle China Eröffnung/Aufbau 2010 und 2011 Total für 4 Jahre

3.2.3

0,60

0,60 6,60

Übersetzung

Der Austausch zwischen den Sprachregionen und mit anderen Kulturkreisen gehört seit Bestehen der Stiftung zu ihren zentralen Aufgaben. Im Rahmen dieser Aufgabenstellung war und ist die Übersetzungsförderung ein wichtiges und unverzichtbares Instrument. Pro Helvetia ist in der Schweiz die einzige Stelle, die diesen Bereich sowohl im Inland wie im Ausland kontinuierlich wahrnimmt. Der Stiftung fällt damit eine wichtige Rolle zu sowohl bei der Verständigung im Inland wie im Dialog mit dem Ausland. Von selbst versteht sich, dass sie die Zusammenarbeit mit den mehrsprachigen Kantonen verstärken wird.

Mit der Globalisierung, der Öffnung von Osteuropa und der sich verlagernden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen auf neue geopolitische Regionen sind die Anforderungen in diesem Bereich ständig gewachsen. Weder die bisherigen Massnahmen noch die derzeit verfügbaren Mittel können den gestiegenen Bedarf decken.

2005 setzte die Stiftung ca. 800 000 Franken für Übersetzungen ein, davon 350 000 für inlandorientierte Projekte (v. a. von einer Landessprache in eine andere) und 450 000 für Übersetzungen von Schweizer Literatur in andere Sprachen.

1986

Geförderte Titel: Übersetzung, von Pro Helvetia geförderte Titel

2003

2004

2005

Schweiz (Landessprache zu Landessprache)

43

55

36

Westeuropa

16

19

35

Osteuropa

29

38

53

6

3

4

94

115

128

Andere Kontinente Total

Mit einem Übersetzungsschwerpunkt ­ einer Querschnittsaufgabe für die gesamte Stiftung ­ will Pro Helvetia auf die gestiegene Nachfrage reagieren. Nicht nur die Vermittlung von Büchern in andere Sprachen hängt von der Übersetzung und den damit verbundenen finanziellen Mitteln ab. Auch im Theater sowie bei Ausstellungen erhöhen sich die Realisierungschancen, wenn die Übertragung der Texte finanziert werden kann. Kataloge in den Landessprachen und untertitelte Aufführungen sind heute ein Muss, um ein weiteres Publikum erreichen zu können.

Deshalb will Pro Helvetia den engen Rahmen der Übersetzungsförderung ­ belletristische Werke von Schweizer Autoren und Publikationen zu kulturellen Themen der Schweiz ­ sprengen. Wichtige Schweizer Sachbücher von kultureller und gesellschaftspolitischer Relevanz müssen ebenso gefördert werden wie in Schweizer Verlagen publizierte Bücher, die zur Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturkreisen im Land und mit dem Ausland beitragen. Es hat sich auch erwiesen, dass kluge Promotionsmassnahmen eine deutliche Steigerung der Übersetzungstätigkeit bewirken.

Als Massnahmen innerhalb eines Schwerpunktes Übersetzung fasst die Stiftung ins Auge: ­

Ausweitung des Aktionsradius für Übersetzungsförderung und Erarbeitung der entsprechenden Kriterien;

­

verstärkte Promotionsmassnahmen (Broschüren mit Neuerscheinungen, Teilnahme an Buchmessen und Übersetzungszentren), um Verleger zur Übersetzung zu ermuntern;

­

langfristige Förderungsprogramme in Ländern mit Verbindungsbüros (für Osteuropa und Indien bereits in Planung);

­

Förderung von Verlagen mit profilierten Übersetzungsprogrammen;

­

Ausweitung der bisherigen internationalen Kooperationen zur Übersetzungsförderung im In- und Ausland;

­

Unterstützung von Übersetzerworkshops in Zusammenarbeit mit professionellen Partnern;

­

Werkbeiträge für Übersetzer;

­

thematische Debatten an geeigneten Anlässen.

1987

Als Ziele formuliert Pro Helvetia: ­

gesicherter Zugang zu den wichtigsten belletristischen und geisteswissenschaftlichen Grundlagenwerken in allen Landessprachen;

­

Pflege einer Kultur der Übersetzung und des Bewusstseins der Vielsprachigkeit;

­

Existenzsicherung von auf übersetzte Literatur spezialisierten Schweizer Verlagen;

­

Ausbau der internationalen Verlagsnetzwerke als Vertriebskanäle für Schweizer Literatur.

­

Positionierung von Pro Helvetia als wichtigste und unentbehrliche Institution im Bereich Verständigung;

­

Erschliessung neuer Publika.

Finanzbedarf: Massnahmen «Übersetzung» (in Mio. Franken)

2008

2009

2010

2011

Periode

Übersetzungsförderung

0,20

0,30

0,20

0,30

1,00

Verlagsförderung Übersetzung

0,15

0,15

0,15

0,05

0,50

Werkbeiträge an Übersetzer

0,05

0,05

0,05

0,05

0,20

Ausbau internationale Netzwerke

0,02

0,03

0,02

0,03

0,10

0,40

0,80

0,05

0,20

Debatten

0,40

Workshops, Weiterbildung

0,05

0,05

Total für vier Jahre

3.2.4

0,05

2,80

Internationale Koproduktionen

Im April 2004 hat der Stiftungsrat die strategischen Eckwerte der Auslandarbeit von Pro Helvetia neu definiert. Den Akzent hat er auf die Verbreitung von Schweizer Kultur gelegt, die Erschliessung neuer Märkte und die Herausbildung von Netzwerken für Kulturschaffende Helvetiens. Verkürzt gesagt: Export in Länder, die über eine funktionierende kulturelle Infrastruktur verfügen und welche ein Interesse an Partnerschaften mit der Schweiz zeigen, das über finanzielle Unterstützung hinausgeht. Dem Kulturimport aus anderen Ländern hat er eine Absage erteilt ­ Pro Helvetia kann trotz allen guten Willens nicht die fehlenden Subventionsmechanismen anderer Länder ersetzen.

Hingegen formulierte die Stiftung den Willen, sich verstärkt dem für unsere Kulturschaffenden relevanten Bereich der internationalen Koproduktionen zu widmen, also gemeinsame Anstrengung schweizerischer wie ausländischer Musiker, Tänzer, Maler, Regisseure verstärkt zu honorieren.

Daraus sind einige wenige beispielhafte Zusammenarbeiten hervorgegangen wie «Der Vorhang», eine schweizerisch-ägyptische Theaterproduktion, in der ein ägyptisches Stück von ägyptischen und schweizerischen Schauspielern unter Schweizer 1988

Regie inszeniert ­ und arabisch-englisch aufgeführt wurde! Oder das Basler Ensemble Classique, welches 2004 in Japan unter dem Titel «Enishi ­ Begegnung» zusammen mit japanischen Altmeistern tourte und schweizerische wie japanische Werke zur Aufführung brachte.

Der Auftritt Asiens auf der Weltbühne hat die Nachfrage nach den Möglichkeiten, die in einem solchen Instrument liegen, schlagartig erhöht. Und verdeutlicht, welches Potential unter dem Titel «Pflege der kulturellen Beziehungen» darin liegt.

Anders als die Präsentation von fertigen Kunstwerken im Ausland verlangen Koproduktionen ein inhaltliches Engagement der Partner. Sie ermöglichen Schweizer Kulturschaffenden eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Bedingungen einer anderen Kultur. Koproduktionen sind eigentliche Laboratorien des Lernens, und das für beide Seiten: künstlerisches Lernen ebenso wie kulturpolitisches oder kulturökonomisches. Japanische Musiker lernen von Schweizern, und Schweizer Musiker lernen von japanischen, künstlerisch, aber auch, wie man sich auf dem Markt bewegt. Das hat häufig dauerhafte Wirkungen, wie sich am derzeit erfolgreichsten Schweizer Jazzpianisten Nik Bärtsch zeigen lässt. Die von Pro Helvetia finanzierte Zusammenarbeit mit japanischen Musikern und Tänzern hat seine musikalische Sprache fundamental verändert und ihm geholfen, sein ästhetisches Konzept zu verfeinern ­ so sehr, dass ihn darauf das weltbeste Jazzlabel unter Vertrag genommen hat.

Koproduktionen bieten noch andere Potenziale. Da in ihnen beide Kulturen zum Zuge kommen, eignen sie sich hervorragend für den Gegenverkehr auf der Kulturstrasse. Sie wecken in der Schweiz wie im Gastland Neugier und schaffen denselben Respekt: vor der Risikobereitschaft der Beteiligten, vor der Kultur der anderen wie vor dem Ergebnis. Sie sind die Praxis einer ­ auch von der offiziellen Schweiz geschätzten ­ Haltung von Partnerschaftlichkeit, Dialog und Respekt. Der Schwerpunkt «Internationale Koproduktionen» schafft den Raum, Worte in Taten umzusetzen; statt auf Ausdehnung der Produktion setzt er auf neue Qualitäten und auf Vertiefung. Eine schwerpunktmässige Förderung von Koproduktionen würde es ermöglichen, periodisch die Arbeit von Aussenstellenländern in der Schweiz zu dokumentieren ­ nach dem Beispiel des «Sharp Sharp»-Festivals zu Südafrika 2004 in Bern
oder von «Centrelyuropdriims» ebenfalls 2004 in verschiedenen Städten.

Andere Institutionen wie CulturesFrances oder der British Council setzen auf dasselbe Prinzip.

Als Indikator dient die Zahl der Koproduktionen ­ derzeit etwa spärliche vier pro Jahr, die dieser Schwerpunkt verdoppeln will. Jede dieser Koproduktionen muss geografisch anders verortet sein und in der Schweiz zur Aufführung oder Ausstellung kommen. Die Initiative liegt bei den Kulturschaffenden; der Kredit will nur die Bedeutung des Instruments unterstreichen.

Finanzbedarf: Massnahmen «Internationale Koproduktionen» (in Mio. Franken)

2008

4 Schlüsselproduktionen jährlich à 150 000

050

Evaluation, Instrumente Total für vier Jahre

2009

2010

2011

060

060

050

010

010

Periode

220 020 240

1989

3.3 3.3.1

Fachbereiche Film

Ausgangslage. Die Schweizer Filmszene ist im Aufbruch. Populäre Produktionen erobern die Herzen der Zuschauer. Mit einem Marktanteil von über 10 Prozent (2006) hat der Schweizer Film ein Selbstvertrauen zurückgewonnen, welches ihm seit der Hochblüte des Schweizer Autorenkinos in den 70ern gefehlt hat. Auch im Ausland ist ein neues Interesse an Schweizer Filmen deutlich spürbar. Es drückt sich in einer stetigen Zunahme der Beteiligungen von hiesigen Filmen an internationalen Filmfestivals aus, wenngleich der Durchbruch in die Wettbewerbe der grossen A-Festivals Berlin, Cannes oder Venedig noch nicht geglückt ist.

Mit dem digitalen Zeitalter kommen einerseits neue Herausforderungen auf das nationale Filmschaffen zu, andererseits eröffnen sich Perspektiven. Die klassische Auswertung in den Kinos weicht je länger je mehr dem DVD-Vertrieb und dem Internet-Download von Filmen. Gleichzeitig ermöglichen es die digitalen Technologien, ohne kostspielige 35mm-Kopien auszukommen, Filme können direkt vom Produzenten zum Zuschauer gebracht werden. Bei einer wachsenden Anzahl werden paradoxerweise immer weniger Filme tatsächlich wahrgenommen.

Es braucht also eine intelligente Promotion, um neue Filme ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Die im Frühsommer 2006 vom Bundesamt für Kultur veröffentlichte Studie «Das Schweizer Filmpublikum» beweist das prinzipiell gute Image der hiesigen Filme. Auch in den lateinischen Sprachregionen, wo die Situation des Schweizer Films weniger komfortabel ist, bestätigt sich diese Ausgangslage. An den Voraussetzungen für eine erfolgreiche Promotion des Schweizer Kinos im Inland liegt es also nicht.

Auch im Ausland, wo der Schweizer Film seit Jahrzehnten mit denselben Namen assoziiert wird, bedarf es beträchtlicher Anstrengungen, die neue Generation von Filmemachern ins Rampenlicht zu rücken.

