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Schweizerische Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte sind am 7. Juni 1915, nachmittags 4Ya Uhr, zur ordentlichen Sommertagung zusammengetreten.

Neue Mitglieder: Im Nationalrat: Herr Friedr. B o p p, Gerichtspräsident in Bülach.

,, Alfonso C h i c h e r i o - S e r e n i , Grossrat, in Bellinzona.

,, Prof. Dr. Paul S p e i s e r , in Basel.

Im Ständerat: Herr Karl H u b e r , ßechtsanwalt, in Altdorf.

,, Georges M o n t e n a c h , Kantonsrat, in Freiburg.

,, Dr. Josef R ä b e r , Regierungsrat, in Küssnacht (Schwyz) Im Nationalrat eröffnete Herr Präsident B o n j o u r die Sitzung mit folgender Ansprache: Meine Herren Kollegen !

Seit unsrer letzten Tagung hat sich die europäische Lage noch verschlimmert. Während jedoch um uns herum der Krieg mit verdoppelter Heftigkeit wütete und unsern einzigen neutral gebliebenen Nachbar mit sich in den Strudel des Völkerringens fortriss, hat unser Land fortgesetzt die unschätzbare Wohltat des Friedens genossen. Wiederum drängt sich Ihrem Vorsitzenden die Pflicht auf, Ihren Dank auszusprechen nicht bloss der Vorsehung, sondern auch denen, deren Anstrengungen auf die Erhaltung dieses Friedens und die Linderung des durch den europäischen Konflikt heraufbeschworenen Elendes abzielen : den Behörden, die unentwegt gegen die immer peinlichem politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten ankämpfen ; dem Heere, das mit Aufopferung mehr als je unentbehrliche Pflichten der Wachsamkeit erfüllt; jener Werktätigkeit der Menschenliebe -- ob planmässig betrieben oder nicht, vom Roten Kreuz bis zum Bescheidensten, -- die Gutes getan hat ohne Berechnung, die unsre zu den Fahnen gerufenen Soldaten, unsre aus der Fremde heimgekehrten und die dort zurückgebliebenen Landsleute, sowie die

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Ziviìinternierten, die Evakuierten, die Verwundeten unterstützt, zwischen den Kriegsgefangenen und ihren Familien den gütigen Vermittler gespielt hat und eben dadurch die fremden Länder an unsrer Neutralität hat teilnehmen lassen ; jenen Schweizern der Vereinigten Staaten Amerikas, Argentiniens und von anderwärts, deren nicht nur bei den Reichen, sondern auch bei den von Glücksgütern weniger Begünstigten eingesammelten prächtigen Liebesgaben unsre Herzen erfreut haben.

Ich habe von unsrer Neutralität gesprochen. Auf Ersuchen der kaiserlich deutschen Regierung und der königlich italienischen Regierung hat der Bundesrat die Wahrung der deutschen Interessen in Italien und der italienischen Interessen in Deutschland während der Dauer des Krieges übernommen. In dieser Tatsache erblicken wir das unwiderlegliche Zeugnis für das Vertrauen, das diese unsre Neutralität und die pflichttreue Art ihrer Beobachtung den kriegführenden Staaten einflössen.

Während um uns herum die Geschichte mit blutigen Lettern geschrieben wurde, hat sich unser Land angestrengt, den Schwierigkeiten seiner Aufgabe gerecht zu werden. Am gestrigen Tage hat das Schweizervolk, überall von demselben unwiderstehlichen Gefühle geleitet, mit einer riesigen Mehrheit die Kriegssteuervorlage, die Sie ihm unterbreitet hatten, angenommen. Alle Kantone haben dasselbe getan. Noch nie hatte eine eidgenössische Volksabstimmung ein so starkes Verhältnis bejahender Stimmen aufgewiesen. Wir nehmen von dieser Abstimmung mit Freude und Stolz Kenntnis, und zwar nicht nur deshalb, weil sie eine patriotische Tat einer aufgeklärten Demokratie ist, sondern auch darum, weil sie dem Bundesrate die Unterstützung und das Vertrauen bringt, deren er in dieser ernsten Zeit bedarf, und weil sie das vor Europa abgegebene Pfand für den Willen des Schweizervolkes ist, seine Unabhängigkeit, seine strenge Neutralität .und die Integrität seines heimatlichen Bodens zu sichern. Die Abstimmung vom 6. Juni, eine wahrhafte Kundgebung nationaler Einigkeit, ist gewesen, was sie sein sollte und was wir hofften, dass sie sein würde.

