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Kreisschreiben des

Bundesrates an sämtliche Kantonsregierungen betreffend den Geschäftsverkehr zwischen den schweizerischen Zivilstandsämtern und den Standesorganen Preussens . und Elsass-Lothringens.

(Vom 25. Juni 1910.)

Getreue, liebe Eidgenossen !

Auf dem Wege des Notenaustausches ist unterm 15. Juni abbin zwischen der schweizerischen Gesandtschaft in Berlin und dem Auswärtigen Amte des Deutschen Reiches folgende Abmachung betreffend den G e s c h ä f t s v e r k e h r z w i s c h e n d e n s c h w e i zerischen Zivilstandsämtern.einerseits und den S t a n d e s o r g a n e n Preussens u n d E l s a s s - L o t h r i n g e n s anderseits abgeschlossen worden: 1. Die in P r e u s s e n zu erledigenden Ersuchen um Veröffentlichun von Eheaufgeboten, sowie um Ausstellung der im Artikel 2 der zwischen der Schweiz und dem DeutschenReiche: am 4. Juni 1886 abgeschlossenen Übereinkunft vorgesehenen Ehefähigkeitszeugnisse, werden künftig von der Kantonsregierung als der. Aufsichtsbehörde, der .schweizerischen Zivilstandsbeamten dem zuständigen preussischen Regierungspräsidenten als der gemeinschaftlichen Aufsichtsbehörde der für die Veröffentlichung der Eheaufgebote
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'regierung zu übersenden. Bei den im S t a d t b e z i r k e B e r l i n zu erledigenden Ersuchen wird die Kantonsregierung sich an den O b e r p r ä s i d e n t e n der P r o v i n z B r a n d e n b u r g in Potsdam .'wenden und darauf die Erledigungsstücke mit Rücksicht auf die preussischen Ressortverhältnisse durch den Polizeipräsidenten in ·Berlin erhalten, der auch die Beglaubigung zu übernehmen hat.

2. Für die in E l s a s s - L o t h r i n g e n zu erledigenden Ersuchen wird ein entsprechender Verkehr zwischen der Kantonsregierung und dem ö r t l i c h z u s t ä n d i g e n e r s t e n S t a a t s a n w a l t eingeführt. Da der Staatsanwalt nicht zu denjenigen Beamten ; gehört, deren Unterschrift nach dem Vertrage vom 14. Februar 1907 zur Anerkennung einer Urkunde in der Schweiz genügt, wird er die Beglaubigung der Erledigungsstücke durch den zuständigen Landesgerichtspräsidenten herbeiführen. , Diese Abmachung tritt mit 1. Juli 1910 in Kraft.

Indem wir Ihnen hiervon Kenntnis geben, erlauben wir uns, folgende Bemerkungen daran zu knüpfen: Vom ersten Juli nächsthin fällt die in unserem Kreisschreiben vom 20. September 1901 (Bundesbl. 1901, Bd. IV, S. 245, reproduziert in den Nachträgen zum Handbuch für die schweizerischen Zivilstandsbeamten S. 131) gegebene Weisung, dass der Verkehr zwischen den schweizerischen Zivilstandsbeamteu und den Standesbeamten Preussens und Elsass-Lothringens auf diplomatischem Wege, d. h. durch Vermittlung der schweizerischen Gesandtschaft in Berlin erfolgen solle dahin und es tritt an deren Stelle die vorstehende Abmachung, die eine wesentliche Beschleunigung des Verkündverfahrens herbeiführen wird.

Um Weiterungen und Verzögerungen zu vermeiden, sollen die Zivilstandsbeamten, die ein Verkündgesuch preussischer oder elsass-lothringischer Staatsangehöriger aufzunehmen haben, sich jeweilen von den Parteien, soweit möglich, den Regierungsbezirk angeben lassen, in welchem der Ort liegt, wo die Verkündung stattfinden, oder von dessen Behörde das Ehefähigkeitszeugnis ausgestellt werden soll. Die Instanzen, an welche die Ersuchsschreiben von der Kantonsregierung zu richten sind, können danach aus den bekannten Hülfsbüchern mit Leichtigkeit bestimmt werden. Als solche nennen wir: 1. Ritter, Geographisches Lexikon, das sehr genaue Angaben über sämtliche Ortschaften der Erde enthält. Preis 50 Mark.

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2. Neumanns Orts- und Verkehrslexikon des deutschen Reichs. Bibliographisches Institut Leipzig, 1905, 2. Bd. Preis Mark 17. 50.

3. Generalregister zum Gemeindelexikon für das Königreich P r e u s s e n . 2 Bände, Berlin 1909. Preis Mark 10.80.

Zugleich mit diesem Werke müsste mit Bezug auf ElsassLothringen benutzt werden: Ortschaftsverzeichnis von ElsassLothringen, herausgegeben vom statistischen Bureau von ElsassLothringen. Strassburg bei Fr. Bull, Verlagshandlung, l Band, Preis Mark 2. 80.

Wir benutzen diesen Anlass, Sie, getreue, liebe Eidgenossen, samt uns in Gottes Machtschutz zu empfehlen.

B e r n , den 25. Juni

1910.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Comtesse.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Schatzmann.

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Kreisschreiben des Bundesrates an sämtliche Kantonsregierungen betreffend den Geschäftsverkehr zwischen den schweizerischen Zivilstandsämtern und den Standesorganen Preussens und Elsass-Lothringens. (Vom 25. Juni 1910.)

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1910

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29.06.1910

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220-222

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