Schlüsse für Swiss Films und Pro Helvetia. Die per 1.1.2004 erfolgte Bündelung aller in der Filmpromotion tätigen Organisationen unter dem Dach von Swiss Films ermöglicht es, den Herausforderungen der globalisierten Filmindustrie und ihrem technologischen Umbruch mit innovativem Geist zu begegnen. Die Ziele, den Schweizer Film im eigenen Land nachhaltig positiv ins Bewusstsein des Publikums zu rücken und gleichzeitig seinen internationalen Bekanntheitsgrad zu erhöhen, erfordern die
Bewirtschaftung des gesamten Spektrums: Kurzfilm- und Nachwuchsförderung, Vertriebsförderung einzelner Kino- und Fernsehfilme, Promotion des Schweizer Films von gestern und von heute, Information und Dokumentation von Filmschaffenden und Werken, also der gesamten Wertschöpfungskette. Damit nimmt Swiss Films wichtige Aufgaben wahr, die in der Vergangenheit von Pro Helvetia erfüllt wurden; mittels eines Mandates will die Stiftung deshalb sicherstellen, dass sie auch künftig weitergeführt werden und der Film Teil des kulturellen Austauschs und der internationalen Programme von Pro Helvetia bleibt.

Dabei ist es unumgänglich, die Leistungen zu fokussieren und die Auswahlprozesse transparenter zu machen. Aus Sicht Pro Helvetia stehen dabei vor allem Veranstaltungen, die ein vielfältiges Bild des Schweizer Kinos (aktuelle wie ältere Filme, Spiel- und Dokumentarfilme, Kurzfilme) vermitteln, die Unterstützung von Initiativen Dritter sowie die Bereitstellung und Verbreitung film- und filmgeschichtsrelevanter Information im Vordergrund.

1990

Dieses Mandat wird ergänzt durch ein zweites seitens des Bundesamtes für Kultur.

Dieses deckt die mehr marktorientierten Instrumente sowie die Promotion ausgewählter neuer Filme im Blick auf Festivals und internationale Auswertungen ab (Festivalpräsenzen, Marktbearbeitung, Stände, Kopienfonds, Schweizer Filmpreis, Schweizer Tag in Locarno, usw.). Das doppelte Mandat wurde im Herbst 2006 von Pro Helvetia mit dem Bundesamt für Kultur vereinbart und per 1. Januar 2007 in Kraft gesetzt.

Massnahmen. Unter dem Titel Promotion aktueller Filme sieht Swiss Films schwerpunktmässig folgende Massnahmen vor: ­

Beratung der Regisseure und Produzenten in der Herstellungsphase;

­

systematische Marktbearbeitung für ausgewählte Filme;

­

internationale Distributionsförderung;

­

Kopienfonds für Vorführungen an Festivals und Veranstaltungen in allen Ländern;

­

Ausbau des Schweizer Filmpreises und des Schweizer Tages im Rahmen des Filmfestivals Locarno.

Unter dem Titel Kommunikation und Kulturarbeit (für das Pro Helvetia-Mandat relevant): ­

Schweiz-Schwerpunkte im Kontext wichtiger Filmfestivals;

­

eigene Veranstaltungen an kinematographischen Brennpunkten, v.a. im Rahmen von Programmen von Pro Helvetia;

­

enge Zusammenarbeit mit den diplomatischen Vertretungen;

­

Kurzfilmnächte in der ganzen Schweiz;

­

Unterstützung von Veranstaltern für die Vermittlung des Schweizer Films in der Romandie und in der italienischsprachigen Schweiz;

­

Informationsaufbereitung und -verbreitung (Cinéportraits, Cinébulletin, Internetseiten, andere Arbeitsinstrumente).

1991

Finanzbedarf (nur Mandat Pro Helvetia an Swiss Films): Massnahmen «Film» (in Mio. Franken)

Promotion der einzelnen Filme im Inland* Promotion der einzelnen Filme im Ausland* Unterstützung Festivalteilnahmen* Publikationen, Information Events Inland Schweizer Filmpreis* Schweizer Tag am Filmfestival Locarno Kurzfilmevents Veranstaltungen im Ausland Veranstaltungen im Inland Kopienfonds Datenbewirtschaftung* Total Beitrag Pro Helvetia für vier Jahre *

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode * * *

0,93

0,20

0,20

0,20

0,20

0,80 * * *

2,00 0,70 1,20

0,10 0,90 0,20 0,10

0,10 0,80 0,20 0,10

0,10 0,90 0,20 0,10

0,10 0,80 0,20 0,10

0,40 3,40 0,80 0,40 *

4,83

5,80

Finanzierung mittels Leistungsvereinbarung mit dem BAK bzw. über Drittmittel.

3.3.2

Visuelle Künste

Ausgangslage. Die weltweite Nachfrage nach Schweizer Kunst wächst; die Zahl international anerkannter Schweizer Künstler ist überdurchschnittlich hoch. Kluge Förderung hat auch das Angebot an relevanten Kunstveranstaltungen wachsen lassen. Parallel dazu sind Konkurrenz und finanzieller Druck gewachsen. Deshalb sehen Kunstinstitutionen sich nach neuen Organisationsformen um.

Auf überregionaler Ebene haben kleinere und mittlere Häuser eine informelle Plattform gegründet, um über ihre spezifischen Anliegen zu diskutieren. Kooperationen und Austausch von Ausstellungs- und Publikationsprojekten, auch mit dem Ausland, sind unumgänglich. Oft scheitern jedoch solche Absichten, weil die Informationen nicht verfügbar sind oder weil die personellen Ressourcen fehlen.

Vor allem aus den Bereichen Architektur und Design sowie von Kunstbiennalen treffen laufend mehr Gesuche bei Pro Helvetia ein und lösen zusätzlichen Mittelbedarf aus.

Schlüsse für Pro Helvetia. Die Notwendigkeit zu Austausch und zu Kooperationen zwischen den einzelnen Ausstellungsbetrieben in der Schweiz und im Ausland entspricht der Förderpolitik von Pro Helvetia. Oft fehlen geeignete Foren, um die bestehenden Bestrebungen in die Praxis umzusetzen. Hier kann die Stiftung eingreifen, die Bildung von Netzwerken beitragen und Pilotprojekte ermöglichen.

1992

Die Abteilung Visuelle Künste arbeitet bereits mit Instrumenten, die im Hinblick auf diese Tendenzen erweitert und variiert werden können. So kommt zum Beispiel die Reihe Cahiers d'Artistes ­ Erstpublikationen für junge Kunstschaffende ­ sowohl den Bedürfnissen von Künstlerinnen als auch von Kuratoren entgegen.

Bezogen auf Architektur und Design muss die Stiftung zusätzliche Ressourcen bereitstellen und neue Partnerschaften eingehen. Für die internationalen Aktivitäten benötigt die Stiftung angesichts der grossen Nachfrage und der Qualität der schweizerischen Kunstproduktion zusätzliche Mittel.

Massnahmen. Im Bereich visuelle Künste sind die Instrumente auf die Förderung von Kooperationen zwischen Institutionen sowie auf die Vermittlung von Ausstellungen im In- und Ausland ausgerichtet.

­

Plattformen für Kuratoren: Pro Helvetia lädt anlässlich eines wichtigen Events (z.B. Art Basel) zu Kuratorentreffen in der Schweiz mit Fachdiskussionen ein. Absicht ist Vermittlung. Pro Helvetia lädt auch Museumsleitende von mittleren und kleineren Häusern in der Schweiz zu Seminaren ein, an denen jeweils aktuelle Themen aus der Praxis vertieft und mögliche Kooperationen angedacht werden können.

­

Collection Cahiers d'artistes: Die publizierten Künstler erhalten zusätzlich die Möglichkeit für einen drei- bis sechsmonatigen Aufenthalt in einem der Aussenstellenländer von Pro Helvetia.

­

Ausstellungspool: Schweizer Kunstinstitutionen werden eingeladen, ihre Projekte für den Pro-Helvetia-Ausstellungspool einzureichen. Herausragende Angebote werden auf der Pro-Helvetia-Homepage aufgeschaltet.

Interessierte Museen aus dem In- und Ausland können direkt mit dem Anbieter Kontakt aufnehmen. Der Fokus liegt auf mittleren und kleineren Häusern, deren finanzielle Mittel und personelle Ressourcen zu knapp sind, um eigene Projekte weiterzuvermitteln. Es ergeben sich Synergien mit der Gesuchsbearbeitung, den Wander- und CD-Rom-Ausstellungen sowie den Programmen.

­

Publikationen: Die Unterstützung von Publikationen wird intensiviert. Im Inland will Pro Helvetia künftig auch Übersetzungskosten (Landessprachen plus Englisch) von Ausstellungskatalogen übernehmen, die eine nationale oder internationale Bedeutung haben oder als Referenzbücher angelegt sind.

­

Mit zusätzlichen Ressourcen können spezifische Förderinstrumente für Architektur und Design entwickelt werden.

­

Biennalen: Kunstbiennalen werden zunehmend von den ausrichtenden Ländern kuratiert, während früher die Absenderländer die Auswahl besorgten.

Damit treten sie bei Pro Helvetia als Gesuchsteller und nicht mehr beim BAK als offizielle Gastgeber auf, welche dem Absenderland die Auswahl überlassen. Für Pro Helvetia entsteht daraus erhöhter Mittelbedarf.

1993

Finanzbedarf: Massnahmen «Visuelle Künste» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode

Ausstellungen und Biennalen Wanderausstellungen/Ausstellungspool Kunstpublikationen Digital Art Kunstvermittlung Cahiers d'artistes Residenzen für Kuratoren

4,95 1,12 1,12 0,40 0,18 0,60

1,20 0,30 0,20

1,40 0,40 0,20

1,40 0,40 0,20

1,40 0,50 0,20

5,40 1,60 0,80

0,10 0,10

0,40 0,10

0,10 0,10

0,40 0,10

1,00 0,40

Total für vier Jahre

8,37

3.3.3

9,20

Musik

Ausgangslage. In der Schweiz wachsen die Musikszenen weiterhin: Die reiche Orchesterlandschaft und die Dichte der Musiktheater, grössere und kleinere Veranstalter in jeder Musiksparte, die Laienchöre und Blasmusiken, die Zahl der Volksmusikensembles und glücklicherweise auch der Ausbildungsstätten sind dank dem helvetischen Föderalismus weltweit einzigartig. Die neuen Ausbildungslehrgänge für Kulturmanagement tragen insofern Frucht, als sich die Veranstalter weiter professionalisieren, ihre Aktivitäten ausgestalten und haushälterisch mit den Mitteln umzugehen verstehen.

Dank einer ausgezeichneten Musikausbildung, die mittlerweile auch Jazz, Pop und Volksmusik umfasst, und durch die Zuwanderung ausländischer Musiker verfügt die Schweiz über international gefragte Künstler. Das Opernhaus Zürich, das TonhalleOrchester, das Orchestre de la Suisse romande, die Kammerorchester von Lausanne, Basel, Bern, Zürich und Luzern, verschiedene Ensembles Alter Musik, die meist mit der Schola cantorum basiliensis verbunden sind, Chor und Orchester der italienischen Schweiz, mehrere Solisten, Komponisten, Ensembles von Neuer und von Kammermusik, sowie zahlreiche Vertreter der Elektronischen Musik gehören zu Europas führenden Künstlern. Im Jazz und Pop haben einzelne Musiker und Bands jüngst den internationalen Durchbruch geschafft.

Es gibt allerdings auch eine Kehrseite dieses blühenden Musiklebens: Die Produktion ist schneller gewachsen als die Nachfrage. Ausserdem segmentiert sich das Publikum immer stärker in gesellschaftlich-musikalisch geprägte Milieus, die auf Distanz zueinander gehen. Der Löwenanteil der Musikprogramme bleibt dem Mainstream verpflichtet, zeitgenössische Programme sind marginale Phänomene und kämpfen mit schrumpfendem Zuspruch. Umso eindrücklicher die Besucherzahlen der grossen Festivals und Events und der professionell geführten Clubs.

Darüber hinaus konzentriert sich das reguläre Konzertangebot auf die grösseren städtischen Zentren, ausser bei den Laienmusik-Vereinigungen, die vor allem in ländlich geprägten Gegenden das Musikleben bereichern. Viele Produktionen werden im Trend zur ständigen Erneuerung nur punktuell ausgewertet, der Aufwand also nicht amortisiert. Mehr denn je drängen sich Massnahmen auf, um breitere Publikumsschichten zu erreichen, schwierigere Werke den Hörern zu vermitteln und 1994

die einzelnen Produktionen länger nachzuspielen, kurz: Schwerpunkte zu setzen und Nachhaltigkeit zu fördern.

