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Bericht des

schweizerischen Kommissärs für die dritte internationale geographische Ausstellung (in Venedig, 1881) an das eidgenössische Departement des Innern.

(Vom 4. Februar 1882.)

Tit.

Am 8. April 1881 wurde der Unterzeichnete vom h. Bundesrathe zum Kommissär bei der internationalen geographischen Ausstellung in Venedig bezeichnet.

Am 11. gl. Mts. hat Ihr Departement ihm sachbezügliche Instruktionen ertheilt, denen entsprechend er nun die Ehre hat, gegenwärtigen Bericht an Sie zu richten.

Mit Rüksicht auf den baldigst bevorstehenden Ablauf der Frist für Anmeldungen, welche vom italienischen Organisationskomite auf den 15. Mai festgesezt war, mußte der Kommissär zunächst darauf bedacht sein, eine angemessene Theilnahme der Schweiz an der Ausstellung zu ermöglichen. Zu diesem Zweke wurde bereits am 13. April ein Aufruf an alle Diejenigen gerichtet, welche an der vorhergehenden internationalen geographischen Ausstellung (in Paris, 1875) theilgenommen hatten, sowie an diejenigen Theilnehmer an der Weltausstellung in Paris von 1878, deren Erzeugnisse unter das Programm von Venedig subsumirt werden konnten.

Sodann wurde Vorsorge getroffen, dem Publikum durch die Presse die Bedingungen der Ausstellung zur Kenntniß zu bringen

320 und dasselbe zur Theilnahme zu veranlaßen. Die bernische geographische Gesellschaft ließ in dieser Beziehung dem Kommissär ihre thätige Mitwirkung angedeihen, indem sie theils direkte Schritte bei zur Ausstellung geeigneten Persönlichkeiten that, theils dem Unternehmen alle wünsehbare Publizität gab.

Um die Aussteller, deren sich bis dahin keiner angemeldet hatte, anzuziehen, sicherte man denselben möglichst vorteilhafte Bedingungen, indem alle Kosten des Unternehmens, von der Ankunft der Gegenstände in Bern, das als Sammelpunkt gewählt wurde, an gerechnet bis zum offiziellen Schlüsse der Ausstellung in Venedig, der Eidgenossenschaft überbundeu wurden. Es blieben also den Ausstellern nur noch zu tragen die Kosten der Sendung ihrer Ausstellungsgegenstände nach Bern und ihrer Rüksendung von Venedig nach beendigter Ausstellung, welche Vorkehruag das Kommissariat übrigens auf Rechnung der Aussteller übernahm.

Diese bedeutenden Vortheile, welche bei der geographischen Ausstellung in Paris von 1875 nicht gewährt wurden, schienen diesmal eingeräumt werden zu können, auch bei Einhaltung der Grenzen des von den Räthen votirten Ansazes von Fr. 5000, unter der Bedingung, daß alle Ausgaben auf das durchaus Nothwendige beschränkt würden, und im Hinblik auf die wesentliche Vereinfachung des Transports und der ganzen Organisation durch gleichzeitige Besorgung der gesammten schweizerischen Abtheilung, statt einer gesonderten Behandlung jedes anlangenden Ausstellungsgegenstandes.

Dieses .Verfahren erleichterte im Weitern die Sichtung und Klassifizirung der eingesandten Gegenstände und ermöglichte es, in Bern eine vorbereitende Ausstellung eines Theiles derselben zu organisiren, wie dies mehrseitig gewünscht wurde.

Die Anmeldungen, 87 an der Zahl, wurden dem italienischen Organisationskomite rechtzeitig übersandt; ihre Berüksichtigung hätte aber bedeutend größere Lokale erfordert, als die anfänglich für die schweizerische Abtheilung bestimmten. Nach neuen Schritten, welche durch den schweizerischen Konsul in Venedig nachdrüklich beim Lokalkomite unterstüzt wurden, konnte der ursprüngliche Raum für unsere Abtheilung schließlich verdoppelt werden, so daß verfügbar wurden : ungefähr 60 m 2 an Tischen und 250 m 2 an wirklich benuzbarer Wandfläche ; und troz dieser bedeutenden Vermehrung mußte das Kommissariat
einige Anmeldungen beschneiden.