Sie werden mir, meine Herren Kollegen, gestatten, hier zweier Ereignisse andrer Art zu gedenken. Arn 10. Mai d. J.

hat der Grosse Rat des Kantons Wallis mit aller Einfachheit die Jahrhundertfeier des Eintrittes dieses Standes in die Eidgenossenschaft
begangen, der vor hundert Jahren am Ausgange einer bewegten Zeit erfolgte, in der man in gewissen Beziehungen Ähnlichkeiten mit der Zeit finden würde, die Europa jetzt durch-

645 lebt. Ohne Wallis würde uns etwas fehlen ; ja, es würde uns viel fehlen. Das Wallis sollte der Schweiz nicht nur das ungeheure Bollwerk seiner Alpen, sondern auch ein arbeitsames Volk mit unabhängigem Geiste, die malerische Mannigfaltigkeit seiner Landschaften und die von ihm so sehr gehegte Eigenart seiner Sitten und Einrichtungen bringen. Die Bande, die das Wallis schon seit 1416 mit der Eidgenossenschaft verbanden, sind je nach den Zeitumständen mehr oder weniger fest gewesen. Mögen sie hinfort unauflöslich sein und sich durch eine aufrichtige und gegenseitige Zuneigung festigen. Es hat uns zum Vergnügen gereicht, festzustellen, mit welchem Gerechtigkeitssinne der Präsident des Walliser Grossen Rates in der Sitzung der Jahrhundertfeier die Beihülfe hervorgehoben hat, die die Eidgenossenschaft seinem Kantone zu wiederholten Malen gewährt hat und die sie ihm auch jedesmal leihen wird, wenn es sich darum handeln wird, ihn zu beschützen oder diese Erde, die noch lange nicht alle Reichtümer abgegeben hat, zur vollen Geltung zu bringen.

Das andere Ereignis, wovon ich sprechen möchte, ist die Eröffnung vom 16. Mai der internationalen Linie von Vallorbe nach Frasne, einer Zufahrtslinie zum Simplontunnel. Handelt es sich auch eigentlich nicht um eine neue internationale Linie, sondern um die Verkürzung einer schon bestehenden Linie, so rechtfertigen doch die Wichtigkeit dieses Baues, die vorausgegangenen langen Unterhandlungen, die Wirkungen, die man davon erwartet, die so herzlichen Worte, die am Tage vor der Eröffnung zwischen dem Vertreter des Bundesrates und dem der französischen Regierung ausgetauscht worden sind, die Erwähnung der Begebenheit an dieser Stelle.

Zwei Todesfälle haben die Bundesversammlung seit ihrer letzien Trennung in Trauer versetzt. Der Nationalrat hat Herrn Dr. Walter Bisseggèr verloren, der Ständerat Herrn alt Landammarm Joseph Schuler.

Herr Joseph Schuler wurde geboren arn 29. Januar 1853 in Schwyz. Er hat sein Leben zwischen der Bewirtschaftung seines Landgutes und der Verwaltung der zahlreichen öffentlichen Ämter geteilt, die ihm seine Mitbürger anvertrauten. Schon mit 23 Jahren sehen wir ihn in das Bezirksgericht Schwyz eintreten.

Von jetzt an wird er Grossrat, Bezirksammann, Präsident des Grossen Rates. Im Jahre 1904 wird er in den Regierungsrat berufen, wo er
zunächst das Militär- und Polizeidepartement und dann das Volkswirtschaftsdepartement leitet, aus dem er im Jahre 1912 ausscheidet, nachdem er ein Jahr zuvor die Würde

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eines Landammanns bekleidet hatte. Vou 1911 bis 1915 hat Joseph Schuler dem Ständerate angehört. Obwohl er als Redner seine Zuhörer zu fesseln verstand, war das Geheimnis seines Einflusses doch weniger in seinen rednerischen Einmischungen als in seinem gesunden und unabhängigen Urteile und in seiner in den Dienst des Landes gestellten Schaffenskraft zu suchen, welche Gaben aus ihm einen der volkstümlichsten und geachtetsten Bürger seines Kantons gemacht hatten. Joseph Schul er ist am 9. Mai in Schwyz im Alter von 62 Jahren gestorben.