Der hohe Angebotsdruck macht es besonders für Nachwuchsmusiker schwierig, auf das internationale Parkett zu kommen. Um so wichtiger ist es, die Lücke zwischen Ausbildung und Karriere auszufüllen, viel versprechenden Talenten befristete Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Segmentierung und Sättigung prägen auch den Tonträgermarkt: Die Zahl der Produktion verharrt auf hohem Niveau. Doch Preiszerfall und Einbruch bei den Absatzzahlen infolge des Wechsels zum digitalen Vertrieb und aggressivem Verdrängungswettbewerb erschweren Vertrieb und Verkauf beträchtlich. Hier muss Förderung sich auf ganz neue Verhältnisse einrichten. Ähnliches gilt für die Kommunikation: Informationen über Schweizer Musik gibt es zuhauf; Datenbanken und Anbieter von Musikinformation expandieren; diese Informationen sind aber sehr verstreut und verlieren ohne Koordination und Vernetzung ihre Relevanz. Sie bleiben unauffindbar.

Massnahmen. In folgenden Bereichen erachtet die Stiftung im heutigen musikpolitischen Umfeld ihren Einsatz als unerlässlich.

Zuerst muss es um eine Integration von künstlerischem Schaffen und Verbreitung gehen: ­

Um zu verhindern, dass das musikalische Schaffen ungehört verklingt, erteilt Pro Helvetia Kompositionsaufträge ausschliesslich in Zusammenarbeit mit wichtigen Konzertreihen und Festivals, den Komponisten vermittelt sie weitere Aufträge, Verlage, CD-Portraits, Auftritte an internationalen Festivals und Residenzen bei Orchestern.

­

Die Auswertung von teuren Neuproduktionen lässt sich verbessern durch verstärkte Zusammenarbeit zwischen Veranstaltern und den Ausbau von Netzwerken, die auch wichtige Konzerte abseits grosser Zentren veranstalten und so einen regionalen Ausgleich schaffen. Im Inland baut Pro Helvetia auf die Zusammenarbeit der Veranstalter und unterstützt Netzwerke wie Suisse Diagonales Jazz, Swiss Chamber Concerts und weitere im Bereich Neuer Musik.

­

Pro Helvetia unterstützt Spitzenensembles aller Sparten schwerpunktmässig und gewährt Exporthilfen, um sie international konkurrenzfähig zu halten.

Mit Dreijahresverträgen geförderte Jazzbands profitieren von Planungssicherheit für ihre Tour- und Agenturarbeit, für CD-Produktionen und Kompositionen. Dazu werden sie den wichtigsten Festivals empfohlen, die Aussenstellen bauen sie bevorzugt in ihre Programme ein. Dasselbe gilt für junge Kammerensembles, teilweise in Zusammenarbeit mit dem Migros Kulturprozent. Im Popbereich organisiert der von Pro Helvetia mitgetragene Verein Swiss Music Export Showcases an den Popmessen.

An zweiter Stelle stehen individuelle Lernfelder für Komponisten und Musiker: ­

Junge Komponisten erhalten die Möglichkeit, mit Ensembles und Orchestern zusammen zu arbeiten. Das Programm der Ateliers des compositeurs (Bsp.

Blonay, Boswil, Romainmôtier) wird ausgeweitet. Nach dem Muster des Dirigenten-Forums des Deutschen Musikrates entwickelt Pro Helvetia ein Förderprogramm für Nachwuchsdirigenten.

1995

Drittens benötigen wir Brücken von der Ausbildung ins professionelle Musikerleben: ­

Pro Helvetia ist Steigbügelhalter und hilft viel versprechenden Talenten über die Lücke zwischen Ausbildung und Karriere. Pro Helvetia gibt zeitlich befristete Hilfe zur Selbsthilfe, fördert das Coaching in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Kulturmanagementausbildungen.

An vierter Stelle steht die Promotionshilfe: ­

Hier will die Stiftung die Grammont-Portraits (CDs) von Komponisten, Interpreten und Ensembles (eine Public-Private-Partnership) weiterführen.

Dazu gesellen sich Strukturhilfen für Independent-Verlage: Ausbau der Labelförderung in allen Sparten und Unterstützung digitaler Vertriebsplattformen mit Schweizer Musik. Als weitere Promotionsinstrumente will Pro Helvetia die Rencontres musicales auszubauen; diese «Begegnungen» sind Einladungen internationaler Festivalveranstalter zu Gesprächen und Showcases mit Schweizer Ensembles. Die Pilotprojekte 2006 in Luzern, Cully und Schaffhausen haben die Wirksamkeit des Instrumentes bewiesen.

­

Die Promotion der Schweizer Künstler und Komponisten kann langfristig nur mit einem alle Sparten bedienenden Schweizer Musikexport-Büro bzw.

einem Schweizer Musikinformationszentrum nach dem Vorbild von Australien, Finnland oder Norwegen erfolgreich bleiben, welches Informationen, Dokumentationen und Datenbanken über das Schweizer Musikleben bündelt. Auf dieses Fernziel hin sind alle Massnahmen im Exportbereich ausgerichtet.

Fünftens ist ein stärkeres Engagement von Pro Helvetia für die grossen Ensembles (Orchester) unerlässlich: ­

Die Aushängeschilder der Schweizer Musikproduktion wirken oft genug als Türöffner für kleinere Ensembles. Damit ist bereits ein wichtiger Grund genannt, weshalb Pro Helvetia die Auslandgastspiele der grossen Orchester vermehrt (genauer: erstmals richtig) unterstützen müsste. Ein zweiter liegt in ihrer medialen Ausstrahlung, ein dritter in ihrer Leitfunktion. Als besonders prominente Repräsentanten des Schweizer Kulturschaffens sind die grossen Orchester zunehmend gefragt; allein von 2001­2005 stieg die Zahl der entsprechenden Gesuche (und Absagen) von 3 (zusammen 300 000 Franken) auf 8 (zusammen 1,5 Mio. Franken) jährlich. Diese Lücke verdient Aufmerksamkeit, im Interesse des Schweizer Auftritts im Ausland. Das Budget der Abteilung Musik für Auslandengagements betrug 2006 1,2 Millionen Franken.

Sechstens findet die Volksmusik sich im Aufbruch: ­

1996

Festivals abseits der Zentren ­ Altdorf, Stans, Obwalden ­ vermitteln der Volksmusik neue Impulse. Projekte zur Schweizer Volksmusik werden unter dem Motto «Bewahrung durch Erneuerung» unterstützt: Neukreationen, bei denen die Volkskultur mit aktuellen Mitteln neu interpretiert wird. Wichtig ist die Auswertung von wertvollen Sammlungen wie der von Hanny Christen, deren Dokumentation Pro Helvetia mitfinanziert hat.

Finanzbedarf: Massnahmen «Musik» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Auslandgastspiele, freie Ensembles Auslandgastspiele Leuchttürme Prioritäre Förderung Jazz Exportförderung Inlandaustausch Kompositionsaufträge Austausch Tonträger und Noten Vermittlung

5,34

1,67 0,68 0,45 0,86 0,13

0,90 0,30 0,30 0,10 0,30 0,20 0,05 0,20

0,90 0,40 0,40 0,20 0,30 0,10 0,05 0,20

0,90 0,40 0,40 0,30 0,30

0,90 0,40 0,40 0,30 0,40

0,05 0,20

0,05 0,20

Total für vier Jahre

9,63

3.3.4

0,50

Periode

3,60 1,50 1,50 0,90 1,30 0,30 0,20 0,80 10,10

Literatur und Gesellschaft

Ausgangslage. Das Literaturland Schweiz ist in Bewegung, der Strukturwandel und der Konzentrationsprozess in der Buchbranche sind nicht aufzuhalten. Die unabhängigen Verlage kämpfen ums Überleben und können sich nur behaupten, sofern sie eine unbesetzte Programmnische finden oder Bestseller landen. Die kleinen Buchhandlungen werden von grossen Buchhandelsketten verdrängt (in der Westschweiz mussten in den letzten Monaten 13 schliessen), die Vertriebsbedingungen werden immer härter. Und das Publikum ist immer schwieriger zu erreichen, die einen können, die anderen wollen nicht mehr lesen. Die Pisa-Studien beschäftigen die Literaturszene ebenso wie die Bildungsexperten.

Zu den Wandlungen des Buchmarktes gesellen sich die bevorstehenden kulturpolitischen Veränderungen. Neben der Diskussion um die Buchpreisbindung und das neue Urhebergesetz beschäftigen den Literaturbetrieb das Kulturförderungsgesetz und das neue Pro-Helvetia-Gesetz. Hearings und Vernehmlassung im Vorfeld der Gesetze nahmen die verschiedenen Interessengruppen und Verbände zum Anlass, auf die spezifische Problematik in ihrem Bereich hinzuweisen. Während für die Schriftsteller die soziale Sicherheit ein zentrales Anliegen ist, erwarten die Verlage eine aktive Verlagsförderung und beziehen sich dabei auf das Modell der Verlagsprämien, das Pro Helvetia zusammen mit dem Migros Kulturprozent lanciert hatte.

Ihr Bedürfniskatalog hat das Parlament aufhorchen lassen; es veranlasste eine Studie über die Verlagssituation in der Schweiz, welche im Herbst 2006 veröffentlicht wurde (Bericht Trappel). Immer öfter wird der Ruf laut nach einer übergeordneten Buchpolitik in der Schweiz.

Schlüsse für Pro Helvetia. Der gesetzliche Auftrag von Pro Helvetia ­ Pflege des nationalen Zusammenhaltes und Austausch mit dem Ausland ­ erfordern eine deutliche Stärkung der Übersetzungsförderung, die nur von Pro Helvetia gesamtschweizerisch wahrgenommen wird. Die Schwierigkeiten der Verlagsszene erfordern zudem eine akzentuierte Förderpolitik, um die Verbreitung und Vermittlung von Literatur im In- und Ausland zu beleben und neue Wege zum Publikum zu erschliessen.

1997

Massnahmen. Die Stiftung sieht folgende Massnahmen im Bereich Literatur und Gesellschaft vor: ­

Die Übersetzungsförderung ist ein unverzichtbares Instrument, um den Zugang zu anderen Sprachregionen und Kulturkreisen zu ermöglichen. Es ist deshalb seit Jahren ein Anliegen der Stiftung, diesen Bereich auszuweiten und den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen. Ein Schwerpunkt erlaubt, den Aktionsradius auszuweiten und eine aktive Übersetzungspolitik zu verfolgen. Von gezielten Fördermassnahmen zur Verbreitung von Schweizer Literatur und kulturell und gesellschaftspolitisch relevanten Werken würden sowohl die Autoren wie die Verlage profitieren (vgl. Kap.

3.2.3).

­

Dass Autoren, sofern sie nicht gerade den marktgängigen Ton treffen, nicht vom Schreiben leben können, ist bekannt. Dass sie eine zentrale Rolle spielen im kulturellen und politischen Leben, vielleicht zu wenig. Deshalb ist es wichtig, Ihnen mit Werkbeiträgen den Freiraum zum Schreiben zu verschaffen. Die Autorenförderung wird begleitet von einer Reihe von Massnahmen, die den Zugang zum Publikum und die Verbreitung der Werke erleichtert: Lesereisen, Literaturveranstaltungen, Bücherverteilung an Bibliotheken im Ausland.

­

Eine indirekte Verlagsförderung wurde von der Stiftung seit längerem praktiziert. Diese Förderung will sie in Zukunft akzentuieren. Statt punktueller Druckbeiträge an Einzelprojekte, die in der Regel auch von Kantonen und Städten geleistet werden können, konzentriert Pro Helvetia sich auf wichtige Editionsprojekte und Spezialprogramme. Mit zwei Auszeichnungen jährlich werden Verlage für ihr engagiertes und originelles Programm ausgezeichnet.

Die Beteiligung der Verlage an Buchmessen, deren Bedeutung als Plattform für den internationalen und interkulturellen Austausch ständig zunimmt, erhält vermehrte Unterstützung, dazu installiert die Stiftung eine mittelfristige Planung für die Schweizer Präsenz an Buchmessen.