Fünf Aussteller von den 87 vorgesehenen haben ihre Einschreibung zjirükgezogen, sei es, weil sie ihre Arbeiten nicht echtzeitig fertigstellen konnten, sei es aus andern, nicht angegebenen Gründen; Die 82 übrig gebliebenen sind im Ausstellungskatalog einzeln angeführt.

321 Die meisten der angemeldeten Gegenstände langten jedoch verspätet an ihrem vorläufigen Bestimmungsort Bern an, wo sie spätestens auf den 25. Juni erwartet waren. Infolge dieser zahlreichen Verzögerungen konnte die Absendung der schweizerischen Abtheilung nach Venedig erst mit dem ersten Zug des 5. August erfolgen. Am 7. langte Alles glüklich am Bestimmungsorte an, mit einer Verspätung von acht Tagen gegenüber dem vom Reglement auf 31. Juli festgesezten Termin, welche übrigens das Kommissariat rechtzeitig durch das italienische Organisationskomite hatte acceptiren lassen.

Die verlängerte Frist für Annahme von Gegenständen in Bern wurde zu deren Prüfung, definitiven Zulassung und Klassifikation, sowie zur Ausarbeitung und zum Druke des Katalogs, zur Organisation einer vorläufigen Partial-Ausstellung und endlich zur Verpakung und Versendung benuzt.

Die bernische geographische Gesellschaft war neuerdings behülflich bei der Sortirung der eingelangten Ausstellungsgegenstände, namentlich der Klasse Unterrichtswesen, für welche einige Aussteller bedeutend größere Partien als die angemeldeten einsandten, deren namhafte, 'dem verfügbaren Plaze entsprechende Reduzirung daher nothwendig wurde. Die nämliche Gesellschaft arbeitete auch sehr thätig an der Organisation der oben erwähnten vorläufigen Ausstellung, welche vom 28. bis zum 31. Juli mit unerwartetem Erfolge im Verwaltungsgebäude der Jura-Bern-Luzern-Eisenbahngesellschaft, in von derselben mit großer Zuvorkommenheit zur Verfügung gestellten Lokalen, stattfand.

Die Ablehnung von Gegenständen, sei es wegen Raummangel, sei es wegen zweifelhafter Ansstellungswürdigkeit, hat eine einzige Reklamation zur Folge gehabt, welche vom Departement bereits erledigt ist.

Alle von den Ausstellern dem Kommissariat anvertrauten Gegenstände wurden für den Transport bis Venedig beim schweizerischen Lloyd in Winterthur gegen eine Prämie von llz u/oo ihres Werthes versichert ; lezterer wurde, so viel als möglich auf Grund der Angaben der Aussteller, auf Fr. 36,230 festgesezt.

Da keine schweizerische Gesellschaft die Brandversicherung für die Zeit des Aufenthaltes der Gegenstände in Venedig übernehmen wollte, so mußte man sich diesfalls an eine italienische Gesellschaft, ,,Assicurazioni generali"1, wenden, bei welcher Herr Konsul Ceresole die schweizerische Abtheilung für eine Totalsumme von Fr. 39,010 und für einen Zeitraum von drei Monaten gegen Zahlung von ill2°loo des Betrags der Police versicherte.

322 Da alle Aussteller die vom Kommissariat anerbotene Vermittlung der Riiksendung der Gegenstände von Venedig annahmen, so wurden diese auch für die Heimsendung gegen die gleiche Prämie von l k °/oo versichert.