Ebenfalls im 62. Altersjahre, und zwar in der Nacht vom 29. zum 30. April, ist unser Kollege Walter Bissegger gestorben.

Er wurde am 15. Oktober 1853 im thurgauischen Bernrain geboren. Am Gymnasium in Frauenfeld genoss er die humanistische Ausbildung. Nach einem kurzen Streifzuge in das Gebiet der Theologie, wandte er sich deutscher Philologie und Geschichte zu und vollendete seine Studien in Basel, wo er alsdann fünf Jahre den Lehrerberuf ausübte. Nachdem er im Jahre 1883 in die Redaktion der ,,Neuen Zürcher Zeitung11 berufen worden war, wurde er zwei Jahre später Leiter dieser bedeutenden Zeitung. Auf diesem Gebiete stellten ihm die Reichhaltigkeit und die Vornehmheit seiner Schreibweise, die Klarheit seiner Ausfüh- · rungen, die gediegene Beweisführung seiner Zeitungsberichte und der sie belebende, manchmal schalkhafte und spöttische, aber niemals verletzende Geist in die erste Reihe der schweizerischen Zeitungsschreiber und verschafften seiner Feder ein unbestrittenes Ansehen. In der tätigen Politik machten ihm seine grosse Einsicht, seine Beredsamkeit, seine Fähigkeit in der Volksführung bald zu einem der Leiter der zürcherischen liberalen Partei. Im Jahre 1892 tritt Bissegger in den Grossen Stadtrat von Zürich, dessen Vorsitz er 1889 führte. Vom Jahre 1893 an ist er Mitglied des Grossen Rates, dessen Leitung er 1903 übernimmt. Von 1905 bis 1915 sitzt er als Vertreter des ersten eidgenössischen Wahlkreises im Nationalrate.

Die meisten von Ihnen, meine Herren, sind in der Lage gewesen, die Verdienste dieses so hervorragenden Parlamentariers schätzen zu lernen. Sie haben sich seines herzlichen, angenehmen und sichern Verkehrs, jenes Wohlwollens und jener die Herzen gewinnenden Höflichkeit erfreut. In den Kommissionen, so unter anderem in der Eisenbahnkonzessionskommission
und in der Kommission für die Verwaltungsreform, haben Sie aus der Richtigkeit seiner Beurteilung und aus seiner grossen politischen Erfahrung Nutzen ziehen können. Noch vor wenigen Monaten haben Sie

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ihn über die Errichtung des Nationalparkes einen Bericht abgeben hören, in dem die Schönheit der Form mit der Vortrefflichkeit des Inhaltes wetteiferte. Mit Vorliebe hörten Sie seinen zu seltenen Reden zu, in denen seine grosse und lichtvolle, aber niemals leidenschaftliche Beredsamkeit die Fragen erläuterte.

Der zu frühe Tod dieses vorzüglichen Mannes wird alle seine Kollegen tief betrübt haben. Ganz besonders betrauern ihn diejenigen, die haben ermessen können, wie sehr ihn stets der Wunsch beseelte, die Eintracht zwischen den Landsleuten verschiedener Rassen und Sprachen zu erhalten, Missverständnisse zu zerstreuen, alle Kräfte zu fesseln, die die Schweiz im Einklang mit einer erspriesslichen Zusammenarbeit ausmachen. Wer ihn am Werke gesehen hat, schon als Vorsitzenden des Vereins der schweizerischen Presse, dann als Präsidenten der schweizerischen radikal-demokratischen Partei, endlich als Schriftsteller und Nationalrat, der wird dieser schönen Seite der bürgerlichen Tätigkeit des Verstorbenen eine berechtigte Hochachtung zollen.

Möchten die Gefühle, die sein Wort und seine Feder leiteten, auch uns beseelen und uns helfen, diesen bedenklichen Zeitabschnitt unter Aufrechterhaltung der eidgenössischen Einigkeit, die das kostbarste unsrer Güter ist, zu überstehen.

Ich schliesse diese Ansprache, indem ich Sie, meine Herren, einlade, sich zu Ehren unserer zwei verstorbenen Kollegen zu erheben.

Im Ständerate hielt Herr Präsident G e e I bei der Eröffnung folgende Ansprache : Meine Herren Ständeräte !