­

Die Verbreitung des literarischen Schaffens im Ausland bildet das zweite Standbein der Literaturförderung von Pro Helvetia. Dazu gehört der Aufbau von Netzwerken und das Setzen von geopolitischen Schwerpunkten sowohl für die Auslandauftritte der Schweizer Schriftsteller wie den Bücherdienst und die internationalen Übersetzungsprogramme.

Seit dem 1. Januar 2005 gehört der Fachbereich «Kultur und Gesellschaft» zu «Literatur und Gesellschaft». Die Unterstützung von Projekten, die sich jenseits von Spartenzuordnungen mit übergeordneten kulturellen Fragen auseinandersetzen, steht im Mittelpunkt dieses Förderbereichs. Kultur liefert häufig genug Ansatzpunkte für die Deutung der Vergangenheit sowie Orientierungshilfen für die Zukunft. Im Bereich «Kultur und Gesellschaft» unterstützt Pro Helvetia thematische Projekte, die auf diesen Verständigungsbedarf eingehen. Überzeugende Kulturvermittlungsprojekte und Vorhaben in den Bereichen der Alltags- und Volkskultur tragen bei zum Zusammenhalt der Sprachregionen, der Generationen, der ethnischen Gruppen und anderen Bevölkerungskreise. Dazu gehören auch Initiativen, welche die Situation von in diesem Bereich tätigen Institutionen verbessern.

1998

Finanzbedarf: Massnahmen «Literatur und Gesellschaft» (in Mio. Fr.)

2008

2009

2010

2011

Literatur Werkbeiträge und Nachwuchsförderung 3,00 Literaturveranstaltungen 2,10 Verlagsförderung 0,40

0,80 0,60 0,25

0,80 0,50 0,25

0,80 0,60 0,25

0,80 0,50 0,25

3,20 2,20 1,00

Wissenschaft und Vermittlung Bücherdienst Allgemeine Übersetzungsförderung Publikationen Debatten

1,55 2,40 2,00 0,24

0,40 0,50 0,40 0,08

0,40 0,50 0,40 0,10

0,40 0,50 0,30 0,11

0,30 0,50 0,30 0,11

1,50 2,00 1,40 0,40

Kultur und Gesellschaft Thematische Ausstellungen Verständigungsprojekte

1,00 1,04

0,25 0,25

0,30 0,25

0,30 0,25

0,35 0,25

1,20 1,00

Total für vier Jahre

13,73

3.3.5

04­07

Periode

13,90

Theater

Ausgangslage. Die Theaterszene in der Schweiz ist vielfältig, lebendig und von hoher Qualität. Die Blüte ist ohne Zweifel eine Frucht systematischer Förderung.

Das stärkere Gewicht, das die Förderer auf die freie Szene gelegt haben, hat letztere professionalisiert und zu einer grösseren Durchlässigkeit zwischen dem unabhängigen Theaterschaffen und den Stadttheatern geführt ­ zum beiderseitigen Gewinn.

Generell gilt, dass sich die Produktionsbedingungen in der Schweiz sehr verbessert haben und die Szene ein grosses künstlerisches Potenzial aufweist. Das zeigt sich darin, dass das Schweizer Theaterschaffen im In- wie im Ausland einen guten Ruf besitzt. Zahlreiche freie Gruppen haben in den letzten Jahren renommierte Festivalpreise im Ausland gewonnen. Auch Inszenierungen fest subventionierter Häuser sind regelmässig auf internationalen Festivals anzutreffen. Die gewonnenen Preise, die Einladungen an Festivals: Die Erfolge sind erfreulich.

Schlüsse für Pro Helvetia. Nachdem die Produktionsbedingungen sich verbessert haben, geht es künftig um die Förderung der Auswertung; hier bestehen klare Defizite. Die Akquisition von Gastspielen bleibt angesichts der Schwierigkeiten häufig auf der Strecke, weil den Gruppen die Kontakte oder Managementkapazitäten fehlen. Hier setzt die künftige Förderung von Pro Helvetia an. Sie wird einen klaren Fokus auf Gruppen und Institutionen mit einem Potenzial für internationale Gastspieltätigkeit legen.

Massnahmen. Folgend die wichtigsten Förderinstrumente: ­

Produktionsbeiträge an freie Gruppen: In Abgrenzung zu Städten und Kantonen, die für Produktionsbeiträge oftmals ein grösseres Budget haben als Pro Helvetia für die gesamte Schweiz, will die Stiftung sich stärker auf Gruppen mit nationaler Reputation und Potenzial für Auslandtourneen kon1999

zentrieren. Längerfristiges Ziel sind kooperative Fördervereinbarungen für Schwerpunktgruppen mit Städten und Kantonen, wie sie im Tanz bereits angewendet werden.

­

Tourneeförderung Inland (Sprachregionen übergreifend): Die Realität zeigt, dass der Austausch im Inland gerade im Theater nicht einfach zu realisieren ist. Die Gruppen sind in der Regel nur in ihrer eigenen Sprachregion vernetzt, hier könnte Pro Helvetia eine aktivere Rolle einnehmen und mittels Vermittlung den Austausch intensivieren und kulturelle Signale setzen. Was die Verbreitung innerhalb einer Sprachregion der Schweiz betrifft, ist in der Westschweiz die Corodis (Commission Romande pour la Diffusion) zuständig, die über Jahre mit Hilfe von Pro Helvetia aufgebaut wurde und nun von Städten und Kantonen getragen wird. Derzeit verhandelt Pro Helvetia mit den Kantonen der Deutschschweiz über ein ähnliches Modell, das die Zirkulation des freien Theaterschaffens innerhalb der deutschsprachigen Schweiz verbessern würde.

­

Tourneeförderung Ausland: Aktiv entwickelt und bewirtschaftet die Stiftung Netzwerke von Theaterhäusern im In- und Ausland. Als neue Promotionsinstrumente plant sie ­ analog zum Tanz ­ eine CD-ROM und die Internetplattform Swiss Theatre Selection, welche die aktuellen Produktionen griffig vorstellt. Es gehören auch dazu: Einladungen an ausländische Veranstalter, Nachwuchsplattformen und eine aktive Mitarbeit im Informal European Theatre Meeting. Dessen halbjährliche Plenarversammlung ­ ein Treffen von 500 Veranstaltern und Theaterensembles aus ganz Europa ­ findet im November 2008 in Zürich statt, von Pro Helvetia gemeinsam mit Stadt und Kanton Zürich organisiert.

­

Vor lauter Bühne geht der Ursprung des Theaters hin und wieder vergessen: der Dramatiker. Hier führt die Stiftung ihre langjährigen Programme weiter, die den Nachwuchs unter den Textern des Sprechtheaters fördern: Dramenprozessor, MC6, Textes-en-scènes. Die verstärkte Förderung von Übersetzungen von Theaterstücken ist Voraussetzung für ihre Verbreitung über den eigenen Sprachraum hinaus. Die Veröffentlichung der deutschsprachigen Versionen in der Internetbibliothek des Goethe-Institutes ist ein erster Schritt dazu.

Finanzbedarf: Massnahmen «Theater» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode

Produktionsförderung Gastspiele Inland Gastspiele Ausland Promotionsinstrumente Dramatikerförderung

4,10 0,80 3,30

0,60 0,25 1,10

0,60 0,25 1,20 0,10 0,10

0,60 0,25 1,20 0,10 0,10

0,60 0,25 1,30 0,10

2,40 1,00 4,80 0,30 0,30

Total für vier Jahre

8,20

2000

0,10

8,80

3.3.6

Tanz

Ausgangslage. Der Schweizer Tanz bewegt. In den letzten Jahren entwickelte sich eine vielfältige Tanzszene mit unterschiedlichsten Stilformen und Ausdrucksweisen.

Sie hat ein Publikum weit über Fachkreise hinaus gefunden und erzielt im In- und Ausland beachtliche Erfolge. Schweizer Tanzkompanien treten an renommierten internationalen Theatern und Festivals auf und sind gern gesehene Gäste auf allen Kontinenten, von Prag bis San Diego, New Delhi bis Amsterdam oder von Johannesburg bis nach Tokio. Schweizer Tanzschaffende übernehmen durch ihre internationale Präsenz eine wichtige Botschafterrolle für die Schweizer Kultur im Ausland.

Die Blüte ist auch ein Ergebnis des Projektes Tanz, welches Pro Helvetia und BAK in der laufenden Periode lanciert haben. Gemeinsam mit Kantonen und Städten haben sie so eine erste Etappe zur Schaffung der notwendigen finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen für eine umfassende Förderung zurückgelegt (siehe Kap. 2.4.6). Die Nachfrage nach Schweizer Tanz wird auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Unter anderem, weil Tanz im Trend liegt und nicht an Sprachgrenzen gebunden ist.

Das Projekt Tanz bestand in erster Linie in einer Situationsanalyse und einem Massnahmenkatalog für alle Ebenen des föderalistischen Staatswesens. Der Schlussbericht lag Ende Juni 2006 vor. Von den Massnahmen sind einige bereits umgesetzt; die meisten verharren noch in den Schubladen. Der Befund auf einen Satz komprimiert: Infrastruktur, Einbettung in die institutionelle Landschaft sowie Auswertungsmöglichkeiten hinken der Kreativität der Szene weit hinterher.

Schlüsse für Pro Helvetia. Der Nachholbedarf beginnt bereits bei der Kreationsförderung. Tanz ist kostspielig. Tanzstücke sind grundsätzlich Neukreationen und können nicht auf vorgefertigte Elemente zurückgreifen. Ihre Erarbeitung kann daher bis zu sechs Monaten dauern. Um international bestehen zu können, braucht es neben hochstehendem Tanz auch überzeugende Licht- und Musikkonzepte. Da der Tanz in der Schweizer Kulturförderung noch eine relativ junge Sparte ist, reichen die Produktionsgelder vielerorts nicht aus, damit die Kompanien ihre Potentiale entfalten können.

Die Professionalisierung des internationalen Marktes stellt erfolgreiche Kompanien vor neue Herausforderungen. Sie sehen sich rasch mit den Ansprüchen an ein
Kleinunternehmen konfrontiert und müssen entsprechend ausgerüstet sein. Sie brauchen eine eigene Produktionsinfrastruktur (Büro, Studio), eine professionelle Administration und ein Management ­ und zwar als Ganzjahresbetrieb. Dazu bedarf es längerfristiger Förderinstrumente, welche Stabilität und Planbarkeit erlauben und eine professionelle Betriebsstruktur ermöglichen.

Erfolg hat seinen Preis. Mit dem Projekt Tanz wurde erstmals in diesem Land für eine Sparte ein umfassendes Förderkonzept erarbeitet. Will man diese einmalige Ausgangslage ausnützen, müssen die Erfolge konsolidiert und die noch in Ausarbeitung befindlichen Massnahmen umgesetzt werden. Bereits haben erste Kantone und Städte ihre Tanzbudgets erhöht. Als Co-Initiatorin des Projekts ist Pro Helvetia aufgerufen, die mit dem Schwerpunkt begonnenen Aktivitäten weiterzuführen. Alles andere wäre auch ein denkbar schlechter Einstieg für die im neuen Kulturförderungsgesetz vorgesehene engere Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Städten.

2001

Massnahmen. Im Zentrum der nächsten Finanzierungsperiode steht die schrittweise Umsetzung der Empfehlungen aus dem Projekt Tanz: die verstärkte Promotion des Schweizer Tanzes im In- und Ausland und der Ausbau von tragfähigen Strukturen zur langfristigen Förderung unserer wichtigsten Kompanien. Die Rezeption und die Position des Tanzes im öffentlichen Bewusstsein verdienen Stärkung. Hier die Instrumente im Einzelnen: ­

Kreations- und internationale Koproduktionsförderung: Die Kreationsbeiträge von Pro Helvetia setzen dort ein, wo die lokalen und regionalen Gelder nicht ausreichen, damit sich das künstlerische Potential voll entfalten kann.

Das gilt insbesondere für internationale Koproduktionen.

­

Verbreitung. Aufgrund der Aufgabenverteilung zwischen Bund, Kantonen und Städten kommt Pro Helvetia in der Verbreitung eine zentrale Rolle zu.

