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Schweizerische Bundesversammlung,

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 8. Juni 1897 zur ordentlichen Sommersession zusammengetreten.

Neugewählte Mitglieder : N a t i o n a l rat: Herr K o c h l i n, Karl, Industrieller, von und in Basel.

Im N a t i o n a l r a t eröffnete der abtretende Präsident, K e e l , die Session mit folgenden Worten:

Herr

Ich heiße Sie, meine Herren Kollegen, zur ordentlichen Sommersession willkommen. Wie bei der Eröffnung der letzten außerordentlichen Session der eidgenössischen Räte, so kann ich auch heute zur Freude aller konstatieren, daß die göttliche Vorsehung den National- und Ständerat vor jeglichem schmerzlichen Verlust bewahrt hat. Wir danken ihr dafür.

Die letzte Session war kurz. Inzwischen gingen die großen parlamentarischen Aufgaben, die Ihrer Behandlung warten, der Reife entgegen. Auf unserer Traktandenliste stehen vorab drei Gegenstände von weittragender Bedeutung : die Frage der Krankenund Unfallversicherung, diejenigen des Eisenbahnrückkaufes und der Rechtseinheit; die letztere eine Frage ideeller und ethischer Natur, die andere eine Frage des öffentlichen Verkehres und die dritte eine Frage intensiv socialen Charakters.

Wohl wird die Frage der Rechtseinheit die wenigst hohen Wellen werfen, mächtigere die Eisenbahnverstaatlichung, die mit einem Staat im Staate zu ringen haben wird. Am tiefsten aber wird die Unfall- und Krankenversicherung in unser gesamtes sociales Leben eingreifen, und die Annahme der Vorlagen durch das Volk wird ein Markstein in der socialen Geschichte des Schweizervolkes sein.

Gewiß sind die Schwierigkeiten groß, die einer glücklichen Lösung der Probleme entgegenstehen ; aber sie sollten überwindlich

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sein, wenn Maß und Takt und Selbstbeherrschung bestehende Verhältnisse achten und berechtigten Forderungen Rücksicht tragen, wenn nicht der Egoismus -- das Erbübel unserer Zeit -- die Führung übernimmt, sondern ein weiter Blick das Ganze mehr im Auge hat als die Einzelteile, und ein aufrichtig christlich-warmes Herz für die Leiden und die Härten des menschlichen Daseins den Gesetzgeber beseelt und leitet.

Seit wir gegen Ende vom letzten März von einander geschieden sind, hat rohe Gewalt und die Furie des Krieges im Orient, in Hellas fortgewütet. Das kleine Volk ist der Übermacht der Waffen und der Diplomatie der europäischen Großmächte unterlegen, in deren Händen nun das Geschick des unglücklichen Landes liegt.

Der Krieg fand ein schnelles Ende; es war ein Krieg, der wie für jedes kleine Land, so auch für die Schweiz an Lehren überreich ist.

Die Neubestellung der Bureaux ergab folgendes Resultat: Nationalrat.

Präsident:

Herr G r i e s h a b e r , Robert, von Unterhallau, in Schaffhausen.

Vizepräsident: ,, T h é l i n , Adrien, von Bioley-Orjulaz, in La Sarraz.

Stimmenzähler : ,, G o ö d , Wilhelm, von und in Mels.

,, A l o s e r , Johannes, von und in Klein-Andelfingen.

,, ,,

Z i m m e r m a n n , Job., von Lyß, in Aarberg.

P a i l l a r d , Emile, von Ste-Croix, in Yverdon.

Ständerat.

Präsident: Herr R a s c h e i n , Luzius, von und in Malix.

Vizepräsident: ,, H i l d e b r a n d , Joseph, von Cham, in Zug.

Stimmenzähler : ,, R o b e r t , Arnold, von und in Chaux-de-Fonds.

., D äh l er, Edmund, von und in Appenzell.

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Jahr

1897

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23

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09.06.1897

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655-656

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