Den Konvoi der schweizerischen Abtheiluüg begleitete hin und zurük Herr Giovanni Corecco, Geometer, von Bodio (Kanton Tessin), der am 21. Juli mit Einwilligung des Departements als Aufseher angestellt wurde. Dieser junge Mann war bei der Verpakung in Bern zugegen, besorgte die Auspakung und die Aufstellungen in Venedig, unter der Leitung des Herrn Konsul Ceresole, und übte während der ganzen Dauer der Ausstellung, vom 1. bis zum 30. September, die allgemeine Beaufsichtigung der schweizerischen Abtheilung aus, für welche das italienische Organisationskomite im Weitern vier Wächter zur Verfügung gestellt hatte; endlich besorgte er die Rüksendung aller Gegenstände und konnte am 16. Oktober in Bern entlassen werden. Herr Konsul Ceresole und der unterzeichnete Kommissär können sich nur lobend über den Eifer und das gute Verhalten des Herrn Corecco aussprechen.

Die Hin- und die Rüksendung konnten mittelst eines einzigen Waggons geschehen, enthaltend 59 Colis für hin und 67 Colis für zurük, im Gesammtgewichte von 2700 kg. (resp. 2800). Sechs Aussteller, welche ihre Gegenstände nicht rechtzeitig nach Bern senden konnten, spedirten sie auf ihre Kosten direkte nach Venedig.

Ueber den Zustand der Gegenstände beim Rükempfange gingen von Seite der Aussteller keine Reklamationen ein.

Die vorbereitenden Anordnungen und Dispositionen in Venedig und die Installation der ganzen schweizerischen Abtheilung wurden vom schweizerischen Konsul, Herrn Viktor Ceresole, geleitet; dank seiner" nachdrüklichen Verwendung wurden die anfänglich der Schweiz reservirten ungenügenden Lokale durch andere, den Anforderungen becser entsprechende ersezt. So wurden uns im zweiten Stokwerk des königlichen Palastes zwei Zimmer und vier Kabinete eingeräumt, alle anstoßend und sehr gut gelegen, um den Besuchern die vollständige Prüfung der schweizerischen Sektion zu erleichtern. Die Säle wurden von Herrn Ceresole zwar einfach, aber sehr geschmakvoll dekorirt, indem es ihm gelang, den in andern Abtheilungen entfalteten Luxus mit V ortheil zu ersezeu durch einfache Leinwandtapeten mit den eidgenössischen Farben, verstärkt durch
die nationalen Wappenschilde und einige andere Motive, sowie durch die im Jahr, -1848 " von_ Manin der schweizerischen Kompagnie bei der Belagerung von Venedig geschenkte Fahne.

323 Die für die Tapezirung der Säle erforderliche Leinwand wat in Bern gekauft worden und konnte am Schlüsse der Ausstellung .ziemlich vortheilhaft wieder verkauft werden.

Die Pläne für die Anordnung der verschiedenen Gegenstände ^waren in Bern zum voraus nach den Angaben des Herrn Ceresole über die Dimensionen der Wände und der Säle vorbereitet worden.

Seiner Thätigkeit war es zu verdanken, daß die schweizerische Abtheilung zu den wenigen gehörte, welche am Tage der Eröffnung der Ausstellung vollständig organisirt waren.

Um eine annähernde Vorstellung von dem Umfange der Ausstellung von Venedig zu geben, lassen wir hier eine vergleichende Uebersicht der Zahl der Katalognummern dieser Ausstellung und der Pariser Ausstellung von 1875 folgen.

Venedig.

Paris.

Italien .

1324 89 England und Kolonien 966 203 Frankreich 689 1565 Oesterreich .

.

.

.

.

. 462 Ì >~,, Ungarn 507 / *00 Schweiz 477 225 Rußland . 475 483 Deutschland .

.

.

.

.

.

370 300 Argentinien .

.

.

.

.

. 257 159 Japan 196 13 Niederlande .152 369 Vereinigte Staaten 120 29 Spanien 114 62 Belgien 106 125 Aegypten 101 l Schweden .

.

.

.

.

.

. 8 6 229 Chili . . · " .

.

81 · 26 Brasilien .

.

.

.

. . .

75 l Griechenland .

.

.

.

.

. 5 5 -- Venezuela .

.

.

.

. "'··'· ..

30 -- Europäische Donau-Kommission .

.

.