Im Vordergrund stehen namentlich: ­ Ausbau der kooperativen Fördervereinbarungen und Jahreskredite zur längerfristigen Förderung der Tourneetätigkeit freier Kompanien; ­ Jahreskredite für institutionelle Ensembles; ­ Weiterführung der Promotions- CD-Rom «Swiss Dance Selection»; ­ Ausbau der Tanzplattformen mit eingeladenen Veranstaltern wie «Schweizer Tanztage», «Gipfelstürmer» (Nachwuchs) und der individuellen Einladung von Veranstaltern zu Aufführungen; ­ Ausbau von Residenzprogrammen im In- und Ausland; ­ Pflege internationaler Netzwerke (z.B. Informal European Theatre Meeting); ­ Unterstützung lokaler, publikumsnaher Festivals auch abseits urbaner Zentren; ­ Schweiz-Schwerpunkte an Tanzfestivals im Ausland und Präsenz an Tanzmessen; ­ Aufbau des Tourneefördertopfs Corodis Deutsche Schweiz und des «Réseau Danse Suisse».

­

Anerkennung für den Tanz: Unterstützung von Reflexionsgefässen für inhaltliche Auseinandersetzungen über Tanz und Tanzpolitik zum Zwecke der Rezeptionsförderung.

2002

Finanzbedarf: Massnahmen «Tanz» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode

Kreationsförderung Austausch Ausland Austausch Inland Schwerpunktgruppen* Tanzplattformen In- und Ausland* Gastspiele Ballettkompanien* Interdisziplinäre Projekte/Instr.

Projekt Tanz*

2,00 2,54 0,40 1,39 0,80 0,50 0,40 0,36

0,40 1,00 0,20

0,40 1,00 0,30

0,30 1,00 0,30

0,30 1,00 0,30

1,40 4,00 1,10

0,20 0,25 0,10

0,20 0,25 0,10

0,20 0,25 0,10

0,10 0,25 0,10

0,70 1,00 0,40

Total für vier Jahre

8,39

*

8,60

Weiterführung aus Schwerpunkt Tanz 2004­2007

Die Ausgaben für Aktivitäten, welche im Rahmen der Schwerpunkte erfolgen, namentlich Vermittlung, werden dort aufgeführt.

3.3.7

Interdisziplinäre Projekte

Die Stiftung rechnet damit, dass der Bedarf für interdisziplinäre Projekte sich auf einem tieferen Niveau einpendelt. Entsprechend bewegen sich die Zahlen in der Grössenordnung der letzten Jahre. Über die Position «Interdisziplinär» werden in erster Linie die Förderung der Schweizer Kleinkunstszene (für den Inlandaustausch) sowie die Unterstützung grosser, multidisziplinärer Festivals abgerechnet.

Finanzbedarf: Massnahmen «Interdisziplinär» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode

Kleinkunstförderung

1,11

0,25

0,25

0,25

0,25

1,00

Interdisziplinäre Projekte

2,28

0,40

0,40

0,40

0,40

1,60

Total für vier Jahre

3,39

3.4

2,60

Programme

In der kommenden Periode wird die Stiftung grössere Programme lancieren in den Schwerpunkten «Vermittlung» sowie «Austausch mit Asien». Das Vermittlungsprogramm wird sich mit den Phänomenen der kulturellen Segregation, der Abwendung von grossen Bevölkerungsteilen von der kulturellen Produktion und der Aufgabe ihrer Rückgewinnung beschäftigen. Am Ende soll systematisches Wissen herausschauen und ein kulturpolitischer Paradigmenwechsel, welcher der Rezeptionsförderung einen zentralen Platz zuordnet ­ das gemeinsam mit Kantonen und Städten.

2003

Der Schwerpunkt «Austausch mit Asien» gibt Gelegenheit, zwei grosse Länderprogramme umzusetzen. Das eine spielt in China. In erprobter Zusammenarbeit mit Präsenz Schweiz wird Pro Helvetia einen kulturellen Akzent vor der Weltausstellung 2010 in Shanghai setzen. Trägt das Programm ausreichend Früchte, wird ihm die Eröffnung einer Aussenstelle folgen, dies zusammen mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung (siehe Kap. 3.6und Kap. 4.4).

Das andere Länderprogramm betrifft Indien, wo die Stiftung seit Anfang 2007 über eine Aussenstelle verfügt. Beide Programme verfolgen mehrere Ziele: Sie zeigen Schweizer Kultur in aufstrebenden Nationen, erschliessen neue Märkte für unsere Kulturschaffenden und etablieren Partnerschaften mit den wichtigsten Institutionen der Gastländer. Und sie runden die Aktivitäten der Botschaften ab.

Neben den aus den Schwerpunkten abgeleiteten Programmen wird Pro Helvetia auch kleinere Länderprogramme in Europa umsetzen. Auf der Wunschliste ganz oben steht ein Programm zum Phänomen der Grenzregionen mit ihren Austauschkanälen. Anfang 2007 hat die Stiftung mit Lyon und Genf experimentiert, weitere binationale Bereiche wären zu erforschen, so Basel/Elsass, Jura/Gegend von Belfort, St. Gallen/Konstanz/Bregenz und Chiasso/Como. Dazu gesellen sich die klassischen Länderprogramme, die meist über Anfragen der Schweizer Diplomatie ausgelöst werden ­ für 2009 könnte es Österreich bzw. Linz sein, für 2011 Italien. Der aufgeführte Finanzbedarf bezieht sich nur auf Länderprogramme ausserhalb der Schwerpunktbereiche, also auf Projekte, die auf Anregung des EDA zustande kommen.

Finanzbedarf: Massnahmen «Programme» (in Mio. Franken)

04­07

Programme in Schwerpunkten («Austausch mit Asien», «Vermittlung») Länderprogramme ausserhalb der Schwerpunkte (Linz09, Italien, Grenzregionen, u.a.)

Aus Schwerpunktbudgets

Bedarf für vier Jahre

1,40

*

1,40*

2008

0,60

2009

0,70

2010

0,70

2011

Periode

0,70

2,70

2,70

Bereich Programme wurde erst per 1.1.05 geschaffen.

3.5

Kommunikation

Neben ihrer klassischen Aufgabe ­ der Information über die Stiftung und ihre Fördertätigkeit ­ will die Kommunikation von Pro Helvetia vermehrt auch antizipierend und interaktiv tätig werden. Als Institution mit Überblick über das gesamtschweizerische Kulturgeschehen und mit ihrer grossen Nähe zum künstlerischen Geschehen will die Stiftung Impulse geben, Themen setzen, mehr Mut zur Kontroverse aufbringen und damit auf aktuelle kulturpolitische Themen aufmerksam machen. Das ProHelvetia-Kulturmagazin «Passagen», die Webseite sowie der Newsletter werden noch stärker als bisher als Träger von aktuellen Debatten genutzt.

2004

«Kommunikation» wird das verstärkte Engagement der Stiftung für den kulturellen Austausch mit dem Ausland mit entsprechenden kommunikativen Massnahmen begleiten. Dies bedeutet einerseits eine intensive Begleitung der neuen Aussenstellen sowie der Länderprogramme in allen kommunikativen Belangen. Andererseits schafft Pro Helvetia eine elektronische Informationsplattform, welche via Internet den diplomatischen Vertretungen der Schweiz, ausländischen Veranstaltern und Kritikern einen schnellen Zugriff auf ausgewählte Kulturprodukte aller Sparten gestattet. Das Rohmaterial für den Prototypen liefert der Tanz in Form der CD-Rom «Swiss Dance Selection 2006».

Weiter will «Kommunikation» den Gesuchstellern den Zugang zu Pro Helvetia erleichtern. Im Vordergrund steht das Projekt einer elektronischen Gesuchseingabe, welche den Aufwand der Gesuchsteller wie jenen von Pro Helvetia senken wird.

Ein klares Defizit ortet die Stiftung in ihrer Kommunikation in den übrigen Landesteilen. Im Stabsdienst in Zürich sind zwar Mitarbeitende aller Landesregionen vertreten. Die bestehenden Ressourcen reichen jedoch nicht aus, um einen intensiven medialen Dialog und die nötigen Kontakte vor Ort zu gewährleisten. Im Sinne eines Dienstes an der Verständigung benötigt Pro Helvetia zusätzliche personelle Ressourcen für einen Medienverantwortlichen zu 50 Prozent für die Westschweiz und zu 20 Prozent für die italienische Schweiz.

Finanzbedarf: Massnahmen «Kommunikation» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode

Kulturinformation Information über die Stiftung Projektbezogene Kommunikation Internet, Instrumente für Gesuchsteller und diplomatische Missionen

3,00 0,80 0,40

0,75 0,20 0,30

0,80 0,20 0,20

0,80 0,20 0,20

0,85 0,20 0,20

3,20 0,80 0,90

0,75

0,15

0,15

0,15

0,15

0,60

Finanzbedarf für vier Jahre

4,95

3.6

5,50

International

Ausgangslage. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren haben sich die Weltgewichte und die internationalen Beziehungen in kaum vorhersehbarem Masse verschoben; neue Regionen schoben sich ins Blickfeld der Schweizer Kulturschaffenden und Veranstalter. Wir stellen eine eigentliche Aufbruchstimmung fest ­ im Mittelpunkt steht die Qualität der Beziehungen, und diese ist umso besser, je intensiver der Dialog geführt wird. Internationale Koproduktionen, die gegenseitiges Lernen ermöglichen, sind State of the Art.

Die globale Dynamik verlangt laufende Anpassungen. Die Stiftung hat in der Finanzierungsperiode 2004­2007 das Aussenstellennetz umgestaltet (vgl. Kap. 2). Häufig werden wir gefragt, ob es denn möglich sei, mit einem mit zwei Mitarbeitern bestückten Büro einen ganzen Erdteil von der Grösse Chinas oder Indiens zu bedienen. Unsere Antwort: Ja, es ist. Und zwar deshalb, weil Pro Helvetia keine flächendeckenden Aktivitäten, weder in China noch in Indien, anstrebt, sondern einzig 2005

fokussierte Akzente setzt, deren erstes und wichtigstes Ziel es ist, tragfähige Partnerschaften zwischen Schweizer Kulturschaffenden und lokalen Veranstaltern zu schaffen. Und Kontakte zu offiziellen Stellen zu öffnen. Das Modell der Verbindungsbüros hat sich als universelles, flexibles und effizientes Instrument erwiesen. Mit nur 150 000 Franken Betriebskosten pro Jahr und einem Programmbudget von 350 000 Franken gelingt es diesen Pro-Helvetia-Niederlassungen, dauerhafte Spuren zu hinterlassen und den Ruf der Schweiz als Kulturnation mit Sinn für wirkliche kulturelle Werte, Dialog und Zusammenarbeit zu stärken. Nicht nur bei den Gastländern, sondern insbesondere bei den Nachbarländern Deutschland und Österreich geniessen die Pro-Helvetia-Aussenstellen wegen ihrer Effizienz höchstes Ansehen.

Entwicklung des Aussenstellennetzes. In der Periode 2008­2011 will die Stiftung, entsprechend den strategischen Leitlinien, den asiatischen Teil des Netzes aufbauen.

Nach der Eröffnung von Indien ist geplant, 2010 mit den Vorarbeiten für eine Aussenstelle in Shanghai zu beginnen. Sie würde gefolgt von einer Niederlassung in Moskau; letztere kaum vor 2013. Beide Projekte entspringen der Partnerschaft mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF). Diese nahm ihren Anfang im Istituto Svizzero di Roma (ISR) als kulturell-wissenschaftlichem Zentrum. Die dort gewonnene positive Erfahrung bildet die Basis der Vereinbarung, mittels derer sich beide Organisationen ihre ähnlich konzipierten Aussenstellennetze zugänglich machen. Neue Niederlassungen werden gemeinsam geplant und aufgebaut. Damit erweitert sich das Netz der Auslandbüros für beide Organisationen schlagartig, während die Kosten pro Arbeitsplatz sinken.

Die Nachbarländer geniessen bei Pro Helvetia seit je eine Vorzugsstellung. In den 80er Jahren herrschte gar die Vorstellung, in jedem der umgebenden Länder müsse die Schweiz ein Kulturzentrum betreiben. Das erste eröffnete die Schweiz 1985 in Paris, das zweite, aus finanziellen Gründen bereits kleiner geratene 1995 in Mailand.