Wir stehen heute unter dem starken Eindruck der gestern erfolgten V o l k s a b s t i m m u n g ü b e r d i e e i d g e n ö s s i s c h e K r i e g s s t e u e r v o r l a g e . Mit allen Ständestimmen und der wuchtigen Volksmehrheit von rund 445,000 Ja gegen 27,000 Nein ist die Vorlage gutgeheissen worden.

Wir freuen uns dieses Erfolges aufrichtig ; wenn auch nicht daran zu zweifeln war, dass politische Einsicht und vaterländische Gesinnung dem Schweizervolk in dieser hochwichtigen Frage den rechten Weg weisen werden, so darf uns doch die geschlossene Einigkeit, mit der das Land gestern seinen Opfermut kundgegeben hat, mit Stolz erfüllen. Sie ist der Ausdruck seines festen und freudigen Willens, in diesen ernsten Tagen mit allen Bundesblatt. 67. Jahrg. Bd. II.

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Kräften für die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes einzustehen. Sie ist auch der Dank des Landes an den Bundesrat, die Heeresleitung und das gesamte Schweizerheer für die Umsicht, Fürsorge, Stärke und Ausdauer, mit der sie das Schweizerland leiten, schützen und schirmen.

Ferne sei von uns jede Selbstüberhebung und jede Überschätzung des Abstimmungsresultates; aber wir dürfen doch daraus die frohe Überzeugung schöpfen, dass die Volksabstimmung eine Stärkung des nationalen schweizerischen Empfindens bewirkt hat und geeignet ist, uns die Achtung der ändern Staaten zu erhalten. In den gegenwärtigen Tagen, da der Kreis der kriegführenden Nationen rings um unsere Grenzen geschlossen ist, tut das eine und das andere mehr als je Not, vor allem einiges, treues Zusammenhalten aller Eidgenossen !

Meine Herren Ständeräte !

Anfang Mai dieses Jahres fand im K a n t o n W a l l i s die J a h r h u n d e r t f e i e r seines E i n t r i t t e s i n d e n Schweizerb u n d statt. Mit Rücksicht auf die dermaligen Zeitverhältnisse wurde von der Erweiterung der in bescheidenen Rahmen gehaltenen kantonalen Feier zu einer eidgenössischen Festlichkeit Umgang genommen.

Die Regierung des Kantons Wallis und der schweizerische Bundesrat tauschten in Denkschriften Worte voll hoher patriotischer Gesinnung .und gegenseitiger Treue aus.

Es ziemt sich, des Ereignisses auch von dieser Stelle aus zu gedenken.

Wir haben mit dem Kanton Wallis ein landschaftliches Juwel der reichsten und schönsten Naturschönheiten gewonnen, deren Zauber sich niemand entziehen kann. Wir haben auch, was ungleich mehr bedeutet, den Zuwachs einer Bevölkerung erhalten, deren starke, gesunde Eigenart mit dem Geiste der Unabhängigkeit und der Freiheitsliebe gepaart ist und eine glückliche Bereicherung des schweizerischen Volkstums darstellt.

Wir entbieten dem wackern Volk des Kantons Wallis freundeidgenössischen Gruss und Glückwunsch !

Seit unserer letzten Tagung hat der Tod zwei unserer Kollegen hinweggerafft.

Am 30. April 1. J. starb in Zürich Herr N a t i o n a l rat Dr. W a l t e r B i s s e g g e r in seinem 62. Altersjahre.

649 Nach Absolvierung der humanistischen Studien im Kanton Thurgau, dessen Bürger er war, widmete er sich dem Studium der Philologie und begann seine praktische Wirksamkeit als Lehrer am Realgymnasium in Basel. Er betätigte sich daneben als Korrespondent der ,,Neuen Zürcher Zeitung" und offenbarte in seinen ausgezeichneten Korrespondenzen eine hervorragende journalistische Begabung. Sie trug ihm den Ruf in die Redaktion dieses Blattes ein, dem er im Jahre 1883 folgte. Schon zwei Jahre später wurde er zum Chefredaktor ernannt. Seine geistige Wesensart hat die Bedeutung und das Ansehen der von ihm geleiteten Zeitung im Inlande und im Auslande weit über den Rahmen kantonaler und eidgenössischer Parteipolitik hinausgehoben.