2 ', -- Portugal .

.

.

.'

. '.

. : -" ', ' ; · · ' 175 Dänemark .

-- 110 Alpenklubs , -- . 104 Norwegen .

.

.

.

.

.

.

-- 100 Türkei -- 48 Hawaï -- '8 Zahl der Nummern

6645

4877

324 Da das Reglement für die Jury erst nach Eröffnung der Ausstellung erlassen wurde, so ließ die Zusammensezung und die Funktion dieser Behörde viel zu wünschen übrig.

Von der Vollmacht Gebrauch machend, welche ihm diesfalls vom Departement ertheilt worden, bezeichnete der Kommissär dem Organisationskomite folgende Mitglieder der Jury: Für Klasse I, IV, VIII: Herrn Konsul Viktor Ceresole in Venedig..

,, ,, 11, III: ,, Professor Forel von Morges.

,, ,, . V: ,, ,, P. Chaix von Genf.

,, ,, VI, VII : ,, Dr. August v. Bonstetten, Mitglied des Komites der bernischen geographischen Gesellschaft.

Aus der folgenden Uebersicht ist zu entnehmen, welche Belohnungen der schweizerischen Abtheilung durch die Jury zuerkannt worden sind.

1.

2.

3.

4.

5.

I. Klasse. Mathematische Geographie, Geodäsie, Topographie.

Von 47 Prämirungen fielen der Schweiz 5 zu (10,6°/o), nämlich: Auszeichnungsschreiben : Eidgenössisches topographisches Bureau.

,, Schweizerische geodätische Kommission.

Medaille II. Klasse : J. Kern in Aarau.

Ehrenmeldung: Amsler-Laffon in Schaffhausen.

,, David Perret in Neuenburg.

1.

2.

3.

4.

5.

6.

II. Klasse. Hydrographie, maritime Geographie.

6 Prämirungen auf 44 (13,6%).

Ehrendiplom I. Klasse: Eidgenössisches topographisches Bureau.

Eidgenössisches Baubüreau.

fl Medaille II. Klasse: Henri Grandjean & Cie. in Locle.

,, Girard-'Perregaux in La Chaux-de-Fonds.

,, ,, Amsler-Laffon in Schaffhausen.

Ehrenmeldung: Oberstlieutenant Pictet (f) in Genf.

III.

Klasse. Physikalische, meteorologische, geologische, botanische und zoologische Geographie.

9 Prämirungen von 78 (11,6 %).'

1. Auszeichnungsschreiben: Meteorologische Centralanstalt.

2. Ehrendiplom I. Klasse: Schweizerische geologische Kommission.

3.

,, Eidgenössisches topographisches Bureau und schweizerischer Alpenklub.

325

4. Medaille I. Klasse: 5.

,, 6. Medaille II. Klasse: 7. Ehrenmeldung: ·8.

,, 9.

,,

Dr. Stapf in Airolo.

Professor Heer in Zürich.

Professor Mosch in Zürich.

Ingenieur Grosset in Bern.

Professor Fritz in Zürich.

Wurster & Cie. in Zürich.

IV. Klasse. Anthropologische, ethnographische und philologische Geographie.

2 Prämirungen von 46 (4,3 °/o).

1. Ehrendiplom I. Klasse: Helvetische Gesellschaft der Naturwissenschaften.

2.

,, II.

,, Missionsgesellschaft in Basel.

1.

1.

3.

4.

V. Klasse. Historische Geographie, Geschichte der Geographie.

4 Prämirungen von 77 (5,2%).

Ehrendiplom I. Klasse: Kollektion Amrein.

,, Bibliothek der Stadt Bern.

Medaille II. Klasse: H. Keller in Zürich.

Ehrenmeldung: v. Bonstetten in Bern.

VI. Klasse. (Monomische, kommerzielle und statistische Geographie.

5 Prämirungen von 54 (9,3 °/o).

1. Auszeichnungsschreiben: Eidgenössisches statistisches Bureau.

2.

,, Eidgenössisches Eisenbahndepartement.