In Berlin reichte es gerade noch zu einer Recherche. 2004 hat der Stiftungsrat die Vision eines Rings von Pro-Helvetia-Häusern rund um die Schweiz aufgegeben. Das Konzept der national definierten Kulturzentren, befand er nach ausführlicher Diskussion, ist kein zukunftsträchtiges
Modell. Ein Haus, das nur Schweizer Kultur präsentiert, steht immer im Verdacht, nach innenpolitischen Kriterien zu programmieren statt nach künstlerischen. Wenn es das vermeiden will, muss es sein Programm internationalisieren. Dann unterscheidet es sich aber nicht mehr von anderen, lokal finanzierten Kulturhäusern.

Das gilt auch für das Centre Culturel Suisse de Paris (CCSP). Nur dank eines herausfordernden Programms hat es sich in den letzten Jahren im konkurrenziellen Umfeld von Paris behaupten können. Künftig soll es, so die Pläne der Stiftung, auch die regionale Arbeit übernehmen und ein Culture Hub werden für Frankreich wie das ISR für Italien. Parallel überprüft Pro Helvetia die Rechtsform des CCSP; mehr Autonomie, gesichert über einen Leistungsauftrag und eine breitere Trägerschaft, scheint ein angemesseneres Modell.

Die gesamte Kulturarbeit in Italien realisiert seit Sommer 2005 das ISR im Rahmen eines von Pro Helvetia finanzierten Leistungsauftrags. Das hybride Wesen KulturWissenschaft hat sich inhaltlich als fruchtbar erwiesen; strukturell leidet das ISR hingegen noch immer an einer Unterfinanzierung der Betriebskosten, entstanden durch die Einstellung der Übergangsfinanzierung durch das Bundesamt für Kultur.

Um der kulturellen wie wissenschaftlichen Leitung des ISR mehr Spielraum zu geben und der grossen Nachfrage nach Schweizer Kultur aus Italien ein Stück entgegenzukommen, ist eine Kreditaufstockung seitens Wissenschaft (SBF) wie Kultur 2006

(Pro Helvetia) unumgänglich. Sie kommt einem bisher einzigartigen Experiment zugute.

Für die Verbindungsbüros in Warschau, Kairo, Kapstadt und New Delhi gilt, dass sie im Laufe der nächsten Periode ihre regionale Orientierung verstärken und dafür alle auf dieselbe Grösse (Globalkredit von 500 000 Franken) ausgebaut werden.

Trotz gespannter grosspolitischer Wetterlage sind die Vereinigten Staaten nach wie vor ein interessantes Terrain für Schweizer Kultur. 2004 hat Pro Helvetia sich deshalb entschieden, das Swiss Institute in New York (SINY) zu übernehmen ­ das Bundesamt für Kultur musste mangels gesetzlicher Grundlagen seine temporäre Subventionierung einstellen. Die jährliche Subvention durch Pro Helvetia liegt bei 415 000 Franken ­ neben rund 600 000 Franken, die das SINY über Fund Raising in New York selbst erwirtschaftet. Ein Ausstieg der Eidgenossenschaft aus dem SINY hätte eine wunderbare Schweizer Kulturplattform in einer der aktivsten Kulturstädte der Welt ernsthaft gefährdet, denn ohne den Beitrag aus Zürich wären die privaten Gelder verloren. In den letzten Jahren hat sich das Institut einen hervorragenden Ruf als innovatives Haus der visuellen Künste erworben, als Place-to-go wie wenige im Big Apple, wie regelmässig in der New York Times, im Village Vanguard oder im TimeOut nachzulesen ist. Von seiner Ausstrahlung ist auch das Schweizer Generalkonsulat in New York angetan.

Dank der Partnerschaft mit dem SBF ergibt sich für Pro Helvetia die Möglichkeit, an der Westküste der USA eine zweite Niederlassung innerhalb von swissnex zu eröffnen. Diese mit geringen Kosten verbundene Chance will die Stiftung nutzen und den Schweizer Kulturschaffenden den Zugang zu den Metropolen von San Francisco, Los Angeles und weiteren mehr erleichtern.

Die Arbeit der Stiftung mit Osteuropa wird ergänzt durch ein Mandat der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit an Pro Helvetia. Es startete 1991 in den drei Ländern Ungarn, Tschechoslowakei und Polen und wird seit 1999 als Schweizer Kulturprogramm für Südosteuropa und Ukraine (SCP) in Albanien, BosnienHerzegowina, Serbien (inkl. Montenegro), Kosovo, Mazedonien, Bulgarien, Rumänien und der Ukraine weitergeführt. Mit 3,5 Mio. Franken pro Jahr von der DEZA alimentiert, geht es um Capacity Building, also um Aufbau und Stärkung unabhängiger Strukturen im
Kulturleben der betroffenen Länder. Für die Stiftung ergibt sich ein Mehrwert in Form von methodischen und inhaltlichen Erkenntnissen, von Kontakten und Partnerschaften für ihre reguläre Kulturarbeit.

2007

Finanzbedarf: Massnahmen «International» (in Mio. Franken)

04­07

2008

2009

2010

2011

Periode

CCS Paris* Betrieb als Kulturzentrum

2,70

0,70

0,70

0,70

0,70

2,80

Istituto Svizzero di Roma (Rom, Mailand, Venedig) Leistungsvereinbarung

3,01**

1,08

1,07

1,08

1,07

4,30

Pro Helvetia Warschau*, Ausbau zum regionalen Verbindungsbüro für Polen, Baltikum, Weissrussland, Ukraine

1,05***

0,30

0,30

0,35

0,35

1,30

Pro Helvetia Kairo*, Verbindungsbüro vorderer Orient

1,50

0,35

0,35

0,35

0,35

1,40

Pro Helvetia Kapstadt*, Verbindungsbüro südliches Afrika

1,40

0,35

0,35

0,35

0,35

1,40

Pro Helvetia New Delhi*, Verbindungsbüro Indien

0,35**** 0,30

0,30

0,35

0,35

1,30

#

#

0,50

0,50

1,90

0,20

0,20

Pro Helvetia Shanghai*, Aufbau eines Verbindungsbüros gemeinsam mit SBF ab 2010 Swiss Institute New York, gemäss Leistungsvereinbarung

1,20***** 0,45

swissnex San Francisco, Mitnutzung der SBF-Aussenstelle Total für vier Jahre * ** *** **** ***** #

4

11,21

0,45

#

14,60

ohne Personalkosten bis 30.6.2005 nur als Centro Culturale Svizzero im Portfolio von Pro Helvetia geführt bis Ende 2005 nur anteilmässig neben den früheren Büros in Prag, Bratislava, Budapest etappierter Aufbau seit 2006 stufenweise Übernahme vom BAK von 2004­2006, deshalb kein voller Vierjahreskredit Finanzierung über Schwerpunkt «Austausch mit Asien»

Kosten und Strukturen

Die Organisation von Pro Helvetia spiegelt die föderalistische Struktur unseres Landes. Die Berücksichtigung der Minderheiten und der starke Akzent auf kultureller Vielfalt in Inhalten wie Ausdrucksformen führen zu einem ausdifferenzierten Portfolio und einer kapillaren Förderung. 1972 beriet Pro Helvetia über 216 Unterstützungsanfragen. 2005 waren es weit über 3000 aus allen Sparten und Landesteilen. Sie zeugen von einer breiten Verankerung der Stiftung. Die folgende Grafik gibt die Grössenordnungen der Gesuche wieder, ausgehend von jenen, denen die Stiftung 2005 einen Unterstützungsbeitrag zusicherte:

2008

Nur 12 Prozent der Zusagen kommen vom Stiftungsrat. Diesen 12 Prozent entsprechen aber 53 Prozent der ausgeschütteten Mittel. 88 Prozent der positiven Verfügungen bewegen sich unter 20 000 Franken und werden von der Geschäftsstelle direkt abgewickelt. Die Zahlen für die positiven Verfügungen gelten in etwa auch für die abgelehnten Gesuche.

Das starke Wachstum der Anfragen hat unweigerlich zu einem Ausbau der Organisation geführt. Auch der Wille, die diplomatischen Vertretungen besser zu beraten und interessante Projekte um der Qualität willen zu begleiten, hat die Stiftung wachsen lassen. Dazu kamen die Niederlassungen im Ausland. 1985 eröffnete Pro Helvetia das Kulturzentrum in Paris, 2003 verfügte sie über zwei Kulturzentren und sechs Verbindungsbüros. Administrations- und Produktionskosten stiegen auf fast 40 Prozent. Um die Stiftung für die Zukunft zu wappnen und das Wachstum der Organisation zu bremsen, beschloss der Leitende Ausschuss im Frühjahr 2004 harte Eingriffe. Erstmals in ihrer Geschichte hat die Stiftung einen Personalabbau vorgenommen, die Strukturen ausgedünnt und Leistungen gestrichen.

2009

4.1

«Vision 70» ­ 70 Prozent der Gelder für die Kultur

Als die eidgenössischen Räte das letzte Mal im Herbst 2003 die Finanzierung von Pro Helvetia diskutierten, kam eine Botschaft besonders deutlich herüber: Die Stiftung muss ihre Kosten senken. Im Jahr 2003 betrugen diese rund 37 Prozent. Allerdings, und das muss auch an dieser Stelle gesagt sein, waren darin sämtliche Personal- und übrigen Betriebskosten enthalten, die bei Pro Helvetia im In- und Ausland anfallen. Die Personalkosten eines Kulturzentrums als Administrationskosten zu bezeichnen, hiesse jedoch, die Mitarbeiter eines Stadttheaters der städtischen Kulturabteilung als Personalkosten zu belasten ­ und sich anschliessend über deren Höhe zu wundern.

In Absprache mit der Eidgenössischen Finanzkontrolle hat die Stiftung deshalb die Darstellung ihrer Jahresrechnung geändert: Neben den operativen Geldern weist sie seit 2005 getrennt Administrations- und Produktionskosten aus. Als Administrationskosten deklariert sind Gesuchsverwaltung, Beratung und Vermittlung, Information über die Stiftung, Medienarbeit sowie zugehörige Anteile des Overheads. Unter Produktionskosten versteht sie all jene Kosten, die anfallen, wo die Stiftung selbst wertschöpfend tätig ist, nämlich bei den stiftungseigenen Aktivitäten (Programme), bei der Kulturinformation für das Ausland sowie im Dienst International, der Kulturzentren und agenturgleiche Vermittlungsbüros unterhält, die nicht administrieren, sondern koproduzieren und Schweizer Kultur weiter vermitteln.

Lange vor der neuen Präsentationsweise der Rechnung hat der Leitende Ausschuss im Herbst 2003 der Direktion den Auftrag erteilt, ein Sparprogramm auszuarbeiten, das unter dem Titel «Vision 70» in die Annalen von Pro Helvetia eingehen wird.

«Vision 70» deshalb, weil es das Ziel verfolgte, 70 Prozent der Gelder von Pro Helvetia direkt in die Kultur fliessen zu lassen. Das Sparprogramm wurde in einer ersten Phase von Herbst 2004 bis Herbst 2005 umgesetzt: 1.

Zusammenfassung der stiftungseigenen Aktivitäten in einem Bereich «Programme», um Grossprojekte mit den Schnittstellen zu Präsenz Schweiz, dem EDA, Botschaften und ausländischen Stellen effizienter managen zu können.

2.

Auflösung des Projekts Kulturmobil, Ausstieg aus der soziokulturellen Arbeit.

3.

Zusammenfassung aller gesuchbearbeitenden Abteilungen in einen Bereich «Förderung» mit angepassten Instrumenten.

4.

Bildung eines Bereichs «Administration», der alle zentralen Dienste zusammenfasst.

5.

Verkleinerung des Zürcher Büros des Dienstes «International», Schliessung von drei Aussenstellen in Osteuropa, Verlagerung der Aussenstelle Krakau nach Warschau.

6.

Übergabe des Centro Culturale Svizzero di Milano an das Istituto Svizzero di Roma, Unterzeichnung einer Leistungsvereinbarung mit dem ISR.

7.

Ablösung des BAK als Subventionsgeber für das Swiss Institute in New York, Einbezug des SINY in die Abläufe von Pro Helvetia.

8.

Auslagerung des Filmdienstes an die vom Schweizerischen Filmzentrum und Pro Helvetia gemeinsam finanzierte Struktur Swiss Films.

2010

9.

Umbau des Finanzmanagements mit verstärkter Autonomie der Aussenstellen, erhöhter Kontrollverantwortung aller Bereiche und periodischem Reporting.

