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Schweizerische Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 4. April 1910 zur Fortsetzung der ordentlichen Wintersession zusammengetreten.

Als neue Mitglieder sind erschienen : im. Nationalrat:

S t e i n e g g e r , Martin, Bezirksarzt, in Lachen (Schwyz).

R i t z e h e l, Marc-Eugen, Advokat, in Genf.

im Ständerat: B ö h i, Albert, Oberrichter, in Bürglen (Thurgau).

Im N a t i o n a l r a t eröffnete Herr Präsident Rössel die Session mit folgenden Worten : Am Abend des 2. Januar starb in seinem 49. Altersjahre Herr Ständerat Adolf Deucher, der älteste Sohn des Herrn Bundesrat Deucher, dem wir uns um so mehr gedrungen fühlen, unser achtungsvolles und tiefes Beileid zu bezeugen, als ein nicht weniger schweres Leid ihn einige Tage darauf heimsuchen sollte.

Geboren zu Steckborn im Jahre 1861, hatte der Verstorbene an verschiedenen Universitäten der Schweiz und des Auslandes gute juristische Studien gemacht. Nach einer glänzenden Anwaltspraxis bekleidete er richterliche Ämter, u. a. dasjenige eines Staatsanwaltes seines Heimatkantons.

An den heissen Kämpfen der thurgauischen Politik nahm er seit vielen Jahren einen lebhaften Anteil ; dabei erwies er sich als ein sehr unabhängiger und kampflustiger Charakter, und die Anschauungen, die er vertreten, das Parteilager, in dem er gefochten, und die Freunde, die er gesucht hat, waren verschieden

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von denen seines Vaters, mit dem ihn übrigens die innigsten Bande verknüpften. Er war ein Mann von festen Überzeugungen und unbezwingbarer Tatkraft, -den erlittene Niederlagen nie entmutigten. Seinen ersten grossen Erfolg hatte er vor Jahresfrist davongetragen: er war Mitglied des Ständerates geworden, wo er das Programm der ostschweizerischen Demokraten verfocht. Rasch gewann .er im Rate eine ansehnliche Stellung, und noch im Verlaufe der jüngsten Session hat er mehr als einmal mit gewohnter Kraft und Entschiedenheit das Wort ergriffen, als plötzlich eine Krankheit, die schon in den ersten Tagen seine Umgebung beunruhigte, ihn zwang, das Bett zu hüten.

Man hoffte, dass seine Jugend und seine starke Konstitution ihn retten würden. Es schien sogar, dass eine merkliche Besserung seines Zustandes eingetreten sei, als sein Herz plötzlich zu schlagen aufhörte.

Dieser Todesfall, der in der ganzen Schweiz einen schmerzlichen Widerhall gefunden, beraubt die Bundesversammlung eines ihrer arbeitsamsten und ausgezeichnetsten Mitglieder. Wir bitten die Familie des Herrn Adolf Deucher, die Versicherung entgegenzunehmen, dass ihre Trauer auch die unsrige ist.

Im S t ä n d e rat gedachte Herr Präsident Dr. Usteri ebenfalls in ehrenden Worten des verstorbenen Kollegen, Ständerat Dr. Adolf Deucher.

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Jahr

1910

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15

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13.04.1910

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721-722

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