3. Ehrendiplom I. Klasse: Eidgenössisches Baubüreau.

4.

,, Bernische geographische Gesellschaft.

5. Medaille II. Klasse: Bundesrath Bavier.

VII. Klasse. Methodologie, Lehre und Verbreitung der Geographie.

8 Prämirungen von 69 (ll,6°/o).

1. Medaille I. Klasse: 2.

,, H.

,, 3.

,, ,, ,, 4.

,, ,, ,, 5. Ehrenmeldung: 6.

,, 7.

^ 8.

,,

Ingenieur Imfeid in Bern.

Wurster, Randeggerà Cie. in Winterthur.

Dr. Ziegler in Basel.

Bürgi in Allschwyl.

Schulausstellung in Bern.

Schulausstellung in Zürich.

Institut Beust in Hottingen.

Professor Gerster in Winterthur.

326

Vili. Klasse. Geographische Erforschungen und Reisen.

4 Prämirungen von 101 (4 °/o).

1. Ehrendiplom I. Klasse: Alpenklub.

2. Medaille II. Klasse: J. Beck in Straßburg.

3. Ehrenmeldung: Sandoz in Neuenburg.

4.

,, Internationale Gesellschaft für Verbandstoff-Fabrikation in Schaffhausen.

Von 82 Ausstellern wurden 39 prämirt ; Verhältniß der Prämirungen 48 %.

fi 18 1fi Italien Frankreich 19 6 11 8 5 ?, Oesterreich 5 10 3 Schweiz 9 4 Deutschland 9 9 10 9, Rußland fi Ungarn .

3 4 4 4 Schweden . . .

9, 6 4 5 Niederlande und Kolonien 4 England und Kolonien 8 3 1 9 Spanien 11 1 3 Argentinien 1 Vereinigte Staaten . . .

9 2 1 Griechenland fi 9 Japan . . .

1 1 Aegypten 4 1 9, Brasilien 3 Belgien 1 1 Chili 1 Portugal Bulgarien 1 -- Oesterreichischer Alpenklub -- ' 65 72 123 Total

« i2 1 1 ?, 1 2 1

9,9, 14 ?,2 11 6 4 fi 8 3 1 4 3 1 1 1

9, 1 1

?,R 15 10 13

5 9 9 7 4 3 1 9 1 7 9: 1 1 1

1 1

-- -- 21 108 125

Total der Prämirungen

IQ «1*

Ehrenmeldungen

2 a> 1|

^^ OS

Medaillen II. Klasse

Medaillen I. Klasse

Ehrendiplome . I. Klasse

Staaten.

Auszeichnungsschreiben

Uebersicht der an der Ausstellung von Venedig zuerkannten Prämirungen.

94

66 49 43 34 34 30 25 23 19 19 18 12 11 11 8 6 5 4 1 1 1 514

327 Auf Angehen des Präsidiums der Jury theilte ihm der Kommissär ein vorläufiges Verzeichniß der Gegenstände mit, welche der Aufmerksamkeit dieses hohen Areopags besonders zu empfehlen sein möchten. Dieses unter Mitwirkung der ungenannten schwei/.erischen Mitglieder aufgestellte Verzeichnis wurde im Allgemeinen berüksichligt ; doch finden sich in der Liste der Prämien Auslassungen, die wir bedauern. Dieser Umstand und die Aufnahme von früher nicht erwähnten Gegenständen auf diese Liste scheint darauf hinzudeuten, daß anderweitige Hebel bei der Jury in Anwendung kamen.

Ohne diese Frage näher ergründen zu wollen, mußten wir dieselbe doch erwähnen, um die Verantwortlichkeit, die man uns aufbürden könnte, ins rechte Licht zu sezen.

Die Prämien sind gegenwärtig vom italienischen Romite noch nicht verabfolgt worden.

Gemäß den dem Departement zugestellten Rechnungen beliefen sich die Gesammtausgaben des Kommissariats auf Fr. 6816. 32,, ungerechnet die Kompetenzen des Komite der bernischen geographischen Gesellschaft im Betrag von Fr. 400 und diejenigen des Unterzeichneten.