Das war zu verdanken seiner hohen Auffassung von der Aufgabe und der Verantwortlichkeit der Presse, seiner vornehmen Art und der so glücklichen Verbindung einer festen, grundsätzlichen Weltanschauung mit der Milde und Mässigung echter Herzensbildung. Die Worte tiefempfundener Verehrung und Freundschaft, welche die Kollegen von der Feder dem Verewigten ins Grab nachgerufen haben, waren wohl das schönste Zeugnis seiner vortrefflichen Eigenschaften als Mensch und als Staatsbürger. Der Stadt Zürich und dem Kanton Zürich hat Dr. Bissegger während langen Jahren gedient als Mitglied des Grossen Stadtrates und des Kantonsrates. Diese Verdienste, insbesondere auch um die liberale Partei des Kantons Zürich, sind bei Anlass seines Hinschiedes dort in seltener Einstimmigkeit allgemein gewürdigt und anerkannt worden.

Im Jahre 1905 wurde Dr. Bissegger als Nachfolger des Herrn Stadtpräsidenten Pestalozzi zum Mitgliede des Nationalrates gewählt; er war auch mehrere Jahre Präsident der freisinnigdemokratischen Partei der Schweiz. Auch auf eidgenössischem Boden errang er sich rasch das Ansehen, das dem hochgebildeten Mann und warmen, grosszügigen Patrioten gebührte. Seine bewährte Mitarbeit bei wichtigen eidgenössischen Fragen und Aufgaben wird noch lange vermisst werden.

Am 9. Mai 1. J. starb in Schwyz Herr Ständerat SchulerStyger im 62. Lebensjahre. Herr Schuler war ein echter Volksmann und hat das ungeteilte Zutrauen der Bevölkerung seines Heimatkantons besessen. Äusserst zahlreich waren die Amtsstellungen, die er in der Gemeinde, im Bezirk und im Kanton Schwyz bekleidete. Was das Land an Würden zu vergeben hatte, wurde dem nun Verstorbenen zuteil. Im Jahre 1904 wurde er in den Regierungsrat gewählt, von 1906--08 war er Kantons-

650 landammann. Die allgemeine Beliebtheit und das Zutrauen, deren er bei seinen Mitbürgern sich erfreute, hat er nicht gesucht; alles Haschen nach äusserm Erfolg war seinem schlichten und bescheidenen Wesen fremd. Seine Gewissenhaftigkeit, sein Fleiss und seine Tüchtigkeit in der Erfüllung übernommener Pflichten und Aufgaben, sowie seine angeborene Güte und Leutseligkeit waren es, die ihm die Herzen aller öffneten. Es konnte nicht ausbleiben, dass einem Manne von so reichen Verdiensten um die Öffentlichkeit auch der Weg zu eidgenössischen Ehrenstellen nicht verschlossen blieb. Im Jahre 1911 wurde er in den Ständerat gewählt als Nachfolger des zurücktretenden Herrn Oberst von Reding. Herr Schuler gehörte der katholisch-konservativen Fraktion an. Seine fachmännischen Kenntnisse auf dem Gebiete der Landwirtschaft kamen in wichtigen einschlägigen Fragen wiederholt zur Geltung. Seine verständige, ruhige Art machte ihn zum ungemein sympathischen, geschätzten Kollegen, dessen blühendes Aussehen noch vor einem Jahre den Gedanken an ein so baldiges Lebensende nicht hätte aufkommen lassen.

Ich lade Sie ein, zu Ehren der beiden verstorbenen Kollegen von Ihren Sitzen sich zu erheben.

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lus den Verhandlungen des Bundesrates.

(Vom 4. Juni 1915.)

Das Finanzdepartement hat folgende Schenkungen erhalten und diese zugewiesen wie folgt : I. Der eidgenössischen Winkelriedstiftung Fr. 1000 durch Herrn G. Addor, in Lausanne, als Teilbetrag des Ergebnisses aus dem Verkaufe von Andenken, gemäss dem Übereinkommen mit den Herren Rouge, Dénéréaz und Sack.

II. Dem Notstandsfonds für Hülfsbedürftige: a. Fr. 2500 zum Kurse von 97. 60 = Fr. 2439. 80, die sich zusammensetzen aus: Fr. 1500, Ergebnis aus der Sammlung unter den Schweizern in Shanghai, Fr. 1000, Beitrag des Wohltätigkeitsvereins Helvetia in Shanghai ; b. Fr. 500 von Herrn Buss, Schweiz. Konsul in Batavia;

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16.06.1915

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