10. Inbetriebnahme der zentralen Gesuchsdatenbank Absidion mit optimierter Prozesssteuerung.

11. Streichung von zehn Vollzeitstellen, schwergewichtig in der Administration und in der Gesuchsverwaltung, Auslagerung von weitern sechs Vollzeitstellen.

Die zweite Phase (2007/2008) gilt als Phase der abschliessenden Optimierungen: 1.

Die Einführung der elektronischen Gesuchseingabe ab 2008 wird Einsparungen im Bereich «Förderung» ermöglichen. Gerne würde die Stiftung hier eine gemeinsame Lösung für Kantone und Städte entwickeln. Wie sich abzeichnet, steht dem der administrative Föderalismus entgegen.

2.

Der Bereich «Programme» wird strategisch neu positioniert, verkleinert und auf flexible Organisation getrimmt.

3.

Für die diplomatischen Vertretungen will Pro Helvetia neue Informationsmittel schaffen.

Die oben skizzierten Massnahmen haben bis Ende 2005 die Administrationskosten von 17,6 Prozent im Jahre 2001 auf 15,8 Prozent, die Produktionskosten von 21,1 Prozent auf 17,3 Prozent reduziert. Die für 2006 budgetierten Werte betragen 14,3 bzw. 17,4 Prozent; für die kommenden Jahre ist nur noch mit minimalen Verbesserungen zu rechnen, es sei denn, Pro Helvetia baue Leistungen ab. Der Bericht der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle (siehe Kap. 4.2) hat diese Werte als positiv gewürdigt.

Tabelle Entwicklung Produktions- und Administrationskosten 2001­2007: Jahr

Administrationskosten in %

Produktionskosten in %

Direkter Projektaufwand in %

Aufwand total (in Tausend Fr. ) ***

2001 2002 2003 2004 2005 2006* 2007* 2007**

17,6 16,3 15,7 14,7 15,8 14,3 15,0 14,7

21,1 20,8 20,5 19,9 17,3 17,4 17,0 17,0

61,3 62,9 63,8 65,4 66,9 68,3 68,0 68,3

31 295 32 305 35 020 34 931 32 838 32 898 32 961 33 064

* **

budgetierte Werte ohne dem Bundespersonal zugestandene Kompensation für entgangene Lohnerhöhungen 2005 und 2006 von 2 % *** ohne Ertragsüberschusse zum Abbau des Bilanzdefizites

Nimmt sich die Abnahme der Prozentzahlen eher bescheiden aus, so gewinnt sie im Licht der rechten Spalte «Aufwand total» an Bedeutung. Diese zeigt nämlich, dass Pro Helvetia im Jahre 2003 die höchste Jahressubvention erhielt, rund 35 Mio.

2011

Franken an direkten Bundesmitteln (wozu sich 300 000 Franken an indirekten in Gestalt der Vergütung der Portokosten gesellten). Seither ist nicht nur die Bundessubvention auf 33 Mio. Franken pro Jahr zurückgegangen; die Stiftung hat im Sinne der Vollkostenrechnung auch zusätzliche, bisher nicht monetarisierte Lasten übernehmen müssen. Sie finanziert u.a. eine Teilzeitstelle im Bundesarchiv (50 000 Franken), da letzteres nicht mehr in der Lage ist, die Archivierung des Stiftungsmaterials mit eigenen Mitteln zu bestreiten, sie bezahlt die Porti jetzt selbst (300 000 Franken), sie muss die Kurierkosten für Sendungen an die diplomatischen Vertretungen begleichen und sie muss seit 2005 auch die Revision der Jahresrechnung durch die EFK zu marktüblichen Preisen (50 000 Franken) abgelten.

Mit «Vision 70» ist es ihr gelungen, den Rückgang der Bundessubvention sowie die zusätzlichen Lasten aufzufangen und den Anteil operativer Gelder prozentual zu steigern bzw. absolut zu halten. Gingen 2003 22,3 Mio. Franken an Gesuche und Programme, so waren 2006 und 2007 trotz tieferer Subvention ähnliche Beträge budgetiert. In absoluten Zahlen: Die Stiftung hat von 2003­2006 die Administrations- und Produktionskosten von 12,7 auf gut 10 Millionen Franken abgebaut. Pro Helvetia hat das Ziel von «Vision 70» nicht ganz erreicht, sie hat die 70 ProzentSchwelle an operativen Mittel nicht überschritten. Dass der Sparerfolg in den Prozentzahlen so wenig sichtbar ist, hängt damit zusammen, dass der parallele Rückgang der Bundessubventionen um 8 Prozent den grossen Teil der Kostensenkungen wieder aufgefressen hat. Weitere Vereinfachungen sind nur noch möglich, wenn das äussere Umfeld sich ändert ­ weniger Schnittstellen zu anderen Bundesinstanzen ­ und wenn die gesetzlichen Grundlagen modifiziert werden ­ Stichwort neue Kompetenzordnung mit einfacheren Verfahren.

4.2

Der Bericht der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle

In der Nachfolge der Causa Hirschhorn vom Dezember 2004 hat die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerats bei der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle (PVK) einen Bericht über Pro Helvetia in Auftrag gegeben, welcher die Organisation von Pro Helvetia, die Prozesse der Entscheidfindung sowie das Portfolio im Blick auf die laufende Gesetzgebung analysieren sollte. Der Bericht wurde von der PVK Ende Juni 2006 der auftraggebenden Kommission überreicht.

Er hebt die wichtige Rolle von Pro Helvetia, ihre fachliche Kompetenz und ihre internationale Vernetzung hervor, ebenso die Anstrengungen der letzten Jahre, den Betrieb rationeller zu gestalten. Der Bericht mündet in zwei Reihen von Empfehlungen. Die eine richtet sich an den Gesetzgeber und gibt Hinweise darauf, wie das revidierte Gesetz über Pro Helvetia ausgestaltet sein müsste, damit die Stiftung die Chance erhält, einen Teil ihrer Probleme zu lösen. Die andere Reihe von Empfehlungen richtet sich an den Stiftungsrat von Pro Helvetia und gibt Hinweise, wie das Profil der Stiftung bereits jetzt geschärft und mehr Transparenz durch klare Abläufe geschaffen werden könnte. Die Empfehlungen unterstreichen (hier sehr verkürzt): ­

die Notwendigkeit, eine einfache Förderstrategie zu formulieren;

­

die Dringlichkeit, die Subsidiarität im Verhältnis zu Kantonen und Städten exklusiv, d.h. durch klare Abgrenzung statt koordinierte Überschneidung, auszulegen;

2012

­

die Plausibilität einer Geschäftsstelle, welche nach Prozessen (oder Produkten) statt nach Disziplinen gegliedert ist;

­

den Standardisierungsbedarf bei Entscheidprozessen inklusive einer elektronischen Gesucheingabe;

­

die Zweckmässigkeit von wettbewerbsähnlichen Verfahren;

­

die Notwendigkeit, mehr Schwerpunkte in der Fördertätigkeit zu setzen;

­

die Opportunität einer systematischen Zusammenarbeit mit anderen staatlichen Partnern.

Der Stiftungsrat hat diese Vorschläge diskutiert und der Geschäftsstelle umfassende Aufträge erteilt, im Blick auf das neue Gesetz entsprechende Organisationsmodelle und Kriterienraster zu erarbeiten.

4.3

Zusammenarbeit mit anderen Bundesstellen

Ein Thema hat die Periode 2004­2007 beherrscht wie kein anderes ­ die Legitimität der fünf Bundesstellen, die sich mit Kultur beschäftigen, die Art ihrer Zusammenarbeit sowie mögliche Vereinfachungen, eingebracht unter dem Titel der Koordinierten Landeswerbung, ebenso anvisiert vom Accord zwischen EDI und EDA vom Sommer 2005.

Eine summarische Bewertung der Zusammenarbeit ergibt aus Sicht Pro Helvetia folgendes Bild: ­

BAK: Mit dem Bundesamt für Kultur praktizieren wir eine historisch gewachsene Zusammenarbeit. Die Diskussionen über eine systematische Arbeitsteilung werden 2007 geführt, parallel zum Gesetzgebungsprozess; sie betreffen v.a. die Bereiche Filmpromotion, visuelle Künste und Präsenz der Literatur im Ausland.

­

Präsenz Schweiz: Pro Helvetia sitzt in der Präsenz-Schweiz-Kommission und ist damit gegenwärtig an der Koordination der schweizerischen Landeswerbung beteiligt. Auf Projektebene praktizieren PRS und Pro Helvetia eine professionelle (schriftlich festgehaltene) Zusammenarbeit mit klarer Zuweisung von Verantwortlichkeiten. Präsenz Schweiz ist auch das Scharnier zu Schweiz Tourismus.

Sollte Präsenz Schweiz in einer künftigen Organisation «Landeswerbung Schweiz» aufgehen, so wird Pro Helvetia mit dieser neuen Organisation gerne zusammenarbeiten, vorausgesetzt, die Stiftung geniesst in kulturellen Belangen ein Mitspracherecht.

­

DEZA: Für die DEZA realisiert die Stiftung nach wie vor zwei Mandate unter dem Titel des Capacity Buildings, das eine im südlichen Afrika, das andere in Südosteuropa (Swiss Cultural Programm South-East Europa and Ucraine). Diese von der DEZA finanzierten Mandate sind präzise umrissen; Überschneidungen mit anderen Aktivitäten gibt es nicht. Im Inland verzichtet Pro Helvetia seit 2007 auf Südkulturaktivitäten.

­

EDA und Kompetenzzentrum für Kulturaussenpolitik (KKA): Ungebrochen intensiv ist die Zusammenarbeit mit den diplomatischen Vertretungen der Schweiz, auch wenn die unterschiedlichen Ansätze von Kultur im Dienste 2013

der Interessenwahrung und von Kultur als Ergebnis internationaler Partnerschaft gelegentlich zu Konflikten führen. Nachdem das KKA 2004 einen offensiven Stil an den Tag legte, befürchteten viele die Entstehung einer Parallelstruktur zu Pro Helvetia im EDA. Um diese Befürchtungen zu zerstreuen, unterzeichneten die Aussenministerin und der Innenminister im Juni 2005 einen Accord zur Kulturarbeit. Er sieht vor, dass kulturelle Initiativen der Botschaften unter 10 000 Franken vom KKA beurteilt und finanziert werden, solche darüber von Pro Helvetia.

Beide Seiten bemühen sich, den Accord zu praktizieren. Die erhoffte Klärung ist jedoch nicht eingetreten. Die Tatsache, dass das EDA zusätzlich zum Kriterium der Beitragshöhe auch die politischen Kriterien gemäss Axiomen der Aussenpolitik auf die kulturellen Aktivitäten der Botschaften anwendet, führt zu beträchtlichen Komplikationen. Die Aufladung mit politischen Botschaften behindert die Kulturarbeit der Botschaften. Vermehrt wenden sie sich deshalb auch mit Kleinprojekten wieder an Pro Helvetia, bzw. es entwickeln sich aufwendige Abstimmungsprozesse zwischen der Stiftung und dem KKA über Teil- und Parallelfinanzierungen. In den zehn Monaten zwischen September 2005 und Juni 2006 mussten mehrere Dutzend Anfragen in Bern und Zürich bearbeitet werden, um vereinbarungskonforme Lösungen zu finden.

Trotz solcher administrativer Ehrenrunden spielen die Botschaften für Pro Helvetia nach wie vor eine Schlüsselrolle in der Vermittlung, in der Herstellung von Kontakten und bei der Unterstützung von Schweizer Kulturschaffenden vor Ort. Nicht nur gibt es einen regelmässigen intensiven Austausch, Pro Helvetia unternimmt auch kontinuierliche Anstrengungen, die Missionen besser zu informieren; sie partizipiert im Rahmen der Kulturseminare des EDA oder des Mitarbeiteraustauschs auch an der Weiterbildung des Postenpersonals, und sie will ihre Politik im Umgang mit Schweizer Vertretungen generell liberalisieren.

­

Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF): Neu und vielversprechend ist die Partnerschaft mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung, die mit dem koordinierten Mandat für Kultur und Wissenschaft an das Istituto Svizzero di Roma 2005 begonnen hat. Die Zusammenarbeit über die Disziplinengrenzen hinweg war so fruchtbar, dass Stiftung und SBF beschlossen haben, bestehende und künftige Strukturen gemeinsam zu nutzen bzw. zu planen und übergreifende Aktivitäten zu entwickeln. Kultur und Wissenschaft leben vom selben Innovationsgeist und können sich wechselseitig verständlich machen. Ihre Zusammenarbeit wollen Pro Helvetia und das SBF in Rom, in Shanghai, in New Delhi und in Kapstadt operationalisieren.