Die Einnahmen und sonstigen vom Kommissariat erzielten Eingänge betragen dagegen Fr. 1615. 71.

Es verbleibt daher zu Lasten der Eidgenossenschaft eine Summevon Fr. 5203. 61, außer den zwei oben erwähnten nicht liquidirten, Posten.

Der allgemeine Eindruk, den die geographische Ausstellung in Venedig zurükgelassen hat, geht, wie wir glauben, dahin, daß man für künftige Veranstaltungen solcher Art besser präzisirte Programme aufstellen sollte. Der Ausdruk Geographie ist in der That sehr elastisch und gestattet sehr abweichende Auslegungen; infolge dessen waren die Sektionen der verschiedenen Nationen mit einander gar nicht zu vergleichen.

Sodann hat man auch gefunden, daß der Zeitraum von sechsJahren, der seit der vorhergehenden Ausstellung verflossen, viel zu kurz und ein Zwischenraum von 10, 15 oder selbst mehr Jahren vorzuziehen sei, sowie daß künftig nur neue Gegenstände mehr zuzulassen sein dürften, außer es handle sich um vergleichende Kollektionen, welche den jeweiligen Stand oder die historische Entwiklung der verschiedenen Zweige veranschaulichen sollen.

328 Verglichen mit der Pariser geographischen Ausstellung von 1875 und mit der Pariser Weltausstellung von 1878 vermochte die internationale geographische Ausstellung .von Venedig in der That keine wesentlichen Aenderungen, keine Fortschritte in den Klassen, welche besonders für die Schweiz von Interesse sind, aufzuweisen.

Was z. B. die Topographie und die Kartographie betrifft, so läßt sich der zuverläßige und vorzügliche Bericht von Oberst Siegfried sei. über die Ausstellung von 1878 auch auf die Venediger Ausstellung noch wörtlich anwenden. Man könnte in der leztern Ausstellung einfach die immer stärker hervortretende Tendenz konstatiren, für die Vervielfältigung von Karten die raschen Verfahrungsarten den früher angewandten langsamem, aber vielleicht in artistischer Beziehung mehr leistenden Methoden vorzuziehen.

Man wird wohl auch in der Schweiz dieser Tendenz folgen müssen, da sie unverkennbaren Bedürfnissen entspricht. Einstweilen jedoch sind die neuen Verfahrungsarten noch nicht so weit abgeklärt, daß wir die eine oder andere derselben wählen könnten, und anderseits gestatten unsere bescheidenen Geldmittel keine kostspieligen Versuche. Wir müssen daher die anderweitig erzielten Resultate ans der Ferne, aber aufmerksam, verfolgen.

Die unbestreitbaren Erfolge, welche die schweizerische Abtheilung an dei- Ausstellung in Venedig davontrug, sind zunächst den Anstrengungen der Aussteller selbst zu verdanken, sodann zum guten Theile auch, einerseits der rührigen Intervention der bernischen geographischen Gesellschaft bei dem Aufruf an das Publikum und bei den Vorarbeiten in der Schweiz, anderseits der unabläßigen Fürsorge des schweizerischen Konsuls , Hrn. Viktor Ceresole, die er zur Wahrung der nationalen Interessen vor, während und nach der Ausstellung bethätigte.

Mit Zustimmung des Departements sind' einige der von demselben , beziehungsweise vom topographischen Bureau ausgestellten Gegenstände nach Schluß der Ausstellung der Munizipalität von Venedig, der italienischen geographischen Gesellschaft und dem Ministerium für Landwirtschaft in Rom geschenkt worden.

B e r n , 4. Februar 1882.

Der schweizerische Kommissär für die III. internationale geographische Ausstellung in Venedig von 188Ì: J. Dumnr.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Kommissärs für die dritte internationale geographische Ausstellung (in Venedig, 1881) an das eidgenössische Departement des Innern. (Vom 4.

Februar 1882.)

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1882

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08

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18.02.1882

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319-328

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