Ausblick. Insgesamt hat sich ein vertretbarer Modus vivendi eingespielt. Kultur taugt nicht für Propaganda, weshalb Pro Helvetia künftig gerne mit den Organisationen der Landeswerbung zusammenarbeitet, sich einer Integration aber widersetzen wird.

Wie die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Akteuren der kulturellen Arbeit künftig definiert sind bzw. ob eine Zusammenfassung insbesondere der kulturellen Auslandarbeit unter dem Dach von Pro Helvetia sinnvoll ist, müssen die Debatte rund um das Kulturförderungsgesetz und die Totalrevision des Pro-HelvetiaGesetzes zeigen. Erfolgreich lässt sich die Partnerschaft mit dem SBF an.

2014

4.4

Kostenentwicklung 2008­2011

Mit «Vision 70» ist die Organisation auf dem Zahnfleisch angelangt. Mit 15 Prozent (2007) Administrationskosten liegt die Stiftung im guten europäischen Mittel. Die holländischen staatlichen Stiftungen zum Beispiel für das Theater, für die bildenden Künste, die Musik oder Ähnliches, alle basierend auf einem vergleichbaren Gesuchswesen, weisen Betriebskosten von durchschnittlich 15 Prozent aus. Unter den wenigen vergleichbaren Schweizer Einrichtungen nimmt Pro Helvetia sogar eine Spitzenposition ein. Kleinere öffentliche Stiftungen wie die Kulturstiftung des Kantons Thurgau weisen Administrationskosten von über 30 Prozent auf, andere verfügen über keine Vollkostenrechnung, da sie Betriebs- und Personalkosten über die kantonale Verwaltung abrechnen (z.B. Kuratorium des Kantons Aargau).

Der Ausblick auf die nächste Finanzierungsperiode zeigt, dass die Aufwendungen für das Personal leicht steigen werden, nicht nur teuerungsbedingt. Die absehbare Eröffnung einer Aussenstelle in China, die Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung mit einer stärkeren kulturellen Nutzung der wissenschaftlichen Niederlassungen rufen nach einem Ausbau der personellen Kapazitäten im Ausland. An Bedeutung gewinnt auch eine massgeschneiderte Kommunikation.

Es ist selbstverständliche Pflicht von Pro Helvetia, die wichtigsten Projekte sowie die Programme kommunikativ professionell zu begleiten. Dafür wird sie ihren von 2004 auf 2005 gestutzten Stabsdienst Kommunikation wieder ausbauen müssen.

Im Bereich der Gesuchsbearbeitung sowie der Programme rechnen wir damit, dass dank neuer Instrumente der Ende 2007 vorhandene Personalbestand neue Aufgaben ohne Aufstockung wird bewältigen können.

2015

Die Organisationskosten werden sich unter diesen Prämissen von 2008­2011 wie folgt entwickeln (in Mio. Franken): Veränderung Administration

Budget 2007* 2008

2008 total

2009 total 2010

4,.90 ­0,10 0,11

0,10 5,01 ­0,10 0,10 5,01

Veränderung Produktion

5,60

­0,06 0,12 5,66 ­0,08 0.11 5,69 0,15 ­0,06

2010 total 2011

0,10 5,11

0,11 2011 total 5,22 Total Periode 20,35 (gerundet) Anteil an 14,1 % Gesamtaufwand *

Begründung

0,12 5,90 0,15 0,15 6,20 23,45 16,3 %

Administrative Straffung Verstärkung Kommunikation Ausland und Romandie Restrukturierung Programme (06) Kostensteigerung, Teuerung 2 % Administrative Straffung Restrukturierung Programme (06) Kostensteigerung, Teuerung 2 % Eröffnung Aussenstelle Shanghai mit SBF Restrukturierung Programme (06), Abschluss Kostensteigerung, Teuerung 2 % Beteiligung PH an swissnex San Francisco Kostensteigerung, Teuerung 2 %

143,8 Mio. Franken beantragter Rahmenkredit

Ausgangspunkt: Berechnungen Budget 2007 vom Frühsommer 2006 mit ca. 2 % Unschärfe.

Die allgemeinen Kostensteigerungen sind mit 2 Prozent tief veranschlagt. Wir gehen dabei von einer Mischrechnung aus, welche die Teuerung mit verlangsamenden Massnahmen im Lohnbereich kombiniert. Dazu gehört auch der Übergang vom Leistungs- zum Beitragsprimat der Bundespensionskasse Publica, wie er 2008 vollzogen sein sollte.

Ende 2008 wird die Stiftung einen Viertel ihres Personals von 2003 abgebaut haben.

Potential für weitere Kostensenkungen besteht ohne massive Abstriche am Portfolio nicht mehr. Mit Gesuchsbearbeitung, Programmen, Aussenstellen und knapper Kulturinformation leistet Pro Helvetia Wesentliches zum Gedeihen des Schweizer Kulturschaffens und zur kulturellen Darstellung der Schweiz im Ausland.

In diese Kostenrechnung nicht einbezogen sind die Mandate, die Pro Helvetia für die DEZA ausführt. Sie finanzieren sich selbst.

2016

4.5

Evaluation

Seit 2002 verfügt Pro Helvetia über einen internen Evaluationsdienst. Mittels Studien und Analysen verfolgt er drei Ziele: ­

Entscheide in strategischen und organisatorischen Fragen absichern;

­

das Management von Projekten sowie die Gestaltung der Abläufe verbessern und so zu Effizienzgewinnen beizutragen;

­

Entwicklung des Methodenwissens bei Projektleitern und Leitern von Aussenstellen.

Der Dienst hat bisher 13 grössere Evaluationen ausführen lassen sowie zahlreiche Mitarbeiter gecoacht. Die Evaluationen haben Entscheidendes zu «Vision 70» beigetragen ­ u.a. zum Entscheid, in Osteuropa drei Aussenstellen zu schliessen, zur Reorganisation des Aussenstellenmanagements, zur Neugruppierung des Stiftungsrates und zur Bildung des Bereichs «Programme». Er hat damit entschieden zur Senkung der Administrationskosten beigetragen.

Pro Helvetia hat sich in Sachen Evaluation von Kulturprojekten und Kulturpolitik als Schrittmacherin betätigt. Sie hat damit das Interesse zahlreicher anderer Stellen geweckt; mit einigen unter ihnen ­ u.a. dem Migros Kulturprozent, der Bundeskulturstiftung Deutschlands, dem Goethe-Institut ­ erarbeitet sie derzeit einen Leitfaden für die Evaluation im Kulturbereich. Denn ein einfaches Arbeitsinstrument existiert in diesem Bereich tatsächlich noch nicht.

Wirkungen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die von Pro Helvetia zwischen 2002 und 2006 vorgenommenen Evaluationen folgende Auswirkungen hatten: ­

Die Förderstrategien der Stiftung haben sich geklärt; ihre Reichweite hat sich verbessert, die Abläufe sind klarer.

­

Die stiftungseigenen Vorhaben, die Programme, werden professionell entwickelt und sind mit messbaren Wirkungszielen versehen. Eine Evaluation gehört zum Projektplan.

­

Die Ziele der Aussenstellen sowie die langfristige Planung leiten sich aus den durchgeführten Evaluationen ab.

­

Der Bereich «Programme» als Kompetenzzentrum für Grossprojekte in Zusammenarbeit mit anderen Bundesstellen geht auf die Empfehlung aus einer Evaluation zurück.

­

Die künftige Organisation von Swiss Films wurde über eine Evaluation ermittelt.

­

Die Entscheidprozesse v.a. bei fachbereichsübergreifenden Projekten wurden vereinfacht, der Stiftungsrat entsprechend umgruppiert.

Nachdem zahlreiche Schlüsselprozesse der Stiftung untersucht und verbessert wurden, hat der Dienst Evaluation seine Aktivitäten etwas reduziert. Derzeit liefert er pro Jahr noch zwei bis drei Projekt- oder Prozessevaluationen auf Antrag der Geschäftsleitung. Dass wichtige Vorhaben sorgfältig evaluiert werden, gehört bei Pro Helvetia mittlerweile zu den Selbstverständlichkeiten.

2017

5 5.1

Übersicht und Antrag Budgetübersicht

Aus den Darlegungen in den Kapiteln 3 und 4 ergibt sich folgender Finanzbedarf für die Periode 2008­2011 (in Mio. Franken): Schwerpunkte

2004­2007

Vermittlung Austausch mit Asien Übersetzung Internationale Koproduktionen Tanz (04­07) Verständigung im Inland (04­07) Interkultureller Dialog (04­07)

­ ­ ­ ­

Zwischentotal Basisprogramm Film Visuelle Künste Musik Literatur und Gesellschaft Theater Tanz Interdisziplinäre Projekte Programme Internationaler Dienst Kommunikation Administrationskosten Produktionskosten Abbau Bilanzdefizit**** Nebenerträge

2008­2011

6,40 6,60 2,80 2,40 3,45 4,93 8,08

16,46

18,20

4,83 8,37 9,63 13,73 8,20 4,.94 3,39 1,40 11,21 4,95 20,72 25,00 1,40 ­0,43

5,80 9,20 10,10 13,90 8,80 8,60* 2,60 2,70 14,60** 5,50 20,35 23,45

Zwischentotal

117,34

125,60

Antrag

133,80***

143,80

*

Anstieg rührt aus der Übernahme zahlreicher im Rahmen des Schwerpunktes Tanz aufgebauter Aktivitäten.

** Anstieg geschuldet der Partnerschaft mit dem Istituto Svizzero di Roma und jener mit dem Swiss Institute New York sowie der Eröffnung der Aussenstelle Shanghai. Diese Position enthält keine Personal- und Betriebskosten auf Seiten Pro Helvetia.

*** Ursprünglicher Rahmenkredit 137 Mio., 1,75 Mio. gekürzt im Rahmen von EP04, 1 Mio.

Kürzung in der Causa Hirschhorn, 0,15 Mio. Kürzung durch das BAK, 0,30 Mio. Kreditsperre 2004.

**** Die von der Eidgenössischen Finanzkontrolle 1995 verlangte Umstellung der Rechnungslegung hat ein Bilanzdefizit zu Tage gefördert, welches die Stiftung in Raten abträgt.

2018

5.2

Antrag

Um ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen zu können, stellt die Stiftung Pro Helvetia folgenden Antrag an den Bundesrat und die eidgenössischen Räte: Es seien zu Lasten der eidgenössischen Finanzrechnung 2008­2011 zu bewilligen (in Mio. Franken): Basisprogramm: Schwerpunkte: Für den Schwerpunkt Vermittlung Für den Schwerpunkt Austausch mit Asien Für den Schwerpunkt Übersetzung Für den Schwerpunkt Internationale Koproduktionen Total

125,60 18,20 6,40 6,60 2,80 2,40 143,80

Dieser Betrag liegt 10 Millionen Franken höher als die für die Periode 2004­2007 effektiv geflossenen Gelder und 7 Millionen höher als der im Dezember 2003 bewilligte Rahmenkredit für die Jahre 2004­2007. Die Aufstockung dient in erster Linie dazu, das Istituto Svizzero di Roma als kulturell-wissenschaftliches Zentrum zu stärken, dem Swiss Institute in New York eine Überlebensgarantie zu geben, die Partnerschaft mit dem Staatssekretariat für Bildung und Forschung mit Leben zu erfüllen, das im Rahmen des Schwerpunktes aufgebaute nationale Tanzförderungsmodell zu operationalisieren, die Nachfrage der diplomatischen Vertretungen der Schweiz nach Akzentsetzungen in ihrem Einzugsgebiet einigermassen zu bedienen und der hohen Nachfrage aus Asien nach Schweizer Kultur zu entsprechen.

Gewünschte jährliche Tranchierung: 2008: 2009: 2010: 2011:

35,4 Mio. Franken 35,8 Mio. Franken 36,2 Mio. Franken 36,4 Mio. Franken

Zürich, 20. Oktober 2006

Im Namen des Stiftungsrates: Mario Annoni, Präsident

2019

2020